: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 12. September 2011

Räder und Mauern

Die geneigten Leser werden es ahnen: Wenn sich hier die Bilder von alten Rädern in der Stadt und von Menschen vor alten Mauern häufen - dann geht es Richtung Berge und darüber hinaus.



Fast, fast ist das schon Italien. Allerdings ist das noch Deutschland, genauer Bayern, wo heute noch einmal italienischer Sommer war, heiss, knallblau und obendrein eine ehemalige Rentnerveranstaltung namens "Tag des offenen Denkmals". In den Altstadthäusern gleicht das inzwischen fast einer Facebookparty. Hört man sich da um, ist es nicht schick, in der Altstadt zu wohnen. Es ist das einzige, das in Frage kommt, wenn man etwas findet. Ach, Sie haben ein Haus? Ist da was? Nein? Schade.



Es gab eine Zeit, da war ich hier im Haus der jüngste Bewohner. Inzwischen bin ich der Älteste. Das lässt hoffen für die Zukunft, denn so schnell wird sich an dem Trend nichts ändern. Und es ist doch schön, wenn so eine alte Stadt neu bewohnt wird. Das geht in Italien, das geht hoffentlich auch bei uns.

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Freitag, 9. September 2011

Unverkabelt

Ich habe so etwas wie eine Generaltheorie der Inneneinrichtung: Man richtet sich um so üppiger ein, je schlichter der Medienkonsum ist. Ich glaube, es gibt einen Kausalzusammenhang zwischen dem TV-Gerät und dem Niedergang der Möbelindustrie: Wer am Abend nach Hause kommt und sich vor die Glotze und später den Rechner wirft, braucht einfach keine hübschen Möbel. Das ganze Bunt und Schnell und Aufregend kommt dann aus dem Medium. Da ist es dann auch gut, wenn das drumherum nicht allzu viel Kontrast liefert.



Bei mir ist es bekanntlich etwas anders, ich habe keinen Fernseher, und die Seiten, die ich im Internet besuche, sehen eher nicht so aus wie SPONschleim oder Bild. Ich muss sogar sagen, dass mir normale Beiträge im FAZ-Layout viel zu chaotisch sind; ich finde die Form bei den Blogs gut und erträglich. Der Medienkonsum also stört nicht in meinem Lebensbereich. Die World of Interiors fügt sich nahtlos ein, ein wichtiges Element sind die Bücher in meinem Leben, und irgendwie kann ich nicht umhin zu sagen: Die Wired und GQ haben einfach nicht in meine Wohnung gepasst. Das ist auch Lesern aufgefallen. Es geht nicht zusammen. Ich würde das auch nicht mehr kaufen.



Ich persönlich finde viele Gedanken in diesem Heft sehr viel scheusslicher als die Gestaltung. Es ist nicht gut, und dabei könnte man es fast belassen; aber es zeigt halt, dass Blogger plus Journalistenschüler plus Medienmeckerer auch keine guten Produkte machen - man denke da nur an all die Wortgewalt, mit der Beteiligte andere Medien runtermachten und nun selbst so ein extraweiches Anzeigenvertrieblerklopapier abliefern (wenn nicht gerade die eigenen Kumpels hofiert werden). Aber das ist alles schon beiseite gelegt.

Zur Entspannung lese ich in der Regel Bücher, und wirklich fein war heute Vita Sackville-West mit ihrer Reise, die sie 1925 in einen entlegenen Teil Persiens unternahm. Sehr unterhaltsam, besonders in einem Punkt:



Dann nämlich, als noch ein Herr einer amerikanischen Forschungsgesellschaft dazu kommt und sie vermerkt, das seien jetzt 5 Europäer.

Da stolpert man 85 Jahre später drüber, man muss sich erst mal wieder eindenken in eine Epoche, in der "der Westen" noch ein gemeinsamer Kulturraum von eher europäischer Definition war. 1925 steckte Hollywood noch in den Kinderschuhen, es gab keine amerikanische Hegemonie der Kultur, die jetzt erst ganz langsam wieder zu bröckeln beginnt, weil der amerikanische Weg am Ende ist, und Europa eigene Lösungen finden muss, Soll. Sollte. Wie man ja weiter oben gesehen hat. Man kann nicht amerikanische Lösungen für Europäer liefern. Vielleicht für amerikanisch sozialisierte Europäer und Leute ohne Kultur, aber nicht für Europäer. Das war 1925 eben noch ganz anders. Solche Kleinigkeiten erfreuen auf fast jeder Seite. Sackville-West hebt besonders hervor, wie abgeschieden diese Region und die Reisenden von jeder Nachricht sind, und man merkt es dem Buch an, denn es ist stark, verdichtet und frei von anderen Kontexten erlebt. Es ist unverkabelt. Sie wandert frei durch eine Region, und alles, was sie noch mit Teheran verbindet, ist ein Brief des dort lebenden Khan, der seinen Untertanen Schlimmes androht, falls ihr etwas zustossen sollte.

Ich würde nicht wegen Wired sagen, dass mich das Internet oder die Medien nerven, da gibt es Schlimmeres. Ich kann und will es mir auch nicht leisten, ohne Rechner wegzufahren, denn irgendwo muss ich meine Eindrücke aufschreiben. Aber einen Moment oder zwei, auf jeder Seite, ist diese Lage von Sackville-West beneidenswert. Bis sie auf einem Pass ihre Karawane verpasst, einen falschen Weg geht und sich dann kaum mehr zurechtfindet: Es ist ja 1925. Man kann da nicht anrufen oder eine SMS schreiben. Es hat seine Nachteile, 1925 zu leben. Manchmal zumindest.

Feines Buch, feine Autorin. Das habe ich heute gebraucht.

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Dienstag, 6. September 2011

Liebe Medien

einen 911-Gedenktag kann und soll man machen, aber diese 911-Festspielwochen mit allen Videos von Springern sind abartig - also haltet mal besser euer Maul.

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Freitag, 2. September 2011

Freitarsch

Mit der Veröffentlichung eines Leaks ohne Rücksicht auf Verluste, das keines gewesen wäre, wenn der Fraitag es nicht gezielt in Verbindung mit Openleaks zu einem gemacht hätte, um Wikileaks zu beschädigen, kann ich hier diesem Freitag von dieser Stelle aus nur wünschen, dass, wenn er schon krepiert, seinem Geldgeber wenigstens saubere Verluste mitgibt. Methoden übler als die BILD. Nachträglich möchte ich den CCC zum Rausschmiss von Domscheid-Berg beglückwünschen.

Was für ein abstossendes, widerwärtiges Gesocks.

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Samstag, 27. August 2011

Trotz kleiner Rückschläge:

Verbrechen lohnt sich. Gut, führende Lehman-Mitarbeiter müssen 90 Millionen Dollar über ihre Versicherung bereitstellen, damit es zu einem Vergleich mit einigen ihrer Anleger kommt, aber wenn es durchgeht, muss keiner irgendwas zugeben oder eingestehen:

"They would also neither admit nor deny wrongdoing."

Und weil die Versichurung nur auf 250 Millionen begrenzt ist, können sich die anderen Kläger ja ausrechnen, was bleibt. Weniger. Wenig. Und wenn das Geld dann weg ist, ist es halt weg. Und die verantwortlichen Bankster sitzen weiterhin in ihren Villen, und das Problem haben andere. Ausserdem ist das alles ja schon drei Jahre her. Das verläuft sich. Da regt sich keiner mehr auf. Nur wenn jemand ein paar Flaschen Wasser klaut: Das ist dann ein Verbrechen.

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Sonntag, 14. August 2011

An der digitalen Stanzmaschine

Manche Dinge gehen nicht einfach so an mir vorbei.





Da ist einmal die Erkenntnis, dass mit ein paar falschen Entscheidungen und Verhaltensweisen das Leben doch eine recht fragile Sache sein kann. Ohne jetzt in den allgemeinen Schlankheitswahn verfallen zu wollen: Der Umstand, dass Alkohol, Nikotin und Drogen nicht zu meinen Erfahrungen gehören, berechtigt mich nicht, andernorts die Zügel schleifen zu lassen. Es muss sein. Jeden Tag ein wenig zumindest. Es fallen mir gerade zu viele vom Stangerl, als dass ich das ignorieren könnte. Manche kriechen danach weiter, andere nicht. Das gibt zu denken, und ich fetze doch so gerne, selbst wenn es weh tut.





Die andere Sache ist komplexer, nimmt aber dort ihren Ausgang. Man muss ja nicht gleich tot vom Stangerl fallen. Über das Internet hat man einen guten Vergleich, wie die anderen nach 3, 5 oder 7 Jahren so aussehen. Da gibt es solche und solche. Manche möchte man eigentlich gar nicht sehen, aber wenn es dann wieder soweit ist - ich glaube, man tut denen nicht unrecht, wenn man sagt, diese Siffexistenz in Berlin ist nicht gerade dem Äusserlichen förderlich. Die kommen ja auch gar nicht raus, die leben Jahr und Tag in Abgasen und Dauerstress. Das schlägt sich dann eben heftig nieder.





Hier bei uns tragen die Bäume so viel, dass sie gestützt werden müssen. Sonst würden die Arme unter der Last abbrechen. Dieser Überfluss, diese Freizügigkeit bis zur Selbstaufgabe, diese Lust an der Hingabe ist etwas, das ich sehr schätze. In so einem Baum ist mehr Lebensfreude als in Dutzenden von Existenzen, die sich irgendwie digitalen. Vieles würde ich gar nicht lesen, wäre es nicht leider, leider, inzwischen auch durch meine Tätigkeit bedingt: Meine Befürchtung ist, dass das Digitale die Menschen oft etwas bipolar stört. Einerseits der Glaube, dass sie alles im Griff haben und besser als die anderen. Abgeleitet das Versagen, wenn sie wirklich mal das tun müssten, was sie anderen immer gerne predigen. Und dann auf der anderen Seite die dumpfe Ahnung, dass sie die 10 Jahre in diesem Hamsterrad nirgendwohin gebracht haben. Schnell zu Googleplus, da ist was Neues, nicht nachdenken, das wäre jetzt nur schädlich. Dürre Äste, Aber gestützt werden müssen sie trotzdem.





Neben dem Missvergnügen, ab und zu dann die Ergebnisse lesen zu müssen und sich zu denken - Mann, bitte, halt in Zukunft bitte Dein Maul wenn es um Medienwandel geht, red nicht von Problemen, die Du siehst, aber für die Du selbst keine Lösung hast - ist da auch der Wunsch, mit denen nicht in Verbindung gebracht zu werden. Das ist ein wenig so wie mit den Toten, da sagen manche, den und den hast Du doch auch gekannt. Sicher. Aber ich sass nicht nächtelang in Kneipen und ich hatte auch noch was anderes als Internet und das Leben an so einem Sommertag ist grandios, und besser als alles, was ich im Netz sah und gehört habe, ist die kommende Ernte.





Denn ich kenne die kleinen Strassen und Wege, ich fliege durch Wiesen und Äcker und tauche dann schnell in Pfade hinein, die zu den vergessenen Streuobstwiesen führen. Früher standen an den Strassen all die Zwetschgen und Mirabellen, und manchmal sind sie da immer noch, nur ein wenig verdeckt von anderem Grün. Der Trick ist: Man muss hinter die Hecken schauen. 2011 wird ein grandioses Apfelstrudeljahr. Aber dann, bitte, man schaue sich um im Netz und überlege: Wie viele von denen können so etwas Simples wie einen Datschi machen, wie viele reden über Funktionen sozialer Netzwerke und haben niemand, der für sie backen würde. Das ist, mit Verlaub, nicht meine Welt. Die nutzen nur eine Software wie ich auch.





Und fahren damit zur Hölle. Wenn man sie fragen würde, was hast Du vor 4 Tagen alles im Netz erlebt und was war Dein Leben mehr - sie könnten es nicht sagen. Ich kenne all die Theorien von der Verblödung und Überlastung - das eigentliche Problem ist aber das, was bei Googleplus drübersteht, der Stream, der Fluss, die Timeline, das Vollstopfen von Zeit mit Ersatzgeschehnissen anderer Leute, die auch nichts erleben, die sich ständig neu füllende Jauchegrube des Netzstroms, hier Bilder von jemandem, der etweas verlinkt, was ein anderer mal tat, dort ein Video, das etwas zeigt, das man nie erlebt, Kadaver in der Suppe auf dem Weg ins Nirgendwo. Manche sterben. Andere leben nicht. Und sagen, dass die Toten in ihrer Timeline fehlen werden. Wenn das alles ist, muss das echt ein miserables Vegetieren sein.





Ich habe Mirabellen gepflückt und gleich gegessen. Ich habe geschwitzt und geächzt, ich habe eine Bremse erschlagen und am Abend, viel zu spät, Käsknödel mit Pfifferlingen gekocht. Wenn einer stirbt, ist es ein Schock. Aber wenn man dann die Kadaver im Stream sieht, ist es ein Würgreiz. Ich bin im Netz, ich kann damit umgehen, wie ich auch mit dem Alter und seinen Folgen umgehen kann, aber es kostet schon ein wenig Überwindung, nicht ab und an zu sagen, wie grauslig ich das finde, was aus manchen geworden ist. Andererseits, warum sollte es dem Netzproll anders als dem Proleten an der Stanzmaschine gehen.

(Edit 1: Hatte hier einen besonderen Stalker an der Backe und musste zwecks Dokumentation erst mal die Kommentare schliessen. Pech gehabt, Freundchen. Hab Dich.)

(Edit 2: Munition gesammelt, jetzt geht es wieder.)

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Mittwoch, 10. August 2011

Digitale Gesellschaft beim Astroturfing

Die selbsternannten Vertreter der Blogger und Internetaktivisten beim Vortäuschen von Bürgeraktion im Auftrag der Grünen in Berlin, mit Kameras, Promis und allem, was dazu gehört, wie plötzlich aufpoppende Kommentatoren, die die Veröffentlichung gar nicht mögen:

Hier nachzulesen

Mich würde mal interessieren, wie Beckedahl das mit Offenheit und Ehrlichkeit und was die da sonst noch absondern unter den Hut bringt. Man kennt das ja inzwischen aus dieser Szene: In Funktion 1 den ehrlichen Vorkämpferr geben, in Funktion 2 Geld annehmen, in Funktion 3 einen Freund haben, der in Funktion 4 dann über andere herzieht, die das nicht so gut finden, und dann wieder Funktion 1 herauskehren.

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Sonntag, 7. August 2011

Lieber Herr deutscher Innenminister

ich hätte da mal eine Frage:

Wenn ich als Don Alphonso auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

und wenn ich dann als ich selber an der gleichen Stelle auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

und wenn ich dann als Leopold Soacher Friedrich Oaschenguddl Noagl-Seifa an gleicher Stelle auf bayerisch sagen würde, dass ein Minster ein brunzbieslblöder Cretin wäre, dem sie ins Hirn geschissen haben

welcher von uns dreien würde dann weniger die Wahrheit sagen? Und was würde das am Minister ändern, der wo ja das ist was da so gesagt worden ist?

Das tätert mich jetzt im Ernst einmal interessieren, täte es, jawohl, sog ich. Weil es sonst a Schant für denen Preussen ist die wo jetzt von Ihnen das mit den Pseudonymen lesen tun.

Wenn Sie aber wissen wollen, welche Soacha bei PI rumhetzen, fragen Sie mal in den Jugendorgas Ihrer Regierungsparteien. Die wissen bestimmt was.

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Freitag, 29. Juli 2011

Yasni mal wieder

Viellleicht sollte man sich mal zusammenrotten und den Laden wegen Urheberrechtsverletzung wegen der verwendeten Bilder mit Klagen überziehen - damit sie mal die Medizin saufen müssen, die sie anderen verabreichen wollen. Und an einer Überdosis ist zwar schon manch einer gestorben, aber hey - das gehört dazu.

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Freitag, 29. Juli 2011

Wenn es rechtsaussen gegen Rechtsaussen geht

dann kommt so etwas wie in der FPÖ dabei heraus: Ein Trittbrettsagersager lässt sich zu Oslo ein, nachdem er vorher schon so Sachen mit Neonazis an der Backe hat, und die Partei kann jetzt nicht anders, und muss ihn rausschmeissen. Das nennt man vermutlich Schadensabwägung: Man verliert Potenzial ganz rechts und hofft, in der Mitte nicht als Massenmordvordenker da zu stehen.

Irgendwie keine guten Zeiten für Leute mit übersteigertem Geltungsbedürfnis. Heute wurde bekannt, dass Frau Balci, die mit Herrn Sarrazin in Kreuzberg unterwegs war, ihren eventuellen Auftrag bei der ARD für einen ähnlichen Film verliert (hier die FAZ, hier die Antwort der ARD). Die Darstellungen gehen inhaltlich ziemlich auseinander und ergänzen sich gegenseitig, und vor allem die notlügende Produktionsfirma dazwischen sieht dabei richtig schlecht aus.



Wenn es so ist, wie die ARD es darstellt - und Frau Balci keinen direkten Vertrag hatte - hält sich aber auch mein Mitleid stark in Grenzen. Dass sie mit Sarrazin in Kreuzberg einen Eklat bekommt, den sie beim ZDF und Aspekte gut verwerten kann, ist die eine Sache. Dass sie den Eklat aber schon vorher bei Sarrazins Hofberichterstattern von der WELT raushaut, ohne dass bis dahin jemand den Film kennt, und dabei auch die Vorfälle übertrieben dargestellt hat, ist auf der anderen Seite schon recht grenzwertig. Und ich verstehe irgendwie, dass man bei Auftraggebern gerade bei so einem heiklen Thema vielleicht niemand an Bord haben will, der solche Aufträge in dieser Form zur eigenen Profilierung benutzt, und das dann auch noch bei so einem heiklen Thema bei einem Verlag wie Springer. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass diese Art der Publicity den Auftraggebern eher schadet, und wenn das vor dem Hintergrund eher lockerer Absprachen geschieht, kann man der Frau nicht helfen: Die plausiblen Gründe für die Absage - und es sind wahrlich keine schlechten - hat sie selbst geliefert.

Da wiederholt sich ein Muster, das man aus der gesamten islamophoben Szene mittlerweile gut kennt: Sie funktioniert nur mit der Befeuerung von neuen Skandalen und schärferen Aussagen. Auch dieses Thema ist ein Markt, auf dem ein gutes Dutzend bekanntere Autoren um die Plätze in Talkshows, Lesungen und Verlagen kämpfen; der Medienrummel braucht krasse Leute und will gar nicht in irgendwelche Detaildebatten einsteigen.Sarrazin ist ganz vorne, man kann entweder versuchen, in seinem Windschatten nach vorne zu kommen, oder immer noch eins drauf zu setzen. Das kann lange gut gehen, wenn man im Rahmen bleibt oder im Zweifwelsfall die jüdische Abstammungskarte zückt, aber diesmal hat es jemand mal übertrieben. Bevor der Sender nochmal eine schräge Nummer riskiert und eventuell Druck bekommt, verzichtet er eben auf eine Mitarbeiterin und ein Projekt. Das passiert laufend. Kein Grund zur Panik.

Allenfalls ein Grund, die Skandalisierung wegzulassen und zur Debatte zurückzukehren. Das ist dann für einen Sarrazin, eine Welt, einen Strache und einen Broder auch übel genug.

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