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Donnerstag, 21. Oktober 2010

Keine Zeit, F*CKT EUCH zu sagen

Gestern Deadlinitis, jetzt schon wieder Deadlinitis, und dann auch noch erfreulicher Besuch am Wochenende. Deshalb habew ich hier keine Zeit für Beleidigungen gegen irgendwelche asozialen, dönerstinkenden Netztotalitaristen der sog. "digitalen Öffentlichkeit" unter den Führschaft einiger Best und andere Worst Cases aus dem Drecksloch Berlin, es ist absolut kein Platz da für ausgewählte Erläuterungen, was ich mir an fazialen Deformierungen für Drecksknipsbande wünschte, wenn sie eine gut befahrene Strasse mit dem Ort für das Fotografieren verwechseln , es gibt keine konkreten Hinweise, wie ich mich schon darauf freuen würde, auf so einer Archgeige das Hohelied der Gerichtskosten zu spielen, und ich werde sicher auch nicht sagen, dass ich eines Tages über sie lachen werde, wenn sie als alte Berufsjugendzauseln noch immer in mickrigen Löchern hausen und niemand mehr etwa von ihnen wissen will, weil andere Deppen längst neue idiotische Revolutionen ausrufen.

Nichts von alledem. Ich habe dafür einfach keine Zeit, und ausserdem würde ich es so auch nicht formulieren.

Nur der Hinweis, dass eine viertel Million Widersprüche gegen Google Streetview schon ein Schlag ins Kontor sind. Mag mancher hoffen, dass es schon nicht so schlimm sein wird: Je grösser das Haus, je dichter verbaut die Gegend, je näher am Zentrum der Städte und je wichtiger für die Schnüffelschweine - desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Häuser verpixelt sind. Je mehr Wohneinheiten, desto weniger Chancen für Google. Dort, wo es niemanden interessiert, in den Vorstädten, wird man fast alles sehen. Das Problem für Google werden die dicht besiedelten Innenstädte sein. Da, wo die Nutzer hingehen. Dort wird wenig sein. So wenig, dass ich eigentlich fest damit rechne, dass irgendein Knipser angesichts der enormen Aufgabe, das alles nachzutragen, am falschen Platz vor dem falschen Auto stehen wird. Mein Mitleid möchte ich jetzt schon nicht aussprechen.

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Freitag, 8. Oktober 2010

Weit weg von Gaiole liegt Frankfurt

Eigentlich ist es ja ganz gut, dass ich mit Frankfurt nie warm wurde. Da ist es auch nicht so schlimm, wenn meine Aversionen in den letzten 24 Stunden nicht unbedingt kleiner wurden. Ich war ja enorm dreckig im Chianti - aber wirklich so, dass ich mich am liebsten unter einen Brunnen gelegt hätte, fühlte ich mich erst, als ich wieder aus Frankfurt daheim war.



Zu Buchmessezeiten wird in Frankfurt eben besonders viel gelogen, aber es ist eine seltsame Sache; man steht auf, fährt hin, und kaum kommt man an, geht es gleich los mit Dingen, für die kein normaler Mensch aufstehen würde. Der Betrieb lässt eben nichts unversucht, einen in Reih und Glied zurückzuscheuchen. Sei nett, dann sind wir auch nett. Leider klingt das für mich nach: Finde Dich mit dem Morast ab, dann macht Dir der Morast nichts mehr aus.

Dafür scheint heute in Bayern wieder die Sonne, es ist warm und eine der letzten Gelegenheiten, das Rennrad in die Hügel zu bemühen, bevor es Zeit wird, die Bergradl auszupacken. Es gab da einen spassigen Dialog zwischen zwei Menschen, die mich (und das Blog hier) kennen; einer sieht mich selten und der andere oft. Derjenige, der mich selten sieht, sagte zum anderen ob meines Radlbildes, ich würde da den Bauch einziehen. Dabei stimmt es: Man kann einfach nicht dick werden, wenn man täglich 30, 40 Kilometer oder mehr radelt. Oder schiebt, je nachdem.



Man muss es so sehen: Je mehr ich radle, desto mehr Torte kann ich ungestraft essen. Einerseits war die l'Eroica ein Erfolg, weil ich gemerkt habe, was unter schlechten Voraussetzungen - angeknackste Rippen, Stechen beim Atmen und die Folgen der Asthmaanfälle in den letzten Jahren durch Heuschnupfen - noch geht, und, etwas mehr Training vorausgesetzt, auch noch mehr gehen könnte. Andererseits wird rückblickend auch klar, dass es schon jetzt Dinge gibt, die nie mehr so wie früher möglich sein werden. Gaiole hat mich sehr brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Sie sind nicht schlimm, aber nachhaltig: Ich muss etwas tun, um nicht gegen das Altern zu verlieren. Und ich bin zu alt geworden, um mich mit der Leichtigkeit der Jugend mit Unakzeptablem abzufinden und andere Wege zu suchen.

Aber keine Sorge, das hier wird kein Rennsportblog: Für weitere Anstrengungen wird das Hinterhaus sorgen, wo ich heute schon mal etwas überlegt habe. Man muss etwas tun, man kann es nicht so einfach verkommen lassen, selbst wenn es viel Arbeit ist: Die enormen Immobilienpreise in dieser Region und gerade in der Altstadt zwingen dazu. Es gab auch ein paar positive Überraschungen; die Treppe etwa ist in einem erheblich besseren Zustand als gedacht, und ich denke, man kann auch die Türen retten. Die Hauptprobleme werden das Dach, das Sanitärproblem und die Heizung, und die langen Debatten, wie man das machen kann. Das wird ein heisser Winter, nehme ich an. Bevor es dann wieder nach Italien geht, zu Mille Miglia und anderen Vergnügungen. In Gaiole waren übrigens auch diese Herren:



Abgesandte des Tweed Run aus London, der 2011 erheblich grösser und besser werden soll. Das könnte ein schönes Aufwärmen nach dem Rodeln und vor der Mille Miglia werden. Und in jeder Hinsicht besser als die Leipziger Buchmesse. Denn das Leben, das ist ausserhalb der Messehallen. Darin sind nur klägliche Versuche kläglicher Verlage, eine Zukunft zu gestalten, die keine Gegenwart hat.

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Samstag, 25. September 2010

3 Flaschen

Mich irritiert es immer noch, wenn ich in den Supermarkt muss - was nicht oft passiert - und sich hinter mir drei Elitestudenten über ihre geplante Karriere austauschen, jeder mit drei Flaschen Wodka und sonst nichts. Es ist kein Zufall, dass es jetzt so ist, und es bedarf keiner weiteren Spekulation: Heute fängt hier das Volksfest an, und sie werden versuchen, das Zeug in die Zelte zu schmuggeln, um damit das Bier anzureichern. Betonmass nennt man das hier, aber die Zugereisten lernen schnell, wenn überhaupt. 3 Flaschen Wodka, das sollte bis in die Notaufnahme reichen



Ich packe meinen Schmand langsam zusammen; ich möchte wissen, ob an diesem schönen Spätsommertag die Kassiererin irgendetwas sagt, nach dem Motto, das sei vielleicht doch etwas viel, aber natürlich sagt sie nichts, Piep piep piep, gar nicht so teuer, das Zeug. Unten am Paradeplatz sammeln sich die Trachtler, am See dagegen war es ruhig und leer, die Menschen scheinen anderes zu tun zu haben, Vorbereitung vielleicht für den grossen Auftritt, Einordnung der Brüste zwischen billigem Stoff, was weiss ich. Ich weiss nur, dass all die Sonnenpracht nicht halten wird, denn ganz im Westen ist ein dunkler Streifen am Horizont.



Und kaum sind die Trachtler durch die Stadt gezogen, geht es auch schon los, es schwappt sie weg, die Säufer und Gröhler, es mindert ihre Lust, danach in die Stadt zu ziehen und sich hier mal richtig über ihre Existenz, so wie sie sind, auszukotzen. Ich habe meine Ruhe, die bleiben im Zelt, und die Polizei hat danach sicher viel zu tun.

Ich dagegen werde nicht anrufen und anzeigen müssen, zu heftig prasselt das Unwetter auf die Kopfsteinpflaster herunter. Es ist sicher sehr rutschig, wenn man mit viel Wodka im Blut nach Hause torkeln möchte. Man sollte aufpassen, dass man nicht fällt und ein paar Zähne verliert. Das ist teuerer als drei Flaschen Billigfusel.

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Freitag, 10. September 2010

Der Rausschmiss eines schlechten Arbeiters

Hätte ein normaler Arbeitnehmer in seiner Arbeitszeit für ein Buch recherchiert und dabei seine Stelle benutzt, um Informationen zu beschaffen, und damit auch noch einen Mitarbeiter betraut, der das auf Kosten des Arbeitgebers für ihn macht, und wäre das Buch dann ein rassistisches Machwerk, in dem die gezielte, eugenische Förderung von Vermehrung ohnehin schon reicherer, einheimischer und gebildeter Menschen als Lösung für eine angebliche Verblödung gefordert wird - hätte man ihn meistens vermutlich sowas von rausgeschmissen, dass man ihm nachträglich auch noch jede Menge Ärger in Sachen Nachzahlung gemacht hätte. Schliesslich ist ein Arbeitgeber in aller Regel nicht dazu da, den persönlichen finanziellen Gewinn aus einem Buchgeschäft zu finanzieren, das dem Ansehen des Arbeitgebers schadet. In einer Welt, in der Menschen wegen Centbeträgen gekündigt werden kann, wäre alles andere als ein Rausschmiss nicht weniger als gerade mal so lala gerecht.



Statt dessen rückt die von ihrem Vorstand dergestalt für sein Vorhaben ausgenutzte Bundesbank von ihrer Meinung ab, dass das Buch von Sarrazin eine üble Nummer war, und verzichtet auf einen Rausschmiss - und dafür geht er selbst. Wie schade. Man hätte dieser Person wirklich eines der arbeitsrechtlichen Verfahren an den Hals gewünscht, die andere für sehr viel weniger erdulden müssen, um sich dann, wenn sie am Ende nicht nur arbeitslos, sondern auch schwer vermittelbar sind, auch noch die Unsäglichkeiten dieser Person anhören zu müssen. Man hätte Sarrazin die beruflichen Hosen runter lassen sollen, alles schön säuberlich aufarbeiten, damit man sieht, was dieser Mann als Staatsdiener so alles geleistet hat - für die Bank, für den Staat, für sich selbst und seine wirren Thesen und deren Profit. Man darf davon ausgehen, dass bei der Bundesbank dann aber eine gewisse Angst vor weiterer Rufschädigung da war - auch wenn man die Frage, wie jemand 400 Seiten neben seinem normalen Spitzenjob in weniger als einem Jahr niederschreiben kann, ohnehin jetzt schon stellen kann.



Aber so ist es nun mal mit den Klügeren - sie haben den Zugang und die Möglichkeit, andere zu diskriminieren, und sich selbst dabei immer noch irgendwie aus der Schlinge zu ziehen. Sarrazin hat jetzt vernutlich genug Optionen für andere Tätigkeiten, irgendeine Stiftung wird dem Genteilungsforschungsamateur schon ein Zimmerchen mit Sekretärin geben, oder eine konservative Firma aus dem Bereich Sicherheitstechnik, und man darf sich sicher sein, dass man von ihm in der neuen Position noch so einiges hören wird, wenn die ganz bestimmten Medien ihn nicht vielleicht doch lieber, da er nun durch ist, hegemannisieren und so tun, als wären sie ihm nicht sonstwo reingekrochen.



Es sind diese unappetitlichen Geschichten aus den Eliten dieses Landes, bei denen ich immer froh bin, wenn ich sie wieder vergessen kann. Solche Leute rauben mir den Schlaf, und sie sind der Grund, warum ich immer wieder eingehende Anfragen zu "Hintergrundgesprächen" und "kleinen Kreisen" ablehne: Ich traue denen allen nicht. Ich kenne das alles zu gut. Ich brauche nicht noch mehr Erfahrungen aus kleinen, verfilzten Käffern, die immer gleich sind, egal ob sie Pfaffenhofen oder Berlin heissen. Nur gegenüber den wahren Blöden, den deutschen Verführbaren, die sich ausplündern und verarschen und verdrecken und ruinieren lassen, von Bankster-, Atommüll- und Sickolobby (lest die PDFs!) und ihren Mietsklavenpolitikern, die so ein Pack wählen und sich nur wirklich aufregen, wenn man ihre Dumpfheit anregt, für die habe ich auch kein Mitgefühl mehr.

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Sonntag, 22. August 2010

Öffentlichkeit in Demokratie und Totalitarismus

Mit den deutschen Neonerdzisten ist es wie mit allen anderen totalitären Gruppen, die einen an der Waffel haben: Man kann gar nicht so schnell argumentieren, wie die den nächsten irren Rülpser absondern. Unter dem Label angeblicher Freiheitsrechte soll nun nicht nur Google Streetview gegen den Willen der Betroffenen von ein paar Asozialen um deren Häuser und damit auch Daten erweitert werden, nein, es geht um grundsätzliches; nehmen wir nur mal den Michael Seemann, seines Zeichens glücklicherweise - und ich kann echt sagen, ich war froh, als der endlich den Tritt bekam - gefeuerter Ex-Faz-Blogger mit Hang zur kommerziellen Verwertung von Bildern, für die er keine Rechte hatte:

Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne Internet könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil des Internets werden. Ohne selbst aktiv zu werden.

kommentiert er bei Carta in Bezug auf Menschen, die mit dem Netz und besonders ihren Häusern bei Google nichts am Hut haben, im Sinne einer digitalen Öffentlichkeit.

Und ich denke, das ist eine feine Aussage, um zu zeigen, wie nah solche Leute am Totalitarismus sind: Denn Öffentlichkeit sieht so aus:



Ich darf mich in der Öffentlichkeit bewegen, wann immer ich will. Es gibt keine Beschränkung dieser Freiheit, das erlaubt mir das Grundgesetz. Ich kann jederzeit daran teilnehmen, wann, wo und wie ich will. Das ist mein Recht in dieser freiheitlichen Grundordnung.

Aber ich muss nicht. Weder im Internet wie oben mit dem Bild, noch in der Realität. Ich kann mir jederzeit überlegen, diese Teilnahme an der Öffentlichkeit zu begrenzen. Oder es auch bleiben zu lassen. Niemand kann mir das verbieten. Keiner kann sagen: Du musst rauskommen und Dich zeigen. Das machen freiheitliche Grundordnungen aus allerbesten Gründen nicht: Der Zwang zur Öffentlichkeit ist nämlich ein Kennzeichen des Totalitarismus.

Und das sogar im Unterschied zu einem normalen autokratischen System. Der Autokratie ist es wurscht, was man tut, solange man funktioniert. Normale Autokraten setzen auf Befehle und deren Befolgung, auf Druck und Reaktion, auf Kommandostrukturen und Hierarchien. Solange das gewährt ist, ist die Öffentlichkeit in Autokratien eine eher irrelevante Grösse. Dieses Prinzip kennt man aus dem 19. Jahrhundert in Mitteleuropa - keine richtigen Demokratien, durchaus ein starker Staat, aber wer nicht aufmuckt, wird auch nicht behelligt und darf ziemlich viel. Auch und gerade in der Öffentlichkeit.

Das ändert sich erst mit der totalitären Ideologie, und hier besonders: Dem 20. Jahrhundert. Der Totalitarismus ist eben nicht mehr damit zufrieden, öffentliche Bereiche und deren Nutzung anderen zu überlassen. Naziaufmärsche, Sowietparaden, die chinesische Kulturrevolution: Alles öffentlich, aber auch in einer Art öffentlich, die nichts mit Freiwilligkeit zu tun hat. Keine Hakenkreuzfahne beim Führerbesuch? Tja, wo ist das nächste KZ? Kein Lust, dem Parteisekretär zuzuhören? Kein Bedürfnis, mit den roten Brigarden durch das Land zu reisen und Tempel zu schänden? Da ist wohl ein bürgerlicher Klassenfeind. Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne unsere Ideologie sein könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil unserer Ideologie werden. Ohne selbst aktiv zu werden. Wer braucht schon Menschen? Leute reichen. Volksgenossen, egal wie. Klassenangehörige, egal wie. Google Streetview Zwangsvorgeführte. Jens Best befiehlt, ein paar hundert folgen ihm.



Und dabei ist das Internet noch nicht mal "Öffentlichkeit". Das Internet ist eben kein Raum, den jeder frei und ungehindert betreten kann. Man braucht dafür Kenntnisse, einen Rechner und einen Provider, und obendrein schon reichlich Ahnung von der Materie, um sich dort zurecht zu finden. Und notfalls auch sein Recht zu bekommen. Hausbilder und Daten auf dem Server einer Firma oder einem Haufen Asozialer sind keine Öffentlichkeit, sondern Daten mit nichtöffentlicher Verfügungsgewalt. Es ist kein Ort der Gleichheit und der Gleichberechtigung, es ist kein Forum und nichts, was jedem als Recht zusteht. Es gibt kein Recht auf Internet, und noch weniger Pflicht dazu.

Gäbe es Ersteres in einer freiheitlichen Form, müsste man die Apologeten des Zweiteren als Feinde dieser Ordnung bekämpfen. Ich nehme mir hier das Recht, meine eigene Öffentlichkeit zu schaffen, wie ich es für richtig halte. Wenn einer von denen meint, darüber hinaus müsste man mich in irgendeinem Punkt zwingen - nun, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit diesem Pack. Totalitaristen jedenfalls sollte man als Feinde der Grundordnung dieses Staates bekämpfen, und nicht nach der Software, die sie zur Verbreitung ihres Gedankenunguts benutzen.

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Dienstag, 17. August 2010

Neologismusanmeldung

Neonerdzismus, der: Totalitäre, vor allem auf Schlagworten, Billigdöner und Egomanie basierende und wenig durchdachte Ideologie der arbeitslosen, sog. digitalen Unterschicht mit dem Ziel, Andersdenkende in eine angeblich alle glücklich machende Internetgesellschaft unter Aufgabe der Privatheit zwangsweise zu überführen und gleichzuschalten, oder sie bei Gegenwehr als Aussterbende zu umschreiben, die ihre Konzepte, die Unausweichlichkeit ihrer Visionen und ihre geistig-netzbasierte Überlegenheit nicht verstehen, selbst wenn sie zu deren Verdeutlichung nur die 140 Zeichen brauchen, wie sie auch Mao, Stalin und Hitler für die meisten komplexen Themen gereicht haben (Liberty Schtonk! Free Specken Schtonk! Zezick! Zezack!).

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Dienstag, 10. August 2010

Gut in Bayern

Falls es sich nicht rumgesprochen hat: Wir haben hier eine Regierungskrise in Bayern. Der CSU-Teil der Landesregierung hat als solche ein mittelteures Gutachten erstellen lassen, in dem ihr als Staatspartei zum Umgang mit den Frechlingen geraten wird, die in Bayern zur Wahl antreten. Dabei ist auch der Koalitionspartner FDP, für den das überraschend kommt, weil man sich das Mitregieren in Bayern ganz anders vorgestellt hat.



Während das Gebahren der CSU wirklich nur Folkolore und Brauchtum ist, und sich da nicht im Mindesten von vielen anderen Gefälligkeitsgutachten unterscheidet, sieht man einmal von der plumpen Art der Vertuschung ab - während das alles also typisch für Bayern ist, wundere ich mich vor allem über die FDP. Unter welchem Stein müssen deren Parlamantarier die letzten 50 Jahre gelebt haben, wenn sie nicht wissen, wie die CSU mit ihren Gegner umgeht? Glauben die, dass sie mehr als nur ein Abstimmungshelfer sind? Dass die CSU wirklich gerne mit ihnen koaliert?



Jedem CSUler ist klar: Bei der nächsten Wahl fliegt der Fremdkörper FDP wieder aus dem bayerischen Parlament. Das sind Gäste auf Zeit, die haben ausser Streit und blöden Sprüchen wenig geleistet, und wenn diue CSU jemals wieder allein regieren will, dann muss sie die FDP nicht nur aus dem Parlament scheuchen, sie braucht auch so viele Wähler wie möglich von denen. Es bringt nichts, wenn deren enttäuschtes Klientel die Grünen oder die Freien Wähler bevorzugt. Nirgendwo ist das Wildern für die CSU leichter, als bei der FDP, denn dort wackelt die gefolgschaft. Deshalb lässt sie sich dafür beraten. Wenn die FDP etwas anderes will und erwartet, hat sie von Bayern keine Ahnung, und verdient tatsächlich zu sterben. Solche Dummheit braucht der bayerische Genpool nicht.



Sterben wird sie ohnehin. Der Grund, warum Seehofer gerade alle Kritik an sich abprallen lassen kann, ist das Wissen der FDP, dass sie das nächste Mal mies dastehen wird, aber kaum je mieser als im Moment. Käme es jetzt zum Bruch, und gäbe es Neuwahlen, müsste die CSU Federn lassen und sich auf die Freien Wähler einlassen, aber die FDP würde wirklich alles verlieren: Ministerposten. Parlamentarier, Mitarbeiter - für diese Kleinstpartei ist die Regierungsbeteiligung das Grosse Fressen geworden. Wenn jetzt deren Spitzen wieder zurück in die Bedeutungslosigkeit müssen, ist es für alle ziemlich demotivierend. Allerdings würde sie auch niemand wirklich vermissen. Schöne Grüsse an die blogschleimenden Bamberger Sumpfoniker in Neoliberalalabraun, die nie was werden, an dieser Stelle.



Erstaunlich auch, und ein Zeichen für den Niedergang der CSU, dass es wegen des Vorgangs tatsächlich Ermittlungen gibt. Früher hätte man den Staatsanwalt ruckzuck nach Bamberg oder in die Oberpfalz versetzt, wenn der es denn je gewagt hätte, auch nur daran zu denken... heute wird dagegen zumindest mal nachgeschaut, was die Burschen in der Staatskanzlei so getrieben haben. Ich kann mir die Ruhe darob nur so erklären, dass es in der CSU genug Leute gibt, die bestens damit leben können, wenn Seehofer gegrillt wird für etwas, das früher common sense der Partei gewesen ist. Allzu lang wird er es ja wirklich nicht menr machen, und an Leuten, die sich für die Besseren halten, hat es der CSU noch nie gemangelt, weshalb sie auch da ist, wo sie ist.



Die mangelnde Lernfähigkeit dieser früher so gerissenen Partei ist dagegen wirklich eine Sache, die Beachtung verdient. Die CSU war früher in der Lage, Zerwürfnisse mit den Wählern unter Hinweis auf äussere und innere Feinde immer wieder zu befrieden. Nur hat der bayerische Partikularismus an Bedeutung verloren, sicher wegen der Zuwanderung, aber auch wegen der Liberalisierung der letzten 20 Jahre, an der kein Stoiber und Beckstein etwas hat ändern können. Seehofer hat die Partei stabilisiert, und das ist schon was in Zeiten wie diesen - wäre jetzt aber Wahl, die CSU und die FDP hätten zusammen keine Mehrheit mehr. Also wird man sich zusammenraufen, die CSU wird weiter um die FDP-Wähler erbschaftsschleichen, es wird keine Gaudi und kein einfaches Regieren, aber bei aller Widerlichkeit des Unterfangens: Das ist alles schlecht für die CSU aber sehr gut für Bayern.

Und das ist wirklich ein sehr schönes Land.

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Montag, 2. August 2010

Fashismton Post

Wer noch weitere Beweise brauchte, dass konservativ in den USA dort steht, wo hierzulande die Grenze zum braunen Dreck verläuft, und reaktionär dort, wo man wahlsweise den Verfassungsschutz oder den Psychiater anrufen sollte - der sollte heute in der angeblich nur "konservativen" Washington Post mal den Kommentar von Marc Thiessen lesen, in dem Wikileaks als kriminelles Unternehmen bezeichnet wird, als Bruch des amerikanischen Paranoiagesetzes gegen "Spionage" und als Unterstützung von Terrorismuis. Es gab zwar auch in Deutschland schon ein paar muffige Kniebiesler der Informationsfreiheit in den Medien, aber gerade die WaPo macht sich zum Zäpfchen im blutigen Arsch der CIA, der Todesschwadronen und Mörder in den Helikopter, die der Idee von Freiheit genau jene Würde rauben, die Wikileaks trotz der Repressionsmassnahmen der unter Obama wie eh und je operierenden Schergen zumindest teilweise zurückgibt. Hörige Büttel wie Thiessen sind der beste Grund, warum es Wikileaks geben muss: Weil das System, das es ersetzen kann, korrupt, feige und voller Verräter an den Lesern ist.

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Mittwoch, 28. Juli 2010

Auf dem Dorf.

Ich mag Bayern. Wieder. Das war nicht immer so, eigentlich war es bis Berlin nie so, und davor schien es mir nur in München erträglich, aber Bayern hat sich gewandelt. Das alte Bild, das ab und an noch transportiert wird, von den zurückgebliebenen Kaffbewohnern, die bis zum jüngsten Tag CSU wählen, ihre Kinder schlagen und Alkoholiker sind, das stimmt einfach nicht mehr. Ist zur Folklore verkommen, wird auf dem Oktoberfest nachgeäfft, von Italienern, Düsseldorfern und Australiern.

Gestern habe ich etwa zwei junge Männer kennengelernt, die an meinem ehemaligen Gymnasium Lehrer sind. Wir hatten damals einen 68er, einen netten Deutschlehrer, der sich letztlich umbrachte, und eine engagierte Englischlehrerin. Der Rest waren autoritäre Schinder zwischen Schwarz und Braun, die den alten Blödsinn mit der Ehrfurcht vor Gott noch genau nahmen und Leute, die das Schulgebet doof fanden, exterminierten. Wir hatten alte Nazis, die von SS-Uniformen schwärmten. Wir hatten Leute, die gezielt die Schnitte auf 4,5 runterkorrigierten. Wir hatten Lehrerkombinationen, da konnte man sich ausrechnen, dass man durchfallen würde. I)n Englisch stürzte ich bei einer gewissen, für ihre Heimtücke stadtweit bekannten Lehrerin um drei Notenstufen ab, um dann, als ich eine andere Lehrerin bekam, wieder drei Noten zu steigen. Der Direktor war gnadenloser CSU-Parteigänger. Die jungen Lehrer, die jetzt dort sind, hätten sich zu meiner Zeit allein schon wegen ihres Aussehens als Schüler massiven Ärger eingefangen. Es ändert sich hier alles. Sehr schnell, sehr heftig.



Solange man nicht auf die Dörfer fährt. Gestern war wieder so ein Tag, da ist mir wieder eingefallen, warum ich in den letzten Jahren in Bayern lieber Bergwandern und Bergradeln war. Wewil man nicht durch die Dörfer kommt.

Da hat das Elend der Saufparties nie aufgehört, genausowenig wie die endlose Liste der Wochenendtoten. Noch immer knattern sie mit frisierten Mopeds vorbei, noch immer ist alles voll mit tiefergelegten Polos der Motorsportfreunde Hinterschlunzing, noch immer sind die Strassen voller niedergefahrener Tiere, und einige Marters an meiner Strecke nach Nassenfels sind recht neu. Am Rande des Juras zerfallen immer noch die alten, mit Ketten abgeschlossenen Bauernhöfe, während sich davor das Elend der Toskanabunker ausbreitet. Die Gegend ist reich geworden, auch die Dörfer, jedes Kaff in 30 Kilometer Umkreis wurde gross und üppig, es geht hier nicht anders, aber bei jedem anrauschenden Vollgasdeppen merkt man die Unzufriedenheit, die Agression, das Nichts.

Und das wird sich vermutlich auch nicht so schnell ändern. Denn die niedrige bayerische Abiturientenquote kommt nicht nur aus den armen Schichten, sie kommt vor allem aus den Dörfern, zwischen den Feldern und dem Kriegerdenkmal. Und dieses Bayern wird noch lange brauchen, um sich zu ändern.

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Mittwoch, 23. Juni 2010

Es findet nicht statt

Wenn es überall so ist, wie in der dummen, kleinen Stadt an der Donau, dann ist dieses Fussballspektakel ein Reinfall. Dann funktionieren die WM-Blogs bei den Medien nicht, weil wenig Interesse da ist. Und weil sie schlecht geschrieben sind, aber das ist ein anderes Thema. Ich habe heute mal durchgezählt: Nicht mal jede 20. Autofahrer entblödet sich nicht mit einer Flagge. Von den blöden Tröten hört man gar nichts mehr. Aber man sieht enorm viele leere Cafes mit grossen Bildschirmen, bei denen zum Gekicke kaum jemand davor sitzt.



Wenn ich lese, dass sich ein paar Millionen zu genau diesem Zeitpunkt in Deutschland das Spiel angesehen haben sollen, muss ich sagen, dass die vermutlich eher daheim waren. Jedenfalls nicht bei uns auf den Strassen, um anderen das Leben unschön zu gestalten. Ich merke auch nichts von einer Euphorie, und niemand spricht in meiner Gegenwart davon. Beim Rest kann man sich die Frage stellen, ob es angesichts der Dominanz in Medien und Werbung nicht einfach das Mittrotten beim Trend ist. Und was eigentlich wäre, wenn man für die restlichen 60, 70 Millionen Bewohner dieses Lander mehr täte, statt diese Minderheit, die offensichtlich wenig Lust hat, weiter vollzutröten.



Irgendwo müssen Leute gewesen sein, die sich an die Lüge vom "Sommermärchen", an die Horden besoffener Flaschenschmeisser, denen die Gossenjournaille noch eine Bedeutung andichtete, erinnerten und dachten, das machen sie jetzt nochmal ganz gross. Umsatz, Auflage, Page Impressions, Qoute, wirwerdenallereich. Es sieht nicht so aus, als ob die Rechnung aufgehen würde; die Wirte jedenfalls sitzen in leeren Lokalen, das Gehupe hat aufgehört, und manche spielen im Stadtpark lieber selber, was vollkommen in Ordnung ist. Das ist schliesslich Sport, und keine organisierte Belästigung der Mehrheit, der das Ganze sonstwo vorbei geht.



Ist das nur bei uns so, dass diese Veranstaltung nicht zündet? Und wenn es so ist, warum liest man nichts davon.

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