3 Flaschen

Mich irritiert es immer noch, wenn ich in den Supermarkt muss - was nicht oft passiert - und sich hinter mir drei Elitestudenten über ihre geplante Karriere austauschen, jeder mit drei Flaschen Wodka und sonst nichts. Es ist kein Zufall, dass es jetzt so ist, und es bedarf keiner weiteren Spekulation: Heute fängt hier das Volksfest an, und sie werden versuchen, das Zeug in die Zelte zu schmuggeln, um damit das Bier anzureichern. Betonmass nennt man das hier, aber die Zugereisten lernen schnell, wenn überhaupt. 3 Flaschen Wodka, das sollte bis in die Notaufnahme reichen



Ich packe meinen Schmand langsam zusammen; ich möchte wissen, ob an diesem schönen Spätsommertag die Kassiererin irgendetwas sagt, nach dem Motto, das sei vielleicht doch etwas viel, aber natürlich sagt sie nichts, Piep piep piep, gar nicht so teuer, das Zeug. Unten am Paradeplatz sammeln sich die Trachtler, am See dagegen war es ruhig und leer, die Menschen scheinen anderes zu tun zu haben, Vorbereitung vielleicht für den grossen Auftritt, Einordnung der Brüste zwischen billigem Stoff, was weiss ich. Ich weiss nur, dass all die Sonnenpracht nicht halten wird, denn ganz im Westen ist ein dunkler Streifen am Horizont.



Und kaum sind die Trachtler durch die Stadt gezogen, geht es auch schon los, es schwappt sie weg, die Säufer und Gröhler, es mindert ihre Lust, danach in die Stadt zu ziehen und sich hier mal richtig über ihre Existenz, so wie sie sind, auszukotzen. Ich habe meine Ruhe, die bleiben im Zelt, und die Polizei hat danach sicher viel zu tun.

Ich dagegen werde nicht anrufen und anzeigen müssen, zu heftig prasselt das Unwetter auf die Kopfsteinpflaster herunter. Es ist sicher sehr rutschig, wenn man mit viel Wodka im Blut nach Hause torkeln möchte. Man sollte aufpassen, dass man nicht fällt und ein paar Zähne verliert. Das ist teuerer als drei Flaschen Billigfusel.

Samstag, 25. September 2010, 01:56, von donalphons | |comment

 
Wow, 3 Flaschen Wodka pro Person ist echt mal ne Ansage - da wird mir ja beim Lesen schon schlecht! Vor allem: In einem stickigen Bierzelt? Da werden die potentiellen Opfer erst mal gar nicht merken, wie viel sie wirklich getrunken haben. Die Wirkung entfaltet sich dann, wenn sie hinterher wieder an der frischen Luft sind.

Ekelhaft. Das hat ja schon was von Selbstzerstörung.

... link  

 
Es ist wohl so, dass man das kaufen darf. Vielleicht wollten sie auch noch "Freunde" beglücken - wer weiss.

... link  

 
Bei drei Flaschen Wodka ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß Blut und Zähne schon vor dem Nachhausekriechgang gelassen werden: Bei der zünftigen Bierzeltschlägerei mit den Trachtlern, die in solchen Fällen noch immer das letzte Wort gesprochen haben. Bleibts liaba zhaus!

... link  

 
Das kann natürlich sein. Es ruft bei mir trotzdem unschöne Erinnerungen an meine Zeit zwischen 15 und 17 hervor (meine Eltern sagen, dass ich dreimal pures Glück gehabt habe, dass ich nicht an einer Alkoholvergiftung gestorben bin).

Seitdem bin ich vernünftiger. Aber dass man es noch als Student so dermaßen auf Komasaufen anlegt, das ist schon sehr unverständlich

@charon: Kommt drauf an, wie die Herschafften so drauf sind. Ich z.B. bin unter Alkoholeinfluss immer sehr still und introvertiert geworden. Andere hingegen werden aggressiv - diese Leute habe ich nie verstanden. Die aggressive Variante kommt aber wohl häufiger vor, das stimmt schon…

... link  

 
Bei allem Ekel: Einen Tick professioneller scheinen selbst die Elitestudenten in Ingolstadt dann doch zu sein. Gibt's dazu eigentlich auch Rankings der Hochschulen? (-;

... link  

 
Vielleicht waren Sie ja Zeuge eines start ups.

'Unser junges, flexibles Unternehmen schließt eine Lücke im party service array und hat sich dabei ganz dem *spannenden Thema* beer tent event support verschrieben' o.s.ä.

... link  

 
schauerfeld: Schon ganz gut, aber "spannend" muss da noch irgendwie mit rein.

... link  

 
Sie haben Recht, jeeves; ich lern das wohl nie ...

... link  


... comment
 
Man kann auch im strömenden Regen an Häuserwände kotzen. Kirchweih heißt das dann...

Mal schauen, ob das bis nächstes Jahr klappt, mit der Gründung eines Schützenvereins.

... link  

 
Ich glaube, die nutzen einfach jede Gelegenheit.

... link  

 
Man kann auch im strömenden Regen demonstrativ Rad fahren und hinterher ähnlich derangiert aussehen wie die Wodkafreunde.

Aber das Rad aus Bari ist da, ein Lob auf die italienische Post.

... link  

 
@anderl:
Nachdem mir neulich dieses zweifelhafte Vergnügen einer Dusche während der Fahrt zuteil wurde, ist meine Begeisterung für Regenfahrten etwas abgekühlt. Mich selber wieder aufzumöbeln war eigentlich nicht so sehr das Problem, aber das Rad (auch wenns das alte Ross ist) wollte dann ja auch noch gepflegt sein. Ich muss mal gucken, ob ich irgendwo noch Schutzbleche zum Schnelldranklipsen finde, dann spritzt der Dreck nicht so vehement in alle Ritzen. Und auf das bisschen Gewicht kommts beim Stahlrenner auch nicht mehr an.

... link  

 
Was soll ich da erst sagen? In der Schweiz liegt auf den Bergen schon Schnee.

... link  

 
Die Winterreifen
vom Auto meiner Frau habe ich doch grad erst einlagern lassen (so kommts mir jedenfalls vor). Ts...

... link  

 
@mark, ich hatte den ganzen Tag im Zimmer gesessen und aus dem Fenster geschaut: Es muss doch mal aufhören mit dem Regen. Tat es nicht. Tag und Nacht Dauerregen, so dass hier schon alle Gräben vollgelaufen sind und teils die Geh- und Radwege überspült werden.

So bin ich dann halt raus. Im strömenden Regen. Mit einer Schicht Regenbekleidung, auf dem Mountainbike. Durch Wasser und Matsch. Fluchend, aber irgendwie doch zufrieden, als ich verdreckt wieder zuhause ankam.

Ich gedenke, das diesen Herbst/Winter so fortzusetzen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob ich die Lücke zwischen Rennrad und Mountainbike nicht durch ein Crossrad schließen müsste...

... link  


... comment