Montag, 16. Juli 2007
Grünwald oder die Langlebigkeit von Klischees
Gestern Nacht stand in der Stadt, gar nicht weit von mir in einem nur wenig schlechteren Viertel mit Quadratmeterpreisen von knapp 10 Euro ein KFZ, das manche vielleicht noch als das Spät-80er-Automobil der Münchner Szene kennen: Ein Saab 900 Turbo Cabrio.

Der Wagen ist mit seinen Spoilern und dem Bürzelheck nicht wirklich das, was man als schön bezeichnen würde, aber er hatte das Glück, eine Rolle in der Fernsehsendung "Leo´s Magazin" zu spielen. Moderator Andreas Lukoschik fuhr in einem Wagen dieses Typs durch die Stadt, und es könnte sogar dieses Exemplar gewesen sein: Baujahr 1987, wie die Sendung. Und ja, er ist zu verkaufen. Und ja, einen Moment habe ich aus nostalgischen Gründen überlegt. Immerhin gab es Schlimmeres als Leo, was den medialen Eindruck von München in den 80ern prägte.
Da ist noch der Film "Die Story" von 1984, der den Ruf Münchens als Koksmetropole bundesweit verbreitete - neben einigen "Modeerscheinungen", die Miami Vice als dezent erschienen liessen. Und 1986 kam Kir Royal auf die Mattscheiben der Republik. Das alles hat den Ruf von München zementiert, und wer damals dabei war, musste sich schon etwas wundern über dieses mehr als schräge Bild, das da von München gezeichnet wurde. "So" war weder das Parkcafe noch das P1 noch das BaBaLu und auch nicht die Seehaus-Parties, die im Übrigen nicht von Grünwaldern organisiert wurden, sondern von jemandem, der aus einem mässig vorzeigbaren Kaff nahe meiner Heimat stammt und dort auch lange gelebt hat. Das P1 war "so", aber da ging man nicht hin, wenn man nicht Tennisspieler oder Fussballer gucken wollte. Was eigentlich nur eine Bekannte aus Neuburg wollte, die dann tatsächlich schwer von einem gewissen Rothaarigen zu lösen und zurück in die Provinz zu verfrachten war, aber das ist eine andere Geschichte.
Dieses München ist eine Medienerfindung, so wie das Berlin der Telenovelas. Mit gewissen Anklängen an die Realität, mehr aber auch nicht. Aber der Gegensatz zwischen dem kaputten, streetcrediblen Berlin und dem Reichen, etwas debilen München zieht natürlich, und das ist der Grund, warum die Comedy von Aggro Grünwald die Aufmerksamkeit bekommt. Weil Restdeutschland und hier besonders Berlin Angst hat, es könnte stimmen. Dass es wirklich ein Viertel gibt, in dem Reichtum cool ist und auch so zur Schau getragen wird. Alle reichen Erben - werft das Geld! - wenn das der neue Schlachtruf sein soll, schaut es schlecht aus für die Hungerleider in Kreuzberg in ihren Kellerbüros mit der Latte und dem Döner als Standardernährung. Selbst wenn Aggro Grünwald bis hinunter zu den Farben und der Kleidung selbst nur aus alten Klischees der 80er Jahre besteht. Nur ein paar Namen muss man austauschen - Negerhalle durch 8 Seasons, Piccolo Osteria gegen Lenbach, und schon kann man sich tatsächlich in den Saab setzen, oder seinen legitimen Nachfolger, den geleasten SLK 200 mit Wegfall der Typenbezeichnung und grossen Chromringen um den Auspuff. Habe ich schon mal erwähnt, wie furchtbar banal das Afterwork im Lenbach eigentlich ist?
Eigentlich müsste man davor keine Angst haben. Wenn man es kennt, verliert es schnell jeden Glanz. Fingerfood ist nicht zwingend besser als Döner, und die Leute, die bei Lesungen im Kokon C-Sternchen lauschen, sind auch nicht klüger als Berliner, die Sarah Kuttner Talent und Ausstrahlung unterstellen. Es ist bei höherem Mehrwert erheblich teuerer, und das ist es eigentlich auch schon -
es sei denn, es ändert sich was in der Gesamtrepublik. Und das könnte zu einem Existenzproblem von Berlin werden, was meines Erachtens auch die hysterischen Reaktionen auf Aggro Grünwald verursacht. München, das alte München ging 1992/3 unter, als Techno aufkam. Berlin wurde das neue Ziel, darauf konzentrierten sich Illusionen und Hoffnungen, in München blieb die Lindenstrasse. Aber jetzt sind 15 Jahre vergangen. Berlin hat es nicht geschafft, und seine propagierten Lebensentwürfe gehen nur dort. Es mag stimmen, dass sich Max Mütze aus dem Schwäbischen Berlin immer noch so vorstellt, aber:
Die Wirtschaft kommt im Westen voran. Berlin ist pleite. Berlin hat ein Verliererimage. Kann sein, dass sie so sind, aber was 1995 noch als cool galt, ist heute vielleicht nur noch sehr retro. Es ist kein Lebensentwurf, der andernorts Gültigkeit haben würde. Berlin ist "Rütli", und egal, wie überzogen das sein mag, da geht man nicht gerne hin. Und in diese Lücke stösst nun Aggro Grünwald mit einem Ulk, der bei genauerer Betrachtung und in abgemilderter Form - gar nicht mal so schlimm ist. Denn es macht Spass, mit dem Motorboot über den Starnberger See zu fahren. Wirklich.

Don Tauchmeister is on da quietschred Gummiboat, rechts: STA-Chick beim Ankleiden ;-)
Es macht Spass, auch mal mit Frauen auszugehen, die andere Themen als Prekariat und Arbeitslosigkeit haben. Die einem davor die neuesten Erwerbungen vorführen. Die einen von dem Existenzgerede mit einer halben Stunde über die Handtaschen erlösen, die in Berlin nur deshalb nicht Thema sind, weil sie sich keine leisten kann. ich erinnere mich da an den ersten Besuch einer Münchnerin in Berlin, als wir unter den Linden an einer Ampel halten mussten und sie mit Abscheu feststellte, dass die Frau dort Prada aus der vorvorvorvorletzten Saison trug. Das mag arrogant sein, eingebildet, München - aber ist es schlimmer als der Sozialneid (sorry für das Wort, aber ich kenne kein anderes dafür), der einem aus X-berg entgegenschlägt, sobald man dortselbst ein paar Silberschalen kauft?
Am Ende bleibt die Frage, welcher Lebensentwurf Max Mütze, dem ewigen schwäbischen Dorfbewohner und all seiner Cousins, die aus Altötting kommen, gefällt. Ich glaube, dass Aggro Berlin der Stadt Berlin nicht gut tut. Es sorgt für ein Lebensgefühl, das bei der Mehrheit nach Alternativen verlangt. München war so lange Zeit unbeachtet - vielleicht kommt jetzt die Renaissance. Weil es die besseren Clubs, die besseren Leute, das bessere Umfeld und die bessere Landschaft hat. Und eine Vergangenheit, die etwas anderes verspricht als die Gewalt der Berliner Kapuzenträger. Ich verstehe, dass diese Leute München hassen. Ein München, dessen Lebensstil wieder als vorbildlich betrachtet werden könnte. München könnte Max Mütze so umarmen, dass sie demnächst in ihrem Trümmerhaufen und dem Ruinengürtel aussenrum alleine bleiben. Und ohne Max Mütze, der als dummer Jobber der Medienbranche das System, ihr System am laufen hält.

Der Wagen ist mit seinen Spoilern und dem Bürzelheck nicht wirklich das, was man als schön bezeichnen würde, aber er hatte das Glück, eine Rolle in der Fernsehsendung "Leo´s Magazin" zu spielen. Moderator Andreas Lukoschik fuhr in einem Wagen dieses Typs durch die Stadt, und es könnte sogar dieses Exemplar gewesen sein: Baujahr 1987, wie die Sendung. Und ja, er ist zu verkaufen. Und ja, einen Moment habe ich aus nostalgischen Gründen überlegt. Immerhin gab es Schlimmeres als Leo, was den medialen Eindruck von München in den 80ern prägte.
Da ist noch der Film "Die Story" von 1984, der den Ruf Münchens als Koksmetropole bundesweit verbreitete - neben einigen "Modeerscheinungen", die Miami Vice als dezent erschienen liessen. Und 1986 kam Kir Royal auf die Mattscheiben der Republik. Das alles hat den Ruf von München zementiert, und wer damals dabei war, musste sich schon etwas wundern über dieses mehr als schräge Bild, das da von München gezeichnet wurde. "So" war weder das Parkcafe noch das P1 noch das BaBaLu und auch nicht die Seehaus-Parties, die im Übrigen nicht von Grünwaldern organisiert wurden, sondern von jemandem, der aus einem mässig vorzeigbaren Kaff nahe meiner Heimat stammt und dort auch lange gelebt hat. Das P1 war "so", aber da ging man nicht hin, wenn man nicht Tennisspieler oder Fussballer gucken wollte. Was eigentlich nur eine Bekannte aus Neuburg wollte, die dann tatsächlich schwer von einem gewissen Rothaarigen zu lösen und zurück in die Provinz zu verfrachten war, aber das ist eine andere Geschichte.
Dieses München ist eine Medienerfindung, so wie das Berlin der Telenovelas. Mit gewissen Anklängen an die Realität, mehr aber auch nicht. Aber der Gegensatz zwischen dem kaputten, streetcrediblen Berlin und dem Reichen, etwas debilen München zieht natürlich, und das ist der Grund, warum die Comedy von Aggro Grünwald die Aufmerksamkeit bekommt. Weil Restdeutschland und hier besonders Berlin Angst hat, es könnte stimmen. Dass es wirklich ein Viertel gibt, in dem Reichtum cool ist und auch so zur Schau getragen wird. Alle reichen Erben - werft das Geld! - wenn das der neue Schlachtruf sein soll, schaut es schlecht aus für die Hungerleider in Kreuzberg in ihren Kellerbüros mit der Latte und dem Döner als Standardernährung. Selbst wenn Aggro Grünwald bis hinunter zu den Farben und der Kleidung selbst nur aus alten Klischees der 80er Jahre besteht. Nur ein paar Namen muss man austauschen - Negerhalle durch 8 Seasons, Piccolo Osteria gegen Lenbach, und schon kann man sich tatsächlich in den Saab setzen, oder seinen legitimen Nachfolger, den geleasten SLK 200 mit Wegfall der Typenbezeichnung und grossen Chromringen um den Auspuff. Habe ich schon mal erwähnt, wie furchtbar banal das Afterwork im Lenbach eigentlich ist?
Eigentlich müsste man davor keine Angst haben. Wenn man es kennt, verliert es schnell jeden Glanz. Fingerfood ist nicht zwingend besser als Döner, und die Leute, die bei Lesungen im Kokon C-Sternchen lauschen, sind auch nicht klüger als Berliner, die Sarah Kuttner Talent und Ausstrahlung unterstellen. Es ist bei höherem Mehrwert erheblich teuerer, und das ist es eigentlich auch schon -
es sei denn, es ändert sich was in der Gesamtrepublik. Und das könnte zu einem Existenzproblem von Berlin werden, was meines Erachtens auch die hysterischen Reaktionen auf Aggro Grünwald verursacht. München, das alte München ging 1992/3 unter, als Techno aufkam. Berlin wurde das neue Ziel, darauf konzentrierten sich Illusionen und Hoffnungen, in München blieb die Lindenstrasse. Aber jetzt sind 15 Jahre vergangen. Berlin hat es nicht geschafft, und seine propagierten Lebensentwürfe gehen nur dort. Es mag stimmen, dass sich Max Mütze aus dem Schwäbischen Berlin immer noch so vorstellt, aber:
Die Wirtschaft kommt im Westen voran. Berlin ist pleite. Berlin hat ein Verliererimage. Kann sein, dass sie so sind, aber was 1995 noch als cool galt, ist heute vielleicht nur noch sehr retro. Es ist kein Lebensentwurf, der andernorts Gültigkeit haben würde. Berlin ist "Rütli", und egal, wie überzogen das sein mag, da geht man nicht gerne hin. Und in diese Lücke stösst nun Aggro Grünwald mit einem Ulk, der bei genauerer Betrachtung und in abgemilderter Form - gar nicht mal so schlimm ist. Denn es macht Spass, mit dem Motorboot über den Starnberger See zu fahren. Wirklich.

Don Tauchmeister is on da quietschred Gummiboat, rechts: STA-Chick beim Ankleiden ;-)
Es macht Spass, auch mal mit Frauen auszugehen, die andere Themen als Prekariat und Arbeitslosigkeit haben. Die einem davor die neuesten Erwerbungen vorführen. Die einen von dem Existenzgerede mit einer halben Stunde über die Handtaschen erlösen, die in Berlin nur deshalb nicht Thema sind, weil sie sich keine leisten kann. ich erinnere mich da an den ersten Besuch einer Münchnerin in Berlin, als wir unter den Linden an einer Ampel halten mussten und sie mit Abscheu feststellte, dass die Frau dort Prada aus der vorvorvorvorletzten Saison trug. Das mag arrogant sein, eingebildet, München - aber ist es schlimmer als der Sozialneid (sorry für das Wort, aber ich kenne kein anderes dafür), der einem aus X-berg entgegenschlägt, sobald man dortselbst ein paar Silberschalen kauft?
Am Ende bleibt die Frage, welcher Lebensentwurf Max Mütze, dem ewigen schwäbischen Dorfbewohner und all seiner Cousins, die aus Altötting kommen, gefällt. Ich glaube, dass Aggro Berlin der Stadt Berlin nicht gut tut. Es sorgt für ein Lebensgefühl, das bei der Mehrheit nach Alternativen verlangt. München war so lange Zeit unbeachtet - vielleicht kommt jetzt die Renaissance. Weil es die besseren Clubs, die besseren Leute, das bessere Umfeld und die bessere Landschaft hat. Und eine Vergangenheit, die etwas anderes verspricht als die Gewalt der Berliner Kapuzenträger. Ich verstehe, dass diese Leute München hassen. Ein München, dessen Lebensstil wieder als vorbildlich betrachtet werden könnte. München könnte Max Mütze so umarmen, dass sie demnächst in ihrem Trümmerhaufen und dem Ruinengürtel aussenrum alleine bleiben. Und ohne Max Mütze, der als dummer Jobber der Medienbranche das System, ihr System am laufen hält.
donalphons, 13:44h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 13. Juli 2007
Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus
Es ist ganz seltsam. Ich kann das selbst nicht niederschreiben, ohne dass es nicht eine leichte negative Aufladung hätte. Nochmal: Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus. Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus. Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus. Irgendwann, nach ein paar mal, verflüchtigt sich das Negative.
Dein Vater ist reich. Ist das ein Problem? Und was ist reich? Welche Bedeutung hat das Wort im Kontext? Genug zum Leben und noch etwas mehr? Reich ist immer der, der mehr hat als man selber. Ist das ein Problem? Nein. Und so zerfranst sich langsam dieser negative Unterton. Ist halt so. Ich würde das niemandem so sagen, ich würde das Wort "wohlhabend" oder "begütert" verwenden, zwei Worte übrigens, die auf dem Rückzug sind und vom umfassenden reich verdrängt werden. Früher war man reich, wenn man jeden Tag Fleisch essen konnte, heute kann sich jeder Billighack im Kilo leisten, ohne an die leute zu denken, die wegen des Sojaanbaus in der Dritten Welt vor die Hunde gehen, und für die auch die Gropiusstadt eine Oase des Rechtums wäre. Reich. Warum nicht.
Und Deine Mutter sieht gut aus. Das ist bei vielen Müttern so. Frauen bemühen sich eigentlich sehr oft, jenseits der 40 gut auszusehen, fast so, als sei Alter eine Schande. Es ist ok, gut auszusehen, es macht aber niemandem zu einem schlechteren Menschen, wenn er es - immer nach unseren aktuellen Kulturdefinitionen - nicht tut. Auch hier wieder, die Frage der Grenze. Wer definiert das, muss es wirklich schön sein, reicht nicht hübsch und Lebenserfahren auch aus, geht es nicht ohne liften, zählt Ausstrahlung eigentlich nicht mehr als die Fassade, sei es nun Aussehen oder das Geld, oder besser, die Rücklagen auf der Bank? Aber wenn es so ist: Gut. Schön ist erst mal nur schön, weder dumm, arrogant, eingebildet, was auch immer.
Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus.
Es ist Sommer, das Leben ist einfach, im See nebenan springen die Fische, und das Getreide auf den Feldern steht hoch. Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus.
Es gibt also keinen Grund, Dir Sorgen zu machen.
Besonders der Nachsatz. Da kommt sicher manchen die Galle hoch bei der Vorstellung. Muss sich nicht strecken, kein Risiko, Kind reicher Eltern, bäh Grünwald Westend Kö Maxstrasse Elbvorort und was da noch alles mitschwingt. Und irgendwo unten der Wunsch, dass es den betreffenden mal richtig auf die Schnauze haut, und man dann vorüber geht und nochmal drufspuckt, die kleinen Träume des grossen Sozialneides. Und die Ahnung, dass es nie so weit kommen wird. Denn der wird einfach irgendwann loslegen, ab in den Himmel, nichts hält ihn auf, und bis dahin ist alles gesichert, denn Vater und Mutter passen ja auf. Sommer, gestern, heute, es wird immer Sommer sein, und das Leben im Sommer, draussen am See, das ist wirklich fein.
Das alles packen manche nicht. Auf Deutsch. Dabei ist es einfach nur Summertime von Renee Olstead.
summertime...
and the living is easy
fish are jumping and the cotton is high
your daddy´s rich and your ma´ is good looking
so hush little baby, don´t you cry
one of these mornings
Summertime you gonna rise up singing, then you spread your little wings and then take to the sky...take to the sky
but till that morning, there´s nothing that can harm you
with daddy and mommy, standin´ by
summertime, yestertime, I´m talking ´bout summertime
and the living, summerliving, and the living is so fine.
Hier. Jetzt. Weit entfernt.
Dein Vater ist reich. Ist das ein Problem? Und was ist reich? Welche Bedeutung hat das Wort im Kontext? Genug zum Leben und noch etwas mehr? Reich ist immer der, der mehr hat als man selber. Ist das ein Problem? Nein. Und so zerfranst sich langsam dieser negative Unterton. Ist halt so. Ich würde das niemandem so sagen, ich würde das Wort "wohlhabend" oder "begütert" verwenden, zwei Worte übrigens, die auf dem Rückzug sind und vom umfassenden reich verdrängt werden. Früher war man reich, wenn man jeden Tag Fleisch essen konnte, heute kann sich jeder Billighack im Kilo leisten, ohne an die leute zu denken, die wegen des Sojaanbaus in der Dritten Welt vor die Hunde gehen, und für die auch die Gropiusstadt eine Oase des Rechtums wäre. Reich. Warum nicht.
Und Deine Mutter sieht gut aus. Das ist bei vielen Müttern so. Frauen bemühen sich eigentlich sehr oft, jenseits der 40 gut auszusehen, fast so, als sei Alter eine Schande. Es ist ok, gut auszusehen, es macht aber niemandem zu einem schlechteren Menschen, wenn er es - immer nach unseren aktuellen Kulturdefinitionen - nicht tut. Auch hier wieder, die Frage der Grenze. Wer definiert das, muss es wirklich schön sein, reicht nicht hübsch und Lebenserfahren auch aus, geht es nicht ohne liften, zählt Ausstrahlung eigentlich nicht mehr als die Fassade, sei es nun Aussehen oder das Geld, oder besser, die Rücklagen auf der Bank? Aber wenn es so ist: Gut. Schön ist erst mal nur schön, weder dumm, arrogant, eingebildet, was auch immer.
Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus.
Es ist Sommer, das Leben ist einfach, im See nebenan springen die Fische, und das Getreide auf den Feldern steht hoch. Dein Vater ist reich und Deine Mutter sieht gut aus.
Es gibt also keinen Grund, Dir Sorgen zu machen.
Besonders der Nachsatz. Da kommt sicher manchen die Galle hoch bei der Vorstellung. Muss sich nicht strecken, kein Risiko, Kind reicher Eltern, bäh Grünwald Westend Kö Maxstrasse Elbvorort und was da noch alles mitschwingt. Und irgendwo unten der Wunsch, dass es den betreffenden mal richtig auf die Schnauze haut, und man dann vorüber geht und nochmal drufspuckt, die kleinen Träume des grossen Sozialneides. Und die Ahnung, dass es nie so weit kommen wird. Denn der wird einfach irgendwann loslegen, ab in den Himmel, nichts hält ihn auf, und bis dahin ist alles gesichert, denn Vater und Mutter passen ja auf. Sommer, gestern, heute, es wird immer Sommer sein, und das Leben im Sommer, draussen am See, das ist wirklich fein.
Das alles packen manche nicht. Auf Deutsch. Dabei ist es einfach nur Summertime von Renee Olstead.
summertime...
and the living is easy
fish are jumping and the cotton is high
your daddy´s rich and your ma´ is good looking
so hush little baby, don´t you cry
one of these mornings
Summertime you gonna rise up singing, then you spread your little wings and then take to the sky...take to the sky
but till that morning, there´s nothing that can harm you
with daddy and mommy, standin´ by
summertime, yestertime, I´m talking ´bout summertime
and the living, summerliving, and the living is so fine.
Hier. Jetzt. Weit entfernt.
donalphons, 21:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 11. Juli 2007
Werbefrei
Disclosure: Manche meiner besten Freunde sind Werber.
Soziale Distinktion und Grenzen zwischen Schichten können sehr unterschiedlich aussehen. Dort allerdings, wo sich Schichten räumlich zusammenballen, gibt es Merkmale, die sich durch Jahrzehnte und Herrschaftsformen bewahrt haben. Dort, wo sich Reiche, Besserverdienende, die Elite, die Bonzen, man nenne sie, wie man will, niederlassen, gibt es gewisse Dinge einfach nicht. Und es ist besonders das Ausgrenzen einer Sache, die global in das Auge sticht: Werbung.
An der Zufahrt zum guten Viertel der Provinzstadt liegt eine Kunstmühle, die im Laufe der Jahrzehnte von den Repräsentationsbauren von Ärzten, Managern und Mittelständlern eingeschlossen wurde. Sie war ein Fremdkörper in einer Gegend, die sie früher beherrschte, und der Müller hatte wenig Verständnis für seine neuen Nachbarn. Desgleichen nicht für seine Mühle, und so liess er an der Hofmauer zwei Reklametafeln anbringen. Seit nicht allzulanger Zeit jedoch ist die Mühle im Besitz seines Sohnes, der ihn zu einer Wohnanlage umbaut, und nach dem Auslaufen der Verträge mit dem Aussenwerber sieht die Wand jetzt so aus:

denn Werbung macht jetzt die Preise kaputt. Das, was das Ensemble durch die Wirkung optisch im Wert verliert, ist durch die paar Euro des Plakatklebers nicht mehr herein zu holen. In der Ecke der Stadt leben nur 2% der Bevölkerung, es ist der Teil, der diese Stadt zum grössten Teil gehört, und auf diese Menschen kommt jetzt exakt 0 % der gesamten Aussenwerbung. An den Briefkästen wird überall Werbung untersagt. Man muss hier gar nicht darüber reden: Werbung ist unfein. Dass die Werbetafeln verschwinden, war jedoch durchaus Thema: Sie störten. Und man ist froh, dass sie verschwunden sind.
Man kommt ohne Werbung aus. Man muss es laut aussprechen: Man kommt ohne Werbung aus. Und jetzt das Ganze mal inhaltlich umdrehen: Man kommt nicht ohne Werbung aus. Man vergleiche
A muss nicht darüber reden: Werbung ist unfein.
B kommt ohne Werbung aus.
C kommt nicht ohne Werbung aus. Oder noch schlimmer, C kommt nur mit Werbung aus.
So wie das Fehlen von Werbung ein Kennzeichen einer Klassengrenze ist, wird ihre Anwesenheit zum Stigma derer, die sie benötigen und betreiben. Wenn man noch bedenkt, dass Werbung nicht vom Himmel fällt und durch den Preis wieder von den Kunden bezahlt wird, wenn man sich die gesamte asoziale Dimension von kommerzieller Werbung vor Augen hält, sollte verständlich sein, warum man sich, so man kann, davon entkoppelt.
Natürlich sucht sich Werbung Lücken im System. Werbekataloge von Sotheby´s schaffen es, gekauft zu werden, weil sie die Werbung mit Gegenwert verbinden. Es ist nicht unmöglich für Werbung, sich aus dem stinkenden Pfuhl der Verarsche zu erheben, die ihr Urgrund ist. Es gibt faire Geschäfte, und faire Information. Wenn hinten in einem Buch erwähnt wird, dass es von gleichen Autor noch weitere Bände gibt - wieso nicht? Wenn Labels CDs verschenken, in denen ein Querschnitt des neuen Programms zu hören ist - feine Sache!
Aber das Reindrängeln, das Rumschreien, das Anschleimen, und besonders der Versuch, auf der sozialen Schiene anzukommen, das Kaufen von Leuten, die Beziehungen monetarisieren wollen, das geht gar nicht. Und da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn man Werbung nötig Habender schneller aus der Freundesgalerie fliegt, als die Plakatwände bei der Kunstmühle verschwinden.
Soziale Distinktion und Grenzen zwischen Schichten können sehr unterschiedlich aussehen. Dort allerdings, wo sich Schichten räumlich zusammenballen, gibt es Merkmale, die sich durch Jahrzehnte und Herrschaftsformen bewahrt haben. Dort, wo sich Reiche, Besserverdienende, die Elite, die Bonzen, man nenne sie, wie man will, niederlassen, gibt es gewisse Dinge einfach nicht. Und es ist besonders das Ausgrenzen einer Sache, die global in das Auge sticht: Werbung.
An der Zufahrt zum guten Viertel der Provinzstadt liegt eine Kunstmühle, die im Laufe der Jahrzehnte von den Repräsentationsbauren von Ärzten, Managern und Mittelständlern eingeschlossen wurde. Sie war ein Fremdkörper in einer Gegend, die sie früher beherrschte, und der Müller hatte wenig Verständnis für seine neuen Nachbarn. Desgleichen nicht für seine Mühle, und so liess er an der Hofmauer zwei Reklametafeln anbringen. Seit nicht allzulanger Zeit jedoch ist die Mühle im Besitz seines Sohnes, der ihn zu einer Wohnanlage umbaut, und nach dem Auslaufen der Verträge mit dem Aussenwerber sieht die Wand jetzt so aus:

denn Werbung macht jetzt die Preise kaputt. Das, was das Ensemble durch die Wirkung optisch im Wert verliert, ist durch die paar Euro des Plakatklebers nicht mehr herein zu holen. In der Ecke der Stadt leben nur 2% der Bevölkerung, es ist der Teil, der diese Stadt zum grössten Teil gehört, und auf diese Menschen kommt jetzt exakt 0 % der gesamten Aussenwerbung. An den Briefkästen wird überall Werbung untersagt. Man muss hier gar nicht darüber reden: Werbung ist unfein. Dass die Werbetafeln verschwinden, war jedoch durchaus Thema: Sie störten. Und man ist froh, dass sie verschwunden sind.
Man kommt ohne Werbung aus. Man muss es laut aussprechen: Man kommt ohne Werbung aus. Und jetzt das Ganze mal inhaltlich umdrehen: Man kommt nicht ohne Werbung aus. Man vergleiche
A muss nicht darüber reden: Werbung ist unfein.
B kommt ohne Werbung aus.
C kommt nicht ohne Werbung aus. Oder noch schlimmer, C kommt nur mit Werbung aus.
So wie das Fehlen von Werbung ein Kennzeichen einer Klassengrenze ist, wird ihre Anwesenheit zum Stigma derer, die sie benötigen und betreiben. Wenn man noch bedenkt, dass Werbung nicht vom Himmel fällt und durch den Preis wieder von den Kunden bezahlt wird, wenn man sich die gesamte asoziale Dimension von kommerzieller Werbung vor Augen hält, sollte verständlich sein, warum man sich, so man kann, davon entkoppelt.
Natürlich sucht sich Werbung Lücken im System. Werbekataloge von Sotheby´s schaffen es, gekauft zu werden, weil sie die Werbung mit Gegenwert verbinden. Es ist nicht unmöglich für Werbung, sich aus dem stinkenden Pfuhl der Verarsche zu erheben, die ihr Urgrund ist. Es gibt faire Geschäfte, und faire Information. Wenn hinten in einem Buch erwähnt wird, dass es von gleichen Autor noch weitere Bände gibt - wieso nicht? Wenn Labels CDs verschenken, in denen ein Querschnitt des neuen Programms zu hören ist - feine Sache!
Aber das Reindrängeln, das Rumschreien, das Anschleimen, und besonders der Versuch, auf der sozialen Schiene anzukommen, das Kaufen von Leuten, die Beziehungen monetarisieren wollen, das geht gar nicht. Und da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn man Werbung nötig Habender schneller aus der Freundesgalerie fliegt, als die Plakatwände bei der Kunstmühle verschwinden.
donalphons, 19:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 26. Juni 2007
Die perfekte Strasse
Um es gleich vorweg zu nehmen: Hinter dem Ende der perfekten Strasse kommen nochmal 50 Kilometer, dann Nürnberg, dann Fürth, dann ein Gewerbekomplex mit einem Mietproblem und einem Fond, der dachte, hier könnte sowas wie in Berlin nicht passieren, sich getäuscht hat und dessen Reste nun zu ergründen suchen, wo all das schöne Geld hin ist, dessen Rückbeschaffung in die Wege zu leiten ich mit vielen anderen einschlägig Befähigten verpflichtet bin, die ich übrigens zufällig immer gerade dann treffe, wenn ganz andere wiederum meinen, ich würde vage drohen, und dabei will ich doch einfach nur fahren, und zwar hier:

Das ist die Strasse zwischen Kinding und Greding im Altmühltal; eine Strecke, die die Durchraser auf der Autobahn auf der anderen Seite des Tales allein als Auslaufstrecke zu einem ebenso bekannten wie widerlichen Schnellrestaurant am Strassenrand kennen. Kommt man von Süden, muss man schon genau wissen, wie man in Kinding auf diese perfekte Strasse kommt. Zu Beginn liegt sie im Wald, und man könnte aufgrund der Breite glauben, dass sie in einem Forstweg endet, doch über 9 Kilometer reihen sich meist sanfte Kurven aneinander. Man könnte hier 100 fahren und damit den Wagen in den engeren Kurven an die Grenze treiben.

Doch hier sind manchmal auch Radler unterwegs, und wenn ich 60 fahre, ist die Strecke so lang wie ein Oboenkonzert von Bach, das in seinen Sätzen dem Verlauf der Strecke entspricht. Schnelle Wechsel im Waldstück, in dem die Lichter durch die Tannen flackern, dann ein Andante für die langgezogenen Kurven, wenn sich die Strasse entlang der Grenze zwischen den goldenen Äckern und dem Wald wiegt.

Nach der halben Strecke sieht man in der Ferne schon das Ziel, auf halber Höhe die Kirche mit ihrem Karner voller Schädel und Knochen, doch nichts kann hier ferner sein, denn das Tal öffnet sich im weiten Bogen gegen Süden, es wird warm, und dann kommen auch die Kurven mit schnellen Wechseln wieder. Der dritte Satz hebt an, es geht durch Wiesen und Felder in Richtung des Talgrunds, nie schneller als 60, alles andere wäre viel zu schnell für die Eindrücke und die Schönheit der Strecke.

Ich habe Angst, dass sie irgendwann mit Baggern anrücken und die enge, perfekte Strasse aufweiten, damit es einem Mittelstreifen gibt und man nicht mehr bremsen muss, wenn ein Fahrzeug oder auch nur ein Radler entgegenkommt. Als ob Bremsen hier nicht genau das richtige wäre. Als ob man hier irgendjemanden überholen müsste. Wer rasen will, kann das auf der Autobahn tun, diese Strasse soll sich noch lange durch die Landschaft schlängeln und vergessen machen, was da im Nordwesten ausser Regen noch an Ungemach auf einen wartet, wie etwa einem Hotel, dessen Preisgestaltung für zwei Nächte mit Frühstück alternativ eine Woche Vollpension hier im Tal erlauben würde - und was für eine Vollpension das wäre.

Das ist die Strasse zwischen Kinding und Greding im Altmühltal; eine Strecke, die die Durchraser auf der Autobahn auf der anderen Seite des Tales allein als Auslaufstrecke zu einem ebenso bekannten wie widerlichen Schnellrestaurant am Strassenrand kennen. Kommt man von Süden, muss man schon genau wissen, wie man in Kinding auf diese perfekte Strasse kommt. Zu Beginn liegt sie im Wald, und man könnte aufgrund der Breite glauben, dass sie in einem Forstweg endet, doch über 9 Kilometer reihen sich meist sanfte Kurven aneinander. Man könnte hier 100 fahren und damit den Wagen in den engeren Kurven an die Grenze treiben.

Doch hier sind manchmal auch Radler unterwegs, und wenn ich 60 fahre, ist die Strecke so lang wie ein Oboenkonzert von Bach, das in seinen Sätzen dem Verlauf der Strecke entspricht. Schnelle Wechsel im Waldstück, in dem die Lichter durch die Tannen flackern, dann ein Andante für die langgezogenen Kurven, wenn sich die Strasse entlang der Grenze zwischen den goldenen Äckern und dem Wald wiegt.

Nach der halben Strecke sieht man in der Ferne schon das Ziel, auf halber Höhe die Kirche mit ihrem Karner voller Schädel und Knochen, doch nichts kann hier ferner sein, denn das Tal öffnet sich im weiten Bogen gegen Süden, es wird warm, und dann kommen auch die Kurven mit schnellen Wechseln wieder. Der dritte Satz hebt an, es geht durch Wiesen und Felder in Richtung des Talgrunds, nie schneller als 60, alles andere wäre viel zu schnell für die Eindrücke und die Schönheit der Strecke.

Ich habe Angst, dass sie irgendwann mit Baggern anrücken und die enge, perfekte Strasse aufweiten, damit es einem Mittelstreifen gibt und man nicht mehr bremsen muss, wenn ein Fahrzeug oder auch nur ein Radler entgegenkommt. Als ob Bremsen hier nicht genau das richtige wäre. Als ob man hier irgendjemanden überholen müsste. Wer rasen will, kann das auf der Autobahn tun, diese Strasse soll sich noch lange durch die Landschaft schlängeln und vergessen machen, was da im Nordwesten ausser Regen noch an Ungemach auf einen wartet, wie etwa einem Hotel, dessen Preisgestaltung für zwei Nächte mit Frühstück alternativ eine Woche Vollpension hier im Tal erlauben würde - und was für eine Vollpension das wäre.
donalphons, 01:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 1. Mai 2007
Corriere del Benaco, 1. Mai 2007
Verlängerungen: Don Alphonso Porcamadonna, Reisejournalist und Schriftsteller
Signore, wollen Sie den Lesern unserer Blattes erklären, was sie dazu bringt, auch über den 1. Mai hinaus in Italien zu verbleiben?
Nun, ich betrachte es als meine heilige Pflicht, denen daheim zu zeigen, dass hier unten auch nicht alles immer grandios ist. Nehmen wir nur mal das Wetter. Nicht nur, dass der gestrige Tag mit Wolken begann, nein, es gab später am Nordteil des Gardasses auch richtigen Regen.

Also, hat man mir gesagt. Ich habe es ja erst gesehen, als ich am Abend nach Hause kam. Schwarze Wolken, nasse Touristen, verschlammte Biker dann in Riva, wo ich einen Freund zum Essen abholte. Ich musste sogar den Roadster schliessen. Das war so: Ich war nämlich in Verona, Hemden, Spezialitäten und Mitbringel kaufen. Und aus alter Erfahrung weiss ich, dass der Gardasee schnell zum Hexenkessel wird, wenn in der Ebene Veronas immer noch die Sonne scheint. So war es dann auch. Das müssen Sie sich vorstellen: Ich komme zurück, fahre statt zum See weiter östlich die Autobahn nach Affi, die Strecke nach Garda ist zu mit Urlaubern, also presche ich im goldenen Abendlicht rauf auf den Monte Baldo fast bis nacht S. Zeno und dann über die Tornate wieder runter nach Torri del Benaco -

und dann muss ich unten doch tat-säch-lich das Verdeck schliessen. Das Leben kann hier wirklich grausam sein. Hart, Brutal. Allerdings ist es heute schon wieder sonnig. Ich denke, ich fahre nach Vicenza.
Meinen Sie, das reicht den Lesern Ihres Blogs als Erklärung? Heisse Kommentarschlachten gibt es dort doch schon lang nicht mehr.
Das ist richtig, kontrovers ist dieser Urlaub nicht richtig. Die Themen brennen mir durchaus auf den Nägeln, in den nächsten Wochen wird da aller Bohei der Welt sein, aber so hart es auch ist: Meine Gesundheit geht vor. Ich mache das hier ja nicht zum Spass, das hier ist eine Kur. Ich hole den Schlaf der letzten Wochen nach, jeden Tag 10 Stunden, ich esse wieder richtig. Jetzt kann ich es ja auch zugeben: Vor drei Wochen war ich knapp vor der Einlieferung in die Intensivstation, so sehr waren meine Lungen angegriffen. Keine Nacht mit mehr als 4 Stunden Schlaf, kaum Essen, die Medikamente - das war kein Spass. Man glaubt gar nicht, was es bedeutet, tief Luft holen zu können, wenn man nicht kurz vorher eine ganze Nacht durchgejapst hat. Aber es gibt schon Gesprächsstoff. Der 1. Mai nämlich, der zu einem Anlass für einen Brückentag verkommen ist. Ich mein, hier ist ganz München (winkt einem Haufen Touris, die unter seinem Balkon mit dem grandiosen Panorama hochgaffen, wo das Interview stattfindet). Und gleichzeitig hatten wir in den letzten Monaten Wirtschaftsskandale und übelstes Benehmen, dass man sich eigentlich ein paar Scheiterhaufen vor den Zentralen der Massenkonzerne wie Siemens, der Post und der Telekom erwarten würde. Zumindest am 1. Mai. Wenn man dort arbeitet, wieso lässt man es nicht zumindest an diesem Tag voll raus? Warum geht man nicht geschlossen hin, um denen zu zeigen: Basta! Finito! Macht so weiter, oder wundert Euch nicht, wenn ich einmal den Mussolini a la Milanese gebt! Die da oben haben längst keine Angst mehr vor denen da unten. Sie machen den Terror gegen die Mitarbeiter. Oder die Kapitalsklaven der Union, die sich gegen Mindestlöhne sperren und ansonsten mit ihren Verbandskumpels den Staat auspressen: Wir sagen Euch, Drogenproduktiion beim Hanfanbau ist für Euch das kleinere Problom, Euer Problem könnten die daraus hergestellten Stricke werden. Oder die sie unterstützenden, käuflichen Medienstricher: Woll Ihr ein zweites Loch in den Arsch? Und da ist die Frage berechtigt: Welche Form des Terrors ist praktikabel, um darauf zu antworten? Was könnte man am 1. Mai noch tun? Es muss irgendwas geben, was mehr ist als der Aufmarsch der Mitglieder, und sinnvoller als die Randale in Berlin.
Signor Porcamadonna, vielen Dank für das Gespräch.
Signore, wollen Sie den Lesern unserer Blattes erklären, was sie dazu bringt, auch über den 1. Mai hinaus in Italien zu verbleiben?
Nun, ich betrachte es als meine heilige Pflicht, denen daheim zu zeigen, dass hier unten auch nicht alles immer grandios ist. Nehmen wir nur mal das Wetter. Nicht nur, dass der gestrige Tag mit Wolken begann, nein, es gab später am Nordteil des Gardasses auch richtigen Regen.

Also, hat man mir gesagt. Ich habe es ja erst gesehen, als ich am Abend nach Hause kam. Schwarze Wolken, nasse Touristen, verschlammte Biker dann in Riva, wo ich einen Freund zum Essen abholte. Ich musste sogar den Roadster schliessen. Das war so: Ich war nämlich in Verona, Hemden, Spezialitäten und Mitbringel kaufen. Und aus alter Erfahrung weiss ich, dass der Gardasee schnell zum Hexenkessel wird, wenn in der Ebene Veronas immer noch die Sonne scheint. So war es dann auch. Das müssen Sie sich vorstellen: Ich komme zurück, fahre statt zum See weiter östlich die Autobahn nach Affi, die Strecke nach Garda ist zu mit Urlaubern, also presche ich im goldenen Abendlicht rauf auf den Monte Baldo fast bis nacht S. Zeno und dann über die Tornate wieder runter nach Torri del Benaco -

und dann muss ich unten doch tat-säch-lich das Verdeck schliessen. Das Leben kann hier wirklich grausam sein. Hart, Brutal. Allerdings ist es heute schon wieder sonnig. Ich denke, ich fahre nach Vicenza.
Meinen Sie, das reicht den Lesern Ihres Blogs als Erklärung? Heisse Kommentarschlachten gibt es dort doch schon lang nicht mehr.
Das ist richtig, kontrovers ist dieser Urlaub nicht richtig. Die Themen brennen mir durchaus auf den Nägeln, in den nächsten Wochen wird da aller Bohei der Welt sein, aber so hart es auch ist: Meine Gesundheit geht vor. Ich mache das hier ja nicht zum Spass, das hier ist eine Kur. Ich hole den Schlaf der letzten Wochen nach, jeden Tag 10 Stunden, ich esse wieder richtig. Jetzt kann ich es ja auch zugeben: Vor drei Wochen war ich knapp vor der Einlieferung in die Intensivstation, so sehr waren meine Lungen angegriffen. Keine Nacht mit mehr als 4 Stunden Schlaf, kaum Essen, die Medikamente - das war kein Spass. Man glaubt gar nicht, was es bedeutet, tief Luft holen zu können, wenn man nicht kurz vorher eine ganze Nacht durchgejapst hat. Aber es gibt schon Gesprächsstoff. Der 1. Mai nämlich, der zu einem Anlass für einen Brückentag verkommen ist. Ich mein, hier ist ganz München (winkt einem Haufen Touris, die unter seinem Balkon mit dem grandiosen Panorama hochgaffen, wo das Interview stattfindet). Und gleichzeitig hatten wir in den letzten Monaten Wirtschaftsskandale und übelstes Benehmen, dass man sich eigentlich ein paar Scheiterhaufen vor den Zentralen der Massenkonzerne wie Siemens, der Post und der Telekom erwarten würde. Zumindest am 1. Mai. Wenn man dort arbeitet, wieso lässt man es nicht zumindest an diesem Tag voll raus? Warum geht man nicht geschlossen hin, um denen zu zeigen: Basta! Finito! Macht so weiter, oder wundert Euch nicht, wenn ich einmal den Mussolini a la Milanese gebt! Die da oben haben längst keine Angst mehr vor denen da unten. Sie machen den Terror gegen die Mitarbeiter. Oder die Kapitalsklaven der Union, die sich gegen Mindestlöhne sperren und ansonsten mit ihren Verbandskumpels den Staat auspressen: Wir sagen Euch, Drogenproduktiion beim Hanfanbau ist für Euch das kleinere Problom, Euer Problem könnten die daraus hergestellten Stricke werden. Oder die sie unterstützenden, käuflichen Medienstricher: Woll Ihr ein zweites Loch in den Arsch? Und da ist die Frage berechtigt: Welche Form des Terrors ist praktikabel, um darauf zu antworten? Was könnte man am 1. Mai noch tun? Es muss irgendwas geben, was mehr ist als der Aufmarsch der Mitglieder, und sinnvoller als die Randale in Berlin.
Signor Porcamadonna, vielen Dank für das Gespräch.
donalphons, 14:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 21. April 2007
Schlechtes Benehmen des XX. Jahrhunderts
Es gibt ein paar Dinge aus dem vergangenen Jahrhundert, die ich heute klar ablehne: Ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Beispiel. Und nein, mit Tempo 50 auf dem Rennrad mitten auf der Leopoldstrasse runterfahren und dabei das Ziel vor Augen, ums buchstäbliche Verrecken auch an den roten Ampeln nicht zu bremsen, würde ich auch nicht mehr machen. Ganz zu schweigen vom Versuch, wie hoch so ein Subaru E10 Allrad eigentlich in des Donaubauers Kiesgrube hüpfen kann, wenn man die Rampe der Crossbiker mit 90 nimmt (fast o,5 Meter, aber man sollte die Rampe mit dem Sand dahinter nehmen). Und auch einen Teil meines damaligen photographischen Werks, mit dem auch heute noch grössere Teile der besseren Gesellschaft der kleinen Stadt in Bedrouille bringen könnte, würden ich heute nicht mehr so bedenkenlos ablichten. Nur so viel: man braucht kein Internet, um mit einer Kamera negative Berühmtheit zu erlangen. Auch würde ich keine Bankierstöchter mehr auf meine Geburtstagsparty invitieren in der Hoffnung, dass sie auf dem Tisch stript - sie tut es nämlich nicht, aber ihre Freunde kotzen den Tequila hinter das Bett. Und ich würde auch nie mehr versuchen, eine Krankenschwester ins Bett zu bekommen. Das war mein privates New Economy Fehlinvestment.
Ich habe dazu gelernt. Die Zeiten sind heute andere. Das ist gar nicht mal schlecht, und es gibt schliesslich nach den Torheiten der Jugend auch genug Dummheiten der Nachjugend. Aber da ist eine Sache, an sich verwerflich, krank, dumm, pervers und heutigen Tags auch überflüssig wie ein Kropf: Der Erwerb von CDs.
Denn der Erwerb von CDs verschwendet nicht nur Bandbreite, er schädigt auch Tauschbörsen und Millionen Internetnutzer! Und unterstützt zudem die schändlichen Aktivitäten der Musikindustrie. Und dennoch: ich kaufe weiterhin CDs, selbst wenn der Kirchenvorstand von Gegenüber meiner Eltern sämtliche Orgelwerke von Bach inzwischen auf der Festplatte hat.

Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen: Ich kaufe nur CDs ohne Kopierschutz - so etwas Perverses wäre in dem Bereich des High End Recordings, in dem sogar die Monitorkabel beim Abmischen auf der CD genannt werden, höchst unüblich. Die Labels sind ebenso klein wie fein und haben was Besseres zu tun, als ihre Kunden vor den Kadi zu zerren. Ihre Musiker sind keine überhypten Nichtskönner, sondern Spezialisten für historische Aufführungspraxis. Und der Laden, in dem ich sie kaufe, verlangt zwar 2 Euro mehr als Amazon - aber ich kann mir jede CD in aller Ruhe anhören, der Händler kennt meinen Geschmack, und seine Anlage kostet ein klein wenig mehr als ein handelsüblicher Opel, und ist natürlich unendlich viel besser. Ich sage nur; handselektierte Röhren in einem japanischen Verstärker, von dem es hierzulande nur 10 Stück gibt. Und wo sonst sollte ich eine Folia aus der Zeit um 1490 bekommen, CDs verrückter japanischer Labels, die in romanischen Kirchen Spaniens Moriskenmusik aufzeichnen, oder Charles Tessiers erfundene Voyages, die ich dann mit Pluhars neu erfundenen Bergamasken vergleichen könnte?
Das sind ganze Universen der Musik, nur wenigen geöffnet und der Masse völlig unbekannt, und deshalb zahle ich noch für CDs, und ich tue es sogar gerne, weil ich diese Künstler toll finde.
Auch, wenn es im XXI. Jahrhundert ansonsten das übelste, verkommenste und dümmste ist, was man nach Erfindung der anonymen Tauschbörsen noch tun kann.
Ich habe dazu gelernt. Die Zeiten sind heute andere. Das ist gar nicht mal schlecht, und es gibt schliesslich nach den Torheiten der Jugend auch genug Dummheiten der Nachjugend. Aber da ist eine Sache, an sich verwerflich, krank, dumm, pervers und heutigen Tags auch überflüssig wie ein Kropf: Der Erwerb von CDs.
Denn der Erwerb von CDs verschwendet nicht nur Bandbreite, er schädigt auch Tauschbörsen und Millionen Internetnutzer! Und unterstützt zudem die schändlichen Aktivitäten der Musikindustrie. Und dennoch: ich kaufe weiterhin CDs, selbst wenn der Kirchenvorstand von Gegenüber meiner Eltern sämtliche Orgelwerke von Bach inzwischen auf der Festplatte hat.

Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen: Ich kaufe nur CDs ohne Kopierschutz - so etwas Perverses wäre in dem Bereich des High End Recordings, in dem sogar die Monitorkabel beim Abmischen auf der CD genannt werden, höchst unüblich. Die Labels sind ebenso klein wie fein und haben was Besseres zu tun, als ihre Kunden vor den Kadi zu zerren. Ihre Musiker sind keine überhypten Nichtskönner, sondern Spezialisten für historische Aufführungspraxis. Und der Laden, in dem ich sie kaufe, verlangt zwar 2 Euro mehr als Amazon - aber ich kann mir jede CD in aller Ruhe anhören, der Händler kennt meinen Geschmack, und seine Anlage kostet ein klein wenig mehr als ein handelsüblicher Opel, und ist natürlich unendlich viel besser. Ich sage nur; handselektierte Röhren in einem japanischen Verstärker, von dem es hierzulande nur 10 Stück gibt. Und wo sonst sollte ich eine Folia aus der Zeit um 1490 bekommen, CDs verrückter japanischer Labels, die in romanischen Kirchen Spaniens Moriskenmusik aufzeichnen, oder Charles Tessiers erfundene Voyages, die ich dann mit Pluhars neu erfundenen Bergamasken vergleichen könnte?
Das sind ganze Universen der Musik, nur wenigen geöffnet und der Masse völlig unbekannt, und deshalb zahle ich noch für CDs, und ich tue es sogar gerne, weil ich diese Künstler toll finde.
Auch, wenn es im XXI. Jahrhundert ansonsten das übelste, verkommenste und dümmste ist, was man nach Erfindung der anonymen Tauschbörsen noch tun kann.
donalphons, 01:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 18. April 2007
Designtradition
150 Jahre liegen zwischen dem Kerzenhalter des Empire und der Kamera der Neuen Sachlichkeit. In beiden Fällen kamen die Designer bei der Aufnahme und der Schale - sei es nun für die Kerze oder den Finger beim Auslöser - auf die gleiche gleiche Form. Der Rand ist in beiden Fällen geriffelt, damit man beim Putzen oder Auslösen ein präziseres Gefühl hat.

Und jetzt erkläre mir mal bitte einer, wieso die meisten neuen Kameras aus "Designgründen" Auslöserknöpfe haben, die flächig in das Gehäuse integriert sind oder auf runden Warzen sitzen, so dasss es erheblich schwerer ist, den Druckpunkt zu erfühlen.

Und jetzt erkläre mir mal bitte einer, wieso die meisten neuen Kameras aus "Designgründen" Auslöserknöpfe haben, die flächig in das Gehäuse integriert sind oder auf runden Warzen sitzen, so dasss es erheblich schwerer ist, den Druckpunkt zu erfühlen.
donalphons, 13:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 17. April 2007
We couldn't find any photos matching Kythereía.
Eine der hassenswertesten Eigenschaften des Netzes ist seine gnadenlose Kulturlosigkeit. Als wären brauner Abschaum, gekaufte Blogger, Johurnaille und Podcasts von das Merkel nicht genug, als würde sich nicht jeder Irre hier rumtreiben - als Krönung kommt dazu, dass unter all diesem Datenmüll nicht einmal das Grosse und Schöne verschüttet liegt. Das Internet beginnt irgendwann Ende des letzten Jahrtausends und ignoriert das meiste, das vorher kam.
Ausgefallene pornographische Wünsche wie Inzest, Sex mit Tieren, jede Form von Bondage und gerne auch mit Sperma gesprenkelt, das alles zu beschaffen ist für das Netz kein Problem. Nun ist die Entstehung des Topos der Aphrodite Kythereía an ebenso eine Praxis gebunden; entsand sie doch, als Kronos dem Titan Uranos das Gemächt mit einer Sichel abtrennte und in das Meer warf. Blut und Sperma des Titanen vermengten sich mit den salzigen Fluten, und daraus wurde Aphrodite geboren, die ein gnädiger Wind splitterfasernackt zur Insel Kythera trieb. Das Netz jedoch hat nie davon ein Bild gesehen. Bis jetzt.

Klicken macht gross.
Im Internet wird so viel Geld für Unsinn verbrannt, es gibt zahllose hirnbefreite Communities für jede wertlose Form der Unterhaltung, es gibt Gruschelluden und bei Flickr jedes Photo, das man nie in ein Photoalbum stellen würde, wir haben verwaschene Videofilme und digitale Pausenclowns. So viele bauen mit an der Hässlichkeit des Mediums, und die Besitzer der Schönheit begreifen nicht, dass sie dagegen halten müssten. Man darf denen nicht das Feld überlassen. Man muss Aphrodite befreien aus dem Myrthenstock der Museen, oder zumindest mal ein einziges Bild online stellen von einem Motiv, das durch Jahrhunderte so die Phantasie der Kunst und Menschen anregte, dass selbst ein Bischof nicht widerstehen konnte und sich das satte Fleisch der damals noch reinen Liebe in seine Gemächer holte.
Ausgefallene pornographische Wünsche wie Inzest, Sex mit Tieren, jede Form von Bondage und gerne auch mit Sperma gesprenkelt, das alles zu beschaffen ist für das Netz kein Problem. Nun ist die Entstehung des Topos der Aphrodite Kythereía an ebenso eine Praxis gebunden; entsand sie doch, als Kronos dem Titan Uranos das Gemächt mit einer Sichel abtrennte und in das Meer warf. Blut und Sperma des Titanen vermengten sich mit den salzigen Fluten, und daraus wurde Aphrodite geboren, die ein gnädiger Wind splitterfasernackt zur Insel Kythera trieb. Das Netz jedoch hat nie davon ein Bild gesehen. Bis jetzt.

Klicken macht gross.
Im Internet wird so viel Geld für Unsinn verbrannt, es gibt zahllose hirnbefreite Communities für jede wertlose Form der Unterhaltung, es gibt Gruschelluden und bei Flickr jedes Photo, das man nie in ein Photoalbum stellen würde, wir haben verwaschene Videofilme und digitale Pausenclowns. So viele bauen mit an der Hässlichkeit des Mediums, und die Besitzer der Schönheit begreifen nicht, dass sie dagegen halten müssten. Man darf denen nicht das Feld überlassen. Man muss Aphrodite befreien aus dem Myrthenstock der Museen, oder zumindest mal ein einziges Bild online stellen von einem Motiv, das durch Jahrhunderte so die Phantasie der Kunst und Menschen anregte, dass selbst ein Bischof nicht widerstehen konnte und sich das satte Fleisch der damals noch reinen Liebe in seine Gemächer holte.
donalphons, 01:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 15. April 2007
Abendstern
Ich setzte mich raus, sah dem letzten Licht des Tages zu, zündete die Kerzen an und wartete, bis um den Abendstern herum die Galaxie erschien, erst ein paar schwache Lichter und dann über mir der ganze, weisse Planetenstaub. Das ist gross, sehr, sehr gross und unfassbar.

Manch anderer Punkt im hier unten ist dagegen klein, und unverständlich.

Manch anderer Punkt im hier unten ist dagegen klein, und unverständlich.
donalphons, 03:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 12. April 2007
Würzburg-Berlin-Simultan
Um 16.05 betrete ich nach einer entspannenden Roadsterfahrt von Frankfurt nach Würzburg mit meiner Begleiterin das grandiose Treppenhaus der Stadtresidenz, geschaffen von Balthasar Neumann und ausgemalt von Giovanni Tiepolo, einer der Höhepunkte der Barockarchitektur im süddeutschen Raum - vom norddeutschen Raum erst gar nicht zu reden, die haben sowas nicht, das passt da nicht rein.

Nach einer Runde nutze ich die Gelegenheit, in den gerade vollkommen japanerfreien grossen Saal zu schlüpfen. Ich erstehe im Museumsshop viel zu viele Bücher, gehe wieder raus und mache offensichtlich nicht wirklich erlaubterweise dieses und andere Bilder, die mich daran erinnern sollen, dass man sich besser nicht nach unten, sondern nach oben orientieren sollte. Nichts ist leichter als die Niveaulosigkeit.

So gegen halb fünf bin ich dann am Ende der Barockzimmerflucht angekommen. Das grüne Zimmer mit seinen Lackarbeiten im japanischen Stil ist der vielleicht intimste Raum im ganzen Schloss, hier steht bezeichnenderweise auch der Tisch für Kartenspiele, hier wollte einer einfach seine Ruhe haben, keinen Stress, kein Gezeter, keine nervigen Fressen und nicht den Alltag voller mieser Charaktere, die so eine Ideologie gepaart mit Hoffnung auf Bereicherung so mit sich bringt. Dieser Raum sagt Nein zur Welt und Ja zum Selbst.

In der Bildergalerie, um 16.45, just zu dem Zeitpunkt, als in Berlin auf der Re-Publica, auf dem Podium, das ich abgesagt habe, die Rede auf mich kommt, stehe ich vor Corruptio Bestechanellis Gemälde "Die deutsche Adabei-Blogosphäre keilt sich unter dem höflichen Applaus der schwarzen Kackbratzen aus PR-ostitution, Koksnasentum und sonstiger Schergen der Meinungsmonopole um weniger als 30 hingeworfene Silberlinge sowie eine kostenlose Playstation, bevor sie Promointerviews mit dem Kaufbloggern Oli G. und Mario S. macht und danach vom Butterfahrtsentertainmentrapper "MC Da wild Vertriebler" bespasst wird".

powerpointgeeignetes grossbild 800x600 hier
Mir fällt wieder ein, dass heute ja die Re-Publica wäre, ein leichtes Zucken erreicht meine Mundwinkel beim Gedanken an all das Pack, das sich dort leider unter den Anwesenden auch findet, aber auf dem nächsten Gemälde reckt mir Jezabel die nackte Brust entgegen, durch ein Fenster fällt das Sonnenlicht über dem in voller Blüte stehenden Hofgarten, und alles ist prima.

Nach einer Runde nutze ich die Gelegenheit, in den gerade vollkommen japanerfreien grossen Saal zu schlüpfen. Ich erstehe im Museumsshop viel zu viele Bücher, gehe wieder raus und mache offensichtlich nicht wirklich erlaubterweise dieses und andere Bilder, die mich daran erinnern sollen, dass man sich besser nicht nach unten, sondern nach oben orientieren sollte. Nichts ist leichter als die Niveaulosigkeit.

So gegen halb fünf bin ich dann am Ende der Barockzimmerflucht angekommen. Das grüne Zimmer mit seinen Lackarbeiten im japanischen Stil ist der vielleicht intimste Raum im ganzen Schloss, hier steht bezeichnenderweise auch der Tisch für Kartenspiele, hier wollte einer einfach seine Ruhe haben, keinen Stress, kein Gezeter, keine nervigen Fressen und nicht den Alltag voller mieser Charaktere, die so eine Ideologie gepaart mit Hoffnung auf Bereicherung so mit sich bringt. Dieser Raum sagt Nein zur Welt und Ja zum Selbst.

In der Bildergalerie, um 16.45, just zu dem Zeitpunkt, als in Berlin auf der Re-Publica, auf dem Podium, das ich abgesagt habe, die Rede auf mich kommt, stehe ich vor Corruptio Bestechanellis Gemälde "Die deutsche Adabei-Blogosphäre keilt sich unter dem höflichen Applaus der schwarzen Kackbratzen aus PR-ostitution, Koksnasentum und sonstiger Schergen der Meinungsmonopole um weniger als 30 hingeworfene Silberlinge sowie eine kostenlose Playstation, bevor sie Promointerviews mit dem Kaufbloggern Oli G. und Mario S. macht und danach vom Butterfahrtsentertainmentrapper "MC Da wild Vertriebler" bespasst wird".

powerpointgeeignetes grossbild 800x600 hier
Mir fällt wieder ein, dass heute ja die Re-Publica wäre, ein leichtes Zucken erreicht meine Mundwinkel beim Gedanken an all das Pack, das sich dort leider unter den Anwesenden auch findet, aber auf dem nächsten Gemälde reckt mir Jezabel die nackte Brust entgegen, durch ein Fenster fällt das Sonnenlicht über dem in voller Blüte stehenden Hofgarten, und alles ist prima.
donalphons, 01:50h
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