: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 30. März 2006

Das Aktuelle am Morgen

Während sich im Fall Moni vs. Tranparency International German Chapter sich zweitere auf Deutsch und Englisch mit drastischen Bildern über neue Medienpräsenz freuen können, muss Moni ein paar Weicheiern erklären, warum sie inzwischen nicht mehr besonders tolerant mit den Unterstellungen umgeht.

Vermutlich fehlt manchen die Erfahrung, wie es ist, wenn plötzlich eine internationale Lobbyorganisation wegen nicht genehmer Berichte die Schmutzkiste auspackt, um einen zu ruinieren. Ich habe das schon ein paar Mal mitgemacht, ich bin jedes Mal gut rausgekommen, aber ich weiss noch, wie das beim ersten Mal war. Nicht lustig. Letztlich kommt es immer darauf an, es für die andere Seite noch weniger lustig zu gestalten. Zum Glück hatte ich noch ein paar interne Briefe voh denen mehr, als ich schon zitiert hatte. Man glaubt gar nicht, wie schnell das Wedeln mit solchen Unterlagen manche Leute zur Raison bringt. Der deutsche Statthalter von denen kriegt heute noch einen dicken Hals, wenn er meinen Namen hört.

Wie auch immer, nach den internationalen Auswüchsen und dem gestrigen harten Durchgreifen von Monis Anwalt Udo Vetter versucht TI Deutschland - auch über "Lecks" in Richtung Blogs - den brieflichen geordneten Rückzug. Veröffentlichen will man auch diesmal nicht. Soviel zum Thema Transparenz - Moni scheint dagegen zufrieden zu sein. Na denn.

Hier gehen mittlerweile die Besuchszahlen auf halbwegs normales Mass (3000+PIs/Tag) zurück. Bisherige Bilanz: 2 Rausschmisse von Wichtigtuern, die jetzt anderweitig ihre kleinen Hetkampagnen fahren. Also, im Vergleich zu anderen Geschehnissen, erstaunlich ruhig. Die diversen Fuffis, die Moni spontan angeboten wurden, sollten aufgehoben werden - der nächste Fall kommt bestimmt, und auch dann wird es wieder jemand geben, der jedes Bröckchen Solidarität braucht. Es ist ja leider nicht so, dass sich die Branche derer, die meinen, dieses Land zu beherrschen, sich damit selbst entleibt hätte. Sie haben nur was gelernt - vielleicht müssen wir das nächste Mal noch besser sein.

Jedenfalls: Danke an die wunderbaren Kommentatoren, hier von meiner Seite aus.

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Mittwoch, 29. März 2006

"Nichts. Wir machen einfach Nichts."

sagt der Transparency Deutschland Vorstand Bäumel in der Süddeutschen im Fall Moni vs TI-D. Nichts ist natürlich ein bisschen wenig, nachdem TI-D die personenbezogenen Daten einer Mitarbeiterin rausgibt und Moni öffentlich eine ganze Reihe von Vergehen unterstellt hat.

In so einer Lage, sagen mir Juristen, ist das Nichtstun nicht ganz einfach. Es hängt vor allem davon ab, ob die andere Seite es zulässt. Bildlich gesprochen: Moni und Udo Vetter haben Transparency Deutschland und den ohne Vollmacht agierenden Justiziar gewissermassen an einer empfindlichen Stelle in der Körpermitte, wo es mehr oder weniger unangenehmes Kneifen geben kann. Es wäre jetzt interessant zu wissen, wieviel Druck sie aushalten, bis sie doch irgendwas tun - wimmern, kreischen, um Gnade flehen. Schliesslich könnte in diesem Fall jeder Viertsemestler ein paar saftige, aufgrund der Verbreitung der Medien recht unangenehme Abmahnungen auf TI-D loslassen. Ich mein, wenn wir so bei Boocompany mit Behauptungen um uns werfen würden, dann wäre das kein Spass.

Ich versuche für die an empfindlichen Stellen Gekniffenen mal eine Lösung zu skizzieren - nicht jetzt für mich, ich würde kneifen bis die Hölle platzt, aber es geht ja nicht um mich:

1. Transparency Deutschland räumt ein, dass Monis Bericht keine falsche Tatsachenbehauptung oder Schmähktitik war.

2. Transparency International entschuldigt sich für die auch gestern noch von der Geschäftsführung herausgegebenen persönlichen Daten ihrer früheren Mitarbeiterin.

3. Transparency Deutschland erklärt in einem Schreiben gegenüber Monis Anwalt, dass sie auf alle Rechtsmittel wegen fehlender Grundlage verzichten.

4. Transparency Deutschland übernimmt die entstandenen Kosten.

5. Transparency Deutschland ringt sich zu einer persönlichen Geste durch. Was das sein könnte, sollten sie selber wissen.

Sie können das alles auch bleiben lassen und in meiner Erinnerung als verstockte, uneinsichtige, Netzwerke ausnutzende Lobbyorga in Berlin Mitte in meiner Erinnerung bleiben. Ich bin Don Alphonso von Dotcomtod, und ich sage hier offen und laut: Zu Risiken und Nebenwirkungen gehen Sie in ein Arbeitsamt und fragen Sie auf dem Gang die Restbestände der New Economy.

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Montag, 27. März 2006

§ 51 UrhG Abs. 2.

Zulässig ist die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Wiedergabe, wenn in einem durch den Zweck gebotenen Umfang
2. Stellen eines Werkes nach der Veröffentlichung in einem selbständigen Sprachwerk angeführt werden.

Na dann machen wir das mal:

Der Justiziar und Ethikbeauftragte des deutschen Chapter von Transparency International schreibt Moni im Auftrag besagter Organisation eine Email, in der sie beschuldigt, sie habe "unter der Adresse http://wasweissich.twoday.net/stories/1407348/ innerhalb des von der Fa. Knallgrau New Media Solutions GmbH betriebenen European Weblog Hosting Service twoday.net einen Text unter der Überschrift „Transparency Deutschland“ ins Netz gestellt, der in erheblichem Maße die Persönlichkeitsrechte der von mir vertretenen Organisation verletzt." Damit nicht genug, er greift auch die Person an, die Moni über die Praktiken bei Transparency Deutschland in Kenntnis gesetzt hat, denn der Text basiere "offensichtlich im wesentlichen auf Informationen unserer ehemaligen Mitarbeiterin Frau xxx, der ebenfalls erhebliche Rechtsverletzungen vorzuwerfen sind."

Der Justiziar meint wegen Monis Beschreibung einer Entlassung nach Ende der Probezeit Rechtsverstösse zu erkennen und unterstellt , die von ihr "aufgestellten Behauptungen entsprechen im wesentlichen nicht den Tatsachen, da wo es sich um Ihre Bewertungen handelt wird der Tatbestand der rechtswidrigen Schmähkritik erfüllt." Der Vorwurf der Schmähkritik ist angesichts der laufenden Rechtssprechung, die unter Verweis auf § 5 Abs. 1 GG den Begriff Schmähbegriff selbst bei - von Moni nicht gebrauchten - Polemiken eng auslegt. Möglicherweise ist das Wissen um diese Sache auch der Grund für die wenig präzise Benennung der Probleme und den Nachsatz "Ich erspare es mir zunächst, auf Einzelheiten einzugehen, sondern gebe Ihnen Gelegenheit, den Text unverzüglich, spätestens bis zum 26.03.2006, 24.00 Uhr aus dem Netz zu nehmen." Die Frist am Wochenende ist schon sehr knapp - zu knapp jedenfalls, um einen Anwalt zu kontaktieren. Ein eigentümliches Rechtsverständnis kommt da meines Erachtens um Ausdruck, in der Regel würde man da sofort urückschreiben, dass die Frist aufgrund der Termine mit dem eigenen Anwalt nicht zu halten ist. Auch wenn der Justiziar schon am androht, dass bei Nichtlöschung mit weiteren Konsequenzen seitens einer NGO, die mir persönlich gegenüber immer ihr Eintreten für Meinungsfreiheit und transparenz betont hat, in Vorbereitung sind: "Sollte das nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind."

Die Anspielung auf finanzielle Folgen passen natürlich zu einer Organisation, die Praktika über 6 Monate mit 300 Euro vergütet. Ob das wohl genauso schlecht bezahlt wird, wenn bei Transparency Deutschland der Ethikbeauftragte - durch die Email-Adresse eindeutig als Rechtsanwalt und nicht als Ethikbeauftragter erkennbar - für Transparency tätig wird?

Siehe auch Boocompany.

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My Moni

is over the ocean, my moni is over the sea...

Und für Tranparency Deutschland, das deutsche Tschäpta (kann das in den Augen gewisser, von gewissen "Liberalen" verteidigten Ex-DDR-Aparatschiks etwa auch schon Schmähkritik sein?) von Transparncy International braut sich neues Unheil zusammen...

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Sonntag, 26. März 2006

Irgendwie

bin ich heute froh um jeden, der bei der Wahl was inne Fresse bekommen hat, sei es Opposition, Wahlbeteiligung oder Abschied aus dem Parlament. Nur der Erfolg der PDS kotzt mich nach dem hier zum Ausdruck kommenden Rechtsverständnis einer DDR-Personalie mit besten Beziehungen zur PDS etwas an. Sehe ich das richtig, die FDP ist dabei, aus drei Regierungen zu verschwinden? Schick. Tanzt den Möllewelle.

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Montag hat Transparency Deutschland ein Riesenproblem

So wie es aussschaut, werden die Reaktionszeiten der Medien auf Blogberichte immer kürzer. Tsss. Das mit dem Spendeneinsammeln wird sicher nicht leichter dadurch. Wer füttert schon gern den Abmahnirrsinn. Und bei Google wird das Vorgehen von Transparency Deutschland gegen eine Bloggerin sicher auch bald seinen Niederschlag finden.

Nachdem nicht sicher ist, ob das orignale Posting weiterhin dort stehen wird, wo es seinen Ausgang nahm, erlaube ich mir, es hier allein schon als Material für meine journalistische Arbeit zu dokumentieren:

Transparency Deutschland
Gerade ist eine Freundin von mir, die einen dreieinhalbjährigen Sohn zu versorgen hat, unter gänzlich unakzeptablen Umständen nach der Probezeit entlassen worden. Sie hatte bei Transparency Deutschland gearbeitet, dem deutschen Chapter der Nichtregierungsorganisation Transparency International, die sich gegen Korruption in Unternehmen engagieren. Sie arbeitete dort 20 Stunden die Woche für 1000 Euro brutto, mit abgeschlossenem Studium, mehrjähriger Berufserfahrung etc. Überleben konnte sie nur, weil sie nebenher auch noch als freie Journalistin arbeitete.

Nachdem die Geschäftsführerin ihr sagte, dass sie hervorragende Arbeit leistet, fragte sie meine Freundin, ob sie nach der Probezeit von 20 auf 30 Stunden aufstocken könne. Das hätte natürlich bedeutet, dass meine Freundin ihre freie Arbeit aufgeben müsste und komplett vom dortigen Gehalt leben, also machte sie eine Gehaltsforderung, für 30 Stunden 1400 Euro netto zu bekommen. Wenn das nicht ginge, bot meine Freundin an, könne sie weiter bei den 20 Stunden mit 1000 Euro brutto bleiben. Als nächstes tagte der Geschäftsvorstand und daraufhin teilte die Geschäftsführerin meiner Freundin kurzum mit, dass sie zum Ende der Probezeit entlassen würde. Ohne ein Angebot, ohne eine Verhandlung, ja ohne auch nur ein weiteres Gespräch.

Über ihre Nachfolgerin sprach die Geschäftsführerin dann auch gleich noch: es handelt sich um eine Frau, die sich auf eine andere Stelle dort beworben hatte und offenbar im Vorstellungsgespräch gesagt hatte, auf das Geld sei sie nicht angewiesen. So schnell und einfach geht das. Da werden keine für alle lebbaren Lösungen angestrebt, da wird einfach ausgewechselt. In einer Arbeitsmarktsituation, in der so viele wirklich auf die Arbeit und das Geld angewiesen sind, heuert man sich gut qualifizierte Menschen für einen Hungerlohn an und tauscht sie dann auch noch aus, sobald man jemanden findet, der das Geld gar nicht gebraucht, auch wenn man mit der Arbei sehr zufrieden war. Meine Freundin sitzt nun da mit ihrem Kind und der freien Arbeit, die ihr alleine kein Überleben sichert. Das kommt einem heutzutage alles schon "normal" vor? Aber eben doch nicht bei einer NGO, die sich Moral und Ethik auf die Fahnen geschrieben hat und zu deren Grundprinzipien Integrität gehört. Das ist die wirkliche Enttäuschung.

[29. Januar 2006: Vor mehr als zwei Wochen schrieb meine Freundin einen Brief an den Vorstand, der bis heute unerwidert blieb.

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Freitag, 24. März 2006

Hessische Deppen

Ein paar Fehler im geplanten hessischen Einbürgerungstest:

5. Wann ging diese erste deutsche Republik zu Ende?
1931 1933 1939


Bullshit. Die Verfassung der Weimarer Republik gilt formal bis 1945 - schliesslich ist Hitler Reichskanzler, und Reichspräsident Hindenburg stirbt 1934.

9. Was geschah am 8. Mai 1945?
Die deutsche Wehrmacht kapitulierte, der Zweite Weltkrieg endete


Bullshit. Jodl unterzeichnete die Kapitulation der Wehrmacht am 7. Mai, der Waffenstillstand trat am 8. in Kraft.

17. In welchem Jahr ist die Verfassung in Kraft getreten?
1949 1990


Ja-ha. In welcher Besatzungszone? Gehen tut beides. Oder keines, schliesslich fehlt noch die Volksabstimmung.

26. Wann wurde die Bundeswehr gegründet?
1945 1950 1955


1950 gab es die Dienststelle Blank, 1956 wurden die ersten Soldaten einberufen, das Soldatengesetz verabschiedet und die Wehrpflicht eingeführt.

38. Was hat Johannes Gutenberg erfunden?
Den Buchdruck


Nein, der Buchdruck wurde schon vorher erfunden. Gutenberg war nur ein Unternehmer, der die Technik verwendete.

Spackos, geht lieber wieder Schwarzgeld waschen.

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So baut der Mensch

So baut die Kirche: Billiger Beton, hässlicher Stahl, und zur Grundsteinlegung die mittelbayerische Vorausscheidung für die kommende BR-Show "Bayern sucht den Honoratior mit der dicksten Warze". Beachtet auch die bankerlrutschende Haltung der Bratzn. Hinter den Gittern on da Mike: Günni Beckstein, Gottes Rache an den Bayern für die Besetzung Frankens.



A soichane Grattla! So bauen die von ihnen seit Jahrtausenden Verfolgten: Bis zu 90 cm dicke Vollsteinmauern, Holzbohlen und Bretter bis zu 60 cm, saubere Holzfenster, Wintergarten und natürlich viel Stuck. On da Bohrer und nachher zMinga on da Mike: Don "die Geissel der New Economy" Alphonso.



Bei deren Bauarbeiten hat übrigens das hintere Kirchhaus durchgehende Risse in allen Stockwerken bekommen. Ein Fall für die Abrissbirne, nach 40 Jahren. Unser Haus steht seit 406 Jahren ohne Probleme. So wie´s ausschaut, hat die Kirche auch in Bayern verschissen.

Und mir geht´s grad ein wenig wie dem Lumberjack bei Monty Python - soeben noch runtergeschlampt und eingestaubt in einem provinziellen Stadtpalast, heute Abend dann beim Vortragen in feinem Zwirn in einer schicken Münchner Bar.

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In Italien heisst sowas Lega Nord oder Postfaschist.

Komisch, dass ausgerechnet die Schwarzgeldannehmer von anderen einen Test für die freihetlich-demokratische Grundordnung fordern, die sie mit Lauschangriff, Vorratsdatenspeicherung, familienpolitischer Entmündigung, Diskriminierung, einer Quasi-Staatsreligion im Parteinamen und Einsatz der Bundeswehr im Inneren auf eine Art und Weise bekämpfen, die mit dem Geist des Grundgesetzes so viel zu tun hat wie Orwells 1984. Fals die Kochs, Söders und Schäubles ihre braunschwarze Suppe wirklich anderen zum Auslöffeln vorsetzen, ist es an der Zeit für EU-Sanktionen gegen Deutschland.

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Mittwoch, 22. März 2006

Zu Besuch bei der Bürgerlichkeit

Ich kann es verstehen, wenn die Medien heute, nach 15 Jahren in der trendigen, hippen Sackgasse des Temponachmachens, zurück wollen zur ruhigen Bürgerlichkeit. Die lange bekniete, angeschleimte junge Zielgruppe hat sich wegentwickelt vom Papiermedium, und so bleibt nur der Rückzug auf ein Klientel, das freakiges Layout eher widerwillig mitgemacht hat, die Best Agers, die Silver Hairs, die Vertreter klassischer Sekundärtugenden, mit denen man eine Familie, ein Internat, ein KZ oder ein mittelständisches Unternehmen betreiben kann. Diese Klientel ist die sichere Bank für Printmedien, es sind die Abonichtabbesteller, es sind die, die sich eine Zeitung halten, wie sie sich vielleicht einen Hund halten, und in diese Rolle fügen sich FAZ, Zeit und Süddeutsche gerade wieder mit wohligem Schauder ein. Denn warm ist es unter dem Tisch des Spiessers, und es gibt, wenn man brav ist, auch Leckerlis. Besonders, wenn man dem Spiesser vorlügt, er wäre ein Vertreter der gesellschaftlich so wichtigen Bürgerlichkeit, vergeistigt beginnend bei dem Adelspostenjäger Göthe über den dreckigen Nazi Wagner bishin zum den reaktionären Adenauer. Das alles kommt jetzt wieder aus den Rinnsalen der Gossen gestunken, braun und nach Verwesung duftend, aber wer weiss, vielleicht gefällt es ja dem Publikum.

Es wird zum Trend erhoben, und die bei Ex-Nazis gekauften Umfragen machen auch den Jungen weiss, dass sie traditionelle Werte wollen, ach wie schön wäre es, wenn sie es glauben würden und sich danach verhielten, zum Wohle der Presse, des Merkels und der personalgepimperten, blagenwerfenden Familienvonundzu. Retro ist schick, Retro zu prä1914, prä1945 kommt ja nicht so gut. Das Vorbild kann man sich anschauen. Zwischen den Posten Varia und Möbeln beim Auktionshaus Behringer habe ich zwei Stunden Zeit, das zu besichtigen, was von den Medien als altneues Ideal gepredigt wird. Nie war Bürgerlichkeit selbstbewusster, ungebrochener, skrupelloser und so ideologisch gleichgeschaltet wie im Kaiserreich zwischen 1871 und 1918. Mit der Königswarter Strasse in Fürth hat sich das zu Geld gekommene Bürgertum ein Denkmal erschaffen, aus dem jetzt die letzten Stücke herausgebrochen werden, die bei Behringer unter den Hammer kommen.



Weitgehend unzerstört reihen sich hier Prunkbauten kilometerlang aneinander. (Mehr Bilder im Bildteil hier) Säulen, Architrave, Stuck, Figuren, Lisenen, Obelisken und jede andere architektonische Spielform wurden verwendet, um nach draussen zu zeigen, was man ist und was man hat, und vor allem, was man gerne wäre, nämlich: Dem Adel, der besseren Klasse gleichgestellt, oder zumindest akzeptiert. Steif ging es drinnen weiter, die Damen hatten keinen Beruf und konnten sich der Sauberhaltung des Haushalts widmen. Keine Glotze, kein Radio wollte Gebühren oder Anrufe bei 0800er Nummern, und so ging das Geld in zwei Meter Schiller, Heine und Göthe, die aber doch zu anstrengend waren, weshalb man sich das Lokalblatt und die Gartenlaube hielt. Ja, es waren goldene Zeiten für die Presse, als die Bürgerpaläste hoch aufragten, kein Wunder, dass man sich in den Medienzentralen den Diwan zurückwünscht und den grossen Eichentisch mit geschnitzten Löwenfüssen, auf denen die warme, gebügelte Zeitung liegt, die später auch das Tischgespräch beherrscht.

Besagter Tisch hat nachher bei Behringer die Nummer 5203, Limit 120 Euro. Auf den Türmen der Häuser stehen dicht gedrängt die Satellitenschüsseln, und der Stuck an der Decke wird von billigen Flutern in der Ecke verschandelt. Niemand würde heute noch so bauen, statt dessen reduziert man die Formen auf das wesentliche und investiert das Geld lieber woanders, Plasma-TV zur WM etwa, oder die Reise nach Mauritius, gebucht im Internet, oder man erwirbt die schlichte Toplinie von Rolf Benz. Die alte Lampe von Opa wird schon lang nicht mehr geputzt, vielleicht landet sie auch bald beim Behringer, spätestens beim nächsten Umzug, den, wie im Wirtschaftsteilm der Zeitung gefordert, unsere flexible, allzeit bereite Zeit mit sich bringt. Also an dem Tag, wo auch gleich das Abo abbestellt wird, kurz bevor die neue Bürgerlichkeitsimulation bei einem Möbelhaus vor einer anderen Stadt gekauft wird.



Die Vorfahren sind längst zerfallen in der sandigen Erde der Fürther Kirchhöfe. Es führt kein Weg zurück in diese Zeit, in der die Zeitung mangels Konkurrenz zwingend dazugehörte. Wer jetzt aus dem Kauf von Rosenthal Maria Weiss oder R&B Fischbesteck, aus Benimmkursen und Tischsitten schliesst, dass ein relevanter Teil der Gesellschaft zurückgeht in den Historismus, weiss nicht, wie das Vorbild tatsächlich beschaffen war. Und er sieht nicht den Umgang besagter Bürger mit den Trümmern der Vergangenheit, die im Fürther Auktionshaus in der Dunkelheit wenig später den Besitzer wechseln. Zitate sind es allenfalls, Nostalgie vielleicht oder Exzentrik, Anbiederung an die bessere Gesellschaft oder den CEO - aber nichts, worauf man als Zeitung sein Recht zur Existenz ableiten könnte.

Angesichts dessen, was die elektronischen Medien an Lebensentwürfen zwischen Seelenstrip, Starallüren und Krawalltalk bieten, mag die neualte Bürgerlichkeit vielleicht sogar einen gewissen Charme haben, allein es fehlt die Bereitschaft. Und angesichts der politischen Richtung dieser medialen Hoffnung, die gern Thron, Altar, Militarismus im Inneren und Bückling vor den ostelbischen von Spackos hätte, kann ich die fehlende Willigkeit nur begrüssen, selbst wenn ihre kronleuchternden Spolien später im Auto bei der Fahrt über Fürths zerborstene Strassen fröhlich klimpern.

Nachtrag: Ich lese übrigens am Samstag in Fürth, gleich um die Ecke...

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