Dienstag, 7. Februar 2006
Samstags kickt der Rabbi Neoconnards
A lack of intellectual honesty and a deep lack of respect for the feelings of others. - Ich wette, gewisse Gestalten der rechten Blogosphäre sind zu feige, das zu bringen. Womit klar ist, was Juden für sie sind: Ein billiger Vorwand für ihre Hetze, und eine Stimme, die verschwiegen wird, wenn sie nicht in den Kram passt. Oder ihnen sagt, was von ihnen zu halten ist.
donalphons, 05:29h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 5. Februar 2006
München glimmt
Früher, ein paar Jahre, bevor ich unter die Literaten ging, muss München eine ziemlich coole Stadt für Schriftsteller jeglicher Coleur gewesen sein. Für jede Richtung gab es irgendeine Nische, einen Fördertopf, eine korrupte Sau beim Parteifunk, die das Tun ihrer Bekannten toll fand und sich dazu 3 Minuten hirnloses Geschwalle abtrotzte, bevor es wieder in die Kantine ging, wo man sich über die Notwendigkeit des kulturellen Auftrags unterhielt. Und ausserdem würden sie später auch mal einen Band mit Erzählungen machen. So ein bischen harmlose, wo was passiert, aber nicht so richtig, oder so.
Früher ging das alles. Da gab es einen Kulturreferenten an der Stelle, wo momentan gestrichen wird, was geht, damit die gute creative-space-Freundin von der Frau des OB auch weiterhin die Spielräume hat, um ihre eigenen medientechnischen Fortschritts-Ideen zu verwirklichen. Wie eine Bibliothek mit RFID-Ausleihsystem. Coole Sache. Public Private Partnership zur Kundengewöhnung im Kulturbereich, irgendwann vielleicht auch noch mit biometrischen Daten zur Selektion der de-Sade-Ausleiher, gleich ab in die Rasterfahndung.

Und mein Bekannter will wissen, wie es so in der Provinz ist, ob es da besser aussieht. Vermutlich ist das so. Wäre mal eine Idee, in der kleinen Stadt als Chronist aufzutreten und zu fragen, ob es jemand sponsorn will. In München gibt es schon noch Möglichkeiten, aber man sollte in das Konzept von oben passen. Wenn nicht, findet sich immer ein Gremium, das anders entscheidet. So ist das hier. Vielleicht, sage ich ihm, sollte er es doch hier tun, schreiben wie das jetzt so ist in diesem städtischen Terrorregime, und dann irgendwo ausserhalb der Strukturen eine Lesung machen, wird schon gehen, für die anderen sieht es auch nicht besser aus, seitdem sie das Literaturblatt gekillt haben.
Wir fahren über die Maxstrasse, die im Schnee und im Licht tieforange glimmt, und als er sagt, stimmt, müsste man mal machen, da weiss ich, dass er es nie tun wird, denn es ist keine Stadt für das Neue, das Neue wird immer von versifften Lesebühnen aus Berlin Mitte importiert oder von den üblichen Verdächtigen gemacht, aber nicht von denen, die über die Jahre an ein System gebunden waren, das es heute nicht mehr gibt. Und Auflehnen traut sich keiner, denn alle hoffen auf die Steuerzahlung einer Bank oder eines Rüstungskonzerns, der die Töpfe wieder öffnet, und die Türen zum Literaturhaus für die junge, ehrliche, unverbrauchte Kunst.
Früher ging das alles. Da gab es einen Kulturreferenten an der Stelle, wo momentan gestrichen wird, was geht, damit die gute creative-space-Freundin von der Frau des OB auch weiterhin die Spielräume hat, um ihre eigenen medientechnischen Fortschritts-Ideen zu verwirklichen. Wie eine Bibliothek mit RFID-Ausleihsystem. Coole Sache. Public Private Partnership zur Kundengewöhnung im Kulturbereich, irgendwann vielleicht auch noch mit biometrischen Daten zur Selektion der de-Sade-Ausleiher, gleich ab in die Rasterfahndung.

Und mein Bekannter will wissen, wie es so in der Provinz ist, ob es da besser aussieht. Vermutlich ist das so. Wäre mal eine Idee, in der kleinen Stadt als Chronist aufzutreten und zu fragen, ob es jemand sponsorn will. In München gibt es schon noch Möglichkeiten, aber man sollte in das Konzept von oben passen. Wenn nicht, findet sich immer ein Gremium, das anders entscheidet. So ist das hier. Vielleicht, sage ich ihm, sollte er es doch hier tun, schreiben wie das jetzt so ist in diesem städtischen Terrorregime, und dann irgendwo ausserhalb der Strukturen eine Lesung machen, wird schon gehen, für die anderen sieht es auch nicht besser aus, seitdem sie das Literaturblatt gekillt haben.
Wir fahren über die Maxstrasse, die im Schnee und im Licht tieforange glimmt, und als er sagt, stimmt, müsste man mal machen, da weiss ich, dass er es nie tun wird, denn es ist keine Stadt für das Neue, das Neue wird immer von versifften Lesebühnen aus Berlin Mitte importiert oder von den üblichen Verdächtigen gemacht, aber nicht von denen, die über die Jahre an ein System gebunden waren, das es heute nicht mehr gibt. Und Auflehnen traut sich keiner, denn alle hoffen auf die Steuerzahlung einer Bank oder eines Rüstungskonzerns, der die Töpfe wieder öffnet, und die Türen zum Literaturhaus für die junge, ehrliche, unverbrauchte Kunst.
donalphons, 04:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 2. Februar 2006
Artificial Living in Chinoiserie
Im 17. Jahrhundert überschwemmen holländische und portugiesische Kaufleute Europa mit Produkten aus dem fernen Osten. Der damals gerade dem Mittelalter entwachsene Kontinent reißt sich begierig um Vasen, Schüsseln, kleine Kunstgegenstände und Lackschränke - dergleichen hat man in Europa noch nicht gesehen. In China kommt man in den traditionellen Manufakturen den Aufträgen der seltsamen Langnasen kaum mehr nach, und so kommt es zu zwei gegenläufigen Entwicklungen: Dem Niedergang der Kunst in China zugunsten billigster Massenware für geschmacklose Europäer, und zu den chinesisch anmutenden Eigenentwicklungen zwischen Madrid und Prag, zwischen London und Palermo. Jeder Hof, jeder Kaufmann, jeder Bürger, der etwas auf sich hält, will sein Stück aus dem Riesenreich, das so viel eleganter, feiner, kultivierter und fortschrittlicher erscheint als die schmutzigen, engen Gassen voller Krankheit, Elend und Kot, die die hiesige Upper Class bei jedem Schritt vor die Tür belästigen.
Und so entsteht aus der importierten Kunst der Ming-Epoche ein künstliches Paradies, ein virtuelles China in Europa voller Missverständnisse, Lügen und Erfindungen. Auch ernste Philosophen wie Voltaire preisen ein Land, in dem sie Weisheit in allen Schichten verankert sehen wollen. Der Konfuzianismus kommt gerade recht, um in den Religionskriegen eine Welt ohne kirchliche Macht zu predigen. Niemand mag sich den orientalischen Versprechen zu widersetzen, sogar ein Marquis de Sade kann nicht umhin, seine eigene Philosophie im Boudoir mit dem Vorbild der Sitten am gelben Fluss zu begründen. Und was für den Adel in Paris recht ist, kann andernorts nur billig sein; man flüchtet sich vor der Realität in die goldenen Teehäuser, in exquisite Gartenbaukunst a la chinoise, ein nettes Versteck, in dem sich angenehm plaudern lässt über eine ferne Welt, deren Kunst man liebt, und deren Gewalttätigkeit und Probleme nicht weiter interessieren.
Diese künstlichen Paradiese, in die sich die führenden Schichten in den Jahrzehnten vor den alles zerstörenden Revolutionen flüchteten, mögen uns heute lächerlich erscheinen; sie werden nicht dem gerecht, was wir über die Ming-Dynastie wissen, und noch viel weniger dem, was uns über seine Nachäffer in Europa bekannt ist. Wir wissen, wie die Geschichte beiderseitig ausgegangen ist; Europas Elite hat China mit Opium und Kriegen überzogen, nachdem in den Revolutionen die meisten Rokokoträume der aufgeklärten orientalischen Despotie, der "Despotisme de la Chine" beseitigt wurden. Ein wenig peinlich stehen noch manche Teehäuser in Parks, wo die Machthaber sich eine Weile halten konnten, doch heute sind es nur mehr Relikte eines Irrtums.

Ich nehme meine kleine Digicam heraus und mache ein Bild, von diesem Teehaus in Potsdam. Meine Digicam ist ein Wunderwerk der Technik, klein, schlank, formschön, in allen Augen zwischen Osaka und dem Wedding. Am Abend bin ich dann zurück in Berlin, und lese einen Blogeintrag, wie wunderbar sich doch das koreanische Projekt Cyworld entwickelt, das angeblich 95% der koreanischen Jugendlichen besuchen. Kaum eine Website eines Startups oder einer Technologiefirma, eines Gadgetblogs oder eines Dienstleisters, von dem mich nicht eine mandeläugige Schönheit anlächelt. In China, so hört man, wächst das Internet jedes Jahr um 30%, es ist die Zukunft, kein Wunder, wenn ich meine Kamera, mein Handy, meine Speicherkarten umdrehe und dort lese, dass ich kaum weniger abhängig von Chinas Kunstfertigkeit bin, als ein holländischer Händler der Ostindienkompanie. An der Kasse des Supermarktes werden Manga-Spielkarten vertrieben, für eine Jugend, die in RTL-II lebt, und später lese ich irgendein Politikerstatement, dass Verlagerungen der Produktion nötig sind, weil die Asiaten nun mal besser und billiger produzieren als wir. Irgendein Blogger empfiehlt Business Karaoke, und auf dem Weg zum Sushi ist sicher auch eine Galerie mit Bildern über Bondagetechniken, während in der windgeschützten Ecke ein deutscher Obdachloser dem Winter entgegenzittert.
Und wenn sie dann einmal über das Mittelmeer oder die Karibik kommen, oder aus den ländlichen Regionen der Volksrepublik oder aus den Dörfern Südkoreas, weil zugunsten der künstlichen Welten in Schanghai, Shen Zen, Seoul, London, Berlin, New York und Seattle der Rest ausblutet, weil sie auch ihren Teil wollen oder wenigstens was zu Essen, weil sie nicht einsehen, warum sie krepieren und wir im Opiumrausch der künstlichen Realität unserer Blogs und social Applications dämmern, wenn die, die aus dem künstlichen Traum der asiatischen Leistungsfreude herausfallen wie die fauligen Zähne aus den Mündern derer, die digital keinen Platz und keinen Zugang haben und auch keine Chance, auch nur mal einen Arzt zu sehen, wenn die sich alle aufmachen, dann wird von unserem künstlichen Leben im großen, globalisierten China mit all seinen anorexischen Porzellanpuppen und lacküberzogenen Ikeamöbel weitaus weniger übrig bleiben, was später, an einem Herbsttag im Park photographiert werden könnte.
Aber das immer gleiche Lächeln über die künstlichen Paradiese, das Privileg der Nachkommenden, das wird bleiben.
Und so entsteht aus der importierten Kunst der Ming-Epoche ein künstliches Paradies, ein virtuelles China in Europa voller Missverständnisse, Lügen und Erfindungen. Auch ernste Philosophen wie Voltaire preisen ein Land, in dem sie Weisheit in allen Schichten verankert sehen wollen. Der Konfuzianismus kommt gerade recht, um in den Religionskriegen eine Welt ohne kirchliche Macht zu predigen. Niemand mag sich den orientalischen Versprechen zu widersetzen, sogar ein Marquis de Sade kann nicht umhin, seine eigene Philosophie im Boudoir mit dem Vorbild der Sitten am gelben Fluss zu begründen. Und was für den Adel in Paris recht ist, kann andernorts nur billig sein; man flüchtet sich vor der Realität in die goldenen Teehäuser, in exquisite Gartenbaukunst a la chinoise, ein nettes Versteck, in dem sich angenehm plaudern lässt über eine ferne Welt, deren Kunst man liebt, und deren Gewalttätigkeit und Probleme nicht weiter interessieren.
Diese künstlichen Paradiese, in die sich die führenden Schichten in den Jahrzehnten vor den alles zerstörenden Revolutionen flüchteten, mögen uns heute lächerlich erscheinen; sie werden nicht dem gerecht, was wir über die Ming-Dynastie wissen, und noch viel weniger dem, was uns über seine Nachäffer in Europa bekannt ist. Wir wissen, wie die Geschichte beiderseitig ausgegangen ist; Europas Elite hat China mit Opium und Kriegen überzogen, nachdem in den Revolutionen die meisten Rokokoträume der aufgeklärten orientalischen Despotie, der "Despotisme de la Chine" beseitigt wurden. Ein wenig peinlich stehen noch manche Teehäuser in Parks, wo die Machthaber sich eine Weile halten konnten, doch heute sind es nur mehr Relikte eines Irrtums.

Ich nehme meine kleine Digicam heraus und mache ein Bild, von diesem Teehaus in Potsdam. Meine Digicam ist ein Wunderwerk der Technik, klein, schlank, formschön, in allen Augen zwischen Osaka und dem Wedding. Am Abend bin ich dann zurück in Berlin, und lese einen Blogeintrag, wie wunderbar sich doch das koreanische Projekt Cyworld entwickelt, das angeblich 95% der koreanischen Jugendlichen besuchen. Kaum eine Website eines Startups oder einer Technologiefirma, eines Gadgetblogs oder eines Dienstleisters, von dem mich nicht eine mandeläugige Schönheit anlächelt. In China, so hört man, wächst das Internet jedes Jahr um 30%, es ist die Zukunft, kein Wunder, wenn ich meine Kamera, mein Handy, meine Speicherkarten umdrehe und dort lese, dass ich kaum weniger abhängig von Chinas Kunstfertigkeit bin, als ein holländischer Händler der Ostindienkompanie. An der Kasse des Supermarktes werden Manga-Spielkarten vertrieben, für eine Jugend, die in RTL-II lebt, und später lese ich irgendein Politikerstatement, dass Verlagerungen der Produktion nötig sind, weil die Asiaten nun mal besser und billiger produzieren als wir. Irgendein Blogger empfiehlt Business Karaoke, und auf dem Weg zum Sushi ist sicher auch eine Galerie mit Bildern über Bondagetechniken, während in der windgeschützten Ecke ein deutscher Obdachloser dem Winter entgegenzittert.
Und wenn sie dann einmal über das Mittelmeer oder die Karibik kommen, oder aus den ländlichen Regionen der Volksrepublik oder aus den Dörfern Südkoreas, weil zugunsten der künstlichen Welten in Schanghai, Shen Zen, Seoul, London, Berlin, New York und Seattle der Rest ausblutet, weil sie auch ihren Teil wollen oder wenigstens was zu Essen, weil sie nicht einsehen, warum sie krepieren und wir im Opiumrausch der künstlichen Realität unserer Blogs und social Applications dämmern, wenn die, die aus dem künstlichen Traum der asiatischen Leistungsfreude herausfallen wie die fauligen Zähne aus den Mündern derer, die digital keinen Platz und keinen Zugang haben und auch keine Chance, auch nur mal einen Arzt zu sehen, wenn die sich alle aufmachen, dann wird von unserem künstlichen Leben im großen, globalisierten China mit all seinen anorexischen Porzellanpuppen und lacküberzogenen Ikeamöbel weitaus weniger übrig bleiben, was später, an einem Herbsttag im Park photographiert werden könnte.
Aber das immer gleiche Lächeln über die künstlichen Paradiese, das Privileg der Nachkommenden, das wird bleiben.
donalphons, 12:25h
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Dienstag, 31. Januar 2006
Tom Kummer und sein Manifest
Tom Kummer, der Mann, für den der Begriff Borderline in den deutschen Journalismus eingeführt wurde, der Inbegriff des Bösen, der Fälscher, der Andere, der Rebell, das Opfer, das für alle anderen Lügner in jedem Proseminar ans Kreuz geschlagen wird, manifestiert sich:
Der einzige Sinn und Nutzen journalistischen Kommunizierens kann heute also nur darin liegen, verschiedene Wirklichkeitsentwürfe zu produzieren.
Kummer hat die Grösse, die ich bei allen anderen Texten zum Internet und dem, was gerade passiert, vergeblich suche.
Der einzige Sinn und Nutzen journalistischen Kommunizierens kann heute also nur darin liegen, verschiedene Wirklichkeitsentwürfe zu produzieren.
Kummer hat die Grösse, die ich bei allen anderen Texten zum Internet und dem, was gerade passiert, vergeblich suche.
donalphons, 15:04h
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Sonntag, 22. Januar 2006
Wedding, meine Liebe
Auch, wenn jetzt, angeschürt durch einen hysterischen Artikel in der strunzkonservativen Springer-WELT, der Wedding als Beispiel für die versagende Integration von Türken in Deutschland gebracht wird: Ich habe im Wedding über eineinhalb Jahre geabeitet, unser Büro war 4 Jahre dort. Abgesehen von eon paar kiffenden Kids auf der Treppe nach Mitternacht, die dabei Orangensaft (!) getrunken haben, ist mir nie, kein einziges Mal etwas untergekommen, was auch nur ansatzweise in Richtung Kriminalität ging. Und ich war in einem Teils des Weddings mit wirklich hoher Ausländerquote. In meiner Wohnanlage waren rund 40% Türken. Als es einen Wettbewerb um den schönsten Balkon gab, hatte ich keine Chance gegen die. Und mein Balkon war nun wirklich vollkommen begrünt.
Der Wedding ist ein Mikrokosmos. Ich habe nie, wirklich kein einziges Mal jemanden erlebt, der nicht Deutsch konnte. Wenn ich einen Bayern in Berlin treffe, rede ich auch eine Sprache, die kaum jemand da oben versteht. Und bei den Türken schleicht sich Deutschland sowieso in die Umgangssprache, Kräutersosse zum Beispiel heisst Wedding-türkisch auch so. Manche Frauen tragen Kopftuch, als wären sie in einem bayerischen Kaff. Aber das ist die Minderheit. Der Wedding hat die gefühlt höchste Dichte an Maniküren und Beautyshops, und das liegt nicht an den Eingeborenen.
Es bedarf, das gebe ich zu, einer gewissen Gewöhnung, sich dem Bezirk zu nähern. Man kann im Wedding nicht leben, ohne dauernden Kontakt zu Nichtdeutschen. Und Nichtdeutsche können dort nicht ohne dauernden Kontakt mit Deutschen leben. Das Ergebnis ist halt keine Staatsoper und keine Friedrichstrassengala, sondern ein wildes Durcheinander von Kommerz, Kultur, Fortschritt und Traditionen. Wer glaubt, dass die jungen Türken im Wedding in einer zurückgebliebenen Parallelgesellschaft leben, war noch nie nach acht in einem Internetcafe. Wer glaubt, dass es dort nichts gibt, was den Besuch lohnt, war noch nie in der Schererstrasse, im wild wedding oder im Cafe Schmidt.

Der Wedding ist gross, laut und arm. Der Wedding ist aber schon lange nicht mehr am Nullpunkt. Der Wedding hat noch die Chancen, die Mitte längst verspielt hat, und es würde mich überraschen, wenn die Weddinger diese Chancen ebenso schluffig verspielen wie die arroganten Kotzbrocken im Presseviertel. All die bescheuerten Legenden über den Wedding in der Welt, dem Tagesspiegel und anderen Mitte-Medien beruhen darauf, dass sie nie ihren Arsch aus ihrem Kiez rausbekommen. Die Arroganz gegenüber dem Wedding ist eigenrlich nur ein weiterer guter Grund, neben dem Palast der Repulik gleich noch den Rest des Slums Berlin plattzumachen. Wenn man schon mal dabei ist... niemand baucht solche Mitte-Lackaffen.
Der Wedding ist ein Mikrokosmos. Ich habe nie, wirklich kein einziges Mal jemanden erlebt, der nicht Deutsch konnte. Wenn ich einen Bayern in Berlin treffe, rede ich auch eine Sprache, die kaum jemand da oben versteht. Und bei den Türken schleicht sich Deutschland sowieso in die Umgangssprache, Kräutersosse zum Beispiel heisst Wedding-türkisch auch so. Manche Frauen tragen Kopftuch, als wären sie in einem bayerischen Kaff. Aber das ist die Minderheit. Der Wedding hat die gefühlt höchste Dichte an Maniküren und Beautyshops, und das liegt nicht an den Eingeborenen.
Es bedarf, das gebe ich zu, einer gewissen Gewöhnung, sich dem Bezirk zu nähern. Man kann im Wedding nicht leben, ohne dauernden Kontakt zu Nichtdeutschen. Und Nichtdeutsche können dort nicht ohne dauernden Kontakt mit Deutschen leben. Das Ergebnis ist halt keine Staatsoper und keine Friedrichstrassengala, sondern ein wildes Durcheinander von Kommerz, Kultur, Fortschritt und Traditionen. Wer glaubt, dass die jungen Türken im Wedding in einer zurückgebliebenen Parallelgesellschaft leben, war noch nie nach acht in einem Internetcafe. Wer glaubt, dass es dort nichts gibt, was den Besuch lohnt, war noch nie in der Schererstrasse, im wild wedding oder im Cafe Schmidt.

Der Wedding ist gross, laut und arm. Der Wedding ist aber schon lange nicht mehr am Nullpunkt. Der Wedding hat noch die Chancen, die Mitte längst verspielt hat, und es würde mich überraschen, wenn die Weddinger diese Chancen ebenso schluffig verspielen wie die arroganten Kotzbrocken im Presseviertel. All die bescheuerten Legenden über den Wedding in der Welt, dem Tagesspiegel und anderen Mitte-Medien beruhen darauf, dass sie nie ihren Arsch aus ihrem Kiez rausbekommen. Die Arroganz gegenüber dem Wedding ist eigenrlich nur ein weiterer guter Grund, neben dem Palast der Repulik gleich noch den Rest des Slums Berlin plattzumachen. Wenn man schon mal dabei ist... niemand baucht solche Mitte-Lackaffen.
donalphons, 11:18h
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Samstag, 21. Januar 2006
This is one for the Ladies in the House
Es ist hier zu selten von Männern die Rede, und wenn, dann zumeist negativ. Frauen kommen fast immer gut weg, und wenn nicht, dann sind es ohnehin keine Frauen, sondern schlecht angezogene Neutren mit Schweissflecken und fragwürdigen Handlungsweisen, die nur Idioten voreilig bejubeln. Männer dagegen, die sind ein Desiderat. ich werde natürlich den Teufel tun und den Leserinnen von anderen Kerlen vorschwarmen. Aber trotzdem, gestern habe ich ein wirklich hübsches Exemplar gefunden.

Dieser junge Herr, der da so lässig am Baum steht und seinen wirklich klasse geformten Körper lustvoll windet, steht in einer der dunkelsten, traurigsten Kirche meiner Heimat, an deren Tür, in Plastikfolie eingeschlagen, auf grünem Papier eine Briefaktion gegen die Abtreibungspille an die Adresse der Bundesregierung gefordert wird. Das Spiel seiner Muskeln überragt jeden Sonntag die verbrauchten Leiber der hiesigen Kirchgänger, denn obwohl der Ort bis in die morschen Knochen katholisch ist, laufen auch hier die jüngeren Besucher weg, und für den Rest reicht auch weiterhin dieses kleine, dunkle Loch. Da steht er, die Windung seiner Leisten drückt mehr Lust denn Schmerz durch die Pfeile aus, die sein zartes, junges Fleisch und die makellose Haut durchbohren. Wenn er ehrlich ist, gefällt es ihm, und wenn die hier lesenden Damen ehrlich sind, hat es auch für sie seinen Reiz, so festgefickt, so bis zum Platzen angespannt, wie er dasteht. Was jetzt vielleicht noch fehlt, wäre ein beherzter Griff zu seinem Lendenschurz, ein schamloses Zerren, damit sich das Stöhnen von steinernen Lippen löst und extatisch in den Gewölben widerhallt, so knapp ist dieser Knabe vor der Erlösung von seiner nie endenden Lust.
Zu seinen Füssen verrichten tumbe Bauern seit über 400 Jahren den immer gleichen, hirnlosen Dienst, sie erkennen nicht die Wahrheit, sie sind blind für seinen Sex und das Ficken, die Pornographie, keiner sieht es, denn der Ort ist dem Verzicht und der lustlosen Hingabe an das Leid geweiht, und dshalb ist er nun hier zu sehen, verbunden mit der Bitte an die Damen, diesen Luxuskörper ein wenig anzusabbern, diese arme Sau aus dem Kuhkaff, die doch so lässig sein könnte, weil sie den Schmerz, die Gewalt, die Lust und die Begierde nach dem eigenen zerfetzten Leid so liebt, dieser geile Kerl, mit dem sie alles machen könnten, der es will, wäre er doch nicht aus polierten Juramarmor in der Farbe hellen Fleisches, leidend, verkannt und falsch verstanden eingesperrt mit alten, tumben Leuten in diesem Haus der banalsten, langweiligsten Moral.
Lechzt, Ihr Metzen aus Babylon.

Dieser junge Herr, der da so lässig am Baum steht und seinen wirklich klasse geformten Körper lustvoll windet, steht in einer der dunkelsten, traurigsten Kirche meiner Heimat, an deren Tür, in Plastikfolie eingeschlagen, auf grünem Papier eine Briefaktion gegen die Abtreibungspille an die Adresse der Bundesregierung gefordert wird. Das Spiel seiner Muskeln überragt jeden Sonntag die verbrauchten Leiber der hiesigen Kirchgänger, denn obwohl der Ort bis in die morschen Knochen katholisch ist, laufen auch hier die jüngeren Besucher weg, und für den Rest reicht auch weiterhin dieses kleine, dunkle Loch. Da steht er, die Windung seiner Leisten drückt mehr Lust denn Schmerz durch die Pfeile aus, die sein zartes, junges Fleisch und die makellose Haut durchbohren. Wenn er ehrlich ist, gefällt es ihm, und wenn die hier lesenden Damen ehrlich sind, hat es auch für sie seinen Reiz, so festgefickt, so bis zum Platzen angespannt, wie er dasteht. Was jetzt vielleicht noch fehlt, wäre ein beherzter Griff zu seinem Lendenschurz, ein schamloses Zerren, damit sich das Stöhnen von steinernen Lippen löst und extatisch in den Gewölben widerhallt, so knapp ist dieser Knabe vor der Erlösung von seiner nie endenden Lust.
Zu seinen Füssen verrichten tumbe Bauern seit über 400 Jahren den immer gleichen, hirnlosen Dienst, sie erkennen nicht die Wahrheit, sie sind blind für seinen Sex und das Ficken, die Pornographie, keiner sieht es, denn der Ort ist dem Verzicht und der lustlosen Hingabe an das Leid geweiht, und dshalb ist er nun hier zu sehen, verbunden mit der Bitte an die Damen, diesen Luxuskörper ein wenig anzusabbern, diese arme Sau aus dem Kuhkaff, die doch so lässig sein könnte, weil sie den Schmerz, die Gewalt, die Lust und die Begierde nach dem eigenen zerfetzten Leid so liebt, dieser geile Kerl, mit dem sie alles machen könnten, der es will, wäre er doch nicht aus polierten Juramarmor in der Farbe hellen Fleisches, leidend, verkannt und falsch verstanden eingesperrt mit alten, tumben Leuten in diesem Haus der banalsten, langweiligsten Moral.
Lechzt, Ihr Metzen aus Babylon.
donalphons, 12:47h
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Freitag, 20. Januar 2006
Unwort des Jahres 1669
Und selbst heute noch eine massive Beleidigung:

und das von einer Tussi, deren Clan über Jahrhunderte ein Kaff ausgesaugt hat, die nie etwas tun musste und Arbeit bur vom Blick aus dem Fenster kannte, die sich noch nicht mal Sorgen machen brauchte, dass sie sich vielleicht irrt, weil alle Andersgläubigen längst deportiert oder umgebracht waren, und die sich schon qua Geburt sicher war, einen Spezialdeal mit Gott zu haben. Und deshalb den tollsten Stein des gesamten Kirchhofs bekam. Das rockt auch noch, wenn alle anderen armen Schweine längst zu Staub zerfallen sind.

und das von einer Tussi, deren Clan über Jahrhunderte ein Kaff ausgesaugt hat, die nie etwas tun musste und Arbeit bur vom Blick aus dem Fenster kannte, die sich noch nicht mal Sorgen machen brauchte, dass sie sich vielleicht irrt, weil alle Andersgläubigen längst deportiert oder umgebracht waren, und die sich schon qua Geburt sicher war, einen Spezialdeal mit Gott zu haben. Und deshalb den tollsten Stein des gesamten Kirchhofs bekam. Das rockt auch noch, wenn alle anderen armen Schweine längst zu Staub zerfallen sind.
donalphons, 21:47h
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Dienstag, 17. Januar 2006
Formidable
Es ist nicht mehr so kalt wie gestern Nacht, der Schnee ist dem Regen gewichen, und alle ahnen es, es wird glatt. Mörderisch glatt. Schon beginnen die ersten Spiesser mit dem wilden, ursprünglichen Eistanz, Beine und Arme fliegen im dadaistischen Ballett durch die feuchte Luft der frühen Nacht, was für ein Spass, sie exaltiert, schreiend, jauchzend zu sehen, wenn sie sich lang und schamlos im Matsch niederlegen, als hätte die grosse Nutte ihrer schmutzigen Phantasie es sie geheissen.

An der Tür des Stadtpalastes klammert sich eine grazile Gestalt aus dem fernen Orient fest, zuckt mit der Nase beim Anblick des Lichterflirrens auf den glatten Wegen und fragt auf Englisch, ob es sehr gefährlich da draussen ist, sie will nicht wirklich da hinaus zum Einkaufen, ist zu erahnen. Gestern, am Flughafen, war sie noch guter Dinge für die letzten Wochen in diesem seltsam fremden Land, aber das hier ist keine höfliche Begrüssung, auch wenn Langnasen auf den Strassen beim expressionistischen Ausdrucksgleiten in Scharen das Gesicht auf amüsanteste Weise verlieren. Oben über der Stadt sind alle Herrlichkeiten des Okzidents im Kühlschrank, so gegen halb 10, erklingt die Bitte, ware es ein grosses Vergnügen, sie erwarten zu dürfen, und nein, es macht wirklich wirklich keinerlei, absolut überhaupt keine Umstände, ganz im Gegenteil.
SCHEISSE! brüllt jemand die Strasse runter, unhöflich und indezent, und gleichzeitig ertönt ein SMackhh. Um halb 10, also.

An der Tür des Stadtpalastes klammert sich eine grazile Gestalt aus dem fernen Orient fest, zuckt mit der Nase beim Anblick des Lichterflirrens auf den glatten Wegen und fragt auf Englisch, ob es sehr gefährlich da draussen ist, sie will nicht wirklich da hinaus zum Einkaufen, ist zu erahnen. Gestern, am Flughafen, war sie noch guter Dinge für die letzten Wochen in diesem seltsam fremden Land, aber das hier ist keine höfliche Begrüssung, auch wenn Langnasen auf den Strassen beim expressionistischen Ausdrucksgleiten in Scharen das Gesicht auf amüsanteste Weise verlieren. Oben über der Stadt sind alle Herrlichkeiten des Okzidents im Kühlschrank, so gegen halb 10, erklingt die Bitte, ware es ein grosses Vergnügen, sie erwarten zu dürfen, und nein, es macht wirklich wirklich keinerlei, absolut überhaupt keine Umstände, ganz im Gegenteil.
SCHEISSE! brüllt jemand die Strasse runter, unhöflich und indezent, und gleichzeitig ertönt ein SMackhh. Um halb 10, also.
donalphons, 22:04h
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Sonntag, 8. Januar 2006
Nuking the Merkel
Ich kann mich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass momentan genau die Leute für neue Atomkraftwerke - und damit einen Koalitionskrach mit der in dieser Frage unnachgiebigen SPD - sind, die sich für das bessere Merkel halten. Stoiber und Koch testen da wohl gerade den alten, rostigen Bohrer am Merkel aus: An den Koalitionsvertrag quetschen und dann dorthin, wo es weh tut.
Das ist fein, das. Mit dem Inneren Generalverdacht der Bürger ist da ein weiteres, grosses Feld zur Schmerzerzeugung aufgetan. Das kommt davon, wenn man unbedingt Kanzlerin mit einer misogynen Altherrenpartei werden will.
Das ist fein, das. Mit dem Inneren Generalverdacht der Bürger ist da ein weiteres, grosses Feld zur Schmerzerzeugung aufgetan. Das kommt davon, wenn man unbedingt Kanzlerin mit einer misogynen Altherrenpartei werden will.
donalphons, 11:00h
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Donnerstag, 5. Januar 2006
Wer die Schrift hat, hat Recht
Da liegt er, sein Leben lang vollgefressen, fett dank eines Systems, in dem er für die Ausbildung der Systemerhalter zuständig war, und gemästet von den Pfründen, die die abgeben mussten, die nicht anders konnten in diesem System. Und zum Hohn ist der Kopf auch noch auf den Büchern gebettet, in denen festgeschrieben steht, dass es alles so sein Recht und seine Richtigkeit hat. Da kann man zufrieden sterben, in dem Wissen, dass das Werk fortgesetzt wird von Generation zu Generation, und dass nichts und niemand je die Macht dieser Bücher brechen wird, die einen sogar noch im Moment des Todes umgeben.

Draussen, vor den Mauern, lagen in langen Reihen die Knochen derer, die das System zu erdulden hatten, in jedem Moment, zu allen Taten gegängelt und bevormundet, ohne das Recht, in der Meinung abzuweichen und ohne Möglichkeit zu erfahren, dass alles nur Humbug ist und Pest und Schwefel ausbleibt, wenn sich die Schwulen einmal in den darkrooms die Seele aus dem Leib ficken, weil die Autorität irgendwann bei Seite gewischt wird. Da lagen sie ein paar Jahrhunderte, bis dann der Bagger kam und das alles weggeräumt hat, um darauf Parkplätze anzulegen, auf denen Mütter ihre Geländewagen abstellen, um ihre Kinder dann doch wieder der katholischen Schule um die Ecke zuzuführen, wo ihnen die Welt so erklärt wird, wie sie sein soll, und damit sie es auch sehen und später mal nicht vergessen, wenn sie auf einer Party in die Versuchung kommen, wird die Kunstlehrerin gefeuert, wenn sie mit einem Mann einfach so zusammenlebt. Die dürfen das. Das ist Recht, der Ersatz für die Versprechungen von Pest und Schwefel.
Verboten ist es jedoch, auf ihre Altäre zu spucken. Immer noch.

Draussen, vor den Mauern, lagen in langen Reihen die Knochen derer, die das System zu erdulden hatten, in jedem Moment, zu allen Taten gegängelt und bevormundet, ohne das Recht, in der Meinung abzuweichen und ohne Möglichkeit zu erfahren, dass alles nur Humbug ist und Pest und Schwefel ausbleibt, wenn sich die Schwulen einmal in den darkrooms die Seele aus dem Leib ficken, weil die Autorität irgendwann bei Seite gewischt wird. Da lagen sie ein paar Jahrhunderte, bis dann der Bagger kam und das alles weggeräumt hat, um darauf Parkplätze anzulegen, auf denen Mütter ihre Geländewagen abstellen, um ihre Kinder dann doch wieder der katholischen Schule um die Ecke zuzuführen, wo ihnen die Welt so erklärt wird, wie sie sein soll, und damit sie es auch sehen und später mal nicht vergessen, wenn sie auf einer Party in die Versuchung kommen, wird die Kunstlehrerin gefeuert, wenn sie mit einem Mann einfach so zusammenlebt. Die dürfen das. Das ist Recht, der Ersatz für die Versprechungen von Pest und Schwefel.
Verboten ist es jedoch, auf ihre Altäre zu spucken. Immer noch.
donalphons, 15:58h
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