Dienstag, 3. Januar 2006
Enemies at the Gate
Der erste Stosstrupp ist da. Früh, um den wilden Süssigkeitssammlern keine Chance zu lassen. Es sind die Echten, die von den Verfassungsfeinden, die nur die Kohle wollen, und dafür auch breit sind, ihre Weihrauch-Chemokeule in geschlossenen Räumen einzusetzen. Mit dabei ist auch immer ein Kommandant, der aufpasst, dass die Fusstruppen das Geld nicht veruntreuen.

Allein schon, weil die anderen kriminalisiert werden, kommen die hier nicht rein. Ich bin oben. Ich habe sie im Visier. Hier müssen sie draussen bleiben. Sollen sie woanders plündern für den Ratzinger, den Oberkommandierenden.

Allein schon, weil die anderen kriminalisiert werden, kommen die hier nicht rein. Ich bin oben. Ich habe sie im Visier. Hier müssen sie draussen bleiben. Sollen sie woanders plündern für den Ratzinger, den Oberkommandierenden.
donalphons, 15:15h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. Dezember 2005
Unabhängigkeit der Presse nach SPONurnaille
Da steht bei SPON geschrieben:
In den ersten Wochen konnte die CDU-Politikerin weite Teile der skeptischen Bevölkerung und der Medienschar durch einen zurückhaltenden und unaufgeregten Politikstil für sich einnehmen. Von Severin Weiland
Ich dachte ja immer, dass sich Journalisten von nimanden einnehmen lassen sollten. Aber dass das bei der Spiegelgosse nicht gilt, war mir schon klar.
In den ersten Wochen konnte die CDU-Politikerin weite Teile der skeptischen Bevölkerung und der Medienschar durch einen zurückhaltenden und unaufgeregten Politikstil für sich einnehmen. Von Severin Weiland
Ich dachte ja immer, dass sich Journalisten von nimanden einnehmen lassen sollten. Aber dass das bei der Spiegelgosse nicht gilt, war mir schon klar.
donalphons, 14:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 28. Dezember 2005
Hexenjagd
Es fällt mir schwer, mir ein unwürdigeres Verhalten vorzustellen, als das all der Politkretins und ihrer Büchsenspanner in FAZ und SPON und Bild und was auch immer im Fall einer Frau Osthoff, die für sich das Recht in anspruch nimmt, ihr eigenes Leben zu führen. Irgendwie kann man verstehen, dass sie da in den Irak zurück will. Ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien, aber wenn man den Einfluss derer kennt, die hierzulande vom internationalen Antikenraub leben oder entsprechende Sammlungen angelegt haben - das gehört bei einer ganzen Reihe von grossen Spielern gewissermassen zum guten Ton, teilweise werden sogar exclusive Kalender für Freunde gedruckt, mit aktuellen Käufen aus Raubgrabungen - kann man sich schon mal fragen, ob da der ein oder andere der angeborenen Dummheit von Politik und Medien nicht auch ein wenig nachgeholfen hat.
Das hier jedenfalls ist eigentlich ein Fall für das Bildblog, unsäglich, widerlich, abstossend, Gosse pur. Keine Fakten, nur Unterstellungen, unzulässige vergleiche, Spekulationen, und alles in allem ein Text, der das Leben von Frau Osthoff nun wirklich gefährden könnte. In FFM sitzen, nebenbei bemerkt, einige derer, die man als Drehscheibe des dreckigen Deals bezeichnen kann. Mehr siehe auch hier.
Das hier jedenfalls ist eigentlich ein Fall für das Bildblog, unsäglich, widerlich, abstossend, Gosse pur. Keine Fakten, nur Unterstellungen, unzulässige vergleiche, Spekulationen, und alles in allem ein Text, der das Leben von Frau Osthoff nun wirklich gefährden könnte. In FFM sitzen, nebenbei bemerkt, einige derer, die man als Drehscheibe des dreckigen Deals bezeichnen kann. Mehr siehe auch hier.
donalphons, 14:21h
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Dienstag, 27. Dezember 2005
Üben, üben, üben
In Berlin habe ich das Autofahren verlernt. Es gibt da ja keine Strassen, sondern ab Thüringen nur so gerade Strecken, mit Tempo-80-Schildern an Stellen, wo man in Bayern mit 180 noch von der Piste gescheucht werden würde. Es geht im Norden immer nur gerade aus, wie in der Bommerlunderwerbung. Und da verlernt man schnell das eigentliche Autofahren, das weit mehr ist als Gänge reinwürgen, Gas geben, und bremsen. Und nachdem ich jetzt ein neues Auto habe, muss ich mich erst mal daran gewöhnen.

Gleich hinter der kleinen Provinzstadt mit ihren Spiessern beginnen die Hügel mit ihren zurückgebliebenen, dumpfen CSU-Wählern, wo sich die Kids in der Regel bis 23 totgerast haben in den engen Kurven und Serpentinen einer Heimat, die sie nur als Rennstrecke wahrnehmen. Die Strassenbauämter verlassen sich auf die Vernunft der Fahrer und erlauben theoretisch auch in den Serpentinen auch noch 100 Sachen - und tun dann überrascht, wenn es jemand mit gespoilertem Golf oder tiefem Audi tatsächlich ausprobiert. Es gibt hier Strecken, da sind 100 Höhenmeter freier Fall kein Problem. An jedem Wochenende quellen die Krankenhäuser über von Idioten, die sich nach dem Besäufnis in einem nach der Autobahn benannten Tanzhaus Wettrennen auf den engen Kurven liefern wollten. Das ist normal hier, das regt keinen mehr auf, so ist das halt, wenn man aus Böhmfeld, Gungolding oder Obereichstätt kommt. Kein Auge für die Landschaft, ein Auge für die Strasse, ein anderes für die Frau auf dem beifahrersitz, wo auch eine Bratze liegt - Peng.
Ich übe da nur. Nie schneller als 100. Die machen ernst.

Gleich hinter der kleinen Provinzstadt mit ihren Spiessern beginnen die Hügel mit ihren zurückgebliebenen, dumpfen CSU-Wählern, wo sich die Kids in der Regel bis 23 totgerast haben in den engen Kurven und Serpentinen einer Heimat, die sie nur als Rennstrecke wahrnehmen. Die Strassenbauämter verlassen sich auf die Vernunft der Fahrer und erlauben theoretisch auch in den Serpentinen auch noch 100 Sachen - und tun dann überrascht, wenn es jemand mit gespoilertem Golf oder tiefem Audi tatsächlich ausprobiert. Es gibt hier Strecken, da sind 100 Höhenmeter freier Fall kein Problem. An jedem Wochenende quellen die Krankenhäuser über von Idioten, die sich nach dem Besäufnis in einem nach der Autobahn benannten Tanzhaus Wettrennen auf den engen Kurven liefern wollten. Das ist normal hier, das regt keinen mehr auf, so ist das halt, wenn man aus Böhmfeld, Gungolding oder Obereichstätt kommt. Kein Auge für die Landschaft, ein Auge für die Strasse, ein anderes für die Frau auf dem beifahrersitz, wo auch eine Bratze liegt - Peng.
Ich übe da nur. Nie schneller als 100. Die machen ernst.
donalphons, 13:40h
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Donnerstag, 8. Dezember 2005
Schwäbische Sparsamkeit
Und als wir dann endlich die richtige Ecke der Stadt und das richtige Gebäude gefunden hatten, ein wenig warten mussten und dann nicht wirklich perfekt beraten wurden, den Wagen selbst gefunden haben und uns von einem zufällig anwesenden Werksangehörigen die Funktion erklären liessen und sie dann schnell entschlossen, in das hellbraune Leder gebettet über dem schnurrenden Motor sagte: Den kauf ich jetzt...

Nach dem allem und noch viel mehr, was nicht blogtauglich ist, gingen wir dann nach oben zu der schon vorher nicht wirklich interessierten Käuferin. Die Idee war, sofort und auch gern bar zu zahlen oder zu überweisen, kein Blabla, kein Gerede oder Aufwand, aber dafür ein Rabatt, wie er in solchen Fällen nun mal üblich ist. Zwichen 3 und 8%.
Geboten wurden 90 Euro Rabatt. 90, nicht 900 oder 9000. Und dabei blieb es. Ich hatte ja schon öfters Probleme mit Leuten aus dieser Region und der lokalen Sparsamkeit, aber die 90 Euro waren, vorsichtig gesagt, überraschend. Und so fuhren wir dann zurück in die Munich Area, wo man Geschäfte zu machen versteht. Und vielleicht auch noch was anderes angeboten bekommt als einen selbstgezapften Plastikbecher Wasser, beim Kauf eines Wagens, der mehr als 40.000 Euro kostet. Ich war nicht entsetzt, eher bestätigt, aber wenn alle Mercedes-Niederlassungen so sind wie der Verkauf in Stuttgart, dann sollte ich schleunigstmein Depot das Depot meines Old-Eco-Dads räumen lassen.

Nach dem allem und noch viel mehr, was nicht blogtauglich ist, gingen wir dann nach oben zu der schon vorher nicht wirklich interessierten Käuferin. Die Idee war, sofort und auch gern bar zu zahlen oder zu überweisen, kein Blabla, kein Gerede oder Aufwand, aber dafür ein Rabatt, wie er in solchen Fällen nun mal üblich ist. Zwichen 3 und 8%.
Geboten wurden 90 Euro Rabatt. 90, nicht 900 oder 9000. Und dabei blieb es. Ich hatte ja schon öfters Probleme mit Leuten aus dieser Region und der lokalen Sparsamkeit, aber die 90 Euro waren, vorsichtig gesagt, überraschend. Und so fuhren wir dann zurück in die Munich Area, wo man Geschäfte zu machen versteht. Und vielleicht auch noch was anderes angeboten bekommt als einen selbstgezapften Plastikbecher Wasser, beim Kauf eines Wagens, der mehr als 40.000 Euro kostet. Ich war nicht entsetzt, eher bestätigt, aber wenn alle Mercedes-Niederlassungen so sind wie der Verkauf in Stuttgart, dann sollte ich schleunigst
donalphons, 16:20h
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Donnerstag, 1. Dezember 2005
1986 kam der Messias
Da, wo jetzt der Weihnachtsmarkt vor dem Stadttheater ist, am nördlichen Rand mit der langen Reihe von Holzbuden, vor dem eine Bläsergruppe das zeittypische Repertoire abspielt, wird der Platz von einer Böschung begrenzt, und dahinter ist das Alte Schloss. Zwischen den Treppen und dem Schloss ist nicht viel Platz. 1986 war ich in diesem schmalen Streifen mit nicht allzu vielen anderen eingepfercht. Vor uns stand die Polizei, und davor strömten Menschen in das Stadttheater. Der Festsaal sollte voll werden, an diesem nebligen Herbstabend. Auch drinnen ging es um die Ankunft des Messias.

Wer als Vertreter einer winzigen, offiziell eigentlich ausgerotteten ethnisch-religiösen Minderheit in dieser Stadt aufwuchs, wusste natürlich, dass da hinter der freundlich-bayerischen Fassade seit 1933 vieles fast bruchlos durchgelaufen war. Allein schon, weil der einzige kurze Bruch von 1945 bis 1953 einem Familienmitglied zu verdanken war, das 45 nicht wie die meisten seiner früheren Freunde als ehemaliger Kriegsgefangener, sondern am Steuer eines amerikanischen Jeeps zurückkam und die Entnazifizierung hier mit ein paar "KZlern" in die Hand nahm. KZler, das war das, was man diesen Leuten ab 1953 mit der Rückkehr der Nazis in die Ämter wieder hinterher rief.
Fast alle waren sie dabei gewesen, die Zeitung blieb so zusammengleichgeschaltet und der selben Familie zugehörig, wie sie es schon vor 1945 war, und Vertriebene und Revanchisten bekamen ihre eigenen Seiten. Daran konnte auch die Beobachtung urch den Verfassungsschutz nichts ändern. Selbst in den Schulen wurden die alten und weniger alten Nazis an der Jugendfront eingesetzt, und in einer Stadt, die die 68er nie erlebt hat, waren diese Schweine keinesfalls harmlose alte Deppen. Noch nicht mal der stadtbekannte Umstand, dass ein Geschichtslehrer seinem Sohn zum 18. eine nachgeschneiderte SS-Uniform geschenkt hatte, zog Konsequenzen nach sind. So war die Stadt, als der Messias kam, im Herbst 1986.
Die Staatspartei war an und für sich dagegen, aber irgendwie war der Messias doch immer noch einer von ihnen, man kannte sich ja, und so unternahm sie nichts gegen seinen Versuch, den grössten Saal der Stadt zu bekommen. Man konnte nicht viel dagegen tun, ausser hingehen und die Leute anschauen. Hoffen, dass sie es sich vielleicht nochmal überlegten, da rein zu gehen, zu ihrem Stammtischbruder, dem München-leuchtet-Preisträger, dem verkörperten Jetzt red i, zum Waffen-SS-Mitglied, zum Messias einer Partei, die jung war und kräftig, der die Menschen in Scharen zuliefen, weil sie sich nicht mehr wie in der Staatspartei verstellen mussten.
Ich wollte nur die sehen, die da rein gingen. Nicht beschimpfen, nicht anschreien, einfach nur anschauen. Die einzige kleine Rangelei artete schnell in eine wüste Schlägerei mit den vom Messias mitgebrachten Aufpassern aus, danach kam die Polizei und drängte die paar wenigen, die dagegen waren, an die Böschung. Da stand ich dann. Es kamen all die bekannten Gesichter der bekannten rechten Prominenz, und es kamen die Alten, von denen mir meine Grossmutter erzählt hatte, was sie damals getan hatten, ein Aufmarsch der Partei über 40 Jahre nach ihrem offiziellen Ende. Viele Orden aus der Zeit; die Polizei schritt nicht ein, sie hatte genug zu tun, uns an der Böschung zu überwachen. Aber immer wieder auch Honoratioren der Stadt, Leute, die man kannte, darunter auch solche, die mich zum Kuchen geladen hatten und in die übliche Liste der potenziellen Partner für ihre Töchter eingereiht hatten, denn das Geld läuft hier schneller zusammen als das Blut, sagt man. Diese Leute sahen einfach weg, der Apotheker G. kam sogar mit seinem Sohn, der Autohändler S. trug, wie sein gesamter Clan, die Sonntagstracht, es kamen Lehrer und auch manche von der Staatspartei, weil, über den Messias, über den wollte man sich schon informieren, und das war die paar Mark Eintritt dann auch wert.
Der Messias kam und ging durch die Hintertür, gesehen hat ihn keiner von uns. Eine Handvoll Störer wurde im Saal entfernt, bevor er auftrat, nachher gab es Anzeigen, und wir sammelten in den nächsten Wochen für einen Jungen, der gerade volljährig war und ein Ermittlungsverfahren am Hals und finanzschwache Eltern hatte.
So war das 1986, als der Messias kam. Der Messias war so, wie man ihn sich vorgestellt hat; sein Kommen liess die Stadt so erscheinen, wie sie in ihrem Innersten war und vielleicht immer noch ist. Viele sind hier seitdem so elendiglich in den Hospitälern verreckt, wie sie schon am Kubanbogen, in Stalingrad, im Hürtener Wald oder im Aachener Kessel hätten verenden sollen. Ihre Orden werden von den Erben an die hiesigen Militariahändler verschachtert, aber deren Geschäfte scheinen zu gut zu gehen, als dass ich glauben würde, es sei alles vorbei. Ihr nächster Messias muss nicht mehr geboren werden, er ist schon da und wird sich eine anderes, heute marktkonformes Branding geben. Aber er wird kommen, sie werden ihn besuchen, und ich will verdammt sein, wenn ich dann nicht wieder am Rand stehe und in ihre Kotzfressen schaue, in dem Wissen, dass sie irgenwann genauso draufgehen wie ihr Messias.

Wer als Vertreter einer winzigen, offiziell eigentlich ausgerotteten ethnisch-religiösen Minderheit in dieser Stadt aufwuchs, wusste natürlich, dass da hinter der freundlich-bayerischen Fassade seit 1933 vieles fast bruchlos durchgelaufen war. Allein schon, weil der einzige kurze Bruch von 1945 bis 1953 einem Familienmitglied zu verdanken war, das 45 nicht wie die meisten seiner früheren Freunde als ehemaliger Kriegsgefangener, sondern am Steuer eines amerikanischen Jeeps zurückkam und die Entnazifizierung hier mit ein paar "KZlern" in die Hand nahm. KZler, das war das, was man diesen Leuten ab 1953 mit der Rückkehr der Nazis in die Ämter wieder hinterher rief.
Fast alle waren sie dabei gewesen, die Zeitung blieb so zusammengleichgeschaltet und der selben Familie zugehörig, wie sie es schon vor 1945 war, und Vertriebene und Revanchisten bekamen ihre eigenen Seiten. Daran konnte auch die Beobachtung urch den Verfassungsschutz nichts ändern. Selbst in den Schulen wurden die alten und weniger alten Nazis an der Jugendfront eingesetzt, und in einer Stadt, die die 68er nie erlebt hat, waren diese Schweine keinesfalls harmlose alte Deppen. Noch nicht mal der stadtbekannte Umstand, dass ein Geschichtslehrer seinem Sohn zum 18. eine nachgeschneiderte SS-Uniform geschenkt hatte, zog Konsequenzen nach sind. So war die Stadt, als der Messias kam, im Herbst 1986.
Die Staatspartei war an und für sich dagegen, aber irgendwie war der Messias doch immer noch einer von ihnen, man kannte sich ja, und so unternahm sie nichts gegen seinen Versuch, den grössten Saal der Stadt zu bekommen. Man konnte nicht viel dagegen tun, ausser hingehen und die Leute anschauen. Hoffen, dass sie es sich vielleicht nochmal überlegten, da rein zu gehen, zu ihrem Stammtischbruder, dem München-leuchtet-Preisträger, dem verkörperten Jetzt red i, zum Waffen-SS-Mitglied, zum Messias einer Partei, die jung war und kräftig, der die Menschen in Scharen zuliefen, weil sie sich nicht mehr wie in der Staatspartei verstellen mussten.
Ich wollte nur die sehen, die da rein gingen. Nicht beschimpfen, nicht anschreien, einfach nur anschauen. Die einzige kleine Rangelei artete schnell in eine wüste Schlägerei mit den vom Messias mitgebrachten Aufpassern aus, danach kam die Polizei und drängte die paar wenigen, die dagegen waren, an die Böschung. Da stand ich dann. Es kamen all die bekannten Gesichter der bekannten rechten Prominenz, und es kamen die Alten, von denen mir meine Grossmutter erzählt hatte, was sie damals getan hatten, ein Aufmarsch der Partei über 40 Jahre nach ihrem offiziellen Ende. Viele Orden aus der Zeit; die Polizei schritt nicht ein, sie hatte genug zu tun, uns an der Böschung zu überwachen. Aber immer wieder auch Honoratioren der Stadt, Leute, die man kannte, darunter auch solche, die mich zum Kuchen geladen hatten und in die übliche Liste der potenziellen Partner für ihre Töchter eingereiht hatten, denn das Geld läuft hier schneller zusammen als das Blut, sagt man. Diese Leute sahen einfach weg, der Apotheker G. kam sogar mit seinem Sohn, der Autohändler S. trug, wie sein gesamter Clan, die Sonntagstracht, es kamen Lehrer und auch manche von der Staatspartei, weil, über den Messias, über den wollte man sich schon informieren, und das war die paar Mark Eintritt dann auch wert.
Der Messias kam und ging durch die Hintertür, gesehen hat ihn keiner von uns. Eine Handvoll Störer wurde im Saal entfernt, bevor er auftrat, nachher gab es Anzeigen, und wir sammelten in den nächsten Wochen für einen Jungen, der gerade volljährig war und ein Ermittlungsverfahren am Hals und finanzschwache Eltern hatte.
So war das 1986, als der Messias kam. Der Messias war so, wie man ihn sich vorgestellt hat; sein Kommen liess die Stadt so erscheinen, wie sie in ihrem Innersten war und vielleicht immer noch ist. Viele sind hier seitdem so elendiglich in den Hospitälern verreckt, wie sie schon am Kubanbogen, in Stalingrad, im Hürtener Wald oder im Aachener Kessel hätten verenden sollen. Ihre Orden werden von den Erben an die hiesigen Militariahändler verschachtert, aber deren Geschäfte scheinen zu gut zu gehen, als dass ich glauben würde, es sei alles vorbei. Ihr nächster Messias muss nicht mehr geboren werden, er ist schon da und wird sich eine anderes, heute marktkonformes Branding geben. Aber er wird kommen, sie werden ihn besuchen, und ich will verdammt sein, wenn ich dann nicht wieder am Rand stehe und in ihre Kotzfressen schaue, in dem Wissen, dass sie irgenwann genauso draufgehen wie ihr Messias.
donalphons, 12:23h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 29. November 2005
Ersatzbayern in Berlin
Vorgestern bekam ich eine Mail eines Berliner Lesers, der meinte, seit ich aus Berlin weg bin, sei das alles hier zu zahm, zu nett, zu beschaulich geworden. Er habe die Dirt Picture Contests zwar früher gehasst, aber jetzt fehle ihm der typisch bayerische Hassblick auf diese Stadt. Nun, dem Manne kann geholfen werden, denn einerseits bin ich in nächster Zeit wieder in Berlin und habe meine Kamera dabei; an Dreck mangelt es der Stadt ja nie.

Andererseits gibt es auch andere Bayern in Berlin, die sich sicher ab und zu davor ekeln: Burnster aus Niederbayern und Susa aus München. Vielleicht sollte man bei Gelegenheit Nachts um 4 auch in der halbauthentischen Boazn Bergstüberl in der Veteranenstrasse rumfragen, ob da nicht auch noch jemand blogt. Da drin sind nämlich genau die, die eigentlich lieber wieder in München wären, Berlin, wenn sie einen ehrlichen Moment haben, komplett zum Kotzen finden und schon morgen wieder da wären, wenn sie hier unten eine Wohnung hätten. Besonders Anfang Dezember, wenn auch das letzte Piercing und das hinterste Arschgeweih in hässlichen, dunkelblauen oder dreckigweissen gesteppten Schlauchmänteln verschwunden sind und die Schönhauser Allee von einem Publikum bevölkert wird, das aus den schlechteren Vierteln Bukarests, Minsks oder Frankfurts zu kommen scheint.

Andererseits gibt es auch andere Bayern in Berlin, die sich sicher ab und zu davor ekeln: Burnster aus Niederbayern und Susa aus München. Vielleicht sollte man bei Gelegenheit Nachts um 4 auch in der halbauthentischen Boazn Bergstüberl in der Veteranenstrasse rumfragen, ob da nicht auch noch jemand blogt. Da drin sind nämlich genau die, die eigentlich lieber wieder in München wären, Berlin, wenn sie einen ehrlichen Moment haben, komplett zum Kotzen finden und schon morgen wieder da wären, wenn sie hier unten eine Wohnung hätten. Besonders Anfang Dezember, wenn auch das letzte Piercing und das hinterste Arschgeweih in hässlichen, dunkelblauen oder dreckigweissen gesteppten Schlauchmänteln verschwunden sind und die Schönhauser Allee von einem Publikum bevölkert wird, das aus den schlechteren Vierteln Bukarests, Minsks oder Frankfurts zu kommen scheint.
donalphons, 03:52h
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Dienstag, 22. November 2005
51 Aufrechte
Na also. 51 Sozialdemokraten haben das dem Land nicht antun wollen. Es gibt also noch Leute mit Rückgrat in der Partei. Damit kann man was anfangen, zum Beispiel den Niedergang dieser Koalition einleiten. Ein passender Start für die lediglich etwas bessere Wahlverliererin. Und das Wort Fraktionsdisziplin kann man hübsch kleinschreiben, die nächsten Jahre.
donalphons, 12:10h
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Kohlcreature reloaded
Zumindest die Wiederaufbereitung von des Kohls Pfäffling Peter Hintze als Staatssekretär hätte man diesem Land ersparen können. Schlimmste Erinnerungen an die bleierne Zeit kommt da wieder hoch, an schwarzgegeldete Moralpest und christistische Heuchelseuche.
donalphons, 11:29h
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Montag, 21. November 2005
Mindestens 20 Gegenstimmen für das Merkel.
Bitte, SPD, das seid ihr mir schuldig. 50 wäre zwar noch schöner, sie im ersten Wahlgang auf die Uckermark-Schaudurchrasseln lassen wäre brilliant, aber 20 erachte ich als das absolute Minimum.
donalphons, 11:43h
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