Samstag, 9. April 2011
Der Typ mit dem Schwert
Würzburg ist ein feiner Ort für eine Rat, wenn man aus Frankfurt kommt. Der scheusslichsten Teil der Strecke ist bereits glücklich abgefahren, von hier aus wird es nicht mehr schlimmer, und ab Nürnberg ist es ohnehin ein Heimspiel, gewissermassen Vorort. Gefühlt ist Würzburg in der Mitte, und wenn es sich in Frankfurt staut, kommt das auch mit der Zeit so hin. Es gibt in Würzburg immer was zu sehen. So etwas die Kanzel in St. Peter, ein vollkommen überdimensioniertes Stück Rokokoschnitzerei in Gold.
Draussen traf ich dann diesen Kerl.
Hi, sagte er.
Guten Tag, antwortete ich. Tolles Wetter heute.
Naja, aber die Tauben...
Sie sollten mal reingehen, drinnen ist es stilll und ruhig.
Darf ich nicht, das Schwert, Sie verstehen: wenn ich mich bewege, läuft das Blut raus.
Tatsächlich hatte der Priester ein grosses Schwert seitlich tief im Hals stecken.
Oh, das ist natürlich dumm. Wie ist denn das passiert? Kollegen?
Nein, Heiden.
Unfein. Sie müssen entschuldigen, ich sah die Stossrichtung und dachte, da könnte ein Mitarbeiter der naheliegende Täter sein, so heimtückisch, wie es aussieht.
Da haben Sie natürlich recht. Das blöde ist doch: Im Kollegium hätte ich natürlich immer schön aufgepasst, aber wer kann schon damit rechnen, dass Heiden so etwas tun?
Betrachten Sie es als Privileg. Ja, es ist nicht leicht, aber bei Heiden kommt dann jemand und putzt sie rücksichtslos weg. Im Beruf muss man so etwas hinnehmen und dennoch so tun, als wäre es ok.
Was bleibt einem auch sonst, ärgerte sich die Statue in Erinnerung jener Tage, bevor sie zu den zivilisierten Heiden zog.
Gut, mir fällt da schon was ein, das man tun kann, meinte ich.
Da tun Sie gut daran, beschied mich die Statue, und so trennten sich unsere Wege, sie blieb in Würzburg, und ich fuhr heim, eine schöne Idee für einen neuen Beitrag im Kopf.

Draussen traf ich dann diesen Kerl.
Hi, sagte er.
Guten Tag, antwortete ich. Tolles Wetter heute.
Naja, aber die Tauben...
Sie sollten mal reingehen, drinnen ist es stilll und ruhig.
Darf ich nicht, das Schwert, Sie verstehen: wenn ich mich bewege, läuft das Blut raus.
Tatsächlich hatte der Priester ein grosses Schwert seitlich tief im Hals stecken.
Oh, das ist natürlich dumm. Wie ist denn das passiert? Kollegen?
Nein, Heiden.
Unfein. Sie müssen entschuldigen, ich sah die Stossrichtung und dachte, da könnte ein Mitarbeiter der naheliegende Täter sein, so heimtückisch, wie es aussieht.
Da haben Sie natürlich recht. Das blöde ist doch: Im Kollegium hätte ich natürlich immer schön aufgepasst, aber wer kann schon damit rechnen, dass Heiden so etwas tun?
Betrachten Sie es als Privileg. Ja, es ist nicht leicht, aber bei Heiden kommt dann jemand und putzt sie rücksichtslos weg. Im Beruf muss man so etwas hinnehmen und dennoch so tun, als wäre es ok.
Was bleibt einem auch sonst, ärgerte sich die Statue in Erinnerung jener Tage, bevor sie zu den zivilisierten Heiden zog.
Gut, mir fällt da schon was ein, das man tun kann, meinte ich.
Da tun Sie gut daran, beschied mich die Statue, und so trennten sich unsere Wege, sie blieb in Würzburg, und ich fuhr heim, eine schöne Idee für einen neuen Beitrag im Kopf.
donalphons, 01:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 24. März 2011
Das Jahr der Unrast
Eigentlich mag ich ja Beschleunigung. Wenn Jahre knistern und funkeln. Aber 2011 war schon weitaus mehr los, als in gesamt 2010, man kann sich eigentlich nur wundern über all die neuen Aufwallungen der Geschichte, die aus einem Guttenberg wirklich nur noch eine Fussnote machen. Als hätte jemand ein Kinderkarusell am Starkstrom angeschlossen, und jetzt fliegen sie an den Ketten nach aussen, bis die Glieder reissen und entsetzte Gewohnheitstiere ins Nichts fliegen lassen. Wer geht als erster zugrunde, Mappus oder Gaddafi, was platzt schneller, Portugal oder Fukushioma?

Ich denke fast, the place to be wird im Herbst die neue arabische Welt sein, und keinesfalls mehr der amerikanisch-japanische Kulturkreis. Man wird dorthin gehen, wo die Jugend ist, und nicht dorthin, wo der Untergang an allen Ecken sichtbar ist. Irgendwie hat sich alles gedreht und verschoben, nur Europa liegt still und faul, bewegungslos und ohne Interesse in der Mitte, als würde nichts geschehen.
Was ja auch irgendwie ganz gut passt.

Ich denke fast, the place to be wird im Herbst die neue arabische Welt sein, und keinesfalls mehr der amerikanisch-japanische Kulturkreis. Man wird dorthin gehen, wo die Jugend ist, und nicht dorthin, wo der Untergang an allen Ecken sichtbar ist. Irgendwie hat sich alles gedreht und verschoben, nur Europa liegt still und faul, bewegungslos und ohne Interesse in der Mitte, als würde nichts geschehen.
Was ja auch irgendwie ganz gut passt.
donalphons, 00:21h
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Mittwoch, 20. Oktober 2010
Am Wasser, weg von den Kliniken
Die Idee mit der herbstlichen Bergtour war vielleicht doch nicht so gut. Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich beim nächsten Anstieg schon den Rodel hinter mir herziehen werde, so bitterkalt ist es am See.
Auch ansonsten war es nicht das, was ich erwartet hatte. Der eigentliche Zweck - ein Fehlschlag. Verbunden mit sehr seltsamen Erlebnissen; es gibt so Dinge in diesem Tal, über die man mal schreiben müsste. Wo alles in einem sehr seltsamen Zustand verharrt, als ob es de letzten Jahrzehnte nie gegeben hätte. Einen schlimmen Radunfall würde ich hier nicht haben wollen, es gibt hier so ein paar Kliniken weiter hinten Richtung Kreuth, die auch als Kulisse eines schwarzen Krimis herhalten könnten. Keine Ahnung, wer seine Verwandten dort vergräbt. Heisst dann Tegernsee, ist aber etwas anderes, und zwar nicht nur Rottach. Aber noch ist alles bestens, das ganze Thema ist weit, weit weg in einer Zukunft, von der niemand weiss, wie sie aussieht. Und die Gegenwart wird schnell wieder bunter.
Ansonsten hatte ich eine interessante Idee: Ein Punktesystem für den Zuzug zum Tegernsee. Schwaben wie der Herr Brüderle: - Unendlich. Nicht mehr Zeugungsfähige: - 100 Punkte. Sportler des FC Bayern: - 100 Punkte. Österreicher: - 100 Punkte. Andere Ausländer: Zwischen - 0 (Briten) und - 1000 Punkte (Russen, Berliner, Hamburger, Münchner). Dagegen 1 Punkt pro 100 Bücher. Trachtenaufzug minderer Güte: - 100 Punkte. 1 Punkt für 10 Konzertbesuche. 1 Punkt für 10 Einkäufe auf dem Bauernhof. 1 Punkt für jede Woche in Italien, damit es am See nicht so zugeht (Tegernseer Castortransporte). 10 Punkte für jede unverheiratete, anämisch-musische Tochter. Tut mir natürlich Leid für einige Leute, aber so bekäme man den See erst mal nett leer und dann wieder besser voll. Ach so, und drittklassige Sauger an den dreckigen Zitzen der Glotze mit eigener Vergangenheit ais Trolle mit falschen Namen an der Blogbar, die andere als Trolle outen: Lebenslang Kreuzberg.
Andererseits , was gibt es eigentlich Schöneres an Sozialstudien, als einen Pharmakongress in Rottach, wenn die Damen derweilen einkaufen gehen, während die Männer erklären, dass sie keinen Interessenskonflikt haben? Das hat auch seinen Reiz, mal zu sehen, wie die real existierende Gesundheitspolitik so funktioniert. Nicht alles geht nach Luxemburg, es bleibt auch hier in Pelzgeschäften, obskuren Galerien und Hotels mit Vorhängen, die einen die Kälte da draussen vergessen lassen.

Auch ansonsten war es nicht das, was ich erwartet hatte. Der eigentliche Zweck - ein Fehlschlag. Verbunden mit sehr seltsamen Erlebnissen; es gibt so Dinge in diesem Tal, über die man mal schreiben müsste. Wo alles in einem sehr seltsamen Zustand verharrt, als ob es de letzten Jahrzehnte nie gegeben hätte. Einen schlimmen Radunfall würde ich hier nicht haben wollen, es gibt hier so ein paar Kliniken weiter hinten Richtung Kreuth, die auch als Kulisse eines schwarzen Krimis herhalten könnten. Keine Ahnung, wer seine Verwandten dort vergräbt. Heisst dann Tegernsee, ist aber etwas anderes, und zwar nicht nur Rottach. Aber noch ist alles bestens, das ganze Thema ist weit, weit weg in einer Zukunft, von der niemand weiss, wie sie aussieht. Und die Gegenwart wird schnell wieder bunter.

Ansonsten hatte ich eine interessante Idee: Ein Punktesystem für den Zuzug zum Tegernsee. Schwaben wie der Herr Brüderle: - Unendlich. Nicht mehr Zeugungsfähige: - 100 Punkte. Sportler des FC Bayern: - 100 Punkte. Österreicher: - 100 Punkte. Andere Ausländer: Zwischen - 0 (Briten) und - 1000 Punkte (Russen, Berliner, Hamburger, Münchner). Dagegen 1 Punkt pro 100 Bücher. Trachtenaufzug minderer Güte: - 100 Punkte. 1 Punkt für 10 Konzertbesuche. 1 Punkt für 10 Einkäufe auf dem Bauernhof. 1 Punkt für jede Woche in Italien, damit es am See nicht so zugeht (Tegernseer Castortransporte). 10 Punkte für jede unverheiratete, anämisch-musische Tochter. Tut mir natürlich Leid für einige Leute, aber so bekäme man den See erst mal nett leer und dann wieder besser voll. Ach so, und drittklassige Sauger an den dreckigen Zitzen der Glotze mit eigener Vergangenheit ais Trolle mit falschen Namen an der Blogbar, die andere als Trolle outen: Lebenslang Kreuzberg.

Andererseits , was gibt es eigentlich Schöneres an Sozialstudien, als einen Pharmakongress in Rottach, wenn die Damen derweilen einkaufen gehen, während die Männer erklären, dass sie keinen Interessenskonflikt haben? Das hat auch seinen Reiz, mal zu sehen, wie die real existierende Gesundheitspolitik so funktioniert. Nicht alles geht nach Luxemburg, es bleibt auch hier in Pelzgeschäften, obskuren Galerien und Hotels mit Vorhängen, die einen die Kälte da draussen vergessen lassen.
donalphons, 01:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 5. Oktober 2010
Das ganze Rennen
mit 20000 Zeichen und 25 Bildern ist hier bei der FAZ.
(Eigentlich hatte ich etwas anderes vor, aber manchmal ist es besser, das, was einem wichtig ist, an einem Ort zu tun, wo es niemand unwichtig nehmen kann)
(Eigentlich hatte ich etwas anderes vor, aber manchmal ist es besser, das, was einem wichtig ist, an einem Ort zu tun, wo es niemand unwichtig nehmen kann)
donalphons, 17:56h
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Dienstag, 5. Oktober 2010
Mit den Touristen kaufen
Das ist Monteriggione.

Wenn man von Florenz nach Siena fährt, sieht man den Ort mit seiner imposanten, fast schon idealtypisch runden Ringmauer zu spät, um noch schnell den Beschluss zu fassen, dort anzuhalten. Das ist nicht weiter schlimm, denn der Touristenparkplatz ist grösser als der historische Ortskern. Das Kastell wurde von den Sienesen angelegt, um eine Strasse zu bewachen und einen Rückzugsort nach Schlachten mit Florenz zu haben. Entsprechend karg und wenig relevant ist die Bebauung, ganz im Gegensatz zum ungleich bedeutenderen und heute kaum bekannten Kloster Isola in ein paar Kilometer Entfernung. In Monteriggione kann man anhalten, wenn man sich für Befestigungskunde der frühen Gotik interessiert, als aus kleinen, kompakten Burgen geplante Festungen wurden. Ansonsten ist es eine Touristenfalle.

Davor wird ja allgemein gewarnt. Irgendwann in den 90ern wurde es unfein, zu kaufen, wo die Touristen kauften. Das war nur was für Gläsermitbuntennudelnmitbringer, die den doppelten Preis für die halbe Qualität zahlten. Italien wurde zum Land für Kenner, hier ein Delikatessenladen und dort ein Weingut, in jenem Dorf gäbe es noch ein Genie, das Rahmen baute, und in jener Strasse einen Seidenwirker, dessen Tücher gut und billig wären. Weit ab vom Strom der Touristen arbeitet noch ein Schuster, und erst nach sieben Strassen findet man den besten Besenmacher und seine kleine Werkstatt...
Das war mitunter tatsächlich so. In einem höhlenartigen Gewölbe bei Malcesine gab es einen alten Mann, der jedes Rad fast umsonst reparierte und alle Lager sauber schmierte - heute ist dort ein Kleidungsgeschäft. Wie auch an Stelle der Bäckerei in einem Gässchen von Verona, die Zwiebelbrot machten, das richtig nach Zwiebeln schmeckte. Ich kenne noch einen Schuster, und ein paar unscheinbare Geschäfte mit gutem Essen, ein Haushaltswarengeschäft in Brixen und Meran. Der Rest in den kleinen Gassen und vergessenen Dörfern ist weg. Aber heute war ich in Monteriggione, und da ist obiges Schuhgeschäft.

Die Schuhe aus der zugehörigen Werkstatt sind dort nicht so perfekt verarbeitet, wie die Mantelassi-Monks, über die ich danach in Parma gestolpert bin. Handarbeit, Gebrauchsschuhe, wie Leder halt aussieht und riecht, wenn es gegerbt, von Hand geschnitten und nicht allzu sehr nachbearbeitet wird. Ich habe mich bemüht, kritisch zu sein, aber es gab daran nichts auszusetzen. Es ist nicht die beste Qualität, nicht im Mindesten so gut wie das, was ich morgen in Verona bekomme, aber um Klassen besser als der normale deutsche Fabrikschuh gleicher Preisklasse. Und zweifarbige Schuhe muss man nehmen, solange man sie kriegen kann.
Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass es mir passiert, aber da ist auch etwas anderes: Italienische Männer tragen, wenn sie nicht gerade alt und vermögend sind, fast durchgehend miserable Schuhe, die sie in Ketten und Hallen mit Sconto-Aktionen erwerben. In Siena kaufen in den Geschäften der Altstadt nur die Touristen, und die Italiener unten in den langen Reihen der Industriegebiete, wo es billiger ist. Nicht billig, aber erheblich billiger. Made in Itlay ist das nur noch begrenzt. Was - jenseits von Louis-Vuiton-Taschen für die Frauen - handgemacht, teuer und hochwertig ist, sammelt sich an den Stellen, wo vor allem die Touristen sind. Womöglich, weil es andernorts nicht überleben kann. Das ist bitter. Aber besser so als anders.

Wenn man von Florenz nach Siena fährt, sieht man den Ort mit seiner imposanten, fast schon idealtypisch runden Ringmauer zu spät, um noch schnell den Beschluss zu fassen, dort anzuhalten. Das ist nicht weiter schlimm, denn der Touristenparkplatz ist grösser als der historische Ortskern. Das Kastell wurde von den Sienesen angelegt, um eine Strasse zu bewachen und einen Rückzugsort nach Schlachten mit Florenz zu haben. Entsprechend karg und wenig relevant ist die Bebauung, ganz im Gegensatz zum ungleich bedeutenderen und heute kaum bekannten Kloster Isola in ein paar Kilometer Entfernung. In Monteriggione kann man anhalten, wenn man sich für Befestigungskunde der frühen Gotik interessiert, als aus kleinen, kompakten Burgen geplante Festungen wurden. Ansonsten ist es eine Touristenfalle.

Davor wird ja allgemein gewarnt. Irgendwann in den 90ern wurde es unfein, zu kaufen, wo die Touristen kauften. Das war nur was für Gläsermitbuntennudelnmitbringer, die den doppelten Preis für die halbe Qualität zahlten. Italien wurde zum Land für Kenner, hier ein Delikatessenladen und dort ein Weingut, in jenem Dorf gäbe es noch ein Genie, das Rahmen baute, und in jener Strasse einen Seidenwirker, dessen Tücher gut und billig wären. Weit ab vom Strom der Touristen arbeitet noch ein Schuster, und erst nach sieben Strassen findet man den besten Besenmacher und seine kleine Werkstatt...
Das war mitunter tatsächlich so. In einem höhlenartigen Gewölbe bei Malcesine gab es einen alten Mann, der jedes Rad fast umsonst reparierte und alle Lager sauber schmierte - heute ist dort ein Kleidungsgeschäft. Wie auch an Stelle der Bäckerei in einem Gässchen von Verona, die Zwiebelbrot machten, das richtig nach Zwiebeln schmeckte. Ich kenne noch einen Schuster, und ein paar unscheinbare Geschäfte mit gutem Essen, ein Haushaltswarengeschäft in Brixen und Meran. Der Rest in den kleinen Gassen und vergessenen Dörfern ist weg. Aber heute war ich in Monteriggione, und da ist obiges Schuhgeschäft.

Die Schuhe aus der zugehörigen Werkstatt sind dort nicht so perfekt verarbeitet, wie die Mantelassi-Monks, über die ich danach in Parma gestolpert bin. Handarbeit, Gebrauchsschuhe, wie Leder halt aussieht und riecht, wenn es gegerbt, von Hand geschnitten und nicht allzu sehr nachbearbeitet wird. Ich habe mich bemüht, kritisch zu sein, aber es gab daran nichts auszusetzen. Es ist nicht die beste Qualität, nicht im Mindesten so gut wie das, was ich morgen in Verona bekomme, aber um Klassen besser als der normale deutsche Fabrikschuh gleicher Preisklasse. Und zweifarbige Schuhe muss man nehmen, solange man sie kriegen kann.
Das ist jetzt nicht das erste Mal, dass es mir passiert, aber da ist auch etwas anderes: Italienische Männer tragen, wenn sie nicht gerade alt und vermögend sind, fast durchgehend miserable Schuhe, die sie in Ketten und Hallen mit Sconto-Aktionen erwerben. In Siena kaufen in den Geschäften der Altstadt nur die Touristen, und die Italiener unten in den langen Reihen der Industriegebiete, wo es billiger ist. Nicht billig, aber erheblich billiger. Made in Itlay ist das nur noch begrenzt. Was - jenseits von Louis-Vuiton-Taschen für die Frauen - handgemacht, teuer und hochwertig ist, sammelt sich an den Stellen, wo vor allem die Touristen sind. Womöglich, weil es andernorts nicht überleben kann. Das ist bitter. Aber besser so als anders.
donalphons, 01:15h
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Brumm
Ich wusste ja schon immer, warum ich die Bahn nicht leiden kann. Unhoefliche, aufgeblasene, spiessige Langweilerbehoerde, die meint, Menschen das Demonstrieren verbieten zu koennen, weil, wer braucht schon Grundrechte. Geht doch nach Schwaben, wuerde man ihnen zurufen wollen. Aber da sind sie ja schon, mit den passenden Politikern.
Ich fahre jetzt mit dem Auto nach Mantua. Sehr fein, das.
Ich fahre jetzt mit dem Auto nach Mantua. Sehr fein, das.
donalphons, 11:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 3. Oktober 2010
Rückmeldung
Nachdem das Internet heute das ist, was Tante Imelda früher war - die Person, die immer wissen musste, ob man heil angekommen ist - hier das Bild von Kilometer 57, auf dem zu sehen sind der Kontrolleur, ein Schwein und eine arme Sau.

Letztere nämlich dachte sich, dass der elende Berg ja wohl vorbei sein muss, wenn Kontrolle und Verpflegung dort oben nach vielen ekelhaften Anstiegen angesiedelt sind. Die Dame, die das Bild machte, erklärte nachher, dass es noch 3 Kilometer bergauf ginge. Dann war es auch mit dem Lächeln vorbei, und bis Gaiole keuchte ich nur noch. Aber ich bin gesund, munter und habe es in der verlangten Zeit minus eine Stunde und mit einem Haufen Überholvorgängen, die Mehrheit zu meinen Gunsten geschafft. Gar nicht so schlecht für einen Mann in diesem schwierigen Alter.
Ansonsten hat es heftig geregnet, und entsprechend schlammig war die Angelegenheit, Das Schwein im Hintergrund war sicher sauberer als ich und die meisten, die mit mir unterwegs waren.

Letztere nämlich dachte sich, dass der elende Berg ja wohl vorbei sein muss, wenn Kontrolle und Verpflegung dort oben nach vielen ekelhaften Anstiegen angesiedelt sind. Die Dame, die das Bild machte, erklärte nachher, dass es noch 3 Kilometer bergauf ginge. Dann war es auch mit dem Lächeln vorbei, und bis Gaiole keuchte ich nur noch. Aber ich bin gesund, munter und habe es in der verlangten Zeit minus eine Stunde und mit einem Haufen Überholvorgängen, die Mehrheit zu meinen Gunsten geschafft. Gar nicht so schlecht für einen Mann in diesem schwierigen Alter.
Ansonsten hat es heftig geregnet, und entsprechend schlammig war die Angelegenheit, Das Schwein im Hintergrund war sicher sauberer als ich und die meisten, die mit mir unterwegs waren.
donalphons, 22:17h
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Wie sagte nicht die heilige Theresa so schön?
Bete nicht um eine kleinere Last, sondern um einen stärkeren Rücken.

Acht Stunden habe ich Zeit, um anzukommen. Wenn ich um 9 Uhr losfahre, bin ich um 17 Uhr spätestens wieder in Gaiole.

Werde ich es schaffen? Wird das Rad halten? Und die wichtigste aller Fragen: Radhose aus Lycra oder doch die Knickerbocker aus Cordsamt?
Man wird sehen. Aber solange kann man hier schon mal etwas lesen, das natürlich rein feuilletonistisch ist und fast gar nichts mit Stuttgart21 zu tun hat. Niemals!

Acht Stunden habe ich Zeit, um anzukommen. Wenn ich um 9 Uhr losfahre, bin ich um 17 Uhr spätestens wieder in Gaiole.

Werde ich es schaffen? Wird das Rad halten? Und die wichtigste aller Fragen: Radhose aus Lycra oder doch die Knickerbocker aus Cordsamt?
Man wird sehen. Aber solange kann man hier schon mal etwas lesen, das natürlich rein feuilletonistisch ist und fast gar nichts mit Stuttgart21 zu tun hat. Niemals!
donalphons, 07:05h
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Alteisen, zu schade für die Tonne
Das ist das Elend an solchen beruflichen Aufträgen:

1. kann man es sich nicht nochmals anders überlegen. Ich habe viel zu wenig Ausdauer und würde die Sache am liebsten abblasen.
2. gehöre ich ja zu jenen, die nie eine Gebrauchsanweisung lesen. Deshalb habe ich das mit den 1200 Höhenmetern erst bestätigt bekommen, als ich mich schon für die mittellange Strecke eingetragen habe. Davor dachte ich: 1200 Höhenmeter auf 75 Kilometer, das kann gar nicht sein, das ist nur ein Gerücht.
3. Gibt es dort einen Flohmarkt mit alten Radteilen, der sehr pittoresk ist. Anschauen kostet nichts. Alles andere ist sehr teuer. Mit Ausnahme der von mir lange gesuchten Knickerbocker, von denen ich gleich 2 Paar fand. Und die waren so billig, dass das dazu erstandene Trikot eines französischen Radrennens gar nicht mehr so teuer war (siehe vorletztes Bild, l'Historique, das musste einfach sein)

4. Der Verkaufer kam aus Frankreich und war ein Franzose vor dem Herrn. 80 Euro kostete der originalgetreue Spass aus kratzender Merinowolle und mit zwei Täschchen vorne, 100 gab ich ihm, aber die Kollegen waren weg und er konnte nur mit 15 herausgeben. Also gab es eine Flasche Wein zusätzlich mit - ein finanzieller Verlust für die Franzosen und ein Verlust für mich Antialkoholiker, gerecht geteilt.

5. Ich kann von diesem Tag höchstens 3 Bilder bringen. Zwei Raddetails, ein Bild einer Kontrolle mit Rad und Mensch. Morgen ist dann am Morgen das Schaulaufen mit Radlern aller Art vom Renner über die Feuerwehr bis zu den Bäckerrädern, und dann noch 2 Bilder vom Rennen, und eines von meinem Arbeitsgerät wollte ich auch noch... und schon ist es eines zu viel.

Sprich, die allermeisten Bilder des Tages sind für die Müllkippe auf meiner Festplatte. Gut, aber es gibt einfach zu viel. Und deshalb sind jetzt eben ein paar Eindrücke hier.

Ich werde bei der FAZ anfragen, ob ich vielleicht morgen eine kleine Fotostrecke basteln darf, als Vorgeschmack auf den eigentlichen Beitrag, aber selbst dabei würden die meisten Bilder auf dem Müll landen.





Hätte ich mich als Presse explizit angemeldet, hätte ich übrigens mit dem Auto mitfahren können. Und ob die Passagen über mein Leid so gut kommen, weiss ich ohnehin nicht.
Nun - man wird sehen.

1. kann man es sich nicht nochmals anders überlegen. Ich habe viel zu wenig Ausdauer und würde die Sache am liebsten abblasen.

2. gehöre ich ja zu jenen, die nie eine Gebrauchsanweisung lesen. Deshalb habe ich das mit den 1200 Höhenmetern erst bestätigt bekommen, als ich mich schon für die mittellange Strecke eingetragen habe. Davor dachte ich: 1200 Höhenmeter auf 75 Kilometer, das kann gar nicht sein, das ist nur ein Gerücht.

3. Gibt es dort einen Flohmarkt mit alten Radteilen, der sehr pittoresk ist. Anschauen kostet nichts. Alles andere ist sehr teuer. Mit Ausnahme der von mir lange gesuchten Knickerbocker, von denen ich gleich 2 Paar fand. Und die waren so billig, dass das dazu erstandene Trikot eines französischen Radrennens gar nicht mehr so teuer war (siehe vorletztes Bild, l'Historique, das musste einfach sein)

4. Der Verkaufer kam aus Frankreich und war ein Franzose vor dem Herrn. 80 Euro kostete der originalgetreue Spass aus kratzender Merinowolle und mit zwei Täschchen vorne, 100 gab ich ihm, aber die Kollegen waren weg und er konnte nur mit 15 herausgeben. Also gab es eine Flasche Wein zusätzlich mit - ein finanzieller Verlust für die Franzosen und ein Verlust für mich Antialkoholiker, gerecht geteilt.

5. Ich kann von diesem Tag höchstens 3 Bilder bringen. Zwei Raddetails, ein Bild einer Kontrolle mit Rad und Mensch. Morgen ist dann am Morgen das Schaulaufen mit Radlern aller Art vom Renner über die Feuerwehr bis zu den Bäckerrädern, und dann noch 2 Bilder vom Rennen, und eines von meinem Arbeitsgerät wollte ich auch noch... und schon ist es eines zu viel.

Sprich, die allermeisten Bilder des Tages sind für die Müllkippe auf meiner Festplatte. Gut, aber es gibt einfach zu viel. Und deshalb sind jetzt eben ein paar Eindrücke hier.

Ich werde bei der FAZ anfragen, ob ich vielleicht morgen eine kleine Fotostrecke basteln darf, als Vorgeschmack auf den eigentlichen Beitrag, aber selbst dabei würden die meisten Bilder auf dem Müll landen.





Hätte ich mich als Presse explizit angemeldet, hätte ich übrigens mit dem Auto mitfahren können. Und ob die Passagen über mein Leid so gut kommen, weiss ich ohnehin nicht.
Nun - man wird sehen.
donalphons, 03:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 2. Oktober 2010
Geheimnisse des Netzes und von Siena
"Darüber spricht man nicht", hiess es ab und zu bei uns. Manchmal war es gerchtfertigt, oft aber auch übertrieben.
In der Blogosphäre oder bei Twitter sagt man das nicht. Aber man hält sich daran. Vielleicht hätte ein Buch Erfolg gehabt, in dem ein Aufschneider eine Webberühmtheit dazu bringt, einen Werbevermarkter zu gründen, dann ganz grosse Töne spuckt und plant, andere aus dem Weg zu räumen, nach einer Weile aber merkt, dass weder Werbekunden und Blogger wollen, noch ein paar müde Versuche macht, die alle scheitern, sich noch einmel von einem Freund bei einer Agentur ganz gross als allgemein verlachte Werbefigur rausbringen lässt, und ansonsten zu dem Thema einfach nichts mehr sagt. "Ich würde auch Opel fahren" von Sascha Lobo, da hätte ich vielleicht reingeschaut - die wahre Geschichte hinter der gescheiterten Kommerzialisierung der Blogs. Mit einem Nachwortvon Peter Turi: "Warum ich inzwischen die Klappe halte, wenn es um Expansionen geht".
Das reale Buch über die New Economy, das online und in Buchgeschäften kräftig beworben wird, und das Rowohlt Berlin vermutlich mit allem Drum und Dran einiges gekostet hat - das dümpelte in den letzten 10 Tagen bei Amazon zwischen Platz 5.000 und 20.000. Das ist ziemlich klar Blei in den Regalen. Und wie schon beim Vorgängerbuch mit so einer Frau Passig wird es, wenn die Zahlen nicht eben erbaulich sind, sehr schnell still. Nicht nur bei Lobo auf der Vermarktungsplattform, genannt Blog, sondern auch bei Blogs generell und Twitter. Ui, 40.000 Follower sind doch nicht 40.000 Kunden, wer hätte das gedacht. Rowohlt Berlin könnte jetzt eine tolle Geschichte über die Conversion Rate von Followern schreiben, aber die wollen nicht. Internet macht weder sexy, noch erfolgreich, und auch nicht gerade beliebt, wie ich in Siena am Abend auf dem Campo sah. Ein einsamer iPad-Nutzer, der erste, den ich in Italien sah.
Arm. Aber er merkt es nicht, wenn er auf das Display starrt. Dann muss er auch nicht nachdenken. Netzautisten.
In dieser schönen Stadt. 1 Kilo Steinpolize aus der Region kostet übrigens gerade 14 Euro. Vielleicht sollte ich doch nach Siena ziehen.

Es ist eine wunderbare Stadt, dieses Siena. Gerade in der Nacht.
In der Blogosphäre oder bei Twitter sagt man das nicht. Aber man hält sich daran. Vielleicht hätte ein Buch Erfolg gehabt, in dem ein Aufschneider eine Webberühmtheit dazu bringt, einen Werbevermarkter zu gründen, dann ganz grosse Töne spuckt und plant, andere aus dem Weg zu räumen, nach einer Weile aber merkt, dass weder Werbekunden und Blogger wollen, noch ein paar müde Versuche macht, die alle scheitern, sich noch einmel von einem Freund bei einer Agentur ganz gross als allgemein verlachte Werbefigur rausbringen lässt, und ansonsten zu dem Thema einfach nichts mehr sagt. "Ich würde auch Opel fahren" von Sascha Lobo, da hätte ich vielleicht reingeschaut - die wahre Geschichte hinter der gescheiterten Kommerzialisierung der Blogs. Mit einem Nachwortvon Peter Turi: "Warum ich inzwischen die Klappe halte, wenn es um Expansionen geht".
Das reale Buch über die New Economy, das online und in Buchgeschäften kräftig beworben wird, und das Rowohlt Berlin vermutlich mit allem Drum und Dran einiges gekostet hat - das dümpelte in den letzten 10 Tagen bei Amazon zwischen Platz 5.000 und 20.000. Das ist ziemlich klar Blei in den Regalen. Und wie schon beim Vorgängerbuch mit so einer Frau Passig wird es, wenn die Zahlen nicht eben erbaulich sind, sehr schnell still. Nicht nur bei Lobo auf der Vermarktungsplattform, genannt Blog, sondern auch bei Blogs generell und Twitter. Ui, 40.000 Follower sind doch nicht 40.000 Kunden, wer hätte das gedacht. Rowohlt Berlin könnte jetzt eine tolle Geschichte über die Conversion Rate von Followern schreiben, aber die wollen nicht. Internet macht weder sexy, noch erfolgreich, und auch nicht gerade beliebt, wie ich in Siena am Abend auf dem Campo sah. Ein einsamer iPad-Nutzer, der erste, den ich in Italien sah.

Arm. Aber er merkt es nicht, wenn er auf das Display starrt. Dann muss er auch nicht nachdenken. Netzautisten.

In dieser schönen Stadt. 1 Kilo Steinpolize aus der Region kostet übrigens gerade 14 Euro. Vielleicht sollte ich doch nach Siena ziehen.







Es ist eine wunderbare Stadt, dieses Siena. Gerade in der Nacht.
donalphons, 10:44h
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