Donnerstag, 1. Mai 2008
1180 Meter
Zugegeben: Der als Strasse eingezeichnete Weg zum Gassler Berg ist erheblich rennraduntauglich, und mit einem älteren Klassiker sollte man auch nicht solche Eröffnungstouren fahren. Oder schieben, denn manche Kurven sind für die grossen Übersetzungen definitiv zu steil. Aber es hat sich für die Sonnenstunden hoch über dem See gelohnt.

Auf dem Grat Richtung Norden dann der Aufmarsch der Wolkenformationen über dem flachen Land; über der Donau zieht es zu, Augsburg und München werden grau, nur im Osten über dem Chiemsee, hinter ins Salzburgische, bleibt es durchgehend sonnig. Vorerst.

Denn gegen halb sieben ist dann definitiv Schluss, und die Sonne geht hinter einer wirklich ernsten Wolkenfront unter.

Ohne Rennrad wäre ich irgendwo auf halbem Weg in einen formidablen Sturm marschiert. Mit Rennrad, auf losem Grund und grösseren Steinen im Weg, nicht zu vergessen die Weidegatter und mit praktisch profillosen Reifen ist das kein besonderer Spass, auch die Bremsen könnten besser sein, aber immer noch besser als oben eingesaut zu werden. In der Endzone dann als Bremsanlage freilaufende Hühner. Kein Federvieh musste für diesen Beitrag zur Seite gehen.

Auf dem Grat Richtung Norden dann der Aufmarsch der Wolkenformationen über dem flachen Land; über der Donau zieht es zu, Augsburg und München werden grau, nur im Osten über dem Chiemsee, hinter ins Salzburgische, bleibt es durchgehend sonnig. Vorerst.

Denn gegen halb sieben ist dann definitiv Schluss, und die Sonne geht hinter einer wirklich ernsten Wolkenfront unter.

Ohne Rennrad wäre ich irgendwo auf halbem Weg in einen formidablen Sturm marschiert. Mit Rennrad, auf losem Grund und grösseren Steinen im Weg, nicht zu vergessen die Weidegatter und mit praktisch profillosen Reifen ist das kein besonderer Spass, auch die Bremsen könnten besser sein, aber immer noch besser als oben eingesaut zu werden. In der Endzone dann als Bremsanlage freilaufende Hühner. Kein Federvieh musste für diesen Beitrag zur Seite gehen.
donalphons, 01:31h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. April 2008
Wetterwechsel II
Zweitwohnsitz, Ferienwohnung, der Garten, der zu bestellen ist: Leider gibt es am See auch noch etwas anderes als Vorruheständler, die das Sozialsystemdes Staates in den Wirtshäusern, Kliniken und Apotheken ruinieren. Am Südende des Sees ist alles mit Hotels zugepflastert, die in dieser Jahreszeit mit günstigen Angeboten für Kongressbuchung locken. Nicht ohne gute Gründe, schliesslich spricht es sich über Anlagen, sagen wir mal in weniger gut bestellten Regionen wie dem Osten, Berlin, dem Balkan und den unsicheren USA besser irgendwo, wo keine hässliche Realität hinter jeder Parkplatzmauer in Form von Platte, Investitionsruine, Aufbau Ost oder Leerstand mit den klapprigen Hüften wackelt. Hier lässt es sich fern von den Anfeindungen vorzüglich essen, reden, geniessen, und, äh, irgendwas war da noch, ach so, etwas zeichnen, zur Vermögenssicherung, nachdem die Rattenlinie von Rottach über Achensee nach Vorarlberg nicht mehr allzu weise ist. Mag sein, dass man in den mir bekannten Münchner Knochenbrecherkreisen gar nicht gut auf solche Anbieter zu sprechen ist, man könnte auch sagen, man ficht jurisistische Endkämpfe aus, aber dennoch ist es spannend zu wissen, was die jetzt so treiben, was sie erzählen, und was sie unerwähnt lassen.

Und während sie noch präsentierten und sich auf der Bühne die Hände schüttelten, und ich brav mit all den anderen Schafen applaudierte, verschwanden draussen die dichten, mehrlagigen Wolkendecken, Blau ward gesehen, Sonne gar, und als ich dann am Abend wieder Richtung Norden fuhr, in das, was unversehens zur Dienstwohnung geworden ist, war der Wetterwechsel wieder rückgängig gemacht. Das Wetter kann wandeln, viel leichter, als eine unvorsichtige Unterschrift, und fast so schnell wie die Jovalität derer, zu deren Gunsten sie geleistet wird, wenn man es endlich gewagt hat, und den grossen Sprung für das eigen Vermögen getan hat, wie es gerne von solchen Podien schallt.

Ich denke, es ist dieses latente Urlaubsszenario. So, wie man im Urlaub nicht auf den Preis schaut und die Köstlichkeiten ordert, für die man daheim acht Wochen am Knäckebrot mümmelt, verlieren sich Vernunft, scharfe Rechenkunst und Vorsicht, wenn es draussen plötzlich schön wird, und die Luft warm über dem Wasser zu flirren beginnt, ein paar Boote schaukeln im Wasser, und über die Hügel erheben sich die immer noch weissen Spitzen der Berge, als wären sie aus Zuckerguss. Hier ein Geschäft abgeschlossen zu haben, ist nochmal was ganz anderes als in einem Mietsaal draussen am Flughafen, wo die Kekse trocken und das einzig sehenswerte die scharfen Schutzmassnahmen für die Flugzeuge der El-Al sind. In der Ferne mag man vielleicht die Berge sehen, als Rand der Tiefebene, hier geht man einfach am Strand spazieren und kommt dann auch bei einem passenden Restaurant an, dessen Bedienungen ebenso schön wie die Portionen üppig sind.

Das alles hier macht milde. Es beschwert sich keiner, dass die Jugend durch den Pavillion ihre Skateboards hetzt, im Gegenteil, die Senioren auf den Bänken klatschen bei gelungenen Sprüngen. Man kann hier viel leichter glauben, dass alles gut ist und seine Ordnung hat, und wenn es morgen hell wird, werden wieder die Berge vor diesem einzigartigen Blau herüberleuchten, wenn man eben noch im Überschwang eine Nacht in einem *****plus-Hotel dranhängt. Das ist gut für einen selber, gut für das Hotel und auch nicht der Schaden des veranstaltenden Wirtschaftskriminellen, dessen Begleiter beim Portier nach dem Weg nach Österreich fragten, um dort schnell noch mal billig zu tanken, Benzin und Alk. Geht es nach denen, die mich bezahlen und mir somit die Überweisung der Grunderwerbssteuer mit meinem eigenen Geld erlauben (ein ärgerlicher, wiederkehrender Topos bis Mitte nächsten Monats, mindestens), werden sie den Alkohol schon bald zur Beruhigung und das Benzin zur Selbstverbrennung brauchen -
aber es ist schön hier. Wirklich schön. Zwei Stunden an der Strandpromenade, und solche Gedanken sind weltenfern.

Und während sie noch präsentierten und sich auf der Bühne die Hände schüttelten, und ich brav mit all den anderen Schafen applaudierte, verschwanden draussen die dichten, mehrlagigen Wolkendecken, Blau ward gesehen, Sonne gar, und als ich dann am Abend wieder Richtung Norden fuhr, in das, was unversehens zur Dienstwohnung geworden ist, war der Wetterwechsel wieder rückgängig gemacht. Das Wetter kann wandeln, viel leichter, als eine unvorsichtige Unterschrift, und fast so schnell wie die Jovalität derer, zu deren Gunsten sie geleistet wird, wenn man es endlich gewagt hat, und den grossen Sprung für das eigen Vermögen getan hat, wie es gerne von solchen Podien schallt.

Ich denke, es ist dieses latente Urlaubsszenario. So, wie man im Urlaub nicht auf den Preis schaut und die Köstlichkeiten ordert, für die man daheim acht Wochen am Knäckebrot mümmelt, verlieren sich Vernunft, scharfe Rechenkunst und Vorsicht, wenn es draussen plötzlich schön wird, und die Luft warm über dem Wasser zu flirren beginnt, ein paar Boote schaukeln im Wasser, und über die Hügel erheben sich die immer noch weissen Spitzen der Berge, als wären sie aus Zuckerguss. Hier ein Geschäft abgeschlossen zu haben, ist nochmal was ganz anderes als in einem Mietsaal draussen am Flughafen, wo die Kekse trocken und das einzig sehenswerte die scharfen Schutzmassnahmen für die Flugzeuge der El-Al sind. In der Ferne mag man vielleicht die Berge sehen, als Rand der Tiefebene, hier geht man einfach am Strand spazieren und kommt dann auch bei einem passenden Restaurant an, dessen Bedienungen ebenso schön wie die Portionen üppig sind.

Das alles hier macht milde. Es beschwert sich keiner, dass die Jugend durch den Pavillion ihre Skateboards hetzt, im Gegenteil, die Senioren auf den Bänken klatschen bei gelungenen Sprüngen. Man kann hier viel leichter glauben, dass alles gut ist und seine Ordnung hat, und wenn es morgen hell wird, werden wieder die Berge vor diesem einzigartigen Blau herüberleuchten, wenn man eben noch im Überschwang eine Nacht in einem *****plus-Hotel dranhängt. Das ist gut für einen selber, gut für das Hotel und auch nicht der Schaden des veranstaltenden Wirtschaftskriminellen, dessen Begleiter beim Portier nach dem Weg nach Österreich fragten, um dort schnell noch mal billig zu tanken, Benzin und Alk. Geht es nach denen, die mich bezahlen und mir somit die Überweisung der Grunderwerbssteuer mit meinem eigenen Geld erlauben (ein ärgerlicher, wiederkehrender Topos bis Mitte nächsten Monats, mindestens), werden sie den Alkohol schon bald zur Beruhigung und das Benzin zur Selbstverbrennung brauchen -
aber es ist schön hier. Wirklich schön. Zwei Stunden an der Strandpromenade, und solche Gedanken sind weltenfern.
donalphons, 00:57h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 29. April 2008
Wetterwechsel
Als sich herausstellte, dass die stärker motorisierten Boote lediglich aus Plastik geformt waren, entschied ich mich doch für die schwächere Vatiante - die aber ist aus Holz und hat rote Kunstledersitze, eine gelungene Ergänzung für das Türkis des Wassers, um Bilder wie aus den 50er Jahren zu kreieren, aufgenommen über das Heck einer Riva.
<
Und so fuhren wir dann entlang des Ufers, ich gab den Cicerone - dort der Paraplui, dort hinten die Blauberge und drüber Bad Wiessee und das lächerliche Casino - und jagte dazwischen die Lücken in den Wolken. Brachte dann den Gast zur Bahn nach München, wunderte mich schon etwas über die silbrige Farbe des Himmels, und am Seeufer angekommen, zeigte sich das Ende der halcyon days am Firmament.

Inzwischen peitscht ein mittelschwerer Sturm die Bäume in der Finsternis, waagrecht treibt der Regen vorbei, und dank der Höhe liegen die Wolken nun unter mir, über dem See, und gleichzeitig über mir in den Bergen. Ich bin dazwischen, wie immer, und warte auf den nächsten Wechsel.
<

Und so fuhren wir dann entlang des Ufers, ich gab den Cicerone - dort der Paraplui, dort hinten die Blauberge und drüber Bad Wiessee und das lächerliche Casino - und jagte dazwischen die Lücken in den Wolken. Brachte dann den Gast zur Bahn nach München, wunderte mich schon etwas über die silbrige Farbe des Himmels, und am Seeufer angekommen, zeigte sich das Ende der halcyon days am Firmament.

Inzwischen peitscht ein mittelschwerer Sturm die Bäume in der Finsternis, waagrecht treibt der Regen vorbei, und dank der Höhe liegen die Wolken nun unter mir, über dem See, und gleichzeitig über mir in den Bergen. Ich bin dazwischen, wie immer, und warte auf den nächsten Wechsel.
donalphons, 01:39h
... link (12 Kommentare) ... comment
Ciao-Ciao, brüllte er.
Das Fiese an der Sache ist, dass man sich so schnell daran gewöhnt. Man könnte wirklich einen Sommer am See verleben, was spräche eigentlich dagegen, und solange Berichte über das schreiben, was für eine gewisse - noch ältere - Generation als Sonnenseite des Lebens gilt.

Wobei: Der fette Bayer der U30-Klasse gestern am See, der Geschäftsgeheimnisse über die Uferpromenade in sein Mobiltelefon brüllte, nach Powerpoints schrie und sich mit einem Ciao-Ciao verabschiedete, unter den bewundernden Blicken seiner schlanken Begleitung, die vermutlich Monopol liest und bei Laura Ashley einkauft, war in seiner trachtenjankrigen Vollzufriedenheit schwerer zu ertragen, als alle Fussballerferraris des Abends. Auch nicht schlimmer zwar als Handelsvertreter im ICE, aber hier ist die Fallhöhe für Hässliches angesichts der Landschaft grösser. Man muss das aufschreiben, man muss es erzählen, sonst glaubt es einem niemand. Auch das ist Deutschland, ganz ohne Probleme und eine grosse Koalition kleiner Geister, man ist fett, faul, zufrieden und mit sagenhaft schönem Wetter belohnt. Kein Biergarten erinnert an Hartziges, kein Yachtclub hat eine Finanzkrise, nur der CSU, der geht es sogar hinten in Kreuth dreckig.
Ich glaube, ich miete mir heute ein kleines Elektroboot.

Wobei: Der fette Bayer der U30-Klasse gestern am See, der Geschäftsgeheimnisse über die Uferpromenade in sein Mobiltelefon brüllte, nach Powerpoints schrie und sich mit einem Ciao-Ciao verabschiedete, unter den bewundernden Blicken seiner schlanken Begleitung, die vermutlich Monopol liest und bei Laura Ashley einkauft, war in seiner trachtenjankrigen Vollzufriedenheit schwerer zu ertragen, als alle Fussballerferraris des Abends. Auch nicht schlimmer zwar als Handelsvertreter im ICE, aber hier ist die Fallhöhe für Hässliches angesichts der Landschaft grösser. Man muss das aufschreiben, man muss es erzählen, sonst glaubt es einem niemand. Auch das ist Deutschland, ganz ohne Probleme und eine grosse Koalition kleiner Geister, man ist fett, faul, zufrieden und mit sagenhaft schönem Wetter belohnt. Kein Biergarten erinnert an Hartziges, kein Yachtclub hat eine Finanzkrise, nur der CSU, der geht es sogar hinten in Kreuth dreckig.
Ich glaube, ich miete mir heute ein kleines Elektroboot.
donalphons, 14:27h
... link (7 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 28. April 2008
Von halb Sieben bis halb Acht
am Tegernsee, in Tegernsee



Kurz vor dieser Stelle ist zum Rücken des Betrachters der "Schlosspark" Tegernsee, eine kleine Grünfläche voller dichter Bärlauchbüscheln, die, mit Olivenöl und Grana Padano zu Pesto verarbeitet und einen Klacks Creme Fraiche veredelt, auf den Trüffelravioli diesen Abend bekrönten.
Ist in Ordnung, hier. Sogar den oberbayerischen Seen eher gleichgültig gegenüber stehende Zeitgenossen sind angetan.



Kurz vor dieser Stelle ist zum Rücken des Betrachters der "Schlosspark" Tegernsee, eine kleine Grünfläche voller dichter Bärlauchbüscheln, die, mit Olivenöl und Grana Padano zu Pesto verarbeitet und einen Klacks Creme Fraiche veredelt, auf den Trüffelravioli diesen Abend bekrönten.
Ist in Ordnung, hier. Sogar den oberbayerischen Seen eher gleichgültig gegenüber stehende Zeitgenossen sind angetan.
donalphons, 01:51h
... link (17 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 22. April 2008
Wie man einen verregneten Tag in den Bergen überlebt
Frau Mama (aus sicherer Entfernung, am Fernsprecher): Und, wie ist das Wetter?
Ich: Oh, prima. Inzwischen hat es hier so viel geregnet, dass es die Wolken tatsächlich vom See hoch bis knapp auf die Mitte der ersten Hügel geschafft haben und sich jetzt dort ausregnen.

Frau Mama: Im Allgäu soll es Überschwemmungen geben.
Ich: Bei den Schwaben? G´tt ist gerecht.
Frau Mama: Vielleicht hässtest du doch besser was am Gardasse kaufen sollen. Oder auf Malta.
Ich: Oder in Portugal, oder in Südfrankreich. Nein, taugt schon. Einerseits habe ich keinen Heuschupfen, andererseits ist Regen erträglich, wenn man drinnen an der Heizung ist und frühstückt.
Frau Mama: Hast du was daheim?
Ich: Ein paar Reste.

Frau Mama: Na dann ist ja gut.
Ich: Eben. Und ein gutes Buch habe ich auch.
Ich: Oh, prima. Inzwischen hat es hier so viel geregnet, dass es die Wolken tatsächlich vom See hoch bis knapp auf die Mitte der ersten Hügel geschafft haben und sich jetzt dort ausregnen.

Frau Mama: Im Allgäu soll es Überschwemmungen geben.
Ich: Bei den Schwaben? G´tt ist gerecht.
Frau Mama: Vielleicht hässtest du doch besser was am Gardasse kaufen sollen. Oder auf Malta.
Ich: Oder in Portugal, oder in Südfrankreich. Nein, taugt schon. Einerseits habe ich keinen Heuschupfen, andererseits ist Regen erträglich, wenn man drinnen an der Heizung ist und frühstückt.
Frau Mama: Hast du was daheim?
Ich: Ein paar Reste.

Frau Mama: Na dann ist ja gut.
Ich: Eben. Und ein gutes Buch habe ich auch.
donalphons, 17:17h
... link (11 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. April 2008
Von oben
Wenn es im Panorama mal gerade nicht schneit, regnet oder wolkenverhangen ist, wenn die Sonne eines ihrer seltenen Gastspiele schon am Morgen gibt und kein Nebel die Sicht versperrt, ist mit das erste, was man vom Bett in Gmund aus sieht, etweder die dreifarbige Glückskatze eines Nachbarn, die durch das Fenster lugt, oder aber die Hirschspitze. Die so heisst, weil man darauf keinen Hirsch sehen kann - gemesen an der Zahl der hier an die Häuser gehängten Geweihe sind Hirsche sowieso ausgestorben - und ausserdem der Berg sanft auf zwei Seiten ansteigt und mit dem breiten Grat ein flaches Trapez, und damit ganz sicher keine Spitze darstellt. Vom Wallberg, auf ca. 1400 Meter jedoch, sieht die Hirschspitze so aus:

Der Felsvorsprung, der dieses Panorama nicht wirklich frei gibt, zieht sich zehn Meter weiter in die Höhe, während im Abgrund davor die Bäume niedriger stehen, dort flirrt das Sonnenlicht über moosigen Steinen und lockt den wackeren Bergfex, noch ein paar Schritte am Verderben vorbei zu wagen, andere sterben für eines anderen Krieg, den Suff und ihre eigene Dummheit, da darf man wegen eines besonderen Blicks schon war riskieren, und dann oben auf dem kleinen Hügel sitzen und hinabblicken auf die Welt.

Also geht es über Grat und Wurzeln hinauf, begleitet von den Ameisen, die schon drunter emsig werkelten. Es sind ihrer viele, vielleicht liegt im Fels ein totes Reh, das den Winter nicht überlebte, und taut gerade auf, so dass die Insekten jetzt gar so wild wuseln, es sind viele, es werden immer mehr auf dem Weg nach oben, sie sind unter Blättern und auf totem Holz, sie haben keine Wege mehr und keine Ziele, es sind viele Ameisen, enorm viele, sie besteigen die Schuhe, und schon bald kribbelt etwas am Bein, gefolgt von Jucken der Bisse, es sind alpine Waldameisen, nicht ihre verzärtelten Stadtkollegen aus den Abläufen, die hier können beissen, und es werden zum Gipfel hin noch mehr, bis ganz oben am Ziel, wo sich der sanfte Ruhehügel an riesiger Insektenstaat entpuppt, den man schnell und ohne Aufhebens gern wieder verlässt.

Das Gift in den Waden schmerzt kaum mehr, Stunden später auf der halben Höhe, wo das Auto steht, und schon nach drei Serpentinen ist der Blick dann doch frei, diesmal zum See hinunter, überWeissach, den Affenfelsen Rottach und das scheussliche Hotel Überfahrt, und in die Stille der Berge dröhnen die Auspüffe der Motorräder ein Lied hinauf, mit dem Text "Du brauchst nicht weinen, über meinen bleichen Gebeinen, wenn´s mich derbrettert, ich bin eh deppert". Den Claim der Trunkenen in den Wirtshäusern hört man nicht, aber man kennt ihn eh, besser den Mogn verrenkt, ois am Wirt wos gschenkt. So sind sie, da unten.

Und ganz am Horizont, wie immer auch am Sonntag unter einer Glocke aus Dunst, Abgasen und Ozon, mit ein paar hohen Häusern gerade noch als Stadt und nicht als banale Luftverschmutzung zu erkennen, München, meine einzigartige Munich Area, wo sie auch am Abgrund entlang nach oben kommen wollten, nur um sich dann inmitten eines gnadenlosen Asozialsystems zu finden, das trotz guter Aussichten auf Dauer unerträglich ist, mit all seinen Betrügern, Abzockern, Mietmäulern, und Speichelleckern, die nur in solchen Strukturen überleben können.

Der Felsvorsprung, der dieses Panorama nicht wirklich frei gibt, zieht sich zehn Meter weiter in die Höhe, während im Abgrund davor die Bäume niedriger stehen, dort flirrt das Sonnenlicht über moosigen Steinen und lockt den wackeren Bergfex, noch ein paar Schritte am Verderben vorbei zu wagen, andere sterben für eines anderen Krieg, den Suff und ihre eigene Dummheit, da darf man wegen eines besonderen Blicks schon war riskieren, und dann oben auf dem kleinen Hügel sitzen und hinabblicken auf die Welt.

Also geht es über Grat und Wurzeln hinauf, begleitet von den Ameisen, die schon drunter emsig werkelten. Es sind ihrer viele, vielleicht liegt im Fels ein totes Reh, das den Winter nicht überlebte, und taut gerade auf, so dass die Insekten jetzt gar so wild wuseln, es sind viele, es werden immer mehr auf dem Weg nach oben, sie sind unter Blättern und auf totem Holz, sie haben keine Wege mehr und keine Ziele, es sind viele Ameisen, enorm viele, sie besteigen die Schuhe, und schon bald kribbelt etwas am Bein, gefolgt von Jucken der Bisse, es sind alpine Waldameisen, nicht ihre verzärtelten Stadtkollegen aus den Abläufen, die hier können beissen, und es werden zum Gipfel hin noch mehr, bis ganz oben am Ziel, wo sich der sanfte Ruhehügel an riesiger Insektenstaat entpuppt, den man schnell und ohne Aufhebens gern wieder verlässt.

Das Gift in den Waden schmerzt kaum mehr, Stunden später auf der halben Höhe, wo das Auto steht, und schon nach drei Serpentinen ist der Blick dann doch frei, diesmal zum See hinunter, überWeissach, den Affenfelsen Rottach und das scheussliche Hotel Überfahrt, und in die Stille der Berge dröhnen die Auspüffe der Motorräder ein Lied hinauf, mit dem Text "Du brauchst nicht weinen, über meinen bleichen Gebeinen, wenn´s mich derbrettert, ich bin eh deppert". Den Claim der Trunkenen in den Wirtshäusern hört man nicht, aber man kennt ihn eh, besser den Mogn verrenkt, ois am Wirt wos gschenkt. So sind sie, da unten.

Und ganz am Horizont, wie immer auch am Sonntag unter einer Glocke aus Dunst, Abgasen und Ozon, mit ein paar hohen Häusern gerade noch als Stadt und nicht als banale Luftverschmutzung zu erkennen, München, meine einzigartige Munich Area, wo sie auch am Abgrund entlang nach oben kommen wollten, nur um sich dann inmitten eines gnadenlosen Asozialsystems zu finden, das trotz guter Aussichten auf Dauer unerträglich ist, mit all seinen Betrügern, Abzockern, Mietmäulern, und Speichelleckern, die nur in solchen Strukturen überleben können.
donalphons, 01:48h
... link (21 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 18. März 2008
Unbehagen auf 760 Meter
Während man sich in Berlin noch Gedanken über die Besetzung, den Kauf oder die Restaurierung von Seeimmobilien macht (Kommentar 29! Liesl und ihre innere Tegernseeerin mit dem Traum der sauberen Häkelgardinen!), ist man im Süden der Republik schon weiter. Genauer: Auf dem rutschigen Parkett des Seelebens. Man hat die Küche eingeräumt und kann sich nun dem erneuten Versauen der mitgebrachten Familienschmuckstücke widmen, zu deren Reinigung es nachher an Schwamm und Spülmittel fehlen wird.

Es ist ja ein Graus mit diesen Seeimmobilien: Wenn man sie sich leisten kann, ist es in aller Regel mit dem Spass vorbei. Im Ort, wo ich diese sagehaft rosa Torte kaufte, deren Beschreibung allein mir wohl keiner wegen überzogener Klischeehaftigkeit glauben würde, in diesem Cafe eines CSU-Gemeinderates jedenfalls waren nach mir zwei ältere Damen dran, mit dem halben nigerianischen Staatsschatz am wenig ansprechenden Körper und einer Karosse vor der Tür, mit der man das Okawangadelta überbrücken könnte , und auf die Frage, ob sie Sahne zum Kuchen möchten, sagten sie NEIN und lachten verzweifelt, denn es war ein Lachen der Erkenntnis, dass alles, was sie in Zukunft tun, sie dem baldigen, fühlbar nahen Ende aller Ungewollten, Ungeliebten und Opfer der Erbenphantasien zutreiben wird. Keine Sahne also. Und das, obwohl sie sich viel leisten könnten. Jetzt, wo jede Ausgabe nur noch die Nachkommen ärgert, ihnen selbst aber nichts mehr bringt. Die Sahnecremetorte mit dem Caramel bitte auch noch, sage ich wohlgelaunt und LAUT dem dörflich gepierct und gesträhnten Thekenmädchen, das so auch in den Käffern Leipzig oder Berlin stehen könnte, vielleicht sogar in Gemeinden wie Dresden oder Bauzen, sollte sie das richtige Tribal auf dem verlängerten Rücken tragen. Da gibt es Unterschiede, nehme ich an. Und nein, das Ideal ist auch dieser See nicht, an dieser Stelle würde ich vielleicht sogar einen italienischen Kuchen für eine italienische Bedienung hinnehmen, aber es passt schon. Besonders, wenn es dann zu schneien beginnt.

Da sitzt man am Panoramafenster, wo exakt hinter dem Garten der erste 1000er steht, schaut zu, wie sich das Grün in der Dämmerung zu Grau und dann zu Blau wandelt, die dicken Flocken fallen, wie man es seit Jahren nicht mehr erlebt hat, ein letzter Gruss vom Bergwinter vielleicht, die Füsse liegen auf der Marmorplatte über der Heizung, und oben, im Hof, schlachtet der Bauer vielleicht gerade ein Biokalb für das Fressen der anderen, da wo das Licht durch die Nacht blinkt. Überall geht etwas zu Ende, die Zeit läuft aus, und überhaupt nimmt man zu wenig an den Rändern des Lebensweges mit, eine Schande, die sich hier obenüber dem See und unter den Bergen aber schneller abstellen lässt, als anderswo, und das sogar ohne Heiratsschwindeleien, für die Bad Wiessee so trefflich geeignet sein soll. Noch etwas dichter fällt der Schnee, schön ist es, wenn man drin ist und bleiben kann, mit einer Kanne Tee, dem Kuchen, und der leidigen Erkenntnis, dass man die Streichhölzer für die Kerzen vergessen und eine Küche ohne Gasherd hat.

Es ist ja ein Graus mit diesen Seeimmobilien: Wenn man sie sich leisten kann, ist es in aller Regel mit dem Spass vorbei. Im Ort, wo ich diese sagehaft rosa Torte kaufte, deren Beschreibung allein mir wohl keiner wegen überzogener Klischeehaftigkeit glauben würde, in diesem Cafe eines CSU-Gemeinderates jedenfalls waren nach mir zwei ältere Damen dran, mit dem halben nigerianischen Staatsschatz am wenig ansprechenden Körper und einer Karosse vor der Tür, mit der man das Okawangadelta überbrücken könnte , und auf die Frage, ob sie Sahne zum Kuchen möchten, sagten sie NEIN und lachten verzweifelt, denn es war ein Lachen der Erkenntnis, dass alles, was sie in Zukunft tun, sie dem baldigen, fühlbar nahen Ende aller Ungewollten, Ungeliebten und Opfer der Erbenphantasien zutreiben wird. Keine Sahne also. Und das, obwohl sie sich viel leisten könnten. Jetzt, wo jede Ausgabe nur noch die Nachkommen ärgert, ihnen selbst aber nichts mehr bringt. Die Sahnecremetorte mit dem Caramel bitte auch noch, sage ich wohlgelaunt und LAUT dem dörflich gepierct und gesträhnten Thekenmädchen, das so auch in den Käffern Leipzig oder Berlin stehen könnte, vielleicht sogar in Gemeinden wie Dresden oder Bauzen, sollte sie das richtige Tribal auf dem verlängerten Rücken tragen. Da gibt es Unterschiede, nehme ich an. Und nein, das Ideal ist auch dieser See nicht, an dieser Stelle würde ich vielleicht sogar einen italienischen Kuchen für eine italienische Bedienung hinnehmen, aber es passt schon. Besonders, wenn es dann zu schneien beginnt.

Da sitzt man am Panoramafenster, wo exakt hinter dem Garten der erste 1000er steht, schaut zu, wie sich das Grün in der Dämmerung zu Grau und dann zu Blau wandelt, die dicken Flocken fallen, wie man es seit Jahren nicht mehr erlebt hat, ein letzter Gruss vom Bergwinter vielleicht, die Füsse liegen auf der Marmorplatte über der Heizung, und oben, im Hof, schlachtet der Bauer vielleicht gerade ein Biokalb für das Fressen der anderen, da wo das Licht durch die Nacht blinkt. Überall geht etwas zu Ende, die Zeit läuft aus, und überhaupt nimmt man zu wenig an den Rändern des Lebensweges mit, eine Schande, die sich hier obenüber dem See und unter den Bergen aber schneller abstellen lässt, als anderswo, und das sogar ohne Heiratsschwindeleien, für die Bad Wiessee so trefflich geeignet sein soll. Noch etwas dichter fällt der Schnee, schön ist es, wenn man drin ist und bleiben kann, mit einer Kanne Tee, dem Kuchen, und der leidigen Erkenntnis, dass man die Streichhölzer für die Kerzen vergessen und eine Küche ohne Gasherd hat.
donalphons, 22:45h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 16. März 2008
Die Damen auf der abendlichen Wiese
Douce plaisant fut la vespree
Dames pucelles par la pree
S´en vont joliement jouant
Et bachelers aprés suivant.

In den besseren Vierteln der Stadt treten die Bäche über die Ufer.
Beete und Keller stehen unter Wasser, darüber Pumpengedröhn.
Später zahlt das die Versicherung, die es dafür gibt, noch gibt.
Zumindest haben die Medien kaum Zweifel, nur ein wenig Todesahnung.
Morgen bin ich fern, wenn alles stürzt und kommt, wie es kommen muss.
Vor dem Wasser, sagt die Bäckerin, kann man nicht davonlaufen.
Vor der Zukunft auch nicht, sage ich, und sie kann es nicht verstehen.
Dames pucelles par la pree
S´en vont joliement jouant
Et bachelers aprés suivant.

In den besseren Vierteln der Stadt treten die Bäche über die Ufer.
Beete und Keller stehen unter Wasser, darüber Pumpengedröhn.
Später zahlt das die Versicherung, die es dafür gibt, noch gibt.
Zumindest haben die Medien kaum Zweifel, nur ein wenig Todesahnung.
Morgen bin ich fern, wenn alles stürzt und kommt, wie es kommen muss.
Vor dem Wasser, sagt die Bäckerin, kann man nicht davonlaufen.
Vor der Zukunft auch nicht, sage ich, und sie kann es nicht verstehen.
donalphons, 23:44h
... link (5 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 22. Februar 2008
Le massacre du printemps
Frühling, die Zeit des Todes.

Um mich herum kippen die Leute um und schaffen es gerade noch bis ins Krankenhaus. Sehr seltsam, dieser Frühling. Ich bin nur dabei, ein Vorübergehender. Tausende fallen an meiner Seite, aber es mag mich nicht treffen.
Dafür habe ich Heuschnupfen.

Um mich herum kippen die Leute um und schaffen es gerade noch bis ins Krankenhaus. Sehr seltsam, dieser Frühling. Ich bin nur dabei, ein Vorübergehender. Tausende fallen an meiner Seite, aber es mag mich nicht treffen.
Dafür habe ich Heuschnupfen.
donalphons, 23:59h
... link (3 Kommentare) ... comment
... nächste Seite