: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 23. Oktober 2005

Sehr zu empfehlen - der Säulenleuchter

hinweis: als hasserfüllter, geschmackloser neocon, der mitunter seine hatz-iv-kohle versäuft und blödsinn blogt statt sich ernsthaft um einen job zu kümmern - ich weiss, das ihr hier seid - würde ich diesen text nicht lesen. danach winselt ihr sicher wieder rum, statt euch an der geplanten übernahme der weltherrschaft oder am götzendienst am merkel oder an euren durchgeknallten, spätmaoistischen selbstkritikritualen zu erfreuen.

Das Bewohnen historischer Gebäude bringt viele Einschränkungen mit sich. Meterdicke Mauern, Stuck und geschichtliche Relevanz handelt man mit schmalen Türen, steilen Treppen und engen Kehren ein. Weniger als das Finden und Kaufen von Raritäten ist das Transportieren im Haus das entscheidende Problem. Denn während man im Piano Nobile auch einen kleinen Elefanten ausstellen könnte, wird es in den früheren Dinstbotenzimmern hoch über der Stadt schwierig. Was dazu führte, dass die drei Meter hohe Prunkspiegelkonsole nicht bei mir, sondern bei meiner kleinen Schwester steht. Ich begnüge mich dagegen mit einer Auswahl von mittelgrossen Spiegeln, die den Raum dezent erweitern.

Vermutlich werden einige Leser darauf hinweisen, dass sie ebenfalls keine venezianische Prunkspiegelkonsole haben. Damit teilen wir ein Problem, denn die Prunkspiegelkonsole löste in der Zeit vor dem elektrischen Licht das Beleuchtungsproblem der besseren Familien elegant und nachhaltig. Ein Pärchen zwei- oder dreiarmiger Silberleuchter auf der Konsole lässt durch die Reflektionen den Raum in goldenem Licht schimmern, daüber funkeln die Kristalle des Kronleuchters in rotem Glanz; erbärmlich wirkt es dagegen, wenn das elektrische Licht einschaltet. Wir anderen hingegen, die wir zwar so viele niedrige Kandelaber wie Triebe besitzen, aber auch nur halbhohe Spiegel, wir müssen uns anders behelfen - und das geht so:



Das, meine Herrschaften, ist ein Säulenleuchter, von der Basis bis zur obersten Schale 80 Zentimeter hoch und 7 Kilo schwer. Unten aus Eisen, die oberen Teile aus Bronze. Damit gelingt es spielend, den Abstand vom englischen Foldleaftable bis in die Mitte unseres Rokokospiegels zu überbrücken. Beides übrigens, Spiegel und Säulenleuchter, verdanken wir der eklatanten Unkenntnis einer Berliner Nachlassauflöserin, die uns die Trouvailllen zu einem Preis überlies, für den sich keine Dirne dieser Stadt mit einem soziopathischen Neoconblogger auf der Suche nach dem ersten Sex mit 37 Jahren einlässt.

Was man dann noch braucht, später am Abend, wenn alles in die heimischen Gefielden verbracht wurde, ist ein Kerzenlöscher, mit dem man peu a peu die Lichter löscht, auf dass sich die Pupillen unserer Besucherin weiten und die Endorphine ins Plasma übergehen. Denn im goldenen Licht der Kerzen werden wir sie mit Kuchen und Torten gefüttert und danach Krokantpralinen zum schweren Wein gereicht haben, und nicht nur das Licht der vier Kerzen, auch die Reflektionen im alten, mit giftigem Quecksilber verspigelten Glas werden ihren und unseren Zügen schmeicheln und sichere Helligkeit nur vortäuschen, wo sich das Finstere der Lüste längst ausgebreitet hat, die Luft wird schwer und süss sein vom Geruch der sterbenden Flammen aus dem Bienenwachs, doch was uns den Atem raubt, ist die Hoffnung, die Erwartung der so lang hinausgezögeren Erfüllung, die uns durch diese Nacht getragen hat - ohne dass wir diemal so blöd nervös dauern an der Kerze rumgespielt und damit vorzeitig unsere Erregung verraten haben. Denn die Kerze schwebt dank Säulenleuchter über uns und wirft glänzende Reflexe auf ihr Haar, bis dann das Licht der Dunkelheit weicht und andere Sinne, der Geruch, der Geschmack, der Tastsinn ihre vollste Berechtigung finden.

Aber ich muss wohl nicht sagen, was von einem Cretin zu halten ist, der den Tod des Lichts mit dem Kerzenlöscher SLUTLIG (sic!) des berüchtigten schwedischen Sperrmüllhauses, verflucht sei sein Name, bewerkstelltigt.

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Donnerstag, 13. Oktober 2005

Sehr zu empfehlen - Update

Und wie geht es deiner Wohnung, fragte die, die dieses Jahr wahrscheinlich doch nicht mehr zu Besuch kommt, trotz stürmischer Einladungen. Komm doch vorbei, sagte ich, aber sie verwies auf die Verpflichtungen, die anderen Aufgaben und Besuche, und dann will auch noch ihr Freund sein Recht, und deshalb, naja, wohl eher nicht. Und es ist wirklich weit, 550 Kilometer. Aber ein Bild würde sie schon interessieren, wie es jetzt aussieht. Na gut -



die Wandbespannung ist noch immer nicht gemacht, aber jeden Morgen gibt es einen Moment, zu dem die Sonne ganz schräg durch das Fenster fällt und das Bernadotte-Porzellan in hellstem Weiss erstrahlen lässt. Einen Sonnenspiegel habe ich mir nachgekauft, nachdem der letzte, den ich in Berlin gefunden hatte... das war so:

"Alles Gute zum Geburtstag, kleine Schwester!"
Raschelraschel "Was ist das?"
"Das ist ein böhmisches Biedermeierglas mit Diamantschnitt und massiver Goldfassung."
"Nö, glaub ich nicht, das ist sicher nicht echt. Und ich will den Sonnenspiegel haben, das weisst du."

Nun, jedenfalls habe ich jetzt einen neuen, noch Schöneren gefunden, nachdem sie mich dann, als sie den alten Spiegel bekommen hatte, aufgeklärt hatte, wie furchtbar die gerade en Vogue sind und überhaupt in je-dem Haus hängen, das die Interieur International, ihre Bibel, abbildet.

Noch immer nicht fertig, die Buchregale fehlen auch noch. Aber es gefällt mir im Moment so halbfertig.
da wo die kamera ist sitze ich gerade genau jetzt

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Donnerstag, 25. August 2005

Sehr zu empfehlen - Die britische Teekanne

Es gibt viele Gründe, die Krauts zu hassen. Ihre Arroganz und Dummheit. Die Deutschen haben vielleicht die V2 gebaut und den Düsenjäger entwickelt, sie haben Polen überfallen und bauen jetzt sogar amerikanische Neoconazi-Blogger nach - aber sie sind komplett unfähig, auch nur eine formschöne, nicht sabbernde Teekanne zu entwickeln. Darin gleichen sie übrigens den Schweden, die in der Form von Ikea und der abgrundtief hässlichen Tecken-Kanne (das Ding heisst wirklich so, ist von Angela Merkels Frisur inspiriert und ist im Katalog mit grüner Flüssigkeit gefüllt) beweisen, dass sie das Stilempfinden eines Grottenolms haben.

Nun läuft in meinen Adern zumindest etwas britisch adoptiertes Blut, was mich in Sachen Einrichtung sehr affin für den Stil jenseits des Kanals gemacht hat. Und während meine Frau Mama und alle ihre Freundinnen mit Meissen, Hutschenreuther und Villeroy ihre Tischdecken besudelten, weil die Kannen am Ende des Einschenkens immer irgendwo ein Tröpfchen hatten, war ich stets fasziniert von der Leichtigkeit, mit der dergleichen Tätigkeit mit einer britischen Silberkanne vor sich geht. Die Besitzerin in meinem Clan tat einen Teufel, mir ihr mitgebrachtes Exemplar zu schenken, aber mit 18 Jahren fand ich die erste silberne Kanne auf dem Flohmarkt, und bleibe seitdem dem Metall aus Sheffield, aus Brighton und Liverpool treu.



Sprich, wenn ich eine, was auf dem Kontinent sehr selten ist, zu einem vernünftigen Preis finde, kaufe ich sie auch. Sage keiner, sie wäre gebraucht - auf der Insel nennt man das "pre-owned". Man reiht sich also in eine Reihe von Besitzern ein. Schliesslich braucht man am Morgen für ein schnelles Frühstück eine kleinere Kanne als am Abend bei einem Dinner im Kerzenschein. Im beginnenden Herbst, wenn schon leicht verschnupfte Elitessen kommen, benötigt man riesige Kannen. Und verschiedene Service - da darf es dann gerne Meissen und Hutschenreuther sein - schreien geradezu nach unterschiedlichen Kannen. BestenfaSchlimmstensfalls hat man mit einer unpassenden Kanne einen guten Vorwand für ein neues Service.

Die Versilberung garantiert spielend leichte Reinigung, was bei Porzellan und Glas schon mal in nervtötendes Geschrubbe ausarten kann. Jedes halbe Jahr muss man mit Hagerty nachpolieren, mehr auch nicht. Britische Kannen, zumal wenn sie gerippt sind, überleben auch höhere Stürze ohne Beulen. Porzellan hat da schon längst den Seidenteppich mit Brühe übergossen und ruiniert. Und neben der Tropffreiheit gelingt den britischen Silberschmieden auch noch ein weiteres Kunststück, an dem kontinentaleuropäische Nachahmer scheitern: Auch Metallhenkel sind so gestaltet, dass man sich daran nicht die Finger verbrennt. Wie sie das machen, weiss ich nicht, aber es funktioniert.

Der Preis, ach so... der Preis übertrifft den von Ikea bei weitem. Ein Vielfaches, trotz Verhandlungsgeschick. Geiz ist Scheisse. Ausserdem muss man sich überlegen, was einem wichtiger ist: In einer schönen Kanne Tee zu bereiten, oder mit einer hässlichen Kanne zu sudeln und nach jeder Tasse nachzuputzen. Was übrigens einen ziemlich miserablen Eindruck macht, wenn man eine Frau bedient.

Und mal ehrlich: Eine Frau, die sich auf Tee in Kannen aus Glas und Plastik einlässt, bekommt die Männer, die sie verdient. Irgendeinen Slumbewohner zumal, der bei allem, was er nicht begreift, sofort denkt, es müsse schwul sein.

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Montag, 15. August 2005

Sehr zu empfehlen: Bewohnbar

Die Wandbespannung harrt noch der Ausführung, ansonsten bleibt aber nur noch der Möbeltransport. Möbel sind ganz oben in the Attic ein Problem: Die entscheidende Tür ist 63 cm breit und die Treppe dahinter ist sehr steil. Wenn man beim Möbelkauf nicht auf die Grösse achtet, muss man die Trouvaillen über drei Stockwerke durch das vordere Fenster an der Hausfront nach oben ziehen - so geschehen vor 9 Jahren mit meinem Bureau plat. Diesmal ging alles glatt - die Kommode hatte 2, der Gatelegtisch 0,5 Zentimeter Spiel, nachdem ich die Türgriffe abgeschraubt hatte. Und jetzt ist alles oben und schon mal provisorisch aufgestellt.



Das ist - gewissermassen - das Lunch- und Teatime-Ensemble. Jeder Ding hat seine eigene Geschichte, die Kommode kommt aus Augsburg, die Stühle aus einem kleinen Schloss in Franken, der Tisch aus Berlin, auch die meisten Teppiche, und die Bücher, nun, das würde zu lange dauern. Die Regale fehlen auch noch, deshalb sind sie jetzt erst mal an die Wand geschlichtet.



Die ersten Zugänge: Baudelaires Blumen des Bösen, der Decamerone, Shakespeares Werke und kleine Boshaftigkeiten von Oscar Wilde. Manche werden den Raum vielleicht etwas omahaft empfinden, oder zu plüschig, oder zu alt, oder bemängeln, dass die gesamte Moderne und Postmoderne spurlos an der Einrichtung vorbei gegangen ist. Jo mei. Mir gefällt´s. Und in 100 Jahren treffen wir uns wieder und vergleichen, was noch da ist: Die 40 Kilo schwere Kommode oder das Pressspanstinkeschränkchen von Ikea.



Das hier ist die Leseecke - sorry, J., der Sessel mitsamt Pouf passt genau dort hin, den werde ich wohl behalten - aber wenn es soweit ist und meine Höllenfahrt bevorsteht, werde ich ihn Dir vererben. Solange Du Dich nicht auf das Thema von Wortschnittchen einlässt.

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Sonntag, 14. August 2005

Django Alphonso: Knie nieder und friss Staub.

Möglich Filmquotes für diesen HorrorspaghettimitGorgonzolasaucewestern:

Siehst Du den Staub mein Junge? Mach ihn weg, oder werde wie er.

He Joe, der Staub könnte die Reste von deinem Bruder sein, so wie ich ihn in El Paso zersiebt habe.

Über diese staubigen Bretter sind viele zu mir auf ihren Füssen gegangen, nur um dann auf den Sporen rausgerollt zu werden.

Tuco, Du wirst jetzt die Balken sauberlecken und den Staub runterschlucken, oder ich schwöre, dass ich Dich ins Gras beissen lasse. Du hast die Wahl.



Nur ein paar kleine Mordgedanken bei der Säuberung von Brettern, die seit 405 Jahren nicht mehr geputzt wurden. Hätte nicht ein einziges Mal jemand, sagen wir mal 1773, als die Jesuiten hier rausgeflogen sind, putzen können?

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Samstag, 13. August 2005

Nicht zu empfehlen - Drecksjob

Ich habe schon eine Jobs gemacht, die rückblickend nicht wirklich klug waren. Mit 250 Sachen Ersatzwägen nach Südfrankreich überführen zum Beispiel. Gut bezahlt, aber praktisch eine Einbahnstrasse auf des Todes Schippe, selbst wenn man, wie ich damals, das richtige Training für sowas hatte. Ich will gar nicht an die Idioten denken, die sowas ohne einen Lehrgang auf den Autobahnen tun.

Wenig Spass hat man auch bei der Hafenreinigung unter Wasser. Häfen schlammen zu, und dann muss normalerweise der Bagger ran. Es sei denn, der Hafen hat eine grosse, verschlammte Slipanlage. Das können nur Taucher, und auch nicht jeder der biersaufenden Tiefeangeber, sondern speziell ausgebildete Leute. Ich habe das für wissenschaftliche Zwecke in der Schweiz gelernt, einem schönen Land ohne Weltkriege, und in sofern mit den deutschen Ufergegenden mit ihren Kampfmittelfunden nicht im mindesten zu vergleichen. Jedenfalls fuhr ich eines schönen Tages mit einem roten Gummirennboot zu einem Hafen mit ein paar verzweifelten Arbeitern, und die fragten, ob wir nicht vielleicht ihren Hafen säubern könnten, jeder Tag ohne Slipanlage käme sie sehr teuer.

Man sieht da unten Nichts. Es gibt keine Nacht, die so dunkel ist wie Schlamm im Hafen. Mit der linken Hand klammert man sich an den Schienen der Analge fest, mit der rechten hält man einen Feuerwehrschlauch unter Volldruck, und 20 Kilo Blei nageln einen auf Grund. Da liegt man also wie eine plattgefahrene Kröte, es ist kalt, man ist vollkommen allein mit sich und seinen Gedanken. Man sollte da unten nie daran denken, was passiert, wenn da irgenwo eine Handgranate aus dem WKII ist, oder aich nur eine Angelleine, die sich im Automaten verfängt. Man hat natürlich auch noch einen zweiten Automaten dabei, aber den findet man im Nichts nicht so schnell. Und ertrinken kann man in 70 Meter und in zwei Meter Tiefe gleichermassen gut. Oben ist zwar jemand und passt auf, man ist angeleint, aber Garantien gibt es keine.

Wenn ich danach auf der sauberen Seite des Hafens ins Wasser sprang, war um mich ein grosser Ölfleck - man mag sich vorstellen, welche Konsistenz so ein Hafenschlamm hat. Der Job war gut bezahlt, besser als ein Senior Consultant während der New Economy. Und hey, ich war jung, die Albträume kamen erst nach dem Ende der Arbeiten.

Ich denke gern an diese Tage im Schlamm zurück, wenn ich einen Drecksjob vor mir habe. Nur in der New Economy hat das nicht geholfen. Es gibt Leute, gegen die Hafenschlamm eine sympathische, angenehme Erscheinung ist. Aber das ist vorbei, und so habe ich heute wieder an den Hafenschlamm gedacht, als ich nach Luft japsend am Fenster hing und versuchte, die Schleifpartikel aus 40 Jahre altem Styropor aus den Augen zu reiben.



Denn unter dem Pflaster kommt der Strand, und unter dem Teppich das Gebrösel: Zum einem hatte schon der Handwerker gepfuscht, als er ein paar grössere Löcher für Wasserrohre in den Bode hackte und notdürftigst vernagelt oder mit Styropor verklebt hat. Und die Mieter müssen wohl mehr getan haben als zu karnickeln, anders lassen sich die Brandflecke nicht erklären. 2 Quadratmeter gross, bis zu einem Zentimeter tief, schwarz, verkohlt, und natürlich hat sich darüber auch die Unterlage aus Papier der 40er Jahre in stinkenden, schwarzen Staub verwandelt.

Man kann das wegschleifen, aber der Schleifstaub hat es in sich. Alle in meinem Clan sind zäh und langlebig, wir haben Adern aus Edelstahl, mit Herzkasperl fällt bei uns keiner vom Stangerl. Aber dieses Zeug ist heftig: Nasenbluten, Husten, bis es rot wird. Nach Südfrankreich brettern ist lustiger. Aber im Vergleich zum Hafenschlamm ist es immer noch ganz lässig.

Morgen wird drübergeputzt, und dann kommen die Bücher und die Möbel.

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Mittwoch, 10. August 2005

Sehr zu empfehlen - Schlammgrün

Kleiner Insiderwitz... Ich könnte jetzt auch was ironisch-bizzmässiges über Colaborative Blogging und competent Comments von trustworthy Usern für Solutions im Facility Restauration Management schreiben, aber ich versuch´s einfach mal so: Danke für der Tipp, Andrea, letztlich haben 2 weitere Liter Weiss und 0,5 Liter Braun mit einem Liter Mint das Rennen gemacht.



Und das Ganze ist auch gleich der Aufmacher und Rausschmeisser für meinen grossen Blogartikel in der Inside Chip. Manche würden jetzt von Synergien reden, von Benefit und Profit, arme Schweine, eigentlich sollten sie mir Leid tun, aber seitdem ich das Pack kenne, geht das nicht mehr. Knickrige Grattler, die.

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Dienstag, 9. August 2005

Sehr zu empfehlen: Weitermachen

Zuerst mal: Andere machen inzwischen mit Umzugbloggen ein Vermögen, was hier leider nicht möglich ist. Schliesslich habe ich nicht vor, irgendwas zu mieten oder zu kaufen, was man nicht mit einem Handschlag besiegeln könnte - so geht das nämlich hier in der Provinz in der Innenstadt, da verkauft man nur an Leute, die man kennt, ganz ohne Schufa und unter Berücksichtigung der Fama des anderen Clans. Was ich zu vermieten habe, wird handverlesen ohne Internet vergeben: So ist das nun mal in den AAA-Lagen, wenn Zahnarzt-Papis es partout nicht einsehen, dass Töchterlein in dem immer gleichen Wohnheimloch sonstiger Elitessen hausen muss.

Inzwischen ist das hier sogar ein Geschäftsmodell der hiesigen Hoot Vohläh: 50 Meter zum Aldi, dem Tiefkühlpizza-Hoflieferanten, und besonders schön, "Großgetränkemarkt HÖRL auf dem Weg zu den Fakultäten: 400 m". Na denn Prost, unsereins hat da ein paar Jahrhunderte mehr Tradition und Stuck und die Angewohnheit, um den 24. Dezember herum Schokolade an die Mietertüren hängen. Das kann kein Internet, und deshalb gibt es hier auch keine Werbung.

Zumal auch die Beschaffung der Einrichtung offline abläuft. Das im Niedergang begriffene fränkische Adelsgeschlecht, von dem die Stühle stammen, kennt weder ebay noch Marktplätze, sondern nur einen Vermittler ihres Vetrauens, der sich um eine gute Unterbringung ihrer überflüssigen Möbel kümmert. Denen, und das wird sofort klar, kann man das unglückliche Mint an der Wand auf gar keinen Fall zumuten.



Oben rechts an der Wand ist denn auch schon das neue Farbexperiment, das sehr viel besser passt: Caparolcolor Terra und Nutria, und schon wird aus dem Restmint eine recht akzeptable Wandfarbe.

Die Stühle haben natürlich auch eine lange Geschichte, aber die erzähle ich ein andermal. When the colourburly´s done, when the mint is lost and the wall is won.

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Nicht zu empfehlen: Mint

Alle Löcher sind verspachtelt, alle Grate sind entfernt, die Wand ist trocken, staubfrei und ohna alte Anstriche, jetzt fehlt also nur noch die Farbe an den Stellen, an denen die Bücherregale stehen sollen.



Ein schönes irisches Mossgrün, passend zum Stoff der Wandbespannung soll es werden. IM ersten Teil der Wohnung habe ich noch klassisch mit echtem Ocker gearbeitet, was sehr gut aussieht, aber bei der Verarbeitung etwas heikel war. Diesmal stehen nachher sowieso Bücher davor, also moosgrüne Tönung in das Alpinaweiss reingeschüttet und gestrichen.

Auch wenn es im Eimer nach Mint aussah, wenn es erst mal trocken ist, wird sich das schon geben, dann wird es Moosgrün sein - oder auch nicht:



Es bleibt Mint wie ein 57er Caddy. So dicht, dass man davon keinen Augenkrebs bekommt, kann man die Bücher nicht davor packen. Nebenbei hat die Farbe auch die durchgetrocknete Spachtelmasse angelöst, ganz erstaunlich, irgendwelche chemischen Reaktionen sind da wohl suboptimal abgelaufen. Fünf Stunden Arbeit für die Katz, und ausserdem habe ich noch drei Liter erstklassige Mint-Farbe übrig. Unter den Lesern hier ist nicht zufällig ein geschmackloser Zuhälter, Berater oder EX-CEO, der seinen Porsche leopoldstrassentauglich lackieren lassen will? Falls doch, einfach unter meinem Stadtpalast abstellen, alles Gute kommt dann von oben. Danach habe ich auch wieder Lust zum Überstreichen.

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Sonntag, 7. August 2005

Sehr zu empfhlen - Goldader

Wenn Iris so neben mir geht, sieht sie wieder sehr nett aus, wie sie immer ausgesehen hat. Freundlich, nicht allzu anspruchsvoll, gute Kinderstube, gepflegt. genau das, was der durchschnittliche bessere Herr heiraten möchte, und innendrin genau das Gegenteil, launisch, zickig, halbfrisch geschieden und dadurch nicht wirklich gutmütiger geworden. Deshalb geht sie auch neben mir: Wir machen ein Versöhnungsfrühstück.

Denn da gab es eine Open-Air-Oper, einen Wolkenbruch, und eine gewisse Wartezeit in der S-Klasse eines gemeinsamen Bekannten, bei der ich eine Elitesse dabei hatte und Iris eine ganze Menge schlechte Laune. Ihr Ex-Mann war mit einer Neuen da, und ein paar unvorichtige Bemerkungen der Elitesse passten ihr überhaupt nicht. Iris hat eine Ehe lang Zeit gehabt, Bösartigkeiten zu testen, und die Elitesse hat sie in einer halben Stunde alle abbekommen, während draussen die Welt ersoff und wir auf die endgültige Absage der Oper warteten. Das war nicht im Mindesten so nett, wie Iris wirkt. Am nchsten Tag rief sie an und entschuldigte sich bei mir, falls es danach Probleme mit dem dummen Ding da gegeben haben sollte. Ja, das verhagelte Debut in der provinziellen Prosecco-Volee hat Probleme verursacht. Deshalb das Frühstück.

Wir gehen die Hauptstrasse hinunter, vorbei an einem der unzähligen religiösen Neppläden des späten Mittelalters, vor dem sich eine Menschentraube gebildet hat. Das Rosa der Brautmutter, mein Gott, sagt Iris und zeigt ungeniert auf einen Augenkrebserreger, der den Besuchern die Hand schüttelt, gegenüber von einer Braut, die sicher mal eine prima alleinerziehende Mutter abgeben wird.



Laut Kleidung und teilweisem Erkennen wird hier gerade Hochzeitsschlachtvieh der besseren Gesellschaft zusammengeführt, aber das sage ich nicht, schliesslich würde ich Iris vielleicht weh tun, so wie sie der Elitesse... Ich sage es also doch. Genauso habe ich mich damals auch gefühlt, bestätigt sie, froh über eine Gelegenheit, ihrem damaligen Ich die Leviten zu lesen. Und dann kommt ein Rundumschlag von mitgiftigen Mütter über prestigegeile Väter und den Frauenüberschuss auf dem Hochzeitsstrich bishin zum Elend und Tablettensucht in der Vorstadt mit ihren Doppelgaragen, Tennisclubsäufereien, peinlichen Affairen, den Protzbauten und dazwischen den quengelnden, nie zufriedenen Blagen, Gott ist sie froh, dass ihr das erspart geblieben ist.

Ich bins auch zufrieden, besonders, als wir uns ins Cafe setzen und eine moderne Mama vorführt, wie man die Kinder im Bulldoggenstil auf andere Besucher hetzt. Ihre Blagen spielen Flugzeuglandebahn, ab und zu stürzt auch eines mit heulendem Kreischen ab, was auf eine Herkunft nahe beim hiesigen Marktführer für Massenmordvehikel schliessen lässt. Ich sage etwas laut, dass ich Bratzen auch nicht leiden kann, dass sie mich nerven, und dass es aber auch die Schuld der Elten ist, wenn sie ihren Kindern nichts anderes zum Spielen beibringen. Zum Beispiel mit Büchern unter den Armen Kuchen essen und mit abgespreiztem kleinen Finger Tee trinken, so wie wir das gemacht haben, im Garten von Frau M.. Da, wo Du versucht hast, in der Walpurgisnacht den Kirschbaum anzuzünden, entgegnet Iris trocken, und weist darauf hin, dass Frau M. die Geschichte bis heute noch zum Besten gibt, wenn der Kaffeklatsch auf mich zu sprechen kommt. Was andererseits nur beweist, dass Frau M. noch immer nicht herausgefunden hat, wer ihr die Schildkröten ins Bett gelegt hat - es ist immer klug, vor solchen Taten tagelang zu behaupten, man ekle sich vor solchem Getier. Den Schildkröten scheint es übrigens gefallen zu haben, die blieben da von Charlie Chan bis zu ihrer Rückkehr aus dem Konzert brav liegen.

Kinder sind das Letzte, fasst Iris meine Erinnerungen zusammen. Andererseits, sage ich, liegt das immer auch an der Umgebung. Als wie noch in der Altstadt gewohnt haben, gab es einfach keine Schildkröten, da habe ich meine Tage damit zugebracht, den Schatz der Jesuiten im Haus zu suchen. Es gab ja so viele Zimmer und Kammern, einen riesigen Dachstuhl, einen Keller, ein Brunnenloch, die Holzverschläge, das Waschkammerl, das Hinterhaus, tausend Möglichkeiten, die Schatzsuche war damals mein Hauptinteresse, und ohne Klappspaten konnte ich auch keinen Schaden anrichten - das kam erst mit sieben Jahren, als ich bei Familie B. in Notwehr ein paar stechende Rosenbeete hinrichtete.

Und, hast Du einen Schatz gefunden, fragt Iris und kippt viel Zucker in den Espresso. Natürlich nicht. Aber ich denke, dass es eine traurige Kindheit sein muss, wenn man kein Haus hat, in dem man einen Schatz suchen kann. In einem Neubau ist da nichts zu erwarten, aber wenn ein Haus Jahrhunderte alt ist, die einem als Kind wie die Ewigkeit erscheinen, dann muss doch irgendwo, irgendwas sein... Und wäre es nicht toll, so etwas zu entdecken, was jemand vor Jahrhunderten vergraben hat? Macht es ein Kind nicht zu einem bessern, optimistischen Menschen, wenn es den Glauben hat, dass irgendwo der Schatz wartet, gehoben zu werden? Und deshalb habe ich - kurzes Innehalten, nicht, dass sie vielleicht glauben könnte, der Don würde Torschlusspanik bekommen - ich habe



vor dem Verkleiden des grössten Lochs in meiner Wohnung auch den Balken dahinter untersucht. Der Balken hat einen langen Riss, was nach 400 Jahren nichts Ungewöhnliches ist. Früher hat man in solchen Ritzen ab und zu etgwas versteckt - Segenssprüche, Zauber, Münzen. Und das habe ich diesmal auch getan, zwei Sätze neuer Euro-Münzen und dazu einen Zettel, der erklärt, wer und wann das hier eingebracht hat.

Es wird nochmal Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis jemand die Wandbespannung abnimmt, dahinter die verschraubte Platte entdeckt, sie entfernt und dann das Geld findet. Es ist vielleicht nicht viel wert, aber wenn der Finder ein Kind hat, wird er ihm sicher davon erzählen, und ihm die silbernen und goldenen Münzen zeigen. Und das Kind wird es wiederum seinen Kindern erzählen, und so werden ein paar Generationen ganz fest an die Schätze glauben, die das Leben ihnen bringt.

Neben meinem linken Fuss knallt gerade Starfighter Reloaded auf den Marmor, und ich bitte um die Rechnung. So ein Kind mag unausstehlich sein, aber es ist wenigstens ein guter Grund, um das Frühstück in meiner Wohnung fortzusetzen, wo man ungestört und das Separee im Notfall gleich um die Ecke ist (Notkondome sind in der Schublade über dem Schreibtisch).

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