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Donnerstag, 24. Juli 2014

Nimm

sagt sie und drückt mir zwei abnorm grosse Zucchini in die Hand. Im Korb sind noch ein halbes Dutzend weiterer Früchte aus dem Sumpfboden der Donau, die man eher nicht als Sexspielzeug verwenden sollte, es sei denn, man möchte sich mit einem Buckelwalweibchen vergnügen - so gross. Weil hier bei der Hitze alles wächst, was Wurzeln hat, um den Sumpf leer zu saugen.



Nur kurz bin ich hier, leere den Briefkasten aus und öffne ein paar Pakete, und arbeite, weil das Zeug gerade da ist, schnell und routiniert das Colnago weg. Es gibt wie immer ein paar kleine Gemeinheitem, und das Tretlager hätte ich fast nicht entfernen können, zumal man aufpassen muss: Genios ist ein höchst empfindlicher Stahl, äusserst dünn und sensibel. Grosser Hebel, aber sanfter, langsamer Druck bringen letztlich die Lösung.



Und so wird dann doch alles gut in den paar Stuinden, in denen ich hier bin. Am Abend gibt es Zucchinigratin, die Kartoffeln sind zwar aus, aber das macht nichts, und die Monster müssen einfach weg. Draussen, im Sumpf, quellen schon wieder frische Ungeheuer auf.

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Mittwoch, 25. Juni 2014

Leicht zu haben, schwer zu kriegen

Naja, die Nase. mag sie gedacht haben. Aber damals gab es noch nicht die Möglichkeiten der Schönheitschirurgie, und besser eine etwas lange Nase als ein von der Syphilis weggefaulter Stumpen im Gesicht. Und er trägt einen Goldohrring! Also sicher kein Pfaffenknecht

Naja, etwas fies sieht sie ja schon aus, mag er überlegt haben, und dann dieses Fleisch - hey, wenn die Wollust nicht nur in ihr Gesicht geschrieben ist, wird das spassig. Aber trotz Häubchen werden alle denken, dass sie leicht zu haben ist.

Er hatte ja keine Ahnung.



Er war leicht zu haben. Das war überhaupt kein Problem, das war sogar sehr günstig. Ein Herr für's Leben für einen Preis, da bekommt man kein Verführungswochenende in Verona dafür, noch nicht mal eine Busfahrt mit Rentern. Sie war das Problem.

Denn sie kam später zur Auktion. Der Händler hatte etwas getan, was ich persönlich hasse: Er hat das paar, das 250 Jahre zusammen geblieben war, trotz ihrer vielleicht vorhandenen Gedanken über das nur mittelschöne Aussehen des anderen, getrennt, und einzeln ins Rennen geschickt. Normalerweise halte ich mich da raus, da habe ich immer das Gefühl, ich mache mir die Hände schmutzig, wenn es nicht gelingt. beide zu bekommen. Aber in dem Fall hatte ich den Eindruck, dass ich es finanziell schaffen könnte. Und beim Mann ging auch alles glatt. Sowas von überhaupt kein Problem, dieser Herr.



Aber die Frau. Das sah am Anfang alles noch gut aus, aber wie sie nun mal so sind: Wenn es ernst wird, entziehen sie sich doch. Ich habe wahrhaft tapfer mitgehalten und wirklich darum gekämpft, dass sie nicht vom Gatten getrennt wird - ausgerechnet ich, der ich die Ehe doch verabscheue wie Karottensalat mit Blumenkohl. Und normalerweise kann ich auch die Vernunft beiseite schieben und sagen: Dafür war der Mann günstig, und hey, andere rauchen und besuchen jede Woche ein Bordell, wo sie sich fesseln und knebeln lassen, oder sie kaufen Deutschlandfahnen, oder sie verausgaben sich in der Antifa für totalen Blödsinn - sei auch einmal so richtig unvernünftig und mache ein Enveloping Bid.

Habe ich gemacht.

Es hat nicht gereicht, nicht mal ansatzweise. Gleich drei andere sind über mich drüber. Das ist deprimierend.

Bilder haben eben ihre Schicksale, aber wann immer ich ihn sah, war da der Gedanke: Ich habe geholfen, sie zu zerreissen. Man muss es pragmatisch sehen, der Gewinner der Dame hat für den Mann überhaupt nicht geboten, es wäre also so oder so passiert. Dennoch...

Aber wie es nun mal so ist, manchmal füllt Leuten erst zu spät auf, dass sie sich die - in unseren Augen - Makel des Bildes in unseren Augen schöngelogen haben. Wir wissen nicht, wie diese Heirat zustande kam und wie lange sie sich geschminkt hat, um auf ihre leicht fiese Art hübsch zu werden - jedenfalls ist das Portrait mehr charaktervoll denn idealtypisch, Boucher sieht anders aus und Reynolds auch. Da hilft auch kein Häubchen und kein funkelnder Ohrring - der Preis war einfach zu hoch. Das leuchtete auch dem Käufer ein, weshalb er das Bild zurückschickte.



Und so kam es nochmal in die Auktion. Diesmal habe ich bis zu den letzten 6 Sekunden gewartet.

Und es war ganz einfach und es tat auch nicht weh.

250 Jahre waren sie zusammen und 2 Wochen getrennt. Phyisch, aber nicht in meinem Verlangen und in meiner Gier. Und ausserdem weiss ich durch mein Leben, dass es mit Frauen nie ganz einfach ist, und man manchmal etwas auf die zweite Gelegenheit warten muss, aber was tut man nicht alles für Fleisch und Vielweiberei. Zum Schluss wird alles gut und ich denke, die beiden kommen ins Schlafzimmer.

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Montag, 2. Juni 2014

Gepudert

Entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten habe ich mir jetzt doch einen Mitbewohner gesucht, der erstens lange Haare hat und zweitens auch noch einen Ohrring trägt und drittens zum Zeitpunkt der Abbildung zur Hygiene ein Verhältnis hatte, das heute in Berlin noch als ausreichend durchgehen würde. Aber man kann es sich manchmal nicht leisten, besonders wählerisch zu sein, wenn die Gegner Zahnärzte sind - da endet man halt beim Kleinformat.



Man könnte jetzt trefflich darüber spekulieren, wer denn den grösseren finanziellen Verlust bei absoluter Betrachtungsweise erlitten hat, denn es war damals teuer, sich einen Maler kommen zu lassen, und es war sicher auch nicht billig, den Herrn doublieren zu lassen - in beiden Fällen jedenfalls lag der Preis weit unter den Kosten und es ist schon bitter zu sehen, wie gering die Wertschätzung in unseren Zeiten ist. Allein - nur die relative Schwäche des Kunstmarkts im Vergleich zu gewinnbringenden Aktivitäten wie Fussballmerchandise und Fastfood erlaubt es mir, eine Sammlung aufzubauen. Denn sie hatten damals ja weniger Optionen, ihren Reichtum darzustellen: Perücken, Kleider, Möbel, Stuck, Silber, Gemälde, Opernbesuche. Parks und eine Kutsche, das war es dann auch schon.



Und die Kutschen wurden auch länger als vier Jahre benutzt. Ähnlich brutal - nur eben nicht auf den Verlauf von 250 Jahren - ist nämlich auch der Wertverfall nicht mehr ganz absolut allerneuester Rennradrahmen, wie ich mal wieder feststellen musste. Offen gesagt hätte ich zu dem Preis des Pasculli ja lieber noch ein Gemälde gekauft, aber der Markt spuckt nun mal mehr Plastik als Leinwand aus und man muss schauen, wo man bleibt - und nebenbei gilt es, die Erfahrungen der letzten Alpentour in neuere Technik gegen das Altern umzusetzen. Es stört mich nicht, wenn ich älter an Jahren werde, aber die Beschränkungen sind schon etwas unerfreulich. Wenn das so weiter geht, bin ich in nur 30 Jahren so fertig und marode wie ein Berliner Antifatyp im AGH schon heute - und das ist nicht gut. (man stelle sich vorn, man ist auf einer Ausschreitung und als Alibi geht "gebrechlicher Rücken" glatt durch)



Wie auch immer: Neukauf lohnt sich einfach nicht, nie, unter keinem Umstand ausser bei Essen und Toilettenpapier. Aus irgendwelchen seltsamen Gründen erreichen mich nach Monaten des Neides nun wieder seltsame Gerüchte aus Berlin, ich würde mein Leben und seine Freuden nur darstellen - das passiert halt, wenn eine de facto insolvente NichtmehrpiratInnen am Falschinformationstropf von Berufsmimimistinnen hängt. Bezeichnenderweise ist diese spezielle Person gerade dabei, ihre alten Klamotten zu verkaufen; damit sie wieder über die Runden kommt, nachdem all das schöne Geld durchgebrannt wurde, hört man so. Ich fahre Rad und sie möchte nach Israel - was in der Jahreszeit kein besonderes Vergnügen ist, aber diese Arier meinen sich ja an jedes Wetter vom Nordkap bis an die Wüste gewöhnen zu müssen. Ich schraube derweilen im Halbdunkel und überlege mir, wo ich den gut Gepuderten aufhänge - einfach ist das nicht, aber warum sollte man grössere Sorgen haben.

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Freitag, 2. Mai 2014

Grande Dame, Gran Fondo

Die neue Lust an den Bergen ist eigentlich gar nicht so neu, sondern wirklich gute alte Zeit: Man müsste sich einmal aufmachen und den heutigen Trend zum Dirndl und zur Sommerfrische vergleichen mit dem, was so gegen 1870 sehr beliebt war, und ich wage zu behaupten, die Unterschiede wären nicht gross. Die Städterin damals und heute nimmt es zum Anlass, sich ein wenig zu verkleiden, und das schlägt sich natürlich auch in der Darstellung wieder - nur ging es damals erheblich dezenten zu, miniberockte Dirndlflittchen gab es nämlich nicht und wenn dann hat man sie kaum gemalt, sonern allenfalls gedruckt oder auf scheusslichen Taschenuhren für Herrenwitze abgebildet. Jedenfalls, so machte man sich in der k.u.k.-Monarchie richtig bergfein:



Rechts im Bild ist ein für die damalige Zeit grosser und sicher nicht billiger Spiegel, und damit ist eigentlich schon klar, dass die Dame keinesfalls eine normale Bäuerin ist, die auch nicht gefallsüchtig zu sein hatte. Die Haare erzählen davon, dass sie sehr wohl mehr um die Schönheitsideale des Hofes weiss, als um die Zwänge des Bergvolkes, das Frauen ohne Hut oder Kopftuch damals noch als unzüchtig erachtet und verjagt hätte, und so figurbetont musste es damals in der Bergen übrigens auch nicht sein. Nebenbei - da fehlt auch bewusst das Brusttuch, denn sündig war die Alm damals für die Eingeborenen sicher nicht. Dass dort noch ein Blumenstrauss steht, der weniger in die Berge als vielmehr in ein holländisches Stilleben passt, deutet auch nur begrenzt auf eine Herkunft aus einer armen Bauernstube hin. Und dann ist da ja noch das Buch, und der Betrachter mag überlegen, ob das nun das Gesangsbuch für den Kirchgang sind oder lieber der Heine für die Bank am Penegal mit Blick über Kaltern. Also - Penegal. Im Gottesdienst hätte man sie mit dem Aufzug noch verbrannt. So war das im schönen Land Tyrol!

Kurz, wir sehen hier keine Bauernfrau, wir sehen hier eine verkleidete Dame, die, der Mode der Zeit entsprechend, ein wenig Landlust nachspielen geht. Denn so ein Dirndl ist ja auch so praktisch, sagte man unten bei den Schneidern in Kalter, und erlaubt auf natürliche Art sehr viel mehr neckisches Herzeigen als die damals übliche Stadtmode, geschlossen bis zum Hals und steif in einem Korsett. Das schöne, einfache, unbeschwerte Leben, ganz ohne bäuerliche Nöte wie Inzucht in kleinen Käffern, Hunger in Tirol und Erbschaftsstreit wegen einer alten Schüssel, so war das damals für jene, die es sich leisten konnten.

Ich schneidere kein Dirndl und keine Lederhose, aber ich baue immerhin noch ein drittes Kettenblatt an das Gran Fondo, selbst wenn ich es diesmal nicht mit nach Kaltern nehme.



Denn ja, ich fahre nach Kaltern und erklimme Pässe, und ja, ich habe noch einen güntigen Rahmen der marke Storck bekommen, um ein bequemes und nicht zu schweres, aber stabiles Tourenrad zu bauen. So die "Das kann auch mal umfallen"-Sorte. Ein "Resi ich hold Dich mit dem Radl ab"-Rad. Ich suche noch einen Gepäckträger, und die Reifen werden noch leichter. Denn die Pollen können mich zwar eine Weile aus den Bergen entfernen, aber nicht die Bergsehnsucht aus mir. Und so, wie man in Wien dann derartige Biler aufgehängt hat, als Erinnerung, dass die nächste Sommerfrische bald kommt, stelle ich das Bild hier auch an den Schreibtisch, und baue Räder für die ganz langen und hohen Touren. Damit auch ferne Gäste mitkommen können, und Gästinnen. Auch wenn sie dabei übrigens kein Dirndl tragen müssen. Denn in den Bergen ist die Freiheit und oben gibt es Schlutzkrapfen und eine schöne Aussicht, da muss man nicht auf andere Zwänge achten.

(Und wenn es doch sein sollte: Wir haben am See auch genug Dirndlmacherinnen.)

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Mittwoch, 30. April 2014

Gold

Es geht ja nicht nur darum, einen Haufen funktionslos gewordenen Schrott wieder zum Leben zu erwecken, und zwar so, dass er wirklich wie früher aussieht.





Es geht mir auch gar nicht so sehr um die Detailtreue, und auch nicht um das Prestige dieses Namens, und auch nicht darum, dass jetzt wieder die Arena von Verona darauf prangt - sie ist ja auch mehrfach eingraviert.





Es geht darum, über den goldenen Lack zu streichen, die Lettern anzudrücken und das gefühl zu haben, dass die Welt genau in diesem Augenblick wieder ein klein wenig italienischer wird, nachdem sie so austauschbar chinesisch und ukrainisch zu werden droht.





Und es geht um die Erinnerung an all das Gold, das in Italien einfach so herumliegt, in solchen Mengen, dass man es beinahe übersieht, solange man es sich nicht bewusst macht.

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Dienstag, 29. April 2014

Patina

Wenn ich erklären müsste, woran ich gefälschte Gemälde erkenne - und ich erkenne sie gemeinhin auch über Photos im Internet - dann ist das weniger die Pinselführung und die Malkunst, sondern mehr die "Fehler" und die Patina. Es gibt einfach Zeiterscheinungen, die man später nicht kopiert. Im Wiener Barock mochte man zwar das damals 100, 150 Jahre vergangene, echte Barock, aber nicht dessen Augenformen, nicht dessen schematische Behandlung der Hände, nicht mehr die Blumensprache und bestimmte Frisuren. Und es gibt so etwas wie eine natürliche Alterung, die anders als die künstliche Alterung der Moderne aussieht. Ich hatte ja mal das Glück, jemanden kennenzulernen, der mir einige bekannte und gut gemachte Kopien von alten Meistern aus der 2. Reihe und 3. Reihe verkaufen wollte, und der es wirklich gut gemacht hat, zumal die Gemälde restauriert waren - aber für mich gilt, keine Patina, kein Kauf. Andere mögen sich über alt reparierte Schäden ärgern, für mich sind das Hinweise bei der Suche nach dem Echten. Nichts ist schwerer zu fälschen als der an sich wertmindernde Verfall.



Fairerweise muss man sagen, dass sich in meinen Bereichen Fälschungen finanziell kaum lohnen und zudem sehr viel Wissen über alte Malerei verlangen, das anderweitig sicher gwinnbringender einzusetzen wäre. Das Risiko ist also generell überschaubar, es gibt bei uns keine Skandale wie bei der Banksterkunst des 20. Jahrhunderts.

Mit dieser Erfahrung würde ich das f800 SL hier, gebaut 1999, eigentlich für eine Fälschung halten müssen, denn nach 15 Jahren haben solche Räder natürliche Abnutzungserscheinungen. Das hier ist wie neu, es kleben noch die Warnhinweise auf den Bremsgriffen. Das ist in etwa so, als wäre ein neuer Galeriestempel von 1925 auf einem makellosen Impressionisten, der gern gekauft wird.



Da gibt es zum Beispiel so Stellen, an denen die Kabel scheuern müssten, und Kratzer im Lack hinterlassen. Da müsste die Beschichtung der Pedale an den Stellen verschwunden sein, wo die Schuhe aufliegen. Da müsste sich Schmutz und Staub im und hinter hinter dem Tretlager ansammeln. Da müsste der Lack an der Kurbel abgekratzt sein, und die Zähne der Kettenblätter müssten silbern aufgerieben sein. Und die Kette sollte etwas gestreckt sein, durch Antritt und Kletterei, besonders bei einem Bergrad. Das ist immer so, das sind ganz normale Gebrauchsspuren ohne Bedeutung für die Funktion. Die kommen automatisch nach 100 Kilometern, oder auch nach 10, je nach Einsatz.



Durch meine Hände sind einige Cannondales gegangen, und weil das eine gute Marke war - die Rahmen wurden in den USA geschweisst und verschliffen, nichts China oder Taiwan - wurden sie auch in der Regel benutzt. Niemand zahlt den Aufpreis für diese Marke, der nicht vor hat, etwas damit zu unternehmen, und entsprechend gebraucht sind dann auch viele Räder. Das hier hat noch die Gusskanälreste an den Reifen, die auch original sind. Der Grund ist eigentlich recht einfach: Das Rad war der Besitzerin zu gross. Typischer Fall von "Setzen Sie sich einmal drauf und drehen Sie eine Runde". Ob ein Rad passt, merkt man erst nach 100 Kilometern, denn dann tut der Rücken vielleicht wirklich weh, der Sattel drückt unerträglich und die Finger knirschen. Man kann das natürlich mit einem guten Auge auch abschätzen, Vorbauten mitgeben und sagen, dass man stets mit Rad und Tat zur Seite steht. Hier aber wollte in Radladen 2400 DM verdienen. Das war damals nicht wenig Geld.



Aber die Bremsen nicht richtig einstellen. Sowas regt mich auf, die verkaufen solche teuren Kisten und sind zu faul, 5 Minuten die Bremse zu justieren. Das zieht sich durch die ganze Montage, überall verschenken sie 10 Prozent der Leistung. Die Kette ist zu lang, die Züge sind nicht sauber verlegt, die Naben sind zu hart eingestellt, es ist zu wenig Fett im Sitzrohr, das sich bei harter Benutzung schnell mit der Sattelstütze kalt verschweisst hätte. Kleinigkeiten, die ein Rad, einen Wertgegenstand über Jahrzehnte schützen, selbst wenn damit gefahren, viel gefahren wird, über Stock und Stein. Aber es war zu gross und lief keine 50 Kilometer und stand seitdem nur rum. Natürlich sauber und im waren Keller.



Es hätte eine Rakete sein können, um Berge zu überwinden und durch Täler zu jagen. Es ist auch für moderne Standards immer noch ein sehr schnelles und leichtes Rad - ich weiss es, ich fahre selbst eines, im Winter habe ich es nicht geschont und das sieht man. Das Rote wurde halt verkauft für den Profit und nicht für den Kunden und inseriert, weil es im Weg war. Jetzt geht es weiter zu jemandem, der damit hoffentlich mehr wird anfangen können.

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Montag, 28. April 2014

50 mm, sonst nichts

Das hier ist eines der erfreulichsten Objektive, die ich habe, und ich würde sagen, dass ich im Moment damit mehr als die Hälfte aller Bilder mache: Ein Pentax M mit 50 mm, das auf meiner Pen E-P2 zu 100mm umgewandelt wird.



Es ist etwas empfindlich bei Belichtungsschwankungen, aber wichtiger sind mit Blendenring und die rasante Schärfeneinstellung per Hand und per Sucher oder Display. Es gehört ein wenig Übung dazu, aber inzwischen kann ich das recht gut. Das Objejtiv ist klein, leicht, verwendbar ab Blende 2 und Tag und Nacht uneingeschränkt verwendbar. Natürlich macht die Brennweite manchmal Probleme, und deshalb habe ich noch eine kleine Taschenkamera dabei.



Die grosse Enttäuschung ist eine Firma namens Mitakon, die eigentlich für die Mille Miglia letzten Jahres einen Adapter für Pentax an das M43-Format angekündigt hat, mit einem Konvertierungsverhältnis von 0,72. Das heisst, aus dem deutlichen Tele von 100 mm wäre ein moderates Tele von 72 mm geworden. Zusätzlich hätte ich noch einiges an Lichtempfindlichkeit gewonnen. Inzwischen gibt es diese Asapter für Sony und Fuji, aber M43 haben sie vergessen. Ausserdem machen sie lieber selbst Objektive. Die dann schon für M43, aber halt zu hohen Kosten.



Ich habe schon bei der letzten MM geflucht, weil ich das nicht hatte und so wie es aussieht, wird es dieses Jahr nicht anders sein. Ich sehe mich also jetzt schon belastet mit 3 Kameras und 4 Objektiven und obendrein verärgert, weil natürlich auch das 28 mm Objektiv zu einem 48er wird, statt mit Blende 2,5 bei 35 mm die Autos in der Dämmerung zu erhaschen. Das ist Kapitalismus: Eine Firma kündigt ein unschlagbares Nischenprodukt an, andere machen es dann nicht und die Firma selbst lässt es auch bleiben. Oh wie ich es hasse. Es gäbe genug Kunden, ich würde gleich zwei oder drei davon nehmen - aber Mitakon macht nichts. Oder doch, es gibt angeblich so etwas für Nikon. Habe ich leider nicht. Ich habe mich für Pentax entschieden, wegen der Ankündigung, dass sie Pentax machen.



Gut, andere machen Bilder mit den Mobiltelefonen und jagen sie durch Filter. Vermutlich ärgern sie sich dann in 30 Jahren, wenn alles wie Instagram aussieht und überhaupt nicht so schön, wie sie es in Erinnerung haben. Und gleichzeitig hauen Olympus und Panasonic so viele neue Modelle auf den Markt, dass ich längst den Überblick verloren habe. Natürlich machen sie nur neue Kameras und Objektive und keine Adapter. Früher wären sie mit so einer Haltung bankrott gegangen, heute kommt es vielleicht ähnlich - aber aus anderen Gründen.

Mir wird schlecht beim Gedanken, dass das in absehbarer Zeit auch beim Rennrad so kommen wird. Was die Digitalisierung zerstören kann, wird sie zugunsten einer mobilen, alles könnenden und gleichzeitig unflexiblen und nicht reparierbaren Einrichtung zerstören, und die Leute werden dennoch zufrieden sein. Ausser, wenn sie zwischendrin die Rechnung bezahlen müssen. Wir haben hier ein Radhaus, das jährlich bei sinnlosen Inspektionen die Züge für 50 Euro und 30 Euro Montage erneuert. Züge, die im Gegensatz zu früher 20 Jahre halten. Das ist die Zukunft.

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Sonntag, 27. April 2014

Der dreifache Untergang

Es gibt da diverse Grenzen beim Gemäldeerwerb: Die eine, die für mich relevant ist, liegt bei 1800. Rokokodamen kosten meistens zwei bis fünf mal so viel wie Biedermeierdamen in der gleichen Qualität. Das hat etwas mit der Menge zu tun - Rokoko ist seltener - und etwas mit der Haltung. Biedermeier ist erheblich züchtiger und Sammler gleich welchen Geschlchts gehen meist nach simplen Primärreizen. Und da kommt so eine nach Heirat schmachtende Baronin einfach besser als eine auf ihren Ruf bedachte Bürgersgattin rüber - wir missinterpretatieren das nicht, wir sind einfach nur leicht verführbar. Die nächste Grenze ist bei 1850, dann endet die oft immer noch lächelnde leicht restaufreizende, heinelesende Epoche des Biedermeier, und es beginnt das Zeitalter des Historismus - spiessig, treudeutsch, reaktionär, reich und gleichzeitig prüde - und auch das schlägt auf die Preise dutch, wenn es sich nicht gerade um ein Bild von Degas oder den Nabis handelt. Hat man also Gemälde von 1855, 1890 ind 1845 auf der Liste, kann eigentlich nichts schief gehen. Reiche Beute an nackter Haut!

Um es kurz zu machen, wenn die Damen dann dennoch zu viel Haut und Schultern zeigen, möchte ich dann doch lieber ein Rennrad zeigen, denn das kann ich mir noch leisten.



Man glaube mir das bitte, ich habe es versucht bis an den Rand der Selbstverleugnung und Gehaltsforderungsverhandlung. Es wäre egal gewesen. Diesmal ist nicht einer über mich drüber getrampelt, es waren ganze Horden. Obwohl meine Lunge doch so empfindlich ist. Das ist nicht schön, wenn man sich dann so arm fühlt. An so einem kalten Regentag.

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Donnerstag, 17. April 2014

Die bleiernen Jahre

Früher bekam man, wenn man den Radhändler kannte, die kleinen Metall- oder Plastikhülsen für Schalt- und Bremszug geschenkt. Heute sind da lauter junge Mitarbeiter, die sich mit Rädern nicht auskennen, aber für jeden Plastiknupsel 50 Cent, also eine Mark haben wollen.

Ich kenne zum Glück an beiden Wohnorten noch andere Radhändler. Und so treibt es mich immer wieder dorthin, und dann fachsimpeln wir etwas, oder sprechen über Verkehrspolitik oder was sonst noch so ansteht. Oder darüber, dass er etwas auf Kommission da hat.



Ein Chesini Arena von 1979 aus Verona, in einem ausgewaschenen Goldton, der damals modern war. Schon komisch, die Erinnerung an die Zeit hat genau diese Farbe, denn alles, was ich damals vom Umsturz in Persien mitbekam, war die Schwierigkeit, gute Teppiche zu beschaffen. Der Nachschub brach damals zusammen, und meine Eltern hatten es gar nicht leicht, die richtigen Exemplare zu finden und auszulegen. So kam bei uns das Schlechte der Welt an, als Einrichtungsproblem. Der deutsche Herbst? Da hatte ich genug mit dem Gymnasium zu tun, und auf meine Noten zu achten. Das war irgendwie alles weit weg, mit Ausnahme dessen, was in Bezug auf einen verhassten Chemielehrer auf dem Schulhof geschreiben wurde,

"Bubak, Ponto, Schleyer, der nächste ist der XXXXXXmeier"

Da kam dann der Staatsschutz. Aber das drang nicht durch, es ging ja allen doch recht gut und 1977, das weiss ich noch, war ein toller Sommer. Der künstlerisch begabte V. fälschte Freibadkarten. Wir kamen schon auf das 7,50er Brett. Und niemand hatte ein Telefon, um unsere Eltern davor zu warnen.



Das Chesini ist machbar und vielleicht das, was wir damals gern gehabt hätten, aber das dauerte noch eine Weile. Ich nehme es wegen der Farbe. Und weil es schade wäre, würde es verkommen.

Letztes Jahr habe ich mit G. in Italien viel über diese Zeit gesprochen. Die Epoche war in Italien überhaupt nicht golden, und das wurde auch uns Kindern im Urlaub klar: Überall Carabinieri mit Maschinenpistolen. G. kommt aus einer traditionell linken Familie, wie so viele in der Poebene, bevor die Lega Nord der neue Kommunismus wurde. Für G. sind das schlimme Zeiten gewesen, an die sich keiner gern erinnert. Terror von links, von rechts und vom Staat mit seinen Geheimdiensten. Ein Land am Rande des Bürgerkriegs. Auf der Linken verlor die Kommunistische Partei den Einfluss bei den Schlägerbanden, auf der rechten Seite unterwanderte die Jauche aus Neofaschisten, Geheimdienstlern und Mafia weite Teile der Parteienlandschaft.



Genauso fett und golden scheinen im Moment die Zeiten zu sein, und der Konflikt der Ukraine kommt hier bei uns auch nur durch den Gaspreis an. Man kann das so und so sehen, viele hier trauen auch den Ukrainern nicht, zu Recht vermutlich, aber was da gerade in Russland an Autokratie enthüllt wird, ist auch bitter. Man nennt es nicht Panslawismus, aber etwas in der Art wird es wohl werden. Mit vielen unschönen Folgen, und nach den Irakkriegen und dem Versagen beim Versuch, eine neue, friedlichere Welt zu schaffen, wird das alles wieder höchst unerfreulich. Mit einem Westen im Zeichen von NSA und GCHQ und anderer Dienste.

Wirtschaftlich ist alles golden, aber da ist die Ahnung, dass noch sehr viel Blei des Weges kommen wird. Grossmachtspolitik nimmt nun mal keine Rücksichten und so, wie wir in Zypern kommandiert haben, so wird man vielleicht auch mit uns umspringen, uns neuem Wirtschaftswundersuperland.



Da ist auch noch ein echtes Wirtschaftswunderdamenrad, seh gut erhalten, elfenbein und grün lackiert. So, wie man das eigentlich sonst nur in Italien sieht, da hat man die Räder ähnlich bemalt. Es war ja nicht alles Neorealismo, es gab Toni Renis und Mario Riva und zu denen radelte die Dame wohl eher so. Zweifarbig. Lusso. Man vergisst das Blei ja schnell, wenn das Wetter schön und die Musik anschmiegsam ist. Und jetzt kommt ja auch der Sommer, von der Donau bis zur Wolga.

Ich werde das Chesini wieder zum Leben erwecken und Putin Bestien, die lange Vergangenheit zu sein schienen. Und Obama wird derweilen alles tun, um Venezuela zu destabilisieren. Jeder, wie er es für richtig hält. Mir das goldene Rad und den anderen so viel Blei und Gift.

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Montag, 14. April 2014

3 statt 2

Es gibt ja mehrere Arten von Bildhängung, wenn man die Höhe geht: 1-reihig. Das ist das Normale, gerade in Zeiten wie den unseren, da man nicht mal eben zu Caravaggio gehen kann und sagen, ich brauche morgen 2x3 Meter Bild. Das geht nur noch bei lebenden Künstlern und das kann ja keiner wollen. 2. dann die doppelte Hängung, mit Bildreihen übereinander. Das ist bei mir weitgehend der Standard und macht so ein Zimmer schon recht voll. Oben sind die grossen Gemälde und unten die Kleinen, und die Mittleren hängt man eben zusammen.



Dreireihig wird schon erheblich schwerer, wenn die Wände weniger als drei Meter hoch sind. Ich wohne hier in Räumen der Zeit und 1600, da gibt es auch genug Beispiele dieser angeblichen Epoche der Wiederentdeckung des lichterfüllten Lebens, da Zimmer für normale Menschen keine zwei Meter hoch waren: 2,75 Meter war damals schon eine Ansage und die 3,20 Meter ein Stockwerk drunter würden das alles noch einfacher machen. Wie auich immer, ich habe, was ich habe, und wenn man den Sockel von 95 cm wegrechnet, bleiben ohne Stuck noch 1,70 Meter übrig.



Lässt man nun jeweils 7cm Abstand zwischen Sockel, Bildern und Stuck, gehen bei dreifacher Hängung nochmal gut 30cm weg. Bleiben für Bilder nur 1,40m und dann weiss man: Mit Rahmen sollten sie im Schnitt keine 50 cm hoch sein, womit sie sehr klein sind. So klein waren sie im Rokoko selten, denn wer Bilder hatte, für den waren auch Wände kein Problem, oder Wohnraum. Den hatte man einfach. Ich habe ich mich testweise jtzt auf 50 cm Bildhöhe durch Verkleinerung der Abstände hochgearbeitet, und weil das unterste Bild nur 30 cm hoch ist, geht das meines Erachtens auch, wenn das höchste Bild fast 60 cm Höhe erreicht. So lala.



Vielleicht habe ich mich in der Schnelle auch verrechnet, aber wie auch immer, ich hatte ein Ergebnis und konnte entscheiden und am Ende war es dann auch gar nicht so teuer. Gerade mal so teuer, dass es, falls es nicht geklappt hätte, kein teurer Verlust geworden wäre. Zumal das Bild vom Bild eines von jenen war, anhand derer man Glück oder Pech haben kann, so fragwürdig war es abgelichtet. Aber beim Auspacken zeigte sich schnell, dass diese junge Pastelldame auf der richtige Seite des künstlerischen Rokoko entstanden war.



Und mit ganz viel Quetschen und Verzicht auf einiges an weisser Wand - seien wir ehrlich, viel ist davon auch nicht mehr da, und weisse Wand kann schliesslich jeder, sogar mit Rauhfaser - war es dann auch möglich, sie an passender Stelle dreifach, ganz oben aufzuhängen. Dafür, dass ich schon vor einem halben Jahr glaubte, es ginge wirklich überhaupt nichts mehr, geht doch noch einiges.



Männer sind so. Mathematisch schwach, im Ernstfall auch bei schlechten Chancen entscheidungsfreudig und immer bereit, noch einer Dame einen Platz im elenden, verbrecherischen Loch ihres Herzens und an ihren nicht mehr kahlen Wänden anzubieten. Und man muss immer bedenken: Sie sind nur am, Anfang teuer, danach werden sie pflegeleicht und nicht allzu fordernd.

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