Grande Dame, Gran Fondo

Die neue Lust an den Bergen ist eigentlich gar nicht so neu, sondern wirklich gute alte Zeit: Man müsste sich einmal aufmachen und den heutigen Trend zum Dirndl und zur Sommerfrische vergleichen mit dem, was so gegen 1870 sehr beliebt war, und ich wage zu behaupten, die Unterschiede wären nicht gross. Die Städterin damals und heute nimmt es zum Anlass, sich ein wenig zu verkleiden, und das schlägt sich natürlich auch in der Darstellung wieder - nur ging es damals erheblich dezenten zu, miniberockte Dirndlflittchen gab es nämlich nicht und wenn dann hat man sie kaum gemalt, sonern allenfalls gedruckt oder auf scheusslichen Taschenuhren für Herrenwitze abgebildet. Jedenfalls, so machte man sich in der k.u.k.-Monarchie richtig bergfein:



Rechts im Bild ist ein für die damalige Zeit grosser und sicher nicht billiger Spiegel, und damit ist eigentlich schon klar, dass die Dame keinesfalls eine normale Bäuerin ist, die auch nicht gefallsüchtig zu sein hatte. Die Haare erzählen davon, dass sie sehr wohl mehr um die Schönheitsideale des Hofes weiss, als um die Zwänge des Bergvolkes, das Frauen ohne Hut oder Kopftuch damals noch als unzüchtig erachtet und verjagt hätte, und so figurbetont musste es damals in der Bergen übrigens auch nicht sein. Nebenbei - da fehlt auch bewusst das Brusttuch, denn sündig war die Alm damals für die Eingeborenen sicher nicht. Dass dort noch ein Blumenstrauss steht, der weniger in die Berge als vielmehr in ein holländisches Stilleben passt, deutet auch nur begrenzt auf eine Herkunft aus einer armen Bauernstube hin. Und dann ist da ja noch das Buch, und der Betrachter mag überlegen, ob das nun das Gesangsbuch für den Kirchgang sind oder lieber der Heine für die Bank am Penegal mit Blick über Kaltern. Also - Penegal. Im Gottesdienst hätte man sie mit dem Aufzug noch verbrannt. So war das im schönen Land Tyrol!

Kurz, wir sehen hier keine Bauernfrau, wir sehen hier eine verkleidete Dame, die, der Mode der Zeit entsprechend, ein wenig Landlust nachspielen geht. Denn so ein Dirndl ist ja auch so praktisch, sagte man unten bei den Schneidern in Kalter, und erlaubt auf natürliche Art sehr viel mehr neckisches Herzeigen als die damals übliche Stadtmode, geschlossen bis zum Hals und steif in einem Korsett. Das schöne, einfache, unbeschwerte Leben, ganz ohne bäuerliche Nöte wie Inzucht in kleinen Käffern, Hunger in Tirol und Erbschaftsstreit wegen einer alten Schüssel, so war das damals für jene, die es sich leisten konnten.

Ich schneidere kein Dirndl und keine Lederhose, aber ich baue immerhin noch ein drittes Kettenblatt an das Gran Fondo, selbst wenn ich es diesmal nicht mit nach Kaltern nehme.



Denn ja, ich fahre nach Kaltern und erklimme Pässe, und ja, ich habe noch einen güntigen Rahmen der marke Storck bekommen, um ein bequemes und nicht zu schweres, aber stabiles Tourenrad zu bauen. So die "Das kann auch mal umfallen"-Sorte. Ein "Resi ich hold Dich mit dem Radl ab"-Rad. Ich suche noch einen Gepäckträger, und die Reifen werden noch leichter. Denn die Pollen können mich zwar eine Weile aus den Bergen entfernen, aber nicht die Bergsehnsucht aus mir. Und so, wie man in Wien dann derartige Biler aufgehängt hat, als Erinnerung, dass die nächste Sommerfrische bald kommt, stelle ich das Bild hier auch an den Schreibtisch, und baue Räder für die ganz langen und hohen Touren. Damit auch ferne Gäste mitkommen können, und Gästinnen. Auch wenn sie dabei übrigens kein Dirndl tragen müssen. Denn in den Bergen ist die Freiheit und oben gibt es Schlutzkrapfen und eine schöne Aussicht, da muss man nicht auf andere Zwänge achten.

(Und wenn es doch sein sollte: Wir haben am See auch genug Dirndlmacherinnen.)

Freitag, 2. Mai 2014, 19:54, von donalphons | |comment

 
Viel Spaß.

...seit jeher verbringen viele Bewohner der östlichen Mendelhänge den Sommer dort im Gebirge.

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Da ist auch ein altes, berühmtes Grandhotel, das auch ein Grund der Reise ist.

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Genau das. Es hat zusammen mit dem 1. Weltkrieg auch eine sehr wichtige Geschichte.

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Das spielte dann bald ja auch keine Rolle mehr.

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OT or OnT? An der Mendel hat sich viel verändert - ob es besser war oder besser wird, kann ich nicht sagen.
Bilder auf chantalismus tumblr com
zeigen einen noch größeren, Verzeihung, krasseren Wandel. Der Abstand dieser vermutlichen DomRep-Flieger zu den früheren Hotelgästen in Meran dürfte dem GrandCanyon entsprechen.

Wo soll das hin gehen?

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Haha,
danke für die Seite. Habe sehr gelacht.

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Diebstahlschutz
Für das schöne Gran Fodo empfiehlt sich ggf. noch ein wirksamer und standesgemäßer Diebstahlschutz.

(Typ Berlin - Modell Anne Helm)

;-)

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Früher hat man tatsächlich Sektkorken in den Lenker geschoben, die Plastikmöppel gibt es erst nach dem Krieg - und heute gibt es Kork auch wieder in Teuer von Brroks, glaube ich.

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Ja, womöglich auch im M*n*f*ct*m-Katalog. Auf traditionelle Weise mundgeklöppelt handgeschnitzt aus der Rinde einer linksdrehenden Korkeichenart, die fast schon ausgestorben war...

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Oh, da werde ich gleich ein Fläschchen aufmachen!
Natürlich nur wegen der Rennradlenkerenden!

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M*n*f*ct*m
Die Rinde wird ausschließlich in Vollmondnächten von portugiesischen Korkeichenbäuerinnen geerntet. Dabei werden uralte Lieder gesungen, die die Geister der Bäume beschwichtigen sollen.
Danach wird die Rohrinde per Eselskarren in die Provinzhauptstadt kutschiert.
Dort pflegt man noch das traditionelle Handwerk der Korkschnitzerei.
Pro Korken sind ungefähr 50 Arbeitsschritte notwendig.

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Von jungfräulichen portugiesischen Korkeichenbäuerinnentöchtern, um genau zu sein.

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Leider eine Ente.

Die Zertifizierung der Jungfräulichkeit scheiterte mehrfach.

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an wem ? *duckundweg* ;)

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...an Microsoft.:

Die haben - seitdem sie in Nordafrika billig programmieren lassen - die Zahl der dafür tauglichen Zertifikate auf 72 beschränkt.

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Ich habe einen ganz banalen, fränkischen Korken zusammengechnitzt. Ich habe es nämlich nicht so mit Jungfrauen.

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Spass...
... ganz ohne Berg und Dirndl...

http://vimeo.com/71039155

:-D

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