: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 24. Juli 2014

18 statt 14

Da ist dieses Gefühl, dass man niemandem trauen kann. Weder den Russen noch den Amerikanern, und den diversen Konfliktparteien im Nahen Osten sowieso nicht. Da ist diese Ahnung, dass der nächste Kalte Krieg multilateral und klassenübergreifend sein wird, nicht mehr eine ideologische Konfrontation, sondern ein von Einfluss und wirtschaftlichen Eroberungen getriebener Bürgerkrieg, der nur deshalb "Bürger" heisst, weil die dabei drauf zahlen. Die Gewinne werden für die Sieger und Profiteure natürlich weiter sprudeln, und während alle nach Gaza und Doneszk starren, zeigt sich, dass die schönen Stresstests der Banken in Europa nur insofern stimmen, als sie mit jenen falschen Annahmen richtig rechneten, die dafür ausgelegt wurden. Wir haben das eine Weile übersehen, es ging uns ja gut dabei.



Fast 300 Menschen, die vom Himmel geschossen werden, ändern das natürlich, und sollten es die Russen gewesen sein, dann erinnert ihre Reaktion an jene, die die USA dem Iran zukommen liessen, als sie während des ersten Golfkriegs eine zivile Maschine abschossen: Leugnen, Ausreden suchen, kein Wort des Bedauerns. Auf dem Niveau sind wir angekommen. Jetzt also wirtschaftliche Sanktionen als Antwort, und ich habe wenig Zweifel, wem die betroffenen Firmen ihre Rechnungen präsentieren werden, sofern sie nicht ohnehin schon früher den Zukunftsmarkt Russland verlassen haben. Nicht mehr vereint arbeiten Blöcke gegeneinander, jeder einzelne Söldner von Nation und Kapital schaut zuerst, wo er bleibt, und welchen Preis er verlangen kann. Die Methoden werden fieser, und was man sich vor einem Jahr nicht vorstellen konnte, ist nächstes Jahr dann vermutlich längst gelebte Praxis. Man wird sehen, wie viel Zypern die Griechen als Antwort auf ihre neuen Bitten um einen Schuldenschnitt erhalten werden.



Natürlich, 1914, werden manche sage, aber ich sage eher 1618 und nöchte zu bedenken geben, dass die Auflösungstendenzen, die letztlich den 1. Weltkrieg beendeten, den 30-jährigen Krieg erst so lang und unlösbar haben werden lassen. Wenn man bedenkt, wie schwer es war, den auseinander brechenden Balkan halbwegs friedlich werden zu lassen, dann ahnt man vielleicht, wie widerlich das alles wird, was da noch kommen mag.

Trotzdem nehme ich das neue, fertige und wieder hergerichtete Colnago mit in die Sommerfrische, werde mich mit Freunden herumtreiben und so tun, als ginge mich das alles nichts, gar nichts an. Und schreibe über die Liebe und ihre Wege. Darüber wird generell zu wenig geschrieben, also nicht nur in der FAZ, sondern auch im Kommentarblog.

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Mittwoch, 16. Juli 2014

Wollen Sie vielleicht? Nein, eher nicht.

Vielleicht liegt es ja an diesem Spiegel-Beitrag, der sich Halbgares aus den Fingern zuzelt und so tut, als wäre der Autor in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht, und könnte abschätzen, wie es weiter geht. Tatsächlich jedoch ist der Ort, an dem ich arbeite, einerseits komplex, wenn es um Frankfurt geht, und andererseits immer der gleiche und wird es auch bleiben: Die Aussenstelle Tegernsee.



Jedenfalls weiss man nichts genaues und ich werde alles tun, dass es genau so bleibt; aber so wirklich einschätzen kann ich auch nicht, wie diese zarten Anfragen da gemeint sind: Wollen die ins Gespräch kommen, damit ich Informationen liefere, die ich nicht habe und auch gar nicht haben will, oder sind das dezente Ausdrucksformen einer Bereitschaft, im Falle eines Falles eine Alternative zu bieten?

Den Medien geht es dreckig, keine Frage, sonst würde man jetzt mehr über Übernahmen hören. In der aktuellen Lage, trotz all der lauten Gerüchte, ist das aktuelle Konstrukt stabil und immer noch die beste aller möglichen Welten im Vergleich zu den schwankenden Planken, die andere anzubieten haben. Ich sehe auch nicht, warum sich daran etwas ändern sollte. Moderne Berufe verlangen nach Flexibilität, aber ich bin so wanderungsbereit wie der See, nämlich gar nicht, und so gäbe es noch nicht mal mich im Angebot, sondern halt nur eine Aussenstelle in einer Region ohne echte Nachrichten.

Ich sehe das gerade an einer Frau, die von München einen deutlichen Seriositätssprung nach Hamburg gemacht hat: Gutes Haus, vermutlich gute Bezahlung, aber dauernd klingt dieses Gefühl der Heimatlosigkeit durch, nichts passt so richtig und es ist hart, so hart, dort anzukommen. Viele beklagen ja diese spezielle bayerische Art der Kumpanei, und ja, nur 100 Meter von dem Bild entfernt war genau so ein jungdynamisches Erfolgspaar, dass man schreiend weglaufen will, genau diese Z4-ChiChi-Prada-MiddleManagement-RiemerBürohochhaus-Funktionskaste, die etwas geschafft hat und es sich raushängen lässt: Das ist nicht immer schön, wenn es sich ohabisch macht, auf der Suche nach dem bösten Bührgarten der Region. Aber die hat man überall und woanders fehlt ein wenig die Wärme, an die man sich schneller als an diese kühle Distanz gewöhnt, im Norden, an jenem Medienstandort.



Ich schaue mit diese Abwanderungschmerzen der Betroffenen an und den See, und es bleibt halt, wie es ist. Ich weiss nichts über Frankfurt und das reicht mir, solange ich weiss, dass es genau hier weiter geht. Ich fremdle gerade etwas mit dem Internet, das sehe man mir nach, ich habe viel eigenes zu tun und ausserdem rufen die Berge. Ich bleibe wohl noch eine Weile hier und was kommt, wird man sehen. Es wird aber immer so aussehen, und das finde ich gut.

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Samstag, 5. Juli 2014

Die Frustkäufe kommen später

Das hier war dagegen noch reines Vergnügen; ein Pasculli Zovallo einer Berliner Marke, die in Italien bauen lässt.





Eigentlich habe ich es nur gekauft, weil es billig war - der Vorbesitzer hatte ein wirklich grauenvolles Bild des nackten Rahmens ins Internet gestellt, und die Grösse musste man erraten. Das hat wohl viele abgeschreckt. Ganz billig war es trotzdem nicht, und ich lernte hier die Freuden der modernen Steuersatzmasse kennen. Früher gab es 2 Möglichkeiten, eine war normal und eine selten. Heute gibt es Unmengen von speziellen Lösungen, hier ist zum Glück jedoch eine verbaut, die halbwegs gebräuchlich und leicht zu beschaffen ist. Wie das aber mal in 20 Jahren sein wird, weiss niemand.





Vielleicht sollte ich doch wieder mehr darauf achten, dass Dinge wirklich langfristig zu warten sind, denn man muss auch ehrlich sagen: Neues lohnt sich sonst einfach nicht. Es wird so viel davon gemacht und so schnell ausgetauscht; ganz selten kommt es mal zu einem Käuferstreik, wie man das im Moment bei den modischen MTBs mit 27.5 Zoll Laufrädern hört. Unterdessen wirbt man hier mit "Jedes Jahr ein neues Smartphone". Es wäre ja auch unzumutbar, mit einem Telefon vom letzten Jahr die Nichtigkeiten anzuschauen, die andere in ihre Telefone schreiben.

Aber im Kern kommt es ohnehin nur darauf an, auf der kleinen Maschine die richtigen Bewegungen zu machen, die einen in Einklang mit den grossen Bewegungen der Maschine des des Weltalls bringt. Das habe ich bei allem, was in der letzten Zeit war, gelernt. Nicht gerade angenehm, aber ich weiss es jetzt.

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Donnerstag, 3. Juli 2014

Alles ausser Hochzeit

Hochzeit hat man früher eigentlich nicht in Gaststätten gefeiert, das ist vermutlich mehr eine Erfindung der modernen Medien denn die historische Realität - und es war auch nicht so opulent, wie es heute zu sei hat. Die allgemein übliche Sparsamkeit hätte so etwas vermutlich auch gar nicht erlaubt. Opulent und hochwertig waren die Geschenke - manche davon stehen immer noch in meinen Wohnungen, nach über 100 Jahren.





Aber natürlich ist man zum Essen gegangen. In Gaststätten, die etwa "Höllbräu" hiessen und in deren dunkel vertäfelten Stuben für uns heute unvorstellbare Nationalismen zum Besten gegeben wurden. Diese Lokale haben die Gegenwart nur selten erreicht, das letzte Haus dieser Art wurde bei uns vor zwei Jahren nach langem Leerstand jetzt restauriert und auf modern gemacht. Es hat sich eben viel geändert, die Brauereien verschwanden und gerade im Moment sterben hier die Dorfwirtschaften in eben jenen Gemeinden, die stark wachsen: Dort wird geschlafen, aber nicht mehr unter den Bildertafeln mit den Gefallenen und Vermissten der Weltkriege gegessen.

Alles ausser Hochzeiten jedoch fand bei uns in einem günstig gelegenen Hof, einer ummauerten Schwaige statt. Die ist nicht so prätentiös wie die bekannten Adressen in München, aber sie gehört von Anbeginn an der eigenen Familie und wird jetzt auch nicht mehr verpachtet, sondern selbst betrieben. So wie früher halt, und so wie früher sind die Zwiebeln nicht vorgebraten, sonder weich angebraten, wenn sie auf den Kässpatzen kommen. das sieht ein wenig seltsam aus, aber es soll ja echt sein und nicht volkstümlich.





Dahinter sind Wiesen und Äcker und so wird es auch bleiben, denn keiner plant hier Neubauten und Strassen. Den einen Weg haben sie neu gemacht, aber nur für Radler, und das ist gut so, denn es hat sich wieder herumgesprochen, wie gut es wurde, unter den alten Linden, und deshalb sind die Parkplätze schnell weg. Und so sitzt man halt, wo man schon immer sass. Und isst auch nicht anders als unter dem Prinzregenten, Banales aus der heimischen Küche. Das ist keine Nachricht und nie wird ein Feinschmecker hier eine Besprechung schreiben, denn es gibt ja nur die Linden, den Kies, die Sonne und eine Luft, die je nach Windrichtung mal gut ist und mal Viehzucht. Nebenan laufen die freilaufenden Hühner herum, und das aufgelassene Erdbeerfeld riecht süss wie die Sünde.

Sehr lang also sitzen wir schon hier und viel wurde getan und gesprochen, manchmal auch getrauert und meist gut gegessen. Man könnte auch sagen, weit ist es nicht mit uns gekommen, und es stimmt auch. Denn sogar der Weg, den ich aus der Stadt nehme, ist immer noch der selbe wie vor 100 Jahren.





Auch die gefährliche Schiffschaukel ist noch da - so manches Familienmitglied ist da schon runtergefallen, aus Unachtsamkeit oder weil es eine Halbe zu viel war.

Passiert ist nie etwas. Wie ohnehin nie etwas wirklich Schlimmes passiert, wenn man hier ist. Das ist so ein Ort, an den man immer kommen kann, sich setzen und keiner behandelt einen schlecht oder komisch. Eier habe ich noch daheim, deshalb kann ich nachher schnell fahren, für die Verdauung. Aber manchmal nehme ich auch Eier mit und dann trödle ich, und hänge Erinnerungen nach, die nicht meine sind, aber zu mir gehören, weil ich halt von denen abstamme, die hier sassen.

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Montag, 30. Juni 2014

Nach dem Regen

Gehe nie mit einer neuen, feinen Bekannten nach einem durchgeregneten Wochenende an den See hinunter, wenn es an diesem letzten Abend dunkel wird. Und falls doch, wähle Deine Worte weise.



Geh nie mit ihr im Winter auf den Berg, wenn unten alles in Wolken ist, und darüber der blaue Himmel das Paradies erahnen lässt.

Das ist dann nämlich die lyrische Variante von "sich den anderen schön saufen" und wirkt besser als jede aus Funk und Film bekannte rosa Brille. Lass es besser ganz einfach ausklimgen und sag "Bis zum nächsten Mal". Das rettet Dich vielleicht nicht, aber Du rennst dann wenigstens bewusster ins Verderben.

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Samstag, 28. Juni 2014

schreibenvergessen

Es ist so geworden: Wenn ich das Notebook von A nach B bringe, setzt inzwischen die Tastatur teilweise aus. Momentan ist es die Shifttaste und die 1, die eher sporadisch funktionieren, und das kostet natürlich Zeit beim Schreiben. Meine typische problemvermeidungsstrategie lautet natürlich. Dann halt weniger schreiben. Und zudem habe ich, Wetter hin, Wolken her, Besuch.



Für den Abend und zur inspiration habe ich auch die neue World of Interiors hier -meine Cumputer sind billig, aber dafür ist natürlich immer Geld da. Dünn ist sie geworden, 130 schmale Seiten und nur ganz wenig Werbung. Und das, obwohl die Immobilienpreise in london längst wieder Blasenformat haben und modezeitschriften wieder besser verdienen. Ich vermute, das liegt daran, dass man sich kleine Ausgaben wie Schuhe eher leisten kann, als sofas für 12.000 Pfund. So etwas in der Art verkündet auch mein Silberkannenmeter: Da ist noch keine Preisentwicklung nach oben da, nur der Spread zwischen Kanne und Material steigt. Wie die WOI das aushält? seit 2007 darbt das GGeschäft, das sind jetzt bald 7 Jahre Krise. Und weil, wie man in Bulgarien sieht, die Banken immer noch kriseln, wird das auch nicht besser.



Die 3 macht auch Zicken, ich wackle etwas am Rechner und hoffe, dass es besser wird - vielleicht sind es ja irgendwelche Krümel. Ungewohnt früh schalte ich die Lichter ein, draussen ist es reichlich finster und fast könnte man glauben, der Sommer, der gerade erst beginnt, wäre schon wieder vorbei. Klar ist das Wasser am See, während an der Donau die Algen blühen, aber keiner ist da. Sehr ruhig ist es, und die Rose draussen im Steingarten ist inzwischen auch verblüht, und die weissen Blätter hat der Wind weggeweht.



Kochen, meint der Besuch und so gehe ich dann in die Küche, denn mitgebracht habe ich wie immer zu viel und was nicht gegessen wird, muss der Gast mitnehmen - so verlangen es die ungeschriebenen, das heisst, bislang ungeschriebenen Gesetze. Sie gelten immer, im Nebel und im Sonnenschein, in guten Zeiten und in schlechten, und schlimm, sage ich, wird es schon nicht werden. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein verregneter Tag in den Bergen. Und das ist immer noch gut und so unendlich viel besser als das, was die meisten haben. Daran sollte man denken und zufrieden sein.

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Mittwoch, 18. Juni 2014

Nachtgebet

Greife wacker nach der Sünde;
Aus der Sünde wächst Genuß,
Ach du gleichest einem Kinde,
Dem man alles zeigen muß.

Göricke Regina von 1974. Im Frustkaufen bin ich ganz gross, ab einem gewissen Punkt. Das stand bei der Caritas und muss nur noch entstaubt werden. Eines von den "Warum baut man heute keine solchen Räder mehr"-Rädern. Die neue Besitzerin wird noch selbst kommen.



Meide nicht die ird´schen Schätze:
Wo sie liegen, nimm sie mit.
Hat die Welt doch nur Gesetze,
Daß man sie mit Füßen tritt.

Dieses Land ist viel zu schön, als dass man es denen überlassen sollte, die es im Maul führen, wenn sie vor Bildschirmen sitzen und gar nicht mitbekommen, wie herrlich es sein kann - besonders, wenn sie nicht da sind, sondern eben vor der Scheibe verblöden.



Glücklich wer geschickt und heiter
über frische Gräber hopst.
Tanzend auf der Galgenleiter
Hat sich keiner noch gemopst.

Ich bin dort, wo ich nie sein wollte: An einem Punkt, an dem nicht viel Platz zwischen mir und der Kunstfigur ist. Das muss wieder anders werden.



Das und viel mehr.

Das Gebet der Hedonisten heisst "Erdgeist" und kommt von Frank Wedekind.

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Sonntag, 15. Juni 2014

Weiter

Das Blog und seine Bilder sind wieder da.

Danke, Dirk Olbertz, herzlichen Dank.

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Mittwoch, 11. Juni 2014

Die Esche

Die Esche ist so gut wie nie auf den Bildern, denn besonders schön ist sie nur von der Bergseite her. Und wenn ich sie sehe, kann ich schlecht die Kamera benutzen: Dann quäle ich mich eine steile Rampe hoch, die mehr als nur der Vorgeschmack der Alpen ist. Die Esche lugt irgendwann nach viel Gekeuch über die Kante der Steigung hinweg und dann weiss ich, dass ich das Schlimmste geschafft habe. Aber das ist dennoch nicht der Moment, um zur Kamera zu greifen.

Die Esche ist genau so weit von der Terrasse entfernt, dass diese im Hochsommer drei Stunden im Schatten ihrer Blätter ist. Auch dieses Licht kann man nicht abphotographieren, es wird nie so schön expressionistisch, wie es ist - man müsste es malen. Seit gut 150 Jahren steht die Esche hier und sie kann sicher noch zu einer Zeit hier stehen, da ich nicht mehr bin - sie ist das Symbol der Anlage und im Sommer ein Segen. Im Winter steht die Sonne so tief, dass der Schatten ihres Stammes nach nur einer Stunde die Wohnung durchlaufen hat. Das sind so Details, die man zu schätzen lernt.

Und sie ist unverwüstlich. Sie wurde schon mehrfach beschnitten und jedesmal trieb sie kräftig wieder aus. Um den Stamm rankt sich Efau, aber der kann ihr nichts anhaben. Ich habe in ihrem Schatten sechs schöne Sommer zumindest teilweise verbracht, und die letzten Tage, als es auch am See fast 30 Grad warm wurde, und alle Welt Richtung Norden stöhnte, war es in ihrem Schatten einfach nur - angenehm. Sehr angenehm. Ich musste die Augen nicht zusammenkneifen, ich habe nicht geschwitzt. Ich ging in der Früh an den See, als noch keiner da war, und als alle kamen, nach Hause in den Schatten unter dem Baum.

Die Rosen verblühen hier nicht so schnell, es nisten darin Amseln, und um sie herum ist eine Lücke in der Hecke, durch die ich Kühe sehe, wenn sie unten auf der Alm sind. Ich wünche dieser Esche ein langes, langes Leben und mir selbst noch viele Jahre von diesem Privileg, unter ihr zu sein. Denn was bringt der bestbezahlte Job des Landes, wenn man ihn nur mit Klimaanlage aushält und die Lamellen der Industrievorhänge verstellen muss, während draussen die Stadt kocht.



Ich mache nachher mal ein Bild von ihr. Aber im Moment sitze ich gut, zu gut und es gibt noch ein Stück vom Zitronenbaiser, das ich für das Bild aus dem Baumschatten dahinter heraushalte.

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Dienstag, 27. Mai 2014

Es darf auch etwas mehr sein

Das hier war, in gewisser Weise, das Abendessen des Vortags, denn danach hatte ich so eine Art Filmriss, ganz ohne Alkohol und ohne echte Erunnerung - ausser dass es einmal geklopft hat und ich etwas von "Schlafen" sagte.







Aber am nächsten Morgen sieht bekanntlich immer alles besser aus, die Muskeln taten fast gar nicht mehr höllisch weh und ich hatte auch nicht das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Also auf ins Nonstal über Mezzocorona!







Die grundsätzliche Idee - über Mezzolombardo langsam am Ostrand des Tales auf direktem Wege zum Mendelpass zu radeln, mit gut 1200 Höhenmeter, erwies sich als unmöglich, weil die Strasse für Radler gesperrt war. Und der Radlweg, der vollmundig auf Schilern angekündigt war, wollte einfach nicht erscheinen.







Also ging es in der Mittagshitze auf die andere Seite des Tales, an den Fuss der Brenta, rechts die Golden Delicious Äpfel und links - zum Glück verborgen von Büschen - die Braunbären, die hier ihre Heimat haben. Und wo nach den harten Anstiegen neue Dörfer kommen, die durch Schluchten getrennt sind.







Als dann noch die Strasse für ein Radrennen gesperrt wurde und noch kein echter Passmeter erklommen ward, zeigte das Navigationsgerät schon gut 900 Höhenmeter an. Wohlgemerkt, mit dem Mendelpass in weiter Ferne.







Da wurde dann schnell klar, dass dieser Tag keine Erholung bringen würde, und so ab 80 Kilometer wurde die Sache doch etwas unangenehm. Ich gestehe, ich habe geschaut, wann ein Bus auf den Mendelpass ging. Ging keiner. Also eine kurze Pause an der Bar, die offen hatte, nachdem sich die ersehnte Pizzeria ebenso wenig wie der angekündigte Radweg materialisiert hatte.







Es ist nicht gut, wenn ich anfange, Strassenpfosten zu zählen - das ist immer ein Zeichen davon, dass es zu Ende geht. 500 Meter sind auch nicht wirklich viel, aber mit fast 90 Kilometer Bergab und viel Bergauf in den Knochen und 2200 Höhenmetern am Vortag kann sich auch eine kurze Strecke endlos hinziehen, wenn sie 10% Steigung hat. Aber dann flachte die Strecke ab, und es ging doch recht flott, erstaunlich flott auf den Gipfel und dann wieder hinunter. 1800 Höhenmeter, 103 Kilometer und genug Kraft, mich zur Pizza zu schleppen. Das geht schon. Irgendwie. Und es macht auch Spass, wenn man zurückdenkt. Selbst, wenn 600 Höhenmeter weniger nett gewesen wären. Aber immerhin kamen so in zwei Tagen 500 Höhenmeter mehr als bei der Transalp 2013 zustande - in zwei statt drei Tagen. Erstaunlich, was man alles aus sich herauspressen kann.

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