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Dienstag, 13. August 2013

Ein Pfud Pflaumen

Noch nicht einmal ich wäre von der Sorte, die sagte: da kommt einer und wenn er kommt, dann trete ich vor ihn, wie ich bin. Also schlechter trainiert, als es möglich wäre, langsamer, als es nötig wäre und generell glumpiger, als es sein müsste. Kurz, wenn einer zum Radeln kommt, dann darf das nicht nur auf dem Bild nach teurer Technik aussehen, es muss auch gut laufen. Man will ja nicht abgehängt werden. Oder wenigstens nicht zu schlimm. Also noch einmal 50 Kilometer auf dem Rad, während er 700 Kilometer das Darkmobil gen Osten und Süden scheucht







Gekommen ist es dann aber ganz anders: Auf dem Weg zum Achenpass meinte ich noch, schnell gedörrte Pflaumen kaufen zu müssen. Und wie es bei anderen läuft, wenn es einmal läuft -bei mir ist das anders, ich halte für jedes Bild gerne an und trödle rum - so esse ich halt, wenn ich esse. Das war fast ein Pfund getrocknete Pflaumen. Bei ca. 420 Gramm, würde ich sagen, merkte ich selbst, dass das in seiner Gesamtheit und Zusammenfügung aller biologischen Entitäten nicht schön für den Magentrakt ist.







Nun habe ich bekanntlich Magenwände aus Edelstahl und ausserdem durch die Einkreuzung von Stieren einen zwar gedrungenen, aber auch robusten Körper, so dass auch so eine krasse Überforderumg erst mal nur dazu führt, dass die Seitenansicht - hier ersetzt durch wunderschöne Bilder vom Sylvensteinspeicher - mehr in Richtung Hängebauchschwein geht. Man muss halt beim Treten die Beine beiseite tun. Auf 40 Kilometer ist das schon ein paar mal. Und ein paar Mal krachen auch die Oberschenkel direkt in die Überladung, weil man da mitdenken müsste und das denken wiederum beim Stiereinkreuzen besser hätte werden können. Anders gesagt: Die Lust beim Essen wird nicht wirklich durch den Schmerz aufgehoben.







Schuld ist einfach die Jahreszeit, denn überall ist Zwetschgendatschi und mein innerer, Richtung Torte geeichter Kompass will das auch. Und dann greift man eben zwanghaft zu und daneben. Schuld ist auch das Wetter, weil die Zwetschgen noch nicht reif sind und ich den Datschi nicht selber machen kann. Man sieht, ich versuche gerade, einen anderen Schuldigen zu finden, und das geht gar nicht mal so schlecht. Jedenfalls nicht so schlecht, wie es mir dann ist, als am Tegernsee die Gewitterfront aufzieht.





Grenzen überschreiten - das fordern ja manchmal dämliche Managerzeitschriften und Grenzen habe ich heute überschritten, die nämlich zwischen Gier und Dummheit. Ich weiss schon, warum ich Angler nicht mag: weil sie am Fisch meine Kardinaluntugend ausnutzen. So wand ich mich dann mit dem Haken im Magen.

Bis wir Essen gingen. Ich dachte ja, da geht nichts mehr, aber: Oh! Tortelli mit Spinat und Knoblauch. Das ist vermutlich dann im Magen die Säure, die die Pflaumen wegäzt. Und so wurde es doch noch ein runder Tag mit einem guten Schlaf

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Montag, 12. August 2013

Perserkatze im Eigenbau

Nimm einen Perserteppich.
Plus eine faule tagsüber bewegungsresistente Katze.



Fertig ist die Perserkatze.

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Samstag, 3. August 2013

Schutzengel

Früher gab es diese urbane Legende, dass der Hubschrauber abends immer die Route über das Ärzteviertel nimmt, damit sie nach Feierabend schon wissen, dass neue Arbeit kommt. Tatsächlich aber fliegen sie in die jeweilige Richtung auf kürzestem Wege; es scheint nur so, weil das Ärzteviertel den Flughafen zur Autobahn hin abdeckt, und um diese Jahreszeit sind die entsprechenden Kräfte sowieso immer im OP-Saal vor Ort. Es herrscht Hochbetrieb auf den Strassen und am Himmel.







Selbst ich, der ich das Privileg habe, nicht dann reisen zu müssen, wenn es andere tun, weiss leider nur zu genau, wie es auf den Strassen zugeht. Schlimm ist es besonders von Süd nach Nord, denn dann haben sie viele hundert geschwindigkeitsbegrenzte Kilometer auf zwei Spuren hinter sich. Auf dem Rücksitz quengeln die Kinder, dass sie immer noch Urlaub und keine Schule wollen, nebenan sitzt die Frau, der sie sich etwas entfremdet haben, und deshalb geben sie Gas. Das Benzin ist teuer? Völlig egal. Noch 500 Kilometer nach Wanne-Eickel. Und so kommt es, dass ich bei meinen Touren durch den Auwald selten unter der Flugroure zu den neuralgischen Stellen im Süden vorbeikomme, ohne dass irgendwo ein Rettungshubschrauber in der Luft wäre. Es fällt einfach auf.







Langsam krauche ich dagegen über die Erde, langsam fallen die Halme, die Monate zum wachsen brauchten: Es ist immer noch das Gesetz der Jahreszeiten, nach dem ich mich bewege, während auf dem Asphalt jede Minute zu zählen scheint.Die Strecke an den Tegernsee ist kein Hindernis durch ihre Entfernung, aber manchen halben Tag habe ich schon gewartet, damit ich ohne Gefährdung durchkomme. Mit all den Riesenvehikeln, die von Leuten gefahren werden, die sonst nur das Innere von Städten kennen, die genervt und erschöpft sind, ist die Vorstellung eines Unfalls mit der Barchetta über alle Massen unangenehm. Vor anderhalb Monaten, als es mit dem Urlaub los ging, hatte ich da so ein Erlebnis, bei dem der Hubschrauber beinahe Startfreigabe bekommen hätte. Und dass ich vollkommen nichts dafür gekonnt hätte, wäre auch kein besonderer Trost gewesen.







Urlaub, das war schon in meiner Kindheit so. sollte man erst machen, wenn die Norddeutschen wieder daheim sind. Dann ist auch wieder mehr in den italienischen Städten los, die Preise fallen und die Unfallchirurgen haben wieder Zeit, mir meine Gemälde wegzukaufen. Im September wird es im Süden erst richtig schön, bis dahin überlasse ich die Plätze am Himmel, sei es nun über oder unter den Wolken, gern anderen. Es ist auch ganz nett hier, gerade am Abend. Ruhig. Still. Friedlich. Manchmal höre ich eine halbe Stunde nichts Menschliches, bis dann der nächste Hubschrauber kommt.

Das meiste davon müsste wirklich nicht sein. Auf dem einzigen Strassenstück meiner Tour jedoch hat jemand einen Gullideckel, recht hoch, gusseisern und brandgefährlich, liegen lassen; die Autos wichen aus, und mir blieb es dann vorbehalten. das Ding wegzuschleppen. Aber das sind dann acuh so die Gründe, warum ich froh bin, wenn zur Zeit wenige Mneschen meine Wege kreuten.

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Donnerstag, 1. August 2013

Gold tanken

Komsequente Menschen würden vermutlich sagen, dass sie Dinge, die sie nicht nutzen, weggeben, wegwerfen, oder am besten gleich zu Geld machen. Da hat man mit meinen Marotten natürlich einen anderen Zugang, denn Gemälde und Stiche kann man nicht benutzen, und natürlich gibt es Silberkannen, die sind so alt, dass man sie nicht gerne hernimmt. Ein Grenzfall sind Geschichten wie das Specialized.







Gekauft in nicht gerader guter Stimmung - der letzten Heimfahrt aus Italien für längere und nicht unbedingt schöne Zeiten, war es meht so eine Art Verzweiflungstat. Es war schon recht teuer, und es ist etwas Besonderes. Normalerweise sagt man sich, das braucht man weil - und dann kommt eine halbwegs glaubwürdige Bedingung. An dem Tag war es aber mehr so: Ist doch eh alles egal, Was ist schon morgen? Morgen war dann verkatert, denn ich bin dann falsch gefahren, über eine verregnete Bergstrasse ohne Tankstelle mit wenig Benzin, und erst so gegen Mitternacht war ich dann nördlich des Gardasees auf der Autobahn. Es war keine Herzensangelegenheut, sondern mehr La Noia. Und der Wunsch, wieder in Bewegung zu kommen.







Nicht mir jeder Teekanne verbinde ich nur angenehme Stunden, und nicht bei jedem Rad war es die Lebenslust. Es ist etwas ganz anderes, in Italuen ein Rad zu kaufen, damit in endlosen Monaten durch Cremona, Verona oder Mantua zu fahren, sich einzureihen in den Strom der zufriedenen Menschen und zu verschmelzen. Das hier war auf den letzten Drücker, danach wurde es finter, ich verbinde damit bislang eigentlich nur Herbst, Winter und ein nicht stattgefundenes Frühjahr.So viel Zeit, um andere Räder zu basteln. So wenig Möglochkeiten: Wie scheusslich dieses Land wirklich sein kann, das weiss man erst, wenn man so ein Rad hat, das gefahren werden möchte. Und dann fehlt dazu die Möglichkeit.







Vielleicht habe ich auch einfach nur zu viele Räder.

Aber dann kommt so ein Tag, der heiss und golden ist, ein Tag, da sich das funkelnde Metall im Rahmen und auf den Feldern findet, und man möchte immer nur weiter fahren und weiter und gar nicht mehr anhalten, weil alles stimmt. Es ist Dunst von der Ernte in der Luft, wie feiner Goldstaub, es ist Gold im Himmel und Gold auf den leeren Feldern, es ist schon warm, und auch die Haut glänzt golden im Licht.

Und so habe ich meinen Frieden mit dem Rad und der Zeit davor gemacht. Ein wenig, zumindest. Es dauert, bis das Gold wieder durh die Haut einsickert und den Menschen erfüllt.Aber wenn es erst einmal die Knochen wärmt, bleibt es hoffentlich für länger.

Wie das Rad. Brauchen tue ich es nicht, aber ich möchte es behalten,

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Freitag, 19. Juli 2013

Oben wartet nichts

Zu heiss am Tag, zu spät der Aufbruch, das Zeitfenster, das man jetzt nutzen kann, ist klein und schweisstreibend.







Niemand zwingt mich dazu, am Tag erscheint es mir, wenn ich unten liege und hinaufschaue, auch seltsam unwahrscheinlich, dass ich da hoch fahren werde. Warum, es ist doch auch unten schön.







Aber dann kommt der Bergruf und der Drang, es endlich anzugehen, etwas zu tun, das man nicht tun kann, wenn man nicht hier ist. Es sind einsame Stunden hier oben, gar nicht voll, man ist mit sich und den Gedanken meist allein, und wenn man jemanden sieht







ist er auch gleich wieder weg.

Oben bin ich schon wieder der Letzte und der einzige, der das sieht. Vielleicht ist es auch genau das, das Alleinsein und das Wissen, dass es allen anderen fremd ist. Dass sie es nicht kennen, Das ist etwas wie der Tod: Nur die Toten wissen (vielleicht), wie das ist.







Ich rolle dann ganz langsam hinunter, nachdem ich die Tür der kapelle geschlossen habe. Ich denke nach Möglichkeit nicht oft an den Tod, aber wenn es durch den finsteren Wald geht, ist das keine ganz schlechte Sache.Oben wartet zwar nichts, aber es wäre auch schön, wenn unterwegs nichts lauern würde.

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Freitag, 19. Juli 2013

Mit Lamprohiza splendidula durch den Liebesberg

Ich weiss gar nicht, wie oft ich eigentlich in den letzten Jahren schon auf die Neureuth gestiegen, gefahren oder vor dem Rodel gekeucht bin; es muss oft gewesen sein und was am Anfang eine rechte Schinderei war, ist inzwischen ein Abendspaziergang. Gut 6 Stunden habe ich das erste Mal gebraucht, würde ich es jetzt darauf anlegen, könnte ich in anderthalb Stunden von der Haustür auf den Gipfel und zurück fahren. Aber wer will das schon?







Es ist viel zu schön hier. Die Früchte werden langsam reif, die Kirschen kann man schon essen, die Äpfel werden auch kommen, die Kälber veranstalten Wettrennen, und für das Abhetzen ist es auch noch viel zu warm. Ich bin deshalb spät losgefahren, fast zu spät, gerade so, dass ich es noch im letzten Licht nach oben schaffe.







Was mir dennoch gelingt, zum ersten Mal überhaupt, ist es, die Steilkurven zu durchfahren. Die sind wirklich fies, weil sie über 20% Steigung haben, und davor und danach ist es auch nicht besser. Es ist so steil, dass das Hinterrad gerade nicht wegrutscht, wenn man sauber tritt. Da habe ich bislang immer geschoben, aber mich Meter um Meter Richtung Kurvenscheitel vorgearbeitet. Jetzt also komme ich durch und wenn ich doch halte, dann nur wegen der Bilder.







Und oben bin ich dann eine halbe Stunde geblieben, bis ich mir dachte: Ich habe kein Licht dabei, der Bergwald ist finster, es wird wirklich Zeit, sich von er Aussicht zu lösen und hinter zu -ja, wohl eher bremsen denn fahren, denn auch, wenn ich alle Kurven in der Finternis kenne, ist es viel zu gefährlich, um es einfach laufen zu lassen. Manche würden sich vielleicht dadurch um den Rausch der Geschwindigkeit betrogen fühlen.







Aber es wurde eine fantastische Zeit dort unten im Wald, denn dort waren die Glühwürmchen. Nicht nur ein paar, sondern Tausende. Ich habe so viele noch nie auf einen Fleck gesehen, der ganze Bergwald sa aus, als wäre Weihnachten und das Lametta würde an den Ästen funkeln. Und dann rollte ich gebremst durch dieses Lichermeer, und fragte mich, wie das wohl sein mag, wenn man in so einer wunderbaren Abendluft ein Leuchtkäfer ist, und alles, was man sieht, sind Gelegenheiten zum Sex. Egal wohin man sich wendet, wohin man auch immer im Bergwald fliegt: Alle wollen Sex und zeigen es. Was auch immer da funkelt, ist zu habem. Man muss nur hinfliegen, oder warten. Jeder Topf findet seinen Deckel. Alles ganz unkompliziert. Freie Auswahl. Niemand muss warten oder erklären oder seufzen. Links, rechts, über mir, vor mir in der Dunkelheit und sich hinter mir nicht mehr um den Radler kümmernd: Alle wollen nur eines. Und sie kriegen es. Der ganze Berg ist eine einzige Orgie, ein Bachanal, ein Reigen der Lüste.

Das war sehr romantisch.

Man geht besser allein auf den Berg, mit Frauen kommt man nur auf dumme Gedanken.

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Montag, 15. Juli 2013

Dableiben

Eine der schönsten Sachen an Zweitwohnsitzen ist, dass man zwar nur für 3 Tage packen muss, aber trotzdem dann so gut wie unbegrenzt da bleiben kann, wenn es die Laune so will



Also nicht Tage bis zur Abreise zählen und Sorgen haben, dass Kleidung, Geld, Vorräte nicht reichen könnten. Man ist einfach da, ergänzt das Nötige und schaut, wie sich alles so entwickelt, Wetter, Wassertemperatur, Arbeitsstau, der immer länger und länger wird, aber Hauptsache Kaiserschmarrn.



Ausserdem spare ich hier als Gegner von Onlinebanking auch viel Geld: Ich kann hier nur schlecht überweisen, also überlege ich es mir dreimal, ob ich etwas wirklich brauche. Das ist angesichts der mutigen Entscheidung dr letzten Woche und angesichts dessen, was noch in meiner Planung ist, keine ganz schlechte Entscheidung.



Überhaupt ist die einzige echte Anschaffung, die ich hier mache, eine zweite Badehose, denn für ein paar Stunden bin ich jetzt immer am See, unter dem Schatten der Bäume, ohne jede Verbindung, und lese weg, was sich so angesammelt hat, triviales Zeug und Kunstgeschichte, Klassiker der erotischen Literatur und Ausgedrucktes. Überhaupt, am See sieht man wirklich nicht viel Elektrokrempel, vermutlich ist das in den Augen der Staatsterroristen der Geheimdienste eher ein weisser Fleck auf ihren Landkarten, im Windschatten von München.



Meine Lieblingsverschwörungstheorie ist übrigns, dass die Drosselkom uns drosselt, damit wir nicht mehr so viel Unwichtiges tun und die Staatsterroristen dann weniger Aufwand treiben müssen, um uns zu überwachen. Ich wünschte, mein kleiner, feiner, regionaler Anbieter käme bald an den Tegernsee, dann könnte ich die Telekom hier auch verlassen - der ich keinen Zentimeter weit über den Weg traue.

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Dienstag, 9. Juli 2013

Manchmal ist es auch nur die pure Verzweiflung

Zukunftsangst ist mir fremd, aber natürlich wird man älter und ist öfters auf Beerdigungen. Und nun ist es nun mal so, dass ich ab und zu auch anj Friedhöfen vorbei komme, bei denen ich weiss, wie viel Geld jene hatten, die hier ruhen. Und was es ihnen letztlich, zusammen mit dem Sparen und Anhäufen, gebracht hat: Nichts. Oder bestenfalls vergleichsweise wenig. Die Menschen sind weg, aber das Geld ist noch da. Ein richtiger Trost ist das vermutlich für keinen. Vielleicht sollte ich auch einfach meine Radelroute ändern, dann käme ich nicht an den Friedhöfen vorbei. Ich bin kein Friedhofsgeher, das ist mir eher fremd.







Das ist natürlich keine Entschuldigung für noch ein Radl wie dieses etwas verunstaltete Look 585, zumal man, würde es mich jetzt erwischen, vermutlich entsetzt wäre über den winterlich gefüllten Speicher mit den Bastelarbeiten. Das sieht manisch aus, aber manisch ist besser als depressiv und depressiv, seien wir ehrlich, ist besser als tot. Irgendwer muss im Totentanz halt ganz weit weg sein und noch am dreistesten hüpfen und springen, und ich habe mir das so selbst herausgesucht, Auch wenn es dann nichts mit dem Reihenhausanteil in Milbertshofen, am Rand, werden wird. Da kommt nämlich die Kurbel her.







Viel Zeit habe ich heute nicht, ich kam ja unerwartet und die Verpflichtungen sind unerwartet gross, aber allein das Gefühl, so ein Rad mit einem Finger tragen zu können, und dann in den Sonnenuntergang zu radeln, lässt die Rachegeisterganz schnell zurück. An so einem Sommertag vor zwei Jahrzehnten starb die S. mit gerade einmal 26 Jahren, gerade fertig studiert, um das Geschäft zu übernehmen und den Geländewagen von Mercedes, und dann unheilbar krank... es gibt keinen Sinn im Sterben.

Aber viel Sinn im Leben, und wenn es nur sein soll, am Sommerabend über Felder zu gleiten. Allein das ist schon gross und vielleicht ist es doch nicht so schlecht, am Friedhof vorbei zu fahren und daran zu denken, was für ein Geschenk das Leben ist. Geld? Mei.

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Montag, 8. Juli 2013

Dienst im Biergarten

So in etwa sollte der See aussehen, zu dem ich auf so einem Weg mein Surfbrett hinunterschiebe, mit blauem Himmel türkisfarbenem Wasser und thermikfördernden Bergen am Ende. Und als ich gestern Abend nach Hause gerast bin, war auch schon viel Gegenwind spürbar.



Normalerweise ist der Weg von Reutberg nach Gmund ja eher eine lahme Strecke, auf der ich gerne trödle, zumal ich ja am nächsten Tag so einiges vor hatte, aber dann kam ein Anruf und ich raste und sass dann überraschenderweise um 10 Uhr, frisch geduscht und formal bekleidet, noch im ICE an die Donau, hörte mir unfreiwillig die Nöte der nahe mir sitzenden Angestellten an und weiss jetzt, was für eine fiese Ratte die Annette ist, die ihr den Arnold abspenstig gemacht hat, und dass jeder Trost der Gesprächspartnerin am Telefon vergebens ist. Man sollte halt Arbeit und Liebesleben nicht zu sehr verbinden, würde ich sagen, gerade wegen der Zwänge, aber was soll ich sagen, der ich gerade auch gezwungenermassen im Zug sitze? Ich fange halbherig einen Beitrag über das Elend der Singles in München an, da hält auch schon der Zug und ich mache das, wofür ich gekommen bin.







Zur Belohnung sitze ich dann 14 Stunden später in einem anderen, urigen Biergarten, nicht unter eine Kastanie, die ein Zeichen der Brauerei wäre, sondern unter einer Linde, die mehr den Gaststätten entspricht. Kundige Bayern wissen natürlich, dass früherunter Kastanien das Bier selbst gebraut und kühl gelagert wurde, und unter Linden das Essen in der Regel besser war. Linden machen einen anderen, milderen Schatten, unter ihnen ist es wärmer, und sie haben angesichts der Baumabsonderungen auch ihre Vorteile: Eine Lindenblüte kann man aus der Rahmsosse herausfischen, aber wenn so eine Kastanie heruntersaust, gibt es eine Mordssauerei. Früher war es dann auch so, dass die niedrigen Schichten unter Kastanien ihr selbst mitgebrachtes Brot mit angeschimmelten und vom Bier- und Paprikageschmack zugekleisterten Käsereste - heute als "Obazda" eine Spezialität - aus dem Papierl verzehrten, und die besseren Leute unter Linden bestellten. Das hier ist besser, denn die Familie sitzt hier schon etwas länger und hat viel, sehr viel Grund. Und wissen tue ich das, weil hier auch schon 4 andere Generationen meiner Familie gesessen sind. Und weil meine Familie diese Familie auch schon so lang kennt. Übrigens kommt auch die Katze Minka von hier.







Natürlich geht man mit der Zeit und es gibt sogar drei vegane Gerichte, und wenn das alles in zwei Jahren renoviert wird, hofft ein jeder, dass es immer noch so leger bleibt, und nicht pseudorustikal, wie manches am Tegernsee. Und dass die Ausweiserei von Baugrund all die Wiesen, die Hühnergehege und Äcker verschonen wird - das hier ist nämlich wie ein Pfropfen auf dem Westviertel, das gern weiterwuchern würde, weil das Bauen hier enorme Gewinne verspricht. Das Gelände ist ein wenig so wie die Alm am Tegernsee gegenüber meiner Terrasse: Da findet Landwirtschaft auf Abermillionen statt, die nicht erwirtschaftet werden. Dafür ist es eine schöne Wirtschaft. So schön, dass manche hier auch einfach heiraten. Ab und zu kommt die Polizei und überprüft, dass die Leute davor wirklich nur Tempo 20 fahren.







Danach ist dann noch Arbeit zu tun - einen Balauliegestuhl in den Urwald verfrachten zum Beispiel - und froh sein, dass solche Geschichten immer noch glimpflich bleiben und gut ausgehen, weil der Rest einfach stimmt und passt. Das ist die Welt, aus der ich stamme. Aber so wie ich das erlebe, ist es nicht die Welt, die noch sein wird, wenn ich das nicht mehr schreiben kann. Nicht dass ich Familie selbst haben wollen würde, aber bei mir ist noch vieles intakt, was denen in München, die dort allein leben und keine belastbaren Beziehungen haben, fehlt. Und das wird sich noch bitter rächen, wenn sie mal jemanden brauchen, der ihnen einen Liegestuhl besorgt, und das berufliche Umfeld nicht mehr da ist.

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Montag, 8. Juli 2013

Antizyklisch

Fünf Tage in der Woche geht der Metropolenmensch in seiner urbanen Lebenslage dem weit verbreiteten Hobby des Extremimstaustehens nach. Und die anderen zwei Tage trifft er sich mit Seinesgleichen bei uns und baut den Münchner Stau an allen Seiten des Tegernsees nach. Manchmal sogar von der Autobahn bis zum See und wieder zurück.





Da ist es nur folgerichtig, wenn man auf Nebenstrassen ausweicht und Orte aufsucht, die weniger prominent sind. Eigentlich ist der See ja am Wochenende unbewohnbar, da hat man nur die Wahl zwischen dem Verweilen auf der Terrasse, ganz vergessenen Bergwegen oder eben die Gegenrichtung. Man muss zwei Tage lang antizyklisch denken, bis sich alles wieder setzt und einrenkt, und der Münchner wieder sein angestammtes Territorium einabgast.





Am Kirchsee ist noch Platz und in Reutberg ist noch ein Tisch frei, die Bedienung ist nett und sieht auch nett aus, und man vergisst völlig, wie spät es ist - und dass der Münchner vermutlich längst daheim ist und um einen Parkplatz kämpft, das zweitliebste Hobby, und morgen keiner zuschauen wird, wenn dann endlich gebadet wird. In Neopren. Über den Bug des Brettes. Ins Wasser. Jetzt ist Sommer. Jetzt muss das sein, denn im Herbst wird das Wasser zu schnell kalt, und dann bleibt wieder nur das Rennrad, um die Torteneinführung zu kontrollieren.





Ganz zu schweigen von der mit Honig bestrichenen und in der Vainillesosse ersäuften Dampfnudel, die bei der Heimfahrt drückt und irgendwie so gar nicht hinauf auf das Plateau will, in dem der See inzwischen einsam und von allen Münchnern verlassen dämmert.

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