: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 4. Juli 2013

Was ich mag

Früher war es ja auch nicht anders, da hatte man verschiedene Kreise. Zum Beispiel: Langeweggeher, Opernfreunde, Studienkollegen, Freunde aus der Heimat. Da gab es so gut wie keine Überschneidungen, und wenn man sich den jeweiligen Gegebenheiten anpasste, war es richtig. Und wenn einmal eine Information, eine Ratscherei oder eine Bekanntschaft die Grenzen der Kreise übersprang, neigte man zu einem behutsamen Umgang. Eigentlich ist es immer noch so, wenn ich etwa am Cafe am See sitze, vermeide ich es aus guten Gründen, über Luxusrentner her zu ziehen. Und wenn es riskant wird, spiele ich eben mit kompletten Identitäten, und der Ausrede, das sei alles nur Kunstfigur





Das alles ist, zugegeben, im Internet nicht sonderlich leicht zu bewerkstelligen, weil alle Kreise nicht mehr getrennt und voneinander getrennt sind, sondern verschmelzen. Meine Antwort auf dieses Problem ist, wenn man so will, eine enge Kommunikationsstrategie, indem es nicht "alle Kanäle" gibt, sondern nur sehr wenige, und die werden auch kongruent bespielt. Und dann gibt es noch den deutlichen Gegensatz zwischen Mail, Gespräch und Telefon auf der einen Seite - 1 zu 1 Kommunikation - und Rudelinformation im Netz. Auch hier achte ich, gezwungenermassen, auf Übereinstimmung, denn man weiss nie, ob die normale Kommunikation nicht im Ntz gegenliest, was umgekehrt zum Glück unmöglich ist. Einige kranke Stalker haben mich da gewitzt gemacht. Dass mindestens zwei davon nicht mehr leben, ändert nichts daran, dass da immer noch zu viele rumlaufen.





Aber das scheint eine veraltete Taktik zu sein. Die neue Taktik sieht eher so aus, dass man so eine Normalkommunikation recht schnell in das Netz bläst, mit meist witzig gemeinter, aber wenig erbaulicher Bewertung. Vielleicht aus Gedankenlosigkeit, vielleicht aber im Glauben, dass das unterschiedliche Kreise sind, die auch getrennt informiert werden können. Das ist dann alles nur noch ein Brei, der sich dann in Richtung Twitter oder Facebook an die Folgenden ergiesst, als ob es egal wäre, dass man über andere, mit denen man geredet hat, nun öffentlich spricht. Vor ein paar Monaten ist mal ein Gastbeitrag aus dem Ruder gelaufen, ohne dass ich verstand, warum hier plötzlich so die Fetzen fliegen. Da wurde im Blog abgekanzelt und im öffentlich einsehbaren Freundeskreis ausgeteilt, was sicher nicht die klügste Art ist, anderen zu begegnen.





Nach meiner bescheidenen Meinung und knallharten Umsetzung ist danach natürlich der Ofen erst mal aus, Stichwort Vertraulichkeit und Vertrauensverlust. Das war früher jedem Opa und jeder Oma ebenfalls klar, aber gerade bei Jüngeren habe ich den Eindruck, dass das überhaupt kein Kriterium mehr ist. So kommt dann durch die Hintertür wieder jene Verschwiegenheit bei mir an, die ich ansonsten eher spiessig finde, oder eben auch das Bestreben, so wenig Verbindliches wie möglich zu schreiben.

Ob sie damit besonders weit kommen, ob das wirklich klug ist?

Vermutlich nicht. Es sei denn, es herrscht dann ein Gleichgewicht des zynischen und nachlässigen Umgangs miteinander, dann stimmt alles wieder. Und wenn es zu sehr schief ging, zieht man eben weiter. Das Hinterlassen verbrannter Erde ist kein Problem, wenn die Kreise beliebig austauschbar sind. Loyalität ist da nicht meht so wichtig. Und ich habe nicht mehr mit jedem Fall von Lebensunsicherheit Mitleid: Manchmal schlägt der Zynismus des Systems auch genau jene, die dafür geschaffen sind. Es gibt halt zu viele davon, daher kann man es mit ihnen machen, und sie geben es dann auch weiter. Muss man nicht unterstützen, finde ich.

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Mittwoch, 3. Juli 2013

Die Schnakenplage gibt es nicht

Aber weil sie in den Medien auftaucht, werde ich oft danach gefragt, wie es am See denn so sei. Das ist schon erstaunlich: Es gibt eine fundamentale Wirtschaftskrise in der EU, die man hier nicht zu spüren glaubt. es gibt totalitäre Überwachung durch das US-Regime, die man nicht zu spüren glaubt, aber so ein Insekt merkt man, und die Medien machen das Thema gross und wichtig. Dabei ist es doch nur Blut. Und nicht die Freiheit oder die Zukunft oder die Frage, ob uns der wirtschaftlich-totalitäre Komplex versklavt





An Gebirgsseen haben die Viecher es weniger leicht als die Altnazis hinten auf dem Rottacher Friedhof, sich hier auszubreiten. Das hat etwas mit den kleinen Schilfresten zu tun, und der steil ansteigenden Uferzone. Was es später - hier ist es noch früh am Morgen, am See stehe ich oft zeitig auf - gibt, sind Zeitungsleser. So erfahre ich mit einem Seitenblick dann, was alles angebich wichtig ist. Vielleicht fände ich das Elend in Spanien und Italien ja auch nicht schlimm, wenn ich nur die Propaganda der Wirtschaftsseiten lesen würde, und die schlecht informierten Zwangsbeiträge über Datenschutz würden mir den Eindruck verschaffen, das sei irgendwie weit weg und schwer zu verstehen. Dafür die Mistviecher, natürlich.





Beim Bestreben, in Zeiten wie diesen etwas Sinnvolles mit dem Geld zu machen, das andere entwerten - keine Zinsgarantie bei Lebensversicherungen mehr, dafür kann sich der Staat umsonst verschulden - bin ich über eine wirklich hübsche Badeinrichtung gestolpert: Hinten in Rottach hat jemand zwar schon bestellt, aber dem Ausbau kam sein Ableben dazwischen, und die Erben wollen das alles einfach nur los werden. Gekauft letztes Jahr bei einer bekannten, früher auch in der World of Interior inserierenden Firma. Bei der Recherche - können die Preise stimmen? - habe ich dann gesehen, dass diese Firma jetzt auch nicht mehr existiert.

Francesco hat inzwischen vermutlich seine ganze Familie an den See geholt, er kann sie ja auch brauchen, denn das Geschäft floriert. Gesucht werden hier Wohnungen für die neuen Gastarbeiter aus Italien, die Brauerei, das chemische Werk, sie alle bedienen sich dort unten, wo die Firmen schliessen und die Restaurants lieber Pakistaner nehmen. Es gibt keine Strechinsekten hier, und das andere übersieht man auch leicht, wenn man nur lang genug da ist.

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Mittwoch, 3. Juli 2013

Bäuche in schlechter Laune

Die Malerei der deutschen Renaissance muss einem natürlich nicht gefallen, aber die F. bekam sich damals gar nicht mehr ein - nur Kunsthandwerk sei das, penible Details und im Gesamtbild wäre alles ganz furchtbar. Pedanten am Pinsel. Formen wie aus dem Zerrspiegel. Frauen mit furchtbaren Bäuchen. Ich stand daneben und verkniff mir die Bemerkung, dass damals eben ein anderes Schönheitsideal existierte. Und die F. an sich selbst durchaus erkennen könnte, dass solche in ihren Augen missratenen Körper ganz natürlich sein können. Das ist zuerst mal nicht schön oder hässlich, sondern einfach so, wie es ist. Hässlich wird es erst, wenn anderen damit der Tag vergällt wird.





Es springen mit lautem Klatschen nicht gerade dünne, ja man kann sagen nich nicht einmal knochige Männer in den Tegernsee, und es stört sie überhaupt nicht, dass daneben ein Restaurant ist, in dem auch Leute wie die F. sitzen, die daran Anstoss nehmen könnten. Ich zum Beispiel könnte sie mir anschauen und denken, oh Gott, schnell aufs Rad, ich will so nicht werden - womit ich wenigstens einen Erkenntnisvorsprung vor der F. hätte, die vermutlich ganz innen, ohne es sich zu gestehen, begriffen hat, dass die Gemälde nur zeigen, was sie nicht gerne ist. Aber ich bekomme einen Platz, die Sonne scheint, es sitzen ganz unterschiedliche Menschen da, und niemand wirkt böse oder grantig, dazu war es heute einfach zu schön, und die Tegernseeschönheit ist nicht so intellektuell wie eine Ausstellung, an der sich dann gebildet Fühlende gern reiben.





Hin und wieder höre ich, dass die F. Garderobe braucht, weil sie inzwischen beruflich und körperlich etwas weiter ist; manche halten ihr Treiben und Sagen für wichtig genug, um üppige Speisen auf MeetnGreets zu servieren, die sie nicht bezahlen muss. Und weil sie das mit dem Leben verwechselt, das sie gern hätte, für das sie aber nicht geschaffen ist, steigt sie darauf ein, selbst um den Preis, dass sie heute vemutlich nicht ohne Beschwerden eine Ausstellung des nackerten flämischen Frühbarock besuchen könnte. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich da etwas zum Besseen entwickelt, die Unzufriedenheit, die schwere Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt, nagt weiter und sicht sich neue Ansätze. Es muss, das ahnt sie vermutlich, einen Ausweg geben, und der sieht so aus, dass heute in M******* ohne mich eine Einladung stattfindet, obwohl man sie mir schmackhaft macht: Ich tue das, womit ich zufrieden bin, und nichts, was mich beeinflussen möchte. Es ist gar nicht so schlecht, Leute die die F. zu erleben. Früher alte man das Fegefeuer an die Kirchendecke, heute retweeten manche ihre Gehässigkeiten im Überfluss. Da sind fröhliche Kinder auf dem Steg. Das Essen ist rustikal und gut. Niemand steht auf und sagt zwischen den Gängen etwas, das mich nicht interessiert.





Armut adelt überhaupt nicht. Am wenigstens adelt vermutlich das Gefühl, benachteiligt zu sein und damit die Berechtigung zu haben, sich nach vorne zu bringen. Ich weiss nich nicht mal, wo dieses "Vorne" sein soll. Irgendwo mit viel Arbeit und viel unerfüllter Erwartung vermutlich, wo jeder Schritt und jedes Wort sitzen muss. Karriere-Kunsthandwerk. Klimbim. Mama macht da unten ein Bild von der Tochter als schöne Erinnerung. Mir geht es gut. Andere könnten schlechter dran sein, und machen sich und anderes gern runter. Ich weiss schon, warum ich nie Rezensionen, Kritiken, Reiseseiten und Lebensstildummheiten lese. All diese geschmäcklerischen, sich für gewitzt haltenden Leute, die nie zufrieden sind. Man könnte ich fragen, was sie dazu berechtigt, aber eigentlich ist es viel zu schön und zu angenehm hier. Die dicken Männer bestellen, es wird gelacht, und es ist Sommer.

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Dienstag, 2. Juli 2013

Wildwuchs

Ich wünchte, ich könnte sagen, ich wäre ein erfolgreicher Rosenzüchter, aber die ehrliche Antwort ist, dass diese Bergrose - so es eine ist - in meinem Steingarten ganz alleine so wuchert und blüht. Dass sie so famos geworden ist, ist einzig und allein meiner Unfähigkeit zu verdanken, irgendwie regulierend einzugreifen.





Jetzt bin ich also wieder hier gestarndet, kann aus Gründen nicht nach Italien, wobei "Bergsommer geniessen" ja auch nicht schlecht ist. In Italien würde ich mir gern neue Visitenkarten drucken lassen, mit "Regimekritiker" unter meinem Namen. Irgendwann werde ich nochmal einen Beitrag darüber schreiben, dass PRISM und Co. in ihrer Summe noch übler als die Inquisition sind, denn gerade Facebook mit den vielen Freundschaftsbeziehungen spielt eigentlich genau das aus, was man früher mühsam erfoltern musste: Beziehungen. Über viele, sehr viele meiner Beziehungen steht dagegen überhaupt nichts im Netz. Man sieht, wenn ich sie Pflege, nur hübsche Bilder von der Anfahrt, und Katzen auf Bauernhöfen werden sie doch wohl nicht zuordnen können.





Hier ist es auch nett. Es gab mal, lang ist es her, vor der Idee, nach Italien zu ziehen, auch die Überlegung, in die Nähe von Rosenheim zu ziehen. Auch dort gibt es Seen, auch dort sieht man die Berge, und als Kind bin ich sehr oft hier gewesen. Natürlich hat sich hier auch alles verändert, es ist ein Vorort von München geworden, mit riesigen Gewerbeflächen an der Abzweigung nach Italien und Österreich, aber wenn man sich auskennt, und nicht gerade neben der Pendlerbahn wohnen will, findet man auch hier nette Ecken, zwischen Miesbach und Kolbermoor und dann weiter, am Alpenkamm entlang. Im Tatzelwurm. Am Schliersee. Oder eben an den Hügeln, die aus der Rosenheimer Sumpfplatte emporsteigen. Nur sind da nicht ganz so viele Konditoreien. Dafür enorm viele Gaststätten.





Es gäbe auch hier viel zu bereisen und beradeln, das alles könnte man tun, aber am Ende ist man auch mit dem See noch lange, lange nicht fertig, und so bleibt man dort und ist zufrieden. Aber schön ist es dort schon. Und dort hätte ich aucg weitaus mehr Platz gehabt, und einen ganze Garten, um ihn wie die Rose verwildern zu lassen. Das nämlich ist Familienspezialität.

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Freitag, 28. Juni 2013

Gas brennt

Einerseits macht so ein Rennrad mit italienischen Farben auch in der Wohnung keine ganz schlechte Figur, und der Platz ist auch vorhanden. Es ist ein optimistisches Zeichen, dass es vielleicht diese Jahr doch noch einmal weit hinausgeht.



Andererseits bin ich hier Herr über die Heizungsanlage, was man bekanntlich nicht immer ist; am Tegernsee wurde die Hausverwaltung wortwörtlich kalt erwischt, mit der Folge, dass man dort gerade die Winterbettwäache herausholt. Es heisst ja auch "Klimakatastrophe" und nicht "Allen geht es dadurch schlechter aber die Deutschen können mehr grillen"-Wandel. Überhaupt, so reguliert sich alles selbst und die Griller sind 2013 auch gar kein besonderes Problem, wie in manchen Jahren eben auch Bremsen, Borkenkäfer und andere Schädlinge ausbleiben.



Will sagen: Bei mir ist es warm Mir macht ex auh nichts aus, meinen Gehirnmuskel zu trainieren und die Gedanken schweifen zu lassen. Im Momnt lese ich Attilio Brilli, Als Reisen eine Kunsr war, schaue ab und zu auf meine Koffer und weiss: Im August ist es wieder so weit. Schlimm ist es für jene, die jetzt sog. Urlaub haben, aber wie gesagt: Mutter Natur kümmert sich nicht um Leute, die sich schlecht benehmen.

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Samstag, 22. Juni 2013

Patina

In der Küche hängt immer noch die Papiertüte der Buchhandlung Poetzelberger aus Meran.

Die Tüte hat länger überlebt als die Buchhandlung selbst, die von Ignoranten geschlossen und durch eine Benettonfiliale - im ersten Haus am Kirchplatz - ersetzt wurde. Früher konnte man hier einen Führer kaufen, um Meran zu erkunden, heute billiges Zeug aus Skalvenfabriken in Bangladesh. Verschwunden ist diese Geschichte, wie mein Hotel Imperial, wo heute niemand mehr zum Frühstück Nusstorte bekommt. 5 Jahre ist das her, nicht viel Zeit eigentlich, aber meine eigene Lebensgeschichte hat den fatalen Hang, sich aufzulösen in Sentimentalitäten und das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füssen wegbricht.





Manchmal ist die Geschichte aber auch überaus freundlich zu mir und taucht mit Wohltaten auf, wie eine Fregatte vor der Insel eines einsamen Schiffbrüchigen, und ist ausgesprochen wohlwollend. Ein Ausgleich, vielleicht. Aber es ändert nichts daran, dass diese Wohnung inzwischen mit mir alt geworden ist, egal wie gut ich sie behandelt habe. Überall Patina. Schäden. Dellen. Reste von Orgien und Entsagung, und ich hoffe stets, dass ich das alles gut beseitige, bevor Besuch kommt. Ikeawohnungen sind Spiegel des Kapitalismus, meine Wohnung ist, je schlechter ich sie aufräume, ein Spiegel meiner Persönlichkeit, und kein Prism-Programm könnte das erfassen. Besucher schon. Also räume ich auf, lasse aber die Tüte hängen.





Weil dieses Jahr kein echtes Frühjahr kam, konnte ich mich mit dem Frühjahrsputz herausreden. Ausserdem war ich viel unterwegs, und wenn ich hier war, war viel anderes zu tun. So fällt es mir gar nicht auf, wie die Wohnung altert, und erst der Besucher mag die Spuren neben all den neuen Gemälden entdecken. Das Alter ist nicht abwischbar, das macht seinen Reiz für manche aus, für andere ist es eine Zumutung. Die klassische Partnerschaftsvorstellung - Frau zieht ein und schafft sich ihren Bereich - zum Beispiel gonge nur, würde ich neue Räume dazu nehmen. Die Wohnung ist so egoman wie ich. Aber ich denke, das war die letzten 170 Jahre immer so, man schmilzt in die Oberfläche des Hauses ein, hinterlässt seine Zeichen und Schrunden und das ist dann am Ende das,. was man als Tradition bezeichnet, wenn noch jemand da sein sollte, den die Geschichten interessieren - woran ich aber nicht glaube. Unsere Gewgenwart ist ein Triebwerk mit Nachbrenner, in dem die Geschichte zu Plasma verheizt wird. Die einen wissen nicht, dass es anders geht und die anderen lügen sich reaktionäre Fassaden zurecht.





Vielleicht sollte ich es ja wie alle anderen machen und austauschen, was sich nicht mehr entgültig reinigen lässt. Zumindest das Bad machen lassen, irgendwann... das ist ja kein Problem, rein von der Logistik her, ich habe oben ja noch eines. Meine Angst ist, dass das Bad dann wiederum seltsam neben all den alten, bewusst unveränderten Dinge wirkt, und das fängt schon bei der Badtür an, die hier seit dem Rokoko in Eisenbändern läuft und damals Zugang zu einer Schlafkammer war. Es gibt zum Verfall nur die Alternative des Ersatzes - und als Mensch würde ich mir das genau überlegen, denn das endet nicht bei der Badewanne, sondern geht weiter und weiter in die Verzweiflung, die manche zum Irrsinn der plastischen Chirurgie treibt, und andere zu nicht wirklich schönen Entscheidungen: Weg mit allem, das nicht mehr passt. Rente mit 75, wenn man sie denn erreicht, weil man mit 60 ausgestellt wird, und die Zeit dazwischen überleben sollte. Das ist die Zukunft, und ich lebe in der Vergangenheit.

Meistens dauert es zwei Tage, dann sind die Gäste hier auch eingeschmolzen. Offene Gasrohre mit Flecken sind erträglicher, wenn daneben ein Natura Morte seine Pracht unter dem Kronleuchter in der Küche auffunkeln lässt.

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Mittwoch, 19. Juni 2013

Steigende Ansprüche

Eine Bekannte hat eine Mieterin für ein Haus ihrer Eltern, die einerseits meint, sie würde zu viel jeden Monat überweisen, und gleichzeitig aber findet, dass das Haus nicht ihren Ansprüchen genügt.

Das muss man erst mal auf sich wirken lassen. Und weil die Mieterin dann noch erzählte, wo sie dieses Jahr hinfliegen wird - noch weiter, noch länger, noch exklusiver - wurden die Verhandlungen für die Gartengestaltung nicht eben von gegenseitigem Verständnis geprägt.





Man sagt ja gerne, im Laufe des Lebens würden die Ansprüche steigen, aber manchmal habe ich den Eindruck, die Ansprüche sind völlig losgelöst von dem, was Menschen wirklich wollen und brauchen. Man kann nicht mehr als 2 Quadratmeter als Mensch besetzen oder beliegen, eine Terasse ist gross genug, wenn man nie mehr als 7 Leute gleichzeitig zu Besuch hat und die alle Platz haben. Es reicht. Und gleichzeitig reicht es vorne und hinten nicht, weil, kein Pool, kein Seeblick und weitere Gründe für das Mäkeln finden sich immer. Besonders von jenen, bei denen ich mich schon frage, ob sie mit dem körperlichen Verfall nicht ihre eigenen Probleme haben. Natürlich kann man das mit zunehmend teurerer Kleidung behängen. Aber die Frische der Jugend kommt deshalb auch nicht zurück. Dafür: Mehr Ansprüche. Vor allem an andere.





Weil damit inzwischen absehbar ist, dass mir die Ansprüche davonlaufen werden - oben in Tegernsee und drüben in Bad Wiessee werden Gated Communities geplat, muss man sich mal vorstellen, die einen Reichen sperren die anderen Reichen aus - und weil mein Eigen zwangsläufig zu einer Notbleibe am Rande der Berge mutieren wird, jetzt mal relativ zu den Ansprüchen betrachtet - werde ich vielleicht doch besser davon Abstand nehmen, mich daran zu orientieren. Ich glaube, die Ansprüche haben inzwischen Produktzyklen erreicht, die denen der sonstigen Konsumwelt ähneln: Jedes Jahr muss etwas Neues her, und dann macht man sich eben so lange narrisch, bis es kommt. Man konnte hier früher ohne Sterneköche gut essen und sollte der See jetzt einen verlieren, wird das sicher eine mittlere Katastrophe für alle, auch wenn das Zeug ungeniessbar ist, und die Inneneinrichtung so auch in Berlin stehen könnte. Früher war das alles sehr viel einfacher; man muss die gut-bürgerliche Küche nicht besser machen, als sie gewesen ist, aber es ging auch nicht arrogant und abgehoben zu. Gerade die Deutschen scheinen den Zwang zur Konformität des Alten inzwischen mit dem Zwang einer Konformität des Neuen - nun, erneuert zu haben. Früher unterwarf man sich dem Fett, heute dem Wissen um den angeblich richtigen Wein. Es wird unfassbar hochwertig gekauft, wenn es nicht gerade Essen für daheim ist, und unfassbar schnell entwertet und entsorgt und ersetzt. Aber auf dem See paddeln hier trotzdem Kinder auf einem 30 Jahre alten Surfbrett und kommen damit weiter als all jene, deren neue Segelboote an den Bojen hängen, weil sie keine Zeit haben. Man muss das Geld ja irgendwie verdienen, um die Ansprüche zu befriedigen.





Gestern kam ein Gesprächsbegehren von einer Firma, die auch das Neue schätzt, das geht mir halt noch im Kopf herum. Das sind die Bereiche, in denen man Neusprech machen sollte, so in etwa: Güter, die nicht mehr neu sind, sind keine Güter mehr, sondern Schlechter.Wahrscheinlich bekommen sie jedes Jahr einen neuen Rechner, alle zwei Jahre wird die Klimaanlage im Büro ausgetauscht, und es gibt keinen Kongress zum HR-Scoring, die von der Personalverwaltung nicht besucht und als Best Practice auf die Firma übertragen wird. Und am Ende funktioniert das alles technisch wie mein Blog bei der FAZ.

Es gab einmal eine Zeit, da sass man zusammen am See, manche hatten ein Brett und alle nur ein Fahrrad, und niemand hatte den Eindruck, so etwas würde fehlen. Dahin würde ich gern zurück.

Und das Schöne ist: Ich kann auch, ab nächster Woche.

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Dienstag, 18. Juni 2013

Menschen ändern sich

Der ansonsten sehr liebe und freundliche Hund der N. hatte etwas gegen Motorradfahrer. Weil, so vermuten wir, sein Erstbesitzer Motorrad fuhr und ihn enorm schlecht behandelte. Da ist dann etwas übergesprungen, und blieb als Macke zurück. Wir Menschen können zum Glück erkennen, dass es falsch ist, solche Schlussfolgerungen zu ziehen. Aus einer schlechten Erfahrung mit einer Protestantin nach dem Abitur wäre es völlig falsch, allen anderen Charakterzüge zuzuweisen, und nicht alle Katholiken sind schmutzige Hallodris, scheinheilig und verlogen.







Aber so etwas kommt dann manchmal trotzdem, durch die Hintertür, und wirkt sich dann zusammen mit den sonstigen Umständen seltsam aus. Da kommen Faktoren zusammen, und dann ändert sich eben das Leben. Der Übergang vom Surfen zum Radfahren war beispielsweise, könnte ich behaupten, auch durch einen Urlaub am Gardasee bedingt, bei dem der Wind drei Wochen lang kein einziges Mal zum Surfen reichte. Zum Glück hatte ich das Rennrad dabei, und weil sich dann noch einige Leute dazu gesellten, die sich dann als schwer erträglich erwiesen, radelte ich halt davon. Wenn ich nicht mit der L. nach Verona fuhr, um sie aus der Krisenregion ihres frischen Exfreundes zu bringen.

Das eigentliche Desaster der Urlaubs war es jedoch zu erleben, dass all das, was ich mir in diesen Jahren zu sein gewünscht hätte, auch nicht gut ist. Ich hätte gern besser lernen können, aber ich hatte keine Kraft, mich zu überwinden. Ich wäre gern sportlicher gewesen, ich wäre gern klüger gewesen und hätte besser tanzen wollen und obendrein wäre es mir sehr recht gewesen, ich wäre nicht der Fussabstreifer für die Dorfdeppen gewesen - bei anderen ging das ja auch. Und so ein anderer war auch mit dabei. Nur war in diesem Jahr alles anders, eine Beziehung hatte ihn, dem alles, wirklich alles immer gelungen ist, aus der Bahn geworfen. Früher war ich sein Sidekick. Diesmal war es mehr als Aufpasser, dass er nichts anstellt. Ein menschlicher Tranquilizer, der darauf achten muss, dass nicht wieder alles hochkocht, und in Italien alles ein wenig besser wird.







Am Ufer des Sees liegt dieses alte Klepper; am See werden sie einfach irgendwo verstaut, und wenn dann die Flut kommt, treiben sie ab und verteilen sich an den Buchten. Das Nachfolgemodell hatte ich auch, und am Gardasee rissen die Nähte auf, dann bekam ich das nächste Brett, und es war viel zu gross, aber das alles hat nichts daran geändert, dass es Spass machte. Es war immer mein Freund mit dabei. Und weil er mein Freund war, machte ich überhaupt erst den Führerschein, denn ihn hätten seine Eltern in dem Zustand nicht an den Gardasee fahren lassen.

In vielerlei Hinsicht hat dieser Urlaub dann alles, wirklich alles geändert. Es hat sich dann mit dem Surfen nicht mehr ergeben, und es war keine Zeit mehr da, zusammen an den See zu fahren. Seitdem habe ich die Neigung, all die Hochbegabten anhand der Vorfälle in diesen drei Wochen, davor und danach, zu beurteilen. Vielleicht ist es wirklich so, dass nur ganz selten alles perfekt zusammen kommt, und die, die so unermesslich reich von der Natur beschenkt scheinen, haben in sich auch den Grundfehler, der sie in den Abgrund treibt. Mein Leben bringt es mit sich, dass ich Menschen kenne, die wirklich klug sind. Manche hat es im Zivildienst derbröselt, andere beim Barras, bei anderen hat es 30, 40 Jahre gedauert, bis sich das Unbenennbare Bahn gebrochen hat. Oft mangelt des denen an sozialer Intelligenz, oft brechen sie an der dauernden Unperfektheit des Lebens. Wie auch immer, es hat sich dann einfach nicht mehr ergeben, in München konnte man kein Brett unterbringen und daheim war das Rad näher als das Warten auf Wind und so ist das gekommen. Klingt rational gut, aber darunter ist der Bruch, der mir eigentlich nicht geschadet hat.







Ich habe gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, und nicht mehr zu versuchen, anderen nachzueifern. Es wäre vom Schicksal aber sehr freundlich gewesen, hätte ich diese Lektion angenehmer verabreicht bekommen, nicht so hart, wie es dann gekommen ist.

Das, was man als Jugend bezeichnet, dieses hemmungslose Leben ohne Sorgen des erwachenden Bewusstseins, dauert bei mir nur drei kurze Jahre, bis eben zu diesem Urlaub. Mit 16 lernte ich, mich zu wehren, mit 19 war ich froh, so zu sein, wie ich bin. Die Peiniger verschwanden in den Kasernen und auch, wenn es nicht gut gegangen ist, so setzte bei meinem Freund in diesen Tagen eine Entwicklung zum Besseren ein. Aber damals waren es drei Wochen ganz, ganz unten, und es hatte nichts mit der Leichtigkeit zu tun, mit der wir über das Wasser flogen. Die Bilder aus diesen Tagen lügen: Die Tage waren bunt. Aber gegen das Schicksal der Superklugen kommt man nicht an. Ich bin gern ein bisserl blöd.

Die Intelligenz reicht gerade aus, mir ein paar Gedanken zu machen nach dem Motto: Das ist jetzt 3 Jahrzehnte her. Zumindest könntest Du schauen, ob Du überhaupt noch auf so einem Brett stehen kannst.

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Mittwoch, 12. Juni 2013

Zum ersten Mal richtig auf dem Sunn mit falschen Gedanken

Ich werde den Eindruck nicht los, ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, es peitscht geradezu auf mich ein, dass es im sog. Netzfeminismus (wirkungsloses Twittern statt Tun) einen Kausalzusammenhang zwischen einem schlechten Körperlichkeitsgefühl und dem lauten Vertreten von ermüdenden Positionen gibt. So nach dem Motto: Schatz, findest Du mich zu dick? Nein. Können wir dann über das generische Femininum reden? Und so generell habe ich auch die leichte Ahnung. dass das passiv-agressive Unwohlsein auch etwas damit zu tun hat, dass man auf Ablehnung stösst. An der feministischen Theorie kann es nicht liegen, die finden alle Mittwitterinnen richtig, also muss es etwas anderes sein und wenn da schon welche rumlaufen, die ein solidarisches Kussenthalten von heterosexuellen Paaren verlangen, kann es auch nicht verwundern, wenn diese Suche nach Problemen irgendwo beim Körper ankommt, zusammen mit der Schuldsuche bei einem System der Rape Society, die Frauen in Medien und Werbung mit Rollen vergewaltigt, denen sie zu entsprechen haben, und dann leiden sie und werden damit nicht fertig und schmeissen jetzt ihre Waagen auf die Strasse.





Ich war letztes Jahr aufgrund der Umstände - phasenweise extrem viel Arbeit und eine Reihe wenig erbaulicher Entwicklungen zusammen mit miesem Wetter - tatsächlich zu einem gewissen Zeitpunkt zu dick. Zu dick ist für mich "Probleme haben, eine Strecke mit dem kleinsten Gang zu bewältigen". Das liegt einerseits an meinen Anlagen - mit Allergien ist die Luftaufnahme nicht so leicht -, an den Medikamenten - Antiallergika schwemmen auf - und eben an einer suboptimalen Lebensführung, die den Tagesablauf zu sehr fragmentierte. Eine Waage zum Ausdemfensterwerfen habe ich gar nicht, aber dafür eben Rennräder, und dann habe ich so lange Sport getrieben, dass ich oben in Attenzell nicht vom Stangerl gefallen bin, und immer noch 9 kleinere Gänge am Radl hatte, die ich nicht benutzte. Wenn das geht, finde ich, dann passt das. und zwar ohne dass ich durch die Lande ziehe und mich beschwere, dass der Profiradsport noch ganz andere Körperformen fordert. Die 9 bleibenden Gänge sind mein Polster, das andere ist das Wissen, wie manche ex-supersportliche Altersgenossen aus meiner Schule heute drauf sind. Wenn mich einer überholt, dann ist das eben so. Wenn ich weniger lang brauche, dann ist das eben auch so. Wenn ich danach schnell einschlafe, bin ich halt weg und nehme ab und wenn ich um 3 aufwache, koche ich noch ohne Reue. Mir geht es gut. Manchen gefalle ich und anderen nicht, das ist halt so und ich komme schon klar damit.





Das hat natürlich dieses Blog ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, ich gebe es zu, es ging weg von Automobilen und hin zum Velozipeden, aber 2012 wäre es auch ohne das so geworden oder eben gar nicht, denn das Rad war halt das, was verbloggenswert blieb, der Rest war öfters nicht gar so toll. Nur war es mit dem Körper keine gesellschaftliche Theorie, und kein Gejammer von Körperidealen bis zum Generve mit Fettakzeptanz, und danach war es auch hoffentlich nur eine Sammlung schöner Bilder von Unterwegs, die ich heute gerade nicht liefern kann, weil das Wetter 2013 in etwa so wie das Jahr 2012 als Ganzes gewesen ist. Man muss es halt tun und das Beste daraus machen, man muss den Spass finden und ausnutzen, dann tut es auch nicht weh und wenn ich jetzt sehe, wie manche den Osterberg anstarren - wie das jüngste Gericht nämlich - dann fühle ich mich verdammt attraktiv, weil ich da auch hochkomme. Einhändig. Und dabei 4 Stücke Torte auf dem Rad balanciere.





Man darf sich nicht selbst bekämpfen.

Das sagt sich natürlich leicht, wenn man nicht Berge an Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühlen mit sich rumschleppt, die mehr als ein paar Gramm Fett wiegen, und natürlich weiss ich auch, wie sinnlos es ist, solchen übersensiblen Frustbolzen ausreden zu wollen, dass sie diese Gefühle nicht haben brauchen - denn das Bewusstsein, an etwas zu kranken, was gar nicht sein müsste, macht sie noch kränker.

Da kann man nichts machen. Egal wie es läuft, man verliert, und zwar, weil es denen gut geht, wenn sie sehen, dass andere dann auch leiden. Und ich muss ganz offen sagen, dass ich für solche Spiele etwas zu alt und zu erfahren bin. Sie reden also über Gründe, maximal körperlich betroffen zu sein. Da hilft kein Waagenrausschmiss, würde ich sagen.





An Tagen wie heute ist es kalt, regnerisch und enorm dreckig und es ist gar nicht so einfach, in dieser Landschaft, die vieles von Flandern 1917 hat, den Spass zu entdecken, wenn man ein wenig an sich arbeitet. Aber es geht. Es bringt dagegen nichts, sich von einem Kilo zu befreien, wenn der Druck bleibt, und man sich mit Kleidergrösse 42 so über das Gewicht aufregt, wie man sich dann mit 38 über jemanden empört, der hier nicht das generische Femimimininum verwendet. Ich begrüsse, sogar wenn sie vom Hysteriker-und Anschwärzportal Kleinerdrei kommt, jede Bewegung, die den Körper- und Schönheitsidealen die Luft rauslässt, weil das alles nur Moden sind, denen man in einer freien Gesellschaft nicht entsprechen muss. Es sollte halt irgendwie gesund sein, dass man einen Berg hochkommt, ohne dass die Knie versagen oder die Energie nicht aus dem Körperfett gewonnen werden kann, weil nichts da ist.

Aber was immer es ist, es klingt bei denen immer nach Problemen, Ärger und Beleidigtsein, und was kann da eine Waage dafür?

Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es mir völlig egal ist, ob ich in den Augen solcher Leute irgendwie attraktiv bin. Bloss nicht. Bleibt bitte in Berlin und geht Postprifaschisten ficken.

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Sonntag, 9. Juni 2013

Die erste grosse Runde

Es ist eigentlich unvorstellbar, aber doch: Zum eigentlichen Zweck eines Rennrades, vergleichsweise weite Strecken jenseits der 50 Kilometer zurückzulegen, komme ich dieses Jahr erst jetzt. Vielleicht sollte ich mal überlegen, ob es Sinn macht, so viele Rennräder vorzuhalten, die man hierzulande nur 4 Monate mit etwas Glück nutzen kann und statt dessen mehr Gemälde - ups, ich muss los, sonst komme ich nicht mehr in die Kirche. Am Abend gibt es dort nämlich eine Aufführung mit Amateurgesang, an der ich nicht teilnehmen möchte.







So klar ist die Luft über dem immer noch sumpfigen Boden, dass kein Zweifel sein kann: Das schöne Wetter neigt sich schon wieder dem Ende zu. Aber was soll's, man wird vom Verteidigungsminister angelogen und vom amerikanischen Präsidenten und der SPD-Kanzlerkandidatenversager lässt sich von einem Bild-Mann vertreten: Die Lüge und ihre Bemalung ist das Geschäft der Gegenwart, und nicht irgendwelche Wahrheiten. Normalerweise sage ich, dass die Werbung seit Goebbels gerissener, aber nicht besser wurde, man sollte das vielleicht auf andere Berufa ausdehnen und so langsam habe ich den Eindruck, dass unser einziger Schutz diese unfassbare Inkompetenz ist, mit der sich solche Figuren auf die Menschheit loslassen. Wer heute einem Politikersarg folgt, tut das mehr so wie bei Ludwig XIV.







So eine naja, sagen wir mal Halbwahrheit ist übrigens auch der Spruch, dass das Wetter nicht über die Donau zieht. Sprich, was an Gewittern, Regen und Hagel südlich der Donau zu sehen ist, bleibt auch dort, in aller Regel. Regeln haben natürlich Ausnahmen und der Tag der Ausnahme ist dieser Sonntag. Vom Radeln her ist es überhaupt kein Problem, ich fahre alles, was ich letztes Jahr um diese Zeit auf dem kleinen Kettenblatt erkrochen habe, jetzt zügig mit dem grossen Kettenblatt hoch und irgendwie habe ich es in Italien geschafft, in Form zu bleiben. Aber diese Wolken sagen, dass es besser wäre, die Heimreise anzutreten. Bevor es kommt.







Aber auch die Klugen müssen irgendwann sterben und ausserdem ist es nur Wasser und ganz selten Strom, also fliegt das brandneue gefahrene und dennoch eigentlich schon 9 Monate alte Fondriest über Höhen und Täler. Muss man sich mal vorstellen: So ein Rad, und in 9 Monaten keine Gelegenheit, es richtg weit auszufahren. Was für eine Verschwendung, aber dann komme ich an und eigentlich mag ich ja Verschwendung, sehr sogar.







An diesem Abend kaufe ich dann nicht noch ein Rad, aber sehr wohl noch zwei Gemälde, weil ich ja wieder gesehen habe, wie man das alles pompös machen kann, und da ist es bei mir noch weit, weit hin, und bis ich mit der Galerie fertig bin, wird es länger als 9 Monate dauern. Aber Räder habe ich jetzt wirklich genug, solange ich nicht am Gardasee eine bestimmte Strasse lang fahre, wo hübsche Gebrauchte Lügen erzählen, von funkelnden Speichen im Sonnenlicht.

Das ist Deutschland. Da kauft man sich besser Stuck und Kronleuchter fürs Bad, denn das braucht man. Dringend. Auf dem Heimweg waren nämlich 20 Kilometer eher feucht, um es höflich zu sagen.

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