Montag, 30. Oktober 2006
Last sun standing
Die Donau ist die Grenze. Schon immer gewesen. Keltische Oppida nennenswerter Grösse kommen bis in diese Region vor, erreichen ihre maximale Ausdehnung und verkümemrn weiter nördlich, auch die Römer bleiben hier hängen, weiter nördlich wird es ungemütlich. Hier, über dem grünen Fluss und dem goldenen Urwald an seinen Ufern, stellt sich die Sonne jedes Jahr im Oktober und November einem Endkampf, den sie grandios verliert. Immer noch weitaus besser als der erbärmliche Rückzug vor der anrückenden Kälte aus dem nördlichen Raum von Hamburg, Gelsenkirchen und Berlin, den sie hier bereits hinter sich hat. Hier zeigt sie nochmal, was sie drauf hat, bevor sie sich entgültig auf die letzte Bastion hinter den Alpen zurückzieht.

Ich hatte die letzten Tage ziemlich viel mit Leuten in Berlin - keine Berliner, natürlich - gemailt und telefoniert. Heute morgen, beim Aufwachen in diesem Licht, war dieser kurze Gedanke da, wie es jetzt wäre, in Berlin, diesem unsäglichen Urbanmüll unter dem bleigrauen Himmel, der gerade wieder von einem seiner guten Geister verlassen wird - nie mehr wird man auf ihn bei der Lesung warten und sich fragen, in welchem Zustand er vortragen wird. Kalt ist es da sicher, der Wind ist kein laues Lüftchen, sondern der Stich eines ekelhaften Parasiten, der sich an der Körperwärme vollsaufen wird, bis er dann Ende November seine sibirische Herkunft offenbahrt.
Berlin, das ist der Beweis, dass die menschliche Dummheit der einzig relevante Standortfaktor ist, aber das Monster ist 520 Kilometer weit weg und hat seine eigenen Sorgen, die hier niemanden betreffen. Hier ist nochmal Sonne, für die happy few. Und ich mache jetzt das Bad fertig, denn die Wanne wird ein Wärmebunker, wenn die Sonne entgültig verloren hat.
blödes ende, aber hey, immer nur Qualität ist auch doof

Ich hatte die letzten Tage ziemlich viel mit Leuten in Berlin - keine Berliner, natürlich - gemailt und telefoniert. Heute morgen, beim Aufwachen in diesem Licht, war dieser kurze Gedanke da, wie es jetzt wäre, in Berlin, diesem unsäglichen Urbanmüll unter dem bleigrauen Himmel, der gerade wieder von einem seiner guten Geister verlassen wird - nie mehr wird man auf ihn bei der Lesung warten und sich fragen, in welchem Zustand er vortragen wird. Kalt ist es da sicher, der Wind ist kein laues Lüftchen, sondern der Stich eines ekelhaften Parasiten, der sich an der Körperwärme vollsaufen wird, bis er dann Ende November seine sibirische Herkunft offenbahrt.
Berlin, das ist der Beweis, dass die menschliche Dummheit der einzig relevante Standortfaktor ist, aber das Monster ist 520 Kilometer weit weg und hat seine eigenen Sorgen, die hier niemanden betreffen. Hier ist nochmal Sonne, für die happy few. Und ich mache jetzt das Bad fertig, denn die Wanne wird ein Wärmebunker, wenn die Sonne entgültig verloren hat.
blödes ende, aber hey, immer nur Qualität ist auch doof
donalphons, 12:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 27. Oktober 2006
Biblioman durch die Umstände
Vielleicht wird man in einigen Jahrzehnten eine Dokumentation über mich drehen, als einer der letzten grossen Buchsammler. Dann werden Bücher vielleicht nur noch antiquarisch zu haben sein, nachdem sich Verleger, Autoren und Leser darauf geeinigt haben, dass sie nur den Content wollen und nicht das Papier, das zu viel Platz wegnimmt in den kleinen, teuren Wohnungen. Wer anders dachte, sollte sich beim Antiquariat bedienen, das mit den Restbeständen einer veralteten Kultur noch ein paar Jahrzehnte zu tun haben sollte, bis auch der Letzte eingesehen hatte, dass so eine Körperschnittstelle zum Einlesen von "Büchern" schneller und effizienter ist als diese mühselige Augenarbeit.
Verwundert wird dann die automatierte Reportereinheit vor mir stehen, das Ganze mühsam in die vorhandenen Beitraglayouts und Schnittfolgen einpassen und die Fragenroutine abspulen. Und ich werde dem Ding ein paar faustdicke Lügen erzählen, dass ihm die Schaltkreise kochen. Welch ausgeklügeltem System des Einkaufs ich diese Sammlung verdanke, welche Pläne zur Komplettierung ich beharrlich verfolgte und welche Probleme bei der Jagd auf mich warteten. Weil ich weiss, dass man diesen Dreck, der mit Terchnik von Technorati funktioniert und auf Fragenroutinen der PR-Agentur Edelman basiert, immer und jederzeit austricksen kann.
Die Wahrheit werde ich natürlich verschweigen, und die sieht so aus, dass ich in der Provinz mal wieder so rumtrödle, dass ich das Vorbereitungsmeeting fast verpasse, gerade noch rechtzeitig in die Karre hüpfe, es dann aber, weil das Wetter so schön ist, bei einer geruhsamen Fahrt im offenen Wagen belasse.

Was dazu führt, dass ich natürlich im Stadtverkehr steckenbleibe, zu spät dran bin und, um die anderen nicht mehr zu stören, lieber in der Nähe der Gesellschafterversammlung ein Antiquariat ausplündere von dem, was sie gerade da haben: Eine Biographie über Robert Capa (ist wohl nicht so doll gelaufen, liegt vielleicht an der schlechten Übersetzung, wie ich dann entdecke, als ich während der Einführungsrede bei der Versammlung darin lese), Descartes Abhandlung über die Methode, Vernunft richtig zu gebrauchen (habe ich schon auf Französisch, was ich allerdings nicht kann) und, um der Vernunft finalen Hohn zu sprechen, ein Buch über Barock in Süddeutschland.
Und dann, wenn sich die Einheit umdreht, kippe ich ihr einen Whiskey hinter das Objektiv. Einfach so, nur zur Gaudi. Die dumme, arme Sau.
Verwundert wird dann die automatierte Reportereinheit vor mir stehen, das Ganze mühsam in die vorhandenen Beitraglayouts und Schnittfolgen einpassen und die Fragenroutine abspulen. Und ich werde dem Ding ein paar faustdicke Lügen erzählen, dass ihm die Schaltkreise kochen. Welch ausgeklügeltem System des Einkaufs ich diese Sammlung verdanke, welche Pläne zur Komplettierung ich beharrlich verfolgte und welche Probleme bei der Jagd auf mich warteten. Weil ich weiss, dass man diesen Dreck, der mit Terchnik von Technorati funktioniert und auf Fragenroutinen der PR-Agentur Edelman basiert, immer und jederzeit austricksen kann.
Die Wahrheit werde ich natürlich verschweigen, und die sieht so aus, dass ich in der Provinz mal wieder so rumtrödle, dass ich das Vorbereitungsmeeting fast verpasse, gerade noch rechtzeitig in die Karre hüpfe, es dann aber, weil das Wetter so schön ist, bei einer geruhsamen Fahrt im offenen Wagen belasse.

Was dazu führt, dass ich natürlich im Stadtverkehr steckenbleibe, zu spät dran bin und, um die anderen nicht mehr zu stören, lieber in der Nähe der Gesellschafterversammlung ein Antiquariat ausplündere von dem, was sie gerade da haben: Eine Biographie über Robert Capa (ist wohl nicht so doll gelaufen, liegt vielleicht an der schlechten Übersetzung, wie ich dann entdecke, als ich während der Einführungsrede bei der Versammlung darin lese), Descartes Abhandlung über die Methode, Vernunft richtig zu gebrauchen (habe ich schon auf Französisch, was ich allerdings nicht kann) und, um der Vernunft finalen Hohn zu sprechen, ein Buch über Barock in Süddeutschland.
Und dann, wenn sich die Einheit umdreht, kippe ich ihr einen Whiskey hinter das Objektiv. Einfach so, nur zur Gaudi. Die dumme, arme Sau.
donalphons, 16:05h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 26. Oktober 2006
DRINGENDER HINWEIS
Es sind schon ein Haufen Beiträge für den Gran Premio d´Argento del Don Alphonso eingegangen. Aber langsam wird es knapp - definitiv Schluss ist am 29. Oktober. Helga, Loreley, Burnster und wer immer sonst noch will - her mit Euren Geschichten über Provinz und Bekehrung. Vielen Dank!
donalphons, 15:13h
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Sonntag, 22. Oktober 2006
Kein Mitleid
Ich habe mich 4 Wochen auf den grossen Pfaffenhofener Markt gefreut. Auf Antiquitäten, Stiche und tausend andere Sachen, von denen ich nicht mal ahnte, dass ich sie bräuchte, bevor ich sie sah. Dieser eine Sonntag ist jeden Monat Pflichttermin.
Aber als ich gestern Nacht aus München zurück kam, war die Vorfreude etwas zu gross. Eine recht unkolorierte Baritontonlage der Händel-Cantate "Tra le fiamme" - Voli per l´aria chipuo volare scorra veloce la terra il mare - hinzufügend, schüttelte ich im Schlafzimmer, anders als eigentlich in der besten aller Kinderstuben gelernt, die Hose vom Bein, welches sich dann, von der Last befreit, plötzlich grösserer Freiheiten erfreute und das zum Anlass nahm, den Fuss und namentlich den zweit und drittkleinsten Zehen mit velocita in das kanelierte Bein des Pralinenstuhls
Die Nacht liegenderweise ging noch, aber jetzt schmerzt jeder Schritt bis zum Mittelfussknochen, als ob da jemand von vorne einen Nagel reinhauen würde. Als ob das eine verfickte Tradition wäre, hebräischstämmige Mittelfüsse zu nageln, ha ha. Es ist eine absolute Dummheit, in der Situation nach Pfaffenhofen zu fahren, allein klug bin ich schon im Überfluss und ausserdem brauche ich den linken Fuss nichtals Bleifuss für das Bremspedal.
Ich schreibe das nur, damit es eine letzte Spur von mir gibt, sollte ich nicht zurückkommen und irgendwo im Strassengraben mit brandigem Bein liegen bleiben. Egal. Besser so als später mal mit Alzheimer.
Aber als ich gestern Nacht aus München zurück kam, war die Vorfreude etwas zu gross. Eine recht unkolorierte Baritontonlage der Händel-Cantate "Tra le fiamme" - Voli per l´aria chipuo volare scorra veloce la terra il mare - hinzufügend, schüttelte ich im Schlafzimmer, anders als eigentlich in der besten aller Kinderstuben gelernt, die Hose vom Bein, welches sich dann, von der Last befreit, plötzlich grösserer Freiheiten erfreute und das zum Anlass nahm, den Fuss und namentlich den zweit und drittkleinsten Zehen mit velocita in das kanelierte Bein des Pralinenstuhls
Die Nacht liegenderweise ging noch, aber jetzt schmerzt jeder Schritt bis zum Mittelfussknochen, als ob da jemand von vorne einen Nagel reinhauen würde. Als ob das eine verfickte Tradition wäre, hebräischstämmige Mittelfüsse zu nageln, ha ha. Es ist eine absolute Dummheit, in der Situation nach Pfaffenhofen zu fahren, allein klug bin ich schon im Überfluss und ausserdem brauche ich den linken Fuss nicht
Ich schreibe das nur, damit es eine letzte Spur von mir gibt, sollte ich nicht zurückkommen und irgendwo im Strassengraben mit brandigem Bein liegen bleiben. Egal. Besser so als später mal mit Alzheimer.
donalphons, 11:30h
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Donnerstag, 19. Oktober 2006
Es sind diese Tage
an denen der Nebel nie ganz aus der Stadt weicht, ein wenig Grau ist immer zu ahnen, es verwischt die Ferne und verleiht dem Himmel eine surreale Farbe, als hätte man ihn für ein Video im 40er Jahre Stil ausgebleicht. Es wird beim schönsten Wetter nicht warm, es ist etwas Eisiges in der Lift, wenn man schneller geht.
Abends, mit der Dunkelheit ziehen dann die Nebelschwaden über das alte Stadttor im Westen. Man muss es oft gesehen haben, wie die Luft in wenigen Minuten dick wie eine Sahnesosse wird, um nicht sogleich den Horror zu empfinden, der von diesem Wogen in der Luft ausgeht. Draussen, vor der Stadt über dem besseren Viertel, das im alten Sumpf anzulegen man sich nicht entblödete, kommt es aus der Erde, zieht über die Gräber des Friedhofs und nimmt mühelos die alten Befestigungsringe ein.

Es sind diese Tage, da sitzt man wieder oben unter dem Dach, greift zu den schweinsledergebundenen Folianten der bösen, schlimmen Epoche des Stadtpalastes, Attendite a falsis prophetis steht dort geschrieben von einem, der das Verbrennen und Aufhängen als natürlich empfand und einen selbst als Ausgeburt der Hölle betrachten würde, so weit ist man geistesgeschichtlich auseinander, mit der formal gleichen Tradition im gleichen Haus, aber da draussen sieht man keine 50 Meter weit, damals war es noich schlimmer, in der kleinen Eiszeit, da war schon der September grau und diesig, und vielleicht drückte das auf das Gemüt der Leute, deren Verstocktheit dann zu Bosheit geronn, die mit Druckerschwärze in das Papiergestanzt wurde, um zu verkünden Inferni poenae sunt sine fine.
Wer innerlich schon tot ist, kann dem definitiv toten Mönch der Gesellschaft lächelnd widersprechen, es ist egal und ohne Schmerzen, und in einem halben Jahr wird auch diese Prüfung des eisgrauen Nebels vorüber sein. Seine Bosheit aber, ein Bastard nichts schlechter Eltern zu diesem Zweck, die kann bleiben, und sich von hier oben aus in die ewige Nacht über dem Netz ergiessen und hinuntersickern in die Pressgläser mit den billgen Prosecco, mit dem sich schändliche PR die Gesundheit ruiniert, denn deren Qualen sollen nicht enden in diesem Jenseits, das zu erkennen ihnen nicht vergönnt ist, in ihrem Vertrauen auf die falschen Propheten.
Abends, mit der Dunkelheit ziehen dann die Nebelschwaden über das alte Stadttor im Westen. Man muss es oft gesehen haben, wie die Luft in wenigen Minuten dick wie eine Sahnesosse wird, um nicht sogleich den Horror zu empfinden, der von diesem Wogen in der Luft ausgeht. Draussen, vor der Stadt über dem besseren Viertel, das im alten Sumpf anzulegen man sich nicht entblödete, kommt es aus der Erde, zieht über die Gräber des Friedhofs und nimmt mühelos die alten Befestigungsringe ein.

Es sind diese Tage, da sitzt man wieder oben unter dem Dach, greift zu den schweinsledergebundenen Folianten der bösen, schlimmen Epoche des Stadtpalastes, Attendite a falsis prophetis steht dort geschrieben von einem, der das Verbrennen und Aufhängen als natürlich empfand und einen selbst als Ausgeburt der Hölle betrachten würde, so weit ist man geistesgeschichtlich auseinander, mit der formal gleichen Tradition im gleichen Haus, aber da draussen sieht man keine 50 Meter weit, damals war es noich schlimmer, in der kleinen Eiszeit, da war schon der September grau und diesig, und vielleicht drückte das auf das Gemüt der Leute, deren Verstocktheit dann zu Bosheit geronn, die mit Druckerschwärze in das Papiergestanzt wurde, um zu verkünden Inferni poenae sunt sine fine.
Wer innerlich schon tot ist, kann dem definitiv toten Mönch der Gesellschaft lächelnd widersprechen, es ist egal und ohne Schmerzen, und in einem halben Jahr wird auch diese Prüfung des eisgrauen Nebels vorüber sein. Seine Bosheit aber, ein Bastard nichts schlechter Eltern zu diesem Zweck, die kann bleiben, und sich von hier oben aus in die ewige Nacht über dem Netz ergiessen und hinuntersickern in die Pressgläser mit den billgen Prosecco, mit dem sich schändliche PR die Gesundheit ruiniert, denn deren Qualen sollen nicht enden in diesem Jenseits, das zu erkennen ihnen nicht vergönnt ist, in ihrem Vertrauen auf die falschen Propheten.
donalphons, 01:16h
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Mittwoch, 18. Oktober 2006
Lustig.
Blogger.de hatte gerade einen Ausfall, bei dem alle Referrer verschwunden sind. ich schaue die nie genau an, weil es immer ein paar hundert sind, aber jetzt bauen sie sich langsam wieder auf:
Search request: Katholische Kirche Arbeitsrecht Ehebruch
Soll passieren. Ist kein Spass
Search request: Türkische Swingerclubs
Moi? Äh, also...
Search request: rolex oyster perpetual date just
Kaufen. Werden nicht mehr billiger
Search request: site:rebellmarkt.blogger.de gartenfest
Ah. Ein Kenner
Search request: tattoo texte
Alles nur das nicht, Mädel
Search request: altersvorsorge
Und das bei mir, dem Jungbrunnen
Search request: BLOGS! don alphonso
Hallo Edelman!
Search request: dachziegel nanobeschichtung
Echt jetzt oder was?
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Und das bei mir, dem Jungbrunnen
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Hallo Edelman!
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Echt jetzt oder was?
donalphons, 00:38h
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Montag, 16. Oktober 2006
Selber zahlen
Ich habe erziehungsbedingt ein Problem, mich einladen zu lassen. Das hat ursächlich sehr viel mit der in Bayern praktizierten Gastfreundlichkeit zu tun. Zum anderen auch dem Drang meiner Umgebung, niemandem etwas schuldig sein zu wollen, und Frauen zahlen ohnehin nicht. Das sind so die Regeln, die man nie hinterfragt, es ist einfach so, egal was sonst so von Sitten, Emanzipation oder was auch immer gefordert wird.
Bis Mitte der 90er Jahre war es nicht mehr als ein Spleen, eine Marotte, manche werden auch sagen, eine schlechte Angewohnheit, die abzulegen auch nach einigen Ausnahmen mir nicht gelungen ist. Zum Glück. Dass diese Haltung eine gute Sache ist, begriff ich dann mit dem Eintritt in die Berater- und Journalistenszene. Denn mit Essenseinladungen aus Branchen wie PR und Werbung fängt gewöhnlich etwas an, was nicht im moralischen Bankrott enden muss, aber durchaus in diese Richtung gehen kann. Natürlich habe ich eine Weile den Sport Buffetplündern betrieben auf Events und bei Firmen, mit denen ich nichts zu tun hatte und nie darüber schrieb. Ausser ab und zu über das Buffet, wenn es schlecht war, natürlich. Aber Massenabspeisen sind immer noch was anderes als die Geschäftstermine im Lokal.
Ich musste die Erfahrung machen, dass es bei PRlern sehr oft den Moment gibt, wo man sich dafür schämen würde, etwas angenommen zu haben. Momente, da käme einem die Galle hoch an ein Essen, das man bekommen hat, weil der andere letztlich irgendwas will, Monate oder Jahre später. Selber zahlen ist so eine Art Schussfeld freiräumen. Wenn man selber gezahlt hat, erspart man sich und dem anderen den Disclaimer, wenn man dann auf der anderen Seite steht. Und ich schwöre, wenn man es sich leisten kann, dann kommt der Zeitpunkt immer und jedes Mal.
Heute ist es so weit, dass ich auch die Events so weit wie möglich meide. Und dort nichts mehr anfasse, sondern lieber daheim esse. Zur nächste Woche stattfindenden langen Nacht der Medien wollte mich jemand mitschleifen, eine Vorstellung, bei der mir schlecht wird. Es gab zwei Poduimsdiskussionen, wo ich noch mein Honorar abholen und die Fahrtkosten abrechnen müsste. Die Rechnungen liegen seit Monaten rum. Aber irgendwie ist es mir lieber, diese Leute, die sich im Anschluss als nicht gerade, sagen wir mal, koscher herausgestellt haben, verjuxen das Geld irgendwo beim Essen mit Ihren PR-Nutten und Strichern, als dass ich mich dazu herablasse, bei denen um Begleichung von irgendwas nachzufragen. Ich packe das nicht, selbst wenn sie dann das Budget haben, bei der nächsten Runde ein bsonders mieses Dreckschwein der Szene, in der ich mich bewege, einzuladen.
Wenn ich dann von Leuten wie dem E. oder dem W. (Disclaimer: Damit meine ich definitiv nicht Beteiligte jüngerer Ereignisse) höre, was sie so trocken für Auftritte verlangen und gleichzeitig weiss, was letztlich die Street Prices sind, die sie aushandeln, dann bin ich froh um meine Erziehung und die Haltung zum selber zahlen. Selbst, wenn ich dann mal wieder tomatenrot auf einem Cafehausstuhl herumrutsche und mir einen Notizzettel im Kopf schreibe, der zahlenden Frau demnächst den Gegenwert meines Tees mal vier in Pralinen zu schicken.
Bis Mitte der 90er Jahre war es nicht mehr als ein Spleen, eine Marotte, manche werden auch sagen, eine schlechte Angewohnheit, die abzulegen auch nach einigen Ausnahmen mir nicht gelungen ist. Zum Glück. Dass diese Haltung eine gute Sache ist, begriff ich dann mit dem Eintritt in die Berater- und Journalistenszene. Denn mit Essenseinladungen aus Branchen wie PR und Werbung fängt gewöhnlich etwas an, was nicht im moralischen Bankrott enden muss, aber durchaus in diese Richtung gehen kann. Natürlich habe ich eine Weile den Sport Buffetplündern betrieben auf Events und bei Firmen, mit denen ich nichts zu tun hatte und nie darüber schrieb. Ausser ab und zu über das Buffet, wenn es schlecht war, natürlich. Aber Massenabspeisen sind immer noch was anderes als die Geschäftstermine im Lokal.
Ich musste die Erfahrung machen, dass es bei PRlern sehr oft den Moment gibt, wo man sich dafür schämen würde, etwas angenommen zu haben. Momente, da käme einem die Galle hoch an ein Essen, das man bekommen hat, weil der andere letztlich irgendwas will, Monate oder Jahre später. Selber zahlen ist so eine Art Schussfeld freiräumen. Wenn man selber gezahlt hat, erspart man sich und dem anderen den Disclaimer, wenn man dann auf der anderen Seite steht. Und ich schwöre, wenn man es sich leisten kann, dann kommt der Zeitpunkt immer und jedes Mal.
Heute ist es so weit, dass ich auch die Events so weit wie möglich meide. Und dort nichts mehr anfasse, sondern lieber daheim esse. Zur nächste Woche stattfindenden langen Nacht der Medien wollte mich jemand mitschleifen, eine Vorstellung, bei der mir schlecht wird. Es gab zwei Poduimsdiskussionen, wo ich noch mein Honorar abholen und die Fahrtkosten abrechnen müsste. Die Rechnungen liegen seit Monaten rum. Aber irgendwie ist es mir lieber, diese Leute, die sich im Anschluss als nicht gerade, sagen wir mal, koscher herausgestellt haben, verjuxen das Geld irgendwo beim Essen mit Ihren PR-Nutten und Strichern, als dass ich mich dazu herablasse, bei denen um Begleichung von irgendwas nachzufragen. Ich packe das nicht, selbst wenn sie dann das Budget haben, bei der nächsten Runde ein bsonders mieses Dreckschwein der Szene, in der ich mich bewege, einzuladen.
Wenn ich dann von Leuten wie dem E. oder dem W. (Disclaimer: Damit meine ich definitiv nicht Beteiligte jüngerer Ereignisse) höre, was sie so trocken für Auftritte verlangen und gleichzeitig weiss, was letztlich die Street Prices sind, die sie aushandeln, dann bin ich froh um meine Erziehung und die Haltung zum selber zahlen. Selbst, wenn ich dann mal wieder tomatenrot auf einem Cafehausstuhl herumrutsche und mir einen Notizzettel im Kopf schreibe, der zahlenden Frau demnächst den Gegenwert meines Tees mal vier in Pralinen zu schicken.
donalphons, 01:58h
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Freitag, 13. Oktober 2006
Bestiarium
Es gibt immer etwas, das man neu entdeckt. Selbst in St. Zeno vor den Toren des mittelalterlichen Verona, einem der Höhepunkte der lombardischen Romanik, in der ich sicher schon ein halbes Dutzend mal war. Jedes Kapitel erzählt einen Roman, in allen Ecken wuchern Geschichten, Erlogenes und Erfundenes, und plötzlich springt einen die Bestie an.

Die hätte ich gern mitgenommen. Am Besten den Körper noch aus dem roten Marmor des Thrones gemeisselt, aus dem sie herausschaut. Und dann mit über die Alpen genommen. Ich könnte schwören, dass sie sich Nachts in Fleisch und kochend giftiges Blut verwandelt, und dann durch die Finsternis jagt. Ich würde sie mit Anjatanjaschinken füttern und ihr eine Monstystation bauen, aus der sie Salpetersäure lecken kann. Und wenn das Schwarz der Nacht durchschnitten wird vom eisigen Grau der Nebelschwaden, würde ich sie in meine Barchetta setzen, das Dach wegklappen und dann durch die Feuchtigkeit brausen, um bezechte Passanten zu erschrecken. Sie würde mit den Katzen spielen, und sich auf die Gröler und Vandalen auf der Strasse stürzen, wenn ich mit den Fingern schnippste, und sich keine Gewissensbisse machen, denn Cangrande della Scala, den sie gut kannte, war ja auch nicht zimperlich. Tagsüber würde sie mordsdekorativ aussehen, und ich würde ihr über den glatten Marmorkopf streicheln und Besuchern erzählen, dass sie sich wegen der Gerüchte in diesem Viertel keine Sorgen machen brauchte, die abgenagten Knochen im Hof jedenfalls kämen nicht von Menschen.
Da bin ich mir eigentlich recht sicher.

Die hätte ich gern mitgenommen. Am Besten den Körper noch aus dem roten Marmor des Thrones gemeisselt, aus dem sie herausschaut. Und dann mit über die Alpen genommen. Ich könnte schwören, dass sie sich Nachts in Fleisch und kochend giftiges Blut verwandelt, und dann durch die Finsternis jagt. Ich würde sie mit Anjatanjaschinken füttern und ihr eine Monstystation bauen, aus der sie Salpetersäure lecken kann. Und wenn das Schwarz der Nacht durchschnitten wird vom eisigen Grau der Nebelschwaden, würde ich sie in meine Barchetta setzen, das Dach wegklappen und dann durch die Feuchtigkeit brausen, um bezechte Passanten zu erschrecken. Sie würde mit den Katzen spielen, und sich auf die Gröler und Vandalen auf der Strasse stürzen, wenn ich mit den Fingern schnippste, und sich keine Gewissensbisse machen, denn Cangrande della Scala, den sie gut kannte, war ja auch nicht zimperlich. Tagsüber würde sie mordsdekorativ aussehen, und ich würde ihr über den glatten Marmorkopf streicheln und Besuchern erzählen, dass sie sich wegen der Gerüchte in diesem Viertel keine Sorgen machen brauchte, die abgenagten Knochen im Hof jedenfalls kämen nicht von Menschen.
Da bin ich mir eigentlich recht sicher.
donalphons, 00:44h
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Donnerstag, 28. September 2006
Einfache Freuden
Johann, gehn´S, wenn jemand anruft, vertrösten Sie ihn bittschön auf morgen, ich bin beschäftigt.

Die immer geäusserte Frage für kommende Besucher - da gibt es in den nächsten Wochen einige - lautet: Kommst Du noch zur Datschizeit oder erst zur Strudelzeit? Beides geht ineinander über, aber grob kann man sagen: Sobald die Zwetschgen gar sind, holt man die Äpfel aus dem Keller. So in ungefähr 2, 3 Wochen.

Die immer geäusserte Frage für kommende Besucher - da gibt es in den nächsten Wochen einige - lautet: Kommst Du noch zur Datschizeit oder erst zur Strudelzeit? Beides geht ineinander über, aber grob kann man sagen: Sobald die Zwetschgen gar sind, holt man die Äpfel aus dem Keller. So in ungefähr 2, 3 Wochen.
donalphons, 18:44h
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Montag, 25. September 2006
Relativ
Einer der Vorteile der Historikerausbildung ist der grosszügige Umgang mit dem, was manche für eine absolute Grösse halten: Zeit. Im Sog von langen und kurzen Chronologien vor den immer gleichen Befunden begreift man irgendwann die forschungsfeindliche, alles in Frage stellende Tatsache, dass Datierung, das Einschlagen von absoluten Fixpunkten, nicht wirklich bedeutend ist. Ob eine Fibel noch Hallstatt 4C ist oder schon La Tene 1A, ob Giselbertus seine Plastiken als junges Genie oder erfahrener Baumeister schuf, das alles ist angesichts der Schönheit und des Ausdrucks völlig irrelevant. Manche ergehen sich in dem Kleingeisttum und sehen nicht das Grosse. Das sind die Spezialisten, die später einmal lange Listen von nie gelesenen Publikationen, chronologisch geordnet ins Netz stellen. Und denen es dann so geht wie dem Franziskanerbruder Albert Langner, dessen Traktat wider die Aufklärung, gedruckt inPrag 1768, mir heute völlig ungelesen für lächerliche 5 Euro in die Hände gefallen ist, und auch diesmal, angesichts besserer Möglichkeiten nicht gelesen wurde.

Was also ist Zeit - in der Erinnerung können Sekunden über Jahre fortdauern, Niedergeschriebenes hat bessere Aussichten, aber keine Sicherheit, und so viel wird verschwendet, vertan, vergessen, Zeit kann man wirklich tot schlagen. Wenn es das ist, woran man sich später erinnert, ein langer Kampf gegen diese unentrinnbare Aabfolge, betäubt mit Medienkonsum und sofortigem Vergessen hin auf ein paar Woche Abwechslung an einem anderen Ort, wo man wieder selbst dabei ist, dann hat man die Zeit erfolgreich abgemurkst. Es ist nicht leicht, aber es geht. Prinzipiell. Die lernen das schnell.

Bedauerlich. Alle jammern über Rauchen, Zucker und Alkohol, es würde das Leben verkürzen. Aber es ist nichts gegen die Zeitverschwendung der Glotze, der antimodernen Unterhaltungsabfütterung und der scheinbaren Auswege aus der inneren Leere, die man heute lukrativ ausbeuten kann. Es ist vielleicht ein wenig exzentrisch, Zeit als etwas relatives zu begreifen, aber immerhin, es generiert Relationen, es ist nicht gleich Null, und am Ende bleibt etwas. Wenn man Glück hat.

Was also ist Zeit - in der Erinnerung können Sekunden über Jahre fortdauern, Niedergeschriebenes hat bessere Aussichten, aber keine Sicherheit, und so viel wird verschwendet, vertan, vergessen, Zeit kann man wirklich tot schlagen. Wenn es das ist, woran man sich später erinnert, ein langer Kampf gegen diese unentrinnbare Aabfolge, betäubt mit Medienkonsum und sofortigem Vergessen hin auf ein paar Woche Abwechslung an einem anderen Ort, wo man wieder selbst dabei ist, dann hat man die Zeit erfolgreich abgemurkst. Es ist nicht leicht, aber es geht. Prinzipiell. Die lernen das schnell.

Bedauerlich. Alle jammern über Rauchen, Zucker und Alkohol, es würde das Leben verkürzen. Aber es ist nichts gegen die Zeitverschwendung der Glotze, der antimodernen Unterhaltungsabfütterung und der scheinbaren Auswege aus der inneren Leere, die man heute lukrativ ausbeuten kann. Es ist vielleicht ein wenig exzentrisch, Zeit als etwas relatives zu begreifen, aber immerhin, es generiert Relationen, es ist nicht gleich Null, und am Ende bleibt etwas. Wenn man Glück hat.
donalphons, 00:42h
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