: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 9. Juni 2010

Die Verhältnisse, unter denen wir leben.

Was zum Teufel wil so eine Frau Merkel in einem kaputten Berlin an der Spitze einer maroden Koalition schon von den Verhältnissen wissen, über die nach ihren Worten angeblich alle Leute leben, darunter auch viele, die nicht Politiker, sondern anständig sind?

Nichts. Eben darum geht es auch in der FAZ

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Der geschleifsteinte Affe

Mit dem Radlfahren am See ist es so: Zwischen Gmund und Rottach kann man extrem teure Kreationen mit zwei Rädern bestaunen, die masslos selten sein müssen, alles ist vollgefedert und aus Carbon, soweit man es im Vorbeifliegen erkennen kann und hinter einem eine entsetzte Mutter auf einem 5000-Euro-Rad hinterherbrüllt: Annsophie! Julius! Passt aaaaaauuuuuf! Denn diese Räder werden nie mehr als Asphalt sehen; gekauft wurden sie als Symbol einer Unabhängigkeit in der Waldeinsamkeit, die die Besitzer für die nächsten 18 Jahre getrost knicken können. Die teuren Räder werden sich Annsophie und Julius irgendwann auf dem Schulhof klauen lassen. Ich bin mit meinem schrottreif gekauften, dreckigen und mit Farbabsplitterungen verunzierten ex-3500-Euro-Hobel klar das Slumkind unter all den propperen, bonbonfarbenen Leichtbauasphaltrollern. Aber dann biege ich ab und wuchte mich den Berg hinauf, auf dem keine Mami mehr rumschreit, und ich mir denke: Das wäre wirklich nichts für mich.



Für mich ist der Schweiss und das Japsen, da gibt es so einen Automatismus, der mir sagt, dass es dumm ist, keine Pause zu machen und weiterzutreten. Das Hirn speichert es ab, geht wieder in Ruhemodus, und die Beine treten weiter, solange es halt nicht geht. Es ist warm am Berg und schwül, und so schwitze ich. Als ich dann doch mal halte, um ein paar Schluck Wasser zu trinken, denke ich mir: Ja, sie haben schon recht, die jungen Damen. Man sieht nicht nur aus wie ein Affe auf dem Schleifstein, man riecht auch wie einer, und überhaupt ist das absolut kein Sport für asthetische Empfindsamkeit. Warum, frage ich mich an der Quelle, warum mache ich ihn dann überhaupt?



Es gibt, machen wir uns nichts vcr, durchaus Sportarten, bei denen man sich näher kommen kann. Segeln bei Flaute zum Beispiel, auf einer 35-Meter-Yacht im Salon etwa. Hardcore Fixieschieben zur Eisdiele. Nordic Walking zu Cafes, die Soda heissen, oder Low Fat oder irgendwie japanisch nach Spülwasser. Man kann vielleicht auch unten zusammen radeln und sich nebenbei auch fortpflanzen, aber das hier oben ist eine Garantie zum Aussterben. Man wird, wenn der Boden feucht ist, auch ganz schön dreckig. Man tut es also für sich, selbst wenn es dumm ist: Immerhin schleppe ich 14 Kilo mitsamt Federelementen und Gelenken den Berg hinauf, damit das Rauffahren eine Qual wird, verglichen mit meinem ungefederten Rocky Mountain Vertex und seinen 9,5 Kilo. Die Federn wippen, das Vorderrad hebt ab, alles ist schwer und zäh. Warum nur?



Das delikate Grün, den rauschenden Bach, das Licht, das alles geht auch ohne die Schinderei auf dem harten Sattel, ohne das Gekeuche und die Einsicht, dass dieses Rad eigentlich gebaut wurde, um mit der Gondel nach oben zu fahren. Ein paar tausend Mal drücke ich die Federn sinnlos beim Treten zusammen, Rampe um Rampe, Kurve um Kurve, es sieht nicht gut aus, es macht, wenn überhaupt, die quälende Freude der Hoffnung, dass es nicht mehr weit ist, und dem Gesichtsausdruck der Wanderer nach zu gehen, wenn sie einen grüssen, muss ich wirklich einen schlechten Eindruck machen. Warum man es tut? Nun, man ist am Berg und umdrehen wäre jetzt feige. Irgendwann ist man oben, ein klebriger Film ist auf dem Körper und Unterzucker in den Beinen. Dann dreht man um.



12 Zentimeter Federweg vorne und 15 Zentimeter hinten machen die Piste in eine Strecke so glatt wie einen gepflegten Radlweg. Man muss schon mutwillig in die Büsche, um den Eindruck zu bekommen, im Gelände und nicht unterwegs mit Annsophie und Julius zu sein. Der Film trocknet im Fahrtwind ab, der Geruch und die Salzkruste bleiben zurück. Vorne brüllt die Hope Downhillbremse die Kurven frei. Es ist gscheid schnell, aber Rennrad wäre schneller. Es gibt keinen rationalen Grund dafür, wie ein geschleifsteinter Affe auf einem störrischen Rad den Berg raufzukriechen.

Nur, seit wann brauchen Männer Gründe? Gründe sind auch nur weitergedachte Bedienungsanleitungen.

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