Ich würde ja meine Kinder eher auf den Bau schicken

statt in den Journalismus, wenn sie nicht gerade für eine Qualitätszeitung in vergleichsweise grosser finanzieller Freiheit schreiben könnten. Momentan geht es hübsch blutig zu, in diesem Fach. Sage keiner, man hätte sie nicht gewarnt. Jetzt ist die Krise voll da, und was keiner laut sagt: Die Banken ziehen bei den Krediten von Medienunternehmen den Stecker. Das ist einer der grossen Treiber hinter den Streichungen. Blöderweise hat man in den letzten Jahren vergessen, sowas wie Alternativen zu entwickeln: Alternative Formate, Erlösmodelle und eigenständige Stellen für Journalisten. Ich habe erst vor kurzem gelesen, dass der Durchschnittslohn (vermutlich unter Ausschluss vieler Leute, die quasi kostenlos schreiben) bei 1500 Euro brutto liegt. Oha.



Ich glaube, Robert Basic ist mit seiner Idee, eine Art schnelles Nachrichtenportal zu machen, viel auf andere zu verlinken und und dabei denen die Arbeit zu überlassen, gar nicht so arg dumm. Es werden gerade so viele Leute entlassen, und es gibt so wenige Jobangebote, dass sich dort vielleicht der ein oder andere einfindet, der Robert helfen kann. Vor allem, weil es in den nächsten beiden Jahren nicht besser wird: Für 2009 sind die Werbeetats katastrophal, und selbst, wenn am Ende des Jahres die Krise ausgestanden wäre, sind noch genug Aufräumarbeiten zu tun, die für Werbung nicht viel übrig lassen. Wir reden von einer mindestens zweijährigen Durststrecke. Das ist lang. Sehr lang.

Vermutlich werden wir also ein paar Verzweiflungstaten sehen, ein paar Lügen werden spektakulär scheitern, aber die Krise macht auch Raum für Alternativen. Vielleicht schafft es ja jemand, ein wirklich anspruchsvolles Automobilportal zu entwickeln, spezialisierte Urlaubsportale oder mit Gegenentwürfen zu Krise mit Lust und Luxus neue Marken im Netz aufzubauen. Ein deutsches FT Alphaville wäre nett, eine deutsche Intelligent Life, etwas über Berge und Nahurlaube.

Natürlich ist es schrecklich. Mein Beileid für alle, die sich von Web2.0 und neuen Ansätzen haben betrügen lassen. Aber am Ende muss sich jeder um sein eigenes Fortkommen kümmern. Und das ist heute leichter als je zuvor. Schliesslich ist die Konkurrenz im Netz nicht wirklich qualitativ hochstehend.

Oder doch Bau?

Donnerstag, 19. Februar 2009, 15:48, von donalphons | |comment

 
classicdriver.de ist zwar Hochglanzbroschüre mit madigen Werbetexten aber sehr schönen Bildern - da wäre noch Raum für mehr - die "Meilenwerke" sind ja ein Zeichen das die Faszination zumindest für echte Automobile ungebrochen ist.

Wann passiert denn mal wieder was mit dem GT-Blog? Ein paar Alpentouren nach Graubünden sind ja schon passiert.

Und der Bau: Während in Moskau, Dubai & London die Investorenbubble mit Stararchitekten zusammenkracht gibt es hier am Genfer See noch genügend Bedarf nach schönen Häusern.

Cordiallement...

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Also ich hätte gerne häufiger so Geschichten wie "Manni der Weltraumfrosch". Ich denke, mehr davon konnte die Medien aus der Krise heben. Statt permanentem postmodernem Krisengeschwafel Technikbegeisterung und Glaube an die Gestaltbarkeit der Zukunft. Für alles das steht "Manni, der Weltraumfrosch".

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3000 Euro brutto ist da, wo ich mich bewege das Gehalt eines Pressesprechers oder Marketing-Managers und deutlich über dem Anfangsgehalt eines Redakteurs.


Btw. 2001 galten bei uns 8000 DM für einen Creative Director noch als die typischen Fantasiegehälter der New Economy.

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Bitte?
1.500 Euro brutto für einen Pressesprecher? Wo soll denn das bitte sein? Soviel bekommen hier schon unsere Volontäre ...

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Bei einem Konzern in Niedersachsen. Als typisches Volontärsgehalt würde ich 1800 Euro ansetzen.

Madsack zahlt weit untertariflich, und alle Gehälter werden individuell ausgehandelt.

http://www.manager-magazin.de/koepfe/karriere/0,2828,321586-3,00.html

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Sorry, ich schrieb 1500, meinte aber 3000. Spätschichtliches Augenflimmern;-)

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was handfestes
meine "kinder" hier promovieren gerade in physik und liegen damit, glaube ich, für die nächsten jahre gar nicht mal so falsch. ich selbst fange mitte märz bei einem eigentümergeführten deutschen unternehmen der medizintechnik an, dessen auftragsbücher dermaßen überquellen, dass sie sich die entwicklung einer vollkommen neuartigen technischen lösung, für die jetzt schon sichere nachfrage besteht, für zwei jahre aus dem eigenem cash flow leisten können. (es werden dort übrigens permanent physiker gesucht, schwerpunkt "optische laser" - oder wahlweise mathematiker mit hohem physikalischem verständnis).

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Ich kenne auch einen promovierten Physiker, der ist grerade Mitt 30 und hat vor kurzem die deutsche Autokonjunktur kräftig angekurbelt - auch Schwerpunkt Optik, Laser, Akustik.

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Meine Erfahrungen sehen da anders aus.

Firmen wie Siemens, Conti, Schäffler, die halbe Autozulieferindustrie, alle Autofirmen und zahlreiche andere decken ihren Bedarf zu 60% aus Dienstleistern, die waren in den letzten Monaten auch die ersten die geflogen sind. Alleine VW hat 25.000 Zeitarbeiter entlassen (davon auch viele Ingenieure und Informatiker die eigentlich bei Ingenieursdienstleistern angestellt waren).

Das das nicht durch die Presse geht ist einfach. Die Gewerkschaften meckern nicht weil es (noch) nur externe erwischt die bei den Festangestellten eh ungeliebt sind und die Firmen selbst müssen es auch nicht als Entlassungen melden.

De facto gibt es schon seit Jahren keinen Mangel an Fachkräften im Bereich der Ingenieure/Informatiker. Die Gehälter stagnieren je nach Branche und die Stellenbörsen sind eigentlich nur noch durch Zeitarbeitsfirmen frequentiert.

Personalchefs von Siemens, Ericsson und Conti haben mir aufs Gesicht zugesagt, dass sie nur noch externe anstellen und es gibt Abteilungen in den Firmen, wo bis auf die Stabsstellen nur noch externe Arbeiten.

Gerade Dons stadteigene Automobilfirma mit den 4 Ringen tut sich da negativ hervor.

Wer nicht in einer Nische arbeitet verdrückt sich im Moment ins Ausland, dortige Firmen sind nach wie vor recht happy so einfach deutsche Ausgebildete Fachkräfte abgreifen zu können und bei 300.000 Auswanderen pro Jahr herrscht dort kein Mangel.

Teilweise hat man mir mit 5 Jahren Berufserfahrung Einstiegsgehälter angeboten oder 'leider keine Position für sie frei' nur um mir die gleiche Stelle einen Tag später über Adecco, Brunel, Evosoft oder einen anderen der Dienstleister anzubieten, obwohl ich mich da nie beworben hatte.

Deutsche Firmen vergraulen im Moment gerade die Leute, die die Grundlage ihres Erfolges waren.

Im Mittelstand sieht das noch besser aus und spezielisierte Bereiche mit seltenem Fachwissen werden immer gesucht. Leider fangen viel zu viele Firmen schon bei 45.000 Euro Bruttogehalt (das ist 13/2 TVÖD Level) das Heulen an und rufen die Kräfte dann lieber beim Dienstleister ab.

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Zitat: Ich würde ja meine Kinder eher auf den Bau schicken

Du hast keine Kinder. Vergiss es doch einfach. Alles andere ist laberei.

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Davon abgesehen:
Ich fürchte, die Zeiten, in denen man Kinder in eine bestimmte berufliche Zukunft "schicken" konnte, sind schon länger vorbei. Sonst hätten mich meine Eltern womöglich lieber auf den Bau in eine Banklehre geschickt oder zu einem Autohändler. Womit ich sagen will: Die Ideen der Eltern müssen nicht zwangsläufig die besseren sein.

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By the way: Der Bau entlässt viel mehr als z.B. die Autoindustrie. Kaum einer Branche geht es schlechter. Insofern ist das Eingangsposting etwa so sinnvoll wie zu schreiben: "Ich würde mein Kind eher eine Lehre als Seiler, Kesselflicker oder Wasserträger machen lassen als...."

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Zitat: Ich fürchte, die Zeiten, in denen man Kinder in eine bestimmte berufliche Zukunft "schicken" konnte, sind schon länger vorbei.

Und? Wie äußert sich diese Erkenntnis im Handeln?

Was tun wir, damit die Welt so wird wie wir wollen?

Freiheit für die Kinder: Jedermensch hat eine Berufung, etwas was er kann. Deswegen das Grundeinkommen. Wir können die Welt ändern, also sollten wir es tun.

Wer nur über seine ungeborenen Kinder lamentiert hat schon aufgegeben. Da fehlt der Funke.

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