: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 10. Februar 2009

Systemfehler

Ich habe zwei selbstgebastelte Indizes für diese Krise, die sich an meinen eigenen Interessen orientieren. Zuerst ist da der Klassikerindex. Seit anderthalb Jahren schaue ich mir die Preise für englische Sportwägen an, entsprechend dessen, was ich für so ein sinnloses Ding ausgeben würde - nicht viel, jedenfalls. Zu Beginn war es der MG-Midget-Index, dann wurde es der Midget-und-MGB-GT-Index, im Frühwinter war es dann schon der MBG-GT-oder-Roadster-Index, und all das ohne eine Veränderung meiner Bereitschaft, höchstens einen gewissen Betrag zu zahlen. Teilweise liegt das am Niedergang des britischen Peso, vor allem aber an der Unverkäuflichkeit von Automobilen, deren Besitzer sie aber wegen des Credit Crunch los werden müssen. Nachdem ich inzwischen einen Nebenjob habe, der mich leichtsinnig und unbeschwert macht, könnte ich auch von einem Sunbeam-Talbot-Index, vielleicht sogar Armstrong-Siddeley-Index sprechen, so viel liegt dort unverkäuflich auf Halde. Mein Klassikerindex jedenfalls zeigt einen massiven Wertverlust automobiler Assets in England, der klar sagt: Die Party ist vorbei.

Der zweite Index ist die Seitenzahl der World of Interiors. Im letzten Monat war sie verheerend niedrig, aber auch die neue Ausgabe, die heute im Briefkasten lag, war dünn. Sehr dünn.



Und was sie dicker als die letzte Ausgabe war, ging vor allem auf 10 Seiten mehr im Hauptteil und 15 Extraseiten für Stofftrends. Kleider-, Uhren-, Auto- und Modewerbung, was immer in dieser Zeitschrift das Herz der Bankersgattin erfreute, ist fast vollkommen verschwunden. Es muss auf der Insel wirklich schlimm ausschauen. Was für mich natürlich ein Grund ist, zu helfen und den Kauf weiterer silberner Teekannen-Assets ins Auge zu fassen, mit meinem frisch aufgelegten "St. Gallus Spezialfonds für Luxus, Lotterleben und Lebensrettung".

Spass beiseite. Heute Nachmittag hatten Millionen Amerikaner einen prima Grund, eine Rechnung zu schreiben. An einen gewissen Herrn Obama, dessen Wahlkampf sie unterstützt haben, Betreff: Ich will mein Geld zurück. Ganz offen, wenn die neue Administration der USA jetzt erneut 2 Billionen Dollar - 2000 Milliarden - in ein, sagen wir es deutlich, insolventes Bankensystem ohne jede Chance auf einen normalen Geschäftsbetrieb stopft, ist das keine neue Politik und kein Change, sondern eine Fortschreibung des Versagens des verhergehenden Mörder- und Folterregimes. 2 Billionen sind viel Geld, aber sie werden das Kernproblem nicht lösen: Dass die Banken, das gesamte System insolvent ist, zusammengebrochen unter all dem Giftmüll, der die letzten Jahre der Dummheit und Verschwendung finanzierte, und alles neue Geld nur dazu führt, dass der Zusammenbruch verzögert wird. Sei es nun durch das Ende der Banken - und danach des Staates - oder gleich das Ende einer Nation, die abgewirtschaftet hat und ihre Währung ruiniert.

Nebenbei: Zwein alte Bekannte, die Hausfinazierer Fannie Mea und Freddy Mac brauchen auch nochmal 200 Milliarden. Ende des Monats sind dann Chrysler und GM wieder bankrott, und Ford wird sich einreihen. Man kann dieses Spiel nur eine Weile treiben, irgendwann ist das Gesamtsystem bankrott. Die Obama-Administration hat offensichtlich nichts begriffen - statt dessen werden mit einem Stimuluspaket Steuererleichterungen durchgesetzt, die ganz sicher keinen Konsum anregen, und Bildungsprogramme gestrichen. Es ist zum Kotzen. Kein Wunder, wenn die Banker jetzt nochmal schnell kassieren, was möglich ist: Sie nehmen, solange noch was da ist. In einem halben Jahr wird man die Resultate sehen. Überall. Weltweit. Und sie werden heftig sein.

Am 18. September und am 10. Oktober stand das Bankensystem zweimal am Rande des Zusammenbruchs, und diejenigen, die es wussten, machten einen elektronischen Bank Run. Die normalen Anleger und Sparkassenkunden blieben brav daheim, aber die Profis brachten das System an den Abgrund. Wir haben zweimal Glück gehabt. Ich brauche keinen Index um zu wissen, dass man nicht immer Glück haben kann.

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Empfehlung heute - New York/London

In der New York Times wird vorgerechnet, dass ein normaler Banker in besseren Kreisen mit einem Jahreseinkommen von 1,5 Millionen Dollar kaum auskommen kann.

Und in England gehen die Preise und Umsätze bei Immobilien immer weiter zurück. Das ist insofern unerfreulich, als die Insel schon seit Monaten aus dem letzten Loch pfeift, und vermutlich nur noch Puste hat, weil Menschen vom Kontinent Silber, Aston Martins und Wohnungen als Spekulationsobjekte kaufen. Hinweis: So verlockend letzteres auch klingen mag - stick to the Aston Martin.

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