: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 9. Februar 2009

Donnerstag

Meine ersten journalistischen Schritte habe ich mir bei einem linken Bürgerradio beigebracht. Einfach, weil da keiner war, der einem was beibrachte. Es gab eine sehr gute Schwulensendung, da konnte ich mir etwas abschauen. Es gab sehr viel Raum für Fehler und Berichtigung, wenn man wollte. Das Problem war, dass die anderen nicht wirklich Lust auf Verbesserung hatten. Die anderen, das waren die Gründer des Radios und ihre Palladine, und sehr viel hatte sich dort in Sachen Menschlichkeit seit dem Niedergang der K-Gruppen nicht getan. Sie haben das Radio gegen den Willen der CSU durchgeboxt, damit waren sie zufrieden, und hörten, wenn man Glück hatte, auf. Oder, wenn man Pech hatte, versuchten sie, ihre Vision vin Radio durchzudrücken. Bei der es nicht auf die Qualität, sondern nur auf den Inhalt ankam, oder was sie dafür hielten. Da wurde dann schon mal ein auf der Revox gebauter, aktueller Beitrag verschoben, weil ein Gründer ein 18-Minuten-Interview mit einem seiner Kumpels führte, und die Hörer mit jeder akustischen Folge seiner Rauchsucht erfreute.

Freitag war immer besonders schlimm. Freitag kam die Zeitung Freitag, ein lausig geschriebenes Sektiererblatt, bei dem sich alle Beiträge so lasen, als würden deren Autoren jeden Pfennig für Seife einsparen, um sich feindliche linke Zeitschriften zu kaufen und die dann zu verurteilen. Dummdreiste, hirnlose, linke Dogmatik aus Berlin. Und ein unerschöpfliches Reservoir des Sendergründers, der die ellenlangen und vollkommen radiountauglichen Sermone entweder selbst vorlas oder Leute vorlesen liess, die es ähnlich mies machten. Das sind die Momente, in denen man weiss: Danach kann man den besten Beitrag der Welt bringen, aber da draussen hört keiner mehr zu. Zur Freitag gab es einen erbärmlichen Werbespot, dessen Ausstrahlung das Gegengeschäft für Abo und Nutzungsrechte war. Ich denke, dass die Freitag allein deshalb in München nie eine Chance hatte. Glücklicheweise war danach die Schwulensendung, und ich sass mit deren Mitarbeitern zusammen und lästerte über den alten Psychopathen und seine miesen Nummern, mit denen er jeden rausdrückte, der aus dem Programm etwas besseres machen wollte. Vorlesen aus der Freitag ist so eine Art Holzhammer auf das liberallinke Stammhirn.

Und ich glaube nicht, dass sich da mit dem Relaunch der Freitag unter Herrn Augstein viel geändert hat. Du meine Gute, da braucht eine Bank Geld, die müssen Verbrecher sein. Hauptsache, die linke Weltsicht stimmt, Fakten können nachkommentiert werden. Oder dieser mit Aurufezeichen verseuchte Schulaufsatz zum Papst. Roma Aeterna, kann ich da nur sagen. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, irgendetwas zu finden, was nicht dröge wie tazblogs ist, und ich bin gescheitert. Dafür gibt es 3x2 Einztrittkarten zu Häuslers PR-Show re:publica. Ich habe kein einziges mal gelacht, auch nicht, falls dieses Verschwörungsgeblubber lustig gemeint sein sollte. Ich wurde absolut nicht unterhalten. Lauwarmer, links angehäufter Wortbrei, bitte mit dem Löffel reinschaufeln, Hauptsache die linke Magenhällfte ist voll, Geschmack ist bürgerlich-dekadent, Genosse.

Ich lese eigentlich nur Texte von Menschen, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie in ihren Bereichen mehr wissen, amüsant oder generell klüger sind. Meine Ansprüche sind gerade mal so hoch, dass ich Spiegel Online nicht anschaue - es ist also machbar. Aber nicht für den Freitag. Da ist kein einziger Autor, bei dem ich sagen würde: Der sticht da heraus, der ist richtig gut, der überrascht und begeistert, der versteht sich auf Ambivalenz oder Ironie. Und es ist schockierend, wenn das alles ist, was ein wahrlich nicht armer Mensch mit publizistischer Erfahrung auf die Reihe bekommt. Arme, dumme Linke. Man könnte sie immer noch ausdrucken und über ein Radio vorlesen, um damit Schwule zu ärgern, die auf ihre Sendung warten.

Das Radio nach einer Weile und einem Verweis wegen "bildungsbürgerlicher Dekadenz" - ich hatte ein Buch über hochgotische Gewölbe besprochen - zu verlassen, war eine sehr gute Entscheidung.

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Störung der öffentlichen Provinzordnung

Und, was machst Du so beruflich?

Oh, ich schreibe für ein grosses deutschen Nachrichtenportal Anlagetipps, die ich natürlich selber ausprobiere, Tafelsilber zum Beispiel.



Das ist zwar einiges an Recherche, man muss immer schauen, wann die Post kommt, und am Ende hat man keinen Platz mehr, aber an sich ist es eine ganz nette Arbeit. Und wenn ich Zeit habe, putze ich das Silber. Und schreibe drüber. So Zeug halt.

...

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Aha.

Und, wie läuft´s in der grossen Fabrik?

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Grenzen durchbrechen

Ich finde es immer schade, wenn sich Medien Themen verschliessen - oder nur moralinsauer abhandeln - die den wahren Bürger wirklich ernsthaft umtreiben. Mit besten Grüssen an die Staatsmacht, die meinen Weg zwischen Meersburg und Überlingen ausbremste, ein kleines, aufgeschlossenes und gar nicht reichenfeindliches Traktat in der FAZ.

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