Damals in der Tempo

habe ich vor allem KGB gelesen - Kopf Glaser Biller. In umgekehrter Reihenfolge. Christian Kracht war ok, seinen Kumpel Eckhart Nickel fand ich in Bezug zu mir bestenfalls epigonenhaft, weil der mein Leben und das meiner Freunde nicht wirklich angemessen beschrieb. Dem fehlte einfach die Arroganz des Reichtums; der hatte es nötig, Karriere zu machen.

Bei Claudius Seidl hatte ich eher ein zwiespältiges Gefühl, und Lorenz Lorenz fing erst dann zu schreiben an, als die Tempo schon den langen Weg ins Nichts begonnen hatte. So richtig gut war Tempo eigentlich nur bis Anfang der 90er.

Das , liebe Studenten der FH Darmstadt, solltet Ihr wissen, wenn ihr Euch mit diesem Blog beschäftigt. Das Blog ist kein Blog im eigentlichen Sinne, sondern eine fortgeschriebene Abrechnung mit meiner eigenen Vergangenheit, deren Spolie Euer Lehrbeauftragter ist.

Viele von uns, ob Tempoleser oder Temposchreiber, die damals in den späten 80er Jahren am Grandl vorbei ins Parkcafe schlenderten, wenn Prince sein Konzert hatte, im Nachtcafe Gaultier trugen und auf diejenigen herabsahen, die ihr Versace-Jäckchen so legten, dass man das Firmenschild sah und gerne die feinen, nackten Schultern von Frauen in Alaia-Kleidern streichelten - wir dachten damals, dass wir die Avantgarde waren. Wir haben eine Revolte angezettelt, wir haben uns an die Macht geputscht, wir waren das personifizierte Anything goes.

Wir machten den Weg vom Langzeitstudenten zum Medienreinschnupperer, hatten nach 6 Monaten als NoBrainer Preise, gingen in die New Economy und vernichteten das, was wir geschaffen hatten, sobald uns jemand mehr Geld für diese Gewaltorgie gab. Die meisten von uns sind auf die Fresse geflogen, und geben jetzt das popkulturelle Spiessbürgertum der Republik, weil sie es nicht in die Klapse oder in den Suizid geschafft haben. Manche schreiben Bücher ohne Hass und Wut. Manche sind Lehrbeauftragte an der FH.

Kommt. Fragt uns. Wir sind die Letzten. Wir haben es nicht geschafft, das System zu vernichten. Lernt aus unseren Fehlern und macht es besser.

Don´t believe the Hype.

Mehr Debatten hier: http://convers.antville.org/stories/747148/

Dienstag, 6. April 2004, 12:50, von donalphons | |comment

 
Knapp vorbei
Fast die richtige Generation, aber der falsche Lorenz Lorenz. Man sollte es nicht für möglich halten - bei mir hängt noch ein Meyer hinten dran, und das nicht erst nach der Heirat, sondern seit meiner Geburt.

(Ihre Präferenzen bei der Lektüre von Tempo teile ich weitgehend.)

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Ooops - mangelhafte Recherche. Sorry.

Soviel dann auch gleich zur Frage: Warum Journalisten bloggen? Weil dann keiner aufpast und sie endlich sudeln und schlampen dürfen, wie sie wollen.

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Ach, Mist, und ich wollte schon damit angeben, dass mich ein Ex-Tempomann liest. Ich hab das Zeug näm lich geliebt und trage sogar noch ab und zu die Nadel.

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So ein typischer Ex-tempo-was-warn-wir-toll-Narzist googelt jeden tag dreinmal seinen Namen, u´m zu sehen, was die Welt von ihm hält, also einfach die namen ins Blog setzen und schauen was passiert.

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irgendwo muss ich noch den vertrag haben, den ich dann doch nicht unterschrieben habe. war lorenz lorenz nicht eher "wiener"? ich kann mich noch dunkel an seine mit dem fahrrad-nach-china-geschichte (oder so ähnlich) erinnern?
ach ja, beim grandl bin ich damals auch dauernd vorbei, jede nacht, außer am karfreitag, als ich erfahren habe, dass es in bayern tanzverbot gibt. und im nachtcafé wollte mich einer verdreschen, weil "ihr österreicher uns alle die frauen wegnehmt". ich fand das ja gut. vor allem, als ich aufstand und 1,90 groß war. sentimentalitäten, depperte. übrigens kenne ich den herrn lorenz lorenz-meyer persönlich und könnte bezeugen, dass er ein anderer ist.

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Tja, ich habe dann meine schnoddrige Schreibe bei "Jetzt geht´s den Männern ans Sperma" Eva Strasser (Wiener, jetzt Lora München) gelernt, nachdem ich zu meinen Zeiten mit Seidl und Co. Journalismus noch nicht für das Ziel meiner nicht vorhandenen beruflichen bestrebungen gehalten habe.

Soviel zu den dunklen Flecken in meiner Tempo-Bio.

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