Real Life 14.4.2004 - Besterwisser
In Ingolstadt gibt es ein Wirtschaftsinstitut, und dort wiederum einen Blogger - http://www.matthias-schlecker.de/. Ein Stück Heimat, gewissermassen. Jahrelang hatte ich ihn und seine Alumnis direkt vor dem Fenster, dann nach dem Beginn der New Economy, auch in den Firmen, mit denen ich zu tun bekam. Oft im Marketing, also dort, wo zuerst geholzt wurde. Manche sah ich nur einmal, bei der Vorstellung, beim ersten ernsten Gespräch waren sie schon weg.
Die meisten Mädchen von früher sind, soweit ich das weiss, verheiratet, die Männer haben ihre Ansprüche nach unten geschraubt und arbeiten, wenn überhaupt, weit unter dem, was sie sich früher als Einstiegsgehalt vorgestellt hatten. Eine Reihe von Ingolstädter Studienangeboten, die 1998 noch State of the Art waren, sind heute überflüssig wie ein Kropf.
Aber davon merkt man nichts, wenn man, abgeschottet von der Realität da draussen, in Ingolstadt studiert, die Brand1 liest und kostenlos w&v bekommt. Es hat fast etwas britisch-antiquiertes, das nicht eines gewissen morbiden Reizes entbehrt. Es ist in sich abgeschlossen wie eine Psychose, die Studenten bleiben unter sich und träumen von einer Zukunft, die längst Vergangenheit ist. An den Wochenenden streben sie in Polo und Golf nach Hause, in die Villen und Vorstädte, und ahnen nichts von dem, was sie erwartet. Reden über das, was sie gelernt haben, und Papa ist stolz.
Nichts hat sich geändert in den Köpfen der kommen wollenden Elite. Sie kennen sich aus in dem, was sie lernen. So liest sich das dann auch, was im Blog steht.
Die meisten Mädchen von früher sind, soweit ich das weiss, verheiratet, die Männer haben ihre Ansprüche nach unten geschraubt und arbeiten, wenn überhaupt, weit unter dem, was sie sich früher als Einstiegsgehalt vorgestellt hatten. Eine Reihe von Ingolstädter Studienangeboten, die 1998 noch State of the Art waren, sind heute überflüssig wie ein Kropf.
Aber davon merkt man nichts, wenn man, abgeschottet von der Realität da draussen, in Ingolstadt studiert, die Brand1 liest und kostenlos w&v bekommt. Es hat fast etwas britisch-antiquiertes, das nicht eines gewissen morbiden Reizes entbehrt. Es ist in sich abgeschlossen wie eine Psychose, die Studenten bleiben unter sich und träumen von einer Zukunft, die längst Vergangenheit ist. An den Wochenenden streben sie in Polo und Golf nach Hause, in die Villen und Vorstädte, und ahnen nichts von dem, was sie erwartet. Reden über das, was sie gelernt haben, und Papa ist stolz.
Nichts hat sich geändert in den Köpfen der kommen wollenden Elite. Sie kennen sich aus in dem, was sie lernen. So liest sich das dann auch, was im Blog steht.
donalphons, 18:05h
Mittwoch, 14. April 2004, 18:05, von donalphons |
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che2001,
Mittwoch, 14. April 2004, 18:33
Elite oder Randgruppe, das ist hier die Frage
Ich fand es ja mal Klasse, als ich im Zug einen Studenten der Wirtschaftsinformatik kennenlernte und mich mit diesem über seine Zukunftserwartungen unterhielt. Er träumte noch von der goldenen Karriere mit allen Blütenträumen, ein geistiger Z4-Fahrer sozusagen. Ich versuchte ihm zu erklären, dass Leute mit seinem Hintergrund am Realistischsten damit rechnen könnten, als Netzwerkadminstrator oder Webmaster bei einem mittelständischen Unternehmen oder als Geräte reparierender Serviceman bei einem Systemhaus unterzukommen und dass es dafür ein Monatsgehalt von 2500 Euro gibt. Der arme kleine Junge hat mich ganz traurig angeguckt. Erzählst Du so etwas Deinen Eliteboys und Elitessen auch?
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kaltmamsell,
Mittwoch, 14. April 2004, 19:08
Wieso
bloggt der nicht bei 20six?
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donalphons,
Donnerstag, 15. April 2004, 01:01
Es kommt noch besser, Mamsell:
Der Ulmer (!) Schwab (!!!) blogt gegen einen echten Original-Schanzer zurück:
http://www.matthias-schlecker.de/News/108196740744491
Eine bayerisch-gscheade Antwort folgt auf den Schwarzfuss:
http://www2.haloscan.com/comments.php?user=attila&comment=108196740744491#17662
http://www.matthias-schlecker.de/News/108196740744491
Eine bayerisch-gscheade Antwort folgt auf den Schwarzfuss:
http://www2.haloscan.com/comments.php?user=attila&comment=108196740744491#17662
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che2001,
Donnerstag, 15. April 2004, 10:33
Sauber, Don!
Sauber, einfach nur sauber. Die BWL-Spacken in ihren Barbour-Jacken (zu meiner Göttinger Zeit nannte man die noch Juristenjacken) oder auch Rugbyshirts kapieren gar nichts. Dumm und unschuldig in ihrer kleinen behüteten Welt. Wissen noch nicht, wie es ist, wenn man ein Startup gründet, sich selber zum kommenden Weltkonzern lügt, von Medien und Ministerpräsident gehätschelt wird, von Investoren verarscht, von Presseprecherinnen der Partnerfirmen nach dem Prinzip Sex sells ausgenutzt, von der Bank fallengelassen und dann kennt einen plötzlich niemand mehr. Meinereiner ging nach dem Studium erstmal zum Sozialamt und startete seine letztlich erfolgreiche Karriere mit der Sozi als erstem Background. Das war realistischer. Vor dem Hintergrund war auch die geschilderte Entwicklung nur eine ERfahrung mehr.
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donalphons,
Donnerstag, 15. April 2004, 13:08
Ja, die Reaktionen da drüben sind genauso, wie ich sie erlebe - zumindest die Kerle, Stichwort "Wichsblogger". Es gibt da aber eine ganze Reihe von wirklich freundlichen Mädchen, die sogar teilweise am Studium zweifeln.
Was ich dort aber immer schlimm finde, sind die Typen, die sich zehn Jahre früher wahrscheinlich zu 12 Jahre Bund verpflichtet hätten, weil ihnen nichts anderes einfiel, und heute aus dem selben Grund in den Business Schools landen. Das hört sich dann so an: "Naja, ich wollte schon was mit Geld, guten Chancen und so, und dann hab ich mich halt überall beworben, und als die mich genommen haben, hab ich das halt gemacht. Ich finds super, dass hier alles nach klaren Regeln abgeht, da wird eben vorgegeben, was man zu leisten hat, und später gibt´s gutes Geld, erzählen die Alumnis zumindest."
Und dann immer diese Trends in dem Fach: 1992 wollten alle Manager werden. 1995 wollten sie Berater werden. 1998 Entrepreneure. 2001 wieder Berater. Heute Wirtschaftsprüfer. Immer das, was gerade im Manager Magazin steht. Und wundern sich dann, wenn sie irgendwann einen "Nobrainer" als Chef haben, der an der FH war, keine Powerpoint kann, aber dem 62-jährigen Unternehmensgründer einfach sympathisch ist.
Was ich dort aber immer schlimm finde, sind die Typen, die sich zehn Jahre früher wahrscheinlich zu 12 Jahre Bund verpflichtet hätten, weil ihnen nichts anderes einfiel, und heute aus dem selben Grund in den Business Schools landen. Das hört sich dann so an: "Naja, ich wollte schon was mit Geld, guten Chancen und so, und dann hab ich mich halt überall beworben, und als die mich genommen haben, hab ich das halt gemacht. Ich finds super, dass hier alles nach klaren Regeln abgeht, da wird eben vorgegeben, was man zu leisten hat, und später gibt´s gutes Geld, erzählen die Alumnis zumindest."
Und dann immer diese Trends in dem Fach: 1992 wollten alle Manager werden. 1995 wollten sie Berater werden. 1998 Entrepreneure. 2001 wieder Berater. Heute Wirtschaftsprüfer. Immer das, was gerade im Manager Magazin steht. Und wundern sich dann, wenn sie irgendwann einen "Nobrainer" als Chef haben, der an der FH war, keine Powerpoint kann, aber dem 62-jährigen Unternehmensgründer einfach sympathisch ist.
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donalphons,
Donnerstag, 15. April 2004, 13:20
P.S. an die mitlesenden WFIler: Nichts gegen Euch persönlich, letztlich seid ihr auch ganz normale junge Menschen, die nur das Pech haben, öffentlich das nachzuplappern, was Euch die PR vorgibt. An der Uni kann man das noch glauben, Projektmanagement kann man bei Parties wunderbar lernen, aber da draussen beginnt dann ganz schnell das grosse Verheizen. Die wenigsten von Euch wissen nach dem Studium, was da auf Euch zukommt.
Ich verstehe jede, die sich nach 5 Jahren einen Mann sucht. It´s a fucking war out there. Man muss schon ein Maniac sein, um das zu mögen - ich rede da aus eigener Erfahrung. Fragt einfach mal Eure Lehrer, die in der 2000 Munich Area dabei waren. Nicht nach dem PR-Sprech, sondern bohrt mal richtig nach.
Ich verstehe jede, die sich nach 5 Jahren einen Mann sucht. It´s a fucking war out there. Man muss schon ein Maniac sein, um das zu mögen - ich rede da aus eigener Erfahrung. Fragt einfach mal Eure Lehrer, die in der 2000 Munich Area dabei waren. Nicht nach dem PR-Sprech, sondern bohrt mal richtig nach.
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kaltmamsell,
Donnerstag, 15. April 2004, 13:53
Buahaha!
Ich vergröhl! Aber lass uns doch ein klein wenig altersweise sein. Die letzte BWL-Praktikantin, die mir hier (Old Economy) zur Hand gegangen ist, war zwar aus Augsburg. Doch die (blonde, dünne) Fünftsemestlerin fragte mich dann doch irgendwann großäugig, was ich eigentlich mit dem Ausdruck "New Economy" meinte.
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donalphons,
Donnerstag, 15. April 2004, 14:11
Naja, lassen wir sie seelig schlummern, irgendjemand kommt schon noch und weckt sie auf, nach dem Motto: Danke für die 85-Stundenwoche, aber leider hast Du keine Kinder und keine Frau, die Abfindung kost kaum was, für Deinen Job suchen wir uns einen anderen Einsteiger, ciao, baba...
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hella,
Donnerstag, 15. April 2004, 09:28
Provinzträume. Genau so realistisch wie ein MBA in "International Management & Marketing" an der FH Pforzheim. Sind halt Karohemdenträger.
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