: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 10. Februar 2004

Ich, mein Haus, meine Putze

Wahrscheinlich begann es in Frankfurt. Auf den Bürotürmen der Banken sollte alles designed sein, auch die letzte Schraube am hintersten Aufzugträger. Und natürlich auch die Utilities des Bürobetriebs; Installationen wie die Kräne wurden zu durchkonstruierten Details, in denen die Fensterputzer arbeiten und durch ihr Baumeln an der Aussenseite den Mitarbeitern drinnen gleich klarmachen, dass sie eigentlich auch nicht sicherer sind.

Schliesslich ging man bei den Bauherren so weit, dass die Kräne überdeutlich auf dem Dach platziert wurden; von unten wie ein putziges Stück applied arts, eigentlich viel zu schön, um da solche dreckigen Reinigungskräfte rein zu lassen. Das Bespiel machte Schule, mehr oder weniger.



In Berlin sind die Kräne wieder des Designs beraubt, sie sind nackt wie ein Galgen und hässlich wie eines dieser möchtegern Anorexie-Models, die in Mitte kellnern oder Frisuren verhunzen. Man könnte die Teile verstecken, aus der Perspektive des Betrachters drehen, aber man lässt sie. Denn auf ihre Art sind sie ein uneingelöstes versprechen der New Economy: Wer hier arbeitet, bekommt an seinem Arbeitsplatz die Gratisputze, die er auch zuhause haben möchte, wie es ihm Stuckrad-Barre und Illies vorgemacht haben. Hier kann man sich die Putze noch leisten. Das Goldene Zeitalter geht hinter diesen Glasfassaden weiter.

Behaupten sie. Dass es die Linien der Fassade brutal zertrümmert, war beim Bau des Gebäudes kein Thema. Und dass man jetzt, nachdem die Berliner Immobilienfonds zusammengebrochen sind, nicht mehr das Geld hat, um das Grafitti wegzuputzen, ist eine andere Geschichte. Die nichts mehr mit dem Traum von der Putze für alle, die es sich leisten können, zu tun hat.

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