: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 28. Februar 2004

Club der schönen Mütter

Alleinstehende Frauen, die um 1960 herum Mitte 20 waren, hatten es nicht leicht. In der Stadt, aus der ich stamme, hätte man ihnen kein Zimmer gegeben - und wenn, hätten sie keine Männer mitbringen dürfen. Falls doch irgendwie einen Kerl ins Bett gebracht hatten, begann das Drama mit der Schwangerschaft. Hoffentlich nicht, und wer kann dann helfen, wenn...? Oder, grauslig, austragen und heiraten? Aber wie soll es sonst gehen, vom Geld her betrachtet?

Dann kam erstmal Carl Djerassi, ein netter jüdischer Ex-Österreicher, der die Pille erfand, aus der die Alpträume der Lebensborn- und Christenzuchtfanatiker sind. Und dann kamen die 68er, und traten die selben Typen kräftig nochmal in den Podex. Nicht kräftig genug, dass die Weltrevolution kam, aber doch so nachhaltig, dass die meisten Studentinnen heute die Pille schlucken und erst mal Single bleiben. Nicht alleinstehend, sondern selbstbewusst.

Bis dann der Trend zu den schönen Müttern kam. In den Redaktionen mancher Gazetten hatten die Lebensbornfreaks überlebt. Was Anfang der 90er bei der Tempo noch zu gehöriger Verachtung der Weicheier führte, die so ein Drecksthema wie Blagen auf den Titel hoben, wird heute akzeptiert. Der Zeitgeist ist einfach so. Hauptsache, man kann es schön wirtschaftlich begründen:

Karin Bayer-Ortner, Theologin und Sozialpädagogin und ihr Mann Michael, Volkswirt aus Köln sprechen über die ökonomische Theorie von Ehe und Familie (u.a. Nobelpreis von US-Ökonom Gary Becker) und die "Operationalisierung" mit Blick auf den erst wenige Monate alten kleinen Johannes.

Von hier.

Dann kann man sich ja sowas altmodisches wie die Pille sparen. Ist ja auch ungesund, im Gegensatz zum Joggen mit dem sportlichen Buggy. Dann kann man, gestählt wie ein BDM-Mädel, auch mit dem Finger auf so einen alten Sack wie Don Alphonso zeigen, der nach dem Lesen der Ankündigung am liebsten eine Tour durch die Kneipen machen wollte, Saufen bis das Schwein pfeift, und morgen um 18 Uhr neben einer netten Frau aus Ungarn aufwachen will, die für die Stunden davor seine letzten 400 Euro vom Vorschuss für das nächste Buch bekommt.

Gut, ich bin Antialkoholiker. Mein Liebesleben ist keinerlei finanziellen Folgen unterworfen. Aber manchmal würde ich einfach gern...

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Real life 28.2.04 - Online frei,

klar, war die Devise des BWL-Studenten-Zentralorgans Brand Eins, bei anderen auch bekannt als Froitzheimsche Ursuppe, hier nach Spiegelrezept zur Schleimsuppe verkocht. Alles online frei, Internet frei, blabla.

Ooops - was sehen meine optimistisch-blauen Augen? BrandEins verlangt Geld fürs Online-Lesen. War wohl nix mit freiem Internet.

Und Frau Fischer hat nichts gelernt aus dem Scheitern der Pay Content Fritzen, die ihr Flachblatt immer so bejubelt hat.

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