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Samstag, 14. Februar 2004
Vielleicht waren sie nicht amoralisch genug.
In der New Economy wurde so ziemlich alles versucht, was ein denglisches Branding hatte. Vornerum schöne Worte, hintenrum schlecht versuchter Analgebetrug unter Vorspielung grenzwertiger Steuersparmodelle. Das hat nicht geklappt.
Andere hatten mehr Glück. Bankraub wird bis heute unverändert betrieben. Veruntreuung ebenso. Und auch das Eröffnen einer Cafekette scheint zu funktionieren, solange man nicht gross von Franchising blubbert, sondern mit schönen, alteuropäischen Worten die Kundschaft ausnimmt wie die sprichwörtliche Weihnachtsgans.
In der Kurfürstenstrasse in Berlin a.d.Spree, gleich neben dem Strassenstrich in einem Haus, das früher mal was anderes war, ist eine Filiale des Cafe Einstein. Während B2C-Läden wie Snacker.de hypermodern mit viel Advertising in den Boden gingen, gibt man sich beim Einstein erst mal stucklastig alt und gediegen, bis die Karte kommt. Selbst gestandenen Münchner Heavy Loungern fällt bei den Preisen erst mal die Kinnlade runter. Tee über 5 Euro, mit den Worten, man gedenke, immer das Beste vorzuhalten, ja ja. Best Experience, Best Practice, Both eyes 2 the Customer, hiess das früher, 1999.
Sandwich mit Parmesan und Ruccola heisst ein Einstiegsangebot, das dann in etwa die Konsistenz einer Brokat-Aktie hat: Kümmerlich im Format und Gewicht, lauwarm serviert, innendrin ein paar grüne Blätter und schlechter Käse. Parmesan? Dieses unwürzige, angeschmolzene Geraspel, das in Mewngen aus den lapprigen Brötchen fiel, zu 4,80 Euro? Wenn das Parmesan war, dann war Pit Kabel ein erfolgreicher Unternehmer.
Dass der Laden trotzdem recht voll ist, mit den "schönen Müttern" von Mitte, die ganz erstaunliche genetische Konzepte abgeben - Frontend-Pferdegebiss, dann erhebliche Mengen Milchkuh, mit dem Backend eines Brauereigauls - sowie den Vätern, die kretinös grinsend den Nachwuchs ablichten, der wiederum die selben Schlabberklamotten wie Papa trägt - das alles macht den Laden zusätrzlich unerträglich. Der Rest der Besatzung dürfte hier vor allem eintrudeln, weil hier in berlin "überteuert" immer gern mit "exclusiv" gleichgesetzt wird. Die selbe Gruppe also, die 1999 an den Neuen Markt glaubte.
Diese Kette begann ihren Aufstieg parallel zur New Economy. Sie arbeitet mit den gleichen Methoden, wendet sie nun wirklich konsequent und kundenverachtend an, verwendet aber andere Claims und einen anderes Image - und schon funktioniert es. Aus der Sicht eines Vertreters der New Economy, der ich einer bin, ist das ungerecht. Zumal die positiven Worte in Reiseführern ähnlich den Jubelorgien über Caatoosee im Managermagazin entstanden sein dürften.
Bei Snacker hätte man eine Kritik im Netz schreiben können, sogar über den lausigen Service und das dämliche Gehabe der Gründer, beim Cafe Einstein ist alles offline. Wiegesagt: Niederträchtiger, konsequenter als die New Economy. Und das Essen ist erheblich schlechter.
Andere hatten mehr Glück. Bankraub wird bis heute unverändert betrieben. Veruntreuung ebenso. Und auch das Eröffnen einer Cafekette scheint zu funktionieren, solange man nicht gross von Franchising blubbert, sondern mit schönen, alteuropäischen Worten die Kundschaft ausnimmt wie die sprichwörtliche Weihnachtsgans.
In der Kurfürstenstrasse in Berlin a.d.Spree, gleich neben dem Strassenstrich in einem Haus, das früher mal was anderes war, ist eine Filiale des Cafe Einstein. Während B2C-Läden wie Snacker.de hypermodern mit viel Advertising in den Boden gingen, gibt man sich beim Einstein erst mal stucklastig alt und gediegen, bis die Karte kommt. Selbst gestandenen Münchner Heavy Loungern fällt bei den Preisen erst mal die Kinnlade runter. Tee über 5 Euro, mit den Worten, man gedenke, immer das Beste vorzuhalten, ja ja. Best Experience, Best Practice, Both eyes 2 the Customer, hiess das früher, 1999.
Sandwich mit Parmesan und Ruccola heisst ein Einstiegsangebot, das dann in etwa die Konsistenz einer Brokat-Aktie hat: Kümmerlich im Format und Gewicht, lauwarm serviert, innendrin ein paar grüne Blätter und schlechter Käse. Parmesan? Dieses unwürzige, angeschmolzene Geraspel, das in Mewngen aus den lapprigen Brötchen fiel, zu 4,80 Euro? Wenn das Parmesan war, dann war Pit Kabel ein erfolgreicher Unternehmer.
Dass der Laden trotzdem recht voll ist, mit den "schönen Müttern" von Mitte, die ganz erstaunliche genetische Konzepte abgeben - Frontend-Pferdegebiss, dann erhebliche Mengen Milchkuh, mit dem Backend eines Brauereigauls - sowie den Vätern, die kretinös grinsend den Nachwuchs ablichten, der wiederum die selben Schlabberklamotten wie Papa trägt - das alles macht den Laden zusätrzlich unerträglich. Der Rest der Besatzung dürfte hier vor allem eintrudeln, weil hier in berlin "überteuert" immer gern mit "exclusiv" gleichgesetzt wird. Die selbe Gruppe also, die 1999 an den Neuen Markt glaubte.
Diese Kette begann ihren Aufstieg parallel zur New Economy. Sie arbeitet mit den gleichen Methoden, wendet sie nun wirklich konsequent und kundenverachtend an, verwendet aber andere Claims und einen anderes Image - und schon funktioniert es. Aus der Sicht eines Vertreters der New Economy, der ich einer bin, ist das ungerecht. Zumal die positiven Worte in Reiseführern ähnlich den Jubelorgien über Caatoosee im Managermagazin entstanden sein dürften.
Bei Snacker hätte man eine Kritik im Netz schreiben können, sogar über den lausigen Service und das dämliche Gehabe der Gründer, beim Cafe Einstein ist alles offline. Wiegesagt: Niederträchtiger, konsequenter als die New Economy. Und das Essen ist erheblich schlechter.
donalphons, 21:15h
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