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Samstag, 13. August 2005
Nicht zu empfehlen - Drecksjob
Ich habe schon eine Jobs gemacht, die rückblickend nicht wirklich klug waren. Mit 250 Sachen Ersatzwägen nach Südfrankreich überführen zum Beispiel. Gut bezahlt, aber praktisch eine Einbahnstrasse auf des Todes Schippe, selbst wenn man, wie ich damals, das richtige Training für sowas hatte. Ich will gar nicht an die Idioten denken, die sowas ohne einen Lehrgang auf den Autobahnen tun.
Wenig Spass hat man auch bei der Hafenreinigung unter Wasser. Häfen schlammen zu, und dann muss normalerweise der Bagger ran. Es sei denn, der Hafen hat eine grosse, verschlammte Slipanlage. Das können nur Taucher, und auch nicht jeder der biersaufenden Tiefeangeber, sondern speziell ausgebildete Leute. Ich habe das für wissenschaftliche Zwecke in der Schweiz gelernt, einem schönen Land ohne Weltkriege, und in sofern mit den deutschen Ufergegenden mit ihren Kampfmittelfunden nicht im mindesten zu vergleichen. Jedenfalls fuhr ich eines schönen Tages mit einem roten Gummirennboot zu einem Hafen mit ein paar verzweifelten Arbeitern, und die fragten, ob wir nicht vielleicht ihren Hafen säubern könnten, jeder Tag ohne Slipanlage käme sie sehr teuer.
Man sieht da unten Nichts. Es gibt keine Nacht, die so dunkel ist wie Schlamm im Hafen. Mit der linken Hand klammert man sich an den Schienen der Analge fest, mit der rechten hält man einen Feuerwehrschlauch unter Volldruck, und 20 Kilo Blei nageln einen auf Grund. Da liegt man also wie eine plattgefahrene Kröte, es ist kalt, man ist vollkommen allein mit sich und seinen Gedanken. Man sollte da unten nie daran denken, was passiert, wenn da irgenwo eine Handgranate aus dem WKII ist, oder aich nur eine Angelleine, die sich im Automaten verfängt. Man hat natürlich auch noch einen zweiten Automaten dabei, aber den findet man im Nichts nicht so schnell. Und ertrinken kann man in 70 Meter und in zwei Meter Tiefe gleichermassen gut. Oben ist zwar jemand und passt auf, man ist angeleint, aber Garantien gibt es keine.
Wenn ich danach auf der sauberen Seite des Hafens ins Wasser sprang, war um mich ein grosser Ölfleck - man mag sich vorstellen, welche Konsistenz so ein Hafenschlamm hat. Der Job war gut bezahlt, besser als ein Senior Consultant während der New Economy. Und hey, ich war jung, die Albträume kamen erst nach dem Ende der Arbeiten.
Ich denke gern an diese Tage im Schlamm zurück, wenn ich einen Drecksjob vor mir habe. Nur in der New Economy hat das nicht geholfen. Es gibt Leute, gegen die Hafenschlamm eine sympathische, angenehme Erscheinung ist. Aber das ist vorbei, und so habe ich heute wieder an den Hafenschlamm gedacht, als ich nach Luft japsend am Fenster hing und versuchte, die Schleifpartikel aus 40 Jahre altem Styropor aus den Augen zu reiben.
Denn unter dem Pflaster kommt der Strand, und unter dem Teppich das Gebrösel: Zum einem hatte schon der Handwerker gepfuscht, als er ein paar grössere Löcher für Wasserrohre in den Bode hackte und notdürftigst vernagelt oder mit Styropor verklebt hat. Und die Mieter müssen wohl mehr getan haben als zu karnickeln, anders lassen sich die Brandflecke nicht erklären. 2 Quadratmeter gross, bis zu einem Zentimeter tief, schwarz, verkohlt, und natürlich hat sich darüber auch die Unterlage aus Papier der 40er Jahre in stinkenden, schwarzen Staub verwandelt.
Man kann das wegschleifen, aber der Schleifstaub hat es in sich. Alle in meinem Clan sind zäh und langlebig, wir haben Adern aus Edelstahl, mit Herzkasperl fällt bei uns keiner vom Stangerl. Aber dieses Zeug ist heftig: Nasenbluten, Husten, bis es rot wird. Nach Südfrankreich brettern ist lustiger. Aber im Vergleich zum Hafenschlamm ist es immer noch ganz lässig.
Morgen wird drübergeputzt, und dann kommen die Bücher und die Möbel.
Wenig Spass hat man auch bei der Hafenreinigung unter Wasser. Häfen schlammen zu, und dann muss normalerweise der Bagger ran. Es sei denn, der Hafen hat eine grosse, verschlammte Slipanlage. Das können nur Taucher, und auch nicht jeder der biersaufenden Tiefeangeber, sondern speziell ausgebildete Leute. Ich habe das für wissenschaftliche Zwecke in der Schweiz gelernt, einem schönen Land ohne Weltkriege, und in sofern mit den deutschen Ufergegenden mit ihren Kampfmittelfunden nicht im mindesten zu vergleichen. Jedenfalls fuhr ich eines schönen Tages mit einem roten Gummirennboot zu einem Hafen mit ein paar verzweifelten Arbeitern, und die fragten, ob wir nicht vielleicht ihren Hafen säubern könnten, jeder Tag ohne Slipanlage käme sie sehr teuer.
Man sieht da unten Nichts. Es gibt keine Nacht, die so dunkel ist wie Schlamm im Hafen. Mit der linken Hand klammert man sich an den Schienen der Analge fest, mit der rechten hält man einen Feuerwehrschlauch unter Volldruck, und 20 Kilo Blei nageln einen auf Grund. Da liegt man also wie eine plattgefahrene Kröte, es ist kalt, man ist vollkommen allein mit sich und seinen Gedanken. Man sollte da unten nie daran denken, was passiert, wenn da irgenwo eine Handgranate aus dem WKII ist, oder aich nur eine Angelleine, die sich im Automaten verfängt. Man hat natürlich auch noch einen zweiten Automaten dabei, aber den findet man im Nichts nicht so schnell. Und ertrinken kann man in 70 Meter und in zwei Meter Tiefe gleichermassen gut. Oben ist zwar jemand und passt auf, man ist angeleint, aber Garantien gibt es keine.
Wenn ich danach auf der sauberen Seite des Hafens ins Wasser sprang, war um mich ein grosser Ölfleck - man mag sich vorstellen, welche Konsistenz so ein Hafenschlamm hat. Der Job war gut bezahlt, besser als ein Senior Consultant während der New Economy. Und hey, ich war jung, die Albträume kamen erst nach dem Ende der Arbeiten.
Ich denke gern an diese Tage im Schlamm zurück, wenn ich einen Drecksjob vor mir habe. Nur in der New Economy hat das nicht geholfen. Es gibt Leute, gegen die Hafenschlamm eine sympathische, angenehme Erscheinung ist. Aber das ist vorbei, und so habe ich heute wieder an den Hafenschlamm gedacht, als ich nach Luft japsend am Fenster hing und versuchte, die Schleifpartikel aus 40 Jahre altem Styropor aus den Augen zu reiben.
Denn unter dem Pflaster kommt der Strand, und unter dem Teppich das Gebrösel: Zum einem hatte schon der Handwerker gepfuscht, als er ein paar grössere Löcher für Wasserrohre in den Bode hackte und notdürftigst vernagelt oder mit Styropor verklebt hat. Und die Mieter müssen wohl mehr getan haben als zu karnickeln, anders lassen sich die Brandflecke nicht erklären. 2 Quadratmeter gross, bis zu einem Zentimeter tief, schwarz, verkohlt, und natürlich hat sich darüber auch die Unterlage aus Papier der 40er Jahre in stinkenden, schwarzen Staub verwandelt.
Man kann das wegschleifen, aber der Schleifstaub hat es in sich. Alle in meinem Clan sind zäh und langlebig, wir haben Adern aus Edelstahl, mit Herzkasperl fällt bei uns keiner vom Stangerl. Aber dieses Zeug ist heftig: Nasenbluten, Husten, bis es rot wird. Nach Südfrankreich brettern ist lustiger. Aber im Vergleich zum Hafenschlamm ist es immer noch ganz lässig.
Morgen wird drübergeputzt, und dann kommen die Bücher und die Möbel.
donalphons, 01:53h
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