: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 19. Oktober 2006

Tschüss Medientage

Einladungen gab es genug. Termine auch, und eigentlich würde ich morgen gern dabei sein, wenn Thomas Knüwer Kunze "die Amtliche" von Edelman beim Thema Marketing und Blogs befragt. Und wenn es nicht hart genug ist, ihr noch ein paar unsägliche "Lügen ist ok wenn es in einem lügengewohnten Umfeld passiert"-Sager aus ihrem Haus reindrücken. So Podiumsgeschichten haben den Vorteil, dass die da vorne ja nicht einfach weg können. Ich müsste noch nicht mal zahlen, um schlechte Luft und kein Internet zu haben, auf einem Kongress, der Internet wieder zur Zukunft ausruft.

Es gibt ein paar Leute, die ich vielleicht sehen wollte. Und ein paar andere, denen meine Anwesenheit die Pisse in der Blase gefrieren lassen würde. Das wäre es schon wert gewesen. Nachdem ich, wie mir vorhin berichtet wurde, ohnehin Thema bin. Dummerweise bin ich lieber Don Giovanni als der steinerne Gast, und habe heute Nachmittag etwas Schöneres gemacht.

Der wahre Grund ist aber ein anderer. Ich war letztes Jahr nach etwas Abstinenz wieder dort, und wartete an einem Referentengate auf meine Papiere und den ganzen Krimskrams, den man da so bekommt. Um mich herum, in den Schlangen nebenan, war die Soldateska des regionalen Medienbeiwerks, Anwälte, Juristen vor allem, ein paar Berater, Investoren, Trendgurus und Mediaplaner, sowie das übliche moralisch-geistige Hurentum aus Marketing, PR und Werbung. In diesem Umfeld fliegt b ei mir immer ein Schalter um, ich werde wie die, übernehme fugenlose ihren Sprech und kenne sofort ihre glatte, menschenverachtende und dennoch vollkommen zynismusfreie Denke. Ich war zu lange mit denen zusammen, und in der schlimmsten - manche sagen heute tollsten - Zeit praktisch einer von denen, während sich "Don Alphonso" wegen dieser Drecksbrühe um mich herum von mir abspaltete und sein Lebensrecht bekam. Aber das ändert nichts daran, dass ich deren Seite kenne. Und immer noch kann.

Ich kann auch noch mit denen. Wenn es der richtige Rahmen ist, dann passt es. Aber das sind die Medientage. Medien sind für mich vor allem diejenigen, die Informationen und Geschichten erzählen. Da könnte man sehr viel tun, es gibt wichtige Themen, etwa, dass es heute mehr DrogenPRostituierte als Johurnaille bei stetig kleiner werdenden Strichbezirk gibt. Und warum es überhaupt so gekommen ist. Früher gab es diese Themen. Heute dagegen ist es weitgehend journalistenfrei. Es geht nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch darum, wie man sie möglichst gewinnbringend zur zerbröckelnden Kundschaft bringt. Dabei lügt man sich über den Umstand hinweg, dass die Medienkrise zuallererst eine Inhaltekrise ist. Diese Inhaltekrise steht mit den Blogs, Youtube und anderen Netzprojekten im Raum, aber für das Befüllen mit INHALT! SINN! VERLANGEN! gibt es keine Konzepte.

Wie auch. Dort treffen sich die Parasiten der Inhalte, die nicht wissen, was das ist und was dafür nötig ist. Der Journalist sitzt bei den Medientagen im Publikum, hat auch nicht den Peil vom Neuen und hofft, dass die Schädlinge da vorne die neue Wiese zum Grasen kennen, damit er fressen und Blut für das Geschmeiss entwickeln kann. Der Leidensdruck ist noch nicht gross genug, sich damit abzufinden, dass die Zeiten der grünen Wiesen vorbei sind, aber solange man das Gegenteil vorgaukelt, zottelt der Journalist willig mit.

Ich bin heute sehr viel intoleranter gegen Bullshit. Ich ertrage es nicht, diese Schwachköpfe über Blogs reden zu hören. Ich will auch gar nicht wissen, welcher Blogger gerade welchen Wirtschaftsarsch bekriecht. Das merke ich - und er - noch früh genug, wenn es Idioten gibt, die sich auf sowas einlassen. Ich könnte den Mund nicht halten. Die Zeiten, wo ich mir sowas einfach nur denken konnte, sind vorbei, ich schreibe es, also sage ich es auch. Heute Morgen im Halbschlaf hatte ich die Vision, da hinzugehen, abzuzählen und jedem zweiten PRler so eine zu scheuern, dass seine Kronen wackeln, und meine Hand ein stechend weisser Schmerz durchzuckt. Macht das mal besser ohne mich, ich pisse dann später auf den Friedhof Eurer Vorstellungen. Statt dessen schaue ich lieber den hilflosen Erstsemenstern bei den Kochversuchen zu.

Es riecht angebrannt hier. Aber wenigstens nicht nach Scheisse.

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Old scandals never die

Ich habe Edelman schon wieder beim Lügen erwischt - und mit Screenshots festgenagelt. Ich zeige die Dinger an der Blogbar rum :-)

Und René hat ein paar gute Gedanken.

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