: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 5. Mai 2008

München. Nacht.

Wenn ich eines Tages nicht mehr die Sensation empfinde, in der Dunkelheit in München anzukommen, wenn es irgendwann banal sein sollte, die Stadt zu erreichen und kein Gedanke mehr da ist, sich auf das Leben in der Nacht einzulassen, bin ich das geworden, was man wohl als alt bezeichnen muss.



Es gibt Orte, da reicht es schon aus, nur einmal dort gewesen zu sein, um jedes weitere Mal zu oft dort gewesen zu sein, es gibt Tanztempel, die nur noch Erinnerung sind, es gibt das Parkcafe als Architektur ohne Bedeutung und das Ballhaus als banale Kneipe, gehalten hat sich wenig und die Sensationen sind selten geworden in einer Zeit, die Kokain ernst nimmt und posttraumatisch orientierungslos ist, 4 on the floor haben alles zertrümmert und wenig wurde aus den Spolien gebaut, es war früher nicht besser, wer gibt schon zu, dass eine Weile die Herrenbekleidung aussah, als hätte jeder bei Thierry Muglier gekauft, und wegen der vielen Knopflöcher von Gaultier empfand man sich ebenfalls nicht als der Affe, der man war. Es waren wilde Jahre, es gab keine Angst ausser der vor AIDS und Schwangerschaften, es gab noch eine Zukunft, die mehr versprach, als sie gehalten hat.



Und trotzdem hat sich vieles geändert. Manche heiraten und sitzen jetzt in der Provinz, andere heiraten nicht und bieten den Nährboden, auf dem sich Münchens überteuerte Pseudoküche für Pseudofeinschmecker entwickeln kann, andere können immer noch weggehen, und es fällt nicht auf. Die Altersgrenzen verwischen zunehmend, der angebliche Standortvorteil von Berlin, dass man auch mit 40 noch weggehen kann, als wäre man gerade 25, ist ein vollkommen normaler Aspekt der meisten Grossstädte und der Bewohner, die es in den 80ern verlernt haben, sich in Kategorien pressen zu lassen. Alter ist weitgehend irrelevant, die Zeit als Kriterium ist zertrümmert, die Götzen haben sich verändert, aber der Kult ist immer noch der Hedonismus.



Wir sind alle schön. Wir sind alle hässlich. Wir leben, wir dürfen, wir können, jetzt und in alle Ewigkeit. Das ist das Credo an der Isar und den südlichen Regionen, das ist der Anspruch und das Versprechen, das einzulösen man nicht aufhört, die Legenden mögen verschwunden sein, aber es gibt immer noch zu viele Geschichten und Vergangenheiten, und wenn sie schmerzen, schafft man sich eben neue Gegenwarten und bleibt dabei, bis sie, frisch vergangen und immer noch blutig, etwas älter und golden wirken. Wir können das.

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Test für Sozialkompetenz

Ganz einfach: Zahle Deine Grunderwerbssteuer zum letztmöglichen Termin, schreibe eigenhändig die Summe in den Überweisungsträger und werfe ihn bei der Bank ein. Und dann versuche, den ganzen Tag nett, freundlich, aufgeschlossen und joval zu bleiben, selbst wenn du unfreiwillige, nicht allzu nahe Bekanntschft mit dem drängelnden Fahrer eines tiefergelegten 3er BMWs machst.



Zufallsente vor sonnigem Wasser zur Beruhigung. Zumindest eines der beiden Ereignisse wäre unnötig gewesen.

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