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Donnerstag, 8. Mai 2008
Luxus in grauen Tagen
Ganz erstaunlich: Da gibt es also eine Finanzkrise. Und was Huber und Beckstein im kleinen Bayern gemacht haben, das Ausmass der Krise wider besseren Wissens vertuscht und gezielt verheimlicht, wird andernorts genauso betrieben. man gibt zu, was man zugeben muss, um weitere Mittel des Staates für die eigenen kriminellen Machenschaften zu erhalten, hält dann die Börsenkurse wackliger Banken im akzeptablen Bereich und spekuliert mit den frischen Mitteln in Boommärkte - man könnte auch sagen, man plundert die Verbraucher mit steigenden Benzin- und Nahrungsmittelkosten, vielleicht fabriziert man, wie es gerade durch den Zyklon in Burma angeheizt wird, zusammen mit der Preistreiberei zu all dem Elend auch noch eine Hungerkatastrophe. Und erstaunlicherweise findet sich noch immer kein Nihilist, der in solcherlei Personen eine Bombe wirft. Wirklich erstaunlich. Oh, bitte, ich lehne solche Gewalt natürlich ab, aber dennoch ist es erstaunlich.
Und so kann die Freundin von Joe Wallstreet auch weiterhin überlegen, welchen Maserati sie will, und in welches Nobelrestaurant sie zum Essen eingeladen werden möchte. Dort versteht sie zwar nicht, warum das Besteck von Christofle stammt, aber egal, hauptsache es sieht gut aus, und sie kann es halten. Haben Sie, verehrte Leser, übrigens schon mal in Kreisen von Investoren gegessen? Ganz erstaunlich, das. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass BWLer seltenst Stil und Umgangsformen jenseits der Ratschläge des per se schon erbärmlichen Managermagazins haben, und bei Tisch kann man das prächtig beobachten, bäuerliche Sitten in städtischer Verkleidung, kein Genuss beim Zuschauen und sicherlich auch absolut kein Grund, etwas Besseres als Einweggeschirr hinzuschmeissen. Gebet den Drecksäuen, was der Drecksäue ist.
Das war nicht immer und überall so. Letzte Woche etwa war ich auf der Auer Dult, die leider wie immer heftig überpreist ist, und, da ich die dortigen Preise für das noch zu findende Gebrauchsbesteck für meine neue Wohnung nicht finden konnte, fuhr ich weiter über die Isar zu einem Haushaltsauflöser. Und wie es der Zufall so wollte: In einer Kiste war ein altes, schwarzes Kistchen, und auf dessen rosa
Rücken stand in alter Schrift: Gebrauchsbesteck.
Allerdings von der Sorte, wie Joe Wallstreet es kaum kennen dürfte: Das klassische Cluny von Christofle, noch mit alten Eisenklingen, und für einen sehr vernünftigen Preis zu haben. Christofle ist übrigens eine dieser amüsanten Wirtschaftsgeschichten, die ihren Ausgang mit massivem Dumping nahm: Nur 1% der von anderen Goldschmieden veranschlagten Summe brauchte die Firma um 1850, um für Napoleon III. ein Luxustafelbesteck zu fertigen. Das Geheimnis war die Elektroversilberung, die bald überall als billige Alternative zum den Festtagen vorbehaltenen Echtsilber geschätzt wurde. Das geht soweit, dass diese Versilberung in Frankreich einfach "Christofle Silber" genannt wird. Und weiter, denn was früher ein Schnäppchen war, kostet heute für das hier gezeigte Set auch schon an die 1000 Euro. Übertrieben wie die Hauspreise in den USA, aber wie man sieht: Wenn man nur an den richtigen Orten sucht und abwartet,ist auch das Beste so gefallen, wie es Huber und Beckstein bald droht. Und das Besteck kann man im Gegensatz zu diesen beiden immer noch verwenden.
Braucht jemand in Brüssel vielleicht noch abgehalfterte Bilanzenzocker?
Und so kann die Freundin von Joe Wallstreet auch weiterhin überlegen, welchen Maserati sie will, und in welches Nobelrestaurant sie zum Essen eingeladen werden möchte. Dort versteht sie zwar nicht, warum das Besteck von Christofle stammt, aber egal, hauptsache es sieht gut aus, und sie kann es halten. Haben Sie, verehrte Leser, übrigens schon mal in Kreisen von Investoren gegessen? Ganz erstaunlich, das. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass BWLer seltenst Stil und Umgangsformen jenseits der Ratschläge des per se schon erbärmlichen Managermagazins haben, und bei Tisch kann man das prächtig beobachten, bäuerliche Sitten in städtischer Verkleidung, kein Genuss beim Zuschauen und sicherlich auch absolut kein Grund, etwas Besseres als Einweggeschirr hinzuschmeissen. Gebet den Drecksäuen, was der Drecksäue ist.
Das war nicht immer und überall so. Letzte Woche etwa war ich auf der Auer Dult, die leider wie immer heftig überpreist ist, und, da ich die dortigen Preise für das noch zu findende Gebrauchsbesteck für meine neue Wohnung nicht finden konnte, fuhr ich weiter über die Isar zu einem Haushaltsauflöser. Und wie es der Zufall so wollte: In einer Kiste war ein altes, schwarzes Kistchen, und auf dessen rosa
Rücken stand in alter Schrift: Gebrauchsbesteck.
Allerdings von der Sorte, wie Joe Wallstreet es kaum kennen dürfte: Das klassische Cluny von Christofle, noch mit alten Eisenklingen, und für einen sehr vernünftigen Preis zu haben. Christofle ist übrigens eine dieser amüsanten Wirtschaftsgeschichten, die ihren Ausgang mit massivem Dumping nahm: Nur 1% der von anderen Goldschmieden veranschlagten Summe brauchte die Firma um 1850, um für Napoleon III. ein Luxustafelbesteck zu fertigen. Das Geheimnis war die Elektroversilberung, die bald überall als billige Alternative zum den Festtagen vorbehaltenen Echtsilber geschätzt wurde. Das geht soweit, dass diese Versilberung in Frankreich einfach "Christofle Silber" genannt wird. Und weiter, denn was früher ein Schnäppchen war, kostet heute für das hier gezeigte Set auch schon an die 1000 Euro. Übertrieben wie die Hauspreise in den USA, aber wie man sieht: Wenn man nur an den richtigen Orten sucht und abwartet,ist auch das Beste so gefallen, wie es Huber und Beckstein bald droht. Und das Besteck kann man im Gegensatz zu diesen beiden immer noch verwenden.
Braucht jemand in Brüssel vielleicht noch abgehalfterte Bilanzenzocker?
donalphons, 21:16h
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Arbeitsplanung
Übernächste Woche schon was vor? Daheim? Unabkömmlich? Tja. Das ist nicht gut. Denn das hier wäre besser: Endlich schafft es die Mille Miglia, alle Fahrzeuge mit Bildern schon vorher online zu stellen. Natürlich immer noch kein Vergleich, wenn nächsten Freitag der Pulk Richtung Desenzano startet, verfolgt von einer kleinen Barchetta und dem Blogautor am Steuer. Nicht, weil ich kann. Sondern weil ich muss. Journalismus ist manchmal gar kein schlechter Beruf.
donalphons, 19:45h
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Empfehlung heute - Lu ist
besoffen in Zeulenroda. Besoffen in Zeulenroda klingt wie ein Filmtitel über die immer noch nicht ganz untergegangene DDR, aber bei dem Text, wie auch den vorhergehenden, geht es um etwas anderes.
donalphons, 19:08h
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