: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 29. April 2010

Die krummen Wege auf geraden Strecken

Natürlich hat mir die Sache mit dem Ideor keine Ruhe gelassen. Und nachdem die Besitzerin meiner Herberge immun gegen meine Plüschaugen war, mir aber wenigstens von einem Gebrauchtwarenmarkt erzählte, wo Räder rumstehen sollten, stattete ich dem einen kleinen Besuch ab. Um es kurz zu machen: Es war ramschig, teuer und frei von allen akzeptablen Zweirädern. Dafür hing der Himmel voller Lampen. Und für die Kleinste, aber auch Schönste habe ich einen Verwendungszweck.



Und gerade die wiederum war wirklich nicht teuer. Also kein Rad, aber ein anderer Grund, morgen den Koffer auf den Gepäckträger zu klemmen. Entzückendes, kleines Stück. Glanz für kleine Hütten und Palästchen.

Ich habe ja nichts gegen langsames Verfransen in Oberitalien. Wer neorealistische Filme aus dieser Gegend kennt, weiss ja, was passiert, wenn ein Sohn auf gerader Strecke, auf diesen endlosen Betonstreifen in der Poebene unterwegs ist: Irgendwann kommt er von der Strasse ab und überschlägt sich. Da ist es besser, ab und an selbst von der Strasse runter zu fahren. ich war oft in der Region unterwegs und dachte mir: Irgendwann schaue ich mir hier die Dorfkirchen an. Heute wollte ich in das relativ kleine archäologische Museum von Parma und dachte, ich hätte Zeot. Also hielt ich an, und wurde mit Rokokofreuden in einem unscheinbaren Kaff belohnt.



Ja, die kleinen, oberitalienischen Dorfkirchen, die habe nn es manchmal in sich. Gestern war es eher schlecht, aber die beiden heutigen Exemplare, die waren sehr fein, wenngleich auch etwas marode. Ausserdem ist es nach dem ganzen "Photographieren ve4rboten" Elend, das sich in Oberitalien rasant ausbrietet - vor ein paar Jahren war das in Sabbioneta noch nicht so - wirklich angenehm, wenn man explizit zum Ablichten angehalten wird, wenn man nur Interesse zeigt. Sabbioneta ist für die Zeit des Manierismus künstlerisch wirklich ein rückständiges Provinzkaff - aber die Rokokokirche kurz vor der Stadt, die ist grandios.



Verwehrt blieb mir dagegen die mächtige Abtei nordwestlich von Parma. Die gehört der Universität und ist nicht zugänglich. Zumindest nicht, als ich gerade kam. Nicht mal ein Wärter an den Gattern. Aber ich hatte ja noch das Museum in Parma, zumindest für eine Stunde, so spät, wie ich dran war, mit meinen krummen Wegen. Im Palazzo della Pilotta dann die nächste Überraschung: Das Museum und die Nationalgalerie haben nur von 9-14 Uhr geöffnet. Ja dann. Dann war es richtig, sich nicht zu beeilen.



Und so ging ich wieder in Kirchen. Irgendwann war da aber auch keine Kirche mehr, sondern nur noch Geschäfte. Das letzte Mal habe ich mir in Parma Sportschuhe gekauft, die nicht so entsetzlich wie Turnschuhe aussehen, sondern so, wie ich sie mir vorstelle. Ein Paar, man will es ja nicht übertreiben mit dem Sport. Daheim probierte ich sie aus, und ich kann sagen: Gar nicht so schlecht, diese Schuhe. Und: Hätte ich damals auch noch die anderen genommen. So günstig, wie sie waren... aber die sind sicher schon weg. Aber vorbeischauen kann man ja mal, und was war da noch in 44 1/2? Das letzte Paar.



Auf krummen Wegen kommt man eben auch zu Zielen, von denen man vorher nicht wusste, dass man sie haben würde. Nur nach Mantua zurück, da ging es gerade und ohne weitere Schlenker.

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