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Samstag, 28. Mai 2011
Doch kein Junkie
Das Problem mit Italien ist, dass ich dort sehr schnell in Routinen verfalle. Die können harmlos sein; ich fahre recht oft am Abend, wenn es nicht mehr ganz so heiss ist, nochmal zum See. Die Gardesana ist immer noch recht leer, man kann angenehm fahren und den Sonnenuntergang anschauen. Dabei habe ich dann auch das Material für diese Klickstrecke - ich! eine Klickstrecke! aber wenigstens mir viel Text - sortiert. Der auf Torberg anspielende Titel "Der lombardische Untergang Berlusconis in Anekdoten" wurde leider nicht genommen; ob es wirklich Berlusconis letztes Gefecht ist, das wage ich nicht zu hoffen.
Eine andere Gewohnheit ist hier der Erwerb von Schuhen. Ich kann an einem Tag vier Paar kaufen, gar kein Problem, meist schon nach 24 Stunden ist es so weit, und ich habe Zuwachs. Eigentlich müsste ich nach Italien gar keine Schuhe mitnehmen. Wie das dann aussieht, wenn ich fast zwei Monate hier bin?
Gar nicht so arg furchtbar schlimm. Wirklich nur Exemplare, die ich bestellt habe, oder "Da kann man nicht vorbei gehen"-Exemplare. Am Ende also nicht jeden Tag ein Paar, sondern nur jede Woche. Bis, äh, heute, denn heute kam ich an einem Laden vorbei, der Brogues in Wildleder hatte, in Hellbraun und Dunkelbraun, Restexemplare, und ich konnte mich nicht entscheiden. Habe mich dann erfolgreich damit herausgeredet, dassich damit toskanische Schuster unterstütze, und Vibramsohlen besser als Ledersohlen für Mantua sind.
Routine ist es dennoch, nur habe ich mehr Zeit, und damit ist es nicht so habgierig, so panisch, so wenn nicht heute dann nie mehr. Zumindest bei Schuhen, die Sache mit der Vorratshaltung bei Seidenschals im Sommer muss ich wann anders. Oder auch gar nicht. Das geht eigentlich niemanden. Und ich wäre ja schön blöd, wenn ich, und dann die Leser nach Bell... also nein. Betrachten Sie lieber noch einmal den Sonnenuntergang in Blau und Gold. Ich werde während dieses Aufenthaltes nicht mehr oft die Gelegenheit haben, das zu zeigen. Dann ist es vorbei mit den Farben für die Leser und die Lederwaren für mich. Man kann nicht, noch nicht mal ich kann Urlaub für immer haben.
Nur gut, dass die Reise nach Italien für sich gesehen auch längst Routine ist. Seychellen, Karibik, Mallorca: Ich brauche das alles nicht, ich -beinahe hätte ich schon geschrieben, hier zu Hause - hier vollkommen zufrieden.
Eine andere Gewohnheit ist hier der Erwerb von Schuhen. Ich kann an einem Tag vier Paar kaufen, gar kein Problem, meist schon nach 24 Stunden ist es so weit, und ich habe Zuwachs. Eigentlich müsste ich nach Italien gar keine Schuhe mitnehmen. Wie das dann aussieht, wenn ich fast zwei Monate hier bin?
Gar nicht so arg furchtbar schlimm. Wirklich nur Exemplare, die ich bestellt habe, oder "Da kann man nicht vorbei gehen"-Exemplare. Am Ende also nicht jeden Tag ein Paar, sondern nur jede Woche. Bis, äh, heute, denn heute kam ich an einem Laden vorbei, der Brogues in Wildleder hatte, in Hellbraun und Dunkelbraun, Restexemplare, und ich konnte mich nicht entscheiden. Habe mich dann erfolgreich damit herausgeredet, dassich damit toskanische Schuster unterstütze, und Vibramsohlen besser als Ledersohlen für Mantua sind.
Routine ist es dennoch, nur habe ich mehr Zeit, und damit ist es nicht so habgierig, so panisch, so wenn nicht heute dann nie mehr. Zumindest bei Schuhen, die Sache mit der Vorratshaltung bei Seidenschals im Sommer muss ich wann anders. Oder auch gar nicht. Das geht eigentlich niemanden. Und ich wäre ja schön blöd, wenn ich, und dann die Leser nach Bell... also nein. Betrachten Sie lieber noch einmal den Sonnenuntergang in Blau und Gold. Ich werde während dieses Aufenthaltes nicht mehr oft die Gelegenheit haben, das zu zeigen. Dann ist es vorbei mit den Farben für die Leser und die Lederwaren für mich. Man kann nicht, noch nicht mal ich kann Urlaub für immer haben.
Nur gut, dass die Reise nach Italien für sich gesehen auch längst Routine ist. Seychellen, Karibik, Mallorca: Ich brauche das alles nicht, ich -beinahe hätte ich schon geschrieben, hier zu Hause - hier vollkommen zufrieden.
donalphons, 01:16h
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Wo man ankommen sollte
Für J. aus G., für S. aus P., für K. aus M. und andere
Ja. Das ist so eine Sache.
Es gibt da einen Unterschied zwischen Euch und mir. Es ist wirklich so, weiter als bis zur nächsten Kurve denke ich nicht. Man lernt das beim professionellen Fahren, da braucht man alle Konzentration, erst am Ausgang der einen Kurve sollte man anfangen, die kommende Kurve zu fühlen. Anders gesagt: Meine Lebensplanung was in etwa so kurzfristig, wie die Chancen, die sich aufgetan haben. Manche von Euch, die es nicht so leicht hatten, die sich bewerben mussten und Nachweise bringen: Ihr hasst das. Zurecht. Oder zu unrecht? Anders könnte ich es nicht, ich habe keine Lust, mich um irgendetwas zu schlagen, ich bin dann einfach so, dass ich das bekomme, was ich brauche. Aber das ist für andere natürlich keine Option, und so reicht es bei Euch nicht, nur an die nächste Kurve zu denken. Ihr würdet damit nicht glücklich werden.
Nun ist es aber so, dass ich nicht gerade finde, dass Ihr gut damit gefahren seid. Es ist eigentlich die immer gleiche Geschichte, die Gedanken waren schon die halbe Strecke voraus, und dann lag in einer Kurve etwas, das da nicht liegen sollte. Etwas, an das man nicht glaubte denken zhu müssen. Ich bin vor ein paar Jahren hoch zum Lago di Valvestrino, und dann an der Üferstrasse entlang, bis zum Ende, und dann wieder zurück. Die Kurven sind dort recht ungleichmässig, die eine Seite ist weit und die andere dafür eng, man muss also aufpassen. Und als ich so dahinfuhr und um eine Kurve kam, lag da ein Felsbrocken auf dem Weg. Einfach so. Caduta Sassi, steht ja auch auf den Schildern, aber wenn er dann da mal liegt, der Brocken, exakt an jenem Punkt, da man wieder Gas geben würde... sowas in der Art ist passiert auch im Leben, und da denkt man besser nicht an die Gardesana, an das Restaurant la Fenice unten in Sirmione, oder vier Kurven weiter.
Wenn man aber reingerauscht ist, ist es eher unerfreulich. Der Vorschlag, den ich machen möchte, und der vielleicht ein guter Kompromiss aus der Ablehnung meiner Haltung und den Gegebenheiten ist, die nun mal so sind, wie sie sind und nicht geändert werden (amüsanterweise für das Schicksal, das sich nicht gerne foppen lässt, ist das nämlich immer mit dabei, diese Steine fallen immer in Zusammenhang mit Konstruktionen runter, die so aussehen, als wären sie unverrückbar) - der Vorschlag ist zu überlegen, wie es sein sollte, wenn man später einmal daran denkt. Ich gebe zu, diese Haltung ist natürlich durch mein Studium geprägt, in dem der Mensch und sein Handeln ein Nichts vor dem Historiker und seiner Einschätzung ist. Aber später einmal wird man sein eigenes Leben betrachten und sich wundern, wo man rausgekommen ist, und wo nicht.
Womit wir zum Herrn mit den roten Schuhen kommen. Würde ich weiter denken müssen, wäre der Herr mit den roten Schuhen und der lässigen, weissen Hose trotz des Damenrades eine klare Option für das, was kommt, wenn ich einmal nicht mehr jede Kurve nehmen muss.
Die Frage sollte also nicht sein, wie bekomme ich die nächste Belobigung von meinem Boss, den Posten oder den Erfolg. Die Frage ist, wie werde ich so 70, dass ich lässig mit weisser Hose und immer nich so jugendlich mit roten Schuhen als Mann auf dem Damenrad durch eine schöne Stadt radeln kann, dabei zufrieden bin und so unglaublich lässig und angenehm wirke. Wie eine französische Fahne. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Entspanntheit. Was muss ich tun, um dorthin zu kommen. Genau das tun. Keinen Jota mehr. Alles, was nicht nötig ist, durch Wohlleben ersetzen, nichts auslassen, und immer daran denken: Es gibt genug andere Idioten, die sich darum reissen, in die Felsbrocken zu rasen und dann mies drauf zu sein. Nie etwas für die Konstruktion tun, die nur darauf wartet, einen hinterrücks fertig zu machen, sondern die Konstruktion genau so weit nutzen, dass sie einen dorthin bringt. So schnell wie möglich. Und sie dann hinter sich idealerweise sprengen.
Denn am Ende kann es nicht viele solche Plätze geben, auf denen solche Leute mit roten Schuhen lässig aussehen. Das Alter macht es zunehmend schwer, wegen all der Brocken, die da kommen. Es geht nicht um die vielen Kurven, es geht um das Ankommen, das anderen nicht vergönnt ist, aus welchen Gründen auch immer.Und dann in eine Bar, Zeit haben und sich denken: Senfgelbe Schuhe. Das wäre vielleicht noch was. Nachher noch schnell kaufen, morgen kommen ja die Freunde für eine Woche.
Die, die auch durchgekommen sind.
Ja. Das ist so eine Sache.
Es gibt da einen Unterschied zwischen Euch und mir. Es ist wirklich so, weiter als bis zur nächsten Kurve denke ich nicht. Man lernt das beim professionellen Fahren, da braucht man alle Konzentration, erst am Ausgang der einen Kurve sollte man anfangen, die kommende Kurve zu fühlen. Anders gesagt: Meine Lebensplanung was in etwa so kurzfristig, wie die Chancen, die sich aufgetan haben. Manche von Euch, die es nicht so leicht hatten, die sich bewerben mussten und Nachweise bringen: Ihr hasst das. Zurecht. Oder zu unrecht? Anders könnte ich es nicht, ich habe keine Lust, mich um irgendetwas zu schlagen, ich bin dann einfach so, dass ich das bekomme, was ich brauche. Aber das ist für andere natürlich keine Option, und so reicht es bei Euch nicht, nur an die nächste Kurve zu denken. Ihr würdet damit nicht glücklich werden.
Nun ist es aber so, dass ich nicht gerade finde, dass Ihr gut damit gefahren seid. Es ist eigentlich die immer gleiche Geschichte, die Gedanken waren schon die halbe Strecke voraus, und dann lag in einer Kurve etwas, das da nicht liegen sollte. Etwas, an das man nicht glaubte denken zhu müssen. Ich bin vor ein paar Jahren hoch zum Lago di Valvestrino, und dann an der Üferstrasse entlang, bis zum Ende, und dann wieder zurück. Die Kurven sind dort recht ungleichmässig, die eine Seite ist weit und die andere dafür eng, man muss also aufpassen. Und als ich so dahinfuhr und um eine Kurve kam, lag da ein Felsbrocken auf dem Weg. Einfach so. Caduta Sassi, steht ja auch auf den Schildern, aber wenn er dann da mal liegt, der Brocken, exakt an jenem Punkt, da man wieder Gas geben würde... sowas in der Art ist passiert auch im Leben, und da denkt man besser nicht an die Gardesana, an das Restaurant la Fenice unten in Sirmione, oder vier Kurven weiter.
Wenn man aber reingerauscht ist, ist es eher unerfreulich. Der Vorschlag, den ich machen möchte, und der vielleicht ein guter Kompromiss aus der Ablehnung meiner Haltung und den Gegebenheiten ist, die nun mal so sind, wie sie sind und nicht geändert werden (amüsanterweise für das Schicksal, das sich nicht gerne foppen lässt, ist das nämlich immer mit dabei, diese Steine fallen immer in Zusammenhang mit Konstruktionen runter, die so aussehen, als wären sie unverrückbar) - der Vorschlag ist zu überlegen, wie es sein sollte, wenn man später einmal daran denkt. Ich gebe zu, diese Haltung ist natürlich durch mein Studium geprägt, in dem der Mensch und sein Handeln ein Nichts vor dem Historiker und seiner Einschätzung ist. Aber später einmal wird man sein eigenes Leben betrachten und sich wundern, wo man rausgekommen ist, und wo nicht.
Womit wir zum Herrn mit den roten Schuhen kommen. Würde ich weiter denken müssen, wäre der Herr mit den roten Schuhen und der lässigen, weissen Hose trotz des Damenrades eine klare Option für das, was kommt, wenn ich einmal nicht mehr jede Kurve nehmen muss.
Die Frage sollte also nicht sein, wie bekomme ich die nächste Belobigung von meinem Boss, den Posten oder den Erfolg. Die Frage ist, wie werde ich so 70, dass ich lässig mit weisser Hose und immer nich so jugendlich mit roten Schuhen als Mann auf dem Damenrad durch eine schöne Stadt radeln kann, dabei zufrieden bin und so unglaublich lässig und angenehm wirke. Wie eine französische Fahne. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Entspanntheit. Was muss ich tun, um dorthin zu kommen. Genau das tun. Keinen Jota mehr. Alles, was nicht nötig ist, durch Wohlleben ersetzen, nichts auslassen, und immer daran denken: Es gibt genug andere Idioten, die sich darum reissen, in die Felsbrocken zu rasen und dann mies drauf zu sein. Nie etwas für die Konstruktion tun, die nur darauf wartet, einen hinterrücks fertig zu machen, sondern die Konstruktion genau so weit nutzen, dass sie einen dorthin bringt. So schnell wie möglich. Und sie dann hinter sich idealerweise sprengen.
Denn am Ende kann es nicht viele solche Plätze geben, auf denen solche Leute mit roten Schuhen lässig aussehen. Das Alter macht es zunehmend schwer, wegen all der Brocken, die da kommen. Es geht nicht um die vielen Kurven, es geht um das Ankommen, das anderen nicht vergönnt ist, aus welchen Gründen auch immer.Und dann in eine Bar, Zeit haben und sich denken: Senfgelbe Schuhe. Das wäre vielleicht noch was. Nachher noch schnell kaufen, morgen kommen ja die Freunde für eine Woche.
Die, die auch durchgekommen sind.
donalphons, 01:16h
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