: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 15. November 2011

Billige Freuden

Das Dumme ist: Ich müsste mich eigentlich für die Debatten rund um Kitas und Herdprämie interessieren. Davon hängt zentral ab, wie Menschen geprägt und orientiert werden, und wie sich das Land entwickelt. Das Problem ist:



Obwohl mir das bewusst ist, schaffe ich es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass vom Kindermangel am See nichts zu spüren ist, wie auch nicht von einer wie auch immer gearteten Bedürftigkeit. Man hat hier immer Kinder um sich rum. Unterstützung wäre nicht nötig. Aber es ist etwas anderes: Mein Leben ist einfach zu weit weg.



Gut, die Münchner haben sich also zurückgezogen, es bleiben die Sonne, der blaue Himmel und ziemlich viele Leute, die hier wohnen und Nachwuchs haben. Und ich, Ich habe ein Rennrad und Lust auf die kleinen Wege am Nordende des Sees, wo man nicht rasen muss - dazu ist die Luft inzwischen doch zu kalt - sondern ein wenig sportlich sein kann, ohne Lycra tragen zu müssen.



Und 10 mal 50 Höhenmeter vom See zur Endmoräne machen ja auch eine schöne Leistung. Der Blick dort oben ist auch nicht ganz schlecht, um es vorsichtig zu sagen, und alle Probleme scheinen weit, weit weg zu sein. Nur ein paar Petitessen.



Zu meiner Überraschung wäre es heute zwar nötig gewesen, das Auto zu enteisen, aber noch geht hier alles mit dem Rad, einkaufen, zum Berg, Torte holen. Billige Freuden eben. Es muss nicht immer das Neueste sein, das Alte wird einem nachgeschmissen, für das hier reicht es allemal, den Verlust haben andere. Es ist eine billige, verrückte Welt.



Ach so, schon wieder ein Kinderwagen - noch so ein Ding, das schnell seinen Wert verliert. Ja. Ich sollte ja über Herd- und Wurfprämien schreiben, aber das ist nicht so leicht, wenn man hört, dass Kostenreduktion bei entlassenen Bankmanagern das Zurückmieten der Pferde bedeutet und kein Frühstück mehr in Paris. Könnte ich mir so etwas leisten, würde ich es tun, wenn ich könnte? Der See ist für alle gleich, die Sonne auch.



Nur die einen fahren, die anderen schieben. Jeder, wie er will. Selbst an Tagen wie heute wird man den Eindruck nicht los, dass ein paar Menschen weniger der Welt nicht schlecht tun würden. Man muss deshalb ja keinen umbringen, aber Geburtenzurückhaltung und Verhütung wären auf Dauer nicht ganz schlecht. Es gab eine Zeit, da lebten nur 50 Millionen Deutsche. Das ging auch. Irgendwie.



Und dann ist da noch die Sache mit dem Raum, den wir brauchen. 44 Quadratmeter pro Mensch sollen es heute sein. Alle paar Jahre kommt ein Quadratmeter dazu. In 40 Jahren... man kann sich nicht vorstellen, wie das hier gehen soll. Entweder weniger Menschen, oder noch mehr Siedlungen. Aber der Berg setzt hier Grenzen. Und das ist gar nicht schlecht so. Also weniger Menschen. Trotzdem wird jeder Topf seinen Deckel finden. Ausser denen natürlich, denen kein Deckel gut genug ist, und jenen, die ohne Deckel kochen können.



Ich weiss auch nicht. Das Thema liegt einfach zu weit weg. Ich verstehe davon auch nichts. Es ist nicht meines. Ich kann Schaltungen einstellen und aus alten Schrotthaufen mustergültig laufende Maschinen machen, ich kann kochen und schreiben, auch wenn mich die Sonne gerade etwas blöd brennt. Ich finde, Frauen sollten tun können, was sie wollen, und Männer sollten sich nicht um die Verantwortung drücken, für die sie sich entschieden haben. Und ich sollte noch einmal den Hügel hinauf.



Jetzt ist es also fertig, das LeMond Zurich von 2004, jetzt muss nur noch der neue Besitzer kommen und es abholen. Eigentlich schon am Wochenende. Aber sein Kind hat Grippe. Und als guter Vater... ich bin gesund. Ich habe ja auch Zeit. Es eilt nicht. Noch einnal hinunter, am See entlang, dann zum Konditor und, damit zumindest irgendwas nicht mehr sommerlich ist, einen Stollen holen.



Mit Butter. Billige Freuden eben. Demnächst mal wieder ein Paket verschicken, für andere. So geht das hier. Und mir ist noch immer nichts zur Herdprämie eingefallen.

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Gesetze verschärfen jetzt!

Ich bin übrigens vollkommen und eindeutig für die knallharte Umsetzung von

- Vorratsdatenspeicherung
- Bundestrojaner
- erleichtere Hausdurchsuchungen
- Isolationshaft
- Sicherheitsverwahrung
- Grundrechtsanpassung

bei Verfassungsschützern aus Hessen und Thüringen.

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