: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 12. November 2012

Klassenkampf mit Oben

Hier ist der neueste Beitrag der Stützen der Gesellschaft. Es sind ein paar Dinge, die ich unbedingt nochmal erzählen wollte, daher geht der Text auch so durcheinander, hat keinen richtigen Kern. Er ist in meiner Intention nur schwer verständlich und, wenn man zu wenig über mich weiss, auch nicht zu entschlüsseln. Ich weiss schon, warum ich gerne die Fähigkeiten des Kastaniensammelns kultiviere.

Es gibt diesen schönen Spruch als Lampedusas Leopard, der besagt, es müsse sich alles ändern, damit alles gleich bleiben kann. In einer Abwandlung würde ich nach den letzten Tagen sagen, dass sehr viel geschehen muss, damit nichts geschieht. Und es kann sehr viel geschehen, weil mir auf einer anderen, sehr wichtigen Ebene nichts geschehen kann.

Der Beitrag, den ich wirklich hätte schreiben müssen, hätte sich mit Privilegien auseinandergesetzt, und der Frage, wie man sie einsetzt. Das seltsame ist, dass unsereins immer panisch darauf bedacht ist, die Privilegien abzustreiten und zu leugnen, bis der Moment da ist, da man sie wirklich braucht. Da gleitet man nicht hinein, es ist wirklich ein Entweder-Oder. Entweder man kommt ohne sie aus, oder man nutzt sie, dann aber ohne jede Rücksicht. Und das ist es, was uns, von Aussen betrachtet, so unkontrollierbar macht. Wir sind keine Soziopathen, wir sind einfach nur gefangen in Konventionen, von denen uns zu berfreien eigentlich keinem geraten werden kann. Zumal wir es auch nie gelernt haben. dann das richtige Mass zu finden. Es ist bei uns wie mit Karl Moor, die Beritschaft, das Gefüge der Welt ins Wanken zu briungen, ist nach dem Ende der onventionen immer da. Wir wissen, dass es nicht richtig ist, aber hinter diesem Punkt ist uns das vollkommen egal. Wir ordnen uns bereitwillig Zwängen unter, bis das nicht mehr geht, und danach gibt es kein Halten mehr.



Kurzum, wir sind nicht wirklich das, was man als kompromisstauglich bezeichnet. Das kommt noch aus einer Epoche weng ausgeprägter staatlicher Strukturen, als die Klasse und die Familie weite Teile des Verhaltens vorschrieben. So eine geschlossene Gesellschaft kann vermutlich wirklich nur existieren, wenn sie klare Regeln hat, und dahinter kommen dann eben keine Regeln mehr. Es gibt immer noch einen aberwitzigen Ehrbegriff, über den ich mich selbst dauernd lustig mache, bis ich merke, wohin ich selbst davon getrieben werde. Ich stelle das über alles. Mir sind mein Beruf, meine Beziehungen, jahrelang gepflegte Kontakte egal, wenn es um die Ehre geht. Ich habe überhaupt kein Interesse, etwas zu tun, wenn meine Loyalität als irrelevant betrachtet wird. Und das kann man sich nur leisten, wenn man aus meiner Welt kommt. In allen anderen Welten sieht das total irre und bescheuert aus, aber, wir sind ja im entgrenzten Stadium, da kann man das auch sagen, das ist ja auch der Grund, warum wir immer noch eine Klassengesellschaft haben: Echte Partner mit unseren Ehrbegriffen finden wir nun mal am besten bei uns selbst. Wölfe zu Wölfen, Pudel zu Pudeln.



Und das ist auch der Grund, warum man genau so ist: Die eigene Klasse versteht es, wenn man es so macht, und dabei am anderen System scheitert. Das gehört dazu, man kann nicht jeden Kampf gewinnen, und es gibt genug andere Mögiichkeiten. Man kann nach unseren Regeln ehrenhaft verlieren, und dann anderweitig weitermachen. Andere Systeme sind gegenüber Versagern weitaus anfälliger, da sind dann genug Mittelenthemmte da, die jede Chance nutzen, um sich selbst nach vorne zu bringen. Eine Klasse hat überhaupt kein Interesse daran, die eigenen Mitglieder beim ehrenhaften Scheitern den Ratten vorzuwerfen, und es muss schon viel passieren, bis man sich auch von weniger sauber agierenden Mitgliedern wirklich trennt. Man will das eigene System aus Rücksichten und Vorteilen nicht gefährden. Das alles spielt in Kreisen, in denen kein Raum für Rücksichten da ist, keine Rolle. Überhaupt keine, wie ich festgestellt habe.



Das grossbürgerliche Zeitalter, das lerne ich jeden Tag auf's Neue, die Welt, für die ich in der bayerischen Provinz erzogen wurde, gibt es nicht mehr. Was es noch gibt, ist die Klasse, und je älter ich werde, desto besser verstehe ich, warum es sie gibt, und warum sie so ist. Warum, denkt man sich immer wieder, verbeissen die sich in die Sachen so rein. Warum all diese unerbittlichen Kämpfe um vollkommen unbedeutende Anlässe, warum immer prinzipiell und ohne Bereitschaft in Zwischenlösugen zu denken. Warum sehen sie nicht, dass man anders vielleicht weiter kommen würde.

Weil sie so sind, und weil sie das können. Und weil sie gelernt haben, dass der Rest alles andere erheblich besser kann. Nur die totale Hingabe ohne Rücksicht auf eigene Verluste, das können sie nicht.

Wir haben Reserven und Alternativen. Die nicht.

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