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Mittwoch, 21. November 2012
Wir werden wie Gold sein
Es ist nicht so, dass der Berg wirklich rufen würde. Aber er wartet, und in der Nacht stellt er die Frage, wo ich gewesen bin, all die Tage des Sommers und des frühen Herbstes.
Ich habe darauf eine Antwort und eine Erklärung, die mir selbst auch bessser gefallen könnte, aber es ist, wie es ist, und dem Berg reicht es aus. Jetzt bin ich da, im Tal, über dem See hängt der Nebel, aber bei mir ist alles Licht und der Wunsch, von diesem Jahr mitzunehmen, was noch da ist. Und es ist Sommer in den Bergen. Der Berg meint, er hätte oben ein Geschenk für mich. Wer kann da Nein sagen.
In den Aufstieg würde genau eine Aufführung der Missa Cellensis von Haydn passen, aber um mich ist alles nur das abgehackte, wechselvolle Gloria, und ich frage mich ob Haydn seine Inspiration nicht beim Atmen und Rasten der Sänger nahm, die sich bei den Aufführungen auch auf den Berg schleppen mussten, auf dem die Kirche Mariazell steht. Ich bin da einmal, auch in dieser Jahreszeit im Licht hinauf: Man ist golddurchwirkt, denn die Sonne der Steiermark glüht schon fast italienisch, und man atmet heftig zwischen all den Rampen. Wenn ich allein bin, habe ich das immer im Ohr, immer nur das Gloria.
Und auch heute ist es so, wo immer die Sonne etwas erfasst, Laub, Holz, Rad, Stoffe oder Steine, alles leuchtet, als wäre es Gold in den verschiedensten Legierungen. Das liegt an der Tageszeit; wenn ich um 14.30 Uhr losfahre, ist es fast schon ein Wettlauf gegen die Sonne und den Nebel, wenn ich zum Sonnenuntergang oben sein will.
Weiter oben will der Berg dann nicht mehr beradelt werden; im Steilstück muss man ihn besteigen, 20 Minuten durch den Wald, und hin und wieder funkelt die Sonne durch die Stämme. Dieser Berg war der erste, den ich hier bezwungen habe, und wenn ich alt bin wird es vielleicht der letzte sein, den ich noch schaffe. Aber es ist alles dabei, was einen Berg ausmacht, und ich mag ihn. Er gefällt mir. An ihm habe ich mich entwickelt, vom Hochkeucher zum Abendspaziergänger, dem die Phantasie Haydn vorspielt.
Das war doch gut, meint der Berg leicht spöttisch, als ich über seine Flanke hochsteige, in einer guten Zeit und ohne mich gleich ruiniert zu haben. Das ist sehr gut, sage ich, setze mich hin und schaue. Ich sehe die Berge und das Eis, das sich dort festkrallt, ich sehe den Nebel im Tal und darüber, wie eine Insel, den Hohen Peissenberg. ich sehe die Kirchen und den Sendemasten. Mit blossem Auge. Aus 60 Kilometer Entfernung. So klar ist es heute über dem Dunst.
Alles andere ist drunter, aber alles hier oben ist Gold.
In der Nacht schaue ich zum Berg, und er meint, ich hätte das Geschenk vergessen.
Die Erkenntnis nämlich, dass heute der 21. November ist, und dass von den kommenden 12 Monaten nur zwei Monate kürzere Tage haben werden. Recht viel schlechter und weniger golden als heute kann es eigntlich kaum werden, sagt der Berg, und wir lachen.
Ich habe darauf eine Antwort und eine Erklärung, die mir selbst auch bessser gefallen könnte, aber es ist, wie es ist, und dem Berg reicht es aus. Jetzt bin ich da, im Tal, über dem See hängt der Nebel, aber bei mir ist alles Licht und der Wunsch, von diesem Jahr mitzunehmen, was noch da ist. Und es ist Sommer in den Bergen. Der Berg meint, er hätte oben ein Geschenk für mich. Wer kann da Nein sagen.
In den Aufstieg würde genau eine Aufführung der Missa Cellensis von Haydn passen, aber um mich ist alles nur das abgehackte, wechselvolle Gloria, und ich frage mich ob Haydn seine Inspiration nicht beim Atmen und Rasten der Sänger nahm, die sich bei den Aufführungen auch auf den Berg schleppen mussten, auf dem die Kirche Mariazell steht. Ich bin da einmal, auch in dieser Jahreszeit im Licht hinauf: Man ist golddurchwirkt, denn die Sonne der Steiermark glüht schon fast italienisch, und man atmet heftig zwischen all den Rampen. Wenn ich allein bin, habe ich das immer im Ohr, immer nur das Gloria.
Und auch heute ist es so, wo immer die Sonne etwas erfasst, Laub, Holz, Rad, Stoffe oder Steine, alles leuchtet, als wäre es Gold in den verschiedensten Legierungen. Das liegt an der Tageszeit; wenn ich um 14.30 Uhr losfahre, ist es fast schon ein Wettlauf gegen die Sonne und den Nebel, wenn ich zum Sonnenuntergang oben sein will.
Weiter oben will der Berg dann nicht mehr beradelt werden; im Steilstück muss man ihn besteigen, 20 Minuten durch den Wald, und hin und wieder funkelt die Sonne durch die Stämme. Dieser Berg war der erste, den ich hier bezwungen habe, und wenn ich alt bin wird es vielleicht der letzte sein, den ich noch schaffe. Aber es ist alles dabei, was einen Berg ausmacht, und ich mag ihn. Er gefällt mir. An ihm habe ich mich entwickelt, vom Hochkeucher zum Abendspaziergänger, dem die Phantasie Haydn vorspielt.
Das war doch gut, meint der Berg leicht spöttisch, als ich über seine Flanke hochsteige, in einer guten Zeit und ohne mich gleich ruiniert zu haben. Das ist sehr gut, sage ich, setze mich hin und schaue. Ich sehe die Berge und das Eis, das sich dort festkrallt, ich sehe den Nebel im Tal und darüber, wie eine Insel, den Hohen Peissenberg. ich sehe die Kirchen und den Sendemasten. Mit blossem Auge. Aus 60 Kilometer Entfernung. So klar ist es heute über dem Dunst.
Alles andere ist drunter, aber alles hier oben ist Gold.
In der Nacht schaue ich zum Berg, und er meint, ich hätte das Geschenk vergessen.
Die Erkenntnis nämlich, dass heute der 21. November ist, und dass von den kommenden 12 Monaten nur zwei Monate kürzere Tage haben werden. Recht viel schlechter und weniger golden als heute kann es eigntlich kaum werden, sagt der Berg, und wir lachen.
donalphons, 22:51h
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