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Dienstag, 11. Dezember 2012
Ohne Papst und Duce
Das Prinzip der Prachtstrassen, oder lateinisch gesagt, der Via Triumphalis, hat in den letzten Jahrzehnten doch etwas ausgedient. Das war in Zeiten noch ganz nett, als Kriege lokal begrenzte Auseinandersetzungen waren, und man nichts dabei fand., ein Denkmal für Massenschlächterei mit einem hübschen Areal für Flaneure zu verbinden; und besonders nett war das natürlich oftmals im feulen, verbeischlafenen Rokoko, als man so etwas gar nicht haben wollte, weil man die Kriege als Sache der Kabinette betrachtete, und das Leben ansonsten zu geniessen wusste. Aber dann kamen eben die Volksheere und erzwungenermassen auch die gebaute Propaganda, und nie wurde mehr Blödheit gebaut wie im 20. Jahrhundert: Noch irrer als alles, was in Berlin und Nürnberg angegangen wurde, ist das, was in Rom in zwei Etappen verwirklicht wurde: Die Strasse hinaus zum Weltausstellungsgelände EUR und die Via della Conciliazione, die Strasse der Versöhnung zwischen Tiber und Vatican, die sich Kirche und Faschisten gemeinsam nach dem Konkordat von 1929 schenkten. Erste war noch halbwegs Stadtentwicklung, zweitere eine brutale Zerstörung zugunsten gebauter Monstrosität.
Aufmarschalleen sind seitdem natürlich etwas in Verruf gekommen, und überhaupt hat die Änderung der Mobilität auch genug andere Zwänge zur Folge gehabt: Ausfallstrassen und Einfallschneisen ziehen sich durch die Städte, Ader, in denen zumeist wenig schönes Blut der Bewegung gepumpt wird. Und selten ist das so hübsch wie in der Maximiliansstrase, die trotz ihrer Vergewaltigung durch den Verkehr immer noch dem aus dem Norden kommenden wohlig umfängt. Da entsteht gleich ein Gefühl der Vertrautheit. selbst wenn am Ende des Strasse mit der Feldherrnhalle gleich der nächste Unsinn steht. Man kann das irgendwie verdrängen, und dann ist es eine schöne Einladung in die Stadt. Manchmal glaube ich, dass das einer der Gründe ist, weshalb München so wächst: Man kommt oft schön in dieser Stadt an.
Frankfurt ist eine andere Sache.Frankfurt lädt nicht wirklich zum Flanieren ein, es ist sehr Auto- Flugzeug- und Bahngercht, aber nicht wirklich eine Stadt für Menschen und Füsse. Effektiv ist die Strecke Hauptbahnhof zum Verlag durchaus so, dass man sie laufen könnte, aber ich nehme die S-Bahn, obwohl ich öffentliche Verkehrsmittel nicht mag. Das ist immer ein ganz schlechtes Zeichen; in Lissabon zum Beispiel gibt es zwar wunderschöne Strassenbahnen, und trotzdem bin ich sehr gern gelaufen. Rom zu Fuss, Verona zu Fuss, München zu Fuss, überall gibt es dafür gute Gründe. Frankfurt, so kommt es mir vor, ist eher eine Stadt für Dienstaustos auf dem Weg zum Flughafen. Und die dafür nötige Radikalität im Bauen wird auch nicht kaschiert. Ich rege mich ja schon in meiner relativ intakten Altstadt jeden Tag auf: Ich glaube, in Frankfurt wäre ich ein unerträglicher Bürgerschaftsversammlungsnörgler. Ohne dass es dort allersings einen Papst oder einen Duce gäbe, die man dafür verantwortlich machen könnte, was, wie wir alle wissen, das Haupthobby eines Flaneurs ist.
Da ist zum Beispiel dieses New-Economy-Viertel, an dem man mit der Bahn vorbeiruckelt, und das jetzt im neuen Hype wieder zügig ausgebaut werden soll, nachdem lange Jahre alle Arbeiten ruhten: Nicht ganz zufällig mögen die Anklänge an das EUR-Gelände sein, nur ist es heute nicht mehr für die Ewigkeit der feschistischen Bewegung und aus echtem Travertin, sondern so, wie es eben überall ist: Minimale Kosten für maximale Rendite, das gilt heute überall, egal ob nun die Armen einziehen, die verdrängt wurden, oder diejenigen, die über die Immobilien- und Mietpreise jammern, und sie doch selbst über ihre Ansprüche steigen lassen. Es müssen immer noch mehr Quadratmeter sein, noch ein Balkon und am besten unten auch Consierge: So siegt das Kapital und hat genug Einnahmen, das nächste Eckerl aufzuwerten. Und jetzt auch auf einstweilige Anordnung zu entmieten. Man schaue mich nicht so an, ich habe vor den Leuten an der Regierung gewarnt, und so ist nun das Spiel: Man baut heute keine Tpiumofbögen mehr. Man erhöht automatisch die Miete.
Möglicherweise wird Frankfurt dem Ruf, die Stadt des Geldes zu sein, gar nicht mehr so lange gerecht; so richtig gesund sehen die Banken nicht aus, auch da wird man weiter sparen müssen, selbst wenn die nächste Occupy-Bewegung der Staatsanwaltschaft andere trifft. Man hat EUR im guten Glauben errichtet, dass man 1942 etwas zu feiern hätte, und so ist es vielleicht auch mit vielen anderen Prunkbauten. Ich habe nie ein besonders gutes Gefühl, wenn ich dorthin fahre, weil eine Stadt, die einen so empfängt... aber diesmal dachte ich mir das auch beim Verlassen.Das dicke Ende, sagt mein gar nicht dicker Bauch, kommt noch. Aber hoffentlich nicht weiter als bis zum Main. Einfallsstrassen haben wir dafür nicht, nur enge, verwinkelte Altstadtgassen und das Wissen, dass es irgendwie immer weiter gegangen ist.
Aufmarschalleen sind seitdem natürlich etwas in Verruf gekommen, und überhaupt hat die Änderung der Mobilität auch genug andere Zwänge zur Folge gehabt: Ausfallstrassen und Einfallschneisen ziehen sich durch die Städte, Ader, in denen zumeist wenig schönes Blut der Bewegung gepumpt wird. Und selten ist das so hübsch wie in der Maximiliansstrase, die trotz ihrer Vergewaltigung durch den Verkehr immer noch dem aus dem Norden kommenden wohlig umfängt. Da entsteht gleich ein Gefühl der Vertrautheit. selbst wenn am Ende des Strasse mit der Feldherrnhalle gleich der nächste Unsinn steht. Man kann das irgendwie verdrängen, und dann ist es eine schöne Einladung in die Stadt. Manchmal glaube ich, dass das einer der Gründe ist, weshalb München so wächst: Man kommt oft schön in dieser Stadt an.
Frankfurt ist eine andere Sache.Frankfurt lädt nicht wirklich zum Flanieren ein, es ist sehr Auto- Flugzeug- und Bahngercht, aber nicht wirklich eine Stadt für Menschen und Füsse. Effektiv ist die Strecke Hauptbahnhof zum Verlag durchaus so, dass man sie laufen könnte, aber ich nehme die S-Bahn, obwohl ich öffentliche Verkehrsmittel nicht mag. Das ist immer ein ganz schlechtes Zeichen; in Lissabon zum Beispiel gibt es zwar wunderschöne Strassenbahnen, und trotzdem bin ich sehr gern gelaufen. Rom zu Fuss, Verona zu Fuss, München zu Fuss, überall gibt es dafür gute Gründe. Frankfurt, so kommt es mir vor, ist eher eine Stadt für Dienstaustos auf dem Weg zum Flughafen. Und die dafür nötige Radikalität im Bauen wird auch nicht kaschiert. Ich rege mich ja schon in meiner relativ intakten Altstadt jeden Tag auf: Ich glaube, in Frankfurt wäre ich ein unerträglicher Bürgerschaftsversammlungsnörgler. Ohne dass es dort allersings einen Papst oder einen Duce gäbe, die man dafür verantwortlich machen könnte, was, wie wir alle wissen, das Haupthobby eines Flaneurs ist.
Da ist zum Beispiel dieses New-Economy-Viertel, an dem man mit der Bahn vorbeiruckelt, und das jetzt im neuen Hype wieder zügig ausgebaut werden soll, nachdem lange Jahre alle Arbeiten ruhten: Nicht ganz zufällig mögen die Anklänge an das EUR-Gelände sein, nur ist es heute nicht mehr für die Ewigkeit der feschistischen Bewegung und aus echtem Travertin, sondern so, wie es eben überall ist: Minimale Kosten für maximale Rendite, das gilt heute überall, egal ob nun die Armen einziehen, die verdrängt wurden, oder diejenigen, die über die Immobilien- und Mietpreise jammern, und sie doch selbst über ihre Ansprüche steigen lassen. Es müssen immer noch mehr Quadratmeter sein, noch ein Balkon und am besten unten auch Consierge: So siegt das Kapital und hat genug Einnahmen, das nächste Eckerl aufzuwerten. Und jetzt auch auf einstweilige Anordnung zu entmieten. Man schaue mich nicht so an, ich habe vor den Leuten an der Regierung gewarnt, und so ist nun das Spiel: Man baut heute keine Tpiumofbögen mehr. Man erhöht automatisch die Miete.
Möglicherweise wird Frankfurt dem Ruf, die Stadt des Geldes zu sein, gar nicht mehr so lange gerecht; so richtig gesund sehen die Banken nicht aus, auch da wird man weiter sparen müssen, selbst wenn die nächste Occupy-Bewegung der Staatsanwaltschaft andere trifft. Man hat EUR im guten Glauben errichtet, dass man 1942 etwas zu feiern hätte, und so ist es vielleicht auch mit vielen anderen Prunkbauten. Ich habe nie ein besonders gutes Gefühl, wenn ich dorthin fahre, weil eine Stadt, die einen so empfängt... aber diesmal dachte ich mir das auch beim Verlassen.Das dicke Ende, sagt mein gar nicht dicker Bauch, kommt noch. Aber hoffentlich nicht weiter als bis zum Main. Einfallsstrassen haben wir dafür nicht, nur enge, verwinkelte Altstadtgassen und das Wissen, dass es irgendwie immer weiter gegangen ist.
donalphons, 23:59h
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Werber schauen Dich an
Die freundliche Dame, die mir meine Marmelade macht, hat mir meine Vorräte für den Winter vorbeigebracht, weil sie nicht auf dem Wochenmarkt ist: das ist sehr freundlich und menschlich und reicht hoffentlich die nächsten paar Wochen. Nach dem, was ich im schnellen Blick in die Taschen gesehen habe, passt es, die ideale Mischung aus genug Fett und nicht zu dick werden. So finde ich das wunderbar. Sie kennt mich. Und ich kenne sie.
Das ist ein wenig anders, wenn einen Werber kennen, und mittlerweile meine ich auch, dass man sich wird überlegen müssen, wie man Modelle und Datenmechanismen gezielt schädigt, damit sie mehr Fehler machen: Ich halte es für falsch, so ein Wissen dem Abschaum der Werber zu überlassen, denen meine Existenz und meine Daten nur so lange etwas wert sind, wie sie mich ideal aussaugen können.
Das geht bei mir eher schlecht, aber trotzdem.
Das ist ein wenig anders, wenn einen Werber kennen, und mittlerweile meine ich auch, dass man sich wird überlegen müssen, wie man Modelle und Datenmechanismen gezielt schädigt, damit sie mehr Fehler machen: Ich halte es für falsch, so ein Wissen dem Abschaum der Werber zu überlassen, denen meine Existenz und meine Daten nur so lange etwas wert sind, wie sie mich ideal aussaugen können.
Das geht bei mir eher schlecht, aber trotzdem.
donalphons, 20:24h
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