Liebe, Fürsorge und Zuneigung

Es ist nun diese Zeit, da man sich Gedanken macht um das, was da kommen wird, und was man den Menschen Gutes tun möchte. Das können Kleinigkeiten sein, wie echte Bienenwachskerzen, die für Besucher ein vielleicht noch etwas wärmeres Licht machen - seie wir ehrlich, die Stearinkerze ist die Energiesparlampe unter den Kerzen. (Übrigens, dass ausgerechnet das Büro des Berliner Finanzsenators ausbrannte, weil dort niemand sich bemüssigt sah, am Abend den Adventskranz zu löschen... ich sage jetzt nichts.)



Es ist die Zeit, da das grosse Vorbestellen beginnt, und man sich stets sagt, dieses und jenes könnte man auch noch nehmen, schliesslich kommt der ein oder andere vielleicht später auch noch vorbei und wenn man jene trifft, dann hätte man gern eine Kleinigkeit unterhalb eines venezianischen Spiegels, oder eines Gemäldes; so etwas ist immer nicht ganz leicht zu verschenken, aber etwas zum essen, das geht, hier zumindest, immer.



Selbst jene, die man nicht kennt, die nur auf der Strasse vorbeieilen, sollten einen warmen Gruss erhalten, wenn sie hoch schauen und durch das Fenster den Stuck und die Kristalle sehen; da reichen dann auch normale Kerzen, immerhin wurden wir uns nicht vorgestellt. Ich meine aber, dass so ein hübscher Schein die Seelen aufhellt und überlegen lässt, ob man zur Krönung des Abends wirklich noch Drogen nimmt, vor die Haustür kotzt und einem Auto die Tür eintritt. Allgemein sollte man netter miteinander umgehen, und ich mache gern den Anfang.



Natürlich schaue ich auch nach, wenn draussen jemand entsetzt schreit, denn dunkel ist die Nacht und ich will nicht, dass jemand Schlimmes erleidet. Ich öffne also das Fenster und schaue, ob da nur wieder jemand entdeckt hat, dass sein Mobiltelefon beim Tanzen gebrochen ist, oder eine andere Katastrophe droht - aber heute Nacht ist alles ganz anders, die Nüchternen und Betrunkenen fallen zusammen, denn es herrscht Blitzeis. Am Morgen, so lautet meine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, müsste ich die Strasse räumen, aber ich bin ja nicht so: Es ist 2:33 Uhr, ich ziehe massives Schuhwerk an, gehe hinunter und befreie Hof und Bürgersteig vom Eis.



Um 2:47 kommen dann, sich aneinander festklammernd, Betrunkene auf der anderen Strassenseite daher. Das ist dumm, denn dorthin wird der Regen gepeitscht, und dort ist es auch stets kälter, glatter und gefährlicher. Also rufe ich ihnen zu, sie sollten vielleicht hier herüber kommen, hier wäre schon Salz und Streumaterial und der Eishacker im Einsatz, ja sogar bis zur Kreuzung und zum Nachbarn hätte ich mein fürsorgliches Werk getan. Sie betrachten das als Beleidigung, grölen zurück und schliddern weiter. Der erste rutscht aus, reisst den zweiten zuneigend mit, dessen Gesäss mit einem, ich würde sagen, knochenzermalmenden Ton aufschlägt, und ohne Halt stürzt der Dritte auf ihn, der ihm fürsorglich einen weichen Landeplatz bietet. Der Zweite kann nicht mehr gehen, läuft weiss an, und kriecht nach einer Pause auf allen Vieren weiter, bis ihn seine Kumpane dann hochziehen und weiterrutschen. Ob ich einen Krankenwagen rufen soll, frage ich, aber sie schreien mir Verwünschungen zu und bleiben weiterhin auf der falschen Seite. Als ich die Tpr schliesse, wieder die typischen Flüche der Fallenden.

Nun ja. Vielleicht nutze ich meine Zeit in Zukunft doch besser mit Staubwischen und dem Verfassen von Grusskarten.

Samstag, 15. Dezember 2012, 00:33, von donalphons | |comment

 
Ist das normal, dass Angetrunkene in der kleinen Stadt an der Donau immer aggressiv reagieren oder berichten Sie nur von solchen Leuten? :)

Eine Bekannte von mir, ebenfalls stark angetrunken auf dem Nachhauseweg vom Glühweinmarkt, ist einem eisräumenden nächtlichen Retter so dankbar um den Hals gefallen, dass sie ihn wenige Jahre später sogar geheiratet hat.

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Nein, nicht alle. In Laufe der Jahre haben hier sogar manche übernachtet, aber ich sag mal: Menschen, die wirklich so betrunken sind, dass sie nicht mehr nach Hause können, sind für einen Nichttrinker schon eine etwas schwierige Erfahrung. Viel schwieriger als beispielsweise die alleinerziehende Mutter mit dem behinderten Kind, die ich hier einmal hereinzog, weil draussen der Hagel herunterkam. Das war auch nicht gerade einfach, weil das Kind, höflich gesagt, nicht das einzige Problem war, aber dieser Blick in die Abgründe des Trinkens und der Drogen - die völlig überflüssig sind - macht mich fertig. Aber natürlich lasse ich draussen nicht einfach einen liegen. Schlechtere Anknüpfungspunkte für eine Freundschaft kann ich mir kaum vorstellen, auch wenn das bei Brideshead revisited natürlich ganz anders ist.

Der normale Betrunkene ist nun mal kein Gebildeter mit exzellenten Manieren, sondern meistens einer, der einen Fetzenrausch haben wollte, und auch unter Alkohol immer noch so drauf ist, wenn es nicht gar um Schlägereien geht. Und das passt nur so mittelgut zu meiner Vorstellung von Benehmen und Anstand. Inzwischen bin ich da auch vorsichtig geworden, einer Gruppe von Betrunkenen würde ich nicht den Rücken zudrehen.

Wie gesagt: Ich halte es für meine Pflicht, auf mein Lebensumfeld zu achten. Gerade weil der Don Alphonso bei der FAZ im Prinzip die Fortschreibung eines Jungen ist, der in so einer Lage mit 20 Jahren erfroren ist. Wenn draussen ein Mädchen schreit, bin ich immer am Fenster, das Telefon in der Hand. Ich will mir keine Vorwürfe machen müssen. Vor allem aber hätte ich gern weniger Anlass dazu.

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Norweger Curry Matjes hören sich sehr gut an.
Das ist doch mal etwas anderes, als der übliche Heringssalat in rot oder weiß.
Für den Hausherrn aber eher der Käsesalat !

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Eher die Frischkäsesachen, die immer so früh aus sind. Das ist von Feinkost Moser aus Miesbach.

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Kann das sein, daß die auch auf Wochenmärkten im Raum München sind?

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Ja, durchaus.

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Zum Treiben solchen Typen sagte wir in Berlin früher:
D.b.d.d.h.k.P.

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Was heisst das?

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Doof bleibt doof - da helfen keene Pillen.

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Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen.

(Interessant, dass Du das nicht kennst. Was paar Jahre doch manchmal ausmachen).

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... Synchronizität.

Und hier die lateinische Variante des Schmährufes:

VALEAS, EBRIOSUS STULTISSIMUS!

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= Hau ab, du blöder Trunkenbold!

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Nun ja, Bayern, behütete Jugend, ein Viertel, in dem jeder Abitur machte...

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Romanes eunt domus

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Was soll das heissen? "Menschen -genannt Römer- sie gehen, das Haus?" ;)

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…wieder versaut… :|
Eigentlich wollte ich, dass jetzt die Grammatik verbessert wird, dann hätte ich zum Schluß sagen können: Das schreibst du jetzt 100 Mal und wenn du bei Sonnenaufgang nicht fertig bist, schneid ich Dir…"

Beim nächsten Mal vielleicht.

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Hier sind so viele Spezialisten.

*Räusper* - Es muss natürlich EBRIOSE (Vokativ) heißen ...

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Ich finde es sehr schön, dass Sie den Anfang machen. Das hat man heutzutage sehr selten.

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Ruhte ich zu solch nachtschlafender Zeit nicht in Morpheus' Armen - viel Überwindung tät's mich kosten, das Trottoir vom Eise zu befreien.

Auch von mir: Chapeau!

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... aber: Wehe den Besuffkis!

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Ich lupfe auch den Hut! Ich könnte das nicht (mehr).

Solche Geschichterln waren unter anderem der Grund warum ich das große M wieder verlassen habe. Nachts um drei davon aufzuwachen, dass sich jemand röhrend in den Hinterhof erbricht, so etwas kam viel zu oft vor, und nein, das war noch nicht mal Wiesnzeit, nur normale Maxvorstadt.

Nicht dass es hier auf dem Land keinen Suff gibt, nein, aber dieser läuft da irgendwie zivilisierter ab, jedenfalls bei uns.
Ein Betrunkener auf dem Weg zu Fuß nach Hause verdient Bewunderung, weil er das Auto stehen hat lassen (so viel Einsicht gibt aber auch erst es erst sein in paar Jahren), und noch mehr davon, wenn er seinen Weg leise und ohne Flecken jeglicher Art zu hinterlassen hinter sich bringt. Dann ist er mir lieber wie ein Raucher, den solche haben die dumme Angewohnheit, den Rauch wieder auszuatmen.

Als meine Eltern vor 45 Jahren hier ankamen, fehlten morgens beim Weg zum Dorfladen manchmal ein paar Latten am etwas angejahrten Zaun, spätestens Mittag waren sie wieder da. Nach ein paar Jahren fanden sie heraus: es war ein entfernterer Nachbar, die sie die Latten auf dem Nachauseweg vom Wirt im betrunkenen Zustand auslieh, um sie als Gehstöcke zu benutzen. Aufgekommen ist es, als es mal so schlimm war, dass dessen Frau die Latten zurückbringen wollte, weil er selbst nicht aus dem Bett kam.

Alles in allem sehe ich Hoffnung: allein dadurch, dass die Freizeitangebote sich nicht mehr nur auf den Wirt beschränken (früher unterhielt allein dieses Dorf drei Wirtschaften) und man für aktive Medien wie das Internet sein Hirn eher im benutzungsfähigen Zustand braucht, wird weniger vernebelndes Zeug konsumiert.

(Ähnlich, wie "Die Leit' des wos ned schreim und ned tippn kenna dean" es heute auch nicht mehr gibt, weil alle permanent am kommentiern, posten, zwitschern und bloggen sind und 20-30 emails pro Nase am Tag normal geworden sind - früher hätte man dafür ein paar Sekretärinnen eingestellt).

Gras habe ich früher auch öfters gerochen als heutzutage. Angst macht mir nur das ganze chemische Zeugs und die Typen mit den ringlosen Pupillen.

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"man für aktive Medien wie das Internet sein Hirn eher im benutzungsfähigen Zustand braucht, wird weniger vernebelndes Zeug konsumiert."
--
@wolperdinger, das wage ich sehr zu bezweifeln !

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@wolpertinger: Erbrechen geht ja noch, wir hatten hier mal einen (vermutlich besoffenen und/oder bekifften) Wohnheimsbewohner, der meinte, als Ausklang zur bis schon 02:00h nachts dauernden Grillfeier eigne sich ein Ständchen auf der E-Gitarre, Verstärker inklusive.
Und während die Polizei sonst jeden Auf-der-Straße-und-nicht am-Radweg-Radler genüsslich aufhält, hat es damals eine gute Dreiviertelstunde gedauert bis sich was tat.

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Bei dem knochenzermalmenden Ton wurde mir etwas schwindlig - also ich dachte, vor solchen schockierenden Erfahrungen wäre ich hier gefeit.

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"während die Polizei sonst jeden Auf-der-Straße-und-nicht am-Radweg-Radler genüsslich aufhält,"
Huch? Wo denn dies? Sowas hab ich ja seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen...

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@jeeves: einfach in den letzten zwei, drei Wochen des Quartals in der Münchner Innenstadt radeln oder Autofahren, am besten alleine, damit es keine Zeugen gibt. Da sind dann auf einmal so Sachen wie Pedalrückstrahler beim Fahrrad oder der Verfallsdatum des Heftpflasters im Verbandskasten des Autos von größtem Interesse.

Ich bin jahrelang um 23:00 nur 950m vom Büro in Neuhausen nach Hause durch die Maxvorstadt geradelt und weiß wovon ich spreche.

Ich wohne jetzt wieder auf dem Land und radle 7km mit dem Fahrrad zum Bahnhof, abends 7km zurück. Aufgehalten hat mich noch keiner, nur mitnehmen wollen.

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nuja der anale ordnungsfetisch der minga-blue-boyz ist ja seit der geschichte in der schule bundesweit aktenkundig ...

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Ausgerechnet die Zufahrt zum Königsplatz vom Karolinenplatz her ist gut für großes Theater. Ja, schräg gegenüber vom Braunen Haus. Ebenso die Patroullien die um das Innenministerium schlendern und sich langweilen.

Ich höre mich jetzt sehr nach Stammtisch an, aber es ist schon so: in München offensichtlich genug Zeit, dass Streifenpolizisten samt Auto gemütlich Zeit haben für Falschparker, Radler, oder Verbandskastenablaufenlasser. Woanders scheint mir doch eher ernsthafterne Dingen nachgegangen zu werden, und so einfaches Zeug wie Falschparker aufschreiben ist an Stadt-Polizisten oder gar Private ausgelagert. Da kann man aus anderen Gründen gerne nichts von halten, aber wenn sich gut ausgebildete, letztlich teure Polzistenduos samt Streifenwagen damit befassen statt mit dingen, die wirklich nur sie erledigen können, scheint mir das auch schlicht eine Verschwendung von Ressourcen.

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Oder der Klassiker: Rechtsabbiegen am Odeonsplatz.

In der Provinz verteilt die Polizei Zettel mit der Aufforderung, nichts sichtbar im Auto zu lassen.

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"Verschwendung von Resourcen": Das heisst Präsenz zeigen, vermittelt dem unbedarften Bürger ein Sicherheitsgefühl, und ist hier offizielle Doktrin. Streife ist halt Streife. Warum es nur ein Sicherheitsgefühl ist: auch hier gibt es ungeklärte Morde, auch hier konnte eine verkommene Seele im Abstand von fast einer Dekade ins bahnhofsnahe Luisengymnasium und sich ein Mädchen greifen, und mir persönlich sind dort in knapp 10 Jahren zwei Räder abhandengekommen.

Das einzige Mal, dass ich dort komplett verdutzte, gar eingeschüchterte Polizisten gesehen habe, war bei dem wohl unerwartet großen Zuspruch von normalen gutbürgerlichen Menschen bei der Antiatomdemo, kurz vor dem Ausstieg vom Ausstig vom Ausstieg. Es war schön zu sehen, wie sich die Beamten in die Hauseingänge unterwegs zurückzogen. Sonst waren die immer von oben herab.

Von Privatisierung bei Infrastruktur und Gewaltmonopol halte ich gar nichts. Solche private-public partnership Verträge enthalten meist ein nicht-öffentliches Zusatzprotokoll, in der die Knöllchenquote, die Gefängnisauslastung oder schlimmeres festgesetzt wird.

Wir brauchen als Staat eine Polizei, weil es 5Prozent %$/&%se unter uns gibt. Aber wir brauchen auch eine sehr viel stärkere Kontrolle der Polizei, weil die eben auch 5Prozent &%/&%)se in sich trägt!

So Sachen wie letztens, dass ein verurteilter Polizist nur 11 Monate auf Bewährung kriegt, weil er sonst seinen Beamtenstatus verliert, lassen bei mir Zweifel am System aufkommen.

Privatisierung hiesse in der Realität hier wohl, dass der Vertragnehmer unter sich 15 Personalgesellschafte hätte, wenn jemand im Dienst übertreibt, den bei der einen öffentlichkeistwirksam rausschmeisst, bei der anderen als senior jawbreaking officer wieder einstellt. Zudem käme sicher die Hälfte der Angestellten nach kurzer Zeit aus Weißrussland.

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Gemach, gemach, ich rede nicht über die Privatisierung der Polizei insgesamt. Aus gutem Grund liegt das Gewaltmonopol dort, und sollten nur Polizisten besondere Befugnisse haben.

Aber ich sehe keinen Grund, warum eine Landesbehörde (=Polizei) Kiki-Aufgaben erfüllt, die genausogut die Stadt erledigen kann, und zwar mit Mitarbeitern, die eben keine Polizeibefugnisse haben: Parktickets verteilen ist ein Beispiel. Ebenso kann die gefühlte Sicherheit durch Streifengänge solcher Leute verbessert werden, die aber eben keine Privilegierung genießen und im Fall des Falles rechtlich behandelt werden wie jeder Bürger auch. Bei Fahrkartenkontrollören bestehen Sie ja auch nicht darauf, dass das nur von verbeamteten gewaltmonopolisierten Polizisten erledigt wird.
Ansonsten: Privatisierung von Infrastruktur ist selten sinnvoll, da stimme ich Ihnen völlig zu.

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@wolpertinger: Beamte werden immer doppelt bestraft. Ab 12 Monaten Haft vernichtet das über dem Strafrecht thronende Disziplinarrecht ungerührt Existenzen, die Altersversorgung eingeschlossen. Bei geringeren Strafen, muß der Beamte mit Gehaltsabzügen, Zurückstufungen oder zeitweiligem Beförderungsstopp rechnen. Gegner der Beamtenschaft mögen das gerecht finden.

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