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Freitag, 8. Februar 2013
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Man muss sich die Leute immer genau anschauen. Ich kenne zum Beispiel eine Journalistin aus dem katholischen Niederbayern, die über Jahre hinweg von sein Seidl-Stiftung gefördert wurde. Sie kam nach München, hat sich das Leben dort angeschaut, und sich im Grossen und Ganzen doch sehr entwickelt, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Da, wo ich es krachen lassen wollte, hat sie sich halt den Gegebenheiten angepasst, und da, wo es nicht nötig war, ist sie halt eine vom Land geblieben - mir ging und geht es auch nicht anders.
So eine Stadt mit 20% Ausländern und gefühlt 95% nicht dort Geborenen ist halt ganz schlecht im Angebot einer dörflichen Heimatstruktur, die einen aufnehmen kann. Das erleben auch die Südtiroler, die es hier in Mengen herverschlägt, und die das Netzwerk nur nutzen, bis sie unter eine Norddeutsche oder Kölnerin geraten. Es ist hier einfach nicht praktikabel, das Schwulenviertel zu meiden, wenn es doch das Ausgehviertel ist, und wer hier eine Schnute zieht, weil die Frau die Frau und der Mann den Mann küsst, ist bald recht einsam. München im mittleren Ring ist halt was ganz anderes als ein Kaff. Damit muss man leben lernen. Oder man wird hier nicht glücklich und geht besser wieder heim.
Seit ein paar Tagen schaue ich mir jetzt eine andere Nachwuchsjournalistin an. Sie ist auch in München und auch bei der besagten Stiftung und auch aus Niederbayern, aber immer noch eien 110%ige Bankerlrutscherin, wie man hier abfällig zu Betschwestern sagt. Bilder mit pinkfarbenem Dirndl und Oktoberfestexzesse wechseln sich ab mit Beschwörungen des einzig richtigen Lebensstiles fern aller Bedenken, dass sie sich bei ihrem pseudokonservativen Leben zwischen Wildbad Kreuth und Wandtattoo auch nur im Herauspicken genehmer Moralbrocken ergeht. Und das alles wird derartig bierernst und verbohrt und unironisch vorgetragen, dass ich ihr genau sagen könnte, warum es nichts mit dem Übertritt in die Medien wurde und beim Studium bleibt: Uncharmant verbohrt geht momentan nicht, und die Stelle für den unterschichtigen Rechtsausleger ist deutschlandweit schon verbrodersteihfleischgarthauert, noch blöder muss es nicht sein. Die Welt wartet einfach nicht aud 20somethimgs aus Niederbayern, die ihr erklären, warum die CSU die Rettung der Welt bedeutet. Auch nicht, wenn sie für sich den Flair einer Weltstadt reklamieren.
Da ist also eine Schraube locker.
Bei meiner Mieterin, das muss noch in dieser an sich schönen und eigentlich den Menschen verbessernden Stadt gemacht werden. Es ist auch noch mehr zu tun, zum Beispiel etwas zu besorgen, und auf dem Rückweg komme ich an dem Maserati vorbei, der im Titel meiner Abrechnung mit der Exzellenz steht; jener Exzellenz, die auch diese Möchtegernjournalistin auszeichnet, wenn sie immer wieder die sie lesende Bruchteilwelt wissen lässt, wie toll sie jenes Ereignis und jene Begegnung dargestellt hätte. Aus Niederbayern über München zu den Reichen und Mächtigen der Welt. Solche Leute gab es auch bei uns in der Schule, aber das ist 25 Jahre her, der Strauss lebte noch und nie hätten sie geglaubt, dass sie mal alleinerziehende Mütter werden, trotz BWL in Passau.
Draufgekommen bin ich übrigens über eine abfällige Bemerkung in meine Richtung einer anderen Dame aus einem ähnlichen, verschwipschwägerten Verein. Die Sorte, die gern Kalif anstelle des Kalifen und bei der FAZ an meiner Stelle wären. Natürlich sind sie der Auffassung, dass sie viel besser passen würden, zum Markenkern und "politischen DNA" - ohne Gentechnik geht heute gar nichts mehr - der Zeitung. Ich weiss nicht, ob es stimmt, ich weiss nur, dass ich mir so eine Seilschaft ebenso wenig heraushängen lassen würde wie den Umstand, dass ich bis heute die Inhalte meiner abgedrehten Nerdfächer immer noch nachlerne, ohne dass ich darüber gross reden würde. Bildung ist wichtig, aber sie ist besser keine Dampfwalze, um andere unterzupflügen: Davon haben mich diese Fächer im normalen Leben geheilt, und ich werde den Teufel tun und glauben, dass man damit beruflich Leser langweilen und verschrecken kann. Kein Mensch liet einen, weil man bei so einer Stiftungsklitsche oder bei einem berühmten Trottelfessor war.
Aber das Material dafür bekomme ich nun mal nur in München, und allein deshalb ist es wichtig, mindestens einmal im Monat dort zu sein und die Antiquariate zu besuchen. Ich hänge in manchen Bereichen immer noch am Tropf dieser Stadt, und so fremd sie mir heute ist, so fremd ist mir auch das Buchangebot am Tegernsee. Das Dorf ist nett, aber das Abseitige, das Andere, das Anregende, das wächst nun mal - bayerisch betrachtet - vor allem in München nach, selbst wenn in meinen Augen manches typisch hirnbefreite FCBPRDienstleistungskarriereoktoberfestding schwer erträglich ist. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie man sich gerade als Journalist den anderen Möglichkeiten verschliessen kann, wenn sie schon mal da sind. Statt dessen mieten sie später vielleicht mal ein Haus in Neuaubing oder Weyarn und setzen einen Säulenportikus davor und kaufen jede Saison ein neues Rad in den Modefarben.
München ist übrigens auch gut, um Räder an den See zu bringen, denn bei uns wird so etwas nicht kaputt missbraucht und dann für ein paar Euro vertickt, bei uns wird das genutzt und gefahren. Der Gegensatz zwischen See und Stadt ist ja kein absoluter, unter der Woche nehme ich den Münchnern die Buchgelegenheiten und Konzertkarten weg und am Wochenende parken sie meinen See zu. Da ist es angenehm, wenn sie ihre Räder abgeben und ich daraus etwas baue, das Gäste benutzen können, wenn es sich wieder von der Autobahn bis nach Rottach staut; unter anderem mit dieser verbiesterten Dame, die gar nicht versteht, warum man sie in Wildbad hinein lässt und nicht an meiner Stelle Karriere machen lässt. Wo es ihr ihre Ausbilder doch versprochen haben. Aber irgendwann kommt sie dann schon in eine PR-Abteilung und betreut den Twitterfeed des FCB oder die Reservierungen für Firmen in einem Zelt bei dem Fest, auf das angeblich ganz München wartet, abgesehen von der Million, die dann lieber eigentlich woanders wären. Da passt sie dann auch hin. Ich mag sie nicht, aber besoffene Australier finden pinkfarbene Dirndl sicher toll.
So eine Stadt mit 20% Ausländern und gefühlt 95% nicht dort Geborenen ist halt ganz schlecht im Angebot einer dörflichen Heimatstruktur, die einen aufnehmen kann. Das erleben auch die Südtiroler, die es hier in Mengen herverschlägt, und die das Netzwerk nur nutzen, bis sie unter eine Norddeutsche oder Kölnerin geraten. Es ist hier einfach nicht praktikabel, das Schwulenviertel zu meiden, wenn es doch das Ausgehviertel ist, und wer hier eine Schnute zieht, weil die Frau die Frau und der Mann den Mann küsst, ist bald recht einsam. München im mittleren Ring ist halt was ganz anderes als ein Kaff. Damit muss man leben lernen. Oder man wird hier nicht glücklich und geht besser wieder heim.
Seit ein paar Tagen schaue ich mir jetzt eine andere Nachwuchsjournalistin an. Sie ist auch in München und auch bei der besagten Stiftung und auch aus Niederbayern, aber immer noch eien 110%ige Bankerlrutscherin, wie man hier abfällig zu Betschwestern sagt. Bilder mit pinkfarbenem Dirndl und Oktoberfestexzesse wechseln sich ab mit Beschwörungen des einzig richtigen Lebensstiles fern aller Bedenken, dass sie sich bei ihrem pseudokonservativen Leben zwischen Wildbad Kreuth und Wandtattoo auch nur im Herauspicken genehmer Moralbrocken ergeht. Und das alles wird derartig bierernst und verbohrt und unironisch vorgetragen, dass ich ihr genau sagen könnte, warum es nichts mit dem Übertritt in die Medien wurde und beim Studium bleibt: Uncharmant verbohrt geht momentan nicht, und die Stelle für den unterschichtigen Rechtsausleger ist deutschlandweit schon verbrodersteihfleischgarthauert, noch blöder muss es nicht sein. Die Welt wartet einfach nicht aud 20somethimgs aus Niederbayern, die ihr erklären, warum die CSU die Rettung der Welt bedeutet. Auch nicht, wenn sie für sich den Flair einer Weltstadt reklamieren.
Da ist also eine Schraube locker.
Bei meiner Mieterin, das muss noch in dieser an sich schönen und eigentlich den Menschen verbessernden Stadt gemacht werden. Es ist auch noch mehr zu tun, zum Beispiel etwas zu besorgen, und auf dem Rückweg komme ich an dem Maserati vorbei, der im Titel meiner Abrechnung mit der Exzellenz steht; jener Exzellenz, die auch diese Möchtegernjournalistin auszeichnet, wenn sie immer wieder die sie lesende Bruchteilwelt wissen lässt, wie toll sie jenes Ereignis und jene Begegnung dargestellt hätte. Aus Niederbayern über München zu den Reichen und Mächtigen der Welt. Solche Leute gab es auch bei uns in der Schule, aber das ist 25 Jahre her, der Strauss lebte noch und nie hätten sie geglaubt, dass sie mal alleinerziehende Mütter werden, trotz BWL in Passau.
Draufgekommen bin ich übrigens über eine abfällige Bemerkung in meine Richtung einer anderen Dame aus einem ähnlichen, verschwipschwägerten Verein. Die Sorte, die gern Kalif anstelle des Kalifen und bei der FAZ an meiner Stelle wären. Natürlich sind sie der Auffassung, dass sie viel besser passen würden, zum Markenkern und "politischen DNA" - ohne Gentechnik geht heute gar nichts mehr - der Zeitung. Ich weiss nicht, ob es stimmt, ich weiss nur, dass ich mir so eine Seilschaft ebenso wenig heraushängen lassen würde wie den Umstand, dass ich bis heute die Inhalte meiner abgedrehten Nerdfächer immer noch nachlerne, ohne dass ich darüber gross reden würde. Bildung ist wichtig, aber sie ist besser keine Dampfwalze, um andere unterzupflügen: Davon haben mich diese Fächer im normalen Leben geheilt, und ich werde den Teufel tun und glauben, dass man damit beruflich Leser langweilen und verschrecken kann. Kein Mensch liet einen, weil man bei so einer Stiftungsklitsche oder bei einem berühmten Trottelfessor war.
Aber das Material dafür bekomme ich nun mal nur in München, und allein deshalb ist es wichtig, mindestens einmal im Monat dort zu sein und die Antiquariate zu besuchen. Ich hänge in manchen Bereichen immer noch am Tropf dieser Stadt, und so fremd sie mir heute ist, so fremd ist mir auch das Buchangebot am Tegernsee. Das Dorf ist nett, aber das Abseitige, das Andere, das Anregende, das wächst nun mal - bayerisch betrachtet - vor allem in München nach, selbst wenn in meinen Augen manches typisch hirnbefreite FCBPRDienstleistungskarriereoktoberfestding schwer erträglich ist. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie man sich gerade als Journalist den anderen Möglichkeiten verschliessen kann, wenn sie schon mal da sind. Statt dessen mieten sie später vielleicht mal ein Haus in Neuaubing oder Weyarn und setzen einen Säulenportikus davor und kaufen jede Saison ein neues Rad in den Modefarben.
München ist übrigens auch gut, um Räder an den See zu bringen, denn bei uns wird so etwas nicht kaputt missbraucht und dann für ein paar Euro vertickt, bei uns wird das genutzt und gefahren. Der Gegensatz zwischen See und Stadt ist ja kein absoluter, unter der Woche nehme ich den Münchnern die Buchgelegenheiten und Konzertkarten weg und am Wochenende parken sie meinen See zu. Da ist es angenehm, wenn sie ihre Räder abgeben und ich daraus etwas baue, das Gäste benutzen können, wenn es sich wieder von der Autobahn bis nach Rottach staut; unter anderem mit dieser verbiesterten Dame, die gar nicht versteht, warum man sie in Wildbad hinein lässt und nicht an meiner Stelle Karriere machen lässt. Wo es ihr ihre Ausbilder doch versprochen haben. Aber irgendwann kommt sie dann schon in eine PR-Abteilung und betreut den Twitterfeed des FCB oder die Reservierungen für Firmen in einem Zelt bei dem Fest, auf das angeblich ganz München wartet, abgesehen von der Million, die dann lieber eigentlich woanders wären. Da passt sie dann auch hin. Ich mag sie nicht, aber besoffene Australier finden pinkfarbene Dirndl sicher toll.
donalphons, 23:03h
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