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Samstag, 4. Mai 2013
In einem anderen Sternenbild
Gardone ist dem Tegernsee nicht unähnlich; dort wäre ich wirklich überrascht - gar nicht entsetzt, einfach nur überrascht - würde mich dort ein Handtaschenverkäufer anhauen. Man fährt einfach von Limone ein paar Kilometer weiter, und die üblichen Erscheinungen der Armut hören auf. Statt dessen gibt es enorm gute Strassenreinigung. Und alle Gärten sind gepflegt. La Crisi hat hier keinen Platz, es gibt auch keine Sonderverkäufe oder andere Begleiterscheinungen des Niedergangs, über die noch zu sprechen sein wird. Dafür tanzen unten im Grand Hotel die Briten, man hört das kleine Jazzorchester durch die Nacht bis hinauf zu meiner sternenüberfunkelten Dachterrasse, die ich wohl als einziger der Gäste entdeckt habe. Oder bin ich der einzige, der sich die Türe zu öffnen traute? Der Deutsche macht öffentlich nur das, was ausdrücklich erlaubt ist.
Natürlich können sie auch anders, wenn sich etwa eine Möglichkeit bietet, das Nehmen in eigener Sache als hilfreich und sinnvoll darzustellen.Das geht allerdings nicht wirklich oft, was nach meinem Dafürhalten auch für die Neigung der Deutschen zu distanzierten Investitionen führt: Sparbuch, Festgeld, Aktie, aber weniger direkte Beteiligung an Firmen oder das Vermieten, wo die meisten durch Erbschaftsfälle dazu gekommen sind. Man muss diese Schutzfunktion der Anonymität vielleicht mit einrechnen, oder eben heraussubstrahieren, wenn man auf reale Werte kommen will.
Es fehlt oft ein wenig an der Dreistigkeit des Nehmen Wollens, auch wenn man ahnt, wie einem geschieht, wenn das kommt: Diese halb dreisten, halb vorsichtig absichernden Nachfragen, die einen in Sicherheit wiegen sollen, so schlimm sei das doch gar nicht - und dann kommt der schnelle Zugriff, das Einheimsen, und die Kontrolle, ob man das schluckt, weil Wiederholungen hier gefallen können. Hier könnte man lernen, aber nach meinen Erfahrungen neige ich eher dazu, mein Eigen festzuhalten und zu hoffen, im Dunklen übersehen zu werden, wie ein Gebälkträger in einer Kirche: Nehmt es von woanders her, ihr Anbieter in Investitionen und Chancen, die nicht die meinen sind, danke ich mir leise und mit mir vermutlich viele, von denen man nie etwas hört, weil sie sich versteckt halten und schweigen.
Der Gewinn? Wenig genug, ungestört frühstücken, eine Mauer von Palmen um einen herum und ein 10 Meter breiter Wassergraben, in den heute die ersten gegangen sind, vor die Jacuzzidüsen. Vielleicht ein Longdrink unten am See und der Blick auf unbeschwerte, obwohl, mitunter auch bauchbeschwerte Briten, die im Tanz vergessen, dass sie nicht mehr im Empire leben, sondern in einer Marktdiktatur, die ihnen lässt, was sie anderen nimmt. Jemand meinte mal, Mussolini hätte 1945 hier einfach bleiben und nicht fliehen sollen, sich ein paar Monate im Speicher einer Villa verstecken, bin das Schlimmste vorüber ist, dann hätte man ihn hier sicher wieder zum Bürgermeister gewählt, und er hätte helfen können, die DC aufzubauen. Man will in Ruhe gelassen werden und lässt in Ruhe. So ist Gardone. Das ist angenehm, alles in allem.
Trotzdem geht es die Tage ins Gebiet des Terremoto.
Natürlich können sie auch anders, wenn sich etwa eine Möglichkeit bietet, das Nehmen in eigener Sache als hilfreich und sinnvoll darzustellen.Das geht allerdings nicht wirklich oft, was nach meinem Dafürhalten auch für die Neigung der Deutschen zu distanzierten Investitionen führt: Sparbuch, Festgeld, Aktie, aber weniger direkte Beteiligung an Firmen oder das Vermieten, wo die meisten durch Erbschaftsfälle dazu gekommen sind. Man muss diese Schutzfunktion der Anonymität vielleicht mit einrechnen, oder eben heraussubstrahieren, wenn man auf reale Werte kommen will.
Es fehlt oft ein wenig an der Dreistigkeit des Nehmen Wollens, auch wenn man ahnt, wie einem geschieht, wenn das kommt: Diese halb dreisten, halb vorsichtig absichernden Nachfragen, die einen in Sicherheit wiegen sollen, so schlimm sei das doch gar nicht - und dann kommt der schnelle Zugriff, das Einheimsen, und die Kontrolle, ob man das schluckt, weil Wiederholungen hier gefallen können. Hier könnte man lernen, aber nach meinen Erfahrungen neige ich eher dazu, mein Eigen festzuhalten und zu hoffen, im Dunklen übersehen zu werden, wie ein Gebälkträger in einer Kirche: Nehmt es von woanders her, ihr Anbieter in Investitionen und Chancen, die nicht die meinen sind, danke ich mir leise und mit mir vermutlich viele, von denen man nie etwas hört, weil sie sich versteckt halten und schweigen.
Der Gewinn? Wenig genug, ungestört frühstücken, eine Mauer von Palmen um einen herum und ein 10 Meter breiter Wassergraben, in den heute die ersten gegangen sind, vor die Jacuzzidüsen. Vielleicht ein Longdrink unten am See und der Blick auf unbeschwerte, obwohl, mitunter auch bauchbeschwerte Briten, die im Tanz vergessen, dass sie nicht mehr im Empire leben, sondern in einer Marktdiktatur, die ihnen lässt, was sie anderen nimmt. Jemand meinte mal, Mussolini hätte 1945 hier einfach bleiben und nicht fliehen sollen, sich ein paar Monate im Speicher einer Villa verstecken, bin das Schlimmste vorüber ist, dann hätte man ihn hier sicher wieder zum Bürgermeister gewählt, und er hätte helfen können, die DC aufzubauen. Man will in Ruhe gelassen werden und lässt in Ruhe. So ist Gardone. Das ist angenehm, alles in allem.
Trotzdem geht es die Tage ins Gebiet des Terremoto.
donalphons, 12:26h
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