: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 19. Mai 2013

4 statt 3 und dem Alex ein Hohn.

Es gibt noh immer kein Rad oben in Siena, und das wird sich vermutlich auch nicht ändern: ind Parma (daher habe ich ein Rad), Ferrara (von da kommt auch eines), Brescia (da habe ich eines gekauft), Verona (da habe ich glaube ich vier) und Florenz (alle Daccordis kommen hierher) vorbildliche Radstädte, die nur kurz durch die Mille Miglia aufgewirbelt werden, ist Siena eine zwar nicht autotaugliche, aber dem Rennen ergebene Stadt.





Vermutlich ist das Interesse deshalb immer etwas reserviert, denn während der Tross durch die anderen Städte reichlich schnell sein Öl auf den Strassen vergiesst, wird in Siena geschlichen. Das ist schon ein Fortschritt, denn die letzten Jahre war hier sonst immer Stau vom einen Tor bis zum anderen.





Man müsste halt eine of-limit-Zeitprüfung einführen, einmal rund um die Piazza del Campo auf der Strecke des Palio und am besten gleich immer 20 zusammen: Danach wäre Siena vermutlich ein Trümmerfeld, aber die Contraden hätten ihren Spass gehabt. So ist es halt ein hübscher Stau, ein Schaulaufen, etwas Eitelkeit und ein Anlass, etwas zu unternehmen.





Ja, die Contraden: In jeder Stadt gibt es etwas, da denke ich mir, das geht nicht. In Meran fehlt zum Glück ein See; er müsste nicht gross sein, wie der Kalterer See, das würde schon reichen, gleich in Richtung Bozen: Aber da ist keiner. In Riva ist es die deutsche Plage und in Mantua die sommerliche Mückenplage zusammen mit dem extrem unitalienischen Nebel, den ich von daheim kenne und eigentlich entgehen möchte: Es gibt Tage, sa sieht man auf der Piazza Sordello den Palazzo Ducale nicht.





Von Siena aus wäre man bald am Meer, an einem echten Meer ohne parzellierte Strände, in der Maremma kann man stundenlang laufen, Mücken gibt es hier keine und die Touristen tragen öfters auch Schuhe und nicht das deutsche Sandalenelend. Aber die Contraden mit dem Anspruch, allen und jedem in das Leben zu pfuschen. Siena kann politisch knallrot sein, aber die Contraden sind so bescheuert wie im Mittelalter, oder vielleicht noch schlimmer, Wo man an jeder Ecke eine Fahne hängen hat, möchte ich nicht leben. Und was soll das, die Contraden bstimmen, wen ich zu heiraten habe und wen, wenn sie aus dem falschen Viertel kommt, nicht?





Trotzdem habe ich es, egal ob Sonne oder Regen, noch nie bedauert, den langen Weg gefahren zu sein, denn der Campo ist für mich der Antipode zu Berlin: Vom Tegernsee aus ist es in beide Richtungen gleich weit, und während es Richtung Norden spätestens ab Thüringen mit jedem Meter übler wird, eilt man in Italien und den Alpen von einer Begeisterung zur nächsten. Ich mein, der Campo! Wie unendlich scheusslich dagegen der Alexanderplatz. Siena ist phantastisch, Ein Traum von einer Stadt, überirdisch schön und leider so irdisch überlaufen - zum Glück steht nebenan Florenz und macht, dass die Touristen bald wieder gehen.





Aber bevor ich dann weiter nach Modena gefahren bin, bin ich doch noch zu meinem Krawattenladen. Ist es vielleicht auch hier la Crisi, weil das Juwel der Stadt, die Monte Paschi Bank inzwischen an der Insolvenz entlangschrammt, als wäre es die Bayern LB, und gestützt werden muss? Jedenfalls bekomme ich nach drei Krawatten und einem Tuch noch eine Krawatte als Bonus. Komisch ist das schon, die Verkuferin weiss, dass ich immer zur Mille Miglia komme, und sie weiss auch, dass ich letztes Jahr nicht da war. Dafür diesmal eben vier statt zwei Krawatten. Auch wenn ich sie sicher nicht brauche, wenn ich doch dereinst hierher ziehe.

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