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Dienstag, 15. Oktober 2013
Finalmente
Ich bin ja eigentlich eher menschenscheu. Mit einem einzigen Menschen, am besten in einem geschlossenen Raum oder auf einer Bank mit Blick auf den See, kann ich noch leidlich umgehen. Und wenn ich - was inzwischen aufgrund meiner vielen Absagen selten ist - dann doch mal wieder auf einer Bühne bin, trete ich gekonnt die Flucht der Rampensau durchs Wortgewitter an. Alles andere - und da ist viel dazwischen - ist schwierig.
Ich mag Museen am liebsten, wenn ich mit den Wärtern allein bin, und besuche lieber eine abseitige Ausstellung, als eine, die jeder gesehen haben muss. Ich versinke im Konzert in der Musik, aber wenn ich zum Ausgang strebe, kommt in mir eine leichte Panik hoch. Die schönsten Bergtouren sind die, bei denen man keinen sieht. Diese Abfahrt vom Jaufenpass in der einbrechenden Dunkelheit war einsam und perfekt. Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht mag: Ich ertrage sie nur in kleinen Dosen. Das ist wie sardischer Pecorino, den muss man auch in kleinen Stücken geniessen, dann ist er wunderbar.
Das erklärt aber vielleicht auch, warum die Buchmesse für mich immer eine grosse Belastung ist. Das sind mehrere Tage, auf denen ich mit mehr Menschen in Räumen bin, als sonst im ganzen Jahr. Dazu kommen aber noch zwei andere Aspekte. Der eine ist Frankfurt. Nehmen wir nur einmal diese Bank:
Sie steht in der U-Bahn in einer Station, in der nur selten Züge kommen. 10 Minuten muss man hier manchmal warten. Nun bin ich nicht zart besaitet, ich spule jedes Jahr tausende von Kilimetern auf brettharten Sätteln ab und beklage mich nicht. Aber diese Bank wurde entworfen, damit sich keiner hinsetzt. Sie hat keine Lehne, sie besteht aus Stahlrohren, die nicht nur auf eine absurde Weise drücken, sondern auch nich eisig kalt sind. Ich frage mich, was für eine abartige Stadt das ist, die ihre alten, auf die U-Bahn angewiesenen Leute zwingt, sich auf solche Bänke zu setzen.
Frankfurt ist nicht so verslumt wie Berlin, aber mitunter extrem unhöflich. Es ist nicht einladend. Bei uns haben sie ohne Vorbehalt ein Bankerl an die Schneise gestellt, die jetzt auf halber Höhe der Neureuth einen Blick ins Tal erlaubt; dort sitze ich gern, und es ist bequem. Hier also Stahlrohre und gegenüber ein Display mit Werbung. Man darf das nur dann erdulden, wenn man bereit ist, sich der Vermarktung auszusetzen. Was ist das für eine Welt?
Die Bank war meine drittletzte Station auf dem Heimweg, es folgte der Bahnhof mit dem üblichen Besuch der englischen Magazine (Hunger, The Gentlewoman, Travel Almanac) , der Bahnhof von Nürnberg mit seiner lauten Fragwürdigkeit und seinem Sicherheitspersonal allerorten, und da hatte ich auch viel Zeit zum Nachdenken. Was ich will, ob ich es will, welchen Preis ich eigentlich für dieses Leben zahle, und wie es generell so ist in einem System von Menschen, von denen manche so sind und manche so, und ich nur ganz selten wirklich den Eindruck habe: Es passt. Und alle wollen wirklich mehr als nur Durchschnitt. Weil, wenn man selbst ackert und leistet und bringt und sich um alles kümmert, und im gleichen System wird gefaulenzt, die Pflicht vernachlässigt und noch nicht mal das absolute Minimum getan, um die Kunden zu halten und ihre Äuserungen ernst zu nehmen, dann kann man das auch bleiben lassen.
Dann muss man es in Zukunft eben selbst machen. Das geht, das ist die Grundvoraussetzung für mein Handeln, und ich weiss ja, dass es so ist. Es ist kein Problem, ich nehme das nicht persönlich, aber ich nehme es zum Anlass.
Zum Anlass zu sagen, was ich nicht mehr möchte.
Ich mag Museen am liebsten, wenn ich mit den Wärtern allein bin, und besuche lieber eine abseitige Ausstellung, als eine, die jeder gesehen haben muss. Ich versinke im Konzert in der Musik, aber wenn ich zum Ausgang strebe, kommt in mir eine leichte Panik hoch. Die schönsten Bergtouren sind die, bei denen man keinen sieht. Diese Abfahrt vom Jaufenpass in der einbrechenden Dunkelheit war einsam und perfekt. Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht mag: Ich ertrage sie nur in kleinen Dosen. Das ist wie sardischer Pecorino, den muss man auch in kleinen Stücken geniessen, dann ist er wunderbar.
Das erklärt aber vielleicht auch, warum die Buchmesse für mich immer eine grosse Belastung ist. Das sind mehrere Tage, auf denen ich mit mehr Menschen in Räumen bin, als sonst im ganzen Jahr. Dazu kommen aber noch zwei andere Aspekte. Der eine ist Frankfurt. Nehmen wir nur einmal diese Bank:
Sie steht in der U-Bahn in einer Station, in der nur selten Züge kommen. 10 Minuten muss man hier manchmal warten. Nun bin ich nicht zart besaitet, ich spule jedes Jahr tausende von Kilimetern auf brettharten Sätteln ab und beklage mich nicht. Aber diese Bank wurde entworfen, damit sich keiner hinsetzt. Sie hat keine Lehne, sie besteht aus Stahlrohren, die nicht nur auf eine absurde Weise drücken, sondern auch nich eisig kalt sind. Ich frage mich, was für eine abartige Stadt das ist, die ihre alten, auf die U-Bahn angewiesenen Leute zwingt, sich auf solche Bänke zu setzen.
Frankfurt ist nicht so verslumt wie Berlin, aber mitunter extrem unhöflich. Es ist nicht einladend. Bei uns haben sie ohne Vorbehalt ein Bankerl an die Schneise gestellt, die jetzt auf halber Höhe der Neureuth einen Blick ins Tal erlaubt; dort sitze ich gern, und es ist bequem. Hier also Stahlrohre und gegenüber ein Display mit Werbung. Man darf das nur dann erdulden, wenn man bereit ist, sich der Vermarktung auszusetzen. Was ist das für eine Welt?
Die Bank war meine drittletzte Station auf dem Heimweg, es folgte der Bahnhof mit dem üblichen Besuch der englischen Magazine (Hunger, The Gentlewoman, Travel Almanac) , der Bahnhof von Nürnberg mit seiner lauten Fragwürdigkeit und seinem Sicherheitspersonal allerorten, und da hatte ich auch viel Zeit zum Nachdenken. Was ich will, ob ich es will, welchen Preis ich eigentlich für dieses Leben zahle, und wie es generell so ist in einem System von Menschen, von denen manche so sind und manche so, und ich nur ganz selten wirklich den Eindruck habe: Es passt. Und alle wollen wirklich mehr als nur Durchschnitt. Weil, wenn man selbst ackert und leistet und bringt und sich um alles kümmert, und im gleichen System wird gefaulenzt, die Pflicht vernachlässigt und noch nicht mal das absolute Minimum getan, um die Kunden zu halten und ihre Äuserungen ernst zu nehmen, dann kann man das auch bleiben lassen.
Dann muss man es in Zukunft eben selbst machen. Das geht, das ist die Grundvoraussetzung für mein Handeln, und ich weiss ja, dass es so ist. Es ist kein Problem, ich nehme das nicht persönlich, aber ich nehme es zum Anlass.
Zum Anlass zu sagen, was ich nicht mehr möchte.
donalphons, 00:34h
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