: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 22. Dezember 2013

Vorgeschenke

Ich habe ein Stammhaus (Baujahr 1600), in dem ich lebe und ein Elternhaus (Baujahr 1977/8) im mittlerweile recht gut beschriebenen Westviertel der Stadt, also dort, wohin man generell gezogen ist, als man dachte, Kinder müssten mit Wiesen, Wäldern und Seen aufwachsen. Die längste Zeit meines Lebens jedoch war ich im Stammhaus, in dem ich auch geboren wurde, und insofern ist der Versuch meiner Eltern, der Tradition zu entgehen, in mir grandios gescheitert. Rückblickend auf Jahrhunderte der Familiengeschichte wird das Westviertel also dereinst als grandioser Fehler erscheinen, der keinen Bestand hat. Aber das wäre unfair, denn natürlich war es dort auch nicht schlecht, und auch heute noch gibt es dort etwas zu holen.



Es ist nämlich so, dass ich nicht der einzige bin, der ausgeflogen ist. Im Westviertel, in den grosszügig geplanten Einliegerwohnungen sind nur die wenigsten geblieben. In den 60er und 70er Jahren war es eigentlich unvorstellbar, dass all die gut ausgebildeten Kinder einfach so in die Welt ziehen und damit mehr oder weniger verschwinden würden. Man ging davon aus, dass sie in der Regel bleiben und da weiter machen, wo die Geschichte bis zu ihnen führte. Dass ich zwischen drei Orten kreise und nicht dort arbeite, wo mein Arbeitgeber ist, ist da fast schon ein Beharren auf der alten Heimat. Der Rest ist weg. Weil aber Traditionen nicht so einfach mit den Kindern verschwinden, wird zu Weihnachten natürlich gebacken. Das können sie. Es sind nur nicht mehr so viele Abnehmer da.



Aber die Rezepte zielen nun mal mit ihren Mengen auf 6 oder 10 Personen, und dadurch entseht ein Überschuss. Und ist dann erst mal jedes Zierteller voll, beginnt die Überlegung der Endlagerung. Wie schön ist es zu wissen, dass zumindest das ein oder andere Kind noch innerhalb von einer Stunde zu erreichen ist, oder gar auf die Schnelle kommen kann. Dass ich auf diese Art und Weise erst gar nicht dazu komme, selbst zu backen, ist der eine Teil der Geschichte. Der andere, hier viel kolportierte Teil ist aber, dass ich eigentlich oft Teig lieber als Plätzchen mag und deshalb früher gek

ich glaube, das wäre jetzt indiskret und auch in einer Art bezeichnend, die keinen hier etwas angeht und weil es ist, wie es ist, wird der Überschuss eben im Elternhaus gesammelt und dann komme ich mit dem Rad.



Das ist zwingend nötig, wenn ich 2014 öfters mal über die Berge fahren werde. Eventuell, das muss sich aber noch zeigen, habe ich im Februar etwas Zeit, um auf einen ganz hohen Berg zu fahren, nämlich den höchsten Berg Spaniens. Und das geht nur so mittelgut, wenn ich mich in kugelförmiger Gestalt hochrolle. Deshalb fahre ich lieber jetzt mit dem Rad, dann kann ich auch begründen, warum ich gar keinen Platz habe, jetzt sofort alles mitzunehmen. Ein wenig mehr Fett finde ich im Winter vertretbar, aber man muss sich entscheiden: Entweder die volle Ladung Plätzchen oder die grosse, ganze Lasagne. Ich mache das so, dass ich mir die Plätzchen bis zum 6. Januar durch Kleintransporte einteile und stets nur mit dem Rad hole. Meine Disziplin ist natürlich allenfalls so hart wie Grütze, aber immerhin, sie ist vorhanden.



Übrigens, an meinen Wänden sind Abgüsse und Kopien klassischer Schönheit, die sind ja auch eine Art geistig-moralischer Bremse, und immer, immer, immer tue ich nach jedem Plätzchen den Deckel auf die Dose. Auch das ist ein wenig Sport. Und es macht wirklich einen Unterschied, ob sie immer offen rumliegen, oder aus dem Auge und ab und zu sogar aus dem Sinn sind.

... link (2 Kommentare)   ... comment