: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Jetzt stellt Euch einmal vor

Ihr habt ein paar Freunde mit Neigungen, die von der Allgemeinheit nicht unbedingt geteilt werden. Ihr habt ein Faible für vergangene Epochen, und manchmal lebt ihr das aus. Ihr geht damit keinem auf die Nerven, es geht Euch mehr so um Gleichgesinnte, und es war gar nicht so leicht, die AG historische Festivitätennachstellung ins Leben zu rufen. Was dort passiert, mag manchen vielleicht als recht libertär erscheinen, jedenfalls gibt es dort - weil es historisch korrekt ist - auch nackte Haut, Völlerei und lästerliche Ansprachen. Und das alles in Brokat und Seide. Das ist zwar nicht ganz von dieser Welt, aber es gefällt Euch. Dass Ihr dabei auch ein paar Scherze auf Kosten anderer macht, die nicht anwesend sind und andere Auffassungen zur Partykultur haben, tut keinem weh, Ihr seid ganz unter Euch. Und es geht zu wie bei Diderot unterm Sofa.

Da sitzt Ihr also herum in prächtigen Gewändern,. trinkt aus venezianischen Gläsern, in denen sich as Licht der Kerzen spiegelt, lasst vergangene Riten und Huldigungen wieder aufleben und arrangiert Stilleben, die im Laufe des Abends weggefressen werden. Es ist Eure Art, zum banalen Diesseits mit Ipads und Swingerclubs und langweiliger Pornographie und der totalen Gleichschaltung durch Jeans und Fertigfrass Nein zu sagen. Mag die Welt in Trümmer gehn, niemand soll Euch zittern sehn. Und dadurch wird die Welt, das Leben, für Euch ein wenig bunter und besser.



Habt Ihr Euch so gedacht, aber dann kommt plötzlich die Merkel durch die Tür, springt auf Euren Tisch mit den Speisen und sagt, dass er das aus seiner Sicht überhaupt nicht für angemessen hält und dass Euer Verhalten eine Beleidigung für die demokratisch-gleiche Gesellschaft ist. Und dass Ihr gefälligst wie sie auch aus Pressglas trinken sollt und akzeptieren, dass unter der GroKo solche Extravaganzen einfach nicht mehr gehen. Die Welt, der Ihr huldigt, ist vorbei und weil man damals sowas wie die Merkel noch nicht mal zum Schweine hüten geschickt hätte, darf das heute im Rahmen des allgemeinen Diskriminierungsverbots nicht mehr sein.

Dabei war es doch gerade so nett und angenehm.

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Das ist der Grund, warum ich persönlich zwar für vieles Verständnis habe - und dass ich von der katholischen Kirche wenig halte, habe ich ja oft genug zum Ausdruck gebracht - aber ich finde, man sollte in einer Zivilgesellschaft die anderen privat so feiern lassen, wie sie wollen, von der tridentinischen Messe bis zur Orgie. Man kann sich mit denen öffentlich nach Lust und Laune auseinander setzen, aber mit Tabubrüchen wie dem Stürmen einer privaten Party kann ich absolut nichts anfangen. Aus dem banalsten aller Gründe: Auch mein Treiben ist nicht immer das, was jedem immer gefällt. Man kann mich dafür kritisieren, aber auf meinen Feiern hat das nichts verloren. Ich will mir in Ruhe meine Kunst anschauen, ohne dass sich jemand dazwischen stellt und mir meine laxen Vorstellungen zur Sexualität vorhält, und wenn man in Köln Krippenspiele und Kardinäle sehen will, dann sollte man das in Frieden tun. Solche Tabubrüche sind nichts anderes als Eskalation, die damit rechnet, dass die andere Seite das schon irgendwie schlucken wird.

Diesmal, scheint es mir, hat die Kirche das so geschluckt, dass sie prima dasteht. Das F im Femen scheint mir vom Wort Fail zu stammen. Für 2014 wünsche ich mir, dass diese Gruppierung in der gleichen Versenkung verschwindet, in der Paris Hilton und Rainer Brüderle schon sind.

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