: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 1. März 2015

Wie man davonkommt

Ich habe am letzten Wohenende ziemlich viel über Berlin mit jemandem geredet, der dort wohnt, und das ist nicht immer ganz in gleichlautender Bewertung oder reiner Konsens. Bei uns schafft es jeder Einbruch in die regionale Presse, und Schlägereien, die in Berlin an der Tagesordung sind, werden hier zu Sensationsprozessen. Schon unterhalb der polizeilichen Ermittlungen gibt es Gefährderansprachen, und die sind, wie man als Hausbesitzer erleben kann, hochgradig effektiv: Wer vor meinem Haus pöbelt und wessen Autonummer bekannt ist, wird mit dem Umstand konfrontiert, dass man sich beim nächsten derartigen Vorfall an seinen Namen erinnern könnte. Das bringt ein gewisses Publikum schlagartig dazu, sich eine ruhige Innenstadt zu wünschen, und manchmal auch einen ganz lieben Entschuldigungsbrief zu verfassen.

Kurz, wer hier bei uns nicht wegschaut, bekommt Unterstützung statt ein Messer in den Bauch - und wenn man älter wird, weiss man das durchaus zu schätzen. In Berlin ist des anders und man lebt damt, und wie schlecht man damit lebt, sieht man gerade wieder bei der Verbrechensstatistik:

Taschendiebstahl

Diese Zahl explodierte regelrecht, und zwar um 55 Prozent auf 32 121 Taten. 2013 hatte es schon einen deutlichen Anstieg auf fast 21.000 Taten gegeben, in den Vorjahren waren es um die 15.000 gewesen. 81 Prozent der gut 1000 ermittelten Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass. 31 Prozent waren Rumänen. Die Aufklärungsquote liegt bei 4 Prozent, minimal höher als 2013.


Wenn man davon ausgeht, dass die überwiegende Zahl der Opfer weiblich ist, wenn man die hohe Dunkelziffer dazu rechnet - dann könnte man auch sagen, dass man im Ausland inzwischen weiss, wie leicht es in Berlin ist, sich an anderen zu vergreifen, und wie wenig die Polizei da tun kann.

In Bayern hätten wir nach solchen Horrorzahlen vermutlich eine drastische Aufstockung der Polizei und ausserdem Schwerpunktfahndungen. In Bayern würde man - vermutlich gar nicht mal falsch - auf die Traumatisierung der Opfer hinweisen, die von da an vermutlich in der Nacht Angst und den Eindruck haben würden, die Stadt sei nicht mehr sicher. Niemand würde hier wegen "racial profiling" jammern, wenn die Polizei dann von osteuropäischen Banden spräche, gegen die sie vorgeht, jeder wäre betroffen wegen all der Unannehmlichkeiten, die den Opfern dann zustossen, und auch niemand würde Verständnis für die selbst von Armut und Flucht gezeichneten Täter fordern.

In Berlin würde man sich vielleicht das feministisch angehauchte Äquivalent wünschen, sind die Täter doch fast ausschliesslich Männer und die Opfer meist weiblich. Und es ist doch überhaupt keine Frage, dass Frauen bei solchen Überfällen ausgewählt werden, weil die Täter weniger Gegenwehr erwarten, und auf Angst und Schwäche zählen. Jeder dieser Diebstähle kann auch eine sexistische Dimension haben. Und dafür ist die Aufklärungsquote dann auch enorm niedrig. Man kann Berliner Frauen bestehlen und sich ziemlich sicher sein, davon zu kommen, während die Betroffene mit dem Schaden zurück bleibt - so könnte man das auch übersetzen und einen Skandal daraus machen.

Allerdings müsste man sich dann auch mit der Täterstruktur und ihrer Herkunft beschäftigen. mit struktureller Gewalt in den unteren Schichten, und daran anknüpfend mit der Frage, ob es in Deutschland nicht insgeamt doch ganz gut geworden ist, selbst wenn Maskus kein Binnen-I verwenden und viel zu wenig Genderlehrstühle eingerichtet werden. Man müsste mal über Zuwanderungsprobleme reden und darüber, dass die Bezeichnung "Zigeunerschnitzel" sicher nicht unproblematisch ist, für den Ruf der Osteuropäer aber auch noch andere Faktoren von Bedeutung sind.

Und das alles, ohne gleich wie die CSU oder Pegida zu klingen. Das ist nicht ganz leicht, weil diese beiden Gruppen durchaus um Anschlussfähigkeit zur Mitte ringen. Das alles ist unangenehm und ausserdem auch wenig publikumswirksam - darüber redet man schon überall, da ist dann eine Feministin eine unter vielen, und fällt dann gar nicht mehr auf.

Ich war letztes Jahr in Teneriffa und vorletztes Jahr in der Nähe von Agrigent, an beiden Orten ist das Thema enorm dringlich und ich weiss daher auch, wie gerade Frauen reagieren - von freier, furchtloser Bewegung kann im Gedränge keine Rede sein. Das ist auch ein ständiges Thema, man ist immer auf der Hut, es ist nicht schön und wenn man dann nach Bayern kommt und sieht, wie nachlässig in Reuthberg die Taschen im Jägerstüberl herumliegen, wie bedenkenlos man seine Sachen in die Garderobe hängt - dann ist das eine andere Welt und eine, für die viele vieles andere in Kauf nehmen. Wichtig ist, dass es keine Debatte darüber gibt, ob man Kriminelle nicht doch verstehen oder nachsichtig behandeln sollte, und dann wählen sie eben im Zweifelsfall die CSU, die das garantiert. Politik beginnt nich bei der Sprache, sondern im eigenen Vorgarten.

Und die Linken und Feministinnen und Asylaktivisten in Berlin fordern offene Grenzen, weniger staatliche Repression, und viele Stellen für Projekte zum Thema Gewaltprävention und Studien über die Rape Culture in unserer Gesellschaft. Oh, und Freigabe von Drogen. Was sie nicht fordern, was irgendwie okay ist, womit man halt leben muss, sind kriminelle Gruppen und Straftäter, die wissen, dass sie hier kaum etwas zu befürchten haben, wenn sie sich nur die richtige Stadt heraussuchen.

Und weil sich solche Täter auch eher an jene halten, deren Taschen mehr versprechen, ist das linke Weltbild weiterhin in schönster Ordnung. Das Iphone ist eh immer in der Hand, und man regt sich damit über den nächsten Spruch einer Frau auf, die nicht auf Linie ist, und spricht ihr die "Daseinsberechtigung" ab.

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