: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 5. Januar 2017

Das Paket ist da

Und es enthält ein Beispiel für deutsche - wenngleich auch teure und letztlich gescheiterte - Wertarbeit. Ich habe schon zwei Votec-Rennräder, jedes auf seine Art irgendwie etwas schäg, aber noch kein MTB. Der Ruf von Votec ist unter Rennradlern nicht allzu überragend, weil Alu aus der Mode ist, und die Rahmen auch nicht allzu auffällig waren. Bei MTBs war das anders, da hat Votec echte Klassiker abgeliefert und nicht umsonst dann auch für Porsche die Räder gebaut. Deutsche Wertarbeit eben, sofern man die Geräte nicht zu hart eingesetzt hat.



Denn rein äusserlich erscheinen diese M6-Räder, die kurz nach der Jahrtausendwende entstanden, wie Panzer. Dicke Rohte, dicke Schweissnähte, Frästeile, Verstätkungsbleche, eine Eingelenkschwinge und ein riesiges Maschinenlager im Gelenk. Dazu eine Doppelbrückengabel im Motorrad-Format.



Deshalb sind viele damit in Bike Parks gegangen und haben geschaut, wie weit und hoch man damit springen kann. Allerdings waren die Räder dafür nicht gebaut - ganz im Gegenteil. das M6 light, das extra ausgefräst und entspeckt wurde, ist ein reines CC- und Marathonrad. Leicht, agil, optimiert und auf der anderen Seite unbrauchbar, wenn man aus einem Meter Höhe herabspringen will. Viele haben das nicht verstanden - MTB-Fahrer sind oft die Berlinabiturienten unter den Radlern - haben es trotzdem gemacht, und die Rahmen dabei zerstört.



Wie dumm darf man eigentlich sein? Wer die komplizierten, dünnen und ausgekratzten Frästeile an der Dämpferaufnahme sieht, erkennt doch, dass man da besser keinen Durchschlag riskiert. Viele M6 sind beschädigt worden, und meines hatte das Glück, bei jemandem zu landen, der zwar sehr viel Geld hatte, um es sich leisten zu können, aber weniger Lust, es zu fahren und sich dabei auch noch die Knochen zu brechen. Ensprechend gut und sauber und unramponiert steht es da, und wurde auch ohne Jammern trotz 90% Wertverlust abgegeben.



Es gibt eine Delle am Oberrohr, ansonsten war es vermutlich nur am Sonntag auf Feldwegen unterwegs, was in gewisser Weise auch Missbrauch ist. Niemand braucht ein XTR-Schaltwerk für Feldwege, niemand braucht Stahlflexleitungen und einen Rock Shox SID Dual Air Dämpfer für den Biergarten. Und eigentlich brauche und will ich auch, selbst wenn ich woanders fahre, keine Scheibenbremsen mit vier Kolben der XT-755 Serie. Ich mag die Dinger einfach nicht. Aber man kann es sich zusammen mit den mächtigen XT-Naben halt nicht aussuchen, wenn man gebraucht kauft.



Ich werde damit auch zu einem Biergarten fahren, aber der liegt nicht an der Donau, sondern vermutlich eher in Brixen, und den Weg dorthin werde ich, so alles gut geht, auf dem Rad zurücklegen. Meinen ersten Unfall hatte ich schon, und zwar beim Abholen: Ich ging unter einem zu niedrigen Schild entlang und man darf mich jetzt Max Headroom nennen. Wie auch immer, die Kiste passt genau in meine Planungen und hat meine Grösse, sie war nicht teuer (keine 400 Euro) und mehr als die Räder reinstecken und Pedale anschrauben musste ich nicht tun. Alle Verschleissteile gehen noch. Es schaltet, es fährt, es lenkt, es bremst, und es ist kein 29er. Was will man mehr. Oh, und es ist wirklich recht leicht. Es bekommt im Frühjahr noch leichtere Reifen*, und dann räubern wir damit über die Valepp nach Tirol und dann hinauf zum Alpenhauptkamm.

*Die Recherche hat ergeben, dass ich 100 Euro teure, 462 Gramm leichte und de facto neue High End Reifen drauf habe und natürlich lasse, und soviel zu Don, den wandelnden Radlexikon.

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