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Mittwoch, 14. Mai 2008
Nachtrag: Eurosex Foodporn
So sieht es aus, wenn mal nicht der politische Abschaum, sondern das Beste aus Europa zusammenkommt:

Teekanne von Mapin & Webb (Vereinigtes Königreich England) Porzellan von Seltmann (Deutschland, Bayern) und süsse Schweinerein, die sehr schnell schmelzen und dringend gegessen werden müssen, von der Pasticceria Pavesi (Italien, Mantua).

Teekanne von Mapin & Webb (Vereinigtes Königreich England) Porzellan von Seltmann (Deutschland, Bayern) und süsse Schweinerein, die sehr schnell schmelzen und dringend gegessen werden müssen, von der Pasticceria Pavesi (Italien, Mantua).
donalphons, 22:05h
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Die Feinde Europas.
Ich frage mich, wie ein Bewohner eines Vielvölkerstaates Europa wahrnimmt, wenn er, wie ich gestern, von Bayern über Tirol nach Oberitalien fährt. Todgeweiht, vermutlich.
Dass man in Bayern auf maximale Eigenständigkeit pocht und in Brüssel den Hort des Bösen sieht, dass der dort amtierende Ministerpräsident a. D. als sowas wie der heilige Georg gilt, der den Bürokratiedrachen abmurkst, ist nichts neues. Brüssel ist hierzulande nur ein anderes Wort für Bürokratie, ganz so, als hätte sich Bayern aufgrund von Rivalitäten (unter Einschluss des aktuellen Staatsparteichefs) nicht eine Weile zwei konkurrierende und ineffektive Agenturen für Industrieansiedlung geleistet. Und wehe, wenn Brüssel mal was an der Milchquote dreht, dann wird sofort jedes Vorurteil rausgeholt. Lobbyismus braucht kein Brüssel, aber die Illusion, dass dort verbrochen wird, was die Staatspartei dann von Berlin vorgesetzt bekommt, ist nützlich.
Gleich hinter der Grenze glotzen einen dann Kuhaugen an. Sie gehören dem regionalen Vertreter der FPÖ, jener ewiggestrigen Partei, die sich so wohl nur in Österreich halten kann. Und diese Person hat genau drei Themen: Sicherheit für Tiroler (damit ist eher nicht das gegenseitige Verbringen in Keller gemeint), die Abwehr von Muezzingesängen, ein in tiroler Bergdörfern und ihrer zu 100% katholischen Bewohnerschaft drängendes Problem, und die enormen Aufwendungen für die EU. Ganz so, als würde die tiroler Bergbauernschaft noch irgendwie ohne die Agrarbeihilfen existieren können. In Innsbruck dann die Ankündigung, dass demnächst auch noch der Ober-FPÖler Strache, der neue Herr der unerträglichen Sager aufkreuzt. Von dem ich vermute, dass er nicht mal den Unterschied zwischen Allah Akbar und Sch´ma Isroel kennt, es ihm aber lieber wäre, wenn gar nichts davon zu hören ist.

Sterzing ist prima, sauber und schön, aber schon ab Bozen kommen dann Schmierereien, die Italiens Rechtsextreme vermutlich für legitime Wahlwerbung halten. Ultras aus diversen Regionen, Faschisten und besonders die Lega Nord. Oder LBGA NORD, wie ein besonders fähiges Mitläuferlein seine Schulbildung unter Beweis stellt. Bruxellani eunt domus, oder so. Jeder will sein Bröckchen Land, bayern den Bayern, Titol den Tirolern, Republica del Nord ohne Mezzogiorno oder gar Sizilien, Berlin, Wien und Rom als Statthalter eines Europa, das als Zumutung gesehen wird, als zwangseinigende, teure Klammer, die es zu sprengen gilt, wenn sich das Lossagen, das Unsolidarische, das Egoistische schon nicht in einem "Europa der Regionen" machen lässt. Rechte Idioten legen darauf wert, selbst wenn ihre durchschnittliche Sozialstruktur die Frage aufwirft, ob sie uns nicht teurer kommen, als alle Fehlentscheidungen Brüssels.

Man muss die Europäische Einigung nicht mögen, es geschehen Fehler, Einflussnahmen und ganz klar kriminelle Handlungen. Brüssel ist suboptimal, aber dieser extreme Antagonismus zwischen den Rechten und der einigenden Idee, die mangelnde Bereitschaft, das als Geschenk zu betrachten, und das Vergessen eines Europa, dessen Nationalstaatsideologie zu allen Zeiten weitaus schlimmer und teurer war als alles, was Brüssel je in den Sand gesetzt hat - das nervt. Europa ist und bleibt vermutlich bis zu unser aller Ableben und lange danach der Kontinent, der weltweit die besten Chancen, den grössten Reichtum und Stabilität bietet. So viel Stabilität, dass es auch die paar rechten Feinde überstehen wird, und irgendwann auf ihre Gräber pinkelt. Aber mit diesem Pack an der Macht und mit ihren dummen Claqueren wird es länger dauern, als es uns allen lieb sein kann.
Dass man in Bayern auf maximale Eigenständigkeit pocht und in Brüssel den Hort des Bösen sieht, dass der dort amtierende Ministerpräsident a. D. als sowas wie der heilige Georg gilt, der den Bürokratiedrachen abmurkst, ist nichts neues. Brüssel ist hierzulande nur ein anderes Wort für Bürokratie, ganz so, als hätte sich Bayern aufgrund von Rivalitäten (unter Einschluss des aktuellen Staatsparteichefs) nicht eine Weile zwei konkurrierende und ineffektive Agenturen für Industrieansiedlung geleistet. Und wehe, wenn Brüssel mal was an der Milchquote dreht, dann wird sofort jedes Vorurteil rausgeholt. Lobbyismus braucht kein Brüssel, aber die Illusion, dass dort verbrochen wird, was die Staatspartei dann von Berlin vorgesetzt bekommt, ist nützlich.
Gleich hinter der Grenze glotzen einen dann Kuhaugen an. Sie gehören dem regionalen Vertreter der FPÖ, jener ewiggestrigen Partei, die sich so wohl nur in Österreich halten kann. Und diese Person hat genau drei Themen: Sicherheit für Tiroler (damit ist eher nicht das gegenseitige Verbringen in Keller gemeint), die Abwehr von Muezzingesängen, ein in tiroler Bergdörfern und ihrer zu 100% katholischen Bewohnerschaft drängendes Problem, und die enormen Aufwendungen für die EU. Ganz so, als würde die tiroler Bergbauernschaft noch irgendwie ohne die Agrarbeihilfen existieren können. In Innsbruck dann die Ankündigung, dass demnächst auch noch der Ober-FPÖler Strache, der neue Herr der unerträglichen Sager aufkreuzt. Von dem ich vermute, dass er nicht mal den Unterschied zwischen Allah Akbar und Sch´ma Isroel kennt, es ihm aber lieber wäre, wenn gar nichts davon zu hören ist.

Sterzing ist prima, sauber und schön, aber schon ab Bozen kommen dann Schmierereien, die Italiens Rechtsextreme vermutlich für legitime Wahlwerbung halten. Ultras aus diversen Regionen, Faschisten und besonders die Lega Nord. Oder LBGA NORD, wie ein besonders fähiges Mitläuferlein seine Schulbildung unter Beweis stellt. Bruxellani eunt domus, oder so. Jeder will sein Bröckchen Land, bayern den Bayern, Titol den Tirolern, Republica del Nord ohne Mezzogiorno oder gar Sizilien, Berlin, Wien und Rom als Statthalter eines Europa, das als Zumutung gesehen wird, als zwangseinigende, teure Klammer, die es zu sprengen gilt, wenn sich das Lossagen, das Unsolidarische, das Egoistische schon nicht in einem "Europa der Regionen" machen lässt. Rechte Idioten legen darauf wert, selbst wenn ihre durchschnittliche Sozialstruktur die Frage aufwirft, ob sie uns nicht teurer kommen, als alle Fehlentscheidungen Brüssels.

Man muss die Europäische Einigung nicht mögen, es geschehen Fehler, Einflussnahmen und ganz klar kriminelle Handlungen. Brüssel ist suboptimal, aber dieser extreme Antagonismus zwischen den Rechten und der einigenden Idee, die mangelnde Bereitschaft, das als Geschenk zu betrachten, und das Vergessen eines Europa, dessen Nationalstaatsideologie zu allen Zeiten weitaus schlimmer und teurer war als alles, was Brüssel je in den Sand gesetzt hat - das nervt. Europa ist und bleibt vermutlich bis zu unser aller Ableben und lange danach der Kontinent, der weltweit die besten Chancen, den grössten Reichtum und Stabilität bietet. So viel Stabilität, dass es auch die paar rechten Feinde überstehen wird, und irgendwann auf ihre Gräber pinkelt. Aber mit diesem Pack an der Macht und mit ihren dummen Claqueren wird es länger dauern, als es uns allen lieb sein kann.
donalphons, 22:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 13. Mai 2008
Angekommen
und zwar in einem Stueck.

Alles ist gut. Sehr gut.

Und sehr, sehr muede.

Alles ist gut. Sehr gut.

Und sehr, sehr muede.
donalphons, 12:18h
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Verreist.
In den kommenden Tagen kann es hier etwas stiller werden, ich verweise daher auf mein Reiseblog und das passende Itinerar, das mich über viele Pässe bis an das Meer bringen wird - leider jedoch nur sporadisch an das Internet, denn dort, wo ich wohne, gibt es zwar viele schöne Stoffe, aber nicht den Stoff, aus dem das Geblogge ist. Heute Abend schon speise ich eine vorläufige Kleinigkeit in Valeggio, und denke, fürchte ich, angesichts der Pasta kaum an Euch.
donalphons, 04:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 12. Mai 2008
Harte Arbeit
Eines bleibt noch zu tun, bevor die Alpenpässe genommen werden können; die Copilotin hat ihre ersten Bergstrassen gemeistert und die Karten, digital und analog, liegen bereit, es ist alles fertig, bis eben die eine Sache: Ein 5000-Zeichen-Beitrag über mein Leib- und Magenthema "social networks".
Normalerweise könnte ich das in ein paar Stunden runterschreiben und dann zum See gehen, den Sonnenuntergang betrachten. Aber genau das ist das Problem: Hier ist es zunehmend schwierig, sich andere Lebenswelten zu vergegenwärtigen. Nicht das Internet an sich, aber es gibt hier so viel, das spannender sein könnte, als sich idiotische Dinge in Gästebücher zu schmieren und sich Bilder irgendwelcher Leute anzuschauen. Wer halbwegs schön ist und fahren kann, ist heute lebendig an den Seen des Voralpenlandes, die Eiscafes sind voll, und niemand würde heute an diesem Ort irgendwelche Online-Kontakte machen. Ausser den Verrückten vielleicht, die ich ab und an als Spammer rausschmeisse; ein Deppentrackbacker von der Blogbar meinte etwa, er sei süchtig nach Bloggen und lebe für Online. Komplett Sicko und, mit Verlaub, einer der marktwirtschaftsgeilen Ossis in der Nachfolge eines gewissen, im Web2.0 aktiven Serienbetrügers, die nichts anderes als den Antagonismus zwischen Kommunismus und Kaptialismus sehen, der jetzt in einem Jahr 1000 Dollar mit seinem Blog "machen" will und das geklaute Bild eines italienischen Sportwagens neben seinem peinlichen Domainnamen stehen hat.
Mit sowas kann man sich nicht ernsthaft jenseits von Zwangsjacke und Psychotherapie auseinandersetzen; da muss schon wirklich viel zusammenkommen, um so zu werden. Im Beitrag müsste ich so tun, als wären die Teilnehmer solcher Veranstaltung vernunftbegabte Wesen und nicht nur komplett verblödete Mattscheibenjunkies, mediale Gossenbewohner, die man aus Tierschutzgründen nicht auf das Niveau einer Amöbe stellen sollte, Zeittotschläger, für die es gar nicht genug kriminelle Abzockseiten, grossmäulige Blogvermarkter und dreckige Stalker geben kann. Nicht nur social Networks widern mich an, sondern auch die, die solche Dinge, ihre Primatenkommunikation und ihre Eiapopeiaspielchen, das, was ich als social Slurp - jeder lutscht des anderen Schwanz und schluckt nach Kräften - bezeichne, betreiben.
Und dann schiebt sich auch noch das hier zwischen mich und eine Beschäftigung mit Komplexen für Deppen, ein Gegenentwurf, der so viel besser, so anders, so wunderbar offline ist, den ich mit niemanden teilen muss, und den ich nur als jpeg-Krümel mitsamt Berg, Kühen, Sonne und Luft auf meiner Terasse hier zeige:

Ich kann so einfach nicht arbeiten.
Normalerweise könnte ich das in ein paar Stunden runterschreiben und dann zum See gehen, den Sonnenuntergang betrachten. Aber genau das ist das Problem: Hier ist es zunehmend schwierig, sich andere Lebenswelten zu vergegenwärtigen. Nicht das Internet an sich, aber es gibt hier so viel, das spannender sein könnte, als sich idiotische Dinge in Gästebücher zu schmieren und sich Bilder irgendwelcher Leute anzuschauen. Wer halbwegs schön ist und fahren kann, ist heute lebendig an den Seen des Voralpenlandes, die Eiscafes sind voll, und niemand würde heute an diesem Ort irgendwelche Online-Kontakte machen. Ausser den Verrückten vielleicht, die ich ab und an als Spammer rausschmeisse; ein Deppentrackbacker von der Blogbar meinte etwa, er sei süchtig nach Bloggen und lebe für Online. Komplett Sicko und, mit Verlaub, einer der marktwirtschaftsgeilen Ossis in der Nachfolge eines gewissen, im Web2.0 aktiven Serienbetrügers, die nichts anderes als den Antagonismus zwischen Kommunismus und Kaptialismus sehen, der jetzt in einem Jahr 1000 Dollar mit seinem Blog "machen" will und das geklaute Bild eines italienischen Sportwagens neben seinem peinlichen Domainnamen stehen hat.
Mit sowas kann man sich nicht ernsthaft jenseits von Zwangsjacke und Psychotherapie auseinandersetzen; da muss schon wirklich viel zusammenkommen, um so zu werden. Im Beitrag müsste ich so tun, als wären die Teilnehmer solcher Veranstaltung vernunftbegabte Wesen und nicht nur komplett verblödete Mattscheibenjunkies, mediale Gossenbewohner, die man aus Tierschutzgründen nicht auf das Niveau einer Amöbe stellen sollte, Zeittotschläger, für die es gar nicht genug kriminelle Abzockseiten, grossmäulige Blogvermarkter und dreckige Stalker geben kann. Nicht nur social Networks widern mich an, sondern auch die, die solche Dinge, ihre Primatenkommunikation und ihre Eiapopeiaspielchen, das, was ich als social Slurp - jeder lutscht des anderen Schwanz und schluckt nach Kräften - bezeichne, betreiben.
Und dann schiebt sich auch noch das hier zwischen mich und eine Beschäftigung mit Komplexen für Deppen, ein Gegenentwurf, der so viel besser, so anders, so wunderbar offline ist, den ich mit niemanden teilen muss, und den ich nur als jpeg-Krümel mitsamt Berg, Kühen, Sonne und Luft auf meiner Terasse hier zeige:

Ich kann so einfach nicht arbeiten.
donalphons, 19:20h
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4 Bärlauchblätter, 3 Käse, 2 Eier, 1 Pfanne
20 Gramm Mehl mit gleichen Teilen Olivenöl und Wasser mischen und rühren, bis, es eine weiche Masse ergibt. Dazu Thymian, Salz und Pfeffer, zwei Eier dazuschlagen, mit dem Besen verrühren.

Tiroler Bergkäse, Gorgonzola und Scamorza im Verhältnis 3:1:2 reiben, damit es zwei gute Handvoll Käse ergibt. Dazu vier in Streifen geschnittene Bärlauchblätter, und das alles gut mischen.

Ein wenig fein geschnittene Zwiebel mit Butter in der Pfanne glasig werden lassen, dann ein dünnes Basisomelett mit 2/3 der Teigmasse bei mittlerer Hitze eingiessen, und wenn der Boden fest wird, Käse und Bärlauch darauf flach verteilen. Anschliessend die restliche Teigmasse darüber giessen und flächig verteilen.

Sobald es nicht mehr allzu feucht ist, wenden, nur noch kurz fest werden lassen, und servieren. Ganz einfach, eigentlich. Sollte für das Bergfahrtraining, bis zum Kuchen am Nachmittag reichen. (Keine Bildbearbeitung in Farbe, Kontrast und Licht)

Tiroler Bergkäse, Gorgonzola und Scamorza im Verhältnis 3:1:2 reiben, damit es zwei gute Handvoll Käse ergibt. Dazu vier in Streifen geschnittene Bärlauchblätter, und das alles gut mischen.

Ein wenig fein geschnittene Zwiebel mit Butter in der Pfanne glasig werden lassen, dann ein dünnes Basisomelett mit 2/3 der Teigmasse bei mittlerer Hitze eingiessen, und wenn der Boden fest wird, Käse und Bärlauch darauf flach verteilen. Anschliessend die restliche Teigmasse darüber giessen und flächig verteilen.

Sobald es nicht mehr allzu feucht ist, wenden, nur noch kurz fest werden lassen, und servieren. Ganz einfach, eigentlich. Sollte für das Bergfahrtraining, bis zum Kuchen am Nachmittag reichen. (Keine Bildbearbeitung in Farbe, Kontrast und Licht)
donalphons, 14:36h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 11. Mai 2008
Real Life 11.5.2008 - Neukonservativ
Suchen Sie etwas bestimmtes?
Nein, sagst du und erzählst die übliche Geschichte: Dass du ohnehin zu viel hast, dass es jetzt mit dem neuen Wohnsitz gerade etwas entspannter wurde, und dann gehst du das Angebot durch und verweist auf die Stücke, die genau so oder ähnlich in deinem Schrank stehen. Nicht so sauber geputzt wie hier, natürlich, denn das hier, auf dem Antikmarkt in Bad Wiessee, ist nach englischen Vorstellungen "mint condition". Solche Teekannen besitzt man nicht, wenn man nicht über Personal verfügt, oder diesselben an den ortstypischen Reichen, oder die jüngere Abart, den mitteljungen Neoconservativen bringen will. Überhaupt, sehr viele junge Leute, hier. Entsprechend ist auch das Angebot an alten Taschen für sie, in Schlange oder Krokodil aus den 60er und 70er Jahren. Optisch politisch unkorrekt, andererseits immer noch gut für das Gewissen, denn das Tier ist schon tot, und besser so, als jetzt ein neues Tier umbringen. Man kennt das. Schwarze Bedürfnisse, grüne Umsetzung. Wie auch beim Getränk. Kaffee scheint völlg aus der Mode zu sein, angesichts des Angebots in den Reihen.

Aber Namen geben sie ihren Kannen nicht, fragt die Händlerin.
Äh, nein, aber es gibt natürlich eine funktionale Trennung in Morgen-, Abend- und Nachtkannen, die zudem auch in verschiedenen Qualitäten da sind, von der angeschabten Krankheitskanne bis zum Vollsiberexemplar für besondere Gelegenheiten, erklärst du.
Nun, sagt die Verkäuferin, offensichtlich jemanden gefunden zu haben, der den passenden britschen Spleen nicht mehr erst erwerben muss, sie kenne auch Kunden, die ihren Kannen Namen geben, immer dem Alphabet nach, und danach auch durchwechseln.
Die Luft hier ist gut, die Menschen sind gesund, aber nicht zwingend am Geiste, mag mir scheinen. Hier nicht, und an anderen Orten auch nicht. Es gibt so einen Retrotrend, der sich ganz bestimmte Epochen und Gegenstände raussucht, die in klar definierten Epochen entstanden sind. Es gibt hier konservatives Biedermeier, und dessen Überhöhung in der 2., nun wirklich spiessigen Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, es gibt Strassschmuck der reaktionären 50er Jahre aus den Vereinigten Staaten, hochwertigst-schreckliche röhrende Hirsche aus Porzellan, wie zum 50. Betriebsjubiläum eines Unternehmen der Deutschland AG in den 60ern verschenkt, es finden sich schwere Gemälde und obendrein Dinge bar jeder Funktion, die zu allen Zeiten als Nippes der Hausfrau liebste Arbeitsbeschaffungsmassnahme waren. Es ist, kurz, ein wenig viel hier, es ist alles gut, exzellent, auf höchstem Niveau, ein kulturgeschichtlicher Bügeleisenhieb zur Plättung derer, die sich einzudecken haben, und deshalb gehst du wieder.
Draussen sitzen sie unter Sonnenschirmen und kurz geschnittenen Kastanien, die restaurierten Ausflugsboote ziehen über das türkisfarbene Wasser, und vom Niedergang der Familie ist angesichts der Muttertagereien auch nichts zu bemerken. Vielleicht waren die späten 60er bis 80er auch nur eine Zeitschleife für wenige, während der Rest sich mit ein paar angenehmen Neuerungen arrangiert hat, und unter der Oberfläche immer noch Heintje kaufen würde, nur eben als Klingeton.

Und als du dann Richtung Gmund fährst, bist du dir gar nicht mehr so sicher, ob der Wackeldackel da vorne im Oldtimerbus Stilecht, ironisch oder ernst gemeint ist. Todernst für alles andersartige, was du zu sein präferierst. Kommen in Berlin, niedriger im Standard natürlich, bald wieder Käseigel in Mode, und dazu ein Magenbitter?
Nein, sagst du und erzählst die übliche Geschichte: Dass du ohnehin zu viel hast, dass es jetzt mit dem neuen Wohnsitz gerade etwas entspannter wurde, und dann gehst du das Angebot durch und verweist auf die Stücke, die genau so oder ähnlich in deinem Schrank stehen. Nicht so sauber geputzt wie hier, natürlich, denn das hier, auf dem Antikmarkt in Bad Wiessee, ist nach englischen Vorstellungen "mint condition". Solche Teekannen besitzt man nicht, wenn man nicht über Personal verfügt, oder diesselben an den ortstypischen Reichen, oder die jüngere Abart, den mitteljungen Neoconservativen bringen will. Überhaupt, sehr viele junge Leute, hier. Entsprechend ist auch das Angebot an alten Taschen für sie, in Schlange oder Krokodil aus den 60er und 70er Jahren. Optisch politisch unkorrekt, andererseits immer noch gut für das Gewissen, denn das Tier ist schon tot, und besser so, als jetzt ein neues Tier umbringen. Man kennt das. Schwarze Bedürfnisse, grüne Umsetzung. Wie auch beim Getränk. Kaffee scheint völlg aus der Mode zu sein, angesichts des Angebots in den Reihen.

Aber Namen geben sie ihren Kannen nicht, fragt die Händlerin.
Äh, nein, aber es gibt natürlich eine funktionale Trennung in Morgen-, Abend- und Nachtkannen, die zudem auch in verschiedenen Qualitäten da sind, von der angeschabten Krankheitskanne bis zum Vollsiberexemplar für besondere Gelegenheiten, erklärst du.
Nun, sagt die Verkäuferin, offensichtlich jemanden gefunden zu haben, der den passenden britschen Spleen nicht mehr erst erwerben muss, sie kenne auch Kunden, die ihren Kannen Namen geben, immer dem Alphabet nach, und danach auch durchwechseln.
Die Luft hier ist gut, die Menschen sind gesund, aber nicht zwingend am Geiste, mag mir scheinen. Hier nicht, und an anderen Orten auch nicht. Es gibt so einen Retrotrend, der sich ganz bestimmte Epochen und Gegenstände raussucht, die in klar definierten Epochen entstanden sind. Es gibt hier konservatives Biedermeier, und dessen Überhöhung in der 2., nun wirklich spiessigen Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, es gibt Strassschmuck der reaktionären 50er Jahre aus den Vereinigten Staaten, hochwertigst-schreckliche röhrende Hirsche aus Porzellan, wie zum 50. Betriebsjubiläum eines Unternehmen der Deutschland AG in den 60ern verschenkt, es finden sich schwere Gemälde und obendrein Dinge bar jeder Funktion, die zu allen Zeiten als Nippes der Hausfrau liebste Arbeitsbeschaffungsmassnahme waren. Es ist, kurz, ein wenig viel hier, es ist alles gut, exzellent, auf höchstem Niveau, ein kulturgeschichtlicher Bügeleisenhieb zur Plättung derer, die sich einzudecken haben, und deshalb gehst du wieder.
Draussen sitzen sie unter Sonnenschirmen und kurz geschnittenen Kastanien, die restaurierten Ausflugsboote ziehen über das türkisfarbene Wasser, und vom Niedergang der Familie ist angesichts der Muttertagereien auch nichts zu bemerken. Vielleicht waren die späten 60er bis 80er auch nur eine Zeitschleife für wenige, während der Rest sich mit ein paar angenehmen Neuerungen arrangiert hat, und unter der Oberfläche immer noch Heintje kaufen würde, nur eben als Klingeton.

Und als du dann Richtung Gmund fährst, bist du dir gar nicht mehr so sicher, ob der Wackeldackel da vorne im Oldtimerbus Stilecht, ironisch oder ernst gemeint ist. Todernst für alles andersartige, was du zu sein präferierst. Kommen in Berlin, niedriger im Standard natürlich, bald wieder Käseigel in Mode, und dazu ein Magenbitter?
donalphons, 22:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 11. Mai 2008
Das war letztes Mal noch nicht da
Letztes Mal war das noch eine sehr grüne, aber auch sehr eintönige Wiese, mit Gras, das allenfalls die Hosensäume benetzte. Hier oben sind manche Bäume immer noch kahl und erinnern mit dürren Ästen an den vergangenen Winter, die Wiese aber ist schlichtweg in einen weissgelben Flor explodiert.

Hübsch. Leider auch mit vielen Pollen, die es für mich ratsam erscheinen lassen, Deutschland und die Voralpen baldmöglichst wieder zu verlassen.

Hübsch. Leider auch mit vielen Pollen, die es für mich ratsam erscheinen lassen, Deutschland und die Voralpen baldmöglichst wieder zu verlassen.
donalphons, 00:35h
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Empfehlung heute - Ich muss betonen,
dass der Besuch solcher Veranstaltungen, wie Andrea Diener sie beschreibt, in meinen - seh wohl bayerischen - Kreisen als unschicklich gilt und nicht praktiziert wird. Das ist nur was für das Gschwerrl vom Land, die Zuagroastn und die Flichtling, anständige Leut sucht man dort vergebens, kurz: Ich kannte das alles auch nicht.
donalphons, 00:29h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 10. Mai 2008
Real Life 8.5.2008: Brettabordä
Und? meint Iris und räkelt sich zufrieden auf dem beifahrersitz. Zufrieden? Hinter ihr knarzen zu viele Papiertüten an ihrer schweren Füllung, und vorne müht sich der Motor eines Autos ab, das nicht wirklich dazu passt.
Ich mein, spricht sie weiter, als unhöflicherweise keine Antwort kommt, ich finde es wirklich gut. Wenn es am See kühler wird, am Abend, zum Beispiel. Als wir letztens dort waren, war es drei Grad kälter als in der Provinz. Tagsüber legst du sie über die Schulter, am Abend ziehst du sie an, und es ist schick, ohne aufgedonnert zu sein. Man wird denken, dass du ein Segelboot hast, und dann wirst du ein passendes Boot kaufen, ich komme vorbei, und dann fährst du mich auf den See, und alles ist prima. Ich finde, du brauchst unbedingt ein Segelboot. Sagt sie, und kichert, weiss sie doch, dass du Segelboote nicht zwingend aufregend und spannend findest, und Surfboards bevorzugst, auf denen nicht mal einer allein stehen kann.
Das, liebe Iris, war ein Zweckkauf. Ich brauche was zum Anziehen, und Hemden allein sind auf Passstrassen etwas zu wenig. Ich brauche was mit hohen Krägen für die endlosen Kilometer zwischen Verona und Modena in der Nacht, und am Gardasee kann es am Abend empfindlich kalt, ganz einfach kalt, arschkalt sein. Die ganze Bardot-Hausschneider-Geschichte, die Nizza-Connection, die mehr-als-Lacoste-Denke, das alles ist mir offen gesagt egal. Krawatten hätte ich nicht gebraucht, aber nachdem du darauf bestehst, auch Krawatten. Aber kein Segelboot, kein Monte Carlo, und das hier ist auch nicht Paris, oder ein Flagship Store, das ist nur die übliche Provinz und ein Witz der Globalisierung.

Und weil diesmal Iris nicht antwortet und du leichte Sorgen hast, dass es zu unhöflich ausgedrückt war, redest du weiter: Du kennst doch Frau W.? Herr W. hat ihr in den 70er Jahren das Zeug von seinen Reisen mitgebracht. Ihr Sohn P. bekam diese Nippesflugzeuge mit den Namen der Fluglinien drauf, und Frau W., die von sich dachte, dass sie aussieht wie Bardot, bekam diese Kleider. Die dann umgearbeitet werden mussten, um zu passen. Das war jedesmal ein enormer logistischer Aufwand, Herr W. musste manchmal die Flüge umbuchen, um in Paris Zwischenaufenthalte zu haben. Legenden kommen noch aus einer Zeit, in der nicht jeder immer alles haben konnte. Legenden entstehen nicht, wenn alles immer sofort verfügbar ist. Legenden sterben, wenn sie zu reduplizieren sind. Das war mal was, vor Jahrzehnten. Inzwischen ist er tot und seine Firma aufgekauft worden, und irgendeine Entscheidung eines Münchner Konzerns sorgt dafür, dass hier Leute sind, die Zugänge zu dem vermitteln, was heute hier hergestellt wird. Paris? Die Legende. Das hier?
Draussen gleitet die Bebauung der 50er Jahre vorbei, nicht gerade das beste Viertel der Provinz.
Das hier ist Globalisierung. Es ist verfügbar. Ich kann in zehn Minuten hinfahren und kaufen. Weil es gut ist, weil es einfacher ist, als nach München zu fahren, weil es sich durchaus lohnt. Es scheint vielleicht Luxus zu sein bei denen, die noch nicht wissen, wie die Globalisierung den Luxus umbringt, aber der Name, den sie reinsticken, könnte beliebig sein. Da steht kein Genuis mehr dahinter, nur noch die brüchige Legende und die Einbildung, selbst wenn es zum sonstigen Wesen passen würde, das auch nur aus brüchigen Legenden besteht. Es ist rational, so etwas zu fertigen, wie es rational ist, so etwas hier zu kaufen, den Rest erfinden wir uns dazu, weil wir es natürlich nicht so haben möchten. Wir würden es natürlich bevorzugen, wenn dergleichen mitgebracht wird, in Flugzeugen, derer sich nur die wenigsten bedienen und die frei sind von Pauschaltouristen, aus Städten, die man nicht für 19 Euro ansteuern kann und von Stoffkünstlern, die wirklich noch mitwirken an der Herstellung. Die Illusion, dass es immer noch so sein könnte, schafft die irrwitzigen Preise auf den Bapperln, und der Umstand, dass es nicht mehr so ist, lässt Susi mit Leuten essen, die es ermöglichen, dass du Möglichkeiten kennst, die illusorischen Preise zerstäuben zu lassen, als wären sie die Legende. Ich, meine Liebe, ich würde doch nie nach solchen Marken gehen. Ich...
Du, mein Bester, mischt sich Iris nun doch ein, bist doch derjenige, der sich mal für 400 Mark mal ein Byblos-Hemd gekauft hat, mit Spitzen am Kragen, und einen lindgrünen Gaultieranzug, und da war doch auch mal so ein schwarzer Yamamoto-Frack, oder?
Nein, sagst du empört.
Ich weiss es aber noch ganz genau, betont Iris.
der frack war nicht schwarz, sondern schwarz mit weissen Kreidestreifen, gibst du klein bei und beginnst, über das wetter zu reden, das ausnehmend schön ist
Ich mein, spricht sie weiter, als unhöflicherweise keine Antwort kommt, ich finde es wirklich gut. Wenn es am See kühler wird, am Abend, zum Beispiel. Als wir letztens dort waren, war es drei Grad kälter als in der Provinz. Tagsüber legst du sie über die Schulter, am Abend ziehst du sie an, und es ist schick, ohne aufgedonnert zu sein. Man wird denken, dass du ein Segelboot hast, und dann wirst du ein passendes Boot kaufen, ich komme vorbei, und dann fährst du mich auf den See, und alles ist prima. Ich finde, du brauchst unbedingt ein Segelboot. Sagt sie, und kichert, weiss sie doch, dass du Segelboote nicht zwingend aufregend und spannend findest, und Surfboards bevorzugst, auf denen nicht mal einer allein stehen kann.
Das, liebe Iris, war ein Zweckkauf. Ich brauche was zum Anziehen, und Hemden allein sind auf Passstrassen etwas zu wenig. Ich brauche was mit hohen Krägen für die endlosen Kilometer zwischen Verona und Modena in der Nacht, und am Gardasee kann es am Abend empfindlich kalt, ganz einfach kalt, arschkalt sein. Die ganze Bardot-Hausschneider-Geschichte, die Nizza-Connection, die mehr-als-Lacoste-Denke, das alles ist mir offen gesagt egal. Krawatten hätte ich nicht gebraucht, aber nachdem du darauf bestehst, auch Krawatten. Aber kein Segelboot, kein Monte Carlo, und das hier ist auch nicht Paris, oder ein Flagship Store, das ist nur die übliche Provinz und ein Witz der Globalisierung.

Und weil diesmal Iris nicht antwortet und du leichte Sorgen hast, dass es zu unhöflich ausgedrückt war, redest du weiter: Du kennst doch Frau W.? Herr W. hat ihr in den 70er Jahren das Zeug von seinen Reisen mitgebracht. Ihr Sohn P. bekam diese Nippesflugzeuge mit den Namen der Fluglinien drauf, und Frau W., die von sich dachte, dass sie aussieht wie Bardot, bekam diese Kleider. Die dann umgearbeitet werden mussten, um zu passen. Das war jedesmal ein enormer logistischer Aufwand, Herr W. musste manchmal die Flüge umbuchen, um in Paris Zwischenaufenthalte zu haben. Legenden kommen noch aus einer Zeit, in der nicht jeder immer alles haben konnte. Legenden entstehen nicht, wenn alles immer sofort verfügbar ist. Legenden sterben, wenn sie zu reduplizieren sind. Das war mal was, vor Jahrzehnten. Inzwischen ist er tot und seine Firma aufgekauft worden, und irgendeine Entscheidung eines Münchner Konzerns sorgt dafür, dass hier Leute sind, die Zugänge zu dem vermitteln, was heute hier hergestellt wird. Paris? Die Legende. Das hier?
Draussen gleitet die Bebauung der 50er Jahre vorbei, nicht gerade das beste Viertel der Provinz.
Das hier ist Globalisierung. Es ist verfügbar. Ich kann in zehn Minuten hinfahren und kaufen. Weil es gut ist, weil es einfacher ist, als nach München zu fahren, weil es sich durchaus lohnt. Es scheint vielleicht Luxus zu sein bei denen, die noch nicht wissen, wie die Globalisierung den Luxus umbringt, aber der Name, den sie reinsticken, könnte beliebig sein. Da steht kein Genuis mehr dahinter, nur noch die brüchige Legende und die Einbildung, selbst wenn es zum sonstigen Wesen passen würde, das auch nur aus brüchigen Legenden besteht. Es ist rational, so etwas zu fertigen, wie es rational ist, so etwas hier zu kaufen, den Rest erfinden wir uns dazu, weil wir es natürlich nicht so haben möchten. Wir würden es natürlich bevorzugen, wenn dergleichen mitgebracht wird, in Flugzeugen, derer sich nur die wenigsten bedienen und die frei sind von Pauschaltouristen, aus Städten, die man nicht für 19 Euro ansteuern kann und von Stoffkünstlern, die wirklich noch mitwirken an der Herstellung. Die Illusion, dass es immer noch so sein könnte, schafft die irrwitzigen Preise auf den Bapperln, und der Umstand, dass es nicht mehr so ist, lässt Susi mit Leuten essen, die es ermöglichen, dass du Möglichkeiten kennst, die illusorischen Preise zerstäuben zu lassen, als wären sie die Legende. Ich, meine Liebe, ich würde doch nie nach solchen Marken gehen. Ich...
Du, mein Bester, mischt sich Iris nun doch ein, bist doch derjenige, der sich mal für 400 Mark mal ein Byblos-Hemd gekauft hat, mit Spitzen am Kragen, und einen lindgrünen Gaultieranzug, und da war doch auch mal so ein schwarzer Yamamoto-Frack, oder?
Nein, sagst du empört.
Ich weiss es aber noch ganz genau, betont Iris.
der frack war nicht schwarz, sondern schwarz mit weissen Kreidestreifen, gibst du klein bei und beginnst, über das wetter zu reden, das ausnehmend schön ist
donalphons, 01:36h
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4 Jahre für Falk
Auch wenn die alten New Economy Skandale gegenüber der aktuellen Krise Kleinigkeiten sind, so freut es moch doch, dass Alexander Falk in erster Instanz zu vier Jahren Haft verurteilt wurde -wegen versuchten Betruges. Da wäre vielleicht noch mehr gegangen, aber immerhin. Ein kleiner Wink für die Pfeifen der 2. Generation, die auch gerne ihre Zahlen schönlügen.
donalphons, 15:21h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 8. Mai 2008
Luxus in grauen Tagen
Ganz erstaunlich: Da gibt es also eine Finanzkrise. Und was Huber und Beckstein im kleinen Bayern gemacht haben, das Ausmass der Krise wider besseren Wissens vertuscht und gezielt verheimlicht, wird andernorts genauso betrieben. man gibt zu, was man zugeben muss, um weitere Mittel des Staates für die eigenen kriminellen Machenschaften zu erhalten, hält dann die Börsenkurse wackliger Banken im akzeptablen Bereich und spekuliert mit den frischen Mitteln in Boommärkte - man könnte auch sagen, man plundert die Verbraucher mit steigenden Benzin- und Nahrungsmittelkosten, vielleicht fabriziert man, wie es gerade durch den Zyklon in Burma angeheizt wird, zusammen mit der Preistreiberei zu all dem Elend auch noch eine Hungerkatastrophe. Und erstaunlicherweise findet sich noch immer kein Nihilist, der in solcherlei Personen eine Bombe wirft. Wirklich erstaunlich. Oh, bitte, ich lehne solche Gewalt natürlich ab, aber dennoch ist es erstaunlich.
Und so kann die Freundin von Joe Wallstreet auch weiterhin überlegen, welchen Maserati sie will, und in welches Nobelrestaurant sie zum Essen eingeladen werden möchte. Dort versteht sie zwar nicht, warum das Besteck von Christofle stammt, aber egal, hauptsache es sieht gut aus, und sie kann es halten. Haben Sie, verehrte Leser, übrigens schon mal in Kreisen von Investoren gegessen? Ganz erstaunlich, das. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass BWLer seltenst Stil und Umgangsformen jenseits der Ratschläge des per se schon erbärmlichen Managermagazins haben, und bei Tisch kann man das prächtig beobachten, bäuerliche Sitten in städtischer Verkleidung, kein Genuss beim Zuschauen und sicherlich auch absolut kein Grund, etwas Besseres als Einweggeschirr hinzuschmeissen. Gebet den Drecksäuen, was der Drecksäue ist.
Das war nicht immer und überall so. Letzte Woche etwa war ich auf der Auer Dult, die leider wie immer heftig überpreist ist, und, da ich die dortigen Preise für das noch zu findende Gebrauchsbesteck für meine neue Wohnung nicht finden konnte, fuhr ich weiter über die Isar zu einem Haushaltsauflöser. Und wie es der Zufall so wollte: In einer Kiste war ein altes, schwarzes Kistchen, und auf dessen rosa
Rücken stand in alter Schrift: Gebrauchsbesteck.

Allerdings von der Sorte, wie Joe Wallstreet es kaum kennen dürfte: Das klassische Cluny von Christofle, noch mit alten Eisenklingen, und für einen sehr vernünftigen Preis zu haben. Christofle ist übrigens eine dieser amüsanten Wirtschaftsgeschichten, die ihren Ausgang mit massivem Dumping nahm: Nur 1% der von anderen Goldschmieden veranschlagten Summe brauchte die Firma um 1850, um für Napoleon III. ein Luxustafelbesteck zu fertigen. Das Geheimnis war die Elektroversilberung, die bald überall als billige Alternative zum den Festtagen vorbehaltenen Echtsilber geschätzt wurde. Das geht soweit, dass diese Versilberung in Frankreich einfach "Christofle Silber" genannt wird. Und weiter, denn was früher ein Schnäppchen war, kostet heute für das hier gezeigte Set auch schon an die 1000 Euro. Übertrieben wie die Hauspreise in den USA, aber wie man sieht: Wenn man nur an den richtigen Orten sucht und abwartet,ist auch das Beste so gefallen, wie es Huber und Beckstein bald droht. Und das Besteck kann man im Gegensatz zu diesen beiden immer noch verwenden.
Braucht jemand in Brüssel vielleicht noch abgehalfterte Bilanzenzocker?
Und so kann die Freundin von Joe Wallstreet auch weiterhin überlegen, welchen Maserati sie will, und in welches Nobelrestaurant sie zum Essen eingeladen werden möchte. Dort versteht sie zwar nicht, warum das Besteck von Christofle stammt, aber egal, hauptsache es sieht gut aus, und sie kann es halten. Haben Sie, verehrte Leser, übrigens schon mal in Kreisen von Investoren gegessen? Ganz erstaunlich, das. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass BWLer seltenst Stil und Umgangsformen jenseits der Ratschläge des per se schon erbärmlichen Managermagazins haben, und bei Tisch kann man das prächtig beobachten, bäuerliche Sitten in städtischer Verkleidung, kein Genuss beim Zuschauen und sicherlich auch absolut kein Grund, etwas Besseres als Einweggeschirr hinzuschmeissen. Gebet den Drecksäuen, was der Drecksäue ist.
Das war nicht immer und überall so. Letzte Woche etwa war ich auf der Auer Dult, die leider wie immer heftig überpreist ist, und, da ich die dortigen Preise für das noch zu findende Gebrauchsbesteck für meine neue Wohnung nicht finden konnte, fuhr ich weiter über die Isar zu einem Haushaltsauflöser. Und wie es der Zufall so wollte: In einer Kiste war ein altes, schwarzes Kistchen, und auf dessen rosa
Rücken stand in alter Schrift: Gebrauchsbesteck.

Allerdings von der Sorte, wie Joe Wallstreet es kaum kennen dürfte: Das klassische Cluny von Christofle, noch mit alten Eisenklingen, und für einen sehr vernünftigen Preis zu haben. Christofle ist übrigens eine dieser amüsanten Wirtschaftsgeschichten, die ihren Ausgang mit massivem Dumping nahm: Nur 1% der von anderen Goldschmieden veranschlagten Summe brauchte die Firma um 1850, um für Napoleon III. ein Luxustafelbesteck zu fertigen. Das Geheimnis war die Elektroversilberung, die bald überall als billige Alternative zum den Festtagen vorbehaltenen Echtsilber geschätzt wurde. Das geht soweit, dass diese Versilberung in Frankreich einfach "Christofle Silber" genannt wird. Und weiter, denn was früher ein Schnäppchen war, kostet heute für das hier gezeigte Set auch schon an die 1000 Euro. Übertrieben wie die Hauspreise in den USA, aber wie man sieht: Wenn man nur an den richtigen Orten sucht und abwartet,ist auch das Beste so gefallen, wie es Huber und Beckstein bald droht. Und das Besteck kann man im Gegensatz zu diesen beiden immer noch verwenden.
Braucht jemand in Brüssel vielleicht noch abgehalfterte Bilanzenzocker?
donalphons, 21:16h
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Arbeitsplanung
Übernächste Woche schon was vor? Daheim? Unabkömmlich? Tja. Das ist nicht gut. Denn das hier wäre besser: Endlich schafft es die Mille Miglia, alle Fahrzeuge mit Bildern schon vorher online zu stellen. Natürlich immer noch kein Vergleich, wenn nächsten Freitag der Pulk Richtung Desenzano startet, verfolgt von einer kleinen Barchetta und dem Blogautor am Steuer. Nicht, weil ich kann. Sondern weil ich muss. Journalismus ist manchmal gar kein schlechter Beruf.
donalphons, 19:45h
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Empfehlung heute - Lu ist
besoffen in Zeulenroda. Besoffen in Zeulenroda klingt wie ein Filmtitel über die immer noch nicht ganz untergegangene DDR, aber bei dem Text, wie auch den vorhergehenden, geht es um etwas anderes.
donalphons, 19:08h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 8. Mai 2008
60
Geburtstagstarte für ein kleines Land im Nahen Osten, das von sich behauptet, auch mein Land zu sein, qua Geburt und so.

Zwischenzeitlich hat übrigens ein gewisser Herr Broder, der heutigentags versucht, unter anderem bei einer widerlichen Onlinegosse auf der islamfeindlichen Welle zu reiten, auch mal den Versuch unternommen, in Israel mit seiner einnehmenden Art und seinen Wortbeiträgen Fuss zu fassen. Bald war er wieder in Deutschland, wo man sowas erstaunlicherweise sogar abdruckt, einlädt und, was ich wirklich schlimm finde, als "jüdische Stimme" wahrnimmt.

Gratuliere, Israel. Wären dort alle nur extremistische, publicitygeile Maulhelden gewesen, gäbe es nichts zu feiern.

Zwischenzeitlich hat übrigens ein gewisser Herr Broder, der heutigentags versucht, unter anderem bei einer widerlichen Onlinegosse auf der islamfeindlichen Welle zu reiten, auch mal den Versuch unternommen, in Israel mit seiner einnehmenden Art und seinen Wortbeiträgen Fuss zu fassen. Bald war er wieder in Deutschland, wo man sowas erstaunlicherweise sogar abdruckt, einlädt und, was ich wirklich schlimm finde, als "jüdische Stimme" wahrnimmt.

Gratuliere, Israel. Wären dort alle nur extremistische, publicitygeile Maulhelden gewesen, gäbe es nichts zu feiern.
donalphons, 00:40h
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Empfehlung heute - Reisebegleitung
Ich hoffe, dass irgendwann einmal auch die andere Geschichte, die mit der Oma, erzählt wird.
donalphons, 00:32h
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55
Ich habe vorgestern Abend mit dem Vorsatz gebrochen, dieses Früh/Sommerhalbjahr keinerlei Podiumsveranstaltungen zu besuchen, besonders nicht in Ostdeutschland, und werde im Juni in Weimar sein. Das öffentliche Interesse sucht sich andere Wege; Buchbeiträge, Einschätzungen und Meinungen werden gefragt, und weil die Tage schön und die Reisespesen vorhanden sind, kommen auch manche vorbei und machen so eine Art "Home Story". Weitgereiste Gäste, die schon hier und dort waren und aus anderen Städten, namentlich dem grossen Berlin und seinen kleinen Geistern zu berichten wissen, wie dort mein "hier" beurteilt wird. Hintenrum, natürlich.
Heute ist gerade mal keiner da, ich sitze auf meiner Dachterasse und im Ofen zergeht langsam der Grana Padano unter den Auberginenscheiben und den Tomatenschnitten, ich habe etwas Zeit, und deshalb würde ich gerne mal die Frage umdrehen: Wenn meine Gegenwart woanders schon als unerträglich betrachtet wird - wie ist das dann mit der eigenen Zukunft?
Mein geschätzter Namensvetter hat ein Stück verfasst, dem ich ausnahmsweise keinesfalls zustimmen möchte, denn mit 15 Jahren Abstand, das im Alter der üblichen "Topblogger" kein allzu weiter Zeithorizont ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass einer von denen noch so hochmütig auf die herabsieht, die nicht zu dem Jobhoppertum und Quarterlifecrisis kennenden und praktizierenden digitalen Lumpenproletariat gehören. Meine Erfahrungen mit der Industrie sind auch dergestalt, dass man sowohl als Firma als auch als Mitarbeiter versucht, der Tätigkeit einen Sinn zu geben, und ich habe sehr viele Firmen kennengelernt, in denen das vorzüglich gelungen ist.
Berliner Arroganz könnte es sich niemals vorstellen, mal 6 Monate über einem Bauabschnitt ein Planum freizukratzen, obwohl sie dank der Alimentierung des Staates für Akademiker sowas wie die geistigen Voraussetzungen haben könnten, darin einen Sinn zu sehen. Die Leute, mit denen ich das gemacht habe, waren weder gebildet, noch standen ihnen irgendwelche anderen Optionen des arbeitsvermeidenden Verarschens von zahlungswilligen Deppen, das Geschäftsmodell derer Adicalinkis, zur Verfügung. Es waren schlecht bezahlte ABM-Stellen, man war auf dieser Siedlung der Chamer Gruppe dem Wetter ausgesetzt, und die Befunde waren nicht so, dass man dabei viel Besonderes hätte erkennen können: Scherben statt Gold, Hauspfosten statt Statuen, das übliche Klein-Klein eines chalkolithischen Dorfes, und nein, in der Chamer Gruppe sind noch nicht mal die Scherben schön, wie etwa noch bei den Bandkeramikern. Trotzdem gab es ein gemeinsames Ziel, eine Arbeitsauffassung, und den gemeinsamen Willen, alle Unterschiede zwischen Studenten des Fachs und arbeitslosen Gemeindearbeitern bei der Erfassung der Fundstellen zu überbrücken, und das bei einer Aufgabe, die Aussenstehenden zumindest leicht esotherisch erscheinen mag.
Es war eine gute Zeit, und es waren gute Leute. Das ist etwas, das ich von einer Reihe nachfolghender, besser bezahlter und nach aussen auch besser wirkenden Beschäftigungen nicht behaupten kann. Es gab in der Audi welche, die am Tag einen halben Kasten soffen, aber das waren - auffällige - Ausnahmen. In der New Economy waren die meisten entweder naturprall, drogensüchtig oder einfach nur Kriminelle, trotzdem fand man diese Leute toll und wollte dort arbeiten. Es hat lange gedauert, bis manche begriffen haben, dass verbindliche Arbeitszeiten, Urlaubsgeld und Feiertage ebenso sinnvoll sind, wie ein Tarifvertrag und ein Arbeitszeugnis, das den Namen einer Firma enthält, deren erste Suchtreffer nicht bei Dotcomtod sind.
Natürlich hat einer, der sich 35 Jahre mit Unterbrechungen von Kleinjob zu Kleinjob hangelt, weniger Ansprüche an das Rentensystem, als ein Bandarbeiter. Ich denke sogar, dass er das Recht hat, Bandarbeiter zu bemitleiden - Bandarbeiter, Angestellte, Sachbearbeiter und Beamte fänden den Zustand derer, die in Berlin bleiben müssen, weil sie woanders so nicht existieren können, auch nicht cool, und legen Wert auf ein Eigenheim mit Garten, Terasse, zwei Kinder und Zweitwagen.
Ich kenne beide Seiten. Ich möchte keine Rente, kein Auto, kein sicherheitsrelevantes Teil, keine Meinungsbildung, keinen Flugzeugmotor, kein Brötchen, keine Möbel, keine Wohnung, bei der das digitale Lumpenpack mitzureden hat. Jenseits von Blogvermarktung, gehäkelten iPodtaschen,Trashtalkshows und Zoomer.de ist für diese Leute Todeszone, man muss dort was können und in Zyklen leisten, die erheblich länger sind als die durchschnittliche Lebensdauer eines Startups von Sascha Lobo. Am Ende gibt es dafür eine Rente, die nicht so sicher ist, wie man es sich wünschen würde. Aber immer noch sicherer als die Gefühle, die solche Typen haben, wenn sie mal etwas älter sind. Weil die anderen am Band nämlich vorgesorgt haben. 1200 Euro Rente sind gar nicht so wenig, wenn man ein eigenes Haus hat, etwas Vermögen und ein intaktes Umfeld mit Beziehungen, die einem das Brennholz für den Kamin billiger beschaffen können, und einen im Sommer mit Obst und Gemüse zuwerfen.
Das ist nicht jedermanns Sache, aber man schliesse jetzt mal die Augen und stelle sich so einen Vorzeige-Hanswursten und seine Arbeitsauffassung mit den 55 Jahren vor, mit denen der normale Bandarbeiter an den Vorruhestand denkt. Grau, sicher auch etwas abgehetzt, nicht wirklich erfolgsverwöhnt und das, was über die Jahre angefallen ist, ging drauf für Miete, Umziehen, Fahrerei, Repräsentation, aber nichts Bleibendes. Das Wissen, mal der König der Berliner Penner gewesen zu sein, ist dann vermutlich weniger wert, als drei Hunderter mehr Rente. Bleiben noch 30 Jahre Lebenszeit, die auch irgendwie gefüllt werden müssen. Aber mit was? Profibloggen? IPhonehüllen häkeln?
Bandarbeit ist nicht cool, und ich würde auch nicht die Arbeit meiner Eltern machen wollen. Genauso, wie meine Eltern den Kopf schütteln, wenn ich ihnen erzähle, wie ich mein Geld verdiene. Das finden sie nicht cool. Alt werden ist auch nicht cool. Vorsorgen ist nicht cool.
Aber Altersarmut ist noch weitaus uncooler. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Politik, die der arbeitenden Mehrheit verpflichtet ist, später mal Ausnahmeregelungen für berufsjugendliche Leute schafft, die sich nicht quälen wollen, sondern das tun, was ihnen Spass macht. Das muss man sich erst mal lei.. oh. Himmel! Mein Grana-Padano-Baguette!
Heute ist gerade mal keiner da, ich sitze auf meiner Dachterasse und im Ofen zergeht langsam der Grana Padano unter den Auberginenscheiben und den Tomatenschnitten, ich habe etwas Zeit, und deshalb würde ich gerne mal die Frage umdrehen: Wenn meine Gegenwart woanders schon als unerträglich betrachtet wird - wie ist das dann mit der eigenen Zukunft?
Mein geschätzter Namensvetter hat ein Stück verfasst, dem ich ausnahmsweise keinesfalls zustimmen möchte, denn mit 15 Jahren Abstand, das im Alter der üblichen "Topblogger" kein allzu weiter Zeithorizont ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass einer von denen noch so hochmütig auf die herabsieht, die nicht zu dem Jobhoppertum und Quarterlifecrisis kennenden und praktizierenden digitalen Lumpenproletariat gehören. Meine Erfahrungen mit der Industrie sind auch dergestalt, dass man sowohl als Firma als auch als Mitarbeiter versucht, der Tätigkeit einen Sinn zu geben, und ich habe sehr viele Firmen kennengelernt, in denen das vorzüglich gelungen ist.
Berliner Arroganz könnte es sich niemals vorstellen, mal 6 Monate über einem Bauabschnitt ein Planum freizukratzen, obwohl sie dank der Alimentierung des Staates für Akademiker sowas wie die geistigen Voraussetzungen haben könnten, darin einen Sinn zu sehen. Die Leute, mit denen ich das gemacht habe, waren weder gebildet, noch standen ihnen irgendwelche anderen Optionen des arbeitsvermeidenden Verarschens von zahlungswilligen Deppen, das Geschäftsmodell derer Adicalinkis, zur Verfügung. Es waren schlecht bezahlte ABM-Stellen, man war auf dieser Siedlung der Chamer Gruppe dem Wetter ausgesetzt, und die Befunde waren nicht so, dass man dabei viel Besonderes hätte erkennen können: Scherben statt Gold, Hauspfosten statt Statuen, das übliche Klein-Klein eines chalkolithischen Dorfes, und nein, in der Chamer Gruppe sind noch nicht mal die Scherben schön, wie etwa noch bei den Bandkeramikern. Trotzdem gab es ein gemeinsames Ziel, eine Arbeitsauffassung, und den gemeinsamen Willen, alle Unterschiede zwischen Studenten des Fachs und arbeitslosen Gemeindearbeitern bei der Erfassung der Fundstellen zu überbrücken, und das bei einer Aufgabe, die Aussenstehenden zumindest leicht esotherisch erscheinen mag.
Es war eine gute Zeit, und es waren gute Leute. Das ist etwas, das ich von einer Reihe nachfolghender, besser bezahlter und nach aussen auch besser wirkenden Beschäftigungen nicht behaupten kann. Es gab in der Audi welche, die am Tag einen halben Kasten soffen, aber das waren - auffällige - Ausnahmen. In der New Economy waren die meisten entweder naturprall, drogensüchtig oder einfach nur Kriminelle, trotzdem fand man diese Leute toll und wollte dort arbeiten. Es hat lange gedauert, bis manche begriffen haben, dass verbindliche Arbeitszeiten, Urlaubsgeld und Feiertage ebenso sinnvoll sind, wie ein Tarifvertrag und ein Arbeitszeugnis, das den Namen einer Firma enthält, deren erste Suchtreffer nicht bei Dotcomtod sind.
Natürlich hat einer, der sich 35 Jahre mit Unterbrechungen von Kleinjob zu Kleinjob hangelt, weniger Ansprüche an das Rentensystem, als ein Bandarbeiter. Ich denke sogar, dass er das Recht hat, Bandarbeiter zu bemitleiden - Bandarbeiter, Angestellte, Sachbearbeiter und Beamte fänden den Zustand derer, die in Berlin bleiben müssen, weil sie woanders so nicht existieren können, auch nicht cool, und legen Wert auf ein Eigenheim mit Garten, Terasse, zwei Kinder und Zweitwagen.
Ich kenne beide Seiten. Ich möchte keine Rente, kein Auto, kein sicherheitsrelevantes Teil, keine Meinungsbildung, keinen Flugzeugmotor, kein Brötchen, keine Möbel, keine Wohnung, bei der das digitale Lumpenpack mitzureden hat. Jenseits von Blogvermarktung, gehäkelten iPodtaschen,Trashtalkshows und Zoomer.de ist für diese Leute Todeszone, man muss dort was können und in Zyklen leisten, die erheblich länger sind als die durchschnittliche Lebensdauer eines Startups von Sascha Lobo. Am Ende gibt es dafür eine Rente, die nicht so sicher ist, wie man es sich wünschen würde. Aber immer noch sicherer als die Gefühle, die solche Typen haben, wenn sie mal etwas älter sind. Weil die anderen am Band nämlich vorgesorgt haben. 1200 Euro Rente sind gar nicht so wenig, wenn man ein eigenes Haus hat, etwas Vermögen und ein intaktes Umfeld mit Beziehungen, die einem das Brennholz für den Kamin billiger beschaffen können, und einen im Sommer mit Obst und Gemüse zuwerfen.
Das ist nicht jedermanns Sache, aber man schliesse jetzt mal die Augen und stelle sich so einen Vorzeige-Hanswursten und seine Arbeitsauffassung mit den 55 Jahren vor, mit denen der normale Bandarbeiter an den Vorruhestand denkt. Grau, sicher auch etwas abgehetzt, nicht wirklich erfolgsverwöhnt und das, was über die Jahre angefallen ist, ging drauf für Miete, Umziehen, Fahrerei, Repräsentation, aber nichts Bleibendes. Das Wissen, mal der König der Berliner Penner gewesen zu sein, ist dann vermutlich weniger wert, als drei Hunderter mehr Rente. Bleiben noch 30 Jahre Lebenszeit, die auch irgendwie gefüllt werden müssen. Aber mit was? Profibloggen? IPhonehüllen häkeln?
Bandarbeit ist nicht cool, und ich würde auch nicht die Arbeit meiner Eltern machen wollen. Genauso, wie meine Eltern den Kopf schütteln, wenn ich ihnen erzähle, wie ich mein Geld verdiene. Das finden sie nicht cool. Alt werden ist auch nicht cool. Vorsorgen ist nicht cool.
Aber Altersarmut ist noch weitaus uncooler. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Politik, die der arbeitenden Mehrheit verpflichtet ist, später mal Ausnahmeregelungen für berufsjugendliche Leute schafft, die sich nicht quälen wollen, sondern das tun, was ihnen Spass macht. Das muss man sich erst mal lei.. oh. Himmel! Mein Grana-Padano-Baguette!
donalphons, 16:27h
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