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Montag, 5. Januar 2009
Eine kleine Neujahrsansprache
an nervige Futuristen ohne Zukunft findet sich an der Blogbar.
donalphons, 14:24h
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Mafiakrieg 2009
Der Londoner Bankeristi-Clan wird von der italienischen Corrumbazi-Familie beschuldigt, sie bei einem milliardenschweren Geldgeschäft übers Ohr gehauen zu haben. Wenn das so stimmen sollte, kommen auf manche Bankmanager und Kommunalpolitiker unschöne Tage zu, und ausserdem wird man bei den Corrumbazis fragen, welcher Neffe da was einschob, bevor er unterschrieben hat.
1, 2, sind wir nicht alle ein bisschen Madoff?
1, 2, sind wir nicht alle ein bisschen Madoff?
donalphons, 08:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 4. Januar 2009
Landleben & Lügen
Es kann passieren, dass ich zu krank für den Wochenmarkt bin, und zu schlapp, um mehr als einen Platzhalter für einen Tagesbeitrag ins Blog zu setzen. Aber an einem Sonntag, da ich es gesundheitsbedingt nicht zum Flohmarkt schaffe, bin ich tot oder in einer Krankenstation ans Bett gefesselt. Ich habe es mit einem frisch gebrochenen Zeh bis nach Pfaffenhofen, über den gesamten Antikmarkt und wieder heim geschafft, da hält mich so ein läppischer - und angesichts des genetisch bedingten Allesfressermagens ohnehin lächerlicher - Totalzusammenbruch des Verdauungstraktes auch nicht auf, wenn die Tapetentische in der Nachbarschaft aufgestellt werden. Gut, mir war so schlecht, dass mir die PIN-Nummer meiner Karte entfallen ist, aber wenn ich vor einer Trouvaille stehe -

So etwas, zum Beispiel. Ich bin ja mit Villeroy und Boch grossgeworden; für meine Frau Mama ist V&B in etwa das, was Hutschenruther für mich ist: Der Inbegriff von einer hochwertigen Porzellanmarke. Das erste Service, das sich meine Eltern zusammen kauften, war folgerichtig das Dekor "Burgenland" in blau, und wenn ich als Kind die zentimeterdicke Zuckerschicht unter dem Tee ausgelöffelt hatte, starrte ich begeistert auf das von Felsen und Ruinen überragte Flusstal, das sich auf dem Boden der Tasse fand. Dieses Dekor geht zurück auf das 18. Jahrhundert, als man überall auf dem Kontinent Kupferdruckplatten als geeignetes Mittel entdeckte, Bilder auf Porzellan zu übertragen, und damit die Kosten für das teure "weisse Gold" soweit zu senken, dass es sich auch Bürgerliche leisten konnten. Nicolas Villeroy hat das Verfahren neben anderen hierzulande populär gemacht - erfunden haben es aber 1756 zwei Briten, namens John Sadler and Guy Green. Reich geworden sind damit jedoch zwei andere Herren, die nicht nur die Technik, sondern auch Gespür für den Markt und Industrialisierung hatten; Genies an der Grenze zwischen perfektem Handwerk und kühlem Rechnen: Josiah Wedgwood und Enoch Wood.

Dieses Geschirr nun nimmt ein populäres Dekor des zweiten, heute unbekannteren Meisters wieder auf: "English Scenery" nennen sich die Abbildungen, die das englische Landleben mit seinen Bauern, Cottages, Dörfern, Feldern und Tieren in etwa so harmonisch darstellen, wie man seit dem 18. Jahrhundert und seiner pastoralen Idyllen diese Umgebung eben so darzustellen pflegt, wenn man sie geniessen und nicht wie die dargestelltenLeibeigenen Bauern erdulden muss. Enoch Wood war seinerzeit noch weit entfernt von den Brüchen dieses Lebens, die in "Priscilla auf Reisen" von Elizabeth von Arnim so idealtypisch zwischen ruraler Blödheit, Standesdünkeln und Bigotterie aufgezeigt werden. Oder gar den Verwicklungen zwischen Spiessertum und Fortschritt, die man aus dem Landhaus "Windy Corner" kennt, in dem E. M. Foster seine Helden weitaus weniger angenehme Dinge erleben lässt, als sie noch aus Florenz in einem Zimmer mit Aussicht kannten.

Nein, es ist eher das Idyll, das hierzulande all unsere Grosstanten aus "Der Doktor und das liebe Vieh" kannten, und die beiden dicken, alten und mit viel Gold behängten Damen, die das Geschirr mit seinen 24 Teilen feilboten und mit nicht ungewählten Ausdrücken anpriesen, dürften die Serie auch gekannt haben - vielleicht so gut, dass sie immer noch in britischen Vorkriegspreisen rechneten, anders ist der geringe Betrag, den sie forderten, nicht zu verstehen. Ein kleiner Blick in die üblichen Webseiten der Porzellanersatzteile - man mag es nicht glauben, aber tatsächlich ist der globale Vertrieb von Ersatzteilen für alte Tanten ein wirklich lukratives Onlinegeschäftsmodell - zeigt, dass die beiden das erkennbar nie genutzte Geschirr nicht ganz einzuschätzen wussten. Auch, wenn es nicht zwingend nobel aussieht, auch, wenn es bunt erscheint und etwas zu üppig dekoriert, so müsste man heute für die harmonischen Landschaften eine Schneise der Verwüstung in das eigene Budget schlagen. 500 - 600 Euro, das dürfte in etwa der Preis für alles gewesen sein, und so viel würden nicht viele nebenbei ausgeben, um zu drei anderen Servicen mit Goldrand etwas rustikal Hübsches für das kommende Frühjahr zu haben, wenn gegenüber der Terrasse wieder die Kühe mit den Glocken bimmeln.

Gezahlt habe ich, ach, irrelevant, es geht schliesslich nicht um das, was es kostet, sondern um das, was man daran findet. Ich mag dieses verklärte England, diese ruhigen Bilder, nicht, weil sie nicht verlogen wären, sondern weil ihre Verlogenheit immer noch charmanter ist, als der Betrug der Citybanker, die Gier der Hedge Fonds, die widerlichen Folgen der schlimmsten europäischen Politikerin des 20. Jahrhunderts, und dem, was dieser armen Insel in den kommenden Jahren an unschönen Folgen für die hemmungslose Hingabe an den besoffenen Zuhälter des freien Marktes droht. Eine Insel, von der aus die Industrialisierung begann, und von der nur das hier blieb:

Ein Stempel. Denn Enoch Woods Imperium brach bereits 1845 zusammen, als seine Kinder, 5 Jahre nach seinem Tod, an ihr Kapital für das Leben in Saus und Braus wollten, und es aus der Firma abzogen. Damals standen ein paar tausend Töpfer vor dem Nichts. Ein grosses, aber nicht gerade glückliches Vorbild für die späten Nachfahren von Wood & Sons, die sich nicht mit den allerbesten Gründen auf den bestenfalls entfernt verwandten, alten Enoch beriefen, aber doch von 1865 an weiter alle Welt kuntinuierlich un hochwertig mit dem klassischen Bild Englands belieferten. 140 Jahre lang, bis 2005. Dann gingen sie pleite, während die englische Landschaft zugepflastert wurde mit teuren, kreditfinanzierten Neubauten mit Krediten, die nie wieder eine Idylle hervorbringen werden.
Wie auch immer: Der bessere Teil der englischen Lügen hat einen guten Platz gefunden.

So etwas, zum Beispiel. Ich bin ja mit Villeroy und Boch grossgeworden; für meine Frau Mama ist V&B in etwa das, was Hutschenruther für mich ist: Der Inbegriff von einer hochwertigen Porzellanmarke. Das erste Service, das sich meine Eltern zusammen kauften, war folgerichtig das Dekor "Burgenland" in blau, und wenn ich als Kind die zentimeterdicke Zuckerschicht unter dem Tee ausgelöffelt hatte, starrte ich begeistert auf das von Felsen und Ruinen überragte Flusstal, das sich auf dem Boden der Tasse fand. Dieses Dekor geht zurück auf das 18. Jahrhundert, als man überall auf dem Kontinent Kupferdruckplatten als geeignetes Mittel entdeckte, Bilder auf Porzellan zu übertragen, und damit die Kosten für das teure "weisse Gold" soweit zu senken, dass es sich auch Bürgerliche leisten konnten. Nicolas Villeroy hat das Verfahren neben anderen hierzulande populär gemacht - erfunden haben es aber 1756 zwei Briten, namens John Sadler and Guy Green. Reich geworden sind damit jedoch zwei andere Herren, die nicht nur die Technik, sondern auch Gespür für den Markt und Industrialisierung hatten; Genies an der Grenze zwischen perfektem Handwerk und kühlem Rechnen: Josiah Wedgwood und Enoch Wood.

Dieses Geschirr nun nimmt ein populäres Dekor des zweiten, heute unbekannteren Meisters wieder auf: "English Scenery" nennen sich die Abbildungen, die das englische Landleben mit seinen Bauern, Cottages, Dörfern, Feldern und Tieren in etwa so harmonisch darstellen, wie man seit dem 18. Jahrhundert und seiner pastoralen Idyllen diese Umgebung eben so darzustellen pflegt, wenn man sie geniessen und nicht wie die dargestellten

Nein, es ist eher das Idyll, das hierzulande all unsere Grosstanten aus "Der Doktor und das liebe Vieh" kannten, und die beiden dicken, alten und mit viel Gold behängten Damen, die das Geschirr mit seinen 24 Teilen feilboten und mit nicht ungewählten Ausdrücken anpriesen, dürften die Serie auch gekannt haben - vielleicht so gut, dass sie immer noch in britischen Vorkriegspreisen rechneten, anders ist der geringe Betrag, den sie forderten, nicht zu verstehen. Ein kleiner Blick in die üblichen Webseiten der Porzellanersatzteile - man mag es nicht glauben, aber tatsächlich ist der globale Vertrieb von Ersatzteilen für alte Tanten ein wirklich lukratives Onlinegeschäftsmodell - zeigt, dass die beiden das erkennbar nie genutzte Geschirr nicht ganz einzuschätzen wussten. Auch, wenn es nicht zwingend nobel aussieht, auch, wenn es bunt erscheint und etwas zu üppig dekoriert, so müsste man heute für die harmonischen Landschaften eine Schneise der Verwüstung in das eigene Budget schlagen. 500 - 600 Euro, das dürfte in etwa der Preis für alles gewesen sein, und so viel würden nicht viele nebenbei ausgeben, um zu drei anderen Servicen mit Goldrand etwas rustikal Hübsches für das kommende Frühjahr zu haben, wenn gegenüber der Terrasse wieder die Kühe mit den Glocken bimmeln.

Gezahlt habe ich, ach, irrelevant, es geht schliesslich nicht um das, was es kostet, sondern um das, was man daran findet. Ich mag dieses verklärte England, diese ruhigen Bilder, nicht, weil sie nicht verlogen wären, sondern weil ihre Verlogenheit immer noch charmanter ist, als der Betrug der Citybanker, die Gier der Hedge Fonds, die widerlichen Folgen der schlimmsten europäischen Politikerin des 20. Jahrhunderts, und dem, was dieser armen Insel in den kommenden Jahren an unschönen Folgen für die hemmungslose Hingabe an den besoffenen Zuhälter des freien Marktes droht. Eine Insel, von der aus die Industrialisierung begann, und von der nur das hier blieb:

Ein Stempel. Denn Enoch Woods Imperium brach bereits 1845 zusammen, als seine Kinder, 5 Jahre nach seinem Tod, an ihr Kapital für das Leben in Saus und Braus wollten, und es aus der Firma abzogen. Damals standen ein paar tausend Töpfer vor dem Nichts. Ein grosses, aber nicht gerade glückliches Vorbild für die späten Nachfahren von Wood & Sons, die sich nicht mit den allerbesten Gründen auf den bestenfalls entfernt verwandten, alten Enoch beriefen, aber doch von 1865 an weiter alle Welt kuntinuierlich un hochwertig mit dem klassischen Bild Englands belieferten. 140 Jahre lang, bis 2005. Dann gingen sie pleite, während die englische Landschaft zugepflastert wurde mit teuren, kreditfinanzierten Neubauten mit Krediten, die nie wieder eine Idylle hervorbringen werden.
Wie auch immer: Der bessere Teil der englischen Lügen hat einen guten Platz gefunden.
donalphons, 23:18h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 3. Januar 2009
Amerikanische vs. deutsche Medien
Während in Deutschland Leute wie Joe Ackermann auf ihre geteuen Speichellecker und Arschkriecher bei den "führenden" deutschen Wirtschaftstiteln setzen können, und auch Personen wie der unter Insiderhandelverdacht stehende Ex-HypeRealEstate-Boss Funke auf gnädige Beurteilung ihres Schaffens hoffen dürfen, zeigen die Amerikaner, wie man spät, zu spät, aber immerhin dem Journalismus ein Stück Würde zurückgeben kann.
Da ist einmal dieser Beitrag über die Subprimeproblematik im Walstreet Journal von der runtergekommenen Baracke einer Bewohnerin mit Messie-Erkrankung über eine Hypothek und drei Banken bishin zum Lehrerpensionsfonds von Oklahoma. Da kommt zwar oft ein "didn't respond to requests for comment" von den Verantwortlichen, aber der Fall ist selbsterklärend.
Und die New York Times schaut hinter die bröckelnden Kulissen des angeblichen Wirtschaftswunderlandes Irland, in einem Beitrag, den man ausdrucken und jedem von Lobbyisten gekauften Politabschaum zu fressen geben sollte, der uns in den letzten Jahren erzählt hat, wie ungleich fortschrittlicher doch die Iren die Wirtschaft voranbringen. Der "keltische Tiger", der gute Chancen auf die Nachfolge der "Jobmaschine Internet" als Phrase ahnungsloser Knallchargen hat.
Aber statt der Recherche liegt es den deutschen Kaufstrichern der Redaktionsstuben natürlich näher, ein Konjunkturpaket zu fordern, möglichst dick, mit Steuergeschenken der Bauart "der fetten Sau den Arsch geschmiert", den man zu bekriechen gedenkt, und möglichst breit gestreut, um unkontrolliert zu sein, und wenn dazu ein Bailout für die Medien kommt, wird das ganz sicher ein Erfolg.
Da ist einmal dieser Beitrag über die Subprimeproblematik im Walstreet Journal von der runtergekommenen Baracke einer Bewohnerin mit Messie-Erkrankung über eine Hypothek und drei Banken bishin zum Lehrerpensionsfonds von Oklahoma. Da kommt zwar oft ein "didn't respond to requests for comment" von den Verantwortlichen, aber der Fall ist selbsterklärend.
Und die New York Times schaut hinter die bröckelnden Kulissen des angeblichen Wirtschaftswunderlandes Irland, in einem Beitrag, den man ausdrucken und jedem von Lobbyisten gekauften Politabschaum zu fressen geben sollte, der uns in den letzten Jahren erzählt hat, wie ungleich fortschrittlicher doch die Iren die Wirtschaft voranbringen. Der "keltische Tiger", der gute Chancen auf die Nachfolge der "Jobmaschine Internet" als Phrase ahnungsloser Knallchargen hat.
Aber statt der Recherche liegt es den deutschen Kaufstrichern der Redaktionsstuben natürlich näher, ein Konjunkturpaket zu fordern, möglichst dick, mit Steuergeschenken der Bauart "der fetten Sau den Arsch geschmiert", den man zu bekriechen gedenkt, und möglichst breit gestreut, um unkontrolliert zu sein, und wenn dazu ein Bailout für die Medien kommt, wird das ganz sicher ein Erfolg.
donalphons, 22:18h
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Ein gemeinhin ungenanntes Problem historischer Bauten
Am See, in einem ziemlich neuen gebäude aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist es nie wirklich kalt. Die Decken sind niedrig, überall sind heizende Nachbarn, und unter dem Boden ist der Heizraum für die ganze Anlage. Am See ist es ganz einfach, man dreht die heizung etwas auf, stellt den Sessel in die passende Richtung und geniesst den Winter vor dem Fenster.

Aber wie es nun mal so ist, beenden Verpflichtungen irgendwann auch den längsten Ferienaufenthalt, und so vertauschte ich den breiten Sessel mit dem schmalen Pilotensitz des Roadsters und begab mich Richtung Autobahn. Oder besser, zum vereisten Abflussrohr für holländische Geisterfahrer, die beharrlich alle Spuren blockierten und einen der Staus produzierten, in denen eine italienische Heizung mal zeigen kann, was sie alles so nicht drauf hat. Heizen, zum Beispiel.
Nur drei Stunden später - normalerweise schaffe ich die Strecke in 5 Minuten, erreichte ich dann das Donautal, fand vor der Wohnungstür ein hübsches Paket mit einer viktorianischen Kanne und dahinter eine sagenhafte Kälte vor. Die Mieter heizen nicht, weil sie ausgeflogen sind, und die dicken Mauern hatten sehr viel Zeit, sauber auszukühlen. Jetzt, sieben Stunden, zwei Kerzen, zwei Kannen Tee und den massiven Einsatz des Föns später, ist es warm genug, um schlafen zu können. Morgen früh dann dürfte es bacherlwarm sein.

Draussen auf der Strasse grölen ein paar Besoffene, und ich frage mich, ob eine Kanne kaltes Wasser in so einer Nacht schon eine Körperveletzung wäre. Das macht die Kälte. Kälte lässt einen gemein und unerträglich werden. Weniger die Kälte draussen, als die Kälte an Orten, wo man sie nicht erwarten würde. Nicht gerad die beste zeit, den vorletzten Anzug verkaufen zu müssen. Morgen ist Wochenmarkt - dann höre ich vielleicht, wer hier von der bessern Gesellschaft inzwischen Feuerholz und Öl sparen muss.
Es wird ein harter Winter, in den grossen, alten Häusern.

Aber wie es nun mal so ist, beenden Verpflichtungen irgendwann auch den längsten Ferienaufenthalt, und so vertauschte ich den breiten Sessel mit dem schmalen Pilotensitz des Roadsters und begab mich Richtung Autobahn. Oder besser, zum vereisten Abflussrohr für holländische Geisterfahrer, die beharrlich alle Spuren blockierten und einen der Staus produzierten, in denen eine italienische Heizung mal zeigen kann, was sie alles so nicht drauf hat. Heizen, zum Beispiel.
Nur drei Stunden später - normalerweise schaffe ich die Strecke in 5 Minuten, erreichte ich dann das Donautal, fand vor der Wohnungstür ein hübsches Paket mit einer viktorianischen Kanne und dahinter eine sagenhafte Kälte vor. Die Mieter heizen nicht, weil sie ausgeflogen sind, und die dicken Mauern hatten sehr viel Zeit, sauber auszukühlen. Jetzt, sieben Stunden, zwei Kerzen, zwei Kannen Tee und den massiven Einsatz des Föns später, ist es warm genug, um schlafen zu können. Morgen früh dann dürfte es bacherlwarm sein.

Draussen auf der Strasse grölen ein paar Besoffene, und ich frage mich, ob eine Kanne kaltes Wasser in so einer Nacht schon eine Körperveletzung wäre. Das macht die Kälte. Kälte lässt einen gemein und unerträglich werden. Weniger die Kälte draussen, als die Kälte an Orten, wo man sie nicht erwarten würde. Nicht gerad die beste zeit, den vorletzten Anzug verkaufen zu müssen. Morgen ist Wochenmarkt - dann höre ich vielleicht, wer hier von der bessern Gesellschaft inzwischen Feuerholz und Öl sparen muss.
Es wird ein harter Winter, in den grossen, alten Häusern.
donalphons, 03:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 1. Januar 2009
Nicht spiessig.
Auch auf die Gefahr hin, in den Hipsterbrutzellen von Hoyerswerda bis Tübingen missverstanden zu werden, möchte ich nach einiger Lektüre zu den Ereignissen des neuen Jahres ein paar Dinge klarstellen:

Spiessig ist es nicht, sein Leben selbst zu bestimmen und friedlich Dinge zu tun, die einem geraten scheinen, selbst wenn dabei nicht viel passiert. Mit hunderttausend anderen auf Partymeilen grölen ist dagegen in etwa so fortschrittlich wie im Sportpalast Ja brüllen.

Es ist nicht spiessig, sich an Zweigen zu erfreuen, die vom Schnee überzuckert aus einem japanischen Holzschnitt stammen könnten. Es ist absolut nicht akzeptabel, sich zweimal im Jahr den Genuss eines Besuchs im Radladen anzutun, weil irgendwelche Cretins Räder als Allgemeingut ansehen.

Es ist nicht spiessig, im Berg den Entgegenkommenden ohne Unterschied einen guten Tag zu wünschen, denn damit zeigt man: Ich habe Dich gesehen, und wenn etwas sein sollte, helfe ich Dir. Du und ich, wir sind, wenn es darauf ankommt, eine Gemeinschaft. Es ist im Gegensatz dazu alles andere als sozial, vermeintliche Luxusautos anzuzünden und daneben auch noch andere Fahrzeuge mit zu beschädigen.

Es ist selbstverständlich und keinesfalls spiessig, oben auf der Alm jeden kleinen Rest Müll von der Brotzeit sorgfältig einzupacken und unten im Tal in den Mülleimer zu werfen. Es ist überhaupt nicht cool, sich zu besaufen und anschliessend die Flasche unter Autoreifen zu legen, oder sie auf dem Radweg zu zerdeppern, oder in geschlossenen Räumen Menschen mit Böllern zu bewerfen.

Man muss die Polizei nicht mögen, aber diese Leute sind keine Spiesser, sondern sie tun ihren Job - was viele Cretins vermutlich erst verstehen, wenn sie zu alt sind, um sich zu einem Mob zu firmieren und Wachen zwecks der Gaudi angreifen, und trotz ihrer verkorksten Existenz jemand brauchen, wenn sie von ihren Nachfolgern zwecks Ausraubung gestiefelt wurden.

In fact gibt es eigentlich nichts Langweiligeres, Dümmeres und Spiessigeres als asoziales Benehmen. Das kann jeder Depp. Der Spiesser von heute trägt nicht Loden, sondern Baseballkappe, Kapuzenshirt und ipod. Des Neuen Spiessers Eiche Rustikal heisst Billy, der Moselwein Coffee2go und der Schweinebraten Maxidöner zum auf der Strasse fressen. Der Spiesser von heute hat einen billigen Job mit beschissenen Arbeitszeiten und erwartet, dass die Läden für ihn bis Mitternacht aufhaben. Der Spiesser von heute fordert WLAN überall und beschwert sich über die deutsche Dienstnichtleistungsmentalität. Der Spiesser will alles, er gibt nichts und bescheisst bei der Fahrtkostenabrechnung. Der moderne Spiesser kann mit jeder Form asozialen Lebens prima leben, solange sein Macbook Pro keine Schramme bekommt. Dem modernen Spiesser schaut weg, wenn jemand randaliert, solange es nicht seine Lebensideale stört. Der neue Spiesser verteidigt seine Künstlersozialkasse, wie der alte Spiesser Kohl wegen der Rente wählte. Der moderne Spiesser hat seinen reinen, selbstbezogenen Egoismus an die Stelle des alten spiessigen Egoismus gesetzt, der alles kontrollieren wollte. Der moderne Spiesser hat deshalb nicht mehr mal ein Herz für einen Pudel. Man kann darüber reden, ob der neue Spiesser mit seiner Leckmich-Haltung ein widerlicheres Arschloch als der alte Kontroletti-Spiesser ist, und unter wem man besser leben würde, wenn man nicht das Glück hat, täglich a la Marinetti auf den Altar dieses Packs spucken zu können. Was fraglos die beste Art des Umgangs mit diesen Problemen ist.

Spiessig ist es nicht, sein Leben selbst zu bestimmen und friedlich Dinge zu tun, die einem geraten scheinen, selbst wenn dabei nicht viel passiert. Mit hunderttausend anderen auf Partymeilen grölen ist dagegen in etwa so fortschrittlich wie im Sportpalast Ja brüllen.

Es ist nicht spiessig, sich an Zweigen zu erfreuen, die vom Schnee überzuckert aus einem japanischen Holzschnitt stammen könnten. Es ist absolut nicht akzeptabel, sich zweimal im Jahr den Genuss eines Besuchs im Radladen anzutun, weil irgendwelche Cretins Räder als Allgemeingut ansehen.

Es ist nicht spiessig, im Berg den Entgegenkommenden ohne Unterschied einen guten Tag zu wünschen, denn damit zeigt man: Ich habe Dich gesehen, und wenn etwas sein sollte, helfe ich Dir. Du und ich, wir sind, wenn es darauf ankommt, eine Gemeinschaft. Es ist im Gegensatz dazu alles andere als sozial, vermeintliche Luxusautos anzuzünden und daneben auch noch andere Fahrzeuge mit zu beschädigen.

Es ist selbstverständlich und keinesfalls spiessig, oben auf der Alm jeden kleinen Rest Müll von der Brotzeit sorgfältig einzupacken und unten im Tal in den Mülleimer zu werfen. Es ist überhaupt nicht cool, sich zu besaufen und anschliessend die Flasche unter Autoreifen zu legen, oder sie auf dem Radweg zu zerdeppern, oder in geschlossenen Räumen Menschen mit Böllern zu bewerfen.

Man muss die Polizei nicht mögen, aber diese Leute sind keine Spiesser, sondern sie tun ihren Job - was viele Cretins vermutlich erst verstehen, wenn sie zu alt sind, um sich zu einem Mob zu firmieren und Wachen zwecks der Gaudi angreifen, und trotz ihrer verkorksten Existenz jemand brauchen, wenn sie von ihren Nachfolgern zwecks Ausraubung gestiefelt wurden.

In fact gibt es eigentlich nichts Langweiligeres, Dümmeres und Spiessigeres als asoziales Benehmen. Das kann jeder Depp. Der Spiesser von heute trägt nicht Loden, sondern Baseballkappe, Kapuzenshirt und ipod. Des Neuen Spiessers Eiche Rustikal heisst Billy, der Moselwein Coffee2go und der Schweinebraten Maxidöner zum auf der Strasse fressen. Der Spiesser von heute hat einen billigen Job mit beschissenen Arbeitszeiten und erwartet, dass die Läden für ihn bis Mitternacht aufhaben. Der Spiesser von heute fordert WLAN überall und beschwert sich über die deutsche Dienstnichtleistungsmentalität. Der Spiesser will alles, er gibt nichts und bescheisst bei der Fahrtkostenabrechnung. Der moderne Spiesser kann mit jeder Form asozialen Lebens prima leben, solange sein Macbook Pro keine Schramme bekommt. Dem modernen Spiesser schaut weg, wenn jemand randaliert, solange es nicht seine Lebensideale stört. Der neue Spiesser verteidigt seine Künstlersozialkasse, wie der alte Spiesser Kohl wegen der Rente wählte. Der moderne Spiesser hat seinen reinen, selbstbezogenen Egoismus an die Stelle des alten spiessigen Egoismus gesetzt, der alles kontrollieren wollte. Der moderne Spiesser hat deshalb nicht mehr mal ein Herz für einen Pudel. Man kann darüber reden, ob der neue Spiesser mit seiner Leckmich-Haltung ein widerlicheres Arschloch als der alte Kontroletti-Spiesser ist, und unter wem man besser leben würde, wenn man nicht das Glück hat, täglich a la Marinetti auf den Altar dieses Packs spucken zu können. Was fraglos die beste Art des Umgangs mit diesen Problemen ist.
donalphons, 22:29h
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Irrsinnig komisch
"Madame d´Halières liess ein bezauberndes Lachen hören."
Crebillon der Jüngere, Les faits et gestes du Vicomte de Nantel
Nun, es mag scheinen, als hätte uns das Jahr 2009 zuerst mal ein wenig eingeschneit, was sich am Morgen vom Platz an der Heizung aus ganz hübsch machte. Nicht viel Schnee, aber doch genug, dass sich am Hügel gegenüber die Kinder rutschend ihre Knochen brechen. Wenn schon Winter, dann so.

Ich gehöre ja zu denen, deren gute Erziehung alte Weisheiten wie "gleich abräumen heisst später weniger arbeiten" zu vermitteln wusste, und gemeinhin halte ich mich auch daran; was übrig ist von der grossen Völlerei des Vorabends, ist bereits wieder weggeräumt, und nur wenige Reste künden von den Belustigungen des Vorabends mit drei sich steigernden Gängen, deren letzter etwas zu üppig geraten ist, und schuld sind nur die Österreicher, die Ricotta gegenüber Creme Fraiche billig erscheinen lassen, der Himmel mag wissen, warum.

Ja, es mag dumm sein, den Ricotta eines beliebten Herstellers billiger anzubieten, als die Creme Fraiche des Hausanbieters. Dennoch scheint es dem österreichischen Laden blendend zu gehen, wenn man den mit deutschen Fahrzeugen überfüllten Parkplatz sieht. Anders sieht es in den UdSSA aus, wohin mein Blick in den letzten Tagen seltener streifte - dort gibt es Finanzakrobatik, die man nur als Salto Mortale bezeichnen kann. Da ist etwa der im Besitz des Hedge Fonds Cerberus befindliche Autofinanzierer GMAC, der einen 6 Milliarden schwerden Bailout bekommen hat, gegen 8% Zinsen und Anteile für den Staat. Und was macht GMAC mit all dem schönen Geld? Sie teilen eine 0%-Finanzierung für grosse Opels an Leute aus, die sich als fleischgewordenes Ausfallrisiko ganz sicher keines dieser hässlichen Autos leisten könnten.

Wenn GMAC 4% jährliche Betriebskosten hat, 8% Zinsen zahlt und 0% Zinsen bekommt, und obendrein eine mild geschätzte Ausfallrate mit 5% hat, ist das Bailoutgeld in den 6 Jahren durchgebrannt, die diese tollen neuen Angebote dauern sollen. Es ist vollkommen klar, dass so etwas nicht gut gehen kann und wird - weder für GMAC, noch für einen Autobauer, der mit dem gestrigen Tag offensichtlich so eine Art pleite war. Und weil das alles natürlich nicht so sein darf, stellt das Finanzministerium quasi unbegrenzt Mittel für alles und jeden bereit, der was mit dem Bau dieser Schrottabwerkfahrzeuge zu tun hat. Der Staat als Bank für Firmen, die Banken zu riskant wären. Der Staat als Subprimesammler. Bis er selbst Subprime ist.

Ist es nicht toll? Bevor diese Ikonen der amerikanischen Wirtschaft pleite gehen, geht einfach der Staat pleite. Zugunsten der Private Equity Branche, der Akteinbesitzer, der Banken, und wer immer sonst noch Geld braucht. So macht man nadelabhängige Junkies, so perfektioniert man die Tricks, um den Staat auszunehmen, so ist es leichter, als irgendwas zu bauen, was die Leute auch kaufen wollen. Subprime hat die Krise ausgelöst, Subprime führt sie weiter, und wenn man nur genug Lügner findet, die das alles schön darstellen - hey, FTD, ich hoffe für Euch, dass Ihr endlich mal den Marktliberalismus zu spüren bekommt, den ihr predigt - kommt man schon irgendwie durch, Hauptsache, die Kurse steigen.
Heute ist es GM, die nur noch über den Tag überleben wollen. Demnächst dann der Staat, und seine Währung. Haltet Euch gut fest.
Crebillon der Jüngere, Les faits et gestes du Vicomte de Nantel
Nun, es mag scheinen, als hätte uns das Jahr 2009 zuerst mal ein wenig eingeschneit, was sich am Morgen vom Platz an der Heizung aus ganz hübsch machte. Nicht viel Schnee, aber doch genug, dass sich am Hügel gegenüber die Kinder rutschend ihre Knochen brechen. Wenn schon Winter, dann so.

Ich gehöre ja zu denen, deren gute Erziehung alte Weisheiten wie "gleich abräumen heisst später weniger arbeiten" zu vermitteln wusste, und gemeinhin halte ich mich auch daran; was übrig ist von der grossen Völlerei des Vorabends, ist bereits wieder weggeräumt, und nur wenige Reste künden von den Belustigungen des Vorabends mit drei sich steigernden Gängen, deren letzter etwas zu üppig geraten ist, und schuld sind nur die Österreicher, die Ricotta gegenüber Creme Fraiche billig erscheinen lassen, der Himmel mag wissen, warum.

Ja, es mag dumm sein, den Ricotta eines beliebten Herstellers billiger anzubieten, als die Creme Fraiche des Hausanbieters. Dennoch scheint es dem österreichischen Laden blendend zu gehen, wenn man den mit deutschen Fahrzeugen überfüllten Parkplatz sieht. Anders sieht es in den UdSSA aus, wohin mein Blick in den letzten Tagen seltener streifte - dort gibt es Finanzakrobatik, die man nur als Salto Mortale bezeichnen kann. Da ist etwa der im Besitz des Hedge Fonds Cerberus befindliche Autofinanzierer GMAC, der einen 6 Milliarden schwerden Bailout bekommen hat, gegen 8% Zinsen und Anteile für den Staat. Und was macht GMAC mit all dem schönen Geld? Sie teilen eine 0%-Finanzierung für grosse Opels an Leute aus, die sich als fleischgewordenes Ausfallrisiko ganz sicher keines dieser hässlichen Autos leisten könnten.

Wenn GMAC 4% jährliche Betriebskosten hat, 8% Zinsen zahlt und 0% Zinsen bekommt, und obendrein eine mild geschätzte Ausfallrate mit 5% hat, ist das Bailoutgeld in den 6 Jahren durchgebrannt, die diese tollen neuen Angebote dauern sollen. Es ist vollkommen klar, dass so etwas nicht gut gehen kann und wird - weder für GMAC, noch für einen Autobauer, der mit dem gestrigen Tag offensichtlich so eine Art pleite war. Und weil das alles natürlich nicht so sein darf, stellt das Finanzministerium quasi unbegrenzt Mittel für alles und jeden bereit, der was mit dem Bau dieser Schrottabwerkfahrzeuge zu tun hat. Der Staat als Bank für Firmen, die Banken zu riskant wären. Der Staat als Subprimesammler. Bis er selbst Subprime ist.

Ist es nicht toll? Bevor diese Ikonen der amerikanischen Wirtschaft pleite gehen, geht einfach der Staat pleite. Zugunsten der Private Equity Branche, der Akteinbesitzer, der Banken, und wer immer sonst noch Geld braucht. So macht man nadelabhängige Junkies, so perfektioniert man die Tricks, um den Staat auszunehmen, so ist es leichter, als irgendwas zu bauen, was die Leute auch kaufen wollen. Subprime hat die Krise ausgelöst, Subprime führt sie weiter, und wenn man nur genug Lügner findet, die das alles schön darstellen - hey, FTD, ich hoffe für Euch, dass Ihr endlich mal den Marktliberalismus zu spüren bekommt, den ihr predigt - kommt man schon irgendwie durch, Hauptsache, die Kurse steigen.
Heute ist es GM, die nur noch über den Tag überleben wollen. Demnächst dann der Staat, und seine Währung. Haltet Euch gut fest.
donalphons, 14:47h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 31. Dezember 2008
Kontinuität im Fortgang
"Champagner, Candelight, Musik und Tanz begleiten das Grand Menü."
Aus dem Sylvesterprogramm eines feinen Rottacher Hotels
Sagen wir mal so: Wenn 2009 wird, wie mein letzter Tag 2008 war, kann es gar nicht schlecht werden, wenn man nicht gerade Banker, Werber, Berufsblogger oder PRler ist, denn die Krise ist da noch nicht eingepreist. Statt dessen wird sein:

Grandiose Aussichten für die, die über den Dingen stehen.

Beste Unterhaltung im Sonnenschein.

Bezahlbare kulinarische Freuden in unbezahlbarem Ambiente.

Einzigartige Gipfelerlebnisse fern der kleinlichen Bedenken.

Grandiose Sonnenuntergänge am See.

Und natürlich immer ein paar Zentimeter Schnee unter den Kufen beim Talwärts fahren, wenn es die anderen beim wilden 09er Ritt in die Botanik nagelt. Rutscht gut - und passt in den Kurven auf.
Aus dem Sylvesterprogramm eines feinen Rottacher Hotels
Sagen wir mal so: Wenn 2009 wird, wie mein letzter Tag 2008 war, kann es gar nicht schlecht werden, wenn man nicht gerade Banker, Werber, Berufsblogger oder PRler ist, denn die Krise ist da noch nicht eingepreist. Statt dessen wird sein:

Grandiose Aussichten für die, die über den Dingen stehen.

Beste Unterhaltung im Sonnenschein.

Bezahlbare kulinarische Freuden in unbezahlbarem Ambiente.

Einzigartige Gipfelerlebnisse fern der kleinlichen Bedenken.

Grandiose Sonnenuntergänge am See.

Und natürlich immer ein paar Zentimeter Schnee unter den Kufen beim Talwärts fahren, wenn es die anderen beim wilden 09er Ritt in die Botanik nagelt. Rutscht gut - und passt in den Kurven auf.
donalphons, 19:43h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 31. Dezember 2008
Das vielleicht letzte Picnic des Jahres
1100 Meter hoch oben über dem Tegernsee, Sonne, 11 Grad, windstill, Sicht 150 Kilometer, gute Literatur.

Das Blau des Himmels in Technicolorkitsch, kein Laut aus dem Tal, nur ein paar Fesselballone über Gmund.

Über den Berg der Felssturz hinunter zum Ödberg und weiter nach Norden, Gmund noch im feinsten Wetter, dahinter unter dem allgegenwärtigen Dunst und den Abgasen der Städte in der grauen Zone:

(Grossbild)
1 Stuttgart
2 Augsburg
3 Frankfurt
4 München
5 Hamburg
6 Berlin

Das Blau des Himmels in Technicolorkitsch, kein Laut aus dem Tal, nur ein paar Fesselballone über Gmund.

Über den Berg der Felssturz hinunter zum Ödberg und weiter nach Norden, Gmund noch im feinsten Wetter, dahinter unter dem allgegenwärtigen Dunst und den Abgasen der Städte in der grauen Zone:

(Grossbild)
1 Stuttgart
2 Augsburg
3 Frankfurt
4 München
5 Hamburg
6 Berlin
donalphons, 00:11h
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Schon eingepreist
Das schönste Fernsehprogramm ist immer noch der Ofen, sagt die Beifahrerin, und sie hat so unrecht nicht. Was nicht nur an der aufgehenden Tarte, sondern auch an der Alternative liegt.

Eine Alternative, die, wie auch das Internet, sich im Bereich Wirtschaft einer grossen Lüge hingibt, dem "ist schon eingepreist", wenn irgendwelche kroiminelle Koksfresser in Frankfurt Papiere nach oben zocken, deren Aussichten in den kommenden Jahren miserabel sind. Dabei gibt man ohnehin ur zu, was man zugeben muss. Auch, wenn ganze Geschäftsbereiche wegbrechen, die Börse klammert sich an der Blase fest und negiert, was jahrelang gepredigt wurde: Dass sie eigentlich in der Lage sein soll, das zukünftige KGV einzupreisen.

Da schaut es 2009 mehr als mau aus. Gerade Banken mit starkem Investmentgeschäft. Überhaupt sieht es gar nicht so arg nach Kreditklemme aus: Im Gegenteil, es wird weniger investiert, also braucht man auch weniger Kredite. Und Banken. Tatsächlich würde man vielleicht aus mit der Hälfte der Banken auskommen, und volkswirtschaftlich besser fahren. Kommt vielleicht 2009. Lustigerweise sind Banken trotz der Kursmanipulationen immer noch so billig, dass sie eigentlich Angreifer anziehen müssten. Aber niemand findet sich, der sich jetzt sowas ans Bein hängen will. Ab einem Kursziel von 3 Euro können wir nochmal drüber reden.

Wenn man davon ausgeht, dass diese Leute dort die Entwicklung generell zu positiv einschätzen, werden wir nach dem Platzen der Obama-Blase ein lustiges Frühjahr sehen, und all diejenigen, die jetzt - zum wievielten Mal eigentlich? - von Bodenfindung reden, dürften ein paar unschöne Überraschungen erleben. Staatsanleihen, Währungen, Rohstoffe: Alles, was nicht gerade der von den Pressemehrlochhinhaltern ohne Fachkenntnis unter Beobachtung steht, also, sagen wir mal: Alles, was nicht der DAX ist, ist ausser Kontrolle.

Und natürlich wartet man auch heute wie schon nach der New Economy von einer grossen Entschuldigung derjenigen, die sich haben kaufen und nur zu gerne haben anlügen lassen. Iich wünsche keinem was Schlechtes, aber wenn für 10 arbeitslose Banker auch ein PR-Stricher und sein Medienfreier aus Arbeitssuche geschickt werden, ist das nicht gerade ein Anlass für Trauer. Auch das, keine Sorge, wird man dann als "schon eingepreist" bezeichnen.

"Schon eingepreist" ist nur das Mantra zur Selbstvergewisserung unserer modernen Scharlatane und Zukunftsschauer, das "wir wussten das alles schon vorher", man sollte sie anspucken, wenn sie dergleichen Lügen verbreiten, und sie wissen lassen, dass die Reinigung ebenfalls eingepreist ist; nur wenn ihnen jemand, wenn die Welt die Schnauze voll hat von diesen Leuten, das Maul einschlagen würde - das müssten sie dann selber zahlen.

Eine Alternative, die, wie auch das Internet, sich im Bereich Wirtschaft einer grossen Lüge hingibt, dem "ist schon eingepreist", wenn irgendwelche kroiminelle Koksfresser in Frankfurt Papiere nach oben zocken, deren Aussichten in den kommenden Jahren miserabel sind. Dabei gibt man ohnehin ur zu, was man zugeben muss. Auch, wenn ganze Geschäftsbereiche wegbrechen, die Börse klammert sich an der Blase fest und negiert, was jahrelang gepredigt wurde: Dass sie eigentlich in der Lage sein soll, das zukünftige KGV einzupreisen.

Da schaut es 2009 mehr als mau aus. Gerade Banken mit starkem Investmentgeschäft. Überhaupt sieht es gar nicht so arg nach Kreditklemme aus: Im Gegenteil, es wird weniger investiert, also braucht man auch weniger Kredite. Und Banken. Tatsächlich würde man vielleicht aus mit der Hälfte der Banken auskommen, und volkswirtschaftlich besser fahren. Kommt vielleicht 2009. Lustigerweise sind Banken trotz der Kursmanipulationen immer noch so billig, dass sie eigentlich Angreifer anziehen müssten. Aber niemand findet sich, der sich jetzt sowas ans Bein hängen will. Ab einem Kursziel von 3 Euro können wir nochmal drüber reden.

Wenn man davon ausgeht, dass diese Leute dort die Entwicklung generell zu positiv einschätzen, werden wir nach dem Platzen der Obama-Blase ein lustiges Frühjahr sehen, und all diejenigen, die jetzt - zum wievielten Mal eigentlich? - von Bodenfindung reden, dürften ein paar unschöne Überraschungen erleben. Staatsanleihen, Währungen, Rohstoffe: Alles, was nicht gerade der von den Pressemehrlochhinhaltern ohne Fachkenntnis unter Beobachtung steht, also, sagen wir mal: Alles, was nicht der DAX ist, ist ausser Kontrolle.

Und natürlich wartet man auch heute wie schon nach der New Economy von einer grossen Entschuldigung derjenigen, die sich haben kaufen und nur zu gerne haben anlügen lassen. Iich wünsche keinem was Schlechtes, aber wenn für 10 arbeitslose Banker auch ein PR-Stricher und sein Medienfreier aus Arbeitssuche geschickt werden, ist das nicht gerade ein Anlass für Trauer. Auch das, keine Sorge, wird man dann als "schon eingepreist" bezeichnen.

"Schon eingepreist" ist nur das Mantra zur Selbstvergewisserung unserer modernen Scharlatane und Zukunftsschauer, das "wir wussten das alles schon vorher", man sollte sie anspucken, wenn sie dergleichen Lügen verbreiten, und sie wissen lassen, dass die Reinigung ebenfalls eingepreist ist; nur wenn ihnen jemand, wenn die Welt die Schnauze voll hat von diesen Leuten, das Maul einschlagen würde - das müssten sie dann selber zahlen.
donalphons, 12:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 29. Dezember 2008
Inversionswetterlage
Es ist kalt im Tal. Schön und bitterkalt. Wenigstens ist es nur diesig und nicht graubraun wie über München, wo sich die Abgase von hier aus erkennbar über der Stadt sammeln.

Der surreale Traum der erstarrten Landschaft verliert sich schon nach ein paar Metern im Wald, und auf der ersten Lichtung hat der Berg alle Zweideutigkeit abgeschüttelt; zurück bleibt ein Bilderbuchaufstieg durch eine Reisekataloglandschaft.

Oben auf dem Sonnenhang dann der Blick über das Tal: Unten die schwere, kalte Luft voller Dunst und Nebel, darüber die klare Luft der Berge und Sonnenschein. Man sieht sehr deutlich die Inversionsschicht, an der das schlechtere Wetter an seine Grenzen stösst.

(Grossbild)
Das hat sein Gutes und sein Schlechtes. Die Fernsicht nach München und Augsburg ist begrenzt, denn die liegen unter der Dunstglocke. Dafür ist es hier oben mit der vom Schnee reflektierten Sonne bacherlwarm. Man kann gar nicht anders als eine Stunde bräunen.

GemeinerNetterweise bekommen die Münchner gar nicht richtig mit, dass sie in einem stickigen Abgasmoloch sitzen, denn wenn sie nach oben schauen, sieht es dennoch blau aus. Man müsste anstelle der Plakatwerbung solche Bilder übertragen, mit der Aufschrift: "Fühlen Sie sich gefälligst schlechter - das Wetter ist gar nicht so schön, wie Sie glauben".

Aber das wäre natürlich nicht nett in einer Stadt, die Sorgen um ihre Banken und ihre Erfolgsgeschichte hat, und die ausserden schon mit der Staatspartei gestraft ist. Eine Staatspartei, die eine Art Inversionswetterlage des Terrors gegen die eigene Bevölkerung ist: Man weiss, wie schön es hier sein könnte, aber über allem lastet der Dreck, der Rauch und der Gestank all der Dekaden voller dummdreister Korruption, Lüge und Scheinheiligkeit.

Der surreale Traum der erstarrten Landschaft verliert sich schon nach ein paar Metern im Wald, und auf der ersten Lichtung hat der Berg alle Zweideutigkeit abgeschüttelt; zurück bleibt ein Bilderbuchaufstieg durch eine Reisekataloglandschaft.

Oben auf dem Sonnenhang dann der Blick über das Tal: Unten die schwere, kalte Luft voller Dunst und Nebel, darüber die klare Luft der Berge und Sonnenschein. Man sieht sehr deutlich die Inversionsschicht, an der das schlechtere Wetter an seine Grenzen stösst.

(Grossbild)
Das hat sein Gutes und sein Schlechtes. Die Fernsicht nach München und Augsburg ist begrenzt, denn die liegen unter der Dunstglocke. Dafür ist es hier oben mit der vom Schnee reflektierten Sonne bacherlwarm. Man kann gar nicht anders als eine Stunde bräunen.


Aber das wäre natürlich nicht nett in einer Stadt, die Sorgen um ihre Banken und ihre Erfolgsgeschichte hat, und die ausserden schon mit der Staatspartei gestraft ist. Eine Staatspartei, die eine Art Inversionswetterlage des Terrors gegen die eigene Bevölkerung ist: Man weiss, wie schön es hier sein könnte, aber über allem lastet der Dreck, der Rauch und der Gestank all der Dekaden voller dummdreister Korruption, Lüge und Scheinheiligkeit.
donalphons, 22:28h
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Sechstimmobilie oder was zu tun bleibt
[x] Wohnung oben im Stadtpalast
[x] Wohnung in der Maxvorstadt
[x] grosse Wohnung im Stadtpalast
[x] Wohnung am Tegernsee
[ ] Villa Minerva in Riva/Gardasee

[ ] Bergalmhütte ohne Internet
[Edit: Kommentare wegen eines Rekordversuchs der dümmsten Debatte 2008/9 geschlossen]
[x] Wohnung in der Maxvorstadt
[x] grosse Wohnung im Stadtpalast
[x] Wohnung am Tegernsee
[ ] Villa Minerva in Riva/Gardasee

[ ] Bergalmhütte ohne Internet
[Edit: Kommentare wegen eines Rekordversuchs der dümmsten Debatte 2008/9 geschlossen]
donalphons, 15:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 28. Dezember 2008
Bergruhe
Wieder in den Bergen, nach einem kleinen Zwischenhalt beim Antikmarkt Pfaffenhofen, und früh genug für eine kleine Rodeltour in den frühen, viel zu frühen Abend, hinauf über die Dunstschleier auf 1150 Meter, ausruhen, warten, und dann wieder hinunter ins Tal.





Es ist sehr still hier, und vorhin habe ich einfach vergessen, mein Postfach zu öffnen. Vielleicht, wenn ich immer hier wäre, würde ich einfach weniger irgendwas im Internet machen, weniger Nachrichten lesen, weniger Mails beantworten und schreiben, und wie eine um Essen bereicherte und qualitativ minderwertig bebilderte Version des Salzblogs
ausschauen.
Dummerweise muss ich hier am Abend arbeiten. Im Netz. Über das Netz. Und 2009 wird zu wichtig, als dass man davonlaufen und sich davor in einer Hütte in den Bergen verstecken könnte.





Es ist sehr still hier, und vorhin habe ich einfach vergessen, mein Postfach zu öffnen. Vielleicht, wenn ich immer hier wäre, würde ich einfach weniger irgendwas im Internet machen, weniger Nachrichten lesen, weniger Mails beantworten und schreiben, und wie eine um Essen bereicherte und qualitativ minderwertig bebilderte Version des Salzblogs
ausschauen.
Dummerweise muss ich hier am Abend arbeiten. Im Netz. Über das Netz. Und 2009 wird zu wichtig, als dass man davonlaufen und sich davor in einer Hütte in den Bergen verstecken könnte.
donalphons, 23:19h
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