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Sonntag, 28. Dezember 2008
Kochen in Zeiten des Trüffelnotstandes
Was also tun, wenn unverhofft Trüffelbutter in einem Hause ist, das sich um deren Verwendung nie Gedanken gemacht hat, in Zeiten wirtschaftlichen Irrsinns und politischer Eskalation? Nicht unterkriegen lassen, gegen die Malaise der Banken helfen Silber und Damast, gegen den Nahen Osten blauweisses Porzellan, und gegen die Trüffelbutter ein selbst kreiertes Rezept, das da genannt wird:
Gnocchi mit in Trüffelbutter und Ricotta gedünsteten Kräuterseitlingen.

(Grossbild hier, Mittelbild hier)
Dazu nimmt man für zwei Personen die übliche Menge Gnocchi, einen grossen, etwa 80 Gramm schweren Kräuterseitling und schneidet ihn in feine Scheiben. In einer Pfanne erwärmt man 50 Gramm normale Butter und dünstet darin die Scheiben an, und fügt anschliessend einen Esslöffel Ricotta hinzu. Dazu kommen, sobald die Gnocchi im Wasser sind, drei Esslöffel vom Kochwasser, etwas Salz, Pfeffer und Safran, und dann 20 Gramm gute Trüffelbutter. Aufkochen, in eine Sauciere geben und nochmal ein Bröckerl Trüffelbutter dazu, und mehr braucht es eigentlich nicht. Vom Trüffelgeschmack bleibt nur ein angenehmer Hauch, der sich gut mit dem Rest ergänzt. So wird man auch mit dem Trüffelnotstand fertig, ohne, sagen wir mal, die Butter zum Rauskochen von Pfannkuchen zu verwenden.
Gnocchi mit in Trüffelbutter und Ricotta gedünsteten Kräuterseitlingen.

(Grossbild hier, Mittelbild hier)
Dazu nimmt man für zwei Personen die übliche Menge Gnocchi, einen grossen, etwa 80 Gramm schweren Kräuterseitling und schneidet ihn in feine Scheiben. In einer Pfanne erwärmt man 50 Gramm normale Butter und dünstet darin die Scheiben an, und fügt anschliessend einen Esslöffel Ricotta hinzu. Dazu kommen, sobald die Gnocchi im Wasser sind, drei Esslöffel vom Kochwasser, etwas Salz, Pfeffer und Safran, und dann 20 Gramm gute Trüffelbutter. Aufkochen, in eine Sauciere geben und nochmal ein Bröckerl Trüffelbutter dazu, und mehr braucht es eigentlich nicht. Vom Trüffelgeschmack bleibt nur ein angenehmer Hauch, der sich gut mit dem Rest ergänzt. So wird man auch mit dem Trüffelnotstand fertig, ohne, sagen wir mal, die Butter zum Rauskochen von Pfannkuchen zu verwenden.
donalphons, 00:51h
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Es geht uns gut
Es ist gar nicht so schlecht, dass meine vegetarische Marotte daheim und auf dem Markt allgemein bekannt ist. Ich kaufe trotzdem bei Fleischanbietern ein; der Hofladen im Moos zum Beispiel hat ein selbstgebackenes Olivenciabatta, das alles, wirklich alles aussticht, was ich in der Hinsicht aus Italien kenne. Dort, wo ich meine Pilze und den Broccoli kaufe, gäbe es neben anderen ausgefallenen Dingen auch Gänseleberpastete, über die hier erhitzt geredet wird. Doch auch dort kennt man eine - für hiesige Verhältnisse - eigenartige Einstellung zum Fleisch, und folglich wurde mir heute als Präsent nicht die elsässische Innerei, sondern italienische Trüffelbutter mitgegeben. Also, richtige Trüffelbutter. Nicht das aromatisierte Zeug.

Und da haben wir schon das Luxusproblem des guten Essens mitten in der Krise: Trüffel als Pilz sind nämlich auch nicht so meines. Ich mag einen Hauch Trüffel in Ravioli, ich schätze es, wenn man ihn ahnt. Mich hebt es buchstäblich, wenn ich irgendwo beim Essen bin, und nebenan lässt sich ein Parvenü seine Pasta mit Trüffel überreiben, als wäre es Grana Padano der billigeren Sorte. Dazu kommt noch die Erinnerung: In meiner Jugend, nach dem Abitur, rutschte eine Bekannte erst in den Drogenmissbrauch und dann in die Psychosen ab, und dieser auch äusserliche Zerfall wurde von dem leicht fauligen Geruch von Trüffeln begleitet. Das Wissen, dass sich die Trüffelsau bei der Suche eigentlich nach dem Sexualgestank des Ebers orientiert, den sie mit dem Geruch von Trüffeln verwechseln, trägt auch nur begrenzt zu meiner Begeisterung bei - kein Mensch käme auf die Idee, sagen wir mal, Butter am Primärgenital eines männlichen Schweines zu reiben.
Ich bin, das kann man hier sehen, eher ein schlichtes Gemüt, banale frische Pasta mit einer Tomate und ein paar Gewürzen aus meinem Dachgarten ziehe ich im Sommer jedem Edelrestaurant vor, und ich wüsste im Winter wenig, was mir eine grössere Freude bereiten würde, als eine warme, verzwickt süss und sauer schmeckende Kürbistarte mit Schwammerl und Käse, deren Zutaten 2,50 Euro kosten, mithin also ein Zehntel dessen, was für 100 Gramm dieser Butter gezahlt wird. Edle Speisen dagegen verlangen nach komplexen, ein schlichtes Gemüt anstrengende Arrangements, und so kann ich sagen, dass sich italienische Trüffelbutter wirklich sehr gut mit Tete de Moine oder Scamorza ergänzt, wenn man über geschmacksintensive Brezensemmeln verfügt. Vielleicht probiere ich es heute Abend auch mit etwas aus Kartoffeln aus. Ich werde angesichts der wirklich dezenten Verwendung noch lange rumprobieren können, aber wieder einmal merke ich, dass ich die Verfeinerung nach Gusto der Masse nur bis zu einem gewissen Grad ertrage, dann wird es zu viel, dann brauche ich das Bodenständige, die Erde, ein Brett, die Kälte, einen schlichten Frischkäse wie den St. Ceols und ein Stück Kartoffelbrot, oder ein in Käse ersäuftes Gratin.
Ich bin eigenartig, ich weiss. Es gäbe so viel Wein zu trinken und Fleischstücke zu hypen, man könnte sich mit Fischeiern gross tun, ich habe Krebsmesser und Austernzangen aus Silber daheim, aber es geht mir gut, wie es ist, und nur, weil etwas anders schmeckt und mit Leid für das Tier verbunden ist, muss ich es nicht mögen. Generell frage ich mich, was eigentlich exklusiv ist: Der Cretin, der in einem Zelt unter hunderten anderer Hirnloser das Ergebnis einer Sternekantine a la Glotze in sich hineinschaufelt, oder derjenige, der die, seien wir ehrlich, banalen Grundlagen der Mythen kennt und für sich beschliesst, dass er es nicht haben muss.

Und da haben wir schon das Luxusproblem des guten Essens mitten in der Krise: Trüffel als Pilz sind nämlich auch nicht so meines. Ich mag einen Hauch Trüffel in Ravioli, ich schätze es, wenn man ihn ahnt. Mich hebt es buchstäblich, wenn ich irgendwo beim Essen bin, und nebenan lässt sich ein Parvenü seine Pasta mit Trüffel überreiben, als wäre es Grana Padano der billigeren Sorte. Dazu kommt noch die Erinnerung: In meiner Jugend, nach dem Abitur, rutschte eine Bekannte erst in den Drogenmissbrauch und dann in die Psychosen ab, und dieser auch äusserliche Zerfall wurde von dem leicht fauligen Geruch von Trüffeln begleitet. Das Wissen, dass sich die Trüffelsau bei der Suche eigentlich nach dem Sexualgestank des Ebers orientiert, den sie mit dem Geruch von Trüffeln verwechseln, trägt auch nur begrenzt zu meiner Begeisterung bei - kein Mensch käme auf die Idee, sagen wir mal, Butter am Primärgenital eines männlichen Schweines zu reiben.
Ich bin, das kann man hier sehen, eher ein schlichtes Gemüt, banale frische Pasta mit einer Tomate und ein paar Gewürzen aus meinem Dachgarten ziehe ich im Sommer jedem Edelrestaurant vor, und ich wüsste im Winter wenig, was mir eine grössere Freude bereiten würde, als eine warme, verzwickt süss und sauer schmeckende Kürbistarte mit Schwammerl und Käse, deren Zutaten 2,50 Euro kosten, mithin also ein Zehntel dessen, was für 100 Gramm dieser Butter gezahlt wird. Edle Speisen dagegen verlangen nach komplexen, ein schlichtes Gemüt anstrengende Arrangements, und so kann ich sagen, dass sich italienische Trüffelbutter wirklich sehr gut mit Tete de Moine oder Scamorza ergänzt, wenn man über geschmacksintensive Brezensemmeln verfügt. Vielleicht probiere ich es heute Abend auch mit etwas aus Kartoffeln aus. Ich werde angesichts der wirklich dezenten Verwendung noch lange rumprobieren können, aber wieder einmal merke ich, dass ich die Verfeinerung nach Gusto der Masse nur bis zu einem gewissen Grad ertrage, dann wird es zu viel, dann brauche ich das Bodenständige, die Erde, ein Brett, die Kälte, einen schlichten Frischkäse wie den St. Ceols und ein Stück Kartoffelbrot, oder ein in Käse ersäuftes Gratin.
Ich bin eigenartig, ich weiss. Es gäbe so viel Wein zu trinken und Fleischstücke zu hypen, man könnte sich mit Fischeiern gross tun, ich habe Krebsmesser und Austernzangen aus Silber daheim, aber es geht mir gut, wie es ist, und nur, weil etwas anders schmeckt und mit Leid für das Tier verbunden ist, muss ich es nicht mögen. Generell frage ich mich, was eigentlich exklusiv ist: Der Cretin, der in einem Zelt unter hunderten anderer Hirnloser das Ergebnis einer Sternekantine a la Glotze in sich hineinschaufelt, oder derjenige, der die, seien wir ehrlich, banalen Grundlagen der Mythen kennt und für sich beschliesst, dass er es nicht haben muss.
donalphons, 18:01h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 26. Dezember 2008
Feiertagslektüre a la Kaput oder Spass mit Bloomberg
Nun, was man in solchen Zeiten als Spass verstehen kann, mit etwas Zynismus und einem bestimmten Ruf:

Chamonix kaput. Wenn der Quadratmeter "nur" noch 6200 Euro kostet, ist das für mich eher eine natürliche Preisanpassung, denn so toll ist Chamonix, Schweizer Grenze hin, Mont Blanc her, nun auch wieder nicht. Es ist ziemlich scheusslich verbaut, bei (im Winter seltenen) Licht betrachtet. Allerdings: Die Hölle für Spekulanten. Schliesslich sind das die Winterpreise. Sommer in Chamonix ist wie Burma zur Monsunzeit. Da wird es noch lawinenartige Rutschereien geben, bis, sagen wir mal, 3000 Euro.

Kalifornien kaput. So kennt man das: Staatlich lizensierter Mord in den überfüllten Gefängnissen, aber keine Kohle, um Gerichte oder Schulen fertig zu stellen. Liebe Kalifornier, seid mit nicht böse, aber das Wählen von Österreichern ausserhalb von Österreich hat einen negativen Track Record. In Europa lernt man das in der Schule.

Japan kaput. Innerhalb eines Monats 8,1% Produktionsrückgang, zusammen mit den schon bekannten 27% Exportrückgang im November könnte man jetzt auf die Idee kommen, dass die bisherigen Vorhersagen etablierter Ökonomen zur Rezession 09 mit 3% global ein klein wenig optimistisch waren. Das passt alles nicht zusammen. Aber ich denke, dass man mit Maschinenbau immer noch besser dran ist, als mit dem Export von Altpapier (USA), überflüssiger Elektronik (Japan) oder Gänseleberpastete (Frankreich).

Chamonix kaput. Wenn der Quadratmeter "nur" noch 6200 Euro kostet, ist das für mich eher eine natürliche Preisanpassung, denn so toll ist Chamonix, Schweizer Grenze hin, Mont Blanc her, nun auch wieder nicht. Es ist ziemlich scheusslich verbaut, bei (im Winter seltenen) Licht betrachtet. Allerdings: Die Hölle für Spekulanten. Schliesslich sind das die Winterpreise. Sommer in Chamonix ist wie Burma zur Monsunzeit. Da wird es noch lawinenartige Rutschereien geben, bis, sagen wir mal, 3000 Euro.

Kalifornien kaput. So kennt man das: Staatlich lizensierter Mord in den überfüllten Gefängnissen, aber keine Kohle, um Gerichte oder Schulen fertig zu stellen. Liebe Kalifornier, seid mit nicht böse, aber das Wählen von Österreichern ausserhalb von Österreich hat einen negativen Track Record. In Europa lernt man das in der Schule.

Japan kaput. Innerhalb eines Monats 8,1% Produktionsrückgang, zusammen mit den schon bekannten 27% Exportrückgang im November könnte man jetzt auf die Idee kommen, dass die bisherigen Vorhersagen etablierter Ökonomen zur Rezession 09 mit 3% global ein klein wenig optimistisch waren. Das passt alles nicht zusammen. Aber ich denke, dass man mit Maschinenbau immer noch besser dran ist, als mit dem Export von Altpapier (USA), überflüssiger Elektronik (Japan) oder Gänseleberpastete (Frankreich).
donalphons, 18:25h
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the most exciting woman alive
Was ich an Eartha Kitt wirklich grandios, überlebensgross fand, war der Umstand, dass sie nicht älter, sondern immer nur besser wurde. Je älter sie wurde, desto mehr konnte man ihr den Wunsch nach einem Cadillac, so lang, dass man im Fond eine Kegelbahn bauen konnte, oder die Wunschliste an Santa Baby wirklich abgenommen hat. Sie war schon als junge Frau sehr, sehr gut, aber erst im Alter bewahrheitete sich das, was Orson Welles über sie von der aufregensten lebenden Frau gesagt hat. Eartha Kitt war für mich immer jemand, der mit die Angst vor dem Alter genommen und Lebenswege aufgezeigt hat. Und nun muss sie mit all den verstorbenen aufregenden Frauen konkurrieren. Sehr, sehr schade. Dabei hätte die Popmusik doch noch viele andere alte Schachteln für den Schredder gehabt, namentlich alle, die versucht haben, Eartha kommerziell nachzusingen.

Was uns wieder einmal zur Frage bringt, ob ein gewisses Mass an vorsichtigem Luxus & angemessener Verschwendung wirklich so schlecht sind, wie uns das von den Freunden von Frohn und Ausgezehr immer so gerne erzählt wird. Cui bono, sollte man fragen, wer hat eigentlich etwas davon, und die Antwort ist einfach: Keiner, am allerwenigsten man selber. Es stimmt natürlich: Am Ende geht man ohne alles und hinterläst den Besitz, aber davor, davor ist man dumm für jede Nacht, die man nicht angenehm unter dem Kronleuchter verbracht und davor von Silber gegessen hat. Zumal man es sich ja leisten kann, wenn man auf andere, weitgehend akzeptierte Verschwendungen wie Pay-TV, Rauchen, Pokern oder - bewahre - Kinder verzichtet.

Dazu könnte ich übrigens an dieser Stelle einiges erzählen, das vergangene Fest hat in unserer kleinen, verträumten Stadt eine dicke Spur aus Tränen, Rotz und Scherben der Familienkonflikte durch die besseren Strassen hinterlassen, aber angesichts diverser verdächtiger IPs und der Gefahr, dass diejenigen Nichtkinderlosen, die den Kelch des Leides bislang nicht trinken mussten, das missverstehen oder gar auf sich beziehen, lasse ich das lieber - und begnüge mich mit dem Hinweis, dass Eartha Kitt NIE ein Lied über Mutterfreuden geschrieben hat - im Gegenteil, sie wollte ein Kindermädchen, das den Nachwuchs hütet, der nicht vom Geräusch des Geldzählens gestört werden soll.
Das sollte uns zu denken geben.

Was uns wieder einmal zur Frage bringt, ob ein gewisses Mass an vorsichtigem Luxus & angemessener Verschwendung wirklich so schlecht sind, wie uns das von den Freunden von Frohn und Ausgezehr immer so gerne erzählt wird. Cui bono, sollte man fragen, wer hat eigentlich etwas davon, und die Antwort ist einfach: Keiner, am allerwenigsten man selber. Es stimmt natürlich: Am Ende geht man ohne alles und hinterläst den Besitz, aber davor, davor ist man dumm für jede Nacht, die man nicht angenehm unter dem Kronleuchter verbracht und davor von Silber gegessen hat. Zumal man es sich ja leisten kann, wenn man auf andere, weitgehend akzeptierte Verschwendungen wie Pay-TV, Rauchen, Pokern oder - bewahre - Kinder verzichtet.

Dazu könnte ich übrigens an dieser Stelle einiges erzählen, das vergangene Fest hat in unserer kleinen, verträumten Stadt eine dicke Spur aus Tränen, Rotz und Scherben der Familienkonflikte durch die besseren Strassen hinterlassen, aber angesichts diverser verdächtiger IPs und der Gefahr, dass diejenigen Nichtkinderlosen, die den Kelch des Leides bislang nicht trinken mussten, das missverstehen oder gar auf sich beziehen, lasse ich das lieber - und begnüge mich mit dem Hinweis, dass Eartha Kitt NIE ein Lied über Mutterfreuden geschrieben hat - im Gegenteil, sie wollte ein Kindermädchen, das den Nachwuchs hütet, der nicht vom Geräusch des Geldzählens gestört werden soll.
Das sollte uns zu denken geben.
donalphons, 12:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 25. Dezember 2008
Himmelsgeist
Hinweg sie soll, die stille Zeit.

Der Bauch ist voll, der Arsch ist breit.
Fahr sie doch endlich zum Himmel
mit ihrem peinlich kurzen
(Aus der Serie Berufe die nicht jeder hat: Barockengelaufhänger)

Der Bauch ist voll, der Arsch ist breit.
Fahr sie doch endlich zum Himmel
mit ihrem peinlich kurzen
(Aus der Serie Berufe die nicht jeder hat: Barockengelaufhänger)
donalphons, 19:47h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 24. Dezember 2008
Tag der Lügen
Und als ich das Paket zur Post gebracht hatte und nach Hause kam, sah ich noch den Silbergegenstand, der unbedingt mit nach Berlin hätte gehen sollen, und dachte mir: Du wirst alt und vergesslich. Das ganze Prozedere nochmal. Ich bin kein Freund der Post, seitdem sie mit schöner Regelmässigkeit Pralinen auf dem Weg nach Berlin in Schokobrei verwandelt, ich mag Postämter nicht und wenn möglich, bevorzuge ich Kuriere. Heute durfte ich dann erkennen, dass es gar nicht so dumm war, das Silber zu vergessen:

Komischerweise war der gesamte Inhalt bei der "Rücksendung" verschwunden, die Maschine hatte nur für die Karte und Zeichenkartons keine Verwendung, Süsswaren und andere Nettigkeiten jedenfalls sind verloren. Sowas passiert mir nur bei Post, die nach Berlin geht. Wer glaubt, dass das ein Zufall ist, für den hätte ich auch eine Geschichte von einer Herbergssuche, einem Messias, ein paar Viechern und Hirten im Programm. Oder eine Powerpoint, dass Blogwerbung wirkt, oder eine Investmentmöglichkeit bei einem gewissen Herrn Madoff.

Die eine Möglichkeit wäre, sich mit diesem Laden in Verbindung zu setzen und irgendeiner rehäugigen Callcenter-Mitarbeiterin im tiefsten Sachsen an diesem Tag einen Vorgeschmack auf das Ende der Geschichte zu geben - in sage nur: Nägel. Die andere ist, das wohltuende und beruhigende Putzen des Silbers für den späteren Abend. Es ist nicht schlimm, es ist aller ersetzbar, und ich mein, hey, ich kann die Schokolade in Rottach nachkaufen, und der Depp wird bis zu seiner pensionierung in einem Postcenter in der Berliner Pampa sitzen.

Dergestalt friedlich geht es in den gemütlichen und runden Teil des Tages, und weiter zum Essen, zum Foodporn, den sich mancher Leser und Schenker - danke an dieser Stelle - so sehnlich wünscht, und den zu bieten ich an so einem Tag zur Feier des Endes des Weihnachtsterrors der Mehrheitsgesellschaft unter Aufbietung diverser sonst nicht benutzter Stücke gerne bereit bin:



Nun aber rasch in die Stadt, in die alte Kneipe, wo all die Unverheirateten schon warten, um die neusten Geschichten aus dem letzten Jahr zu erzählen, weihnachtliche Tragödien in Erfahrung zu bringen und Vaterschaften in Zweifel zu ziehen - was sich in dieser Nacht historisch gesehen besonders anbietet.

Komischerweise war der gesamte Inhalt bei der "Rücksendung" verschwunden, die Maschine hatte nur für die Karte und Zeichenkartons keine Verwendung, Süsswaren und andere Nettigkeiten jedenfalls sind verloren. Sowas passiert mir nur bei Post, die nach Berlin geht. Wer glaubt, dass das ein Zufall ist, für den hätte ich auch eine Geschichte von einer Herbergssuche, einem Messias, ein paar Viechern und Hirten im Programm. Oder eine Powerpoint, dass Blogwerbung wirkt, oder eine Investmentmöglichkeit bei einem gewissen Herrn Madoff.

Die eine Möglichkeit wäre, sich mit diesem Laden in Verbindung zu setzen und irgendeiner rehäugigen Callcenter-Mitarbeiterin im tiefsten Sachsen an diesem Tag einen Vorgeschmack auf das Ende der Geschichte zu geben - in sage nur: Nägel. Die andere ist, das wohltuende und beruhigende Putzen des Silbers für den späteren Abend. Es ist nicht schlimm, es ist aller ersetzbar, und ich mein, hey, ich kann die Schokolade in Rottach nachkaufen, und der Depp wird bis zu seiner pensionierung in einem Postcenter in der Berliner Pampa sitzen.

Dergestalt friedlich geht es in den gemütlichen und runden Teil des Tages, und weiter zum Essen, zum Foodporn, den sich mancher Leser und Schenker - danke an dieser Stelle - so sehnlich wünscht, und den zu bieten ich an so einem Tag zur Feier des Endes des Weihnachtsterrors der Mehrheitsgesellschaft unter Aufbietung diverser sonst nicht benutzter Stücke gerne bereit bin:



Nun aber rasch in die Stadt, in die alte Kneipe, wo all die Unverheirateten schon warten, um die neusten Geschichten aus dem letzten Jahr zu erzählen, weihnachtliche Tragödien in Erfahrung zu bringen und Vaterschaften in Zweifel zu ziehen - was sich in dieser Nacht historisch gesehen besonders anbietet.
donalphons, 22:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 23. Dezember 2008
Ausblick 2009
Oh, das ist eigentlich ganz einfach: Mein Ausblick 2009 wird so sein, wie 2008 auch schon. Entweder klassisch:

Das ist so, wie ich es schonvon Kindesbeinen an kenne, seitdem ich die steilen Stufen ins Dach hochklettern kann, oder aber neu:

So, wie es mir seit ein paar Jahren vorgeschwebt ist und sich nicht verwirklichen liess, bis zu diesem Tag im Februar, als ich einen Notartermin hatte.
Wie auch immer, so leicht will ich mir natürlich nicht machen. Also, hier meine ernste Einschätzung für 2009, und das Schlimme gleich mal zuerst:
Wenn wir Glück haben, werden wir nur einen wirtschaftlichen Beinahezusammenbruch in den UdSSA, Vereinigtes Königreich, Spanien, China, Russland, Korea, und einigen Staaten Osteuropas sehen. Vermutlich wird auch das eine oder andere Land tatsächlich so etwas wie eine Stunde Null erleben, sei es nun eine Währungsreform (UdSSA), ein Aussetzen der Marktmechanismen (Russland), grossflächige Verstaatlichungen (China), was man halt so tut, wenn der Markt nicht mehr läuft. Wenn der Export Japans 2008 um 27% eingebrochen ist und die Amerikaner den Hedge Fonds 200 Milliarden Dollar in den Rachen werfen, wenn Banken nur noch leben, weil man die Bilanzierungsregeln aufgibt, sind wir nicht weit weg vom Kollaps. Ich glaube, man wird alles tun, um das zu vermeiden, durchaus auch auf Kosten von Vermögen und Währungsstabilität.
Es ist schwer, etwas Konkretes über das Bruttoinlandsprodukt zu sagen, weil die Nationen nicht vergleichbar sind. Die UdSSA zum Beispiel haben eine wachsende Bevölkerung, für die ein Wachstum von 2% das gleiche wie eine Stagnation für Deutschland ist. Ich wage aber zu sagen, dass 2009 für Amerika jenseits aller Bilanztricks katastrophal werden wird, wie auch für Grossbritannien und andere deindustrialisierte, parasitär wirtschaftende Regionen. Nicht nur, weil die Lage schlecht ist, sondern auch, weil erst jetzt langsam klar wird, wie wenig Realvermögen dem gegenübersteht, was man einst für Reichtum hielt. Wären diese Nationen Firmen, wären sie lachhaft überbewertet, und das wird sich rächen. Acht bis zehn Prozent Wirtschaftskontraktion halte ich für diese beiden Länder durchaus für möglich, mit einem Sicherheitspolster bei minus 15 Prozent, je nachdem, welche Minen noch in den Kellern der Banken liegen.
Deutschland... zwischen 4 und 7 Prozent minus, irgendwas zwischen 500.000 und 800.000 verlorene Arbeitsplätze, politisch eine krude Mischung aus Sparen, Schulden machenund eine knallharte Steueranhebung nach den Wahlen, und zwar dort, wo noch was zu holen ist: Auf den hohen Kanten der Bürger. Nicht, weil jemand den Reichen zu nahe treten möchte, sondern weil es keine Alternativen gibt, und eine Art Strafsteuer für Vermögenseinbunkerung und Spekulation konsumsteigernd ist. Abgesehen davon leuchtet das inzwischen auch mehr und mehr den Reiche ein, die bislang die einzige Gruppe neben den Opelianern sind, die von der Krise voll erwischt wurden. Eine Rolex für 10.000 Euro ist nach dem Kauf mehr wert als ein Lehman-Zertifikat von 2008, oder die Aktien der Deutschen Bank von 2007, oder das Hypo Real Estate "Schnäppchen" vom letzten Sommer. Dieses Sparpolster und dessen Anschlitzung, nehme ich an, kann helfen: Es geht um 8 Billionen Euro, das 30fache des Bundeshaushaltes. Im Prinzip liegt es also an den Bürgern, wie schlimm es wird.
Das Mittelgute: Da wird es je nach Region und Wirtschaftszweig massive Unterschiede geben. Einsparungen werden zuerst mal die Bereiche treffen, die nicht gefestigt, verlegbar, Luxus oder einfach zu streichen sind: So ziemlich alles, was mit Medien von den Journalisten über die PR bis zur Werbung zu tun hat. Diese ganze Blase wird unschönste Verstärkungseffekte in Regionen haben, die sonst wenig zu bieten haben. Wer glaubt, dass Steinkohle ohne Zukunft ist, hat sich noch nicht mit Mediennutzungsverhalten und Kostensenkung beschäftigt. Was mit Arbeitsagentur wird das neue Was mit Medien. Ähnlich überflüssiger Luxus wird - überflüssiger Luxus sein. All die Hotelneubauten der letzten Jahre, die Galerien, die Nobelclubs und Edelgastronimie, die Chichi-Geschäfte und Wellnessangebote werden einen erbitterten Überlebenskampf führen - und nicht jeder dort kann auf prima Kuchen wie bei Muttern umsatteln. Wo es brummt, wird es nicht so schlimm, aber wo die Krise auf ungefestigte Strukturen trifft, würde ich 2009 nicht leben wollen.
Ich will hier keine spezielle Region ansprechen, aber es kann nicht ganz doof sein, über Weihnachten im fetten Teil des Landes, wie es manche Leser hier tun, zu überlegen, ob das dort wirklich so grässlich ist, wie man auf en Spielplätzen für Berufsjugendlichen so erzählt. Neben Kunst und Web2.0 sind nämlich auch Transferzahlungen ganz sicher mit dabei, wenn es um Einsparpotenziale geht. Was nur kostet, wird abgestossen. Regionen, die defizitär sind, werden dem Staat zur Last gelegt - siehe Qimoda - oder agewickelt - siehe Qimoda in der zweiten Jahreshälfte 2009. Mir persönlich ist das durchaus recht so, denn es wäre schlimm, wenn in der Bundesrepublik nicht intakte Zonen erhalten bleiben, die nachher helfen können, den Rest wieder aufzupäppeln. Niemand hat etwas davon, wenn der Staat durch unsinnige Garantien für unsinnige Opels und andere Geldvernichtungsprogramme wie bei der IKB die Basis zur transferorientierten Verberlinerung des Landes legt.
Und das Gute: Ich habe bei all dem die Hoffnung, dass sich die Verantwortlichen durchaus überlegen müssen, welche Schritte volkswirtschaftlich klug und welche nur Effekthascherei sind. Ein Programm zur Auslastung chinesischer Zwangsarbeit und deutschen Monopolisten wie eine flächendeckende Versorgung mit WLAN für ein paar hungerleidende Furztwitterer ist jenseits jeder Wertschöpfung und gehört ganz sicher in die zweite Kategorie. Statt dessen könnte man Zukunftsfragen wie Mobilität, Infrastruktur, Energieeffizienz, Bildung und Umwelt angehen. In der Krise das tun, was nach der Krise wichtig werden wird. Wenn in der Folge ein paar Flaschen Wodka weniger bei Klingeltonabzockerparties gesoffen werden, wenn der eng werdende Markt ein paar Arschlöcher hinauskatapultiert - prima.
Ich gehöre nicht zu den Marktoptimisten, die glauben, dass man gestärkt aus so einer Krise hervorgeht. 2010 wird auch nicht schön, und vieles wird hässlicher als alles, was ich und ein paar Leser während der New Economy erlebt haben. Ich glaube aber, dass es global ähnlich sein wird, wie innerhalb Deutschlands - manche werden schneller wieder auf die Füsse kommen, als andere. Die individuelle Frage also ist, was kann man zu diesen Regionen beitragen. Gut, man kann natürlich auch woanders sitzen bleiben und warten, dass etwas passiert, und da vorne hoffentlich der Versorgungslaster und nicht die Abrissbirne kommt. So oder so kein schöner Ausblick, würde ich meinen.

Das ist so, wie ich es schonvon Kindesbeinen an kenne, seitdem ich die steilen Stufen ins Dach hochklettern kann, oder aber neu:

So, wie es mir seit ein paar Jahren vorgeschwebt ist und sich nicht verwirklichen liess, bis zu diesem Tag im Februar, als ich einen Notartermin hatte.
Wie auch immer, so leicht will ich mir natürlich nicht machen. Also, hier meine ernste Einschätzung für 2009, und das Schlimme gleich mal zuerst:
Wenn wir Glück haben, werden wir nur einen wirtschaftlichen Beinahezusammenbruch in den UdSSA, Vereinigtes Königreich, Spanien, China, Russland, Korea, und einigen Staaten Osteuropas sehen. Vermutlich wird auch das eine oder andere Land tatsächlich so etwas wie eine Stunde Null erleben, sei es nun eine Währungsreform (UdSSA), ein Aussetzen der Marktmechanismen (Russland), grossflächige Verstaatlichungen (China), was man halt so tut, wenn der Markt nicht mehr läuft. Wenn der Export Japans 2008 um 27% eingebrochen ist und die Amerikaner den Hedge Fonds 200 Milliarden Dollar in den Rachen werfen, wenn Banken nur noch leben, weil man die Bilanzierungsregeln aufgibt, sind wir nicht weit weg vom Kollaps. Ich glaube, man wird alles tun, um das zu vermeiden, durchaus auch auf Kosten von Vermögen und Währungsstabilität.
Es ist schwer, etwas Konkretes über das Bruttoinlandsprodukt zu sagen, weil die Nationen nicht vergleichbar sind. Die UdSSA zum Beispiel haben eine wachsende Bevölkerung, für die ein Wachstum von 2% das gleiche wie eine Stagnation für Deutschland ist. Ich wage aber zu sagen, dass 2009 für Amerika jenseits aller Bilanztricks katastrophal werden wird, wie auch für Grossbritannien und andere deindustrialisierte, parasitär wirtschaftende Regionen. Nicht nur, weil die Lage schlecht ist, sondern auch, weil erst jetzt langsam klar wird, wie wenig Realvermögen dem gegenübersteht, was man einst für Reichtum hielt. Wären diese Nationen Firmen, wären sie lachhaft überbewertet, und das wird sich rächen. Acht bis zehn Prozent Wirtschaftskontraktion halte ich für diese beiden Länder durchaus für möglich, mit einem Sicherheitspolster bei minus 15 Prozent, je nachdem, welche Minen noch in den Kellern der Banken liegen.
Deutschland... zwischen 4 und 7 Prozent minus, irgendwas zwischen 500.000 und 800.000 verlorene Arbeitsplätze, politisch eine krude Mischung aus Sparen, Schulden machenund eine knallharte Steueranhebung nach den Wahlen, und zwar dort, wo noch was zu holen ist: Auf den hohen Kanten der Bürger. Nicht, weil jemand den Reichen zu nahe treten möchte, sondern weil es keine Alternativen gibt, und eine Art Strafsteuer für Vermögenseinbunkerung und Spekulation konsumsteigernd ist. Abgesehen davon leuchtet das inzwischen auch mehr und mehr den Reiche ein, die bislang die einzige Gruppe neben den Opelianern sind, die von der Krise voll erwischt wurden. Eine Rolex für 10.000 Euro ist nach dem Kauf mehr wert als ein Lehman-Zertifikat von 2008, oder die Aktien der Deutschen Bank von 2007, oder das Hypo Real Estate "Schnäppchen" vom letzten Sommer. Dieses Sparpolster und dessen Anschlitzung, nehme ich an, kann helfen: Es geht um 8 Billionen Euro, das 30fache des Bundeshaushaltes. Im Prinzip liegt es also an den Bürgern, wie schlimm es wird.
Das Mittelgute: Da wird es je nach Region und Wirtschaftszweig massive Unterschiede geben. Einsparungen werden zuerst mal die Bereiche treffen, die nicht gefestigt, verlegbar, Luxus oder einfach zu streichen sind: So ziemlich alles, was mit Medien von den Journalisten über die PR bis zur Werbung zu tun hat. Diese ganze Blase wird unschönste Verstärkungseffekte in Regionen haben, die sonst wenig zu bieten haben. Wer glaubt, dass Steinkohle ohne Zukunft ist, hat sich noch nicht mit Mediennutzungsverhalten und Kostensenkung beschäftigt. Was mit Arbeitsagentur wird das neue Was mit Medien. Ähnlich überflüssiger Luxus wird - überflüssiger Luxus sein. All die Hotelneubauten der letzten Jahre, die Galerien, die Nobelclubs und Edelgastronimie, die Chichi-Geschäfte und Wellnessangebote werden einen erbitterten Überlebenskampf führen - und nicht jeder dort kann auf prima Kuchen wie bei Muttern umsatteln. Wo es brummt, wird es nicht so schlimm, aber wo die Krise auf ungefestigte Strukturen trifft, würde ich 2009 nicht leben wollen.
Ich will hier keine spezielle Region ansprechen, aber es kann nicht ganz doof sein, über Weihnachten im fetten Teil des Landes, wie es manche Leser hier tun, zu überlegen, ob das dort wirklich so grässlich ist, wie man auf en Spielplätzen für Berufsjugendlichen so erzählt. Neben Kunst und Web2.0 sind nämlich auch Transferzahlungen ganz sicher mit dabei, wenn es um Einsparpotenziale geht. Was nur kostet, wird abgestossen. Regionen, die defizitär sind, werden dem Staat zur Last gelegt - siehe Qimoda - oder agewickelt - siehe Qimoda in der zweiten Jahreshälfte 2009. Mir persönlich ist das durchaus recht so, denn es wäre schlimm, wenn in der Bundesrepublik nicht intakte Zonen erhalten bleiben, die nachher helfen können, den Rest wieder aufzupäppeln. Niemand hat etwas davon, wenn der Staat durch unsinnige Garantien für unsinnige Opels und andere Geldvernichtungsprogramme wie bei der IKB die Basis zur transferorientierten Verberlinerung des Landes legt.
Und das Gute: Ich habe bei all dem die Hoffnung, dass sich die Verantwortlichen durchaus überlegen müssen, welche Schritte volkswirtschaftlich klug und welche nur Effekthascherei sind. Ein Programm zur Auslastung chinesischer Zwangsarbeit und deutschen Monopolisten wie eine flächendeckende Versorgung mit WLAN für ein paar hungerleidende Furztwitterer ist jenseits jeder Wertschöpfung und gehört ganz sicher in die zweite Kategorie. Statt dessen könnte man Zukunftsfragen wie Mobilität, Infrastruktur, Energieeffizienz, Bildung und Umwelt angehen. In der Krise das tun, was nach der Krise wichtig werden wird. Wenn in der Folge ein paar Flaschen Wodka weniger bei Klingeltonabzockerparties gesoffen werden, wenn der eng werdende Markt ein paar Arschlöcher hinauskatapultiert - prima.
Ich gehöre nicht zu den Marktoptimisten, die glauben, dass man gestärkt aus so einer Krise hervorgeht. 2010 wird auch nicht schön, und vieles wird hässlicher als alles, was ich und ein paar Leser während der New Economy erlebt haben. Ich glaube aber, dass es global ähnlich sein wird, wie innerhalb Deutschlands - manche werden schneller wieder auf die Füsse kommen, als andere. Die individuelle Frage also ist, was kann man zu diesen Regionen beitragen. Gut, man kann natürlich auch woanders sitzen bleiben und warten, dass etwas passiert, und da vorne hoffentlich der Versorgungslaster und nicht die Abrissbirne kommt. So oder so kein schöner Ausblick, würde ich meinen.
donalphons, 22:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 22. Dezember 2008
Empfehlung der Woche: Ironie der Woche
Dass ich das noch erleben darf: Nicht wegen glatten Lügen oder Urheberrechtsverletzungen, nicht wegen schlampiger Berichterstattung oder Gefälligkeitsinterviews mit zahlenden Werbepartnern, nicht wegen einer Abmahnung, nein, ausgerechnet mutmasslich wegen einer mutmasslichen Ehrlichkeit (!) trennt sich Werben & Verkaufen vom Linklistenhersteller Peter Turi und letzteren damit von einem Kunden, dem er grosse Teile der von ihm behaupteten Reichweite zuschrieb.
Und weil wir schon bei der Kategorie "hart, aber gerecht" sind: Hier ist Credit Crunch Christmas feat. die Erwähnung eben jener Visakarte, für deren dummdreiste Verschwendungs- und Hochzinsenmasche ein paar pseudolinke Blogger gerade den Werbebüttel machen.
Und weil wir schon bei der Kategorie "hart, aber gerecht" sind: Hier ist Credit Crunch Christmas feat. die Erwähnung eben jener Visakarte, für deren dummdreiste Verschwendungs- und Hochzinsenmasche ein paar pseudolinke Blogger gerade den Werbebüttel machen.
donalphons, 23:19h
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Real Life 22.12.08 - Anlage KAP
Schrecklich, sagt Iris. Ich brauche nächstes Jahr eine Beschäftigung, um meine kommenden Verluste irgendwogegen anrechnen zu können. Gerade hat sie dem Finanzamt mit reichlich Verspätung ihre Anlage KAP für 2007 übergeben. Anlage KAP 2008 wird weder für sie noch für das Finanzamt ein Spass, und mit etwas Pech macht auch die Abgeltungssteuer 2009 eine gebremste Premiere feiern - ausser für die Steuerbarater.
Das Jahr begann mit einem Herrn am Tegernsee, der zum Herumschieben seiner Positionen in einer Notlage ziemlich genau das braucht, was auf deinen Konten war, und dafür eine Wohnung bot. Es endet damit, dass der Immobilienmarkt am See leeregeräumt ist von denen, die rechtzeitig aus anderen Anlageformen rauskamen, und mit einer atemberaubenden Vergewöhnlichung von Notverkäufen, hektischem Herumschieben und Auflösen von Positionen mit Verlusten. Kommt inzwischen in den besten Familien vor. Während du nicht in der Stadt warst, habe man unter den Eltern verglichen: 50% Verluste seien normal, und wer sich als aktiver Investor mit etwas Leverage dank eines bombensicheren Tipps auf die falsche Seite geschlagen hat, schafft auch schon mal 80% innerhalb eines Jahres. Nicht Gesamtvermögen, aber bei dem, was man hier als "Spielgeld" bezeichnet und erst seinen Reiz verliert, wenn es weg ist. Schockierende Einbussen, über die man früher nur im Foyer tuschelte, sind banal und alltäglich geworden.
Zum Glück gibt es noch Immobilien, Festgeld, Schatzbriefe, all das Grossmütterzeug, und die Hoffnung, dass im Januar keine bösen Überrachungen aus dem Kleinwalsertal kommen, wenn die pervertierte Capital Management Tochter einer pseudogenossenschaftlichen Einrichtung mal durchgerechnet hat, was eigentlich aus den Emerging Markets wurde. Sagst du, und Iris fällt mit einem "Hör auf" ein. Es ist schwierig geworden, über Geld zu reden, ohne wunde Punkte zu treffen. "Über Geld spricht man nicht" hat eine neue Bedeutung gewonnen, a la "Man soll nicht über etwas reden, was es nicht mehr gibt". Derweilen sticht Iris mit einem Mandarinenstiel die Bienenwachskerze halbtot.
Draussen ist es grau und regnerisch, als ihr euch auf den Weg macht, das Kleid dann doch nicht zu kaufen, das nach Leben und Exzessen verlangt hätte, die es dieses Jahr in der nötigen Form nicht geben wird.
Das Jahr begann mit einem Herrn am Tegernsee, der zum Herumschieben seiner Positionen in einer Notlage ziemlich genau das braucht, was auf deinen Konten war, und dafür eine Wohnung bot. Es endet damit, dass der Immobilienmarkt am See leeregeräumt ist von denen, die rechtzeitig aus anderen Anlageformen rauskamen, und mit einer atemberaubenden Vergewöhnlichung von Notverkäufen, hektischem Herumschieben und Auflösen von Positionen mit Verlusten. Kommt inzwischen in den besten Familien vor. Während du nicht in der Stadt warst, habe man unter den Eltern verglichen: 50% Verluste seien normal, und wer sich als aktiver Investor mit etwas Leverage dank eines bombensicheren Tipps auf die falsche Seite geschlagen hat, schafft auch schon mal 80% innerhalb eines Jahres. Nicht Gesamtvermögen, aber bei dem, was man hier als "Spielgeld" bezeichnet und erst seinen Reiz verliert, wenn es weg ist. Schockierende Einbussen, über die man früher nur im Foyer tuschelte, sind banal und alltäglich geworden.
Zum Glück gibt es noch Immobilien, Festgeld, Schatzbriefe, all das Grossmütterzeug, und die Hoffnung, dass im Januar keine bösen Überrachungen aus dem Kleinwalsertal kommen, wenn die pervertierte Capital Management Tochter einer pseudogenossenschaftlichen Einrichtung mal durchgerechnet hat, was eigentlich aus den Emerging Markets wurde. Sagst du, und Iris fällt mit einem "Hör auf" ein. Es ist schwierig geworden, über Geld zu reden, ohne wunde Punkte zu treffen. "Über Geld spricht man nicht" hat eine neue Bedeutung gewonnen, a la "Man soll nicht über etwas reden, was es nicht mehr gibt". Derweilen sticht Iris mit einem Mandarinenstiel die Bienenwachskerze halbtot.
Draussen ist es grau und regnerisch, als ihr euch auf den Weg macht, das Kleid dann doch nicht zu kaufen, das nach Leben und Exzessen verlangt hätte, die es dieses Jahr in der nötigen Form nicht geben wird.
donalphons, 20:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 21. Dezember 2008
Empfehlung heute - Die merkwürdige Süddeutsche
Die letzte Zeit war eher unerfreulich für einen Baulöwen in München. Der Mann versuchte, angesichts immenser Probleme seiner Firma ein paar verbliebene Gesellschafter rauszudrücken, und das in einer nicht gerade freundlichen Art und Weise. Die ganze Versammlung war ein grandioses Stück Wirtschaftsaufführung, und mit dabei war auch ein Journalist der Süddeutschen Zeitung. Man hätte darüber einen grossartigen Beitrag über den Herbst des Patriarchen schreiben können, über all die Probleme der letzten Monate und die vielen Risiken, die sich vor ihm, der vor ein paar Jahren noch unangreifbarer Freund der Staatsregierung, aufgetan haben. Die Sitzung war mit einem Wort - entlarvend.
Und die Süddeutsche, die seit längerem über diesen Herrn nur Bestes und Beschwichtigendes schreibt, verzichtete auf einen Beitrag. In meinen Augen, und das sage ich nur wegen diesem Fall, hat sich die Süddeutsche Zeitung in letzter Zeit bei einigen Themenkomplexen als ausgesprochen blind auf beiden Augen erwiesen, so blind, wie hier der Dorfpolizist von Kleinharting ist, wenn der Ministerpräsident etwas zu schnell unterwegs war.
Insofern bin ich überhaupt nicht überrascht, wenn die SZ in einem Pharmazieskandal auf der Seite fragwürdiger Machenschaften zu finden ist.
Und die Süddeutsche, die seit längerem über diesen Herrn nur Bestes und Beschwichtigendes schreibt, verzichtete auf einen Beitrag. In meinen Augen, und das sage ich nur wegen diesem Fall, hat sich die Süddeutsche Zeitung in letzter Zeit bei einigen Themenkomplexen als ausgesprochen blind auf beiden Augen erwiesen, so blind, wie hier der Dorfpolizist von Kleinharting ist, wenn der Ministerpräsident etwas zu schnell unterwegs war.
Insofern bin ich überhaupt nicht überrascht, wenn die SZ in einem Pharmazieskandal auf der Seite fragwürdiger Machenschaften zu finden ist.
donalphons, 21:20h
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Abschreibung und Investitionen
Das erste, was man 2009 wird abschreiben können und müssen, ist 2009, und wer grosszügig Werte reduziert, ist am Ende vielleicht weniger enttäuscht. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass der Fall Madoff erheblich unterschätzt wird, denn wenn man sich durchliest, was die Aufsichtsbehörden 2005 bereits wussten und nicht reagierten, kann ma sich mal überlegen, was sonst noch alles möglich war. Die grosse Frage 2009 wird nicht sei, ob Madoff ein Eizelfall war, oder wie viele Madoffs es sonst noch gibt, sondern: Ist das gesamte schuldenbasierte Wirtschaftssystem der UdSSA signifikant ehrlicher als Madoff, und falls nicht, wann und wie fliegt es uns um die Ohren. Einknasten kann man ein Land nicht, und mit ein wenig Pech wird Obama der Präsident, der die Problme der UdSSA ein klei wenig abfedert, indem er sie zu den grossen Unerfreulichkeiten der Welt macht. Bitte, das ist kei Antiamerikanismus, Obama wird tun, was für Amerika gut ist, und in einer Schuldenkrise gibt es dabei immer viele, die blöd aus der Wäsche schauen.

Überhaupt, man braucht etwas Zeit, um zu verstehen, wie eng alles verwoben ist. Ein wenig Dummheit rettet einem vielleicht den Tag, aber wer genau hinschaut... ich kenne zum Beispiel eine Kunsthistorikerin, die bei einem Münchner Auktionshaus arbeitet. Vom Angebot her könnten sie eine vorzügliche Auktion gleich im Januar machen, nur waren die Ergebnisse der letzten Weinachtsauktion so schlecht, dass sie vorläufig keine moderne Kunst aufnehmen, und erst ein wenig warten wollen. So lange hat sie erstmal erzwungen Urlaub. Keine Kunsthistorikerin, keine Einlieferung - wer seine Altbauwohnung mit Leipziger Schule gefüllt hat, steht gerade vor einem massiven Bewertungsproblem. Man kann verkaufen, wenn sie einen zum Verkauf nehmen, und sie nehmen so wenig, dass die Preise halbwegs erträglich bleiben, aber verkaufen kann man deshalb noch lange nicht. Wer Kunst als Geldanlage gesammelt hat, muss abschreiben. Wer damit handelt, muss abschreiben. Und die Freundin meiner Bekannten arbeitet bei einer Firma, die Grundstücke für Gewerbegebiete makelt, oder besser: Gemakelt hat. Ich weiss nicht, wieviel ihre Wohnung pro Monat kostet, und es wird nicht so schlimm kommen, weil der Vermieter mit einer der beiden verwandt ist, aber in Spanien werden zwei Zimmer in einem teuren Wellness-Hotel im Februar sicher leer bleiben.

Und so frisst sich das alles durch unser System, feine Adern voller Gift und Vertrauensverlust, noch nicht wirklich schlimm, aber fühlbar, oben mehr als unten, für die Sicherheit schlimmer als für die Not, in Rüsselsheim sicher und bei uns bislang absolut nicht, sehr ambivalent, das alles, schwer zu greifen und mit Zahlen zu belegen, und gleichzeitig behaftet mit einer wahrlich nicht schönen Gier, bei der es nicht mehr um Schnäppchen geht, sondern um das Plündern. Für die einen sind 15% Umsatzrückgänge bei bekannten Uhrenhersteller egal, für andere, die a la 45 dachten und glaubten, in der Not hätte man etwas davon, ist es eine bittere Enttäuschung, und wieder andere warten noch ein wenig. Alles, was man nicht unbedingt braucht, wird verzichtbar, man geht in den Reservemodus über und reagiert nicht auf die Angebote wie "2 Wochen Aspen VP mit Flug für 999 Euro".

Es wäre schön, wenn es deshalb einen Drang zur Qualität gäbe, eine Besinnung auf Ernsthaftigkeit, ein Verzicht auf Verschwendung, angefangen bei der neuen Glotze bis zum Klingelton, aber es steht zu befürchten, dass auch diesmal die Ratten und Kakerlaken der Konsumgesellschaft am besten überleben. Würden Menschen hungern, wenn sie statt dessen ihren iPod befüllen können? das klingt etwas misanthropisch, sicher, aber mit niedrigen Erwartungen an die Lernfähigkeit des Menschen ist man als Historiker noch immer am besten gefahren. Wie dem auch sei, um den iPod zu beladen oder die Glotze zu nutzen, braucht man auch Internet und einen Computer und dazu Netz und idealerweise einen Raum, in dem das alles stattfinden kann. Wiewohl ich also 2009 abzuschreiben gedenke und damit rechne, dass auch ich das eine oder andere verspüren werde, werde ich die freien Tage dieses verlorenen Jahres nutzen, ein paar Räume für die zu renovieren, die auf das Wohnen nicht verzichten wollen. Und das sind immer noch die meisten.
(Ausserdem gab es für den ausgeborgten Kronleuchter einen Rückläufer, und das Zeug stapelt sich hier vernehmlich.)

Überhaupt, man braucht etwas Zeit, um zu verstehen, wie eng alles verwoben ist. Ein wenig Dummheit rettet einem vielleicht den Tag, aber wer genau hinschaut... ich kenne zum Beispiel eine Kunsthistorikerin, die bei einem Münchner Auktionshaus arbeitet. Vom Angebot her könnten sie eine vorzügliche Auktion gleich im Januar machen, nur waren die Ergebnisse der letzten Weinachtsauktion so schlecht, dass sie vorläufig keine moderne Kunst aufnehmen, und erst ein wenig warten wollen. So lange hat sie erstmal erzwungen Urlaub. Keine Kunsthistorikerin, keine Einlieferung - wer seine Altbauwohnung mit Leipziger Schule gefüllt hat, steht gerade vor einem massiven Bewertungsproblem. Man kann verkaufen, wenn sie einen zum Verkauf nehmen, und sie nehmen so wenig, dass die Preise halbwegs erträglich bleiben, aber verkaufen kann man deshalb noch lange nicht. Wer Kunst als Geldanlage gesammelt hat, muss abschreiben. Wer damit handelt, muss abschreiben. Und die Freundin meiner Bekannten arbeitet bei einer Firma, die Grundstücke für Gewerbegebiete makelt, oder besser: Gemakelt hat. Ich weiss nicht, wieviel ihre Wohnung pro Monat kostet, und es wird nicht so schlimm kommen, weil der Vermieter mit einer der beiden verwandt ist, aber in Spanien werden zwei Zimmer in einem teuren Wellness-Hotel im Februar sicher leer bleiben.

Und so frisst sich das alles durch unser System, feine Adern voller Gift und Vertrauensverlust, noch nicht wirklich schlimm, aber fühlbar, oben mehr als unten, für die Sicherheit schlimmer als für die Not, in Rüsselsheim sicher und bei uns bislang absolut nicht, sehr ambivalent, das alles, schwer zu greifen und mit Zahlen zu belegen, und gleichzeitig behaftet mit einer wahrlich nicht schönen Gier, bei der es nicht mehr um Schnäppchen geht, sondern um das Plündern. Für die einen sind 15% Umsatzrückgänge bei bekannten Uhrenhersteller egal, für andere, die a la 45 dachten und glaubten, in der Not hätte man etwas davon, ist es eine bittere Enttäuschung, und wieder andere warten noch ein wenig. Alles, was man nicht unbedingt braucht, wird verzichtbar, man geht in den Reservemodus über und reagiert nicht auf die Angebote wie "2 Wochen Aspen VP mit Flug für 999 Euro".

Es wäre schön, wenn es deshalb einen Drang zur Qualität gäbe, eine Besinnung auf Ernsthaftigkeit, ein Verzicht auf Verschwendung, angefangen bei der neuen Glotze bis zum Klingelton, aber es steht zu befürchten, dass auch diesmal die Ratten und Kakerlaken der Konsumgesellschaft am besten überleben. Würden Menschen hungern, wenn sie statt dessen ihren iPod befüllen können? das klingt etwas misanthropisch, sicher, aber mit niedrigen Erwartungen an die Lernfähigkeit des Menschen ist man als Historiker noch immer am besten gefahren. Wie dem auch sei, um den iPod zu beladen oder die Glotze zu nutzen, braucht man auch Internet und einen Computer und dazu Netz und idealerweise einen Raum, in dem das alles stattfinden kann. Wiewohl ich also 2009 abzuschreiben gedenke und damit rechne, dass auch ich das eine oder andere verspüren werde, werde ich die freien Tage dieses verlorenen Jahres nutzen, ein paar Räume für die zu renovieren, die auf das Wohnen nicht verzichten wollen. Und das sind immer noch die meisten.
(Ausserdem gab es für den ausgeborgten Kronleuchter einen Rückläufer, und das Zeug stapelt sich hier vernehmlich.)
donalphons, 17:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 21. Dezember 2008
Die Skalpe meiner Feinde - der Lampenschirm
Vermutlich findest du es schick, wenn die Leute Schwellenangst haben. Ist ja auch eine der feinsten Adressen der Stadt, nicht ganz so fein wie die Maximiliansstrasse, aber hier kaufen, heisst dabei sein. Du bist der Meinung, dass nicht jeder einfach kommen kann und falls doch, bitteschön mit Hochachtung vor dem Konsumprodukt. Telefonische Bestellungen nimmst du natürlich entgegen, aber wenn der Kunde nicht deinen Vorstellungen entspricht, dann, also, Moment, da sind noch andere Kunden und die Farbe, ach so, die müsste, warten Sie mal, der Blick sagt: ob Sie das überhaupt zahlen können, wie sie aussehen, na, also, die Farben, nein, die sind irgendwie verschwunden, vielleicht schauen Sie morgen nochmal vorbei oder rufen an, ja? Seien Sie doch - ach so, sie sind mitten drin, ja, das ist schade, aber Sie sehen doch, und Sie müssen jedesmal 80 Kilometer, aber wir sind gerade voll beschäftigt, drei Kunden auf zehn Mitarbeiterinnen, und irgendwie sollten Sie nicht so auftreten, wenn Sie schon so den Laden betreten, denn unsere Farben verdienen es, nur auf Zegna gespritzt zu werden, und zu Colefax & Fowler können Sie natürlich auch gerne gehen, und alles nochmal streichen, und wenn wir die Farben drei Wochen später wieder finden, rufen wir Sie auch gerne an und erinnern Sie an Ihre Schulden. So in der Art gehst du mit denen um, die mitten im Streichen nicht so aussehen, als könnten sie 100 Euro für 5 Liter Farbe bezahlen, und ganz ehrlich: Sie würden es auch nicht tun, nur hat sich eine Bekannte exakt diese Farbe eingebildet, und warum soll man nicht mal zum Geburtstag das Streichen verschenken. Wenn es mit der Farbe klappen würde.
Der Kunde, den du nicht haben wolltest, sitzt ein paar Monate später bei Frau S. am Tegernsee und versucht, einen Lampenschirm auf einer umgebauten Imarivase zu befestigen, was sich als unmöglich herausstellt; zu nahe kommen die Glühbirnen dem Stoff, und Frau S. sieht ein, einen Fehlkauf gemacht zu haben. Ist der nicht, fragt er, von diesem Geschäft in dieser Strasse? Die hatten doch vor einem Jahr in der Kollektion diese gerafften Seidenschirme. Richtig, sagt Frau S., und findet es aber gar nicht so schlimm, ein Impulskauf sei es gewesen, weil dein Laden aufgrund anhaltender Lieferprobleme mit dieser Marke sich neue Firmen gesucht und den Rest verschleudert hat. Ob er ihn nicht brauchen könnte?

Er jedenfalls ist der Meinung, dass ein schöner Lampenschirm nichts für arrogantes Verkaufspersonal kann, oder für eine Firma, die im Hype mit der Produktion nicht mehr nach kam. Er hat eine passende Lampe ohne Schirm und kann sich ausrechnen, dass weder die Firma noch das Geschäft irgendwas daran verdient hat, und heute sind die Zeiten nicht mehr so, dass du Kunden hinhalten könntest. Auch die Firma wird heute keine Lieferschwierigkeiten mehr haben, denn auch die anglophonen Heimatmärkte haben mehr Sorgen, als dass man sie mit 2000-Pfund-Bettwäsche überdecken könnte. Vielleicht gehst du bald pleite. Kann schon mal passieren, bei den Münchner Mietpreisen und den Mietverträgen über 5 Jahre, davon mindestens zwei in der Rezession. Der Schirm ist wirklich gut, aber noch besser war die gelungene Eigenmischung der Farbe: Es steht zu befürchten, dass es wirklich auch ohne dich geht.
Hast du Schwellenangst beim Amtsgericht?
Der Kunde, den du nicht haben wolltest, sitzt ein paar Monate später bei Frau S. am Tegernsee und versucht, einen Lampenschirm auf einer umgebauten Imarivase zu befestigen, was sich als unmöglich herausstellt; zu nahe kommen die Glühbirnen dem Stoff, und Frau S. sieht ein, einen Fehlkauf gemacht zu haben. Ist der nicht, fragt er, von diesem Geschäft in dieser Strasse? Die hatten doch vor einem Jahr in der Kollektion diese gerafften Seidenschirme. Richtig, sagt Frau S., und findet es aber gar nicht so schlimm, ein Impulskauf sei es gewesen, weil dein Laden aufgrund anhaltender Lieferprobleme mit dieser Marke sich neue Firmen gesucht und den Rest verschleudert hat. Ob er ihn nicht brauchen könnte?

Er jedenfalls ist der Meinung, dass ein schöner Lampenschirm nichts für arrogantes Verkaufspersonal kann, oder für eine Firma, die im Hype mit der Produktion nicht mehr nach kam. Er hat eine passende Lampe ohne Schirm und kann sich ausrechnen, dass weder die Firma noch das Geschäft irgendwas daran verdient hat, und heute sind die Zeiten nicht mehr so, dass du Kunden hinhalten könntest. Auch die Firma wird heute keine Lieferschwierigkeiten mehr haben, denn auch die anglophonen Heimatmärkte haben mehr Sorgen, als dass man sie mit 2000-Pfund-Bettwäsche überdecken könnte. Vielleicht gehst du bald pleite. Kann schon mal passieren, bei den Münchner Mietpreisen und den Mietverträgen über 5 Jahre, davon mindestens zwei in der Rezession. Der Schirm ist wirklich gut, aber noch besser war die gelungene Eigenmischung der Farbe: Es steht zu befürchten, dass es wirklich auch ohne dich geht.
Hast du Schwellenangst beim Amtsgericht?
donalphons, 00:24h
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Fucking telling you HRE Edition
Wüsste ich nicht beruflich mehr, würde mir allein mein Gefühl sagen, dass in den kommenden Wochen noch sehr viel von der HRE die Rede sein wird. [...] Ich denke, man wird bei der HRE nicht um eine massive Intervention herumkommen, Stichwort Teilverstaatlichung oder Aufspaltung.
Ups, ich wusste ja, dass es passieren würde, aber ich dachte, sie warten mit der Bestätigung bis nach Weihnachten. Da wurde also hart geschuftet, die letzten Tage, und jetzt wird verteilt und verkauft, was geht. Na dann, frohe Feiertage für alle ausser für Dr. XXXXX., seine Referentin P. H. und die gesamte Abteilung P.. Wenn Sie zufällig von der HRE sind und die Minderleister am Standort München aussortieren sollen, lassen Sie es mich wissen - ich helfe gern, unbürokratisch und kostenlos. Ist die HRE-Sache schon lustig - wirklich gelacht habe ich, als ich das hier gelesen habe:
“We used our kid’s college fund for that membership,” his wife Michele said, fighting back tears in U.S. Bankruptcy Court in Butte on Nov. 25. Their son, 17, is scheduled to start school in the fall. “Now the money’s gone,” she said.
Ich habe absolut Nullkommagarkein Mitleid mit Leuten, die eine Viertel Million Bildungsausgaben an einen angeblich exklusiven Freizeitclub verschwenden, um dort mit Immobilien zu spekulieren, und dort von der Insolvenz erwischt werden. Ein grandioses Stück nahe Zukunft von Bloomberg.
Die beste Geschichte des Wochenendes kommt aber von der New York Times und wird, abgeschrieben und falsch verstanden, sicher auch nächste Woche in deutschen Gossenmedien bruchstückhaft zu finden sein. 7 furiose Seiten über den Aufstieg des Bernie Madoff, ein Glanzstück des Journalismus, wie es ihn in Deutschland kaum gibt.
Ups, ich wusste ja, dass es passieren würde, aber ich dachte, sie warten mit der Bestätigung bis nach Weihnachten. Da wurde also hart geschuftet, die letzten Tage, und jetzt wird verteilt und verkauft, was geht. Na dann, frohe Feiertage für alle ausser für Dr. XXXXX., seine Referentin P. H. und die gesamte Abteilung P.. Wenn Sie zufällig von der HRE sind und die Minderleister am Standort München aussortieren sollen, lassen Sie es mich wissen - ich helfe gern, unbürokratisch und kostenlos. Ist die HRE-Sache schon lustig - wirklich gelacht habe ich, als ich das hier gelesen habe:
“We used our kid’s college fund for that membership,” his wife Michele said, fighting back tears in U.S. Bankruptcy Court in Butte on Nov. 25. Their son, 17, is scheduled to start school in the fall. “Now the money’s gone,” she said.
Ich habe absolut Nullkommagarkein Mitleid mit Leuten, die eine Viertel Million Bildungsausgaben an einen angeblich exklusiven Freizeitclub verschwenden, um dort mit Immobilien zu spekulieren, und dort von der Insolvenz erwischt werden. Ein grandioses Stück nahe Zukunft von Bloomberg.
Die beste Geschichte des Wochenendes kommt aber von der New York Times und wird, abgeschrieben und falsch verstanden, sicher auch nächste Woche in deutschen Gossenmedien bruchstückhaft zu finden sein. 7 furiose Seiten über den Aufstieg des Bernie Madoff, ein Glanzstück des Journalismus, wie es ihn in Deutschland kaum gibt.
donalphons, 15:30h
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