... newer stories
Sonntag, 3. Januar 2010
Stellen Sie sich vor,
sie wachten auf, und an Ihrem Schreibtisch stünden Ben Bernanke, Barak Obama und die Chefs der grossen Wall Street Banken. Hey, würden Sie sagen, was zum Teufel machen Sie an meinem Schreibtisch?
Nun, würde Bernanke sagen, sehen Sie, im Dezember 2009/Januar 2010 gab es ein Gesetz zur Finanzmarktkontrolle, und darin stand, dass ich als Notenbankchef jederzeit den Banken im Krisenfall bis zu 4000 Milliarden Dollar geben darf. Nun gab es da heute Nacht so ein Problem mit ein paar Derivaten, die etwas zu hoch bewertet waren, und da dachte ich, bevor es riskant wird, gebe ich das den Banken mal, damit sie stabilisiert sind. Und nun brauche ich von Ihnen und jedem anderen Bürger 10.000 Euro, soviel macht das nämlich, aber es ist ok weil Barak und meine Freunde hier das ja im Parlament haben beschliessen lassen. Es ist legal, es hat alles seine Richtigkeit, wir sind auch gleich wieder weg, wenn wir das Geld haben, schlafen Sie ruhig weiter.

Und bitte lesen Sie keinesfalls den Blogeintrag von Don Alphonso in der FAZ, der die Meinung vertritt, dass solche Garantien auch in anderen Ländern de facto gewährt werden, wenn es hart auf hart kommt, und sich über die Folgen dieser zum Fortbestand des Goldenen Zeitalters notwendigen Massnahme ärgert. Das müssen Sie alles gar nicht wissen.
Nun, würde Bernanke sagen, sehen Sie, im Dezember 2009/Januar 2010 gab es ein Gesetz zur Finanzmarktkontrolle, und darin stand, dass ich als Notenbankchef jederzeit den Banken im Krisenfall bis zu 4000 Milliarden Dollar geben darf. Nun gab es da heute Nacht so ein Problem mit ein paar Derivaten, die etwas zu hoch bewertet waren, und da dachte ich, bevor es riskant wird, gebe ich das den Banken mal, damit sie stabilisiert sind. Und nun brauche ich von Ihnen und jedem anderen Bürger 10.000 Euro, soviel macht das nämlich, aber es ist ok weil Barak und meine Freunde hier das ja im Parlament haben beschliessen lassen. Es ist legal, es hat alles seine Richtigkeit, wir sind auch gleich wieder weg, wenn wir das Geld haben, schlafen Sie ruhig weiter.

Und bitte lesen Sie keinesfalls den Blogeintrag von Don Alphonso in der FAZ, der die Meinung vertritt, dass solche Garantien auch in anderen Ländern de facto gewährt werden, wenn es hart auf hart kommt, und sich über die Folgen dieser zum Fortbestand des Goldenen Zeitalters notwendigen Massnahme ärgert. Das müssen Sie alles gar nicht wissen.
donalphons, 19:05h
... link (6 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 3. Januar 2010
Verlieren mit Paranoia
Manchmal ist es gar nicht so schlecht, krank zu sein. Man ist voller Medikamente, man denkt nicht so viel nach, und es ist auch nicht so schlimm, wenn man seine ersten Kapitel einer Frau schickt, die ein paar Nuancen für die aus vielen Frauen zusammengebastelten Hauptfigur ist - und die Änderungswünsche länger als der ganze Text sind. Und dabei war es noch jene, die von allen die Unkomplizierteste ist, und von der nur die wirklich unproblematischen Aspekte übernommen wurden. Ich glaube, ich brauche einen Anwalt oder mehr Tabletten, damit ich mich rausreden kann. Vielleicht ist auch Vitamin-C-Vergiftung ein Ausweg, wenn es erst mal darum geht, die delikateren Szenen zu verschicken.

Seit dem Fall Biller ist es alles nicht mehr so einfach. Es ist praktisch nicht möglich, Figuren komplett zu erfinden, und das trifft besonders bei jenen Situationen zu, die normal und gegenwärtig sind. Gewisse psychische Probleme - nehmen wir nur mal die Komplexe "oversexed and underfucked" oder "Vernunftbeziehung" - sind so typisch und allgemein anzutreffen, dass sich viele in den Figuren erkennen können - am besten aber sicher jene, die mit dem Autor bekannt sind. Bei einer Figur in "Liquide", deren reales Vorbild sich noch wehren konnte, sass ich am Ende eine Woche nochmal am fertigen Manuskript und schrieb es von ihr weiter weg. Wenn ich nicht die Ausrede gehabt hätte, dass die - wenig sympathische - Figur ihr nur nahe zu sein scheint, weil die Figur von sich eine idealisierte Selbstwahrnehmung hat, die ihr ähnelt, hätte ich alles umwerfen müssen.
Jemand hat mir mal erzählt, dass man beim Schreiben viele alte Freunde verliert, weil sie sich schlecht dargestellt sehen, und erst danach wieder neue Groupies gewinnt, mit denen man dann schlafen kann. Ich war ja auf ein paar Buchmessen, habe mich umgeschaut und möchte deshalb unbedingt alle meine alten Bekannten behalten. Nur ist es eben so, dass die Allerweltstheme n, über die ich schreibe, auch die Themen dieser Bekannten sind. Und die Klasse, über die ich schreibe, eben auch unsere gesellschaftliche Schicht ist. Man merkt das beim Schreiben: Es ist nicht möglich, durch eine gewisse Stellung besonders geförderte Problemerfahrungen einfach mit den Strategien zu mischen, die man in anderen Schichten hat.
Um mal ein unverfängliches Thema anzusprechen, um das es nicht geht: Scheidungskinder. Es gibt da so eine nonchalonte "Das packen wir schon"-Haltung von Frauen aus Ostdeutschland, die mir auch aus besteingesäumten Töchtern aus dem Westen vollkommen unbekannt ist. Dort überwiegen eher die Zweifel. Wollte man also ein Buch darüber schreiben - was Gott verhüten möge! - wie sich eine junge Frau als alleinerziehende Mutter durchschlägt, wäre es unmöglich, den inneren Konflikt meiner Bekannten aus dem Westviertel als Anfang zu nehmen, und die zupackende Art aus dem Osten als Problemlösung. Das engt die Räume dramatisch ein, das Schreiben wird wie eine rasend schnelle Schlittenfahrt durch einen Wald, wo man nur noch versucht, den Rodel der Geschichte nur irgendwie von Kollisionen mit den Bäumen der Bekannten wegzuhalten. Aber es ändert nichts am Umstand, dass es nur funktioniert, wenn man in diesem Wald bleibt.
Entsprechend klaustrophobisch erlebe ich gerade mein Tun. Je hübscher, je durchtriebener und zynischer die Szenen werden, desto unmöglicher wird es sein, darüber mit jenen zu sprechen, die sie auf sich beziehen könnten. Der Umstand, dass sie es fairerweise nicht tun können - alles Horizontale ist komplett und klugerweise vollkommen erfunden - ändert ja nichts daran, dass sie es trotzdem tun werden. Das mit der kleinen, leichten Liebesgeschichte mit sanft schwarzem Unterton sagt sich als Verleger leicht, aber er muss ja auch nicht für ein Jahr umziehen und sich neue Bekannte suchen, wenn es in falsche Kehlen kommt.
Das klingt jetzt alles ein wenig hysterisch, aber als Liquide letztendlich erschien, hatte ich enorme Probleme wegen eines einzigen Satzes, in dem ich passend zu einer Szene einem Techno-DJ einen leicht kirchenlästerlichen, aber ansonsten gängigen Namen gegeben hatte. Es gab in meinem weitesten Bekanntenkreis einen jungen Mann, der sich ähnlich nannte und Platten einer anderen Musikrichtung auflegte, und der allen Ernstes erwog, mich allein wegen des Wortes "Techno" anzugehen.

Seit dem Fall Biller ist es alles nicht mehr so einfach. Es ist praktisch nicht möglich, Figuren komplett zu erfinden, und das trifft besonders bei jenen Situationen zu, die normal und gegenwärtig sind. Gewisse psychische Probleme - nehmen wir nur mal die Komplexe "oversexed and underfucked" oder "Vernunftbeziehung" - sind so typisch und allgemein anzutreffen, dass sich viele in den Figuren erkennen können - am besten aber sicher jene, die mit dem Autor bekannt sind. Bei einer Figur in "Liquide", deren reales Vorbild sich noch wehren konnte, sass ich am Ende eine Woche nochmal am fertigen Manuskript und schrieb es von ihr weiter weg. Wenn ich nicht die Ausrede gehabt hätte, dass die - wenig sympathische - Figur ihr nur nahe zu sein scheint, weil die Figur von sich eine idealisierte Selbstwahrnehmung hat, die ihr ähnelt, hätte ich alles umwerfen müssen.
Jemand hat mir mal erzählt, dass man beim Schreiben viele alte Freunde verliert, weil sie sich schlecht dargestellt sehen, und erst danach wieder neue Groupies gewinnt, mit denen man dann schlafen kann. Ich war ja auf ein paar Buchmessen, habe mich umgeschaut und möchte deshalb unbedingt alle meine alten Bekannten behalten. Nur ist es eben so, dass die Allerweltstheme n, über die ich schreibe, auch die Themen dieser Bekannten sind. Und die Klasse, über die ich schreibe, eben auch unsere gesellschaftliche Schicht ist. Man merkt das beim Schreiben: Es ist nicht möglich, durch eine gewisse Stellung besonders geförderte Problemerfahrungen einfach mit den Strategien zu mischen, die man in anderen Schichten hat.
Um mal ein unverfängliches Thema anzusprechen, um das es nicht geht: Scheidungskinder. Es gibt da so eine nonchalonte "Das packen wir schon"-Haltung von Frauen aus Ostdeutschland, die mir auch aus besteingesäumten Töchtern aus dem Westen vollkommen unbekannt ist. Dort überwiegen eher die Zweifel. Wollte man also ein Buch darüber schreiben - was Gott verhüten möge! - wie sich eine junge Frau als alleinerziehende Mutter durchschlägt, wäre es unmöglich, den inneren Konflikt meiner Bekannten aus dem Westviertel als Anfang zu nehmen, und die zupackende Art aus dem Osten als Problemlösung. Das engt die Räume dramatisch ein, das Schreiben wird wie eine rasend schnelle Schlittenfahrt durch einen Wald, wo man nur noch versucht, den Rodel der Geschichte nur irgendwie von Kollisionen mit den Bäumen der Bekannten wegzuhalten. Aber es ändert nichts am Umstand, dass es nur funktioniert, wenn man in diesem Wald bleibt.
Entsprechend klaustrophobisch erlebe ich gerade mein Tun. Je hübscher, je durchtriebener und zynischer die Szenen werden, desto unmöglicher wird es sein, darüber mit jenen zu sprechen, die sie auf sich beziehen könnten. Der Umstand, dass sie es fairerweise nicht tun können - alles Horizontale ist komplett und klugerweise vollkommen erfunden - ändert ja nichts daran, dass sie es trotzdem tun werden. Das mit der kleinen, leichten Liebesgeschichte mit sanft schwarzem Unterton sagt sich als Verleger leicht, aber er muss ja auch nicht für ein Jahr umziehen und sich neue Bekannte suchen, wenn es in falsche Kehlen kommt.
Das klingt jetzt alles ein wenig hysterisch, aber als Liquide letztendlich erschien, hatte ich enorme Probleme wegen eines einzigen Satzes, in dem ich passend zu einer Szene einem Techno-DJ einen leicht kirchenlästerlichen, aber ansonsten gängigen Namen gegeben hatte. Es gab in meinem weitesten Bekanntenkreis einen jungen Mann, der sich ähnlich nannte und Platten einer anderen Musikrichtung auflegte, und der allen Ernstes erwog, mich allein wegen des Wortes "Techno" anzugehen.
donalphons, 00:31h
... link (25 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. Januar 2010
Ach ja, 2010.
Würde man mich wirklich fragen, was ich vom Jahr 2010 halte, dann würde ich vielleicht, solange es nicht gerade um mein angenehmes Privatleben gehen, seufzen und sagen, dass ich ihm lieber nicht vorgestellt werden möchte. Dummerweise benimmt sich das Jahr schon am ersten Tag recht schlecht, indem ich es gar nicht übersehen kann, und insofern -
ich wünsche es mir, zumindest für mein Leben und das Leben der wohlmeinenden Leserschaft, dass es wie mein Razesa wird. Das muss man nicht kennen, Razesa war eine in den 90er Jahren nicht allzu unbekannte Rahmenschmiede in Spanien, und schweisst dort noch heute, nur gibt es, soweit ich sehe, keinen Importeur mehr. Wie auch immer, das ist es:
Als ich es vor 17 Jahren zusammengebaut habe, gab es weder Internet mit günstigen Gebrauchtangeboten noch Modelle, die im Herbst schon veraltet waren. Campagnolo hatte elend lange Lieferfristen, gute Rennräder verloren auch bei Benutzung kaum an Wert, und wer sich ein derartiges Rad kaufte, hatte vor, es auch noch nach 10 Jahren zu fahren. Insofern waren die hohen Kosten am Anfang durchaus zu verschmerzen. Wäre man allerdings in ein Radgeschäft gegangen, und hätte man sich dort ein Rad nach eigenen Wünschen bauen lassen - es wäre damals, zumindest für mich als Student, zu teuer geworden. Also musste ich "fonsen", wie Holgi das nennt, mit einem hohen Aufwand ein Ziel erreichen, das anderen belanglos erscheint.
Es ist nämlich nicht so, dass man sich einen Rahmen und eine Komponentengruppe kauft, und dann hat man "das Rad". Jede Firma baut bessere und schlechtere Dinge, entscheidend ist, dass man das Optimum für seine eigenen Bedürfnisse findet und zusammenbaut. Campagnolo etwa baute damals die wunderbare Croce d'Aune-Gruppe, ein heldenhafter Versuch, den Schrägparallelogrammwerke der Japaner mit einem pleuelgesteuerten Schaltwerk klassischer Form etwas Besseres entgegenzusetzen. In meinen Augen ist dieses Schaltwerk - 1990 400 Mark teuer - immer noch das beste und gleichzeitig schönste Rennradschaltwerk aller Zeiten. Ich kann das sagen, denn ich habe auch ein Mavic, ein C-Record und ein Super Record, ein Superbe Pro, ein Paul (totaler Schrott übrigens), ich kenne Dura Ace und XTR - es gibt keine bessere Konstruktion, keinen grösseren optischen Genuss als das pleuelgesteuerte Croce d'Aune. Eine Schande, dass sie es nur zwei Jahre gebaut haben.
Von dieser Gruppe bekam ich einige Teile halbwegs günstig, weil ein Kunde nur die Bremsen kaufte. Ich hatte den Umwerfer, die Kurbel und das Innenlager, und wollte einen Rahmen. Dass es der Razesa aus eher günstigem Columbus Cromor wurde, lag an ein paar eher unerfreulichen Erfahrungen mit dem SLX-Rohrsatz des gleichen Hauses: Das ist leichter, aber ziemlich am Rand dessen konstruiert, was mechanisch möglich ist. Ich war einmaldumm mutig genug, mich auf meiner aus SLX gebauten Zeitfahrmaschine mit 100 km/h einen Berg am Gardasee hinunter zu stürzen, und wenn die Strasse dann nicht gut ist, bekommt Rahmenflattern eine sehr ernste Bedeutung - also nahm ich das 0,1 mm dickere Cromor. Man wird auch nicht dümmer jünger. Und mit dem Razesa wollte ich explizit die Kochelbergstrecke runter. Wenn man da einen fetten Arsch einer E-Klasse überholt und schnell wieder reinziehen muss, weil Gegenverkehr kommt, muss der Rahmen stehen. Billig - war er trotzdem nicht. In Berlin, habe ich gesehen, gibt es ein Geschäft, das dieses Rahmen heute gebraucht verkauft, für 100 Mark mehr, als meiner gekostet hat.
Den Umwerfer und das Innenlager habe ich von Campa genommen, aber die Kurbel - die war mir dann doch zu dick auftragend. Ich fand statt dessen die Kurbel, von der ich sagen würde, dass sie nach der Mavic 631, der alten Super Record und den Cooks Kurbeln die Schönste und für meine Zwecke die Beste war: Die Superbe Pro von Suntour. Das Finish ist nicht schlechter als bei Campagnolo, sie ist auch heute noch ein Leichtgewicht und von einer sagenhaften, schlichten Eleganz, die nir veralten wird. Ausserdem konnte man sie mit 52 und 38 Zähnen bestücken. Und das bedeutete, dass man hinten die Ritzel ganz fein bestücken konnte, mit individueller Entfaltung.

Es gibt ja Leute, die behaupten, es gäbe heute Schaltungen mit über 20 Gängen. Wenn man aber nachrechnet, sieht man, dass viele Gänge Doubletten sind. Was wir damals bauten, waren extrem eng gestufte Ritzel mit 12, 13, 14, 15, 16, 19 und 24 Zähnen. Man kann erst auf dem grossen Blatt die fünf kleinen Ritzel durchschalten, geht dann auf das kleine Kettenblatt und fängt wieder beim 12er an. Es ist eine echte 12-Gang-Schaltung, und sie reicht für alle Belange. Natürlich musste man rechnen und Ritzel extra bestellen und zusammenbauen. Aber man konnte über Idioten lachen, die mit ihren Mountainbikes nur 10 echte Gänge hatten, und auch nur dann, wenn sie dauernd den Umwerfer betätigten.

Das bedeutete natürlich auch, dass wir keine fertigen Kasetten an den Naben hatten. Oder handelsübliche Naben. Räder von der Stange hatten damals Konuslager, gekreuzte Speichen und schwarze Felgen. Ich baute mir die Räder selbst, mit Mavicnaben, die auch heute noch besser sind als das meiste, was man von der Stange bekommt. Ich speichte radial ein, ich nahm dünne DD-Speichen und die leichteste, silberne Aerofelge, die auf dem Markt war. Es war am Ende nicht billiger als Räder von der Stange. Aber seitdem musste ich nichts mehr daran ändern.
Ich verbaute einen walzengelagerten Promaxsteuersatz, bei dem man in 100 Jahren vielleicht mal die Laufflächen der Walzenlager wird austauschen müssen, Lenker und Vorbau von Cinelli, die ich in einer Kiste fand, ich war bei den Bremsen nicht doktrinär und griff zu Shimano, denn Sicherheit ging vor. Aber ich feilte und schmirgelte sie in Heimarbeit ab und brachte sie bis in den letzten Winkel auf Campagnologlanz, und ich baute sie mit Campagnolo-Bremsklötzen. Von der Superbe Pro kamen dann auch die Retrofriktionshebel, echte Kunstwerke, die trotzdem perfekt mit den Campagnoloschaltwerken funktionierten. Dazu noch handpolierte Schnellspanner von American Classic, ein Flite-Sattel, eine stilistisch vielleicht nicht perfekte, aber gute Heylight-Sattelstütze, ich kratzte noch auf einer Kettenstrebe den Chrom frei und setzte grüne Farbakzente - und fertig war das 9,2 Kilo leichte Bergrennrad.
Es war ein harter Winter, die Anforderungen waren hoch, ich musste viel nachdenken und werkeln, und ich hatte nicht genug Geld, um mir das einfach so machen zu lassen. Das Razesa ist nicht mein bestes und nicht mein schönstes Rad, und auch nicht das teuerste - ich habe noch ein Rocky Mountain Vertex T.O. aus dem ersten Jahr, bei dem der Rahmen mehr als das ganze Razesa kostete. Auch 2010 wird nicht das beste Jahr unseres Lebens werden. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um von uns allen das Leid zu nehmen, dem wir nicht entgehen werden. Aber ich möchte später an dieses schwierige Jahr zurückdenken können wie an das unter Mangel, Blut, Schweiss und Tränen entstandene Razesa, an die Auffahrt über die Jachenau, an deren Nordhängen noch der Schnee lag, an die Kochelbergstrecke, an die harten Tritte in die Kurbel und die unfassbar schnellen Kurven, und an den Frühling im Tal und sagen: Es war nicht perfekt, es war nicht das Beste, aber dafür hätte ich es nicht besser machen können.
ich wünsche es mir, zumindest für mein Leben und das Leben der wohlmeinenden Leserschaft, dass es wie mein Razesa wird. Das muss man nicht kennen, Razesa war eine in den 90er Jahren nicht allzu unbekannte Rahmenschmiede in Spanien, und schweisst dort noch heute, nur gibt es, soweit ich sehe, keinen Importeur mehr. Wie auch immer, das ist es:

Als ich es vor 17 Jahren zusammengebaut habe, gab es weder Internet mit günstigen Gebrauchtangeboten noch Modelle, die im Herbst schon veraltet waren. Campagnolo hatte elend lange Lieferfristen, gute Rennräder verloren auch bei Benutzung kaum an Wert, und wer sich ein derartiges Rad kaufte, hatte vor, es auch noch nach 10 Jahren zu fahren. Insofern waren die hohen Kosten am Anfang durchaus zu verschmerzen. Wäre man allerdings in ein Radgeschäft gegangen, und hätte man sich dort ein Rad nach eigenen Wünschen bauen lassen - es wäre damals, zumindest für mich als Student, zu teuer geworden. Also musste ich "fonsen", wie Holgi das nennt, mit einem hohen Aufwand ein Ziel erreichen, das anderen belanglos erscheint.

Es ist nämlich nicht so, dass man sich einen Rahmen und eine Komponentengruppe kauft, und dann hat man "das Rad". Jede Firma baut bessere und schlechtere Dinge, entscheidend ist, dass man das Optimum für seine eigenen Bedürfnisse findet und zusammenbaut. Campagnolo etwa baute damals die wunderbare Croce d'Aune-Gruppe, ein heldenhafter Versuch, den Schrägparallelogrammwerke der Japaner mit einem pleuelgesteuerten Schaltwerk klassischer Form etwas Besseres entgegenzusetzen. In meinen Augen ist dieses Schaltwerk - 1990 400 Mark teuer - immer noch das beste und gleichzeitig schönste Rennradschaltwerk aller Zeiten. Ich kann das sagen, denn ich habe auch ein Mavic, ein C-Record und ein Super Record, ein Superbe Pro, ein Paul (totaler Schrott übrigens), ich kenne Dura Ace und XTR - es gibt keine bessere Konstruktion, keinen grösseren optischen Genuss als das pleuelgesteuerte Croce d'Aune. Eine Schande, dass sie es nur zwei Jahre gebaut haben.

Von dieser Gruppe bekam ich einige Teile halbwegs günstig, weil ein Kunde nur die Bremsen kaufte. Ich hatte den Umwerfer, die Kurbel und das Innenlager, und wollte einen Rahmen. Dass es der Razesa aus eher günstigem Columbus Cromor wurde, lag an ein paar eher unerfreulichen Erfahrungen mit dem SLX-Rohrsatz des gleichen Hauses: Das ist leichter, aber ziemlich am Rand dessen konstruiert, was mechanisch möglich ist. Ich war einmal

Den Umwerfer und das Innenlager habe ich von Campa genommen, aber die Kurbel - die war mir dann doch zu dick auftragend. Ich fand statt dessen die Kurbel, von der ich sagen würde, dass sie nach der Mavic 631, der alten Super Record und den Cooks Kurbeln die Schönste und für meine Zwecke die Beste war: Die Superbe Pro von Suntour. Das Finish ist nicht schlechter als bei Campagnolo, sie ist auch heute noch ein Leichtgewicht und von einer sagenhaften, schlichten Eleganz, die nir veralten wird. Ausserdem konnte man sie mit 52 und 38 Zähnen bestücken. Und das bedeutete, dass man hinten die Ritzel ganz fein bestücken konnte, mit individueller Entfaltung.

Es gibt ja Leute, die behaupten, es gäbe heute Schaltungen mit über 20 Gängen. Wenn man aber nachrechnet, sieht man, dass viele Gänge Doubletten sind. Was wir damals bauten, waren extrem eng gestufte Ritzel mit 12, 13, 14, 15, 16, 19 und 24 Zähnen. Man kann erst auf dem grossen Blatt die fünf kleinen Ritzel durchschalten, geht dann auf das kleine Kettenblatt und fängt wieder beim 12er an. Es ist eine echte 12-Gang-Schaltung, und sie reicht für alle Belange. Natürlich musste man rechnen und Ritzel extra bestellen und zusammenbauen. Aber man konnte über Idioten lachen, die mit ihren Mountainbikes nur 10 echte Gänge hatten, und auch nur dann, wenn sie dauernd den Umwerfer betätigten.

Das bedeutete natürlich auch, dass wir keine fertigen Kasetten an den Naben hatten. Oder handelsübliche Naben. Räder von der Stange hatten damals Konuslager, gekreuzte Speichen und schwarze Felgen. Ich baute mir die Räder selbst, mit Mavicnaben, die auch heute noch besser sind als das meiste, was man von der Stange bekommt. Ich speichte radial ein, ich nahm dünne DD-Speichen und die leichteste, silberne Aerofelge, die auf dem Markt war. Es war am Ende nicht billiger als Räder von der Stange. Aber seitdem musste ich nichts mehr daran ändern.

Ich verbaute einen walzengelagerten Promaxsteuersatz, bei dem man in 100 Jahren vielleicht mal die Laufflächen der Walzenlager wird austauschen müssen, Lenker und Vorbau von Cinelli, die ich in einer Kiste fand, ich war bei den Bremsen nicht doktrinär und griff zu Shimano, denn Sicherheit ging vor. Aber ich feilte und schmirgelte sie in Heimarbeit ab und brachte sie bis in den letzten Winkel auf Campagnologlanz, und ich baute sie mit Campagnolo-Bremsklötzen. Von der Superbe Pro kamen dann auch die Retrofriktionshebel, echte Kunstwerke, die trotzdem perfekt mit den Campagnoloschaltwerken funktionierten. Dazu noch handpolierte Schnellspanner von American Classic, ein Flite-Sattel, eine stilistisch vielleicht nicht perfekte, aber gute Heylight-Sattelstütze, ich kratzte noch auf einer Kettenstrebe den Chrom frei und setzte grüne Farbakzente - und fertig war das 9,2 Kilo leichte Bergrennrad.
Es war ein harter Winter, die Anforderungen waren hoch, ich musste viel nachdenken und werkeln, und ich hatte nicht genug Geld, um mir das einfach so machen zu lassen. Das Razesa ist nicht mein bestes und nicht mein schönstes Rad, und auch nicht das teuerste - ich habe noch ein Rocky Mountain Vertex T.O. aus dem ersten Jahr, bei dem der Rahmen mehr als das ganze Razesa kostete. Auch 2010 wird nicht das beste Jahr unseres Lebens werden. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um von uns allen das Leid zu nehmen, dem wir nicht entgehen werden. Aber ich möchte später an dieses schwierige Jahr zurückdenken können wie an das unter Mangel, Blut, Schweiss und Tränen entstandene Razesa, an die Auffahrt über die Jachenau, an deren Nordhängen noch der Schnee lag, an die Kochelbergstrecke, an die harten Tritte in die Kurbel und die unfassbar schnellen Kurven, und an den Frühling im Tal und sagen: Es war nicht perfekt, es war nicht das Beste, aber dafür hätte ich es nicht besser machen können.
donalphons, 23:47h
... link (17 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 31. Dezember 2009
Wissen und Ahnen
Ich weiss, dass ich 2010 einen längeren Text der Kategorie lange versprochen wird endlich mittelgut abliefern werde, in dem die Hauptfiguren relativ weit vorne das hier sehen und zu streiten anfangen werden:

Denn es passt nicht ins Auto, oder nur so, dass es ein paar Probleme verursacht, die andere Probleme nach sich ziehen würden, die aber eigentlich unwahrscheinlich und obendrein auch vermeidbar sind, bis sie dann doch eintreten, und für andere nochmal ganz andere Folgen nach sich ziehen, bis am Ende jeder das bekommt, was möglich ist, aber nicht das, was er gerne hätte. Alles sehr eitel.
Ich habe mich bei der FAZ weiterhin verpflichtet, und auch bei den Rebellen ohne Markt. Ich fahre mindestens 10 Mal weg: England, Mille Miglia, Südfrankreich, Slowenien und Venetien, Ostdeutschland und den Rest wird man sehen. Es wird ein dickes, rundes Jahr werden, und wie alles, was rund ist, wird es auch Ecken und Kanten haben.
***
Ich werde das tun, obwohl 2010 nicht dazu angetan sein wird. Der ganze verstrahlte Dreck der Subprimekrise wurde von den insolventen Banken in ein System geschaufelt, das auch nicht besser darauf vorbereitet ist. Und nun wird man niemand finden, der dafür die Verantwortung übernimmt - also wird man es jenen aufdrücken, von denen man annimmt, dass sie es einfach hinnehmen. Ich weiss nicht, ob sie das tun werden. Meines Erachtens ist es bislang erstaunlich, sehr erstaunlich ruhig; vielleicht hat man noch nicht verstanden, dass das System massive Schnitte tun muss, um zu überleben, aber wenn es mal so weit ist, dass sie es verstehen, würde ich keinerlei Wetten auf irgendwas eingehen wollen.
Abgesehen davon sieht es nicht gut aus, was einen Neuanfang angeht: In Amerika werden die Probleme durch das Aufblasen der Hauspreise nur künstlich gestreckt, die Machtverschiebung weg vom Westen dauert an, es ist eigentlich nur logisch, wenn andere jetzt die Chancen ergreifen. Ich weiss nicht, was passiert, aber ich denke, es werden Grundlagen geschaffen, auf denen dann Veränderungen kommen, die kaum weniger einschneidend als das Fall der Mauer sein werden. Ich denke, man wird sich in 10 Jahren fragen, warum zum Teufel Obama zum Antritt seines Jobs die Banken nicht in einer Aktion geschlossen, neu aufgestellt und reorganisiert hat. Es kann, es wird nicht dauerhaft gut gehen. Vielleicht rettet man sich irgendwie durch 2010, aber das glaube ich nicht.
Ich denke aber auch, dass Deutschlands südliche Reichtumsgürtel immer noch der weltbeste Ort sind, um das alles zu betrachten. Das wird, wie schon 2009, die Königsloge sein, weit genug weg und perfekte Sicht auf das Geschehen. Bestenfalls sitzt man es dort aus, schlimmstenfalls klaut man dem Bauern eine Kuh von der Wiese gegenüber. Ich werde weiterhin in Teekannen investieren. Und nicht in Banken.
Euch allen ein frohes und glückliches 2010.

Denn es passt nicht ins Auto, oder nur so, dass es ein paar Probleme verursacht, die andere Probleme nach sich ziehen würden, die aber eigentlich unwahrscheinlich und obendrein auch vermeidbar sind, bis sie dann doch eintreten, und für andere nochmal ganz andere Folgen nach sich ziehen, bis am Ende jeder das bekommt, was möglich ist, aber nicht das, was er gerne hätte. Alles sehr eitel.
Ich habe mich bei der FAZ weiterhin verpflichtet, und auch bei den Rebellen ohne Markt. Ich fahre mindestens 10 Mal weg: England, Mille Miglia, Südfrankreich, Slowenien und Venetien, Ostdeutschland und den Rest wird man sehen. Es wird ein dickes, rundes Jahr werden, und wie alles, was rund ist, wird es auch Ecken und Kanten haben.
***
Ich werde das tun, obwohl 2010 nicht dazu angetan sein wird. Der ganze verstrahlte Dreck der Subprimekrise wurde von den insolventen Banken in ein System geschaufelt, das auch nicht besser darauf vorbereitet ist. Und nun wird man niemand finden, der dafür die Verantwortung übernimmt - also wird man es jenen aufdrücken, von denen man annimmt, dass sie es einfach hinnehmen. Ich weiss nicht, ob sie das tun werden. Meines Erachtens ist es bislang erstaunlich, sehr erstaunlich ruhig; vielleicht hat man noch nicht verstanden, dass das System massive Schnitte tun muss, um zu überleben, aber wenn es mal so weit ist, dass sie es verstehen, würde ich keinerlei Wetten auf irgendwas eingehen wollen.
Abgesehen davon sieht es nicht gut aus, was einen Neuanfang angeht: In Amerika werden die Probleme durch das Aufblasen der Hauspreise nur künstlich gestreckt, die Machtverschiebung weg vom Westen dauert an, es ist eigentlich nur logisch, wenn andere jetzt die Chancen ergreifen. Ich weiss nicht, was passiert, aber ich denke, es werden Grundlagen geschaffen, auf denen dann Veränderungen kommen, die kaum weniger einschneidend als das Fall der Mauer sein werden. Ich denke, man wird sich in 10 Jahren fragen, warum zum Teufel Obama zum Antritt seines Jobs die Banken nicht in einer Aktion geschlossen, neu aufgestellt und reorganisiert hat. Es kann, es wird nicht dauerhaft gut gehen. Vielleicht rettet man sich irgendwie durch 2010, aber das glaube ich nicht.
Ich denke aber auch, dass Deutschlands südliche Reichtumsgürtel immer noch der weltbeste Ort sind, um das alles zu betrachten. Das wird, wie schon 2009, die Königsloge sein, weit genug weg und perfekte Sicht auf das Geschehen. Bestenfalls sitzt man es dort aus, schlimmstenfalls klaut man dem Bauern eine Kuh von der Wiese gegenüber. Ich werde weiterhin in Teekannen investieren. Und nicht in Banken.
Euch allen ein frohes und glückliches 2010.
donalphons, 22:46h
... link (15 Kommentare) ... comment
Lehren aus dem Jahr
Kurz bevor die Vodafail-Sache losging und ich weniger Technikversierten erklären musste, warum dieser schlecht angezogene Berliner mit seinen affigen Posen kein Blogger in jenem Sinne ist, in dem ich einer zu sein gedenke, war ich am Tegernsee und ging in die Berge. Das Mobiltelefon ist bei solchen Gelegenheiten gut verräumt und hat oft schlechten Empfang, und obendrein bin ich immer zu faul, alte SMS zu löschen. Nach ein paar Stunden kam ich wieder unten an und sah am Abend, dass jemand eine SMS geschickt hatte. Typ "Internetbekanntschaft", von der ich nicht allzu viel wusste, guter Autor, alle paar Monate mal eine Mail, aber nie persönlich getroffen und nur, weil er mit blogvertickenden Leuten befreundet ist, die ich für die Lügenpest des Netzes halte, muss so einer ja kein schlechter Mensch sein, ganz im Gegenteil. Die SMS jedenfalls hätte mir vor Stunden mitteilen sollen, er wäre mit seiner Freundin in Bayern und würde gern schnell mal bei mir vorbei kommen.
Irgendwie war ich froh, dass mir die Umstände die Notwendigkeit abgenommen hatten, darauf zu antworten. Vermutlich, wenn er angerufen hätte, hätte ich mich von meiner besten Seite gezeigt, um nur ja nicht unhöflich zu sein, und hätte sie natütlich eingeladen, aber dennoch bleibt bei mir da immer ein gewisses Befremden, wenn Leute, die ich nicht wirklich kenne, mit solchen Anliegen auf mich zukommen. Ich präferiere ganz klar die Möglichkeit des gegenseitigen Abtastens, und sollte ich dann wirklich bei jemandem in der Nähe sein, würde ich allein den Umstand erwähnen und abwarten, ob und wie eine Einladung erfolgt. Ich würde mich bei Unbekannten nie selbst einladen. Nie. Unter gar keinen Umständen. Um so mehr befremdet es mich, wenn man sich bei mir einlädt.
Ideal natürlich ist es, wenn ich das gar nicht selbst tun muss, sondern sich ein Intermediär findet, der die Sache begutachtet und beide Seiten mit einer gewissen Vorbereitung zusammenführt - und davon und von den Möglichkeiten der Abwehr handelt dann auch der letzte Blogeintrag meiner kleinen Serie der Hilfsuntugenden bei der FAZ. Der weitere Verlauf der Vodafonesache zeigte im Übrigen dann auch, dass es ein Fehler gewesen wäre, der Person Zutritt zu meiner Privatsphäre zu erlauben. Nicht dass ich unkommod oder steif wäre, ich führe ein gastfreundliches Haus und warte bis um vier Uhr Morgens auf Gäste - aber Gast wird man nicht mit einer SMS.

Eine andere Lehre des reiseintensiven Jahres war die mangelhafte Verwendung der Bilder. Ich habe die letzten Tage das Archiv durchstöbert und gerade aus Rom noch so vieles gefunden, was ich irgendwann bringen wolllte. Und natürlich nicht getan habe. Die letzten drei Beiträge bei der FAZ sind auch in dieser Hinsicht eine kleine Widergutmachung angesichts meiner Nachlässigkeit gegenüber der Schönheit, und im verlinkten Beitrag stammen die Bilder von der Kirche am obigen Platz: Das Deckengemälde von Sant'Ignazio in Rom. Am 6. Mai werde ich wieder dort sein.
Irgendwie war ich froh, dass mir die Umstände die Notwendigkeit abgenommen hatten, darauf zu antworten. Vermutlich, wenn er angerufen hätte, hätte ich mich von meiner besten Seite gezeigt, um nur ja nicht unhöflich zu sein, und hätte sie natütlich eingeladen, aber dennoch bleibt bei mir da immer ein gewisses Befremden, wenn Leute, die ich nicht wirklich kenne, mit solchen Anliegen auf mich zukommen. Ich präferiere ganz klar die Möglichkeit des gegenseitigen Abtastens, und sollte ich dann wirklich bei jemandem in der Nähe sein, würde ich allein den Umstand erwähnen und abwarten, ob und wie eine Einladung erfolgt. Ich würde mich bei Unbekannten nie selbst einladen. Nie. Unter gar keinen Umständen. Um so mehr befremdet es mich, wenn man sich bei mir einlädt.
Ideal natürlich ist es, wenn ich das gar nicht selbst tun muss, sondern sich ein Intermediär findet, der die Sache begutachtet und beide Seiten mit einer gewissen Vorbereitung zusammenführt - und davon und von den Möglichkeiten der Abwehr handelt dann auch der letzte Blogeintrag meiner kleinen Serie der Hilfsuntugenden bei der FAZ. Der weitere Verlauf der Vodafonesache zeigte im Übrigen dann auch, dass es ein Fehler gewesen wäre, der Person Zutritt zu meiner Privatsphäre zu erlauben. Nicht dass ich unkommod oder steif wäre, ich führe ein gastfreundliches Haus und warte bis um vier Uhr Morgens auf Gäste - aber Gast wird man nicht mit einer SMS.

Eine andere Lehre des reiseintensiven Jahres war die mangelhafte Verwendung der Bilder. Ich habe die letzten Tage das Archiv durchstöbert und gerade aus Rom noch so vieles gefunden, was ich irgendwann bringen wolllte. Und natürlich nicht getan habe. Die letzten drei Beiträge bei der FAZ sind auch in dieser Hinsicht eine kleine Widergutmachung angesichts meiner Nachlässigkeit gegenüber der Schönheit, und im verlinkten Beitrag stammen die Bilder von der Kirche am obigen Platz: Das Deckengemälde von Sant'Ignazio in Rom. Am 6. Mai werde ich wieder dort sein.
donalphons, 12:25h
... link (11 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Neues vom Weltuntergang
Zuerst mal das, was man von nachrichtenarmen Zeiten an schnellen Geldschiebereien erwarten kann: Obama und Geithner schmieren, wie schon erwartet, tatsächlich der fetten Sau GMAC den Arsch, wie man hier in Bayern formschön sagt. Aber nicht nur mit 3,8 Milliarden Dollar, sondern auch noch mit 14 Milliarden Kreditgarantien. Damit besitzt der amerikanische Staat jetzt 56 statt wie bisher 35% der Bank - die ohne das Geld, nachdem andere Besitzer nichts mehr hineinsteckten, ziemlich pleite wäre. Aber um Himmels willen nur die freie Marktwirtschaft aufrecht erhalten!

Wir schalten um zu einem angenehmen Bild aus Orvieto mit Verschwendung aus einer Zeit, als Verschwendung noch Sinn machte. Nehmen wir an, 1 Quadratmeter Stuckdecke würde 10.000 Dollar kosten, dann könnte man für 3,8 Milliarden 1000 Säle mit 380 Quadratmetern Grundfläche bauen. Einer würde mir schon reichen.
Das sind wahrscheinlich die Gründe, warum Frau Huffington und Freunde das Projekt Move your Money ins Leben gerufen haben. Weg von den Grossbanken, hin zu den kleinen Gemeindebanken.
Prinzipiell denke ich ja auch, dass man sich als Kunde deutscher Grossbanken mal die Raiffeisenbanken anschauen sollte, aber was Amerika angeht, schaue ich mir seit Monaten die Zahlen der kleinen, insolventen Institute an. Da sind natürlich keine Option ARMs und CDOs in grosser Menge drin, aber der Unterschied zwischen den Assets in den Büchern und dem, was die Einlagensicherung am Ende draufzahlen muss, ist bei gut einem Drittel der angeblichen Assets und damit signifikant. So signifikant, dass ich sagen würde: Das passiert nicht plötzlich. Da müssen auch die kleinen Banken schon länger ihre Kredite schön gerechnet haben. Insolvenzverschleppung wäre ein Wort, das mir da einfallen würde. Als Protest ist die Idee von Huffington gut, aber ganz so einfach würde ich es mir dann auch nicht machen. Zumal ein grosser Teil der noch kommenden Ausfälle der Gewerbeimmobilien sicher auch viele kleine Institute treffen werden.
Ein kleines Zusatzproblem ist natürlich der Umstand, dass man sein Geld jederzeit anderen Leuten geben kann. Allerdings ist der Kern der Krise in den USA, dass die Leute eben kein Geld, sondern Schulden bei der Bank haben. Und da hängt man fest. Aber immerhin, es ist schon mal ein Zeichen. Und weitaus besser als das weinerliche Wischiwaschi, das aus Wasgington oder von anderen Medien kommt.

Wir schalten um zu einem angenehmen Bild aus Orvieto mit Verschwendung aus einer Zeit, als Verschwendung noch Sinn machte. Nehmen wir an, 1 Quadratmeter Stuckdecke würde 10.000 Dollar kosten, dann könnte man für 3,8 Milliarden 1000 Säle mit 380 Quadratmetern Grundfläche bauen. Einer würde mir schon reichen.
Das sind wahrscheinlich die Gründe, warum Frau Huffington und Freunde das Projekt Move your Money ins Leben gerufen haben. Weg von den Grossbanken, hin zu den kleinen Gemeindebanken.
Prinzipiell denke ich ja auch, dass man sich als Kunde deutscher Grossbanken mal die Raiffeisenbanken anschauen sollte, aber was Amerika angeht, schaue ich mir seit Monaten die Zahlen der kleinen, insolventen Institute an. Da sind natürlich keine Option ARMs und CDOs in grosser Menge drin, aber der Unterschied zwischen den Assets in den Büchern und dem, was die Einlagensicherung am Ende draufzahlen muss, ist bei gut einem Drittel der angeblichen Assets und damit signifikant. So signifikant, dass ich sagen würde: Das passiert nicht plötzlich. Da müssen auch die kleinen Banken schon länger ihre Kredite schön gerechnet haben. Insolvenzverschleppung wäre ein Wort, das mir da einfallen würde. Als Protest ist die Idee von Huffington gut, aber ganz so einfach würde ich es mir dann auch nicht machen. Zumal ein grosser Teil der noch kommenden Ausfälle der Gewerbeimmobilien sicher auch viele kleine Institute treffen werden.
Ein kleines Zusatzproblem ist natürlich der Umstand, dass man sein Geld jederzeit anderen Leuten geben kann. Allerdings ist der Kern der Krise in den USA, dass die Leute eben kein Geld, sondern Schulden bei der Bank haben. Und da hängt man fest. Aber immerhin, es ist schon mal ein Zeichen. Und weitaus besser als das weinerliche Wischiwaschi, das aus Wasgington oder von anderen Medien kommt.
donalphons, 23:15h
... link (3 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Freunde schmieren unter Obama
Obama ("Change", man erinnert sich), hat mit Ben Bernanke einen Hauptschuldigen der katastrophalen Zentralbankpolitik im Amt belassen - obwohl niemand gejammert hätte, wenn man diesen Vollversager, der die krise nicht arkannte, als sie schon da war, irgendwohin weggesperrt hätte, wo andere Leute sind, die man als gemeingefährlich einstuft. Und wie man sich vielleicht erinnert, ist die Zentralbank auch weiterhin bis weit ins nächste Jahr bereit, Geld an Banken zum Nullzins zu verleihen, in der - bislang trügerischen - Hoffnung, die könnten die Kreditklemme in Amerika bekämpfen, und sich nicht durch Eigenhandelzockereien bereichern.
Um all das überschüssige Geld, das die Zentralbank unter ihren Freunden verteilte, zumindest etwas wieder einzusammeln, hat sich Bernanke nun was einfallen lassen - und um es gleich vorwegzunehmen, es ist kein Einsatz der Nationalgarde gegen das organisierte Verbrechen an der Wall Street, um deren ergaunertes Vermögen zu konfiszieren. Nein, vielmehr können die Banken, die sich das Geld des Staates bei der FED zum Nullzins geliehen haben, es nun wieder bei der FED deponieren, mit flexiblen Anlagezeiträumen und natürlich für gute Zinsen, die wiederum letztlich der Staat bezahlt, mit den Schulden, die er gegen Zinszahlungen machen muss. Verrückt? Irre? Verbrecherisch? Nein, Obama, Geithner und Bernanke.
Sprich, wer bereit ist, eine Weile das Geld, das auf ihn aus Washington und New York gesch****** wurde, wieder dahin zurückzulegen, woraus es gerne wieder entnommen werden kann, der ist herzlich dazu eingeladen! Damit ist das Geld tatsächlich erst mal gegen eine kleine, bankenbereichernde Gebühr aus dem System verschwunden. Bis es wieder zurückkommt.
Wenn ich mich jetzt in die Rolle eines normalen Wallstreet-Banksters versetzen würde, dann wäre meine Idee so: Ich habe, sagen wir mal, 10 Milliarden Dollar und einen Deppen in der FED, der zu viel Geld auf dem Markt sieht und gerne beweisen möchte, dass er es temporär wieder einsammeln kann. Dann leihe ich ihm doch glatt 5 Milliarden und kassiere die Zinsen. Die anderen 5 Milliarden stecke in Länder, in denen nicht gut 5% der kaufkräftigeren Schichten gerade dabei sind, pleite zu gehen, und die Arbeitslosigkeit Rekordhöhen erreicht, selbst wenn die Statistiken massiv geschönt werden. Sprich, ich müsste wirklich bescheuert sein, in den USA zu investieren, wenn das Risiko angesichts horrender Schulden aller Beteiligter dort im Moment so hoch ist, dass die Zinsen bei der FED in jeder Hinsicht mehr bringen. Es gibt so schöne andere Anlageformen, Währungen, Rohstoffe, unterbewertete Firmen in Osteuropa, da gehe ich mit meinen anderen Milliarden hin, und die Zinsen der Amerikaner im schlimmsten Fall das, mit dem ich meine Verluste hedge. Nur gegen die Kreditprobleme in den USA mag ich nichts tun.
In einem Jahr dann, wenn die Wirtschaftskrise in den USAwirklich ihren Höhepunkt errichthat und global genug Autozulieferer, Bekleidungsketten, Gewerbeimmobilienbesitzer, Tankstellenpächter, Mittelständler - das übliche halt - an den Rand des Ruins gebracht hat, und die Bewertungen wirklich am Boden sind, dann besuche ich die FED, hole mir meine 5 Milliarden wieder und gehe bei den Überlebenden als Merger&Acquisition-Bank hausieren. Dann nämlich geht das Spiel um die marktbeherrschenden Stellungen wieder los, dann bekommt man alles zur Ramschpreis, und vielleicht bringt man ja auch einen Kunden dazu, den abgehalfterten US-Präsidenten als kleines Dankeschön irgendwo einen Beraterposten zu geben. Dafür, dass er einen erst gerettet, dann mit Geld zugeschissen und einem danach auch noch die Realwirtschaft ausgeliefert hat.
Wenn wirklich zu viel Geld des Staates im Banksystem ist, dann gibt es nur eine Lösung: Wegnehmen. Steuern, Abgaben, Finanztransaktionsgebühr, strafrechtliche Verfolgung - es gibt genug Mittel und Wege. Aber den Banken für die schlimmste Zeit der Krise mit den höchsten Risiken ein Versteck für das Geld anzubieten, ist
nun, das, was man erwarten kann.
Nachtrag: Und wem das noch nicht reichen sollte, wie etwa den Autofinanzierern von GMAC, der kann ja bei Obama fragen, ob er nochmal drei oder vier Milliarden haben kann, wegen Systemrelevanz.
Um all das überschüssige Geld, das die Zentralbank unter ihren Freunden verteilte, zumindest etwas wieder einzusammeln, hat sich Bernanke nun was einfallen lassen - und um es gleich vorwegzunehmen, es ist kein Einsatz der Nationalgarde gegen das organisierte Verbrechen an der Wall Street, um deren ergaunertes Vermögen zu konfiszieren. Nein, vielmehr können die Banken, die sich das Geld des Staates bei der FED zum Nullzins geliehen haben, es nun wieder bei der FED deponieren, mit flexiblen Anlagezeiträumen und natürlich für gute Zinsen, die wiederum letztlich der Staat bezahlt, mit den Schulden, die er gegen Zinszahlungen machen muss. Verrückt? Irre? Verbrecherisch? Nein, Obama, Geithner und Bernanke.
Sprich, wer bereit ist, eine Weile das Geld, das auf ihn aus Washington und New York gesch****** wurde, wieder dahin zurückzulegen, woraus es gerne wieder entnommen werden kann, der ist herzlich dazu eingeladen! Damit ist das Geld tatsächlich erst mal gegen eine kleine, bankenbereichernde Gebühr aus dem System verschwunden. Bis es wieder zurückkommt.
Wenn ich mich jetzt in die Rolle eines normalen Wallstreet-Banksters versetzen würde, dann wäre meine Idee so: Ich habe, sagen wir mal, 10 Milliarden Dollar und einen Deppen in der FED, der zu viel Geld auf dem Markt sieht und gerne beweisen möchte, dass er es temporär wieder einsammeln kann. Dann leihe ich ihm doch glatt 5 Milliarden und kassiere die Zinsen. Die anderen 5 Milliarden stecke in Länder, in denen nicht gut 5% der kaufkräftigeren Schichten gerade dabei sind, pleite zu gehen, und die Arbeitslosigkeit Rekordhöhen erreicht, selbst wenn die Statistiken massiv geschönt werden. Sprich, ich müsste wirklich bescheuert sein, in den USA zu investieren, wenn das Risiko angesichts horrender Schulden aller Beteiligter dort im Moment so hoch ist, dass die Zinsen bei der FED in jeder Hinsicht mehr bringen. Es gibt so schöne andere Anlageformen, Währungen, Rohstoffe, unterbewertete Firmen in Osteuropa, da gehe ich mit meinen anderen Milliarden hin, und die Zinsen der Amerikaner im schlimmsten Fall das, mit dem ich meine Verluste hedge. Nur gegen die Kreditprobleme in den USA mag ich nichts tun.
In einem Jahr dann, wenn die Wirtschaftskrise in den USAwirklich ihren Höhepunkt errichthat und global genug Autozulieferer, Bekleidungsketten, Gewerbeimmobilienbesitzer, Tankstellenpächter, Mittelständler - das übliche halt - an den Rand des Ruins gebracht hat, und die Bewertungen wirklich am Boden sind, dann besuche ich die FED, hole mir meine 5 Milliarden wieder und gehe bei den Überlebenden als Merger&Acquisition-Bank hausieren. Dann nämlich geht das Spiel um die marktbeherrschenden Stellungen wieder los, dann bekommt man alles zur Ramschpreis, und vielleicht bringt man ja auch einen Kunden dazu, den abgehalfterten US-Präsidenten als kleines Dankeschön irgendwo einen Beraterposten zu geben. Dafür, dass er einen erst gerettet, dann mit Geld zugeschissen und einem danach auch noch die Realwirtschaft ausgeliefert hat.
Wenn wirklich zu viel Geld des Staates im Banksystem ist, dann gibt es nur eine Lösung: Wegnehmen. Steuern, Abgaben, Finanztransaktionsgebühr, strafrechtliche Verfolgung - es gibt genug Mittel und Wege. Aber den Banken für die schlimmste Zeit der Krise mit den höchsten Risiken ein Versteck für das Geld anzubieten, ist
nun, das, was man erwarten kann.
Nachtrag: Und wem das noch nicht reichen sollte, wie etwa den Autofinanzierern von GMAC, der kann ja bei Obama fragen, ob er nochmal drei oder vier Milliarden haben kann, wegen Systemrelevanz.
donalphons, 00:10h
... link (4 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 29. Dezember 2009
Anzeigung
Ich schreibe gerade an einem längeren Text, in dem ein Auslöser der Geschichte Verhaltensweisen sind, die ich von mir selbst zwar nicht, aber doch von vielen anderen kenne: Die Unfähigkeit, die Arbeit mal loszulassen und lieber daran zu krepieren, als sich die Probleme einzugestehen und richtig zu handeln. Wenn ich sehe, dass in Deutschland nie weniger Krankmeldungen als zur Zeit anfallen, dann heisst das nur: Gearbeitet wird in der Arbeit, krank ist man im Urlaub.
Nun habe ich bekanntlich ein Leben, in dem das Vermietergeschäft und das Abfassen mehr oder weniger amüsanter Texte die Grundlagen meiner Einkünfte bilden; beides kann man angesichts meiner Neigungen schlecht als Beruf bezeichnen, und so habe ich eigentlich schon seit Jahren eigentlich nur Urlaub, und bin deshalb auch stets im Urlaub krank. Um jetzt nicht handelnden Personen meiner Geschichte nachzugeraten, werde ich die kommenden Tage bis London also meine Betätigung auf ein Minimum zurückfahren; ein Beitrag für die FAZ und kurze, sporadische Bespassungen täglich hier. Leider ist es für mich einfacher, auch unter Tablettenüberdosis, Erstickungsanfällen und 40 Grad Fieber noch erträgliche Texte selbst zu schreiben, aber was mir schwerer fällt, ist das Beantworten komplexer Mails und Kommentare, oder das Telefonieren. Ich habe jene Sexszene, an der ich seit Monaten kaue und nicht vorankam, mit grösster Leichtigkeit bei schweren Schmerzen und Schlaflosigkeit um 6 Uhr morgens einfach hingezuckert, als gäbe es nichts leichteres - aber das Erschliessen und Eingehen auf die Texte anderer Leute, das sei mir nun eine Weile nachgesehen. Blöd, ich weiss. Unhöflich auch. Aber wie gesagt: Ich möchte nicht das Problem bekommen, das meine Heldin zu haben nicht vermeiden konnte. Seit Tagen nun schon freue ich mich etwa über diesen Text.

Meine Mutter fragt, ob sie mir Kriminalromane bringen soll, aber die besten Erpressergeschichten und Steuerhinterzieherkriminellen finde ich gerade im Internet und in den Weltzentren des Finanzmarktterrorismus London und New York. Ganz ehrlich, wenn sich ein normaler Bürger beim Steuervermeiden so benehmen würden wie die Spitze von JP Morgan, dann hätte der in Nullkommenichts sowas von die Steuerfahndung daheim, dass er danach quieken würde. Angesichts der angesprochenen Personen würde es mich dann auch nicht überraschen, wenn sie es vor Gericht tun müssten. Und die Konstruktionen, mit denen Firmen Geld rausschmeissen, um ihren fetten Bankstern ohne Steuern an der Spitze noch mehr reinzuschieben - gegen die sollte man Beizeiten auch ein Gesetz erlassen. Verstehen Bankster eigentlich erst was, wenn der Mob ihre Bankeingänge verrammelt und anzündet?
Nun habe ich bekanntlich ein Leben, in dem das Vermietergeschäft und das Abfassen mehr oder weniger amüsanter Texte die Grundlagen meiner Einkünfte bilden; beides kann man angesichts meiner Neigungen schlecht als Beruf bezeichnen, und so habe ich eigentlich schon seit Jahren eigentlich nur Urlaub, und bin deshalb auch stets im Urlaub krank. Um jetzt nicht handelnden Personen meiner Geschichte nachzugeraten, werde ich die kommenden Tage bis London also meine Betätigung auf ein Minimum zurückfahren; ein Beitrag für die FAZ und kurze, sporadische Bespassungen täglich hier. Leider ist es für mich einfacher, auch unter Tablettenüberdosis, Erstickungsanfällen und 40 Grad Fieber noch erträgliche Texte selbst zu schreiben, aber was mir schwerer fällt, ist das Beantworten komplexer Mails und Kommentare, oder das Telefonieren. Ich habe jene Sexszene, an der ich seit Monaten kaue und nicht vorankam, mit grösster Leichtigkeit bei schweren Schmerzen und Schlaflosigkeit um 6 Uhr morgens einfach hingezuckert, als gäbe es nichts leichteres - aber das Erschliessen und Eingehen auf die Texte anderer Leute, das sei mir nun eine Weile nachgesehen. Blöd, ich weiss. Unhöflich auch. Aber wie gesagt: Ich möchte nicht das Problem bekommen, das meine Heldin zu haben nicht vermeiden konnte. Seit Tagen nun schon freue ich mich etwa über diesen Text.

Meine Mutter fragt, ob sie mir Kriminalromane bringen soll, aber die besten Erpressergeschichten und Steuerhinterzieherkriminellen finde ich gerade im Internet und in den Weltzentren des Finanzmarktterrorismus London und New York. Ganz ehrlich, wenn sich ein normaler Bürger beim Steuervermeiden so benehmen würden wie die Spitze von JP Morgan, dann hätte der in Nullkommenichts sowas von die Steuerfahndung daheim, dass er danach quieken würde. Angesichts der angesprochenen Personen würde es mich dann auch nicht überraschen, wenn sie es vor Gericht tun müssten. Und die Konstruktionen, mit denen Firmen Geld rausschmeissen, um ihren fetten Bankstern ohne Steuern an der Spitze noch mehr reinzuschieben - gegen die sollte man Beizeiten auch ein Gesetz erlassen. Verstehen Bankster eigentlich erst was, wenn der Mob ihre Bankeingänge verrammelt und anzündet?
donalphons, 00:16h
... link (27 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 28. Dezember 2009
Was heisst schon Wahrheit
Die Wahrheit ist so hässlich wie der Tag und so unhöflich wie ein Kommentarspammer, sie ist wahr, aber das war es dann aber auch schon. Sie ist nicht charmant, erfindungsreich, literarisch, und ausserdem zum Gebrauch in der besseren Gesellschaft extrem ungeeignet.

Um so schlimmer, dass nun der ein oder andere Reingeschmeckte anfängt, mit dieser Wahrheit in meinem Umfeld rumzuzündeln. Das, sage ich in der FAZ, ist nicht fein.

Um so schlimmer, dass nun der ein oder andere Reingeschmeckte anfängt, mit dieser Wahrheit in meinem Umfeld rumzuzündeln. Das, sage ich in der FAZ, ist nicht fein.
donalphons, 00:59h
... link (0 Kommentare) ... comment
Bild des Jahres
Ich habe gerade einiges am Hals; ein Strick ist nicht darunter, aber doch so manches, auf das ich gern verzichten würde. Für das Schreiben bin ich jedenfalls momentan definitiv nicht klug genug. Statt einer längeren Erzählung, warum ich heute Abend nicht mit Iris essen gehen kann, hier vielleicht das Ergebnis der Bildersichtung von 2009. Das hier ist von allen Bildern- und es waren enorm viele, man glaubt gar nicht, was so eine Digitalkamera mit dem photographischen Sehen macht - vielleicht, vermutlich mein Lieblingsbild, gerade weil, was bei mir in Sachen Veröffentlichung selten ist, darauf Menschen zu sehen sind:
Grossbild
Brescia am 14. Mai 2009, vor der Mille Miglia.
Genauso neugierig, interessiert und angetan möchte ich auch in das Jahr 2010 schauen, und auf der Millie Miglia werde ich natürlich auch wieder sein. Die ist diesmal fast 2 Wochen früher. Dann bleibt danach mehr Zeit für anderes.

Grossbild
Brescia am 14. Mai 2009, vor der Mille Miglia.
Genauso neugierig, interessiert und angetan möchte ich auch in das Jahr 2010 schauen, und auf der Millie Miglia werde ich natürlich auch wieder sein. Die ist diesmal fast 2 Wochen früher. Dann bleibt danach mehr Zeit für anderes.
donalphons, 20:43h
... link (12 Kommentare) ... comment
... older stories