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Mittwoch, 5. Mai 2010
Anreise
Mein Tag bräuchte an Tagen wie diesen 30 Stunden. 5 mehr zum schlafen, und eine mehr, um das Blog auf dem Laufenden zu halten.




Aber ich bin durch all den Regen gut angekommen, und es ist schön hier. Mantua taucht am späten Abend immer wie eine Renaissancevision aus dem See auf. Daheim, so ein wenig.




Aber ich bin durch all den Regen gut angekommen, und es ist schön hier. Mantua taucht am späten Abend immer wie eine Renaissancevision aus dem See auf. Daheim, so ein wenig.
donalphons, 23:20h
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Zu wissen, es wird anders sein.
Eigentlich könnte es auch ganz nett sein, in Deutschland und diesmal auch explizit am Netz zu bleiben. Bis, sagen wir mal, Montag in acht Tagen. Es wird enorm spannend werden, gerade weil ich feststelle, wie unendlich schön Spanien geredet wird, unter völligem Verzicht auf Hinweise zu den dortigen Mängeln bei der Kreditabschreibung, der horrenden Arbeitslosigkeit und den ausbleibenden Steuereinnahmen - das alles wird geflissentlich ignoriert. Ganz so, als könnte ein Land in Europa mithalten, das 20% Arbeitslosigkeit aufweist, und nach dem Ende des Immobilienbooms auch keine Wirtschaftssektoren, die besonders wachsen könnten.
Kurz, ich glaube, dass das dicke, grosse Ding in Spanien enorm bald kommt. Und ich glaube auch, dass es die Anfragen aus Portugal und vielleicht Italien auslösen wird. Der Umstand, dass der Euro trotzdem noch gegenüber dem Dolar und dem Pfund überbewertet ist, verrät viel über die krisenhaften Zustände, die sich gerade wieder bemerkbar machen, auch wenn die Banken zwischenzeitlich mit Geld zugeklatscht wurden.
Spannende Zeiten. Aber.

Ich bin auch nur ein Mensch. Und morgen beginnt die Mille Miglia. Und ich will verflucht sein, wenn ich nicht dort bin und an ganz andere Dinge denke. Das wird wie immer der Höhepunkt des Automobilistenjahres, das wird ein Spass selbst im knöcheltiefen Regen, und da kann ich nicht nach so etwas Langweiligem wie Spanien oder Akteinkursen schauen. Ich fühle schon wieder das Brummen alter, überlasteter Motoren und den Gestank schlecht verbrannten Benzins.
Spanien kann krepieren, solange morgen Brescia noch steht.
Kurz, ich glaube, dass das dicke, grosse Ding in Spanien enorm bald kommt. Und ich glaube auch, dass es die Anfragen aus Portugal und vielleicht Italien auslösen wird. Der Umstand, dass der Euro trotzdem noch gegenüber dem Dolar und dem Pfund überbewertet ist, verrät viel über die krisenhaften Zustände, die sich gerade wieder bemerkbar machen, auch wenn die Banken zwischenzeitlich mit Geld zugeklatscht wurden.
Spannende Zeiten. Aber.

Ich bin auch nur ein Mensch. Und morgen beginnt die Mille Miglia. Und ich will verflucht sein, wenn ich nicht dort bin und an ganz andere Dinge denke. Das wird wie immer der Höhepunkt des Automobilistenjahres, das wird ein Spass selbst im knöcheltiefen Regen, und da kann ich nicht nach so etwas Langweiligem wie Spanien oder Akteinkursen schauen. Ich fühle schon wieder das Brummen alter, überlasteter Motoren und den Gestank schlecht verbrannten Benzins.
Spanien kann krepieren, solange morgen Brescia noch steht.
donalphons, 15:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Mai 2010
Schön.
Aber nicht mehr zu retten.

Wie so viel anderes, und so viele andere. ich habe eine Kerze angezündet und in der FAZ geschrieben.

Wie so viel anderes, und so viele andere. ich habe eine Kerze angezündet und in der FAZ geschrieben.
donalphons, 17:05h
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Ich mochte Rummel noch nie
Beim Schiffschaukeln wurde mir immer schlecht, und mein Geld gab ich lieber für Bücher aus. Menschenmassen in Zelten verabscheue ich zutiefst, und das Geplärre und Geschrei kenne ich durch die Folgen in der Altstadt.
Ich mag es, wenn der Rummel verschwindet.








Ich bin vermutlich kein geselliger Typ.
Ich mag es, wenn der Rummel verschwindet.








Ich bin vermutlich kein geselliger Typ.
donalphons, 16:52h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 4. Mai 2010
Der Beginn der griechischen Krise
Heute war ein bemerkenswerter Tag: Etwas überraschend hat sich die europäische Zentralbank bereiterklärt, griechische Staatsanleihen unabhängig von der Bewertung von Ratingagenturen anzunehmen, und dafür gute Euro zu bezahlen. Ausgedeutscht bedeutet das, dass die EZB von einer weiteren und unverbrüchlichen Stützung Griechenlands durch die Länder der EU ausgeht. Und damit ist man nicht alleine, schliesslich macht das auf Bildniveau vollverblödende Handelsblatt unter seinem kampagnenerprobten Chefredakteur auch gleich mit.
Wenn wir das mit der Subprimekrise in den USA vergleichen, sind die Staaten quasi die kreditgebenden Banken, die Griechen der Scheldner schlechter Bonität, und die EZB ist in der Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac, die derartige Kredite absicherten und in der Krise auch zu Preisen weit über dem Marktwert kauften. Und alle scheinen zu glauben, dass die Griechen bis 201 2 tatsächlich ihr Defizit auf 3% herunterfahren können und zum Musterschüler werden, selbst wenn die Folge der Einsparungen erst mal ein herber Konjunktureinbruch sein wird. Nun ja, ich glaube es nicht, und nicht nur wegen der Punkte, die Egghat bringt.
Ich glaube es nicht, weil Griechenland eine Demokratie ist. Die bisherigen Versprechen sind von einer Regierung abgegeben, die momentan im Parlament eine Mehrheit hat. Diese mehrheit braucht das Geld jetzt, hier und heute, um die nächsten paar Wochen zu überleben, mitsamt dem Staat. Und deshalb ist die Regierung jetzt so gefügig. Sie braucht das Geld. Aber wenn sie es erst mal hat, braucht sie zum Überleben auch die Mehrheit im eigenen Land. jeder Abgeordnete braucht eine Mehrheit. Ob man nun Staatsbankrott macht, oder abgewählt wird, macht keinen Unterschied. Also wird man den Wählern etwas anbieten müssen. Und wenn die EU schon bezahlt hat, kann sie es sich leisten, in einem halben Jahr, wenn die Regierung auseinander fliegt, weil alle Angst um ihre Posten haben, nicht mehr zu bezahlen?

Falls nein - hat die EZB ein Subprimeproblem in den Büchern, denn dann geht die Verschwendung weiter. Falls ja, hat die EZB auch ein Subprimeproblem, denn dann geht Griechenland pleite. So oder so wird es unschön. Schön wäre es nur, wenn die Griechen ein Einsehen hätten und wirklich ihre Staatsverschuldung zurückfahren könnten. So, wie das Irland gerade erfolglos verucht. So, wie das in Island gerade mit einem Referendum gekippt wurde.
Und dann wird irgendwas passieren, vielleicht auch konzertiert zusammen mit anderen Nationen, in einer Welt, in der es zu viele Schulden gibt. Ich tippe ja immer noch auf einen "weichen" Staatsbankrott mit Währungsschnitt. Man wird sehen. Und beim Zurückblicken merken, dass es im April 2010 erst richtig losgegangen ist.
Wenn wir das mit der Subprimekrise in den USA vergleichen, sind die Staaten quasi die kreditgebenden Banken, die Griechen der Scheldner schlechter Bonität, und die EZB ist in der Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac, die derartige Kredite absicherten und in der Krise auch zu Preisen weit über dem Marktwert kauften. Und alle scheinen zu glauben, dass die Griechen bis 201 2 tatsächlich ihr Defizit auf 3% herunterfahren können und zum Musterschüler werden, selbst wenn die Folge der Einsparungen erst mal ein herber Konjunktureinbruch sein wird. Nun ja, ich glaube es nicht, und nicht nur wegen der Punkte, die Egghat bringt.
Ich glaube es nicht, weil Griechenland eine Demokratie ist. Die bisherigen Versprechen sind von einer Regierung abgegeben, die momentan im Parlament eine Mehrheit hat. Diese mehrheit braucht das Geld jetzt, hier und heute, um die nächsten paar Wochen zu überleben, mitsamt dem Staat. Und deshalb ist die Regierung jetzt so gefügig. Sie braucht das Geld. Aber wenn sie es erst mal hat, braucht sie zum Überleben auch die Mehrheit im eigenen Land. jeder Abgeordnete braucht eine Mehrheit. Ob man nun Staatsbankrott macht, oder abgewählt wird, macht keinen Unterschied. Also wird man den Wählern etwas anbieten müssen. Und wenn die EU schon bezahlt hat, kann sie es sich leisten, in einem halben Jahr, wenn die Regierung auseinander fliegt, weil alle Angst um ihre Posten haben, nicht mehr zu bezahlen?

Falls nein - hat die EZB ein Subprimeproblem in den Büchern, denn dann geht die Verschwendung weiter. Falls ja, hat die EZB auch ein Subprimeproblem, denn dann geht Griechenland pleite. So oder so wird es unschön. Schön wäre es nur, wenn die Griechen ein Einsehen hätten und wirklich ihre Staatsverschuldung zurückfahren könnten. So, wie das Irland gerade erfolglos verucht. So, wie das in Island gerade mit einem Referendum gekippt wurde.
Und dann wird irgendwas passieren, vielleicht auch konzertiert zusammen mit anderen Nationen, in einer Welt, in der es zu viele Schulden gibt. Ich tippe ja immer noch auf einen "weichen" Staatsbankrott mit Währungsschnitt. Man wird sehen. Und beim Zurückblicken merken, dass es im April 2010 erst richtig losgegangen ist.
donalphons, 01:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 3. Mai 2010
Wie Muttern
Im zunehmenden Alter bemerke ich an mir Seiten, die ich so früher an mir nicht finden konnte. Nehmen wir doch einfach mal dieses Paar Schuhe, dessen Ladenpreis beim gut 20-fachen dessen liegt, was für chinesische Herrenschuhe zu bezahlen ist:

Ich bin da ein wenig wie jener Okkultist, der sich Kreuze in die Schuhsohlen schnitzte, um bei jedem Schritt auf ein Symbol der Kirche zu treten. Ich habe gern eine Schicht Italien zwischen mir und dem Rest der Welt. Und je besser dieses Italien ist, desto lieber habe ich es dort. Heute räumte ich die Schuhe ein, zu den anderen, sehr guten Stücken, mit denen ich meine innere Imelda befriedige. Und die ich alle nicht getragen habe. Über einem Preis von 250 Euro, das ist meine Feststellung, denke ich mir, dass es jetzt zu schade ist, diese und jene Schuhe zu tragen, das könne man doch nicht tun, die seien etwas für besondere Anlässe, die dann aber nie in der Menge kommen, als dass es die Existenz dieser Schuhe rechtfertigen würde. Praktischerweise sind Stofftaschen dabei, mit denen man das ungetragene Elend vertuschen kann. Es ist kein schöner Zug, es ist kein hedonistischer Zug, es ist kein Luxus, es ist eigentlich nur doof.
Und wenn es so weiter geht, sitze ich bald mit einer angestossenen Tasse vor einem nicht passenden Teller und esse Kuchen mit einer Nirostagabel.

Ich bin da ein wenig wie jener Okkultist, der sich Kreuze in die Schuhsohlen schnitzte, um bei jedem Schritt auf ein Symbol der Kirche zu treten. Ich habe gern eine Schicht Italien zwischen mir und dem Rest der Welt. Und je besser dieses Italien ist, desto lieber habe ich es dort. Heute räumte ich die Schuhe ein, zu den anderen, sehr guten Stücken, mit denen ich meine innere Imelda befriedige. Und die ich alle nicht getragen habe. Über einem Preis von 250 Euro, das ist meine Feststellung, denke ich mir, dass es jetzt zu schade ist, diese und jene Schuhe zu tragen, das könne man doch nicht tun, die seien etwas für besondere Anlässe, die dann aber nie in der Menge kommen, als dass es die Existenz dieser Schuhe rechtfertigen würde. Praktischerweise sind Stofftaschen dabei, mit denen man das ungetragene Elend vertuschen kann. Es ist kein schöner Zug, es ist kein hedonistischer Zug, es ist kein Luxus, es ist eigentlich nur doof.
Und wenn es so weiter geht, sitze ich bald mit einer angestossenen Tasse vor einem nicht passenden Teller und esse Kuchen mit einer Nirostagabel.
donalphons, 01:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 2. Mai 2010
Tag der Arbeit
Wo ich gerade bin - in einem verschlafenen, Schweizer Provinznest mit Modelleisenbahnanschein - gibt es noch nicht mal den Tag der Arbeit. Es ist 1. Mai, und alles hat hier offen, der Wochenmarkt findet statt, und übersaturierte Wohlstandskinder schieben überteuerte Räder durch die Stadt, deren Reflektoren eine ganz andere Sprache sprechen, als ihre martialischen Formen und Reifen. Hier zündet niemand ein Auto an, hier prügelt niemand ritualisiert auf die Polizei ein. Und selbst, wenn ich hier einige Aspekte ziemlich abscheulich finde, weil zu viel und zu dumm zufrieden, ist es in gewisser Hinsicht besser als in Berlin, wenngleich auch schlechter als in Deutschland.

Denn in Deutschland ist "Tag der Arbeit". Ich finde diesen säkularen Feiertag als Machtdemonstration der Beschäftigten enorm wichtig, und als ich bei der grossen Autofabrik Werksstudent war, ging ich natürlich auch mit zum Paradeplatz. Wenn man mit Medien und ihrer Korruption zu tun hat, weiss man nur zu gut, wie leicht es die andere Seite hat, sich Einfluss und Stimmen zu kaufen; die meisten Wirtschaftsredaktionen sind gespickt mit Arschkriecherkohorten, die geradezu danach gieren, jeden journalistischen Standard für Billighäppchen zu verraten und zu verkaufen. Reise- und Autoressorts sind vielleicht auch widerlich in ihrer Selbstzuhaltung, aber die Wirtschaftsredaktion hat leider einen gewissen Einfluss, den sie anbietet. Und da ist es nur hilfreich, wenn einen Tag lang das Pack still ist und sich anhört, was man ihm zu sagen hat. Aktuell ist das ja eine ganze Menge, Stichworte Hartz IV, Förderung des Binnenkonsums, Bekämpfung der Raubbanken.
Aber das spielt heute alles keine Rolle mehr. Wichtiger als die Arbeiter sind ein paar versiffte Arschkrampen in Berlin, die Arbeit scheisse finden, Leute um Geld anhauen, bestenfalls mit Scheibenwaschdiensten belästigen und dann am 1. Mai die Sau rauslassen. Das will jeder sehen, das ist Event, Spektakel, Kamera drauf, ein brennendes Auto sagt mehr als eine Stunde Analyse der Spätfolgen der Bankenkrise. Die angeblichen Revolutionäre liefern genau das, was die Medien brauchen, um auch noch am 1. Mai von ernsten Themen abzulenken, sie stehen dann für den Sinn des Tages, wie er medial rüberkommt, sie diskreditieren genau die arbeitenden Menschen, die sie selbst nicht sind, und die sie verachten. Sage bitte keiner, dass die Autonomen eine Revolution wünschen, bei der sie dann an die Werkbänke dürfen - das wollen die ebensowenig wie ihre Neffen, die Berliner Blogunterschichtler, die nach Grundeinkommen ohne Bedingung plärren. Dazu gibt es dann noch lustige Gegenveranstaltungen, Naziaufmärsche, alles, was man braucht. Den perfekten Mix für die Medien.
Etwas Besseres kann jenen, die nicht über Umverteilung und Ungerechtigkeit nicht reden wollen, eigentlich gar nicht passieren, und die Kosten für die Ablenkung trägt auch noch der Staat. Noch ein paar Jahre Randale, und wir werden dann auch eine Debatte um die Abschaffung des 1. Mai erleben, zumal man dann sicher auch wieder irgendwie Arbeitgeber entlasten kann. Insofern ist mein Mitleid für die gezielt in Kauf genommenen Opfer des Konflikts mit der Polizei am 1. Mai, vorsichtig gesagt, eher begrenzt. Schliesslich weine ich ja auch nicht, wenn ein Bankster vor Gericht landet.

Denn in Deutschland ist "Tag der Arbeit". Ich finde diesen säkularen Feiertag als Machtdemonstration der Beschäftigten enorm wichtig, und als ich bei der grossen Autofabrik Werksstudent war, ging ich natürlich auch mit zum Paradeplatz. Wenn man mit Medien und ihrer Korruption zu tun hat, weiss man nur zu gut, wie leicht es die andere Seite hat, sich Einfluss und Stimmen zu kaufen; die meisten Wirtschaftsredaktionen sind gespickt mit Arschkriecherkohorten, die geradezu danach gieren, jeden journalistischen Standard für Billighäppchen zu verraten und zu verkaufen. Reise- und Autoressorts sind vielleicht auch widerlich in ihrer Selbstzuhaltung, aber die Wirtschaftsredaktion hat leider einen gewissen Einfluss, den sie anbietet. Und da ist es nur hilfreich, wenn einen Tag lang das Pack still ist und sich anhört, was man ihm zu sagen hat. Aktuell ist das ja eine ganze Menge, Stichworte Hartz IV, Förderung des Binnenkonsums, Bekämpfung der Raubbanken.
Aber das spielt heute alles keine Rolle mehr. Wichtiger als die Arbeiter sind ein paar versiffte Arschkrampen in Berlin, die Arbeit scheisse finden, Leute um Geld anhauen, bestenfalls mit Scheibenwaschdiensten belästigen und dann am 1. Mai die Sau rauslassen. Das will jeder sehen, das ist Event, Spektakel, Kamera drauf, ein brennendes Auto sagt mehr als eine Stunde Analyse der Spätfolgen der Bankenkrise. Die angeblichen Revolutionäre liefern genau das, was die Medien brauchen, um auch noch am 1. Mai von ernsten Themen abzulenken, sie stehen dann für den Sinn des Tages, wie er medial rüberkommt, sie diskreditieren genau die arbeitenden Menschen, die sie selbst nicht sind, und die sie verachten. Sage bitte keiner, dass die Autonomen eine Revolution wünschen, bei der sie dann an die Werkbänke dürfen - das wollen die ebensowenig wie ihre Neffen, die Berliner Blogunterschichtler, die nach Grundeinkommen ohne Bedingung plärren. Dazu gibt es dann noch lustige Gegenveranstaltungen, Naziaufmärsche, alles, was man braucht. Den perfekten Mix für die Medien.
Etwas Besseres kann jenen, die nicht über Umverteilung und Ungerechtigkeit nicht reden wollen, eigentlich gar nicht passieren, und die Kosten für die Ablenkung trägt auch noch der Staat. Noch ein paar Jahre Randale, und wir werden dann auch eine Debatte um die Abschaffung des 1. Mai erleben, zumal man dann sicher auch wieder irgendwie Arbeitgeber entlasten kann. Insofern ist mein Mitleid für die gezielt in Kauf genommenen Opfer des Konflikts mit der Polizei am 1. Mai, vorsichtig gesagt, eher begrenzt. Schliesslich weine ich ja auch nicht, wenn ein Bankster vor Gericht landet.
donalphons, 00:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. April 2010
In Parma, am Ort des Grauens
Eines meiner - vielleicht 10? - Lieblingsbücer ist Stendhals Karthause von Parma. Einige Teile davon haben mich so ergriffen, dass ich sie nach dem ersten Lesen auswendig konnte. Natürlich ist das Parma Stendhals rein fiktional, aber dennoch, im Palazzo della Pilotta wird das Grauen, das den kleinen Duodezfürstentümern der Restauration innewohnt, sofort wieder greifbar. Geschildert in der FAZ.
donalphons, 23:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. April 2010
San Bernardino
Chiasso, der Geldschmugglergrenzübergang in die Schweiz schlechthin. Auf dem Beifahrersitz: Der Vuittonkoffer, aus dem deutlich sichtbar ein paar hundert Euro Bargeld rausquellen.
An der italienischen Grenze werde ich durchgewunken, ohne meinen Pass zu zeigen. An der Schweizer ein Blick auf das Bild, weiterwinken. Ich halte an.
Ich so: Pardon, wissen Sie, wo ist hier die nächste Filiale der UBS ist?
Grenzer so: Nix deutsch, sono italiano e francais.
Ich so: Trotzdem danke!
Ich wollte eigentlich gar nicht über Chiasso fahren, aber Lecco war unfassbar überfüllt, ich hatte Zeitdruck und nahm dann eben die andere Route. Vor mir waren ein deutsche Opel und ein Audi, und in Como war die rechte Vorderradbremse am Ende. Weil meine $&§")/-Landesgenossen bei jeder Kurve eine Vollbremsung machten, bei jedem Radler und jedem entgegenkommenden Fahrzeug.
Über den San Bernardino bin ich dann trotzdem gefahren.




In einem anderen Leben haben wir sowas ja öfters gemacht, nur zum Spass geschaut, ob man ohne Bremsen einen Pass fahren kann. Ich habe es nicht verlernt.
An der italienischen Grenze werde ich durchgewunken, ohne meinen Pass zu zeigen. An der Schweizer ein Blick auf das Bild, weiterwinken. Ich halte an.
Ich so: Pardon, wissen Sie, wo ist hier die nächste Filiale der UBS ist?
Grenzer so: Nix deutsch, sono italiano e francais.
Ich so: Trotzdem danke!
Ich wollte eigentlich gar nicht über Chiasso fahren, aber Lecco war unfassbar überfüllt, ich hatte Zeitdruck und nahm dann eben die andere Route. Vor mir waren ein deutsche Opel und ein Audi, und in Como war die rechte Vorderradbremse am Ende. Weil meine $&§")/-Landesgenossen bei jeder Kurve eine Vollbremsung machten, bei jedem Radler und jedem entgegenkommenden Fahrzeug.
Über den San Bernardino bin ich dann trotzdem gefahren.




In einem anderen Leben haben wir sowas ja öfters gemacht, nur zum Spass geschaut, ob man ohne Bremsen einen Pass fahren kann. Ich habe es nicht verlernt.
donalphons, 01:19h
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Gemütliches Schaukeln durch die Schweiz
Malojapass, Julierpass, Lenzerheide, und dann weiter. Und es dauert etwas, bis ich wieder online sein werde.
donalphons, 02:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 29. April 2010
Die krummen Wege auf geraden Strecken
Natürlich hat mir die Sache mit dem Ideor keine Ruhe gelassen. Und nachdem die Besitzerin meiner Herberge immun gegen meine Plüschaugen war, mir aber wenigstens von einem Gebrauchtwarenmarkt erzählte, wo Räder rumstehen sollten, stattete ich dem einen kleinen Besuch ab. Um es kurz zu machen: Es war ramschig, teuer und frei von allen akzeptablen Zweirädern. Dafür hing der Himmel voller Lampen. Und für die Kleinste, aber auch Schönste habe ich einen Verwendungszweck.

Und gerade die wiederum war wirklich nicht teuer. Also kein Rad, aber ein anderer Grund, morgen den Koffer auf den Gepäckträger zu klemmen. Entzückendes, kleines Stück. Glanz für kleine Hütten und Palästchen.
Ich habe ja nichts gegen langsames Verfransen in Oberitalien. Wer neorealistische Filme aus dieser Gegend kennt, weiss ja, was passiert, wenn ein Sohn auf gerader Strecke, auf diesen endlosen Betonstreifen in der Poebene unterwegs ist: Irgendwann kommt er von der Strasse ab und überschlägt sich. Da ist es besser, ab und an selbst von der Strasse runter zu fahren. ich war oft in der Region unterwegs und dachte mir: Irgendwann schaue ich mir hier die Dorfkirchen an. Heute wollte ich in das relativ kleine archäologische Museum von Parma und dachte, ich hätte Zeot. Also hielt ich an, und wurde mit Rokokofreuden in einem unscheinbaren Kaff belohnt.

Ja, die kleinen, oberitalienischen Dorfkirchen, die habe nn es manchmal in sich. Gestern war es eher schlecht, aber die beiden heutigen Exemplare, die waren sehr fein, wenngleich auch etwas marode. Ausserdem ist es nach dem ganzen "Photographieren ve4rboten" Elend, das sich in Oberitalien rasant ausbrietet - vor ein paar Jahren war das in Sabbioneta noch nicht so - wirklich angenehm, wenn man explizit zum Ablichten angehalten wird, wenn man nur Interesse zeigt. Sabbioneta ist für die Zeit des Manierismus künstlerisch wirklich ein rückständiges Provinzkaff - aber die Rokokokirche kurz vor der Stadt, die ist grandios.

Verwehrt blieb mir dagegen die mächtige Abtei nordwestlich von Parma. Die gehört der Universität und ist nicht zugänglich. Zumindest nicht, als ich gerade kam. Nicht mal ein Wärter an den Gattern. Aber ich hatte ja noch das Museum in Parma, zumindest für eine Stunde, so spät, wie ich dran war, mit meinen krummen Wegen. Im Palazzo della Pilotta dann die nächste Überraschung: Das Museum und die Nationalgalerie haben nur von 9-14 Uhr geöffnet. Ja dann. Dann war es richtig, sich nicht zu beeilen.

Und so ging ich wieder in Kirchen. Irgendwann war da aber auch keine Kirche mehr, sondern nur noch Geschäfte. Das letzte Mal habe ich mir in Parma Sportschuhe gekauft, die nicht so entsetzlich wie Turnschuhe aussehen, sondern so, wie ich sie mir vorstelle. Ein Paar, man will es ja nicht übertreiben mit dem Sport. Daheim probierte ich sie aus, und ich kann sagen: Gar nicht so schlecht, diese Schuhe. Und: Hätte ich damals auch noch die anderen genommen. So günstig, wie sie waren... aber die sind sicher schon weg. Aber vorbeischauen kann man ja mal, und was war da noch in 44 1/2? Das letzte Paar.

Auf krummen Wegen kommt man eben auch zu Zielen, von denen man vorher nicht wusste, dass man sie haben würde. Nur nach Mantua zurück, da ging es gerade und ohne weitere Schlenker.

Und gerade die wiederum war wirklich nicht teuer. Also kein Rad, aber ein anderer Grund, morgen den Koffer auf den Gepäckträger zu klemmen. Entzückendes, kleines Stück. Glanz für kleine Hütten und Palästchen.
Ich habe ja nichts gegen langsames Verfransen in Oberitalien. Wer neorealistische Filme aus dieser Gegend kennt, weiss ja, was passiert, wenn ein Sohn auf gerader Strecke, auf diesen endlosen Betonstreifen in der Poebene unterwegs ist: Irgendwann kommt er von der Strasse ab und überschlägt sich. Da ist es besser, ab und an selbst von der Strasse runter zu fahren. ich war oft in der Region unterwegs und dachte mir: Irgendwann schaue ich mir hier die Dorfkirchen an. Heute wollte ich in das relativ kleine archäologische Museum von Parma und dachte, ich hätte Zeot. Also hielt ich an, und wurde mit Rokokofreuden in einem unscheinbaren Kaff belohnt.

Ja, die kleinen, oberitalienischen Dorfkirchen, die habe nn es manchmal in sich. Gestern war es eher schlecht, aber die beiden heutigen Exemplare, die waren sehr fein, wenngleich auch etwas marode. Ausserdem ist es nach dem ganzen "Photographieren ve4rboten" Elend, das sich in Oberitalien rasant ausbrietet - vor ein paar Jahren war das in Sabbioneta noch nicht so - wirklich angenehm, wenn man explizit zum Ablichten angehalten wird, wenn man nur Interesse zeigt. Sabbioneta ist für die Zeit des Manierismus künstlerisch wirklich ein rückständiges Provinzkaff - aber die Rokokokirche kurz vor der Stadt, die ist grandios.

Verwehrt blieb mir dagegen die mächtige Abtei nordwestlich von Parma. Die gehört der Universität und ist nicht zugänglich. Zumindest nicht, als ich gerade kam. Nicht mal ein Wärter an den Gattern. Aber ich hatte ja noch das Museum in Parma, zumindest für eine Stunde, so spät, wie ich dran war, mit meinen krummen Wegen. Im Palazzo della Pilotta dann die nächste Überraschung: Das Museum und die Nationalgalerie haben nur von 9-14 Uhr geöffnet. Ja dann. Dann war es richtig, sich nicht zu beeilen.

Und so ging ich wieder in Kirchen. Irgendwann war da aber auch keine Kirche mehr, sondern nur noch Geschäfte. Das letzte Mal habe ich mir in Parma Sportschuhe gekauft, die nicht so entsetzlich wie Turnschuhe aussehen, sondern so, wie ich sie mir vorstelle. Ein Paar, man will es ja nicht übertreiben mit dem Sport. Daheim probierte ich sie aus, und ich kann sagen: Gar nicht so schlecht, diese Schuhe. Und: Hätte ich damals auch noch die anderen genommen. So günstig, wie sie waren... aber die sind sicher schon weg. Aber vorbeischauen kann man ja mal, und was war da noch in 44 1/2? Das letzte Paar.

Auf krummen Wegen kommt man eben auch zu Zielen, von denen man vorher nicht wusste, dass man sie haben würde. Nur nach Mantua zurück, da ging es gerade und ohne weitere Schlenker.
donalphons, 01:57h
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