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Donnerstag, 5. August 2010
Das zutiefst bürgerliche Wikileaks
Was mich bei der ganzen Geschichte rund um Wikileaks so fassungslos und wütend macht, sind die gar nicht seltenen, faulen Schweine in den Medien, die ihr ganzes Leben lang nur PR und Politiker nachplappern, eine verdammte Schande für den Beruf sind, und sich dann grosskotzig hinstellen und sagen: Ach, Wikileaks, nicht so wichtig. Und dann gleich wieder den nächsten Rektaleingang zur Aufwärmung suchen. Volksverblöder. Büttel. Geschmierte Kanaillen. Zumal, wenn sie aus Medien kommen, die sich als "bürgerlich" begreifen, oder "Mitte" oder irgendwie "konservativ".
Denn wenn SWikileaks irgendetwas ist, dann ist es das: Bürgerlich, Mitte, konservativ. Es ist ein Instrument der Bürger gegen eine sich davon wegentwickelnde Machtstruktur, es ist Mitte, weil es die Dokumente so nzeigt, wie sie sind, und es ist konservativ, weil es einen bürgerlichen Kampf gegen neuen Feudalismus und Militarismus weiterführt, der nicht so gewonnen ist, wie das viele Bürger vielleicht glauben.
Und deshalb habe ich etwas darüber in der FAZ geschrieben.
Denn wenn SWikileaks irgendetwas ist, dann ist es das: Bürgerlich, Mitte, konservativ. Es ist ein Instrument der Bürger gegen eine sich davon wegentwickelnde Machtstruktur, es ist Mitte, weil es die Dokumente so nzeigt, wie sie sind, und es ist konservativ, weil es einen bürgerlichen Kampf gegen neuen Feudalismus und Militarismus weiterführt, der nicht so gewonnen ist, wie das viele Bürger vielleicht glauben.
Und deshalb habe ich etwas darüber in der FAZ geschrieben.
donalphons, 18:29h
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Fett und Titan
Vor ein paar Tagen habe ich den ersten Fixiefahrer der Stadt gesehen, der auch gefahren ist. Gefahren ist heisst nicht, dass ich ihn fahrend geseehen habe, aber er muss gefahren sein, denn als er da vor meinem Haus lag, muss er zuvor gefahren sein. Die Sache mit der fehlenden Bremse am Hinterrad und mit dem Starrgang ist doch nicht so einfach, wie viele glauben. Aber was tut man nicht alles für einen guten Retrolook. Früher hatten die Leute nicht nur alte Räder, sondern oft auch weniger Zähne im Mund.
Trotzdem ist dieser Trend nicht aufzuhalten, und macht auch vor modernster Technik nicht Halt. Campagnolo hat sich am Hinterrad vor ein paar Jahren von den schweren Doppelgelenkbremsen verabschiedet, und baut jetzt wieder zerklüftete Bremsen, die zu den alten Entwürfen der 7oern mit ihren Ausfräsungen bestens passen könnten. Früher bohrte man Löcher, heute heisst es Skeleton Design. Die Entwicklung verläuft in Kreisen, mag mir scheinen, mal ganz abgesehen davon, dass auch, wie bei mir, Dura Ace Bremsen so gut wie alte Modolos ziehen, wenn der Gummi ein wenig verbraucht ist. Und nachdem ich ohnehin eigentlich Mavicbremsen an meinem Votec passend hzur Schaltung wollte, und die nicht zu bekommen sind, beschaffte ich mir Dia Compe Bremsen. Mit einem klassischen Gelenk in der Mitte. Nachdem auch Mavicbremsen bei Dia Compe hergestellt werden, passt die Optik. Die hier sind allerdings leichter:

Ganze 250 Gramm für vorne und hinten, dank Titan in allen Bolzen und Schrauben. Die alte Dura Ace wog 340 Gramm. So sieht es jetzt ein wenig klassischer aus, ist leichter und nicht mehr ganz so martialisch von der Anmutung her, auch wenn die Bremsen in der Realität runtergehungert und an die Grenzen der Zumutbarkeit entwickelt wurden. Harmlose Äusserlichkeit, aber ein Nichts in Sachen Schwerkraft. Ob sie bremsen? Das sehe ich, wenn besseres Wetter kommt. Schneller macht es das Rad natürlich kaum. Allerdings habe ich mir zur Abhängung anderer Radler noch einen Griff in die Mottenkiste der psychologischen Kriegsführung erlaubt:

Es ist nicht nur ein Retrotrikot, es hat auch viele ungesunde Sachen zum Essen aufgedruckt. Wer immer mich nachfährt, wird Shakes und Hamburger vor sich sehen, Hunger bekommen, an Essen denken, die übersäuerten Muskeln fühlen und demoralisiert, wenn wir an einem Gasthof vorbeikommen. Jetzt Pommes, fett und glänzend... eine ungesunde Brause... eine lappriges Brot mit Fleisch und Mayonaise... was dem Igel der Stachel, ist mir der Stachel im schwachen Fleisch der anderen. So wird Hinterradlutschen zur Qual, fast so, als wäre man als Journalist einem Hoax aufgesessen, was besonders blöd ist, wenn man vorher noch über andere hergezogen ist.
Trotzdem ist dieser Trend nicht aufzuhalten, und macht auch vor modernster Technik nicht Halt. Campagnolo hat sich am Hinterrad vor ein paar Jahren von den schweren Doppelgelenkbremsen verabschiedet, und baut jetzt wieder zerklüftete Bremsen, die zu den alten Entwürfen der 7oern mit ihren Ausfräsungen bestens passen könnten. Früher bohrte man Löcher, heute heisst es Skeleton Design. Die Entwicklung verläuft in Kreisen, mag mir scheinen, mal ganz abgesehen davon, dass auch, wie bei mir, Dura Ace Bremsen so gut wie alte Modolos ziehen, wenn der Gummi ein wenig verbraucht ist. Und nachdem ich ohnehin eigentlich Mavicbremsen an meinem Votec passend hzur Schaltung wollte, und die nicht zu bekommen sind, beschaffte ich mir Dia Compe Bremsen. Mit einem klassischen Gelenk in der Mitte. Nachdem auch Mavicbremsen bei Dia Compe hergestellt werden, passt die Optik. Die hier sind allerdings leichter:

Ganze 250 Gramm für vorne und hinten, dank Titan in allen Bolzen und Schrauben. Die alte Dura Ace wog 340 Gramm. So sieht es jetzt ein wenig klassischer aus, ist leichter und nicht mehr ganz so martialisch von der Anmutung her, auch wenn die Bremsen in der Realität runtergehungert und an die Grenzen der Zumutbarkeit entwickelt wurden. Harmlose Äusserlichkeit, aber ein Nichts in Sachen Schwerkraft. Ob sie bremsen? Das sehe ich, wenn besseres Wetter kommt. Schneller macht es das Rad natürlich kaum. Allerdings habe ich mir zur Abhängung anderer Radler noch einen Griff in die Mottenkiste der psychologischen Kriegsführung erlaubt:

Es ist nicht nur ein Retrotrikot, es hat auch viele ungesunde Sachen zum Essen aufgedruckt. Wer immer mich nachfährt, wird Shakes und Hamburger vor sich sehen, Hunger bekommen, an Essen denken, die übersäuerten Muskeln fühlen und demoralisiert, wenn wir an einem Gasthof vorbeikommen. Jetzt Pommes, fett und glänzend... eine ungesunde Brause... eine lappriges Brot mit Fleisch und Mayonaise... was dem Igel der Stachel, ist mir der Stachel im schwachen Fleisch der anderen. So wird Hinterradlutschen zur Qual, fast so, als wäre man als Journalist einem Hoax aufgesessen, was besonders blöd ist, wenn man vorher noch über andere hergezogen ist.
donalphons, 17:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 5. August 2010
Adieu Bildschirm
Eigentlich geht es um nichts. Es ist auch nicht so, dass ich mir noch etwas beweisen müsste, dafür gab es für meine Profibloggerei, von der ich nie gedacht hätte, dass sie in Deutschland Erfolg haben könnte, im letzten Jahr zu viel Leserschaft, Kommentare, Lob und Abwerbeversuche. Es war ein seltsames Gefühl, das trotz der eigenen Unsicherheit zu versuchen, im Wissen, dass da draussen Dutzende von Leuten und ihre schleimigen Umfelder sitzen, die nur darauf warten, dass ich versage. Das wäre ein Spass gewesen! Na, wenigstens kam dann, als man lang genug vergeblich gewartet hatte, der Michael Seemann bei der FAZ. Das fanden diese Kreise prima. Was haben sie gelacht. Was haben sie getobt, als sich Seemann als Internetguru mit Bilderklau und Shitstormversuch wieder rausbombte. Und nun schon wieder ich, mit einem Blog über das Internet und Ähnliches, bei dem ich eigentlich nur ein-, zweimal im Monat etwas schreibe. Ein Blog, das nicht dem deutschen Nerdtum in die hinteren Dönerrestausgänge kriechen will.Das kann ja nichts werden, kotzte es aus den bekannten Ecken.

Es ist nicht so, dass ich Zweifel daran hatte. Aber natürlich klebe ich die ersten Tage am Netz und schaue genau, was passiert, wie es sich entwickelt, ob es gut läuft. Es ist schön, wenn man nach Kommentar No. 204 dann auf solche anonymen Perlen der sehr, sehr deutschen Blogkommunikation stösst:
"Der eitle Don Alphonso war immer schon der quälend langweilige Blindtextschwafler vor dem Herrn. Man versteht nicht, wieso der derart überbewertet wird. Seine hirnwichsenden Kommentatoren sind wahrscheinlich angeheuerte Lohnschreiber."
Diese völlige Unfähigkeit zu verstehen, die Ignoranz gegenüber einer Leistung, die man nicht schätzt, die Dummheit, das Pinschertum - hätte ich das nur früher gelesen, hätte ich über die Liebesgrüsse aus dem Slum Berlin vielleicht gelacht. So unwissend aber hatte ich zwischendrin etwas Leerlauf und begann, über die bekannte Bucht mein ohnehin schon recht passables, aber moppliges Colnago aufzurüsten.

Da war etwa der nicht originale, peinlicherweise höhenverstellbare und 270 Gramm schwere Vorbau. Der ist nun gegen ein 140 Gramm schweres Stück ausgetauscht worden. Alte Lenker ermüden und sind deshalb ein Risikofaktor, und so wird der 390 Gramm schwere Modolo einem 225 Gramm leichten ITM Super Italia weichen. Schon immer wollte ich eine Recordkurbel haben - und siehe da, man zahlt für deren letzte Aluversion für Vierkantinnenlager von 2004 relativ wenig, 60 Gramm leichter ist sie auch. Die Pedale habe ich schon ausgetauscht, und mit einem leichten Sattel könnte man auch noch etwas machen. Das kleine Problem: Der klassische Selle Italia Flite, der es in weiss oder blau einfach sein muss -kostet bei Ebay gebraucht so um die 90 Euro. 30 kostete er Mitte der 90er Jahre bei Versendern. Verrückte Welt.

Grossbild
Aber das tut der Freude über die Stunden jenseits des Rechners keinen Abbruch, Es läuft auch ohne mich, im Guten wie im Gehässigen, es wird sich alles einrenken und finden, und nach ein paar Tagen wird das Sticheln langweilig und die Leser bleiben. Nerddeutschland wird sich weiter über Osilayer, Star Wars Cosplay, WOW-Art und Apps unterhalten, mit denen man auf die Kisten schauen kann, und ich werde über den Jura und durch verschlafene Dörfer jagen, oder vielleicht auch bald wieder über Berge, dann allerdings mit dem Auto.

Mein ehrgeiziges Ziel aber lautet, für jeden Autokilometer einen auf dem Fahrrad zu fahren, aus Gründen der Gerechtigkeit und Achtung vor der Welt. Beim Bergsteigen versuche ich mehr Höhenmeter zu steigen, als ich fahre, hier im Jura geht es eben über die Distanz. Das ist mir wichtig. Das Internet dagegen, das kann man eigentlich nicht ernst nehmen. Höchstens als barocke Komödie, mit ihren Verschwörungstheoretikern und überschnell losschreibenden Langsamdenkern.

Es ist nicht so, dass ich Zweifel daran hatte. Aber natürlich klebe ich die ersten Tage am Netz und schaue genau, was passiert, wie es sich entwickelt, ob es gut läuft. Es ist schön, wenn man nach Kommentar No. 204 dann auf solche anonymen Perlen der sehr, sehr deutschen Blogkommunikation stösst:
"Der eitle Don Alphonso war immer schon der quälend langweilige Blindtextschwafler vor dem Herrn. Man versteht nicht, wieso der derart überbewertet wird. Seine hirnwichsenden Kommentatoren sind wahrscheinlich angeheuerte Lohnschreiber."
Diese völlige Unfähigkeit zu verstehen, die Ignoranz gegenüber einer Leistung, die man nicht schätzt, die Dummheit, das Pinschertum - hätte ich das nur früher gelesen, hätte ich über die Liebesgrüsse aus dem Slum Berlin vielleicht gelacht. So unwissend aber hatte ich zwischendrin etwas Leerlauf und begann, über die bekannte Bucht mein ohnehin schon recht passables, aber moppliges Colnago aufzurüsten.

Da war etwa der nicht originale, peinlicherweise höhenverstellbare und 270 Gramm schwere Vorbau. Der ist nun gegen ein 140 Gramm schweres Stück ausgetauscht worden. Alte Lenker ermüden und sind deshalb ein Risikofaktor, und so wird der 390 Gramm schwere Modolo einem 225 Gramm leichten ITM Super Italia weichen. Schon immer wollte ich eine Recordkurbel haben - und siehe da, man zahlt für deren letzte Aluversion für Vierkantinnenlager von 2004 relativ wenig, 60 Gramm leichter ist sie auch. Die Pedale habe ich schon ausgetauscht, und mit einem leichten Sattel könnte man auch noch etwas machen. Das kleine Problem: Der klassische Selle Italia Flite, der es in weiss oder blau einfach sein muss -kostet bei Ebay gebraucht so um die 90 Euro. 30 kostete er Mitte der 90er Jahre bei Versendern. Verrückte Welt.

Grossbild
Aber das tut der Freude über die Stunden jenseits des Rechners keinen Abbruch, Es läuft auch ohne mich, im Guten wie im Gehässigen, es wird sich alles einrenken und finden, und nach ein paar Tagen wird das Sticheln langweilig und die Leser bleiben. Nerddeutschland wird sich weiter über Osilayer, Star Wars Cosplay, WOW-Art und Apps unterhalten, mit denen man auf die Kisten schauen kann, und ich werde über den Jura und durch verschlafene Dörfer jagen, oder vielleicht auch bald wieder über Berge, dann allerdings mit dem Auto.

Mein ehrgeiziges Ziel aber lautet, für jeden Autokilometer einen auf dem Fahrrad zu fahren, aus Gründen der Gerechtigkeit und Achtung vor der Welt. Beim Bergsteigen versuche ich mehr Höhenmeter zu steigen, als ich fahre, hier im Jura geht es eben über die Distanz. Das ist mir wichtig. Das Internet dagegen, das kann man eigentlich nicht ernst nehmen. Höchstens als barocke Komödie, mit ihren Verschwörungstheoretikern und überschnell losschreibenden Langsamdenkern.
donalphons, 01:54h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 4. August 2010
Der Hinterradlutscher
Es wurde dann doch noch ein spannender Abend. Normalerweise fahre ich meinen eigenen Stil, aber diesmal wurde das bei der Heimfahrt von einem überraschenden Unwetter verhindet. Was insofern etwas unerfreulich war, als ich auf der Hinfahrt im starken Gegenwind auch schon unangenehme Gesellschaft hatte: Den Hinterradlutscher.

Fairerweise muss man sagen, dass übermittelalte Männer natürlich auf Halbrennern nicht ganz so schnell können. Fairerweise muss man auch sagen, dass es praktisch keinen Sinn macht, wenn sich zwei am gleichen Gegenwind abarbeiten, und man sich die Arbeit durchaus teilen kann. Fairerweise muss man sagen, dass ich so nett war, ihn nicht in Grund und Boden zu fahren, indem ich mich heranpirsche und dann beim Übererholen auf Höchstgeschwindigkeit gehe. Und fairerweise muss ich auch sagen, dass ich mir die ersten paar Kilometer nichts dabei dachte, ihn mitzunehmen, nachdem ich ihn nicht allzu schnell und nicht demütigend überholt habe. Wenn man so will: Ich habe ihn quasi dazu eingeladen, ich habe es ermöglicht.
Aber nach ein paar Kilometern fragt man sich schon, was da eigentlich an einem dranhängt. Und es ist nicht gerade nett, wenn man sich umschaut und grüsst, ein höhnisches "du kannst mir nicht davonfahren"-Lächeln zu bekommen. Ich bin dann etwas langsamer gefahren, vielleicht wollte er ja auch mal neben mich ziehen, oder ein paar Worte wechseln, oder führen. Nach zwei Kilometern klebte er immer noch an meinem Hinterrad. Ich fuhr noch etwas langsamer, als eine Steigung kam, damit es nicht ganz so auffällig wirkte. Er klebte weiterhin, und als ich mich nochmal umdrehte, kam wieder nur dieses "mach Dich ruhig krumm, Du dumnme Sau, ich bleib dran"-Grinsen. Es ist nicht gerade angenehm, bei Gegenwind und einer längeren Hatz am Berg anzutreten, aber daraufhin trat ich nochmal richtig rein und hängte ihn ab. Meter für Meter. Zäher Bursche. Asoziale, die sich von anderen die Arbeit machen lassen und glauben, dahinter eine ruhige Kugel schieben zu können, sind oft zäh. Aber nicht zäh genug. Als ich dann um die 15 Meter Vorsprung hatte, schaute ich mich nochmal um. Er war erkennbar sauer, von nun an alleine weiterfahren zu müssen.

Der Hügel wurde flacher, der Vorsprung wuchs, er versuchte nochmal ranzukommen, aber dafür reichte es dann doch nicht. Ich denke, was in ihm vorging, kann man recht gut mit dem Hass vergleichen, den manche empfinden, wenn sie beruflich am schmarotzen gehiundert werden, wenn man ihrer Dreistigkeit offen entgegen tritt und sagt, dass man ihre Hinterfotzigkeit nicht zu tolerieren gedenkt. Der Hinterradlutscher ist der mieseste aller Radler gleich nach dem Antreter, wenn ein anderer stürzt, aber das eine schliesst das andere nicht aus. Man tut gut daran, schnell reinzutreten und davonzufahren, wenn sich das im Windschatten ansammelt. Und man lädt es besser erst gar nicht ein, sonst bereut man es später. Oder lacht, wenn es kläffend zurück bleibt.

Da war mir das Unwetter, gross, stoisch, mächtig und gnadenlos, als Gegner sehr viel lieber. Es ist, wie es ist, es ist schnell, aber man hat eine gerechte Chance, und wenn man rechtzeitig daheim ist, muss man es nicht fürchten. Es ist ein würdiger Gegner, den man über eine Tarte hinweg lobpreisen kann.
Der Hinterradlutscher dagegen war vermutlich nicht schnell genug.

Fairerweise muss man sagen, dass übermittelalte Männer natürlich auf Halbrennern nicht ganz so schnell können. Fairerweise muss man auch sagen, dass es praktisch keinen Sinn macht, wenn sich zwei am gleichen Gegenwind abarbeiten, und man sich die Arbeit durchaus teilen kann. Fairerweise muss man sagen, dass ich so nett war, ihn nicht in Grund und Boden zu fahren, indem ich mich heranpirsche und dann beim Übererholen auf Höchstgeschwindigkeit gehe. Und fairerweise muss ich auch sagen, dass ich mir die ersten paar Kilometer nichts dabei dachte, ihn mitzunehmen, nachdem ich ihn nicht allzu schnell und nicht demütigend überholt habe. Wenn man so will: Ich habe ihn quasi dazu eingeladen, ich habe es ermöglicht.

Aber nach ein paar Kilometern fragt man sich schon, was da eigentlich an einem dranhängt. Und es ist nicht gerade nett, wenn man sich umschaut und grüsst, ein höhnisches "du kannst mir nicht davonfahren"-Lächeln zu bekommen. Ich bin dann etwas langsamer gefahren, vielleicht wollte er ja auch mal neben mich ziehen, oder ein paar Worte wechseln, oder führen. Nach zwei Kilometern klebte er immer noch an meinem Hinterrad. Ich fuhr noch etwas langsamer, als eine Steigung kam, damit es nicht ganz so auffällig wirkte. Er klebte weiterhin, und als ich mich nochmal umdrehte, kam wieder nur dieses "mach Dich ruhig krumm, Du dumnme Sau, ich bleib dran"-Grinsen. Es ist nicht gerade angenehm, bei Gegenwind und einer längeren Hatz am Berg anzutreten, aber daraufhin trat ich nochmal richtig rein und hängte ihn ab. Meter für Meter. Zäher Bursche. Asoziale, die sich von anderen die Arbeit machen lassen und glauben, dahinter eine ruhige Kugel schieben zu können, sind oft zäh. Aber nicht zäh genug. Als ich dann um die 15 Meter Vorsprung hatte, schaute ich mich nochmal um. Er war erkennbar sauer, von nun an alleine weiterfahren zu müssen.

Der Hügel wurde flacher, der Vorsprung wuchs, er versuchte nochmal ranzukommen, aber dafür reichte es dann doch nicht. Ich denke, was in ihm vorging, kann man recht gut mit dem Hass vergleichen, den manche empfinden, wenn sie beruflich am schmarotzen gehiundert werden, wenn man ihrer Dreistigkeit offen entgegen tritt und sagt, dass man ihre Hinterfotzigkeit nicht zu tolerieren gedenkt. Der Hinterradlutscher ist der mieseste aller Radler gleich nach dem Antreter, wenn ein anderer stürzt, aber das eine schliesst das andere nicht aus. Man tut gut daran, schnell reinzutreten und davonzufahren, wenn sich das im Windschatten ansammelt. Und man lädt es besser erst gar nicht ein, sonst bereut man es später. Oder lacht, wenn es kläffend zurück bleibt.

Da war mir das Unwetter, gross, stoisch, mächtig und gnadenlos, als Gegner sehr viel lieber. Es ist, wie es ist, es ist schnell, aber man hat eine gerechte Chance, und wenn man rechtzeitig daheim ist, muss man es nicht fürchten. Es ist ein würdiger Gegner, den man über eine Tarte hinweg lobpreisen kann.
Der Hinterradlutscher dagegen war vermutlich nicht schnell genug.
donalphons, 01:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 3. August 2010
Nostalgie
Ich persönlich finde es ja nett, wenn Fahrräder nicht nur schnell sind, sondern auch Blechschilder haben. Ein Blechschild steht für lange Zeit der benutzung, unterlackierte Aufkleber dagegen können schnell verschwinden. Aufkleber zerkratzen, Blechschilder bekommen Patina. Kein Wunder, dass meine neueste Erwerbung, dürr gehungert und angespannt, wie sie ist, nur zwei Namenszüge trägt. Und kein Blechschild. Aber es gibt zum Glück Flohmärkte, dort wiederum Kruschkisten, und darin ab und zu alte Blechschilder. Mit einem V. V wie Votec, V wie Victoria.

Ich schreibe es diesen 5 Gramm und weniger meinem Gewicht zu, dass die wenigen Speichen der Auerolaufräder massiv knacken, deshalb habe ich sie auch gegen einen Satz robuste Räder mit 32 Speichen ausgetauscht. Es ist tatsächlich ein kleiner Unterschied, aber ich denke mir, wenn ich erst mal zwei bis vier Kilo abtrainiert habe, kann ich wieder auf die besseren Räder umsteigen. Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wenn ich weiterhin jeden Tag im Schnitt 30 Kilometer fahre, sollte es möglich sein.

Ansonsten dachte ich, es ist an der Zeit, mal wieder neue Rennradbekleidung zu kaufen - was ich habe, ist fast schon "retro" und, so scheint mir, eingelaufen. Das wollte ich schon bei der vorletzten Reise am Brenner tun, weil dort ein entsprechendes und legendäres Geschäft ist, das alle Teamtrikots führt. Aber seit damals vor 10 Jahren sind die Preise enorm in die Höhe gegangen, und es war gar nicht mehr billig - da kann ich genauso im Fachhandel einkaufen, dachte ich. Das habe ich dann auch versucht. Erst in Italien, dann in Deutschland. In meiner Jugend waren die Teamtrikots noch subventioniert, Hose und Trikot kosteten 50 Mark, heute sind sie einfach nur teuer, mit Fanzuschlag. Am Brenner, Ehre wem Ehre gebührt, immer noch billiger als andernorts. Nur: Ich bin nun wirklich nicht arm, aber für einen werbeversauten, inzwischen längst in Rumänien oder China zusammengenähten Plastikfetzen 70 Euro ausgeben? Ohne Hose?

Da ist Abnehmen in die alte Gewichtsklasse immer noch billiger und besser.

Ich schreibe es diesen 5 Gramm und weniger meinem Gewicht zu, dass die wenigen Speichen der Auerolaufräder massiv knacken, deshalb habe ich sie auch gegen einen Satz robuste Räder mit 32 Speichen ausgetauscht. Es ist tatsächlich ein kleiner Unterschied, aber ich denke mir, wenn ich erst mal zwei bis vier Kilo abtrainiert habe, kann ich wieder auf die besseren Räder umsteigen. Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wenn ich weiterhin jeden Tag im Schnitt 30 Kilometer fahre, sollte es möglich sein.

Ansonsten dachte ich, es ist an der Zeit, mal wieder neue Rennradbekleidung zu kaufen - was ich habe, ist fast schon "retro" und, so scheint mir, eingelaufen. Das wollte ich schon bei der vorletzten Reise am Brenner tun, weil dort ein entsprechendes und legendäres Geschäft ist, das alle Teamtrikots führt. Aber seit damals vor 10 Jahren sind die Preise enorm in die Höhe gegangen, und es war gar nicht mehr billig - da kann ich genauso im Fachhandel einkaufen, dachte ich. Das habe ich dann auch versucht. Erst in Italien, dann in Deutschland. In meiner Jugend waren die Teamtrikots noch subventioniert, Hose und Trikot kosteten 50 Mark, heute sind sie einfach nur teuer, mit Fanzuschlag. Am Brenner, Ehre wem Ehre gebührt, immer noch billiger als andernorts. Nur: Ich bin nun wirklich nicht arm, aber für einen werbeversauten, inzwischen längst in Rumänien oder China zusammengenähten Plastikfetzen 70 Euro ausgeben? Ohne Hose?

Da ist Abnehmen in die alte Gewichtsklasse immer noch billiger und besser.
donalphons, 01:53h
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Fashismton Post
Wer noch weitere Beweise brauchte, dass konservativ in den USA dort steht, wo hierzulande die Grenze zum braunen Dreck verläuft, und reaktionär dort, wo man wahlsweise den Verfassungsschutz oder den Psychiater anrufen sollte - der sollte heute in der angeblich nur "konservativen" Washington Post mal den Kommentar von Marc Thiessen lesen, in dem Wikileaks als kriminelles Unternehmen bezeichnet wird, als Bruch des amerikanischen Paranoiagesetzes gegen "Spionage" und als Unterstützung von Terrorismuis. Es gab zwar auch in Deutschland schon ein paar muffige Kniebiesler der Informationsfreiheit in den Medien, aber gerade die WaPo macht sich zum Zäpfchen im blutigen Arsch der CIA, der Todesschwadronen und Mörder in den Helikopter, die der Idee von Freiheit genau jene Würde rauben, die Wikileaks trotz der Repressionsmassnahmen der unter Obama wie eh und je operierenden Schergen zumindest teilweise zurückgibt. Hörige Büttel wie Thiessen sind der beste Grund, warum es Wikileaks geben muss: Weil das System, das es ersetzen kann, korrupt, feige und voller Verräter an den Lesern ist.
donalphons, 23:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 2. August 2010
Weltvermarktet
Es gibt so Tage, da würde ich am liebsten gleich wieder die Tür zumachen und töpfern lernen wollen. Das sind die Tage, wenn die Zukunft gross und geschmacklos vor meiner Tür steht, denn das ist es, was kommen wird: Immer grössere Autos und immer miesere IT-Kraken.

Und es wird kein Spass, wenn man in China auf diesem Weg voranschreitet, während man in Amerika längst wieder alten Untugenden nachgeht. Man liest ja viel über die Gier das Bankster, aber der typische Amerikaner hat die Krise auch nicht zum Anlass genommen, etwas umzudenken. Auch nicht die Ölpest. Auch nicht die braune Pest bei Murdochs Gossensendern. Auch nicht das Fiasko im Mittleren Osten. Auch nicht die drohendes Doppelrezession und die Abhängigkeit von China. Auch nicht die immer noch miesen Hausverkäufe, an denen alles, auch die Weltwirtschaft, hängt - und sage bitte niemand "China", die haben ihre eigene Immobilienblase. Auch nicht Wikileaks und Datenskandale bei Google, Facebook und Apple. Da bin ich wirklich dankbar, dass es in Deutschland noch Kräfte in der Politik gibt, die zumindest in Sachen Datenschutz nicht den Asozialen in Berlin nachplappern, die Datenschutz als Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit begreifen.
Aber das ist nur ein kleiner Trost, wenn ich zudem lesen muss, dass es meinem bevorzugten Stofffabrikanten in Biella schlecht geht. So etwas trägt man natürlich nicht, wenn man Hummer fährt und Apple nutzt.

Und es wird kein Spass, wenn man in China auf diesem Weg voranschreitet, während man in Amerika längst wieder alten Untugenden nachgeht. Man liest ja viel über die Gier das Bankster, aber der typische Amerikaner hat die Krise auch nicht zum Anlass genommen, etwas umzudenken. Auch nicht die Ölpest. Auch nicht die braune Pest bei Murdochs Gossensendern. Auch nicht das Fiasko im Mittleren Osten. Auch nicht die drohendes Doppelrezession und die Abhängigkeit von China. Auch nicht die immer noch miesen Hausverkäufe, an denen alles, auch die Weltwirtschaft, hängt - und sage bitte niemand "China", die haben ihre eigene Immobilienblase. Auch nicht Wikileaks und Datenskandale bei Google, Facebook und Apple. Da bin ich wirklich dankbar, dass es in Deutschland noch Kräfte in der Politik gibt, die zumindest in Sachen Datenschutz nicht den Asozialen in Berlin nachplappern, die Datenschutz als Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit begreifen.
Aber das ist nur ein kleiner Trost, wenn ich zudem lesen muss, dass es meinem bevorzugten Stofffabrikanten in Biella schlecht geht. So etwas trägt man natürlich nicht, wenn man Hummer fährt und Apple nutzt.
donalphons, 01:45h
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Geld mag bunt
Manche Veränderungen fallen einem erst auf, wenn man mit der Nase darauf gestossen wird. Früher war meine Altstadt eher trist und grau, heute ist sie knallbunt und hebt sich von den Neubauvierteln in ihrem Weiss deutlich, überdeutlich ab. Anlass genug, darüber etwas zu schreiben (was sich ohnehin anbietet, weil ich hier gerade in Hausdingen verpflichtet bin). In der FAZ.
donalphons, 18:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 1. August 2010
Ein viertel Jahrhundert später
Als ich nach meinem Abitur die Reise nach Amerika auch noch hinter mich gebracht und begriffen hatte, dass dieses Land absolut nichts für mich ist, brachte ich aus San Francisco einen schweren Jet Lag mit. Es war Sommer. Und ich wachte jeden Tag noch vor Sonnenaufgang auf. Ich laborierte wochenlang daran herum, und weil ich ohnehin nichts anderes zu tun hatte und der Studienbeginn noch fern war, schwang ich mich jeden morgen auf das Rennrad und fuhr eine Tour mit 60 Kilometern ins Altmühltal Mit allem Drum und Dran dauerte das zwischen 2 und 2,5 Stunden. Dann gab es Frühstück. Im Herbst blieb ich sogar ein paar Mal unter zwei Stunden, was ziemlich schnell war. Heute, 24 Jahre und nicht ganz so viele Kilo mehr am Körper später, war ich am Einstieg zu meiner alten Strecke auf Aussentermin.

Und dachte mir so: Probieren wir es. Schliesslich ist auch die Technik weiter, das alte KTM wog 10,5 Kilo, das Votec 7,7, das sollte helfen. Das Wetter war perfekt, es war überraschend wenig los, und die Strecke war so wie früher: Wellig und abwechslungsreich, noch nicht durch Ortsumgehungen verschandelt, die Dörfer sind etwas gewachsen und es sind mehr Marterl in den Kurven, aber es ist immer noch die gleiche schöne Strecke über Seitenstrassen und Jurahöhen hinunter ins Altmühltal.
Aber schon an den ersten Steigungen... früher war es wie Achterbahnfahren, mit Karacho den Berg hinunter und die nächste Kuppe im Stehen genommen. Nach einer Weile weiss man genau, wie schnell man sein muss, damit man wieder nach oben fliegen kann. Heute bin ich dank des Untersatzes sicher noch schneller, aber es reicht nicht mehr die Hügel hinauf. Die Hälfte geht immer, aber zur Spitze hin, wenn die Steigung lang ist, krieche ich dann. An keiner Stelle unter 10 km/h, aber es ist nicht mehr der rasante Ritt über Berg und Tal, sondern eher von Berg zur Qual. Und das geht auch auf die Zeit und die Muskeln.

Immerhin sind am Hinterrad zwei grosse Ritzel, die ich an keiner Stelle bemühen musste, auch nicht am langen, elend langen Anstieg hoch auf die letzte Jurakuppe. Ein paar Minuten später musste ich dann aber die Bremsen bemühen. Statt des üblichen Schmatzen kam ein Knirschen, statt der Bremsleistung ziemlich wenig Entschleunigung. Shimano hat die Bremsschuhe so konstruiert, dass Plastikschrauben auf der Innenseite der Schuhe ab einer gewissen Abnutzung der Bremsbeläge an der Felge aufsitzen. Das bremst dann eher bescheiden, und wenn man in das Schambachtal hinuntersaust... nicht die 18% vom letzten Mal, aber 15% sind auch nicht ohne, und man merkt das erst, wenn man richtig hart bremst. Ich würde mir wünschen, die Erfinder dieser Konstruktion, die wie ein Abendessen mit Lobo*, Niggemeier und Turi gefallen kann, auch mal diese Erfahrung machen würden - unten kommt abrupt eine Vorfahrtsstrasse, und das Gefälle bleibt bis zu diesem Punkt erhalten. An dem Punkt zückte ich dann ein Messer und schnitt die Plastikschrauben ab. Kann sein, dass die Beläge nicht mehr rausgehen, aber das ist mir egal: Das Zeug bleibt nicht an meinem Rad. Die Modolobremsen am KTM waren auch eher zur Optik verbaut, aber damals war alles noch schlechter, und man wusste, dass man auf Selbstmordgeräten sass. Heute hat man das angeblich beste System der Welt, und rauscht knirschend mit Tempo 40 in die Kreuzung. Da kommen so schnell wie möglich Campagnolobremsen dran.

Ach ja, Kipfenberg. Der Weg von Schambach nach Kipfenberg führt an den Restaurants meiner Kindheit vorbei, aber dort halten würde nun nicht nur den Schnitt, sondern auch die Figur versauen. Also weiter, immer weiter, wieder die Juraanhöhen hinauf, durch verwinkelte Dörfer und dann hinunter ins Donautal. 3 Stunden, sagt die Uhr. Das ist ein 20er-Schnitt mit allen Zwischenstops, früher haben Bremsen funktioniert und ich hatte kein Blog zu bebildern, aber: Das ist nicht gut. Noch weniger gut ist mein doch ziemlich erschöpfter Zustand. Gut gehalten, sagen manche, wenn sie mich nach langer Zeit wieder sehen. Nicht wirklich, muss ich sagen.
Und dass andere in meinem Alter vermutlich nicht mal mehr zum Bäcker radeln könnten, ist auch kein Trost. Das muss besser werden.
*dass ich mal im direkten Vergleich zwischen "Blogger" und CSU-Ministerin nicht letztere für komplette 100% der bescheuerten Aussagen, kindischen Faseleien und debilen Albernheiten zum Thema Internet verantwortlich sehen würde, hätte ich auch nicht gedacht, aber das hat man davon, wenn führende Gestalten der Szene zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Pleitier den falschen Werbevermarkter gründen.

Und dachte mir so: Probieren wir es. Schliesslich ist auch die Technik weiter, das alte KTM wog 10,5 Kilo, das Votec 7,7, das sollte helfen. Das Wetter war perfekt, es war überraschend wenig los, und die Strecke war so wie früher: Wellig und abwechslungsreich, noch nicht durch Ortsumgehungen verschandelt, die Dörfer sind etwas gewachsen und es sind mehr Marterl in den Kurven, aber es ist immer noch die gleiche schöne Strecke über Seitenstrassen und Jurahöhen hinunter ins Altmühltal.
Aber schon an den ersten Steigungen... früher war es wie Achterbahnfahren, mit Karacho den Berg hinunter und die nächste Kuppe im Stehen genommen. Nach einer Weile weiss man genau, wie schnell man sein muss, damit man wieder nach oben fliegen kann. Heute bin ich dank des Untersatzes sicher noch schneller, aber es reicht nicht mehr die Hügel hinauf. Die Hälfte geht immer, aber zur Spitze hin, wenn die Steigung lang ist, krieche ich dann. An keiner Stelle unter 10 km/h, aber es ist nicht mehr der rasante Ritt über Berg und Tal, sondern eher von Berg zur Qual. Und das geht auch auf die Zeit und die Muskeln.

Immerhin sind am Hinterrad zwei grosse Ritzel, die ich an keiner Stelle bemühen musste, auch nicht am langen, elend langen Anstieg hoch auf die letzte Jurakuppe. Ein paar Minuten später musste ich dann aber die Bremsen bemühen. Statt des üblichen Schmatzen kam ein Knirschen, statt der Bremsleistung ziemlich wenig Entschleunigung. Shimano hat die Bremsschuhe so konstruiert, dass Plastikschrauben auf der Innenseite der Schuhe ab einer gewissen Abnutzung der Bremsbeläge an der Felge aufsitzen. Das bremst dann eher bescheiden, und wenn man in das Schambachtal hinuntersaust... nicht die 18% vom letzten Mal, aber 15% sind auch nicht ohne, und man merkt das erst, wenn man richtig hart bremst. Ich würde mir wünschen, die Erfinder dieser Konstruktion, die wie ein Abendessen mit Lobo*, Niggemeier und Turi gefallen kann, auch mal diese Erfahrung machen würden - unten kommt abrupt eine Vorfahrtsstrasse, und das Gefälle bleibt bis zu diesem Punkt erhalten. An dem Punkt zückte ich dann ein Messer und schnitt die Plastikschrauben ab. Kann sein, dass die Beläge nicht mehr rausgehen, aber das ist mir egal: Das Zeug bleibt nicht an meinem Rad. Die Modolobremsen am KTM waren auch eher zur Optik verbaut, aber damals war alles noch schlechter, und man wusste, dass man auf Selbstmordgeräten sass. Heute hat man das angeblich beste System der Welt, und rauscht knirschend mit Tempo 40 in die Kreuzung. Da kommen so schnell wie möglich Campagnolobremsen dran.

Ach ja, Kipfenberg. Der Weg von Schambach nach Kipfenberg führt an den Restaurants meiner Kindheit vorbei, aber dort halten würde nun nicht nur den Schnitt, sondern auch die Figur versauen. Also weiter, immer weiter, wieder die Juraanhöhen hinauf, durch verwinkelte Dörfer und dann hinunter ins Donautal. 3 Stunden, sagt die Uhr. Das ist ein 20er-Schnitt mit allen Zwischenstops, früher haben Bremsen funktioniert und ich hatte kein Blog zu bebildern, aber: Das ist nicht gut. Noch weniger gut ist mein doch ziemlich erschöpfter Zustand. Gut gehalten, sagen manche, wenn sie mich nach langer Zeit wieder sehen. Nicht wirklich, muss ich sagen.
Und dass andere in meinem Alter vermutlich nicht mal mehr zum Bäcker radeln könnten, ist auch kein Trost. Das muss besser werden.
*dass ich mal im direkten Vergleich zwischen "Blogger" und CSU-Ministerin nicht letztere für komplette 100% der bescheuerten Aussagen, kindischen Faseleien und debilen Albernheiten zum Thema Internet verantwortlich sehen würde, hätte ich auch nicht gedacht, aber das hat man davon, wenn führende Gestalten der Szene zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Pleitier den falschen Werbevermarkter gründen.
donalphons, 01:43h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. Juli 2010
Es grollt im Internet
Es ist einer der Tage, den manche nicht schätzen werden, weil Konkurrenz das Geschäft nur für manche belebt und für andere verkleinert - aber nach anderthalb Jahren und 31000 Kommentaren war es bei der FAZ einfach mal an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Ein Multiautorenblog über Internet, Computer, Menschen und Gesellschaft. Mit dabei bei dieser kleinen, nicht zu ernsten Barockoper ist unter anderem Malte Welding und andere, die sich vielleicht irgendwann zu erkennen geben. Hier geht es los:
http://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2010/07/30/das-neue-internet-und-die-alten-toten-eliten.aspx
Ich werde da allersings nur sporadisch Rezitative vortragen, die grossen Arien singen die anderen.
(Und das war einer der Gründe, warum ich in den letzten Tagen so unter Druck stand. Einer, und vielleicht auch der Schönste.)
http://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2010/07/30/das-neue-internet-und-die-alten-toten-eliten.aspx
Ich werde da allersings nur sporadisch Rezitative vortragen, die grossen Arien singen die anderen.
(Und das war einer der Gründe, warum ich in den letzten Tagen so unter Druck stand. Einer, und vielleicht auch der Schönste.)
donalphons, 20:33h
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Zukunft
Der technische Fortschritt ist im unten stehenden Bild zu betrachten. Wir sehen drei Systempedale für Fahrräder. Zwei sind zerklüftet und vor allem aus billigem, lackierten Eisen, eines ist aud hochglänzendem Aluminium. Zwei sehen aus wie kaputte Maschinen, eines ist elegant. Zwei wiegen 100 Gramm mehr als die schlanken, gerade Formen des anderen. Zwei können noch nicht mal an der Längsachse mit der Kurbel verschraubt werden, sondern nur über einen Inbus, den man über den Achsenkopf einführt. Sprich, man wurschtelt zwischen Rahmen und Kurbel rum. Sollte man den Inbuskopf beschädigen, kann man die Kurbel wegwerfen - die Pedale werden nie mehr herausgehen.

Das Pedal oben links braucht zudem einen 8er-Inbus, den so gut wie niemand auf einer Tour dabei hat, bei 6 ist normalerweise Schluss. Man sollte glauben, dass die systempedale links mit ihren kleinen Mechanismen auch weniger aushalten, als das grosse Pedal, und es stimmt. Zudem hat das grosse Pedal Rillenkugellager, während die anderen recht bescheidene und sehr kleine Konuslager besitzen. Es gibt keinen Aspekt, der für die kleinen, schweren, scheusslichen und anfälligen Pedale spricht. Aber die sind die Zukunft. Und das Pedal rechts entspricht einem System, das kaum mehr verwendet und produziert wird. Auslaufsmodell.

Zum Glück fahre ich ein altes Colnago und schraube dran, was mir gefällt. Gerne auch den technischen Rückschritt.
Lustigerweise gibt es aber schon wieder ein neueres System, bei dem die Platten grösser und die Formen glatter werden. Angeblich soll das besser halten. Soso.
In zehn Jahren schaue ich mir das vielleicht auch mal an, aber solange sollten die alten Pedale halten.

Das Pedal oben links braucht zudem einen 8er-Inbus, den so gut wie niemand auf einer Tour dabei hat, bei 6 ist normalerweise Schluss. Man sollte glauben, dass die systempedale links mit ihren kleinen Mechanismen auch weniger aushalten, als das grosse Pedal, und es stimmt. Zudem hat das grosse Pedal Rillenkugellager, während die anderen recht bescheidene und sehr kleine Konuslager besitzen. Es gibt keinen Aspekt, der für die kleinen, schweren, scheusslichen und anfälligen Pedale spricht. Aber die sind die Zukunft. Und das Pedal rechts entspricht einem System, das kaum mehr verwendet und produziert wird. Auslaufsmodell.

Zum Glück fahre ich ein altes Colnago und schraube dran, was mir gefällt. Gerne auch den technischen Rückschritt.

Lustigerweise gibt es aber schon wieder ein neueres System, bei dem die Platten grösser und die Formen glatter werden. Angeblich soll das besser halten. Soso.

In zehn Jahren schaue ich mir das vielleicht auch mal an, aber solange sollten die alten Pedale halten.
donalphons, 20:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 30. Juli 2010
Es dauert eben etwas
Manchmal werde ich gefragt, ob ich Hausmeister bin - und ganz ehrlich, wenn ich ausserhalb des Internets unterwegs bin, gilt meine Hauptsorge mehr dem Haus, in dem ich wohne, als irgendwelchen Blogs. Das mit den Blogs kann schnell vorbei sein, aber so ein Haus, das begleitet man nicht ein Leben lang - das begleitet einen ein Leben sucht sich dann einen anderen, wie es das seit 410 Jahren schon tut.
Vor etwas mehr als einem Zehntel dieser Zeitspanne wurden die ehemaligen Wohnungen- oder sollte man sagen, Verschläge? - für Dienstboten, die damals schon normale Räume waren, zu einer grossen Wohnung zusammengefasst, und mit neuen Böden und Türen zu einer modernen Wohnung gemacht. Daneben ging es auch hinauf in den Speicher, und auch dort wollte man eine Tür haben. Die hatte, weil mit meinen Eltern neue Bewohner kamen, natürlich eine geringe Priorität. Der Handwerker machte also erst die Wohnung, brauchte länger als gedacht, hetzte sich ab, und als der Einzugstermin nahte, war noch nicht mal die wenigstens schon grundierte Wohnungstür gestrichen. Das und die unbehandelte Tür zum Speicher würde er nochnal irgendwann machen, sagte er.
Dann kam dies und jenes dazwischen, da war noch ein Termin und hier wäre es schlecht, sicher doch bald - das Ende vom Lied war irgendwann eine Tapezierung der Türen und das Ableben des Handwerkers. Die Tür zur Wohnung habe ich vor 17 Jahen hergerichtet und gestrichen, aber die Tür zum Speicher...

Die habe ich von den Tapeten befreit. Dann musste ich aber oben erst mal dies und jenes tun, die Wände verputzen und die Hölzer von Farbe befreien, Möbel tragen oder über die Fassade nach oben ziehen, weil die Stiege zu eng war. Es war eine Mordsarbeit und Schlepperei, und als ich dann darin wohnte, endlich, endlich, wollte ich erst mal ausruhen. Dir Tür mache ich irgendwann später.
Später sagte ich mir, dass so eine fleckige Tür mit Tapetenresten der beste Diebesschutz ist, denn niemand vermutet dahinter irgendwas. Ab und an im Baumarkt vor den Farben überlegte ich, ob ich sie nicht doch - und dann vergass ich es wieder. 17 Jahre liegen zwischen dem Abreissen der Tapete und dem heute vollzogenen Reinigen von all den ekelhaften, kleinen Fitzeln.
Ich bin aber fest entschlossen, die Tür heute zu streichen. Gleich nach diesem Beitrag und einer Radtour und noch was zum Essen, also dann doch morgen. Spätetens. Wobei Holz natur ist auch nett, also, am Samstag reicht immer noch, ausserdem muss der Pinsel noch trocknen.
Vor etwas mehr als einem Zehntel dieser Zeitspanne wurden die ehemaligen Wohnungen- oder sollte man sagen, Verschläge? - für Dienstboten, die damals schon normale Räume waren, zu einer grossen Wohnung zusammengefasst, und mit neuen Böden und Türen zu einer modernen Wohnung gemacht. Daneben ging es auch hinauf in den Speicher, und auch dort wollte man eine Tür haben. Die hatte, weil mit meinen Eltern neue Bewohner kamen, natürlich eine geringe Priorität. Der Handwerker machte also erst die Wohnung, brauchte länger als gedacht, hetzte sich ab, und als der Einzugstermin nahte, war noch nicht mal die wenigstens schon grundierte Wohnungstür gestrichen. Das und die unbehandelte Tür zum Speicher würde er nochnal irgendwann machen, sagte er.
Dann kam dies und jenes dazwischen, da war noch ein Termin und hier wäre es schlecht, sicher doch bald - das Ende vom Lied war irgendwann eine Tapezierung der Türen und das Ableben des Handwerkers. Die Tür zur Wohnung habe ich vor 17 Jahen hergerichtet und gestrichen, aber die Tür zum Speicher...

Die habe ich von den Tapeten befreit. Dann musste ich aber oben erst mal dies und jenes tun, die Wände verputzen und die Hölzer von Farbe befreien, Möbel tragen oder über die Fassade nach oben ziehen, weil die Stiege zu eng war. Es war eine Mordsarbeit und Schlepperei, und als ich dann darin wohnte, endlich, endlich, wollte ich erst mal ausruhen. Dir Tür mache ich irgendwann später.
Später sagte ich mir, dass so eine fleckige Tür mit Tapetenresten der beste Diebesschutz ist, denn niemand vermutet dahinter irgendwas. Ab und an im Baumarkt vor den Farben überlegte ich, ob ich sie nicht doch - und dann vergass ich es wieder. 17 Jahre liegen zwischen dem Abreissen der Tapete und dem heute vollzogenen Reinigen von all den ekelhaften, kleinen Fitzeln.
Ich bin aber fest entschlossen, die Tür heute zu streichen. Gleich nach diesem Beitrag und einer Radtour und noch was zum Essen, also dann doch morgen. Spätetens. Wobei Holz natur ist auch nett, also, am Samstag reicht immer noch, ausserdem muss der Pinsel noch trocknen.
donalphons, 01:24h
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